Brexit - Großbritannien verlässt die EU

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Münchner Kindl
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Beitrag von Münchner Kindl »

Gibt es denn schon irgendeine Form von Selbstkritik?
Habe weder von Tusk (Rat), Schulz (Parlament), Junker (Kommission) noch von Sonnenkönigin Merkel ein Wort der Selbstkritik oder die Suche nach eigenen Fehler gefunden? Das heute war kein Schuss vor den Bug, sondern ein versenkter Treffer, eigentlich, bzw. wenn den Damen und Herren etwas an der EU liegt, dürfte dort jetzt kein Stein mehr auf dem anderen stehen bleiben. Immerhin hat sich der drittgrößte Nettozahlen heute aus der Affäre gezogen... B-)
Aber wie immer hetzt man gegen das angeblich so dumme Wählerpack...
Ihr habt nichts verstanden...
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Münchner Kindl @ 24 Jun 2016, 19:45 hat geschrieben:Aber wie immer hetzt man gegen das angeblich so dumme Wählerpack...
Nicht angeblich, sondern tatsächlich.
Ein nicht gerade geringer Teil - auch der deutschen Bevölkerung - ist offensichtlich verblödet, *****
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JLanthyer
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Beitrag von JLanthyer »

218 466-1 @ 24 Jun 2016, 20:07 hat geschrieben:Nicht angeblich, sondern tatsächlich.
Was hat die britische Bevölkerung vor der Volksabstimmung bekommen? Ich denke, sie wird mit Sicherheit eine Informationsbroschüre einige Wochen vor der Volksabstimmung bekommen haben, um sich darüber zu informieren, was die britische Regierung will und welche Risiken eines Brexits besteht. Die Gründe pro und contra Brexit lassen sich mit Sicherheit aufzählen. Letztlich entscheidet der Mensch, ob er dem Brexit zustimmt oder ablehnt - aber nicht jedoch aufgrund der Propaganda, sondern durch die sachlich geführte Information in der Broschüre.
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

JLanthyer @ 24 Jun 2016, 20:18 hat geschrieben:Was hat die britische Bevölkerung vor der Volksabstimmung bekommen?
Das frage ich mich auch. *****
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Catracho
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Beitrag von Catracho »

JLanthyer @ 24 Jun 2016, 20:18 hat geschrieben: Was hat die britische Bevölkerung vor der Volksabstimmung bekommen? Ich denke, sie wird mit Sicherheit eine Informationsbroschüre einige Wochen vor der Volksabstimmung bekommen haben, um sich darüber zu informieren, was die britische Regierung will und welche Risiken eines Brexits besteht. Die Gründe pro und contra Brexit lassen sich mit Sicherheit aufzählen. Letztlich entscheidet der Mensch, ob es dem Brexit zustimmt oder ablehnt - aber nicht jedoch aufgrund der Propaganda, sondern durch die sachlich geführte Information in der Broschüre.
Schön wärs. Würde der Mensch tatsächlich durch sachlich geführte Information geleitet werden, gäbe es auf dieser Welt vermutlich wesentlich weniger Probleme.

Mfg
Catracho
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ET 423
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Beitrag von ET 423 »

Mal so einfach gefragt und in den Raum gestellt: Was wird sich denn jetzt in naher Zukunft ändern? Ok, also GB tritt aus der EU aus, soweit, so klar. Oder eigentlich...auch nicht? Den Medien zu entnehmen ist ja, daß das noch Monate/Jahre dauern wird. Wenn es also soweit ist, was wird sich dann bitte ändern? GB hat weder den Euro (die haben ja ihr gutes altes Pfund behalten), noch ist es Schengen-Mitglied (Ein/Ausreise nur mit Paßkontrolle). Die wirtschaftlichen Dinge, insbesondere die weitere Zusammenarbeit, kann und wird mit Verträgen sicherlich noch gesondert ausgehandelt werden.

Was ändert sich also für GB, abgesehen davon, daß sie sich ein paar Milliarden an Mitgliedsbeiträgen jährlich sparen?
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

ET 423 @ 24 Jun 2016, 20:56 hat geschrieben:Was ändert sich also für GB, abgesehen davon, daß sie sich ein paar Milliarden an Mitgliedsbeiträgen jährlich sparen?
Norwegen, und die Schweiz müssen für die Teilnahme am Binnenmarkt einen Großteil der EU Reglungen übernehmen, und zahlen auch Geld in den EU Topf ohne an die Subventionen zu gelangen.

Was sich ändert? UK zahlt weiter, und übernimmt immer noch EU Regeln, sitzt aber nicht mehr mit am Tisch wo die Regeln besprochen werden.

Außerdem hat die Schweiz 10 Jahre lang verhandelt, UK hat jetzt 2 Jahre Zeit.

Dann ist da noch die Frage wie sich andere Staaten verhalten. In 2 Jahren hat UK z.B. keine gültigen Luftverkehrsabkommen mehr. Für das USA - EU Open Skies Abkommen wurde über 5 Jahre verhandelt. UK hat jetzt 2 Jahre Zeit mit USA, Kanada, China, Indien, und 100 weitere Staaten Abkommen zu schließen. Die anderen Staaten werden dies knallhart ausnutzen.
Cloakmaster
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Beitrag von Cloakmaster »

Ein paar zehntausend Arbeitnehmer werden GB verlassen müssen, daß sei keine gültige Arbeits/Aufenthaltsgenehmigung mehr haben. Die betrifft vor allem hoch bezahlte Top-Jobs, welche nicht mal eben zu ersetzen sind. So mal für den Anfang.

Ettliche Millionen an EU-Subventionen in die GB werden nicht mehr fliessen.

In wie weit die EU bereit ist, mit diesem Drittstaat günstige Verträge auszuhandeln, wird man abwarten müssen. Unterm Strich sehe ich den Schaden für GB als weit größer an, als den für die EU. Insbesondere, wenn für Schottland, Nordirland und Gibraltar Wege gefunden werden, sie in der EU zu halten.
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

ET 423 @ 24 Jun 2016, 20:56 hat geschrieben:Die wirtschaftlichen Dinge, insbesondere die weitere Zusammenarbeit, kann und wird mit Verträgen sicherlich noch gesondert ausgehandelt werden.

Was ändert sich also für GB, abgesehen davon, daß sie sich ein paar Milliarden an Mitgliedsbeiträgen jährlich sparen?
Der Witz ist halt, solche Verträge gibt's nicht gratis, die sind für Nichtmitglieder oft sogar ziemlich teuer. Wie kommen eigentlich so viele drauf, das kostet nix und geht einfach so mit ein bisschen Papier ohne Gegenleistung? Ziemlich naiv, vor allem von denen, die in so einem Irrglauben gestern vor allem ihr eigenes Land ruiniert haben. Die Schweiz oder Norwegen zahlen durchaus im Gegenzug 'n Haufen Geld, z.B. für die Teilnahme am Schengenraum, aber sie zahlen auch Wirtschaftshilfen, Kulturförderung und so'n Zeug für Nehmerländer. In den EU-Gremien haben sie aber trotzdem nix zu sagen. Das hätte man den Brexitfans, die auf solche Verträge verwiesen haben, vielleicht noch vorher sagen sollen. Die Schweiz zahlt natürlich z.B. dafür mit, dass die EU Flüchtlinge aus dem Mittelmeer fischt. Ach ja und solche Verträge kriegt auch nicht jeder mal eben so einfach, siehe Türkei. Um den anderen Ländern zu zeigen, dass draußen auch draußen bedeutet, kann man sich leicht vorstellen, dass Großbritannien ab heute in einer ziemlich schlechten Verhandlungsposition ohne jeden Bonus ist. Wenn die EU-Länder richtig schlechte Laune haben, wird der gemeine Engländer ab dem Vollzug des Austritts mindestens für ein paar Jahre in der EU sogar visumspflichtig sein. Wie derzeit die Türken... Vielleicht sogar bei einer Fahrt nach Schottland, sollte das echt 'ne EU-Außengrenze werden... Man kann solche Verträge ja bekanntlich einseitig beliebig rauszögern, wenn einem danach ist.

Das ist der Mist an der direkten Demokratie, wenn man Bürger hat, die sich gerne für mündig halten, aber teilweise völlig uninformiert, vernagelt, bescheuert sind und sich von Gefühlen und irgendwelchen diffusen Ängsten leiten lassen und Dinge vermischen, die nix miteinander zu tun haben. Man kann ja die EU komplett ablehnen, aber nicht auf dem Wissenstand, den da einige scheinbar hatten oder "um's dem Etabishment mal so richtig zu zeigen". Das ist echt die Königsklasse vom Sägen am eigenen Ast. Selbst wenn gar nix passieren sollte, alleine die Aufregung und Unsicherheit jetzt, wird in Großbritannien messbar Arbeitsplätze kosten und ausländische Investoren mindestens ein paar Jahre fernhalten. Die Ratingagenturen wollen GRoßbritannien übrigens wohl auch runterstufen. Obwohl eigentlich noch nix passiert ist. Und deswegen wird was passieren.

Und gleichzeitig haben sie mit Schottland und Nordirland im eigenen Land demnächst noch genug zu tun. Wer in den 90ern schon Nachrichten geschaut hat, erinnert sich vielleicht noch, dass Nordirland da oft vorkam...
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Balduin
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Beitrag von Balduin »

Münchner Kindl @ 24 Jun 2016, 19:45 hat geschrieben: Gibt es denn schon irgendeine Form von Selbstkritik?
Habe weder von Tusk (Rat), Schulz (Parlament), Junker (Kommission) noch von Sonnenkönigin Merkel ein Wort der Selbstkritik oder die Suche nach eigenen Fehler gefunden? Das heute war kein Schuss vor den Bug, sondern ein versenkter Treffer, eigentlich, bzw. wenn den Damen und Herren etwas an der EU liegt, dürfte dort jetzt kein Stein mehr auf dem anderen stehen bleiben. Immerhin hat sich der drittgrößte Nettozahlen heute aus der Affäre gezogen...
Auch wenn ich seine Meinungen nicht teile, dieser Beobachtung muss ich mich leider anschließen. Die Herscherkaste beschäftigt sich weiter mit sich selbst. Wenn nächstes Jahr in Frankreich der FN regiert, werden die meisten dort auch nicht aufwachen, aber dann ist es zu spät, und dann kann man sich als Einzelner nur einen guten Bunker bauen und dort ausharren bis der Sturm nach ein paar Jahren vorbei ist...
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JLanthyer
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Beitrag von JLanthyer »

218 466-1 @ 24 Jun 2016, 23:51 hat geschrieben:*****
Also bitte... Du tust so, als ob die AfD eine NSDAP reloaded wäre. :rolleyes:
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

JLanthyer @ 24 Jun 2016, 23:56 hat geschrieben:Also bitte... Du tust so, als ob die AfD eine NSDAP reloaded wäre.  :rolleyes:
Ist sie doch auch. Nur weil sie zum Glück nicht regieren und keine Merheit haben und weil Teile des Gesetz im Weg stehen, wird das nicht offen kommuniziert.
Aber wenn die frei handeln könnten, wie sie eigentlich wollen, dann würden sie ihr wahres Gesicht zeigen...
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Jogi
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Beitrag von Jogi »

ET 423 @ 24 Jun 2016, 20:56 hat geschrieben:Mal so einfach gefragt und in den Raum gestellt: Was wird sich denn jetzt in naher Zukunft ändern? [...]

Was ändert sich also für GB, abgesehen davon, daß sie sich ein paar Milliarden an Mitgliedsbeiträgen jährlich sparen?
Ergänzend zu allen anderen Antworten: Wenn ich es richtig verstanden habe, ist bis zum Abschluss der Austrittsverhandlungen, d.h. höchstens für die nächsten 2 Jahre, GB vollwertiges Mitglied der EU, hat also auch Zugang zum Binnenmarkt mit einer halben Milliarden Konsumenten. Das vor allem deshalb bedeutsam, weil knapp die Hälfte (44 Prozent) der GB-Exporte in die EU gehen. Wenn's ganz blöd läuft und man nach 2 Jahren noch nicht fertig verhandelt hat, sitzt GB dann auf dem Trockenen und kriegt seine Produktionen nicht mehr los... Hinzu kommt noch ein Leistungsbilanzdefizit von 4,4 Prozent im letzten Jahr, d.h. sie importieren mehr Waren(-wert) als sie exportieren und häufen so im Ausland Verbindlichkeiten an. Ohne einen wie auch immer gearteten freien Marktzutritt sind Preissteigerungen absehbar (z.B. klassisch durch Zölle) und veränderte Warenmengen absehbar, die runtergebrochen wahrscheinlich lauten: weniger Exporte zu, logisch, höheren Preisen, bei den Importen könne das entwertete Pfund gar zu einem Anstieg beitragen, d.h. wiederum weniger Wertschöpfung und GB zugunsten eines "Lebens auf Pump".
Zu erwähnen ist dem Kontext, dass die Industrie seit der Liberalisierung unter Thatcher gewaltig Federn gelassen hat und, exemplarisch Rolly-Royce und Bentley, mittlerweile Teile ausländischer Konzerne sind (-> Binnenmarkt) und stattdessen der Markt für Finanzdienstleistungen relativ betrachtet recht stark wurde wurde. Speziell bei letzterem ist davon auszugehen, dass die anderen EU-Ländern bei Verhandlungen da auf Beschränkungen drängen, um selber etwas von dem Kuchen abzuhaben. Gleichzeitig bräuchte es Investitionen, um die Industrieproduktion anzukurbeln, was ohne geklärten Marktzugang in GB für ausländische Investoren wenig attraktiv ist, weil ja auch die Möglichkeit der Exporte noch zu klären ist.

Es müsste also der Staat in die Bresche springen, der aber - und das ist absehbar, jetzt erstmal eine Anpassungrezession überstehen muss. Das heißt typischerweise: höhere Arbeitslosigkeit (die "Tagesschau" spricht von kurzfristig 800.000 Menschen, aber selbst wenn das der Worst Case sein sollte, es deutet immerhin etwas den Rahmen an), höhere Sozialausgaben und weniger Steuereinnahmen. Woher kommen also die Mittel für Investitionen und Subventionen...

Letzteres wiederum ist, mal auf ein Beispiel runtergebrochen, bei Forschung & Entwicklung, um Innovationen hervorzubringen, die in wirtschaftliche Gewinne umgemünzt werden können, exemplarisch ablesbar: Daraus hat sich Nationalregierung in den letzten Jahren massiv zurückgezogen, die Finanzbranche war ja selber stark genug - und den Rest hat die EU großzügig beigegeben. Das würde wegfallen, und weil die EU das sicher zahlt, ist GB für private Investitionen wiederum unattraktiver.

Ganz grob zusammengefasst kann GB bei einem Austritt schwer an den (wirtschaftlichen) Wertschöpfungen und am kulturellen Austausch teilhaben; wenn wirklich die Zugangsbedingungen nicht nur zum Binnenmarkt, sondern auch zu Drittmärkte, zu denen die EU Freihandelsverträge abgeschlossen hat, neu verhandelt werden müssen, sitzt GB da am wesentlich kürzeren Hebel, denn GB hat den größeren Druck, da reinzukommen. Zugleich verliert GB die Möglichkeit, auf Regeluarieren, Zugangsbeschränkungen, Standards usw. einzuwirken und sie zu gestalten, denn die EU-Regeln werden ja weiterhin gelten.

Rohrbacher bringt es da gelungen auf den Punkt: Um etwas mehr an Souveränität und Unabhängigkeit zu gewinnen, um einmal sinngemäß Britain first!1! zu brüllen, schaffen die Populisten einmal ihren feuchten Traum in die Realität umgesetzt zu sehen: das vermeintlich direkte, ungefärbte Umsetzen des Volkswillens mittels Volksbefragungen resp. Referenden. Bei einer hochkomplexen Frage, die angesichts des Zeitfensters von 2 Jahren kaum befriedigend zu beantworten ist, also kalkuliert auszutreten. Da können Le Pen, Wilders, Bernd Höcke, Hofer und alle anderen Rechtsaußen noch so Pawlow-speichelgeifernd nach Volksbefragungen im eigenen Land rufen, die werden jetzt genau hinschauen, wie das abläuft, was passieren und vor allem wie sich die EU verhalten wird - und ich bin überzeugt, die sind gottfroh, den Vorgang auf der anderen Seite vom Ärmelkanal aus sicherer Entfernung heraus beobachten zu können.

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JLanthyer @ 24 Jun 2016, 23:56 hat geschrieben:Also bitte... Du tust so, als ob die AfD eine NSDAP reloaded wäre.  :rolleyes:
Also bitte... Du tust so, als ob Gedeon nie in der AfD war. :rolleyes:
Wobei das Spannende daran ja ist, welche Rückendeckung der selbsternannte Antizionist augenscheinlich irgendwo an einflussreichen Stellen innerhalb der Partei genießt, so dass er dem vom Bundesvorstand empfohlenen und explizit von Meuthen geforderten Fraktionsausschluss entgeht und bis in den Herbst Zeit bekommen hat
Und Bernd Höcke als Goebbels für Arme.
Und die mehr oder minder offene Verbindung zur "Neuen Rechten", etwa um Götz Kubitschek.
Und das Schaffen einer eigenen medialen Gegenöffentlichkeit ("Compact", JF, Kubitscheks "Institut für Staatskunde").
Und das Selbststilisieren als Volksbewegung, erneut in Verbindung mit den "Neuen Rechten".
Und dass seit Lucke offensichtliche Fischen nach Stimmen am streng rechten Rand samt vor Schreck groß aufgerissener Augen, wenn die Rechten für ihre Stimme und Netzwerke so ganz unerwartet Einfluss in der Partei einnehmen wollen.
Und das leidlich verdeckte gehaltene Betrachten von Frauke Petry als "zu weich" und "zu links".

Spoiler: In der AfD sammeln sich viele unterschiedliche Strömungen verschiedener Coleur, die sich demokratisch organisieren und dabei gleichzeitig um Macht innerparteilich kämpfen - wie die lange vorbereitete Machtübernahme Petrys gegen Lucke zeigt mit durchaus harten Bandagen. Ändert alles nichts daran, dass eine Reduktion auf die NPD light eine unzuzverlässige Verkürzung ist wie auch ein Verneinen der Verbindungen nach Rechtsaußen verkürzt.
JLanthyer
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Beitrag von JLanthyer »

218 466-1 @ 25 Jun 2016, 00:06 hat geschrieben:... dann würden sie ihr wahres Gesicht zeigen...
Das ist ein Stichwort: Erst mit der Flüchtlingskrise, nach den Landtagswahlen, wo die AfD die 5%-Hürden überwunden hatte und Grenzschließung seitens der Ungarn (später haben Balkanländer, einschließlich Bulgarien nachgezogen) hat Merkel das wahre Gesicht gezeigt.

Der Psychoanalitiker hatte einen Eindruck von einer narzisstischen Störung von Frau Merkel: HUFF vom Januar 2016 Ihr Verhalten könnte für Deutschland und die EU gefährlich werden.

Leider reicht der Artikel von Huffington Post allein nicht aus, daher welche von Focus und Cicero.
Cloakmaster
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Beitrag von Cloakmaster »

Nur gut, daß unser Land nicht von einem Psychoanalytiker regiert wird.

Merkel mag nicht die beste aller Kanzlerinnen sein, in dem Punkt, daß sie keine geborene Leaderin ist, stimme ich sogar zu. Trotzdem ist sie allemal besser als ein gehirnverdrehter Pychoklempner mit Profilneurose oder die AgegenD, und all deren Gesocks.
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Münchner Kindl
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Beitrag von Münchner Kindl »

ET 423 @ 24 Jun 2016, 20:56 hat geschrieben: Mal so einfach gefragt und in den Raum gestellt: Was wird sich denn jetzt in naher Zukunft ändern? Ok, also GB tritt aus der EU aus, soweit, so klar. Oder eigentlich...auch nicht?
Es wird sich ändern, dass die Briten jetzt wieder Glühlampen verwenden dürfen, krumme Gurken und kleine Bananen essen dürfen, ihre Staubsauger wieder ausreichend Watt haben usw...:D
Ganz nebenbei sparen sie 1.4 Milliarden Pfund PRO MONAT die sie statt in den Brüsseler Moloch zu überweisen in ihr NHS oder ihre marode Infrastruktur stecken können! B-)
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Cloakmaster
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Beitrag von Cloakmaster »

Genau wegen derart ***** Schwachsinn, welcher nebenbei schlicht gelogen ist, haben wir den Salat. Kaum waren die Wahllokale geschlossen, wurde die Lüge offenzugegeben - aber das macht nichts, denn die Lämmer blöken sie trotzdem einfach weiter.
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imp-cen
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Beitrag von imp-cen »

Münchner Kindl @ 25 Jun 2016, 07:20 hat geschrieben: Ganz nebenbei sparen sie 1.4 Milliarden Pfund PRO MONAT die sie statt in den Brüsseler Moloch zu überweisen in ihr NHS oder ihre marode Infrastruktur stecken können! B-)
Nö, tun sie nicht!
Was Farage nicht sagte, aber nicht ganz unerheblich ist: Die britische Regierung überweist keineswegs jede Woche 350 Millionen Pfund nach Brüssel. Dank des Sonderstatus, den Margaret Thatcher 1984 aushandelte, reduziert sich die wöchentliche Zahlung der Briten auf 250 Millionen Pfund. Zieht man dann noch die Milliarden ab, die jährlich von der EU auf die Insel fließen, bleiben noch 110 Millionen Pfund, die Großbritannien netto pro Woche zahlt.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/...-a-1099616.html

110 Mio. wöchentlich x13:3 (*) sind 477 Mio. monatlich, welche Sie sich sparen. Wenn überhaupt. Und der Pfundkurs ist ja dezent auf den Stand Mitte der achtziger Jahre gefallen.

Denn auch die Nichtmitglieder in der EU, Schweiz und Norwegen dürfen blechen. Sie dürfen auch die EU-Regeln übernehmen um im freien Markt mitzuspielen. Mitverhandeln über die EU-Regeln ist als Nichtmitglied nicht drin und bei den Verhandlungen zu den Abkommen zwischen EU und jeweiligem Land hat die EU eben das größere Gewicht.

Dafür können die britischen Bauern mal sehen wie Sie Ihre Milch nach Europa verkaufen wollen, wenn wir eh schon einen Milchsee und ein Preisdumping haben. Diesen Zugang zum Markt werden sie wohl zukünftig vergessen können.
Und die Fischer die meinen sie könnten wieder so "wie früher" aufs Meer rausfahren, weil es keine Fangquoten der EU mehr gibt - viel Spass bei der Erkenntnis, wenn in ein paar Jahren die Meere ganz leer sind. Die EU-Fangquoten waren nämlich immer noch zu hoch, um einen langfristigen Bestand zu schützen. Da was draufzusatteln ist ziemlicher Irrsinn (und wird wahrscheinlich nicht passieren.)

Die Briten sind raus. Da gibt es kein wir verhandeln jetzt nochmal und bleiben dann zu besseren Konditionen doch drin. Wenn man das zuließe würden das alle so machen wollen und die EU wäre am Ende.
Weitere EU-Austritte: Stunde der Spalter

Wie lange es Britannien mit Schottland und Nordirland noch gibt ist fraglich. Und sollten sie jemals wieder einen Mitgliedsantrag stellen wird man ihnen keinen Beitragsrabatt mehr gewähren, Spanien will zuerst Gibraltar zurück usw., usf.
Rest-GB kann ja gerne der 51. Bundesstaat der USA werden - Trumpp würde das bestimmt freuen.
Evtl. tritt aber Schottland doch noch aus UK aus, bevor UK aus EU austritt...

Das haben die Populisten den Wählern halt nicht erzählt. Und jeder der gemeint hat man könnte Cameron abwatschen, weil es ja nicht um mehr geht wird noch sein böses Erwachen haben.
Die Rentner wollten die gute alte Zeit zurück - die Jugend schaut in die Röhre.

Sollte sich GB wirklich zerlegen (und meiner Meinung nach haben genau darüber die Briten abgestimmt, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollten mit ihrem "UK First!"), wird seine Wichtigkeit bei einem Wiedereintritt des übriggebliebenen Restes nicht mehr mit einer Stufe wie Frankreich oder Deutschland stehen, sondern irgendwo zwischen Dänemark und Italien.
Atomwaffen und Sicherheitsratsitz hin oder her.

Für uns wird sich zeigen, ob Deutschland und Frankreich ihre "Reibereien" ohne ein augleichenden starken Dritten -wie es UK <bisher> war- in der EU zu was bringen werden, oder ob der Laden dann noch weiter zerfällt.

Den dann verbleibenden Scherbenhaufen könnte dann Putin und China aufsammeln...
Brexit-Echo in Russland: Die EU ist tot, es lebe Eurasien

(*) So rechnet man von der Woche auf den Monat unter Berücksichtigung, dass der Monat nicht nur 4 Wochen hat.
Für die dauerhafte werktägliche U8
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Trump freut sich ja jetzt schon. Zumal mit Boris Johnson ein nahezu perfekter Klonen von ihm vermutlich bald Statthalter von England wird.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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Beitrag von Fichtenmoped »

Will man einen zweiten Versuch?
https://petition.parliament.uk/petitions/131215

Nachtrag: Respekt, da steigt der Counter aber schnell... :blink:
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
146225
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Beitrag von 146225 »

Hätte man mich vor zwei Wochen gefragt, wer bei einem solchen Ausgang der Sache hier Jubelgesänge anstimmt: Das hätte ich vorhersagen können. Und viele andere mit mir. Und so wie ihre Freunde ist auch die Sache selbst beschaffen. Nein, ich glaube nicht, dass eine (Ab-)Spaltung egal welches Landes von der EU eine gute Idee ist, und bin mir ziemlich sicher: Die Senioren träumten, die britische Jugend wird diesen Traum noch irgendwann bereut haben müssen.

Ich warne übrigens Neugierige, die jetzt eine "Bewegung" lostreten wollen, die glauben, sie bräuchten nur noch feste die Tür eintreten, dann fiele das verrottete Haus Europa schon krachend in sich zusammen: zum einen ist das wahrlich nicht so sinnvoll und notwendig, wie eure tumben Phrasen das vermitteln wollen, zum anderen: wenn schon eine neue Kleinstaaterei, dann aber richtig: warum soll ich als Baden-Württemberger auf nervige korrupte CSU-Minister in Berlin hören müssen? Warum irgendwelche Niedersachsen subventionieren? Wieso für den Küstenschutz in Schleswig-Holstein zahlen? Wieso die Nazis in Sachsen ertragen, wenn die ihr restliches Nebenbahnnetz auch alleine stillegen können? Und ist nicht eigentlich Baden-Württemberg schon zu groß geworden? Ja, da wird eine bodenlose Untiefe eröffnet, die wirklich besser verschlossen bleiben würde ... aber macht ruhig. Der Schaden wird allerdings massiv.
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Münchner Kindl
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Beitrag von Münchner Kindl »

*****

Wie gestern schon geschrieben, es gibt von den hohen Herren aus Brüssel überhaupt keinen Willen den Laden umzukrempeln, stattdessen sollen die übrigen 27 Staaten noch enger zusammenwachsen, was dazu führen wird, dass die Leute noch weniger Lust auf diesen Verein haben werden. Wenn es so weitergeht wie bisher war das gestern der Beginn eines Dominoeffekts! :rolleyes:
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143
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Beitrag von 143 »

218 466-1 @ 25 Jun 2016, 00:06 hat geschrieben: Ist sie doch auch. Nur weil sie zum Glück nicht regieren und keine Merheit haben und weil Teile des Gesetz im Weg stehen, wird das nicht offen kommuniziert.
Aber wenn die frei handeln könnten, wie sie eigentlich wollen, dann würden sie ihr wahres Gesicht zeigen...
Wenn dem so wäre frage ich mich warum niemand vor das BVerfG gehst und ein Parteiverbotsverfahren beantragt. Müsste ja ein Kinderspiel sein wenn sie wirklich so verfassungsfeindlich wäre.

Deiner wirren These nach hätte man ja auch Adenauers CDU nd Strauß` CSU verbieten müssen. Die haben seinerzeit ja so ziemlich die selben Standpunkte und Programmatiken vertreten wie heute die AfD.

Die Frage ist doch, warum geht niemand nach Karlsruhe, auch die SED- und KPD- Nachfolgeparteien, die müssten ja ein vitales Interesse daran haben. Eigentlich. Erklär mir doch bitte warum niemand von denen einen Antrag auf Einleitung eines Parteiverbotsverfahrens stellt?
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Beitrag von 146225 »

*****
Wie gestern schon geschrieben, es gibt von den hohen Herren aus Brüssel überhaupt keinen Willen den Laden umzukrempeln,  stattdessen sollen die übrigen 27 Staaten noch enger zusammenwachsen, was dazu führen wird, dass die Leute noch weniger Lust auf diesen Verein haben werden. Wenn es so weitergeht wie bisher war das gestern der Beginn eines Dominoeffekts! :rolleyes:
Es ist durchaus nicht ganz falsch, dass in der europäischen Politik nicht immer die Dinge so laufen, wie sie sollten - das kann man aber wirklich nicht lösen, in dem man mangelhaftes durch widerliches ersetzt. Wenn es bei mir in der Küche brennt, zünde ich ja auch nicht das ganze Stadtviertel an, damit mein Schaden nicht mehr so groß aussieht.
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TramBahnFreak
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Beitrag von TramBahnFreak »

143 @ 25 Jun 2016, 12:40 hat geschrieben: Die Frage ist doch, warum geht niemand nach Karlsruhe, auch die SED- und KPD- Nachfolgeparteien, die müssten ja ein vitales Interesse daran haben. Eigentlich. Erklär mir doch bitte warum niemand von denen einen Antrag auf Einleitung eines Parteiverbotsverfahrens stellt?
Weil man das Problem damit nur stark verschärfen würde, und daher kein halbwegs klar denkender Mensch diese Alternative auch nur ansatzweise ernsthaft in Betracht zieht.
ropix
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Beitrag von ropix »

Münchner Kindl @ 25 Jun 2016, 08:20 hat geschrieben:Es wird sich ändern, dass die Briten jetzt wieder Glühlampen verwenden dürfen, krumme Gurken und kleine Bananen essen dürfen, ihre Staubsauger wieder ausreichend Watt haben usw...:D
Ganz nebenbei sparen sie 1.4 Milliarden Pfund PRO MONAT die sie statt in den Brüsseler Moloch zu überweisen in ihr NHS oder ihre marode Infrastruktur stecken können! B-)
Fürn Et423 und fürs Protokoll.

Glühlampen verwenden darf jeder. Man besehe sich einfach die zig Millionen nicht getauschter Lampen. Neu kaufen wäre gefragt. Dafür relevant wäre die Verfügbarkeit von Neuware. Ja, kann sein dass man aus China Glühlampen importiert bekommt. Könnte mir aber auch vorstellen dass man keine neuen Glühlampen kaufen können wird, genau so wie in EU.

Krumme Gurken - dieser gern zitierte Abschnitt EU-Regelung wurde 2009 abgeschafft, der Handel hält sich seit dem selbst daran (krumme Gurken passen halt so schlecht nebeneinander in Kisten). Wer krumme Gurken kaufen will - hier gibt's einen Bauernmarkt, da neigen manche Gurken zur Knotenbildung.

Und was das Geld angeht - da bezahlte GB bislang eher am unteren Ende ihres machbaren, das wird sich in Zukunft deutlich nach oben ändern.

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Interessanterweise waren sowas ja genau die Argumente für einen Brexit, schon am Freitag hat der UKip - Chef zugegeben dass die Story mit den 350 Millionen Pfund für das Gesundheitssystem erlogen war - britisch ausgedrückt er nicht dafür garantieren kann dass die jetzt wirklich dort eingezahlt werden.

Es gibt eine Petition die fordert die Wahl im Falle eines engen Ausgangs zu wiederholen. Benötigt werden 10.000 und 100.000 Stimmen, gestartet wurde sie Ende Mai, über die 10.000 Stimmen sprang sie gestern wie man daran sieht dass die Antwort des Parlaments seit 1 Tag aussteht. Stand 10 Uhr hatten Sie 1,1 Millionen Unterzeichner, stand 17 Uhr bereits 1,6.

Es gibt massenhaft Beschwerden der Brexit-Beführworter dass sie hinters Licht geführt wurden und den Wunsch diese Stimme zu korrigieren.

Noch besser aber - Schottland hat bereits wie erwartet erklärt es mit der EU und ohne England versuchen zu wollen, das zweite Refferendum über die Unabhängigkeit wird kommen und diesmal auch gewonnen werden weil die EU damals eben eines der Hauptargumente gegen die Unabhängigkeit war.

In London entsteht die Lexit-Bewegung die Chancen darauf hat London aus England herauszuspalten um in der EU zu verbleiben.

Und in Nordirland ist alles möglich, von Wiedervereinigung über Status Quo bis hin zum wiederaufflammenden Krieg.

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Was bedeutet das konkret: Ein paar hunderttausend Briten in der EU könnten möglicherweise bald illegal sein und sich einer Ausschaffung entgegensehen, Familien werden zerrissen, so wie es natürlich auch Kontinentaleuropäern in Großbritannien passieren kann. Die Wirtschaft weiß nicht in wie weit Englische Töchter oder Mütterkonzerne ihre Vrebindungen halten oder wie diese mit Strafzöllen belegt werden (bei der Bahn dürfte das vor allem DB Arriva treffen wo das mit den EU-Ausschreibungen jetzt dann spannend wird...)

Ja, es könnte sein dass Großbritannien sich nicht mehr an EU-weiten Ausschreibungen beteiligen darf, immense Strafzölle für den Warenimport erhoben werden und für Briten eine Visumspflicht eingeführt wird wenn sie nach Europa reisen wollen, für wohlgemerkt jedes Land einzeln.

Banken scheinen derzeit ihren Umzug aus London weg schon vorzubereiten, zumindest große Abteilungen.

Und die Immigranten über die so geschimpft wird: Der Eurotunnel ist dann irgendwann Außengrenze, Frankreich hat endlich eine Möglichkeit alle dort ausreisen zu lassen. Das Problem ist dann kein Europäisches mehr sondern ein Inselproblem. Großbritannien kann sich nicht mehr auf die Einreiselandklausel berufen (Dublin XY) - die Immigration wird also tendenziell erheblich mehr werden.
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Beitrag von Galaxy »

ropix @ 25 Jun 2016, 16:47 hat geschrieben: Noch besser aber - Schottland hat bereits wie erwartet erklärt es mit der EU und ohne England versuchen zu wollen, das zweite Refferendum über die Unabhängigkeit wird kommen und diesmal auch gewonnen werden weil die EU damals eben eines der Hauptargumente gegen die Unabhängigkeit war.
Einerseits stört mich das man so lange wählt bis das Ergebnis stimmt (der politische Elite in Scotland geht es durchaus um die persönliche Macht) allerdings kann man durchaus argumentieren das sich die Grundvoraussetzungen geändert haben. Die Frage ist was man mit dem Euro macht, der für neue Mitglieder zwingend ist, für die Schotten aber ein Dorn im Auge ist, was man angesichts der Werte Vernichtung der EZB durchaus verstehen kann.
Und in Nordirland ist alles möglich, von Wiedervereinigung über Status Quo bis hin zum wiederaufflammenden Krieg.
Nordirland wird spannend sein, hat aber das Potenzial wieder sehr hässlich zu werden.
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und für Briten eine Visumspflicht eingeführt wird wenn sie nach Europa reisen wollen, für wohlgemerkt jedes Land einzeln.
Nein. Die EU Staaten stellen für nicht EU Bürger i.d.R. Visums für den gesamten Schengenraum aus. Was anderes ist bei offenen Grenzen auch gar nicht denkbar, da nicht kontrollierbar.
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Beitrag von ropix »

In der Regel, klar. Zumindest für die Urlaubsvisa. Bei den längerfristigen für den Aufenthalt schaut das vielleicht ein bisserl anders aus. Grad wenn jemand in mehreren Niederlassungen innerhalb der EU arbeiten muss. Nicht kontrollierbar ist klar, es gibt Leute die fahren 30 Jahre ohne Führerschein. Erwischen lassen dürfen sie sich halt nicht und äh - bei irgendwas offiziellem kanns halt Probleme geben. Die Reisefreiheit ist doch nicht wegen den 14 Tagen Badeurlaub am Meer ein hohes Gut sondern vor allem weil sie der Wirtschaft sehr entgegenkommt. Ob man den Jahresurlaub in Italien jetzt mit Blick auf den Personalausweis oder ohne verbringt ist am Ende ja wirklich nur ein paar Stunden mehr Stau, darum geht's nicht. Dass z.B. der Netzwerkadministrator zum lösen eines Problems in der Filiale einfach mal eben in den Flieger steigen und hinfliegen kann, das ist in meinen Augen die wirkliche Errungenschaft. Und wenn ihm dabei irgendwas passiert gibt's auch kein Problem mit irgendeiner Versicherung.

Nur - auch das ist Verhandlungssache, natürlich könnte irgendjemand den Briten große Steine in den Weg legen.

Und ja, natürlich kann man bei gesundem Menschenverstand davon ausgehen dass England eine Regelung analog der Schweiz oder Norwegen in Sachen Reisefreiheit hinbekommt. Sie wären ja saublöd wenn nicht und jeder Manager eines internationalen Konzerns oder Shoppingquens für 3 Stunden Aufenthalt dort erstmal 1 Woche Schlange stehen müssten.

Wobei ich derzeit sowieso dazu tendiere dass jetzt wohl eher gewählt wird bis das Ergebnis passt. Lustig dass sich selbst viele Brexit-Befürworter ein Leben ohne die EU-Mitgliedschaft nicht vorstellen können.

Aber es wird sicher eine spanndende Zeit wie sich Getting Better (GB) zu finally failed verwandelt. Wie hoch sind derzeit eigentlich die Wettquoten auf Straßenschlachten?
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Beitrag von ropix »

Galaxy @ 25 Jun 2016, 17:12 hat geschrieben: Die Frage ist was man mit dem Euro macht, der für neue Mitglieder zwingend ist, für die Schotten aber ein Dorn im Auge ist.
Kommt drauf an ob das Pfund demnächst noch einen Penny wert ist. Wenn nein werden die heilfroh über den Euro sein.

Gut, das wird nicht passieren und demnach kann man auch von heilfroh abstufen. Aber das Referendum kommt ja hoffentlich nicht sofort sondern erst dann wenn man schon absehen kann wie tief der Sturz der Insel ist. Und da kann ich mir durchaus vorstellen dass die Euro-Euroskepsis nachgelassen hat.

/Edit: spricht übrigens Bände dass einer der letzten Rettungsanker derzeit vor allem dort unterschrieben wird wo mit leave gevotet wurde.
http://petitionmap.unboxedconsulting.com/?...=131215&area=uk
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Beitrag von Jogi »

Münchner Kindl @ 25 Jun 2016, 08:20 hat geschrieben:Es wird sich ändern, dass die Briten jetzt wieder Glühlampen verwenden dürfen, krumme Gurken und kleine Bananen essen dürfen, ihre Staubsauger wieder ausreichend Watt haben usw...:D
[...]
Das sollte man eigentlich irgendwie ausdrucken, einrahmen und an die Wand hängen... - aber OK, die arme Wand, die so was (er-)tragen müsste. Alles aus der Krabbelkiste der populären EU-Bashing-Elemente, die seit Jahren immer wieder vorgetragen werden. Man sollte ja meinen, dass bei dem Bürokratiemünster in Brüssel weitere Beispiele nicht schwer ins Feld schießen könnten, aber irgendwie denkt der gemeine Deutsche nur Gurken und seine warmen Glühbirnen. Weiter oben wurde ja mit den üblichen klickgenerierenden, dem rechten Denkniveau angemessenen Mülleimer "Focus" und "Huffington Post" und auf den semi.intelektuellen "Cicero" verwiesen, die wohl eine Psychoanalyse Merkels vornehmen. Wer sich mal mit Freud bzw. psychoanalytischen Interpretationen näher beschäftigt, merkt, dass die gewaltige Haken haben - aber es klingt wohl heimelig und intellektuell aufgeladen zu sagen, DIE Psychoanalyse hat gezeigt, dass... Analyse. Fachwort. Wissenschaft. Wie auch immer, da wäre mal eine psychoanalytische Interpretation interessant: immer nennt der Stammtisch die Gurke, die Birne und seinen Staubsauger. Was bedeutet das wohl?

ropix hat's ja schon erklärt: Glühbirnen dürfen weiterhin verwendet werden ("Nein? - Doch! - Ooh!"), aber nicht mehr verkauft werden. Trotzdem sitzen wir nicht im Dunkeln ("Nein? - Do..." - ach, den hatt ich schon?). Gurkenkrümmungsverordnung wurde vom Bürokratiemosnter abgeschafft, der Handel setzt weiterhin darauf, auch (neben der effizienteren Logisti, mehr Gurken in einer Kiste) weil der allgemeine Verbraucher sich so sehr an den Eindruck des schönen Obstes gewohnt hat und normal gewachsenes Obst gleich gar nicht in seinen Einkaufswagen legt. Und die Staubsauger schließlich - jeder seriöse Hersteller hat daraufhin bekundet, dass mit einigermaßen modernen Staubsaugern keine schlechteren Saugergebnisse zu erwarten sind (warum muss ich da jetzt an die Gurke denken?), so dass letztlich mit dem grünen Labeling des Energiesparens sich früher oder später das von selber am Markt durchgesetzt hätte.

Generell: Danke @ropix für seine gelungenen Beiträge und Ausdauer, derart kurz & knackig auf den Bashing-Stuß einzugehen.

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143 @ 25 Jun 2016, 12:40 hat geschrieben:[...] Erklär mir doch bitte warum niemand von denen einen Antrag auf Einleitung eines Parteiverbotsverfahrens stellt?
Ich weiß zwar nicht, wo aus der Meinung, die AfD trägt faschistoide Züge in sich (ich übersetzt das "ist sie doch auch" mal so; dass die AfD Genozide und Weltkriege durchführen will, ist doch eher unwahrscheinlich) die Forderung nach einem Parteiverbot steckt, insoweit vielen Dank für die Bestätigung der Sinnverkehrung als typisches rheotorisches Stilmittel -

dennoch die Antwort: weil die AfD eine anerkannte Partei ist und somit allgemein der wichtigste Träger der politischen Willensbildung in der BRD ist. Auch deswegen darf eine Partei nur verboten werden, wenn sie an der Beseitigung der parlamentarischen Ordnung arbeit. Und da sind wir auf dem gleichen Tableau: Vieles lässt sich über die AfD sagen, was streitbar ist und Ekelpickel hervorruft, aber eine Beseitigung der verfassten Ordnung steht nicht auf ihrer Agenda.

Der Rest ist normaler Parteienwettbewerb.
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