Zwischen Currywurst und Kanzler-U-Bahn

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Tag 1


Nachdem die Fahrt im EC pünktlich und ereignisarm verlaufen ist, kommen wir im Berliner Glaspalast an.
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Spandau zurückbleiben! Döödädöö! Wuuhoobiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiööööööööööööööööö
Nächster Zug auf Gleis fünfzehn: Ess fünf nach Hoppegarten!
Öööööööööööööööööiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiwoohuu.
Das charakteristische Geräusch der 481er erfüllt die Bahnhofshalle. Die Türen werden schon vor dem Stillstand freigegeben. Das ist mir sehr sympathisch und beschleunigt den Fahrgastwechsel erheblich. Vor allem, wenn ich da zum Vergleich an den Leipziger Citytunnel denke…

Nachdem wir unser Gepäck abgestellt haben, steht ein Besuch in der U-Bahn-Werkstatt Friedrichsfelde an. Dabei erfahren wir auch die wichtigsten Daten über die Berliner U-Bahn. Sie bildet das Rückgrat des Berliner ÖPNV (2015 insgesamt 1 Mrd Fahrgäste, davon gut die Hälfte bei der U-Bahn) und besteht betrieblich gesehen aus zwei eigenständigen Netzen, dem Kleinprofil und dem Großprofil.

Im älteren Kleinprofil sind seit 1902 2,30m breite Züge, die über eine von oben bestrichene Stromschiene versorgt werden, unterwegs. Die Tunnels wurden in offener Bauweise erstellt und folgen dem Straßenverlauf. Infolgedessen gibt es zahlreiche enge Kurvenradien und die Bahnsteige sind nur in einfacher Tiefenlage ohne Zwischengeschoss angelegt. Im Kleinprofil gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h.
Die älteste Großprofillinie U6 stammt aus den 20er-Jahren und wurde ebenfalls noch in einfacher Tiefenlage erstellt. Für vier Jahre war die Friedrichstraße daher komplett aufgerissen. Die anderen Großprofillinien sind meistens deutlich tiefer unter der Erde und besitzen größere Kurvenradien und ein Zwischengeschoss. Eingesetzt werden 2,65m breite Züge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h.
Insgesamt gibt es zurzeit 1242 U-Bahnwagen (im Kleinprofil sind meistens 8-Wagen-Züge, im Großprofil 6-Wagen-Züge unterwegs), 173 Bahnhöfe auf 146 km Streckenlänge. Der verhältnismäßig geringe Bahnhofsabstand wirkt sich natürlich auf die Durchschnittsgeschwindigkeit aus, die im Großprofil etwa 32 km/h und im Kleinprofil etwa 27 km/h beträgt. In den Nächten auf Sa, So und Feiertage wird ein 24h-Betrieb angeboten, nachts ist die Durchschnittsgeschwindigkeit wegen Anschlusssicherung etwas niedriger.
Dennoch ist der derzeitige Betrieb eher mager im historischen Vergleich. Es gab bei der Berliner U-Bahn bereits einen 90-Sekunden-Takt mit Personal an jedem Bahnhof. Damals galt der Grundsatz „Viel hilft viel“. Heute wird in der HVZ auf einigen Linien im Takt 4 gefahren.

An der Seestraße befindet sich die Hauptwerkstatt für alle Fahrzeugtypen. Um die Kleinprofilfahrzeuge dorthin zu bekommen, stehen Verbindungstunnel zwischen von der U2 und der U5 zur U8 am Alexanderplatz sowie zwischen U2 und U7 zwischen Richard-Wagner-Platz und Deutsche Oper zur Verfügung. Sie müssen jedoch von Dieselloks gezogen werden.

Genug der Vorrede, jetzt gibt’s erstmal Bilder aus Friedrichsfelde.

Zwischengeschoss des U-Bahnhofs
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Fahrzeughalle mit einem Teil des U-Bahn-Alphabets:
V.l.n.r. C, D, F, H-Zug
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Der H-Zug wird gerade zusammengebaut
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Die Einladung, einmal in den C-Zug aus den 20er-Jahren einzusteigen, schlagen wir natürlich nicht aus.
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Ursprünglich gab es eine Trennung in 2. und 3. Klasse (1. Klasse gab es nicht), die durch die unterschiedliche Lackierung auf den ersten Blick erkennbar war. Als die Klassentrennung schließlich abgeschafft wurde, wurden die roten Wagen von 2. Klasse-Wagen zu Raucherwagen, die gelben von 3. Klasse-Wagen zu Nichtraucherwagen.

Der holzvertäfelte Innenraum, die Sitzbänke sind mit Roßhaar gepolstert.
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Ein Grund, warum dieser Zug nicht mehr den aktuellen Normen entspricht. Stichwort Brandlast.

Der zweite Grund:
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Noch bis in die 80er-Jahre mussten die Fahrgäste die Türen selbst schließen. Und stellt euch vor, es ist niemand rausgefallen oder auf die Idee gekommen, im Tunnel auszusteigen. Und das, obwohl im Sommer die Türen auch gerne offen gelassen wurden, sozusagen als Ersatz für die Klimaanlage. Viele Störungen heute sind auf die Elektronik zurückzuführen und ein erheblicher Teil der Türstörungen auf gewaltsames Aufhalten und Blockieren durch die Fahrgäste.

Netzspinne aus den 30er-Jahren
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Bis in die 60er-Jahre war in Westberlin die Linienbezeichnung mit Buchstaben üblich, in der DDR hatten weder U- noch S-Bahn Linienbezeichnungen.

Blick in den Führerstand
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Schirmständer
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Beitrag von Entenfang »

Eine Halle weiter ist die Werkstatt untergebracht. Ein F-Zug im Schwebezustand
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Die Abfälle vom Abdrehen der Radsätze
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Die bläuliche Färbung kommt durch die hohe Temperatur beim Abdrehen zustande. Die merkwürdige Gerätschaft links ist übrigens der „Besen“. Es ist einfach ein Magnet auf Rädern, der die herumliegenden Späne anzieht.
In der geteilten Stadt wurden in Friedrichsfelde auch die Kleinprofilzüge der U2 gewartet, da alle anderen Betriebshöfe in Westberlin lagen. Das könnte bald wieder der Fall sein, denn neue Großprofilzüge lassen noch auf sich warten. Dagegen hatte der erste IK-Zug vor einigen Monaten seinen ersten Fahrgasteinsatz. Möglicherweise werden einige davon mit sogenannten Blumenbrettern zur Spaltüberbrückung ausgerüstet und wie in alten DDR-Zeiten auf der U5 unterwegs sein.

Ein A-Wagen, der wieder für den Museumsbetrieb hergerichtet werden soll.
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Die Fahrzeughalle von außen
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Zuletzt steht noch ein Besuch in der nagelneuen Leitstelle U-Bahn an, die erst seit Juli in Betrieb ist.
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Aufgrund von Platzmangel in der Potsdamer Straße, wo sich die Leitstelle bisher befand, entschied sich die BVG für einen Neubau in Friedrichsfelde. Ziel war außerdem, alle Mitarbeiter in einem großen Raum zu haben, um Kommunikation und Absprache zu vereinfachen. In groß angelegten Umzügen wurde in der nächtlichen Betriebsruhe jeweils ein Linienbündel (U1,2,3,4; U5,8,9; U6,7) aus der Potsdamer Straße nach Friedrichsfelde verlegt.
Und so sieht das neue Herz der Berliner U-Bahn aus:
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Die scheinbar willkürliche Anordnung der Lichter sollte ursprünglich das Berliner U-Bahnnetz darstellen. Da dann aber die Arbeitsplätze nicht optimal ausgeleuchtet gewesen wären, hat man darauf verzichtet. So kann sich jeder ein Netz seiner Wahl darunter vorstellen.
Dass Herr De Maiziere von der Bildschirmwand spricht, ist übrigens Absicht. Im Regelbetrieb gibt es in der Leitstelle nichts zu tun, denn die automatische Zuglenkung sorgt dafür, dass jeder Zug an sein Ziel kommt. Erst bei Störungen beginnt hier der richtige Betrieb.


Aus Friedrichsfelde geht es zum Hauptbahnhof zu Berlins bekanntester U-Bahnlinie.
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Da die Kanzler-U-Bahn keine Verbindung zum restlichen Netz besitzt und es zu aufwendig wäre, alle für Reparaturen nötigen Utensilien jedes Mal aus anderen Betriebshöfen herzuschaffen, besitzt die U55 eine eigene kleine Werkstatt nördlich vom Hbf, die wir besichtigen können.
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Normalerweise pendelt nur ein F-Kurzzug im Takt 10 zwischen Hbf und Brandenburger Tor. In der Abstellanlage ist ein weiterer Kurzzug zu erkennen. Um den Wagenmangel im Großprofil abzumildern, gibt es derzeit die Überlegung, die U55 mit einem historischen D-Zug zu betreiben, um die F-Züge auf anderen Linien zur Verfügung zu haben.
In Berlin gibt es unzählige Bauvorleistungen für ein 200 km langes Zielnetz U-Bahn. Unter anderem sollte nach ursprünglicher Planung die U5 von hier weiter zum Flughafen Tegel geführt werden. Das ist aufgrund der geplanten Schließung nach Eröffnung von BER eigentlich hinfällig – doch wer weiß, was bis dann noch passiert… Der Tunnel auf der linken Seite ist die entsprechende Vorleistung.

Aus dieser Perspektive sieht man einen U-Bahnhof eher selten – Blick zurück zum Hbf
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Detailblick auf die an einer Weiche unterbrochene Stromschiene. Die weiß-rot-weiße Markierung weist auf das Fehlen eines Sicherheitsraumes bei Zugbetrieb hin
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Beitrag von Entenfang »

In einer kargen Betonhalle steht 2668/69, der dritte Kurzzug der Kanzler-U-Bahn
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Stromabnehmer
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Das rote Schutzblech neben den Stromabnehmern warnt vor der Spannung, die immer auf beiden Seiten aufliegt, wenn der Stromabnehmer auf der anderen Seite Kontakt zur Stromschiene hat.
Manch einer mag sich fragen, wie denn die U-Bahnzüge überhaupt in den Tunnel gekommen sind. Die Antwort ist in der Werkstatt zu finden, die sich hinter 2668/69 verbirgt.
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Die Öffnung besitzt genau die Länge eines Wagens, die auf einem Spezialtransporter hergefahren und anschließend mit dem Kran herein- und auch wieder herausgehoben werden müssen.
Die BVG ist derzeit dabei, sich die Wegerechte zur einzigen Verbindung zur Außenwelt zu sichern. Denn wenn der zugebaut werden würde, hätte man ein ernsthaftes Problem. Nach derzeitigem Stand soll die Verbindung zum Alexanderplatz immerhin noch dieses Jahrzehnt in Betrieb gehen – lassen wir uns überraschen.
Und wie bekommen die Züge hier überhaupt Strom? Schließlich ist keine Stromschiene zu erkennen.
Die Antwort hierauf ist wieder oben zu finden.
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Um ungestört arbeiten zu können, ist sie an die Decke verlegt worden. Die rote Schiene gibt dem Zug die nötige Power. Dafür wird das herabhängende Kabel an der entsprechenden Stelle am Stromabnehmer befestigt und der Zug zieht das Kabel einfach mit. Es fährt auf einem Schlitten auf der Stromschiene.

Etliche Radsätze sind hier gelagert. Auf der U55 müssen die Radsätze überdurchschnittlich oft bearbeitet werden, da sie durch die immer gleiche Bogenfahrt extrem ungleichmäßig abgenutzt werden.
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Einen Raum gibt es noch hinter der Werkstatt.
Was soll denn das für eine komische Konstruktion sein?
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„Da sind ein paar Schalter, dürfen wir die mal umlegen?“
Wir dürfen. Und stehen unter einem Sternenhimmel.
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Hier werden unterschiedliche Beleuchtungskonzepte für den Sternenhimmel im Maßstab 1:1 getestet, der den zukünftigen Bahnhof Museumsinsel überspannen soll.

Dann machen wir uns allmählich auf den Rückweg. Auch die Säcke mit Schotter wurden von einem Kran durch die Öffnung heruntergelassen.
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Hier herrscht ein ziemlich hoher Lärmpegel. Der spärliche Zugbetrieb reicht nicht aus, um den Tunnel ausreichend zu durchlüften. Deshalb kam es bereits zu Schimmelbefall, der aufwendig entfernt werden musste. Seitdem sorgen große Gebläse für Luftbewegung im Tunnel. Und gilt nicht für Lüfter der Grundsatz: Konstruiere Lüftungen stets so, dass man ihr Funktionieren immer gut hören kann?

Bei den ganzen Umständen kann man sich wohl fragen, warum man die U55 überhaupt als Insellinie vorzeitig in Betrieb genommen hat? Die Antwort liegt in einer Förderung durch die EU, die nur dann ausgezahlt wurde, wenn die entsprechende Linie bis zu einem bestimmten Datum in den Fahrgastbetrieb genommen wurde.

Obwohl die Stromschiene des zweiten Gleises unter Spannung steht, findet hier keinerlei Zugverkehr statt. Die Bahnsteigkante ist in allen drei Bahnhöfen durch ein Geländer gesperrt. Der einzige Grund, warum hier überhaupt ein Gleis liegt, ist, dass es sonst komisch aussehen würde.
Sicherheitsraum des nicht benutzten Gleises
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Selbst die Zugsicherung ist schon verbaut
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Übrigens gab es auf der U9 für einige Jahre einen Versuch, die Züge wie in München automatisch mit LZB zu steuern. Doch die Instandhaltungskosten wurden als zu hoch angesehen und das Projekt nicht weitergeführt, sodass heute alle Züge manuell gesteuert werden.
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Beitrag von Entenfang »

Weiter geht die Wanderung durch den Tunnel.
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Schön zu erkennen sind die blau beleuchteten Notausgänge.

Der Tunnel unterquert die Spree. Um zu verhindern, dass im Falle eines Wassereinbruchs das halbe Tunnelsystem überschwemmt wird, gibt es in regelmäßigen Abständen Flutschutztore.
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Bei diesen Lichtverhältnissen versuche ich gar nicht erst ein Bild des fahrenden Zuges, sondern entscheide mich für ein Video.

Wenig später erreichen wir den Bahnhof Bundestag. Weiter können wir nicht gehen, da im Tunnelabschnitt zum Brandenburger Tor ein Film gedreht wird. Das ist auch der Grund, warum der Bahnsteig zur Hälfte gesperrt ist.
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Um die Unabhängigkeit der Abgeordneten zu verdeutlichen, gibt es in diesem Bahnhof keinerlei Werbung. Architektonisch hat der Bahnhof einige interessante Aspekte zu bieten.
Die kahl wirkenden Galerien auf beiden Seiten sollten eigentlich für eine Dokumentation der deutschen Geschichte genutzt werden. Doch erstens wurde man sich nicht einig, was genau ausgestellt werden soll zweitens ging es mal wieder ums liebe Geld.
Tagsüber dringt an den Säulen von oben Tageslicht ein. Die Farbe der Säulen demonstriert die Last, die sie tragen. Je dunkler, desto höher. Daher war der Architekt gar nicht begeistert von der Idee, die Säulen zu bekleben…


Abends gibt es zur Stärkung eine Currywurst, dann geht es unter fachkundiger Führung eines Ur-Berliners auf ÖPNV-Sightseeing durch das abendliche Berlin.
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Während wir auf die U-Bahn warten, spricht uns ein Mann an. Das Werbeplakat für Adventszeit in der Hamburger Metropolregion würde doch keinen Sinn ergeben, denn es wird auch für Lübeck geworben. Dabei kichert er laut.
Das alles ist ja schon merkwürdig genug, wäre da nicht noch die äußere Erscheinung des mittelalten Mannes. Mit einer Lederjacke und Lederhose bekleidet, dazu noch einen riesigen Ring um jeden Finger, um manche auch zwei, die ein bisschen aussehen, als wären sie aus Playmobil. Die U-Bahn fährt ein und wir setzen uns hin. Er erzählt etwas von einem Hotel an der Place de la Concorde, in dem er während seiner Zeit in Paris französisch gelernt habe.
„Wisst ihr, wo die Place de la Concorde ist? Dort, wo der Obelisk steht. Ich vermute mal, der steht immer noch dort.“ Das alles erzählt er in einer Lautstärke, in der problemlos der ganze Wagen mithören kann. Zusätzlich begleitet von einem lauten Lachen. Als der offenkundig schwule Mann uns immer näher kommt, wird uns etwas unwohl bei der ganzen Sache. Zum Glück müssen wir auch schon wieder aussteigen.
„Da hatten wir ja Glück, dass er nicht seinen Obelisken ausgepackt hat“, kommentiert einer von uns das ganze Schauspiel später.

Vom Alexanderplatz geht es mit der Buslinie 100 weiter, sichtlich überrascht und begeistert, weil wir unsere Fahrkarten unaufgefordert vorzeigen, begrüßt uns der Busfahrer und winkt uns durch. Die Plätze im Obergeschoss sind zu dieser Zeit glücklicherweise alle frei. Wir passieren das Rathaus, die U5-Baustelle, die Museumsinsel und wieder eine Baustelle. Das Brandenburger Tor, Schloss Bellevue, die Siegessäule. Nach der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche sind wir auch schon am Bf Zoo. „Tagsüber hätte das doppelt so lange gedauert“, kommentiert unser Führer.
Per Pedes geht es weiter, vorbei am KaDeWe…
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…zum Wittenbergplatz. Nicht nur von außen ist der U-Bahnhof einladend. Auf der rechten Seite ist die KZ-Gedenkstätte zu erahnen.
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Auch von innen historisch-gemütlich.
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Der Grund für den derzeitigen Betrieb der U12 ist eine Sperrung wegen Gleisbauarbeiten. Die U2-Ost endet am Gleisdreieck, der Westteil wird auf die U1-Ost durchgebunden.
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Dadurch entsteht eine weitere „Kanzler-U-Bahn“, denn die U1-West bedient nur drei Bahnhöfe.

Für die richtige Abwechslung nun etwas Modernes. Das SonyCenter am DB-Tower (Am Logo müsste mal eine Lampe getauscht werden…)
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Auf dem Mittelstreifen gibt es eine Imitation des Walk of Fame, den man in Boulevard der Stars umbenannt hat.
Den Eingang zum SonyCenter schmückt diese lebensgroße Giraffe aus Duplo-Steinen.
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Leider wirkt sie etwas mitgenommen, da Wilderer an vielen Stellen versucht haben, ihr Steine zu entreißen.
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Beitrag von Entenfang »

Im Atrium des SonyCenters
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Was gehört zum Bahntower dazu? Na klar, ein ticket machine Fahrkartenautomat.
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Nach einer kurzen Testfahrt mit dem ODEG-Kiss wird der heutige Tag beendet.
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Beitrag von 146225 »

Entenfang @ 19 Dec 2015, 21:01 hat geschrieben: Spandau zurückbleiben! Döödädöö! Wuuhoobiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiööööööööööööööööö
Da muss ich doch gerade ein bisschen lästern: Wenn schon, dann heißt das heute auch im neuzeitlich-gepflegten Berlin "in Richtung Spandau bitte zurückbleiben." - oder man trifft auf jemanden mit "Sinn für Tradition", dann reicht ein hartes "Spandau zurück!"

Ne, mal im Ernst: Danke für die interessanten Bilder aus Berlin. :)
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Beitrag von Entenfang »

Tag 2

Es ist ein heller Morgen, noch sind die Temperaturen zu warm für Mitte November. Eine Flexity überquert die Bahngleise an der Warschauer Straße.
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Auf dem S-Bahnsteig befindet sich der Beweis, dass Berlin immer noch geteilt ist.
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Der Wiederaufbau des Berliner ÖPNV-Netzes nach der Wiedervereinigung stellte eine langwierige Herausforderung dar. Auf der Trasse der U2 war die M-Bahn errichtet worden, der Prototyp steht heute im Verkehrsmuseum Rügen.. Die Demontage und Wiedererrichtung der U-Bahnverbindung dauerte bis 1994. Die Ringbahn war sogar erst im Jahr 2002 wieder komplett befahrbar.
Am heutigen Netz ist die ehemalige Teilung immer noch gut zu erkennen. Am offenkundigsten ist die unterschiedliche Bewertung und Förderung der einzelnen Verkehrsmittel. Während in Westberlin 1967 die Tram feierlich aus dem Stadtbild verbannt und das U-Bahnnetz erweitert wurde, setzte man im Osten auf S-Bahn und Tram.
Mittlerweile gibt es immerhin wieder zwei Tramstrecken auf Westberliner Gebiet. Der Anschluss des Hauptbahnhofs hat lange genug auf sich warten lassen, da kann man ja jetzt auch im Pulk fahren…
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Nun steht ein Besuch im Verkehrsministerium an. Nach einer generellen Einführung präsentiert man uns stolz die gesamte Technik, die im Ministerium zu Verfügung steht. Wir werden über Videokonferenz mit Bonn verbunden, wo zwei weitere Mitarbeiter sitzen, die unsere Fragen beantworten.

Zuerst geht es um das Thema Deutschland-Takt. Die Machbarkeitsstudie im Auftrag des Ministeriums kann zum Ergebnis, dass eine Umsetzung grundsätzlich möglich ist. Eine Umsetzung wie in der Schweiz oder den Niederlanden ist jedoch nicht möglich, dazu sind die Entfernungen und die Siedlungsgeografie zu unterschiedlich. Außerdem steht der Bau der Rennstrecken durchaus dem Konzept eines ITF entgegen, da hier auf minimale Reisezeit der Durchfahrenden gesetzt wird. In Leipzig haben sich mit der Eröffnung von VDE 8.1 einige Anschlüsse zum NV erheblich verlängert. Die bereits vorhandenen Taktknoten im NV müssen beachtet werden, gleichzeitig soll aber auch die Geschwindigkeit der Rennstrecken nicht vermindert werden. Wie dieser Zielkonflikt zu lösen ist, bleibt noch spannend.
Eine Umsetzung wird dennoch mittelfristig angestrebt, immerhin könnte bis dahin die Rheintalbahn komplett viergleisig ausgebaut sein :P

Anschließend wurde noch das Thema Zulassung angesprochen. Ab Mitte 2016 soll es wie im Luftverkehr und Straßenverkehr eine Typenzulassung auch für Eisenbahnfahrzeuge geben. Um das EBA zu entlasten, werden auch private Prüfinstitute wie TÜV oder Dekra eingebunden. Dies soll sowohl für Fahrzeuge als auch für Infrastruktur und LST gelten.
Langfristig ist eine europaweite Zulassung geplant. Die derzeit größte Herausforderung im internationalen Verkehr sind die Auswirkungen des mit Starkstrom angetriebenen Triebfahrzeugs auf die LST.


Nach diesem sehr spannenden Termin mit vielen interessanten Infos haben wir uns eine Mittagspause verdient.
Der Berliner Glaspalast erstrahlt in der Mittagssonne
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Der Ortsschild-Style-Aufkleber erfreut sich seit Stuttgart 21 mit variantenreichem Inhalt großer Beliebtheit…
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Noch schnell ein Blick zum Reichstag…
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…dann bringt uns die ODEG auch schon nach Elstal. Hier besuchen wir einen von deutschlandweit nur zwei privat betriebenen Rangierbahnhöfen.
Der Rangierbahnhof Wustermark wurde 1909 eröffnet und besaß in seiner Hochzeit ein eigenes Kraftwerk, das die 13 elektromechanischen Stellwerke versorgte. Nach dem 2. Weltkrieg wurde aus den Trümmern der Bahnhof in etwa halber Größe wieder aufgebaut. Mit der Wende kam der Niedergang, 2004 wollte ihn die DB AG stilllegen. Die hvle meldete schließlich Interesse an, sobowhl sich der Rbf in einem ziemlich schlechten Zustand befand und Investitionen in Millionenhöhe forderte, für die es keinerlei staatliche Förderung gab. Die hvle gründete zusammen mit der BUG Vermietungsgesellschaft das Tochterunternehmen RLC Wustermark, das den Bahnhof seit 2008 bis heute betreibt.
Die Strategie zielte vor allem auf private EVU ab, doch obwohl die DB AG behauptete, dass angeblich kein Bedarf mehr für den Bahnhof bestehen würde, war auch die DB von Anfang an der Miete von Gleisen interessiert. Beispielsweise waren unzählige fabrikneue Hamster dort abgestellt, während sie auf ihre Zulassung warten durften.
Bisher haben schon über 150 verschiedene EVU Gleise angemietet, die überwiegende Mehrheit davon ist im GV tätig. Autoganzzüge sind eine wichtige Einnahmequelle, denn auf dem Weg von Polen nach beispielsweise Belgien ist irgendwo unterwegs ein Lokwechsel erforderlich. Abgesehen davon werden auch Personenzüge von der Zeit der Auslieferung bis zum entsprechenden Fahrplanwechsel „zwischengelagert“ oder Züge für die Innotrans gekürzt.
Hochsaison herrscht über die Weihnachtsfeiertage und in den Sommerferien, wenn im GV weniger los ist und die überzähligen Züge irgendwo abgestellt werden müssen.

Und was steht jetzt gerade so herum?
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V160.10 rangiert einen DB-Hamster für die S-Bahn Mitteldeutschland Netz II, rechts ein 430er der S-Bahn Rhein-Main und dazwischen ein Triebwagen des RDC-Syltshuttles

Eine Tankstelle besitzt der teilweise elektrifizierte Rbf auch.
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Die Farben lassen keinen Zweifel zu. Diese Tankstelle wollte die DB nicht verkaufen, da sie ein gutes Geschäft darstellt.

232 141 und 203 120 vor der Kulisse des imposanten Wasserturms
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RDC-Syltshuttle aus der Nähe betrachtet
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Beitrag von Entenfang »

Er ist aus der Ex-ÖBB-BR 4010 entstanden.
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Nun dürfen wir noch einen Blick in das ehemalige Stellwerk IV werfen, das heute nicht mehr in Betrieb ist.
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Im Stellwerk können einige historische Gerätschaften bestaunt werden.

Mit dieser Lampe wurde der Befehl zum Rangieren gegeben.
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Nicht ganz einfach zu bedienen war das Telefon. Je nachdem, wie es geklingelt hat, musste man drangehen oder jemand anders.
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Weiter geht der Spaziergang über das riesige Gelände. Die längsten Gleise sind 850m lang.
Hamsterpanorama
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1442 302 mit lokloser IC-2-Garnitur
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Die ehemalige Stückgutabfertigungshalle
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Beitrag von Entenfang »

Ein schönes Wort für das nächste Hangman-Spiel: Hemmschuhauswurfvorrichtung.
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Das Aufsetzen der Hemmschuhe war nicht gerade ein ungefährlicher Job. Moderner sind da schon die Gleisbremsen des nicht mehr benutzten Ablaufbergs.
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Diese Weichen waren bis vor kurzem noch alle handbedient.
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Doch ihre Bedienung ist sehr zeitintensiv und das korrekte Umstellen einer DKW nicht ganz einfach, sodass es mehrfach zu Unfällen gekommen ist. Aus diesem Grund wurde dieses Jahr ein ESTW in Betrieb genommen.
Haben einst auf diesem Bahnhof weit über 1000 Menschen gearbeitet, sind es heute noch 13. Abgesehen vom neuen ESTW ist noch ein Relaisstellwerk in Betrieb. Das ESTW ist nach 21 Uhr nicht mehr besetzt, die Weichen können dann als EOW vom Tf umgestellt werden.
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Zum Abschluss lassen wir es uns nicht nehmen, ein wenig Katastrophentourismus zu betreiben. Am 16.11.15 war es im Rbf Wustermark zu einer Flankenfahrt zwischen einer Lok und einem ODEG-Kiss gekommen. Auch wenn es für die Mitarbeiter sicher nicht zu den angenehmen Aufgaben gehört, sich mit einem Unfall zu beschäftigen, zieht uns der beschädigte KISS durchaus in den Bann. Blick entgegen der Unfallrichtung:
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Die Lok fuhr dem zweiten Wagen in die Flanke, hier am dritten Wagen war sie bereits entgleist, weswegen der Schaden nicht mehr so stark ist.
Die demolierte erste Tür des zweiten Wagens…
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…und der hintere Teil des zweiten Wagens.
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Irgendwie muss ich an einen Dosenöffner denken, wenn ich das aufgeschlitzte Blech sehe.
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Trotz des äußerlich erheblichen Schadens kann man wohl vom Glück im Unglück sprechen, denn es gab keine Verletzten. Wäre die Lok nur einige Sekunden früher unterwegs gewesen, wäre es wohl zum Frontalzusammenstoß mit schlimmeren Folgen gekommen.

Von vorne ist dem KISS nichts anzumerken, er schaut uns nur böse an.
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Vereinte Dieselpower
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Damit treten wir nach den zahlreichen, und angesichts der Flankenfahrt auch nachdenklich machenden, Eindrücken die Rückfahrt nach Berlin an.

In den Tiefen des Berliner Hbf
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Zufällig entdecke ich die wohl am besten zum aktuellen Tagesgeschehen passende 182 509 vor dem IRE nach Hamburg.
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Angesichts der dramatischen Szenen an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien wirken die offenen Arme geradezu grotesk.
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Abends stehen noch ein paar Nachtfotos an.
4004 wartet an der Warschauer Str. die Abfahrtszeit ab
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725 hat den Endbahnhof Warschauer Str. erreicht und ein Menschenstrom ergießt sich zur Tramhaltestelle. Als die Abfahrtszeit der Tram aufblinkt, rennt die Menschenmenge los.
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Abfahrt am Schlesischen Tor
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Wohl eine der bekanntesten und schönsten Fotostellen ist die Oberbaumbrücke.
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Das Altmetall im Straßenbelag ist übrigens eine Bauvorleistung für eine Verlängerung der M10 zum Hermannpl.

Blick über die Spree Richtung Stadt
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Tag 3

Das Programm des heutigen Tages beginnt am Westhafen.
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BEHALA betreibt nicht nur den Westhafen, sondern auch den Südhafen und den Hafen Neukölln. In Zeiten der geteilten Stadt wurden hier Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs für 3 Monate eingelagert. Heute werden die Lagerhallen vermietet, eingelagert werden beispielsweise Flugasche aus Kohlekraftwerken, die zur Betonherstellung verwendet wird, Papierrollen für die Bildzeitung und Altmetall. Im ehemaligen Getreidesilo befindet sich zurzeit Kaffee, der hier gerade verladen wird.
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Unter dem Silo
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BEHALA betreibt auch die Gleisanlagen im Hafengebiet und führt als EVU Rangieraufgaben durch, fährt aber auch auf die freie Strecke.
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Eine besondere Herausforderung stellen Transportaufgaben vom nahegelegenen Siemensgelände dar. Die dort hergestellten Turbinen wiegen bis zu 500t und können daher nicht über Brücken auf der Straße transportiert werden. Aus diesem Grund werden sie mit einem Spezialtransport (wegen der vielen Achsen ähnelt das Fahrzeug einem Tausendfüßler :)) zur nächstgelegenen Stelle an der Spree gebracht, von wo aus sie dann mit diesem Transportgefäß…
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…auf dem Wasser zum Westhafen gebracht werden, um dann in alle Welt verschifft zu werden. Bei der Planung der Schwertransporte vom Siemensgelände zur Spree wird übrigens ein genauer Zeitplan aufgestellt, um die im Takt 20 fahrende Buslinie nicht zu beeinträchtigen.

Angesichts des Graupelschauers flüchten wir ins Warme. Bald lässt uns das Wetter aber wieder gewähren.
Diese Reste der Berliner Mauer stehen zum Verkauf und werden dann von hier aus verschickt.
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Ratet mal, wie viel ein Segment kostet.

Damit verabschieden wir uns in die frühe Mittagspause, für die mir schon eine gute Verwendung einfällt.
Zunächst geht es mit einem 480er – eine Entwicklung aus den 80er-Jahren, als die BVG die S-Bahn in Westberlin betrieben hat - zur Greifswalder Str.
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Und hurra – was kann man sich mehr wünschen. Die Sonne lässt sich wieder blicken.
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Zuerst rollt 9035 heran.
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Beitrag von Entenfang »

Es folgt 9012 aus der entgegengesetzten Richtung.
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Zum eigentlichen Objekt der Begierde ist die Sonne leider wieder weg, aber ich bin dennoch glücklich über den Treffer.
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Da kommen doch glatt Heimatgefühle auf. Die Einrichtungswagen der GT6N sind auf der M4, selten auch auf der M6, in Doppeltraktion unterwegs, auf anderen Linien sind sie in der Zweirichtungsvariante solo unterwegs.
An der Kupplung würde wohl eine Absperrung wie bei den Münchner Buszügen nicht schaden.
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Bis zum nächsten Termin bleibt noch etwas Zeit zum Fuzzen.
8026 rollt vor der Kulisse des Zentrums der Hauptstadt der DDR an die Haltestelle Am Friedrichshain.
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9026 ist in Gegenrichtung unterwegs
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Recht selten sind inzwischen die Tatras geworden. 6089 am Alexanderpl.
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Für den Nachmittag steht noch Stadler Pankow auf dem Plan.
Zunächst erfahren wir, dass die Ausschreibungen immer komplizierter werden. So füllen manche Bestellungen mehrere Ordner, was sich natürlich auf die Zeitdauer einer Ausschreibung auswirkt.
Auf den Zeitdruck seien letztlich auch viele Kinderkrankheiten zurückzuführen, da die Hersteller keine Zeit mehr für Tests zur Verfügung hätten.
Auch auf die Marktsituation bei uns und unseren Nachbarn wurde eingegangen. Hierzulande ist die Konkurrenz durch ausländische Hersteller eher gering, beispielsweise PESA ist daran recht prominent gescheitert. Einziges Gegenbeispiel ist der MüNüX von Skoda. Während Frankreich und Polen sehr protektionistisch sind, ist man in Skandinavien und den Niederlanden offener.
Fotos gibt’s leider keine, zu sehen bekamen wir eine Ladung Variobahnen für die Erweiterung der bybanen in Bergen zum Flughafen, Variobahnen für die Mainzelbahn und Flirt 3 für Abellio NRW, teilweise auch für den grenzüberschreitenden Verkehr in die Niederlande ausgerüstet.
Spannend ist es, die Flirts in verschiedenen Stadien der Herstellung zu sehen. Zur verbesserten Sicherheit wird der Tf durch einen tonnenschweres Crashelement geschützt. Das bedeutet einerseits eine erhöhte Fahrzeugmasse, aber auch, dass der Führerstand so weit von der Front entfernt ist, dass Kupplungsvorgänge magels Sicht nicht mehr ohne weiteres machbar sind. Dafür wurde ein spezieller automatischer Modus eingebaut, der den Zug mit Schrittgeschwindigkeit rollen lässt, bis eine Verbindung mit dem anderen Troebwagen hergestellt ist.

Für einen Großteil ist es nun Zeit, abzureisen. Doch wo ich schon mal in Berlin bin, kann man ja noch bis Sonntag verlängern…


Eindrücke vom abendlichen Alexanderplatz
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Beitrag von Entenfang »

Angesichts der bewegten Geschichte existiert in Berlin kein richtiges Stadtzentrum. Eher kann man von einem City-Band sprechen, dass sich vom Alexanderplatz zum Bf Zoo zieht. Am ehesten kann man noch das Nikolaiviertel als Altstadt bezeichnen.
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Das Rote Rathaus und der Fernsehturm
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Allmählich wird das Stativ schwer und ich begebe mich zur nächsten U-Bahnstation. Ein Obdachloser schnarcht in einer kauernden Position auf einer Wartebank, während ihm der extrem laute Reinigungswagen fast über die Füße fährt. Doch der Schlafende bekommt das nicht mal mit.

Es dauert nicht lange, bis der nächste Zug in den mit Bildern von historischen Wagen geschmückten Bahnhof Klosterstr. einfährt.
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Am Alexanderpl. steige ich in die U5 um, noch vor der Abfahrt begrüßt eine junge Frau vom Typ Punkerin die Fahrgäste.
„Einen wunderschönen guten Abend. Ich suche ganz dringend nach einer WG, in der ein Hund erlaubt ist.“ Sie deutet auf ihren Begleiter. „Es würde mich freuen, wenn Sie mich ansprechen würden, wenn Sie einen Platz haben oder jemanden kennen. Auch für etwas zu Essen oder zu Trinken wäre ich dankbar. Vielen Dank und einen wunderschönen Abend.“
Sie geht durch den Wagen. Jemand drückt ihr eine halb ausgetrunkene Flasche Orangensaft in die Hand. „Wenn ich denken würde, du wärst krank, würde ich sie nicht nehmen. Aber ich glaube nicht, dass du krank bist.“ Sie nimmt die Flasche mit. Als der Zug an der nächsten Station hält, bedankt sie sich nochmal bei den desinteressiert schauenden Fahrgästen und wünscht einen wunderschönen Abend. Gleichzeitig steigen zwei Obdachlose ein. Stoisch verkündet die Ansagestimme: Zurückbleiben bitte.
An der nächsten Station steigen sie wieder aus. Der eine spornt den anderen an: „Lauf! Lauf!!!!!“
Zug nach Tierpark.
Ein Mann steigt ein, hält am anderen Ende des Waggons einen Vortrag, den ich nicht verstehe und möchte anschließend Zeitungen verkaufen.
Zurückbleiben bitte.
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Luas
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Beitrag von Luas »

Die Frontpartie der BR 480 wurde von Star-Designer Herbert Lindinger gestaltet; häufig wird diese Fahrzeugreihe in der Fanszene auch als "Toaster" bezeichnet.
By the way: Wieder spannende und schöne Fotos.
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Luas @ 22 Dec 2015, 20:35 hat geschrieben: Die Frontpartie der BR 480 wurde von Star-Designer Herbert Lindinger gestaltet;
Bei den kommenden 483ern hat man das Frontdesign weggespart. Schaut aus, als ob der Zug wo angrennt ist.

Btw, schöner Bericht. :) Die defekte Lampe im DB-Logo sind schon erste McKi-Sparmaßnahmen. -_-
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218217-8
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Beitrag von 218217-8 »

Danke, Entenfang, für einen weiteren informativen und trotzdem kurzweiligen sowie hochwertig bebilderten Bericht!
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TramBahnFreak
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Beitrag von TramBahnFreak »

Die Zeitungen waren wahrscheinlich Straßenfeger (resp. sonstige Straßenzeitungen – da kenn ich mich in Berlin jetzt nicht aus, was es da sonst noch so auf dem Markt gibt, und wie die vertrieben werden...)

Danke für Bilder und Bericht!
Da macht das Lesen wie immer Spaß. :)
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Entenfang @ 19 Dec 2015, 21:02 hat geschrieben: Um die Unabhängigkeit der Abgeordneten zu verdeutlichen, gibt es in diesem Bahnhof keinerlei Werbung. Architektonisch hat der Bahnhof einige interessante Aspekte zu bieten.
Der war gut, glauben die das wirklich? Das ist doch wieder die typische Heuchelei. :lol:

Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag, einfach klasse!
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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Beitrag von Entenfang »

Tag 4

Auflösung von gestern: Für ein Segment der Berliner Mauer muss man 7000€ hinblättern.


Erst sieht es gar nicht gut für den heute geplanten Ausflug aus. Starker Regen begrüßt mich nach dem Aufstehen.
4031 passiert einen Ampelmast, der durch die umfassende Plakatierung bereits auf das Dreifache des ursprünglichen Durchmessers angewachsen ist.
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Ein 481er nähert sich der Warschauer Str.
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Zufallstreffer, bevor ich in die S-Bahn steige: 218 831 rangiert eine CNL-Garnitur, links ein abgestellter MET
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Während der Umbau der Ringbahn am Ostkreuz abgeschlossen ist, dauert er auf der Stadtbahn noch an.
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Lust auf ein bisschen Achterbahn?
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Mit S-Bahn und Tram geht es nach Strausberg. Zurzeit wird ein Teilstück des Strausberger S-Bahn-Astes zweigleisig ausgebaut, um auch hier Takt 20 anbieten zu können. Die am Wochenende im Takt 40 fahrende Tram ergänzt die S-Bahn ganz gut.
Nach der Ankunft an der stadtseitigen Endstation Lustgarten
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Auf dem Straussee gibt es eine verkehrliche Rarität, die Oberleitungsfähre. Da muss natürlich gleich eine Testfahrt durchgeführt werden.
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Bis die Wanderung um den See zurück zur Tram abgeschlossen ist, zeigt sich die Sonne und da erstmal die Tram in die falsche Richtung kommt, bietet sich gleich ein Foto an.
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Beitrag von Entenfang »

0041 bringt uns zurück zum Strausberger Bf
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Von hier geht es weiter mit dem Bus (ja, sogar samstags im Stundentakt!!) durch die Weiten Brandenburgs nach Woltersdorf.
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Unser gemeinschaftliches Fluchen führt schließlich doch noch zum Erfolg. Der LKW-Fahrer steigt ordentlich in die Eisen und ermöglicht das Bild vom Gothawagen vor der St.-Michael-Kirche. Danke dafür!
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Auch wenn die Woltersdorfer Straßenbahn eher an eine Museumsbahn erinnert, erfüllt sie eine wichtige Funktion als ÖPNV und hat entsprechende Betriebszeiten von 5 bis 0 Uhr. Unter der Woche wird zwischen dem S-Bahnhof Rahnsdorf und dem Berliner Pl. auf einen 10-Minutentakt verdichtet, sonst wird tagsüber im Takt 20 gefahren. Die Beiwagen kommen planmäßig nicht zum Einsatz, da an den Endhaltestellen sonst umgesetzt werden müsste.
Das Bild im letzten Licht am Krankenhaus missglückt leider etwas.
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Die Woltersdorfer Schleuse bildet den Endpunkt der Tramlinie.
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Gemütlich ist es im Innenraum
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Wagen 32 an der Endstation am S-Bahnhof Rahnsdorf. Von hier führt die Strecke etwa 2 km durch einen Wald und dann durch Woltersdorf.
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Beitrag von Entenfang »

Mit dem SEV geht es zurück Richtung Stadt. Sowohl die S-Bahn als auch die weitgehend parallel verlaufende Tram werden wegen Bauarbeiten im SEV bedient, sodass es zu leicht chaotischen Verhältnissen kommt.
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Mit einer Tatra geht es quer durch Köpenick. Stilecht sind die eingebauten Haltestellenanzeigen. Schon wieder Heimatgefühle...
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Der S-Bahnhof Schöneweide zeigt sich noch weitgehend im DR-Style
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Für Nachtfotos verschlägt es mich nach Kreuzberg
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Alle Wege führen zu den Hochbahneingängen...
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...oder auch nicht. Warum man in Berlin gerne Fußgänger hinter Gitter sperrt, habe ich nicht verstanden. Die ganze Stadt gleicht einem Hürdenlauf.
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Giselazug am Kottbusser Tor
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Beitrag von Entenfang »

Später geht es noch in die Stadt
Abfahrt am Hackeschen Markt
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Berliner Dom
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Denkmal für die ermordeten Juden Europas
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Brandenburger Tor mit Linksabbiegern
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Blumen für die Opfer der Anschläge in Paris
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Ein Mann spaziert vor und zurück und labert laut etwas auf Französisch, das ich nicht verstehe. Jedes Mal, wenn er seinen Rucksack abstellt, weist ihn ein unauffällig gekleideter Mann darauf hin, dass er den Rucksack wieder an sich nehmen solle. Und jedes Mal entbrennt darauf dasselbe Wortgefecht. „Isch bin doch keine Tärrorist!“

Die Umbenennung des S-Bahnhofs Unter den Linden hat leider dafür gesorgt, dass die schönen Bahnhofstafeln hinter der DB-Standardversion verschwunden sind.
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Nur an den Aufsichtskanzeln sind sie noch zu sehen
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Morgen soll es angeblich schneien. Man darf gespannt sein.
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Beitrag von Guido »

Luas @ 22 Dec 2015, 20:35 hat geschrieben: Die Frontpartie der BR 480 wurde von Star-Designer Herbert Lindinger gestaltet; häufig wird diese Fahrzeugreihe in der Fanszene auch als "Toaster" bezeichnet.
Über Design und Geschmack konnte man schon immer streiten ^^


Der Begriff "Toaster" für die Baureihe 480 hat zwei Ursachen, zum einen gab es von SIEMENS einen Bakelittoaster "BR480" (-> für ein Bild davon klick mich), und zum anderen haben passenderweise dazu einige Züge sich im Fahrgaströsten versucht. Die Bezeichnung kommt somit nicht von ungefähr und könnte passender fast gar nicht sein.

TramBahnFreak @ 23 Dec 2015, 01:29 hat geschrieben:Die Zeitungen waren wahrscheinlich Straßenfeger (resp. sonstige Straßenzeitungen – da kenn ich mich in Berlin jetzt nicht aus, was es da sonst noch so auf dem Markt gibt, und wie die vertrieben werden...)
Es gibt neben dem "Straßenfeger" auch noch die "motz", welche auf ähnlichem Weg vertrieben wird. Geschichten gibts bei beiden Magazinen gratis dazu. Manchmal gibts auch Leute, die nur ihre Geschichten erzählen ohne dabei was zu verkaufen.
Gruß, Guido

Tf bei der S-Bahn München
[img]http://www.eisenbahner-online.de/420-423.gif[/img]

Hinweis: Der obenstehende Beitrag spiegelt - sofern nicht anders gekennzeichnet - ausschließlich die persönliche Meinung des Verfassers wider.
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Entenfang @ 23 Dec 2015, 16:52 hat geschrieben: Die Beiwagen kommen planmäßig nicht zum Einsatz, da an den Endhaltestellen sonst umgesetzt werden müsste.
Als Kleinbetrieb ist die Woltersdorfer Tram aber dennoch recht flexibel - bei meinem Besuch hingen an den Haltestellen Aushänge mit dem (sinngemäßen) Text: "Wenn Sie mal mit mehr Leuten kommen, rufen Sie uns 2 Stunden vorher an - dann fahren wir für Sie auch mit Beiwagen!" - und ja, ich fands dort auch schön. :)
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Beitrag von Luas »

Die Strausberger Tram verfügt neben den zwei Bombardier-Flexity einen frisch modernisierten KT8D5 mit Niederflureinstieg in der Wagenmitte, der bei Ausfall von eines der beiden NF-Tw. oder als Verstärker eingesetzt wird. Danke für die reizvollen Bilder :) .
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Beitrag von Entenfang »

Tag 5

Es ist ein kalter Morgen. Keine Spur mehr von den beinahe spätsommerlichen Temperaturen, die uns bis Mitte November begleitet haben. Man merkt, dass heute Sonntag ist. Keine Menschenmassen drängen zur S-Bahn, die Kioskverkäufer warten vergeblich auf Kundschaft, selbst die Bettler und die Säufer sind verschwunden.
Auch die Züge sind kürzer geworden und ungewohnt leer.
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Selten sind die Fallblattanzeiger geworden…
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Lange lasse ich mir nicht Zeit für Fotos an der Jannowitzbrücke.
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Nach zehn Minuten im eisigen Wind bin ich durchgefroren und begebe mich zurück zur S-Bahn.
Der Zugang ist nur für Ortskundige (oder für hier Ausgestiegene) zu finden…
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Der Berliner Dom nochmal bei Tage…
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…und von innen.
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Beitrag von Entenfang »

Der Ausblick belohnt für die Kraxelei über 270 Stufen.
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Dunkle Wolken ziehen auf…
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Und wieder runter.
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Die Doppeldeckerbusse dürfen in einem ÖPNV-Bilderbogen über Berlin natürlich keinesfalls fehlen.
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Nun möchte ich zum Abschluss noch das Brandenburger Tor zur blauen Stunde verewigen.
Und als ich aus der U-Bahn komme, reibe ich mir die Augen. Träume ich? Große weiße Flocken fallen vom Himmel. Die Quadriga kämpft sich durch den Schneesturm.
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Unverzüglich kommt bei mir Weihnachtsstimmung auf. Die Weihnachtsbeleuchtung hängt ohnehin überall schon seit über zwei Wochen und die Weihnachtsartikel kann man schon seit zwei Monaten kaufen.
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Die Wiese vor dem Reichstag ist mit Puderzucker bestäubt
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Nun noch ein Abstecher zum Checkpoint Charlie.
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Obwohl ich mir alle Mühe gebe, die Mauer gedanklich durch Berlin zu ziehen, ich schaffe es einfach nicht. Mir eine für fast 30 Jahre geteilte Stadt vorzustellen, gelingt mir nicht. Umso unverständlicher ist es mir daher, dass man 25 Jahre nach dem Mauerfall nun wieder neue Mauern quer durch Europa zieht.

Interessant ist die Kreuzung am U-Bahnausgang. Während einer Phase haben alle vier Straßen rot und die Fußgänger können die Kreuzung diagonal überqueren und so direkt zum U-Bahneingang in der Straßenmitte kommen.
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Beitrag von Entenfang »

Allmählich muss ich mich auf die Rückfahrt vorbereiten. Gisela 1090 an der Prinzenstr.
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Auge in Auge mit einer Flexity
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Am Berliner Hbf angekommen, wird die Abfahrt des IC nach Dresden mit einem weißen Balken geschmückt. Verspätung ca. 70 Min.



Fazit

Ein Supermarkt, der von montags 6:30 Uhr bis samstags 23:30 Uhr durchgehend (!) geöffnet hat?
Die Tramlinie M10 in den Nächten Fr/Sa und Sa/So bis 1 Uhr im Takt 5?
Lauter merkwürdige Gestalten in der Stadt?
Das Geräusch der 481er?

Ich musste feststellen, Berlin ist noch genauso, wie ich es von meinem ersten Besuch 2009 in Erinnerung habe. Die Stadt übt nach wie vor eine Faszination auf mich aus. Berlin hat nicht nur für den geneigten Freak nahezu unendlich viel zu bieten. Gerne mal wieder!


Mein Dank geht an die Verkehrte Welt fürs Organisieren der Exkursion, an die Mitarbeiter der BVG, vom BMVI, BEHALA und Stadler, den Geschäftsführer von RLC Wustermark für die Führungen und die vielen hilfreichen Infos.
Und natürlich an JeDi fürs Herumführen in und um Berlin.

Danke auch für die vielen positiven Rückmeldungen und die zahlreichen Anmerkungen. Jetzt bin ich doch glatt mit den Bildern der Weihnachtsstimmung passend fertig geworden. In diesem Sinne, frohes Fest allerseits!
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Danke für einen wie immer schönen Reise-Bilder-Eisenbahnbericht. Frohes Fest und schöne Feiertage Dir auch! :)

Gruß Michi
Achtung! Entladezeit länger als 1 Minute!
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Beitrag von Entenfang »

Mich hat es kürzlich für ein verlängertes Wochenende nach Berlin verschlagen und dabei ist auch ein bisschen (mehr) Bildmaterial entstanden.

Beginnen wir an der Kirche in Pankow.
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Weiter geht´s mit der M1 nach Norden. Der Streckenast nach Rosenthal Nord ist durchgehend eingleisig mit Ausweichstellen und stand bereits auf der Abschussliste.
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Zu einem der zahlreichen historisch bedeutsamen Orte in Berlin gehört wohl die Bösebrücke, auf der sich der erste geöffnete Grenzübergang befand.
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Urband Jungle vom Feinsten bietet die breite Wiederaufbautrasse zum Virchow-Klinikum.
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Ich finde die Flexitys ja immer noch ausgesprochen fotogene Fahrzeuge, auch wenn die Fahrzeugbeschaffungsstrategie der BVG durchaus kritikwürdig ist. Allmählich könnte man vom Grundsatz der ausschließlichen Beschaffung von Zweirichtungswagen mal wieder abweichen, um Fahrgästen ab und an auch mal einen Sitzplatz anbieten zu können.

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Die Trasse bietet auch einie Sichtachsen, die sich gut für Bilder mit viel Tele eignen.

8035 passiert die Kapernaumkirche
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Durch Zufall entdecke ich diese Blickachse vom Nordhafen auf einen Baukran (und zum Fernsehturm). Während die S-Bahn versteckt hinter Lärmschutzwänden fährt, gestattet die Fernbahnverbindung vom Gesundbrunnen zum Hbf einen freien Blick.
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Abends droht dann zunächst scheinbar ein Gewitter. Doch der Niederschlag bleibt nur von kurzer Dauer. Die Siegessäule Grau in Grau
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Typisch westdeutsch-dekadente Meile - der Kurfürstendamm. Und ich bin wohl auch der einzige, der sich hier für die Busse interessiert.
"Da, schau mal, ein Ferrari", meint ein Vater zu seiner sechjährigen Tochter. "Also ich fand den Lamborghini viiiiiiiel cooler!", entgegnet diese.
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