Vorbemerkung: Bei allen tschechischen Namen wurde auf die "Sonderzeichen" verzichtet.
Tag 1
Nach der letzten Prüfung für dieses Semester brauche ich erstmal frische Luft – also wird noch der bunte EC 173 festgehalten. Interessant finde ich besonders die ÖBB-Wagen mit CD-Logo.

Zwei Stunden später bin ich dran: 371 002 bespannt den EC nach Budapest, der mich nach Prag bringen wird.

Mein Abteil finde ich mit zahlreichen leeren Bierflaschen vor.

Noch vor der Abfahrt in Dresden geht die Polizei durch den Zug. Zuerst gehen sie an meinem Abteil vorbei, aber dann dreht sich doch einer um. „Guten Tag, x von der Bundespolizei. Verstehen Sie deutsch, englisch?“
Ochnö, bitte nicht mein Gepäck durchwühlen.
„Sind das Ihre Flaschen?“
Nein, nein.
„Na das wär auch bisschen viel gewesen. Danke, das wars schon.“
Bei der Fahrkartenkontrolle frage ich die Zub, ob man die Flaschen irgendwie entsorgen kann. Man kann nicht. Sie bietet mir ein anderes Abteil an, ich lehne ab. Mich stören nicht die Flaschen, aber die in Scherben verwandelten Flaschen würden mich schon stören.
Ich genieße die Fahrt durch das wunderschöne Elbtal im Speisewagen, wo mich das Essen fast so viel kostet wie die Fahrkarte. Etwas wärmer könnte es schon sein, ansonsten gibt es aber nichts zu beanstanden.



Eine Frau, die sich mit ihrem Mann eine Flasche Wein teilt, meint: „Hach, ist das schön. Ein bisschen wie Orient-Express.“
Mir gefällt es auch.
Im weiteren Verlauf kommt niemand in mein Abteil, auch viele andere Abteile sind leer oder nur mit einer oder zwei Personen besetzt.
Wir passieren einen von steilen Felswänden umgebenen Einschnitt. Bestimmt eine tolle Fotostelle, denke ich. Wenige Augenblicke später fahren wir an einem Fotografen vorbei.
Später gibt es noch eine schöne Parallelfahrt mit einem Zug auf dem gegenüberliegenden Elbufer. Nur die fotografische Umsetzung ist schwierig, entweder verdecken Büsche auf meiner Seite die Sicht oder Büsche auf der anderen Seite oder der ebenfalls parallel fahrende LKW auf der Landstraße. Ein Bild gelingt mir aber doch in der mindestens zwei Minuten dauernden Parallelfahrt, bei der mal wir und mal der andere Zug die Nase vorn hat, je nachdem, in welche Richtung sich die Elbe krümmt.

Das Land wird ziemlich flach, erst in der Nähe von Prag tauchen wieder Hügel auf.


In Prag angekommen, verpestet eine Taucherbrille mit einem Regionalzug nach Budweis die Luft.
