Galaxy @ 16 Feb 2015, 04:03 hat geschrieben:Wie hoch ist eigentlich der Marktanteil der DB am Fernbusmarkt?
13% im Jahr 2014 und damit auf Platz 3.
Fat Hippo @ 14 Feb 2015, 04:20 hat geschrieben:
Was mich doch ein wenig wundert ist die Aggressivität, mit der die Bahnfans gegen die Fernbusse losgehen. Normalerweise dürften die für die Bahn kaum ein Problem darstellen. Von dem was ich bisher bei meiner handvoll Busfahrten gesehen habe, sind die Haupt-Klientel Studenten oder Leute die eine bestimmte Fahrt eh' nur einmal machen. Leute, die den Bus als gelegentliche Alternative zur Bahn nutzen sind in der Unterzahl und bestenfalls würde die Bahn da ein paar Spartickets verlieren und an denen verdient sie ja auch nichts. Die Busse haben eine komplett andere Zielgruppe. Ich verstehe die Aufregung nicht wirklich. :ph34r:
Ich hätte den Einfluss der Fernbusse auf die Bahn vor 2 Jahren auch niedriger eingeschätzt. Aber wenn immer wieder etwas durchsickert, dass von Abschaffung der Bahncards bis Einstellung der IC reicht, scheinen die Auswirkungen doch nicht ganz so unerheblich zu sein, wenn auch die Fahrgastzahlen im SPFV im hochwassergeplagten 2013 etwa gleich geblieben sind und im NV sogar gestiegen sind.
Zumindest meine Kritik an den Fernbussen hat absolut nichts mit Hass zu tun. Ich betone nochmal ausdrücklich, dass ich die Liberalisierung begrüße. Auch wenn der Fernbus für meine persönlichen Verkehrsbedürfnisse eher nicht geeignet ist, gibt es sicher auch Menschen, für die das anders aussieht. Und das sage ich zu einer Verbindung, die ich ziemlich oft fahre und die eigentlich eine gute für den Fernbus wäre: München-Dresden.
Für den Fernbus spricht: Kein längerer Vorlauf nötig, da in beiden Städten ein Fernbushalt vorhanden ist, dafür aber eine katastrophale Bahnverbindung.
Dennoch: Preislich ist der Bus meistens kaum günstiger als die Bahn und braucht 30-60 Minuten länger. Dazu kommt die hohe Verspätungsanfälligkeit durch die A9. Dafür kann man auf die 1-2 Umstiege der Bahn verzichten, was ich persönlich nicht unbedingt als Vorteil sehe. So weh wie nach 6,5h Busfahrt mit nur kurzem Aufstehen in Nürnberg und Chemnitz haben mir die Beine nach keiner Bahnfahrt getan.
Und mal stichprobenmäßig für morgen Dresden-München Fernbuspreise rausgesucht: 12,90 bis 25€, dazu kommt 1 Streifen für Nachlauf in München für 1,30, in Dresden nichts wegen Semesterticket
Bahn wäre einheitlich 21,75€ (mit BC 25) für die komplette Strecke, dazu anteilsmäßig für Jahrespreis der BC weniger als 0,50€
Am Sonntag will ich wieder zurück. Fernbus: 19,99€ bis 29€ jeweils +1,30 für Vorlauf
Bahn einheitlich 21,75€ + 0,xx für BC
Weg von mir, beliebige andere Verbindung. Morgen von Bremen nach Frankfurt, ohne Bahncard.
Fernbus: Einheitlich 21€, Fahrzeit 6h bis 6h 50
Bahn: 59-117€
Fahrzeit: 3h 40 bis 5h 29
Wenn man nun aber von Quakenbrück nach Brandoberndorf will:
Fernbus Bremen-Frankfurt 21€ + 19€ Vorlauf + 11,60€ Nachlauf = 51,60€
Fahrzeit: z.B. von 10:40 Uhr bis 20:31 Uhr macht 9h 51
Bahn: 59-119€
Fahrzeit: 6h 26 bis 7h 26
(Zusammengestellt von busliniensuche.de und Sparpreisfinder, abgerufen etwa 18:30 Uhr, unnötig lange oder umständliche Verbindungen außer Acht gelassen)
Mit Vor- und/oder Nachlauf oder BC sieht der vermeintlich günstige Preis schon wieder anders aus. Deswegen finde ich die Berichterstattung zum Thema Preisvergleich ziemlich verfehlt. Bisher habe ich in diversen Fernsehsendungen zu diesem Thema noch kein einziges Mal einen Vergleich gesehen, der Vor- und Nachlauf oder eine BC berücksichtigt. Dazu werden oft Sparpreise der Busse mit Normalpreisen der Bahn verglichen und völlig außer Acht gelassen, dass nur 8% der Fahrten im FV Normalpreise
ohne Rabatt sind. (S.5)
Und so lange die vermeintlich günstigen Preise bedeuten, dass Busfahrer mit mangelnden Deutschkenntnissen am Steuer sitzen, gegen Lenkzeiten verstoßen wird oder diese nur eingehalten werden können, wenn kein Stau ist, Bustoiletten in den Gully oder in den Wald entleert werden, weil die Infrastruktur fehlt oder um Kosten zu sparen, Busfahrer völlig ohne Ortskenntnis sind und trotz Navi den Weg nicht finden oder Getränkeverkauf im Bus, Reparaturen, Abstellen und Bereitstellen der Busse, Gepäckverladung und Reinigung als Pausenzeit zählen, läuft etwas gewaltig schief. Und dann sollte man sich mal ernsthaft Gedanken machen, woher die günstigen Preise kommen und ob das zielführend ist. Dazu kommt noch die nicht existente Busmaut, sodass jeder mit seinen Steuergeldern dafür bezahlt, damit andere billig mit dem Fernbus fahren können.
Auch bei den Schadstoffemissionen wird gerne getrickst. Wie ich bereits verlinkt hatte, ist die Auslastung bei Fernbus und im SPFV gar nicht mal weit auseinander.
Entenfang @ 12 Feb 2015, 21:26 hat geschrieben:
2013 lag die durchschnittliche Auslastung der Fernbusse bei
55%, im SPFV der DB bei
50,7%.
Dazu kommt noch, dass bei weiterem Ausbau der erneuerbaren Energien oder Streckenelektrifizierungen nochmal erhebliches Einsparpotenzial liegt, dass ich beim Fernbus eher nicht sehe.
Und wenn solche Missstände angeprangert werden, hat das absolut nichts mit Hass auf Verkehrsmittel ohne Schienen zu tun. Hierzuforum wird ja auch über Missstände bei der Eisenbahn diskutiert und die überwiegende Mehrheit wird wohl kaum Bahnhasser sein.
Insofern bleibt mir nur als Fazit zu sagen: Gut, dass die Fernbusse zugelassen sind. Aber nun ist es die Pflicht der Politik, auch für faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen und den Verstößen auch nachzugehen und die Pflicht der Medien, mal über ihre Berichterstattung nachzudenken und nicht das Image Bus-billig, Bahn-teuer kommentarlos zu stärken.