[F] Regionen/SNCF bestellen zu breite Züge

Alles rund um die Eisenbahnen außerhalb von Deutschland
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Flo_K
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Beitrag von Flo_K »

Leider habe ich kein passendes Sammelthema zu Frankreich gefunden, deswegen spendiere ich mal ein neues, da es in Frankreich zur Zeit offenbar ein neues Aufregerthema gibt. Zwar wird es meines Erachtens etwas hochgekocht, aber in einem Eisenbahnforum ist es vielleicht doch ganz angebracht, darüber zu Berichten.

Es war heute das Aufmacherthema in der Hauptnahrichtensendung Journal 20h im französischen Fernsehen und auch auf vielen Webseiten ist die Meldung zu lesen: die französischen Regionen haben gemeinsam mit der SNCF fast 2.000 neue Züge für das regionale Zugangebot (TER) bestellt. Diese sollen durch größere Ausmaße mehr Komfort bieten. Kostenpunkt knapp 5 Mrd. Euro. Nun hat sich herausgestellt: die neue Züge sind zu breit. Mehrere hundert Bahnhöfe müssen nun angepasst werden, damit die Züge dort künftig verkehren können. Kostenpunkt wohl etwa 50 bis 80 Millionen Euro, die die defizitäre und verschuldete RFF (infrastrukturbetreiber) nun aus ihrem normalen Etat bestreiten wird. Der Grund: Die Abstimmung zwischen Besteller und Infrastrukturbetreiber über die Breite erfolgte auf Basis einer Norm für Bahnsteige in Frankreich. Dumm nur, dass sehr viele Bahnsteige deutlich älter sind, als diese Norm. Noch entsprechen insgesamt 1.300 Stationen in Frankreich nicht dieser Norm.

Leider gibt es bisher nur französische Quellen:
Artikel der Le Monde
Artikel von Le Parisien
Bericht France2

PS: mein französisch ist nicht perfekt. Man sehe es mir nach, sollte ich einige Dinge nicht ganz richtig verstanden und übersetzt haben.
DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

Für alle, deren Französischkenntnisse nicht für die Artikel ausreichen, hier auch ein deutscher Artikel in der SZ dazu.

Hat schon fast etwas von Satire, allerdings frage ich mich, ob das nicht beim Bahnsteigbau durch Berücksichtigung des Lichtraumprofils, das es ja auch nicht erst seit gestern gibt, hätte verhindert werden können. Oder ist das etwa genau das Problem?

Nunja, Kind ist im Brunnen. Vielleicht kann man dem ganzen etwas Positives abgewinnen, immerhin sind da wohl viele Bahnsteige dabei, die wohl ohnehin recht sanierungsbedürftig sind.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Flo_K
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Beitrag von Flo_K »

Wenn das Ganze bei so vielen Bahnhöfen wirklich "nur" 50-80 Mio. Euro kostet, können die nötigen Anpassungen so aufwendig ohnehin nicht sein. Zumal - so wie ich die französischen Artikel verstand - die Bahnsteige so oder so mit dee Zeit hätten erneuert und angepasst werden sollen.
fettesaacka
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Beitrag von fettesaacka »

Diese 2000 Züge, sind die schon alle an die SNCF geliefert worden? Werden die Ingenieure ihre Arbeitsplätze deswegen verlieren?
NJ Transit
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Beitrag von NJ Transit »

fettesaacka @ 21 May 2014, 18:22 hat geschrieben: Diese 2000 Züge, sind die schon alle an die SNCF geliefert worden?
Es sind 1000. Und das ist ein Rahmenvertrag, also von den 1000 kommen noch lang nicht alle, wenn überhaupt. Bislang wurden so 150-200 abgerufen, wenn ich nicht irre.
Werden die Ingenieure ihre Arbeitsplätze deswegen verlieren?

Nein, sie werden standrechtlich füsiliert.
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
Catracho
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Beitrag von Catracho »

NJ Transit @ 21 May 2014, 18:37 hat geschrieben: Nein, sie werden standrechtlich füsiliert.
Bitte ein wenig mehr Ernst.




Wir reden hier von Frankreich, die werden natürlich guillotiniert... :ph34r:

Mfg
Catracho
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146225
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Beitrag von 146225 »

L' étendard sanglant est levé! (wo ich das nur wieder her habe...)
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Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

DumbShitAward @ 21 May 2014, 12:59 hat geschrieben: Hat schon fast etwas von Satire, allerdings frage ich mich, ob das nicht beim Bahnsteigbau durch Berücksichtigung des Lichtraumprofils, das es ja auch nicht erst seit gestern gibt, hätte verhindert werden können. Oder ist das etwa genau das Problem?
Vielleicht hätte man sich mal vorher darüber Gedanken machen sollen, das man in den 70er Jahren viele Bahnsteige gerade im RER Netz in Paris etwas näher ans Gleis gelegt hat, damit der Spalt zwischen Zug und Bahnsteig nicht so groß ist. So sind zum Beispiel die Innenstadtstrecken der C- Linien für alle Fahrzeuge, die UIC Standartmaße haben gesperrt. Und diese neuen Züge entsprechen eben dem UIC Normalprofil. Das kommt davon, wenn Netz und Betrieb aneinander vorbei wursteln. Also genauso wie in Deutschland.
Quelle: Bahnerforum.de - Bahn-News INTERNATIONAL
Catracho
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Beitrag von Catracho »

Nun ja, so richtig die Aussage an sich auch sein mag - das Beispiel mit den Innenstadtstrecken des RER C ist natürlich gerade nicht zutreffend. Auf diesen Strecken werden die neuen Typen schließlich gar nicht eingesetzt. Und gerade bei diesen Abschnitten hätte man mit Sicherheit auch am ehesten vorab an die Einschränkungen gedacht - eine offizielle pauschale Sperrung ist ja schon noch mal was anderes als irgendwelche Modifikationen, die niemand "auf dem Schirm" hat.

Mfg
Catracho
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

fettesaacka @ 21 May 2014, 18:22 hat geschrieben: Werden die Ingenieure ihre Arbeitsplätze deswegen verlieren?
Was können da die Ingenieure dafür?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

http://www.ah-dessinateur.blogspot.be/

Die Belgier haben es auf ihre Art kommentiert.
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