1980 zog es einen Kollegen und mich nach Polen. Eine Reise, die mich schwer beeindruckt hat. Nein, nicht nur wegen der Loks, sondern es war der Kulturschock, von einem westlichen Land, in ein Land mit einer abgewirtschafteten Infrastruktur zu reisen. Dazu kam, dass es Vorfrühling war, in dem sowieso keine Landschaft brilliert, und wir bei schlechtem Wette, auch noch an der dreckigsten Stelle in Polen einreisten. Nämlich dem schlesischen Kohlenrevier.
Ich weiss noch, wie ich fassungslos am Fenster im "Chopin" stand und mir die Landschaft ansah. Auch die vergangene Nacht, mit 2 maligem Grenzübertritt, war noch in den Knochen: Schlafen war fast unmöglich. Zuerst, in Breclav, die Tschechen, mindestens 5 Mal im Abstand von 10 Minuten. Dann, wenige Stunden später das ganze Theater, in Petrovice u Karvine, mal 2: Zuerst Ausreise in der Tschechei, und dann Einreise in Polen.
Nun stand ich also da, in einer grauen Landschaft, grauem Himmel, grauen Leuten und dachte mit Bangen an die nächsten 14 Tage. Das einzige, das nicht grau war, waren die Stämme der Obstbäume. Die waren weiss gekalkt. Aber das Weisse unterstrich nur die Trostlosigkeit der Landschaft.
Nun, zum Glück ist der erste Eindruck nicht immer der Beste. Ein paar Tage später sah die Welt schon wieder besser aus. *:-)*
Zuerst begann die Hotelsuche. In Kattovice waren wir die erste Nacht im Orbis. Dessen Preise waren definitiv nicht für uns! Am nächsten Morgen dann Hotelsuche. in Kattovice nichts zu erhalten, Ostern stand nämlich vor der Tür! Das hatten wir nicht bedacht. In Glivice hatten wir dann in einem sehr einfachen Hotel dann doch ein Zimmer erhalten.
Damals herrschte in Polen kein Mindestumtausch, wie in der DDR. Das System war ausgefeilter: Bei jeder Bezahlung im Hotel musste man die Wechselquittung zeigen, und da wurde fein säuberlich der Betrag der Hotelübernachtung abgebucht. War man auf Null, musste man wieder umtauschen, natürlich zum offiziellen Kurs zu 1650 Zloty für 100 Franken. Zum Vergleich: Der Schwarzmarktpreis lag damals bei 5'500 Zloty / 100 fr.
Das andere Problem war das Fotografieren: Eisenbahnen zu fotografieren, war schlicht nicht erlaubt. Wurde aber vielfach vom Personal gerne gesehen. Aber nicht von Allen.
Das hiess nichts anderes, als auf die Strecke. Darum sind also fast keine Bahnhofsbilder vorhanden.
Heute muss ich sagen: Das war eigentlich ein Glück! So waren wir gezwungen Streckenbilder zu machen. Die Ferien entpuppten sich als wahre Wanderferien, mit all seinen positiven Eigenschaften auf den menschlichen Körper.
Nun, den ersten Tag, den 30. März 1980, verbrachten wir den Nachmittag in Zabrze, dem ehemaligen Hindenburg.
Dort trafen wir zuerst auf eine Strassenbahn, deren "gläserne" Konstruktion mir auffiel:
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Und dann, am Eingang eines Industriebetriebes sahen wir denn das:
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Kaspar Kirchgraber, mein Kollege sagte: "Das ist doch eine 94er"
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Äh ja, war es auch!
Jaa, und wie war das mit dem Fotografieren nochmal?
Entwarnung: Die Leute hatten eine Scheissfreude an uns, und luden uns ein, die Lok zu begutachten. Einzig sollen wir nicht in Sichtweite des Stellwerkes fotieren. Das gäbe Probleme!
Aha! Also doch.
Das sind dann die Bilder, die entstanden:
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Der Lokführer, Herr Schweda, lud uns sogar auf den Führerstand ein:
Mit Blick in die Feuerbüchse:
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Na ja, der Zustand der Feuerbrücke war nicht mehr so ganz... *nee*

Aber sonst war sie eigentlich noch ganz gut im Schuss.
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Oelmangel herrschte nicht!
Nach dem Abschiedsfoto zogen wir weiter.
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Komisch, dass 4 Jahre nach dem Ausmustern der Baureihe bei den PKP noch ein Exemplar in Betrieb war. Ich finde auch heute, soweit es mir die Sprache zulässt, nichts mehr über diese Lok.
Wenn Jemand mehr weiss, bin ich um Informationen froh.
Leider kann ich auch den genauen Ort dieser Bilder angeben. Und nach 35 Jahren ist es schwierig da noch was zu finden. Auch hier: Wenn jemand mehr weiss, bitte ich um Infos.
Nun, wir zogen weiter! Einfach dem Industriegleis entlang.
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Dabei lernten wir, dass man auch mit geraden Schienen krumme Gleise bauen kann.
Irgendwie ist das surrealistisch gewesen. Überall waren in der Ferne Gleise zu sehen, und Dampfloksound ertönte dauernd von irgendwo.
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Irgendwann waren wir wieder an der Hauptstrecke.
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Ich denke, dampfgeführte Doppelstöcker wären heute auch wieder ein Renner!
Nun, der erste Tag war eigentlich gar nicht schlecht und hat mich mit Polen wieder versöhnt.
Ich hoffe, dass die Bilder gefallen.
Gruss Guru