[?] Wieso Triezüge anstelle v Lokbespannten Zügen

Rund um die Technik der Bahn
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guru61
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Beitrag von guru61 »

Weltreisender @ 6 Sep 2015, 17:24 hat geschrieben: In der Schweiz sind "volle Kanne" 300 kN E-Bremskraft je Lok seit vielen Jahren völlig normal. Die bremsen da ihre schweren Güterzüge allein mit der E-Bremse die steigungs- und kurvenreichen Alpenbahnen runter. Und da ist nie was passiert.
Wird Zeit, dass dieser Nachteil der lokbespannten Züge auch in Deutschland ausgemerzt wird.
Hallo
So einfach ists nicht.

Es gibt relativ genaue Vorschriften, wann und wie elektrisch gebremst werden darf:

R 300.14:
http://www.bav.admin.ch/grundlagen/03514/03533/03649/

Normalspurfahrzeuge mit Schraubenkupplung Bauart UIC
Sofern Langsamfahrstellen oder Weichen in ablenkender Stellung mit
höchstens 40 km/h befahren werden können, darf mit Güterzügen und
gezogenen Rangierbewegungen mit Güterwagen die elektrische Bremse
der Triebfahrzeuge nur mit stark vermindertem Bremsstrom verwendet
werden.
Befinden sich mehrere Triebfahrzeuge mit elektrischer Bremse an der
Zugspitze, gelten folgende Einschränkungen:
– Bei einzeln bedienten Triebfahrzeugen darf nur auf dem an der
Spitze und dem zum Schieben eingereihten Triebfahrzeug der
höchstzulässige Bremsstrom ausgenützt werden. Bei allen übrigen
Triebfahrzeugen darf mit der elektrischen Bremse nur deren
Eigengewicht abgebremst werden.
– Bei Triebfahrzeugen in Vielfachsteuerung darf nur mit reduziertem
Bremsstrom gemäss den Vorgaben des Eisenbahnverkehrsunternehmens
gebremst werden.

So hängt die BLS mitunter Loks in Kandersteg oder Goppenstein um, um talwärts voll elektrisch bremsen zu können.

Aber grundsätzlich stimmt es schon: In der Schweiz ist es seit Jahrzehnten Usus, dass man, wenn immer möglich elektrisch bremst, und die Pneumatische Bremse erst am Schluss dazu nimmt.
Das habe ich in hunderten Führerstandsmitfahrten, seit den 70er Jahren so erlebt.

Bei einem Reiszug mit pendelzugfähigem Rollmaterial, das anständige Puffer hat, ist das kein Problem.
Hier ist man in Deutschland ziemlich ängstlich.

Uebrigens: Auch mit dem Sand sehen wir das nicht so ängstlich: Das Sanden kommt in den Vorschriften praktisch nicht vor. Und die BLS kannte bei ihren Hochleistungsloks, bis zum erscheinen der Re 465, keine Sander.

Gruss Guru
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ropix
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Beitrag von ropix »

Martin H. @ 5 Sep 2015, 20:36 hat geschrieben: Nimm 52,8 Meter
nö so eng kuppel ich nicht :P
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Beitrag von br420Fan »

ropix @ 7 Sep 2015, 10:09 hat geschrieben: nö so eng kuppel ich nicht :P
Ich weis mein Vergleich war nicht der beste. Natürlich habe ich auch die genauen Kuplungsmaße nicht eingerechnet weil ich kein Lokführer bin und nicht alle Maße kenne.

Aber was solls: Persönlich würde ich auf RB Linen Triebwagen wie ET 425, 426,440 oder 442 einsetzen. Gute Beschleunigung und Merzwekabteile sind in den meisten Modernen Triebwagen vorhanden um auch Leute mit Fahrradern, Rollstuhlfahrer und Kinderwägen gut zu transportiern. Aber auf RE Linien würde ich nur Lokbespannte Züge einsetzten weil diese eine hohe Laufruhe habe keine Fahrgeräuche im Wagen haben. Am Besten sind dazu moderne Doppelstockwagen oder moderisierte N-Wagen mit Merzweckabteilen oder Maired-Pair-Wagen. Ich würden an diese RE Züge auch Fahrradwagen anhängen.

Um es zusammenzufassen:
RB: Triebwagen
RE: Lok und Wagen
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Beitrag von Weltreisender »

guru61 @ 7 Sep 2015, 09:50 hat geschrieben:
Weltreisender @ 6 Sep 2015, 17:24 hat geschrieben: In der Schweiz sind "volle Kanne" 300 kN E-Bremskraft je Lok seit vielen Jahren völlig normal. Die bremsen da ihre schweren Güterzüge allein mit der E-Bremse die steigungs- und kurvenreichen Alpenbahnen runter. Und da ist nie was passiert.
Wird Zeit, dass dieser Nachteil der lokbespannten Züge auch in Deutschland ausgemerzt wird.
Hallo
So einfach ists nicht.

Es gibt relativ genaue Vorschriften, wann und wie elektrisch gebremst werden darf:

R 300.14:
http://www.bav.admin.ch/grundlagen/03514/03533/03649/

Normalspurfahrzeuge mit Schraubenkupplung Bauart UIC
Sofern Langsamfahrstellen oder Weichen in ablenkender Stellung mit
höchstens 40 km/h befahren werden können, darf mit Güterzügen und
gezogenen Rangierbewegungen mit Güterwagen die elektrische Bremse
der Triebfahrzeuge nur mit stark vermindertem Bremsstrom verwendet
werden.
Befinden sich mehrere Triebfahrzeuge mit elektrischer Bremse an der
Zugspitze, gelten folgende Einschränkungen:
– Bei einzeln bedienten Triebfahrzeugen darf nur auf dem an der
Spitze und dem zum Schieben eingereihten Triebfahrzeug der
höchstzulässige Bremsstrom ausgenützt werden. Bei allen übrigen
Triebfahrzeugen darf mit der elektrischen Bremse nur deren
Eigengewicht abgebremst werden.
– Bei Triebfahrzeugen in Vielfachsteuerung darf nur mit reduziertem
Bremsstrom gemäss den Vorgaben des Eisenbahnverkehrsunternehmens
gebremst werden.

So hängt die BLS mitunter Loks in Kandersteg oder Goppenstein um, um talwärts voll elektrisch bremsen zu können.

Aber grundsätzlich stimmt es schon: In der Schweiz ist es seit Jahrzehnten Usus, dass man, wenn immer möglich elektrisch bremst, und die Pneumatische Bremse erst am Schluss dazu nimmt.
Das habe ich in hunderten Führerstandsmitfahrten, seit den 70er Jahren so erlebt.

Bei einem Reiszug mit pendelzugfähigem Rollmaterial, das anständige Puffer hat, ist das kein Problem.
Hier ist man in Deutschland ziemlich ängstlich.

Uebrigens: Auch mit dem Sand sehen wir das nicht so ängstlich: Das Sanden kommt in den Vorschriften praktisch nicht vor. Und die BLS kannte bei ihren Hochleistungsloks, bis zum erscheinen der Re 465, keine Sander.

Gruss Guru
Ist schon klar, dass man in der Schweiz Abstufungen bei der E-Bemsnutzung vornimmt. Aber es ist eben grundsätzlich möglich, die 300 kN E-Bremskraft auch gewinnbringend zu nutzen! Die Entscheidung bleibt letztendlich dem Tf überlassen. In Deutschland wird sie lieber gleich kastriert, einfach weil man dem Personal hinsichtlich einer ordnungsgemäßen Nutzung nicht vertraut.
Damit verschenkt man hierzulande einfach ne Menge Potential. Und gerade bei Reisezügen ist die bisherige Begrenzung der E-Bremskraft der Lok auf 150 kN völliger Blödsinn.

Aber es gibt ja einen Silberstreif am Horizont. Denn bei den Dosto-ICs, der BR 146.3 usw. mit "aufgemotzter 240 kN E-Bremse" ist zukünftig zumindest im Reisezugdienst auch in Deutschland deutlich mehr drin! Und da die neuen Bremssteuerungen der Loks die E-Bremse der Lok prinzipiell vorrangig nutzen, wird erst ab Überschreitung der insgesamt angeforderten Bremskraft von 240 kN die Druckluft des Wagenzuges dazugenommen. Unterhalb 240 kN angeforderter Gesamtbremskraft bremst also die Lok den Zug allein mit der E-Bremse. Die neue Bremssteuerung nimmt also selbst unbegabten oder unwilligen Kutschern das intelligente Bremsen wenigstens zum Teil ab.
Wenn man also zukünftig "sinnig und vorausschauend" bremst, kann man auch lokbespannte Züge pünktlich fahren und trotzdem fast alles innerhalb eines akzebtablen Bremsweges mit der E-Bremse der Lok allein abbremsen.
Damit wird die Rückspeisebilanz der lokbespannten Züge gegenüber den Triebwagen deutlich verbessert, was wiederum dafür sorgt, dass lokbespannte Züge in der Energiebilanz gegenüjer Triebwagen konkurrenzfähiger werden.
Denn irgendwie konnte ich mich mit dem ganzen Triebwagengeraffel noch nie wirklich anfreunden. :ph34r:
146225
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Beitrag von 146225 »

br420Fan @ 7 Sep 2015, 15:34 hat geschrieben: Aber auf RE Linien würde ich nur Lokbespannte Züge einsetzten weil diese eine hohe Laufruhe habe keine Fahrgeräuche im Wagen haben. Am Besten sind dazu moderne Doppelstockwagen oder moderisierte N-Wagen mit Merzweckabteilen oder Maired-Pair-Wagen. Ich würden an diese RE Züge auch Fahrradwagen anhängen.

Um es zusammenzufassen:
RB: Triebwagen
RE: Lok und Wagen
Das ist es sich wirklich zu einfach gemacht - was z.B. ist an der Geräuscharmut und Laufruhe eines 0829 auszusetzen? (-> das ist ein Flirt-III-Mittelwagen, falls es nicht bekannt sein sollte). Fährt als RE z.B. so unbedeutende Kurzstrecken wie Mannheim-Koblenz via Saarbrücken und Trier.

Es bleibt dabei: Erst die Anforderungen an der Strecke anschauen - dann Fahrzeuge wählen.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Frisca
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Beitrag von Frisca »

146225 @ 7 Sep 2015, 19:32 hat geschrieben:was z.B. ist an der Geräuscharmut und Laufruhe eines 0829 auszusetzen? (-> das ist ein Flirt-III-Mittelwagen, falls es nicht bekannt sein sollte).
Nicht viel. Merke: Nicht alles, was sich Triebzug nennt, hat den Antrieb über den ganzen Zug verteilt. Manche Triebzüge bestehen ganz klassisch aus ein oder zwei Triebköpfen mit antriebslosen Mittelwagen dazwischen – fast wie ein Lokbespannter Zug... ;)

Was mich beim Flirt III allerdings in der Tat ein bisschen nerven würde, ist dieses hochfrequente Gepfeife in den Triebköpfen.
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