Der Osten, der Westen und die Nachbarn

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Vorbemerkung

Alle Preise sind in Euro umgerechnet und Sonderzeichen aus Gründen der mangelnden Forenkompatibilität teilweise weggelassen.

Tag 1 München -> Plauen -> Dresden

Die U-Bahn rollt in den Bahnhof Michaelibad. Eine Kleingruppe rüstiger Rentner wartet auf dem Bahnsteig. 15 Sekunden, nachdem die Türen freigegeben sind, entscheiden sie sich, Richtung Zug zu gehen. Dann überlegen sie eine Weile, ob sie alle an einer Tür einsteigen oder sich doch lieber auf zwei Türen verteilen sollen. Die Wahl fällt auf Letzteres.
Eine der Rentnerinnen nimmt neben mir Platz und klappt die Bild City auf. Am Innsbrucker Ring wird der Platz gegenüber frei und der einzige Rentner, der gestanden hat, setzt sich. Eine halbe Minute vergeht. DEUTSCHE DENKEN SCHON IM KINDERGARTEN AN RENTE!!!
„Kennen wir uns eigentlich?“, erkundigt sich die Frau bei dem Mann. „Ich kann mich nicht an Sie erinnern…“, meint der Mann unschlüssig. „Na ich eigentlich auch nicht. Bin halt auch schon bisschen dement“, stellt die Frau fest und widmet sich wieder der Zeitung.
Wie ich mehrfach von vorne und hinten vernommen habe, müssen sie am Max-Weber-Platz aussteigen. Der Mann tippt die Frau an. Diese ist jedoch so sehr in die Geheimakten über die Kanzlerin vertieft, dass sie das nicht mitbekommt. Er versucht es nochmal mit etwas mehr Druck. „Huch! Was ist denn?“ „Wir müssen aussteigen.“ Sie faltet ihre Bild City und alle steigen aus.

Hauptbahnhof, Gleis 18. Noch vier Minuten bis zur Abfahrt meines ICE. Wenn ich mir schon das Sommerticket geleistet habe, kann ich auch die schnellere Variante mit FV bis Nürnberg nehmen. Statt 35 Minuten länger schlafen kann ich jedoch wegen des ungünstigen Busanschlusses nur 20. Ich werde nie verstehen, warum seit der großen U-Bahnfahrplanänderung der 195er mit 8 Minuten Umsteigezeit zur U5 am Michaelibad ankommt.
Ein junges Paar hetzt über den Bahnsteig. Es bleibt am Rand des Raucherquadrats stehen. Sie fuchtelt herum. Er fischt eine Zigarettenschachtel aus seinem Rucksack. Mit zittrigen Händen steckt sie sich den Glimmstängel in den Mund. Er sucht nach einem Feuerzeug, im Eiltempo ziehen sie abwechselnd an der Zigarette. Rauchschwaden wabern über den Bahnsteig. Nach einer knappen Minute wird die halb gerauchte Zigarette ausgetreten und die beiden verschwinden aus meinem Blickfeld.

Pünktlich startet die Fahrt. Welcome on board se Ih Ce Eh to Hamburg.
Ein Mädchen möchte sich am Laptop der Mama einen Film anschauen. Wenig später dröhnt die kindliche Intro-Musik durch den Wagen. Gott, ist das peinlich. Schnell den Laptop zuklappen. Der Effekt ist gleich Null, die Melodie beschallt unbeirrt den Waggon. Nachdem der Laptop zum Schweigen gebracht wurde und die Kopfhörer eingesteckt sind, kann der Film starten.

In Ingolstadt steht eine Familie mit Fahrrädern am Bahnsteig. Die Mutter rennt hektisch hin und her. Vermutlich kämpfen sie mit dem Fahrkartenerwerb. Ich drücke ihnen jedenfalls die Daumen, dass sie es in den 11 Minuten bis zur Abfahrt der Agilis schaffen, während der ICE wieder Fahrt aufnimmt.
Überpünktlich erreichen wir Nürnberg, ich gehe sicherheitshalber einige Wagen zurück, um nicht wieder an der gesperrten Treppe zum Westtunnel zu stehen. In der Mitte sind zwar die Rolltreppen gesperrt, aber immerhin die Festtreppe nutzbar.
Die Ausfahrt steht. DRUUUÖÖÖUUuuuu. Schepperschepper. Klapperklapper. uuuUUUÖÖÖÖ! Klapper. Mein ganzes Vorlesungsskript besteht wohl nicht aus genug Papier, um alle scheppernden Einrichtungen zum Schweigen zu bringen. Zumindest den lautesten Mülleimer stelle ich ruhig, indem ich ein gefaltetes Blatt Papier unter den Deckel klemme.
Zwei junge Frauen steigen ein und beschallen den außer mir komplett leeren Großraum des vorderen Triebwagens mit ihrem Smartphone. …let´s lose our minds and go fucking crazy... DRÖÖÖHN! …keep on hoping we´ll eat cake by the ocean… Ruckel. Klapper.
In Bayreuth steigen sie wieder aus und die Bundespolizei ein. Da kein junger Mann mit ausländischem Aussehen und auch keiner mit langen Haaren im Zug sitzt, wird mein Ausweis kontrolliert.

Und weiter Richtung Dresden. Die Reisegruppe Behinderter nimmt Plätze in meiner Nähe ein. „Stop, Halt, Polizei! Du bist verhaftet! Nichts geht, nicht die Lüftung, nicht die Klimaanlage, nicht der Strom, nicht die Türen.“ „Mensch Dieter, nicht so laut!“, ruft jemand über ein paar Sitzreihen hinweg, meint es aber keineswegs ernst. Die Mitreisenden scheinen das äußerst lustig zu finden. HATSCHOMM! HATSCHOMMMMM! „Mensch, Dieter!“ Lautes Lachen. „Ich muss halt niesen…“ SCHNÄUZ! SCHNÄUZ! „Dieter, sei mal etwas leiser.“ Lautes Lachen. „Ich bin so allergisch…“ HATSCHI!

In Plauen steige ich auch schon wieder aus, für den heutigen Tag sind 13 Sonnenstunden angekündigt. Außerdem ist heute der erste Schultag in Sachsen und damit verkehren die Bahnen unter der Woche wieder im üblichen 12-Minuten-Takt statt nur alle 15 Minuten.
Das Schließfach kostet hier nur halb so viel wie im Frankfurter Hbf. Auch die Tageskarte für 3,60€ kommt mir ungewohnt günstig vor.
306 nähert sich dem oberen Bf
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303 auf der Rennstrecke vom oberen Bahnhof im Hintergrund zur hinter mir liegenden Fußgängerzone
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203 in der Fußgängerzone
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Beginnen wir mit dem Ast nach Preißelpöhl.
239 wird im hübsch sanierten Altbau verewigt
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Derselbe Wagen passiert nach einigen Minuten Pause einen Hinterhof.
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Nächster Halt: Beethovenstraße. Bitte beachten Sie beim Aussteigen den Fahrzeugverkehr. Eigentlich ist die Warnung völlig überflüssig. Die Autofahrer warten in den neuen Bundesländern vorbildlich den Fahrgastwechsel ab. Da finde ich es immer wieder erschreckend, das Verhalten der Autofahrer an solchen Haltepositionen daheim ansehen zu müssen…
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Kaum zu übersehen ist das hier gelegene Kabelwerk, das einst auch einen Gleisanschluss besaß. Dieser wird zwar nicht mehr bedient, dafür sausen moderne Grinsekatzen vorbei.
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Aufgepasst! Im Ossiland kommt die Tram so plötzlich aus kleinen Straßen herausgeschossen…
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Offensichtlich wurde die Strecke verlegt und führt nun in jede Richtung durch eine andere Straße um den Häuserblock.
Eine Überführung des Kabelwerks überspannt die Linie 4 an der Schlachthofstraße
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Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
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Beitrag von Entenfang »

Ortswechsel nach Südosten: 306 erklimmt die Steigung an der Knielohstraße
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Plauen weist eine ziemlich anspruchsvolle Topografie auf. Preißelpöhl befindet sich in der Nähe der im Hintergrund sichtbaren Pauluskirche.

Auch für die Kategorie Stadtbahn hat Plauen etwas zu bieten. 306 kehrt nach der Wende in Waldfrieden an den Carl-von-Ossietzky-Weg zurück.
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Die Anhöhe sah für einen Ausblick über die Innenstadt vielversprechend aus. Doch dichtes Gebüsch versperrt jeden Blick.
Da es gerade passend die Linie 3 ist, mit der ich ohnehin zum Westbahnhof fahren wollte, steige ich wieder ein.
Von der Tramhaltestelle Westbahnhof muss man zum zugehörigen Hp einige hundert Meter laufen. Einst lagen hier ausgedehnte Gleisanlagen. Nun kann VT 52 nur noch das bescheidene Fahrgastaufkommen in Empfang nehmen.
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Der eigentlich vorgesehene Rückweg zur Tram entpuppt sich als Sackgasse zwischen ehemaligen Güterschuppen und ich verpasse die nächste Tram. Damit bleibt also noch Zeit, die VBG in Gegenrichtung abzulichten.
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Leider habe ich nun keine Zeit mehr, im Zentrum auszusteigen und meine Wasservorräte aufzufüllen. Also bleibe ich bis zum oberen Bahnhof sitzen. Dort werde ich in einem kleinen Imbiss fündig. Gerade als ich zahlen möchte, klingelt das Telefon. „Wer will denn jetzt was von mir?“, wundert sich die Frau hinter der Theke und sucht gemächlich das Telefon. Just in dem Moment, als sie den grünen Knopf drückt, legt der Gesprächspartner auf. „Ja so schnell bin ich halt nicht“, kommentiert sie und ruft zurück. Sie nennt ihren Namen, korrigiert sich dann aber. „Äh, ich meine, Imbiss oberer Bahnhof, hallo?“ Irgendwann schafft sie es dann auch noch, mir neben dem Gespräch den Preis für das Wasser zu nennen und ich kann meinen Koffer einsammeln.
10 Minuten vor Abfahrt stehe ich auf dem Bahnsteig. Was zur Hölle mache ich so früh hier? Pünktlich rollt die MRB heran, der vordere Triebwagen ist quasi komplett leer. Hmm, WC Nummer 1 ist defekt. Oh, WC Nummer 2 auch defekt. Was für ein Glück, dass wir in Dotra unterwegs sind. Im hinteren Triebwagen würde es auch funktionsfähige Toiletten geben, versichert der Zub. So recht kann mir auch das auf dem Absperrband über der WC-Tür geschriebene „Wir kümmern uns“ keine Freude machen. Im Zug nach Plauen war auch schon eines von zwei WCs defekt. Bei der Verfügbarkeit dieser Einrichtung muss sich die MRB noch verbessern. Außerdem scheint es seit dem Betreiberwechsel deutlich größere Graffitiprobleme zu geben.
Der Zub kontrolliert meine Fahrkarte. Ob der Koffer unter dem Sitz gegenüber mir gehöre? Allerdings. Mir liegt viel daran, pünktlich und ohne polizeiliche Ermittlungen in Dresden anzukommen. Die morgige Prüfung beginnt schließlich zu unmenschlich früher Uhrzeit. Ich erfahre noch, dass erst kürzlich wegen eines herrenlosen Koffers im Zug in Zwickau die Polizei kommen musste und aus dem gleichen Grund der Chemnitzer Hbf für drei Stunden (!) voll gesperrt war. Deutschland, einig Panikland…
Dong. Next stop: Zwickau Saxony Main Station. Die Anschlüsse werden durchgesagt, darunter auch die RB nach Dresden. Eine Frau kommt zu mir. „Entschuldigung, ich bin gerade etwas verwirrt wegen der Durchsage. Fährt der weiter nach Dresden oder muss man umsteigen?“ Ich empfehle ihr das Verbleiben in diesem Zug nicht nur wegen der deutlich kürzeren Fahrzeit. Das volle Ansageprogramm geht einem bei 32 Zwischenhalten dann doch irgendwann gehörig auf die Nerven.
Nach dem Personalwechsel in Zwickau wird mein Semesterticket nochmal in Augenschein genommen. Ohne weitere Vorkommnisse erreiche ich pünktlich Dresden. Ein guter Auftakt in die Sommerreisezeit.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 2 Dresden -> Aš

Die IBW 190 – 1:9 und IBW 300 – 1:9 haben beide dieselbe Biegegrenze von 175m. Warum?

Leider hat die Wettervorhersage nicht gelogen. Es ist ein trister, regnerischer Morgen. Aber ich habe mich auf dieses Wetter vorbereitet und beschlossen, mich nicht darüber zu beschweren. Und hinein ins Vergnügen… Die Ferien haben begonnen!
Am schnellsten würde sich die Strecke über Hof und den neuen Grenzübergang zurücklegen lassen. Aber ich will doch den öffentlichen Verkehr ein wenig auf die Probe stellen und am Jahresende noch ein paar Strecken mit dem Textmarker nachfahren können.

Dresden Hbf.........ab 11:53
RE 26976
Plauen ob Bf.........an 13:59
...........................ab 14:30
VBG 20977
Vojtanov..............an 15:35
CD Fuß 1200m
Übergang 24 Minuten
Vojtanov obec.....ab 17:53
OPB 20882
Aš.......................an 18:07

Da es natürlich wenig sinnvoll ist, in Vojtanov obec 1h 54 min. auf den nächsten Zug zu warten, beschließe ich, mich beim CD-Fuß-Teil nicht an die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu halten und den Übergang in 18 Minuten zu schaffen.

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„Wir begrüßen Sie im RE 3 nach Hof. Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie die Fahrt. Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.“ Die 2. Klasse ist vorne, das Rollo oben. Im Fünfteiler ist kaum etwas los, beide WCs funktionieren (dafür ist eine Tür defekt) und kein Graffiti auffindbar. Kann man sich mehr wünschen? Wie ich erfahren habe, sind silberne Züge bei Sprayern besonders beliebt, weil es die teuerste Farbe ist und sie daher als Grundierung gerne angenommen wird.
So lange man noch in Deutschland ist, kann man ja mal die weiteren Verbindungen für die nächsten Tage raussuchen. Leider will die Streckenkarte für mein Semesterticket einfach nicht laden.
Ich schaue im Eingangsbereich nach, ob es noch einen von den SPNV-Netzplänen für Sachsen gibt.

Meiner liegt ja praktischerweise auf dem Schreibtisch. Schade, sind wohl vergriffen.
„Kann ich Ihnen helfen?“, erkundigt sich die Zub, während ich dem Tf über die Schulter schaue. Ich schaue bloß. Achso, doch, Sie können. Gibt es noch irgendwo einen SPNV-Netzplan für Sachsen? „Ich schau mal nach und komme dann auf Sie zurück.“
Mit -1 kommen wir in Chemnitz an. Eine Gruppe junger Japaner steigt ein. Wenige Augenblicke später stellen sie wohl fest, dass sie sich im falschen Zug befinden. Der Halt des RE 3 in beiden Richtungen am selben Bahnsteig optimiert natürlich die Umsteigewege, begünstigt aber das Einsteigen in den falschen Zug. „Entschuldigung, fährt der nach Freiberg?“, werde ich gefragt. Nein. Sie steigen schnell wieder aus. Pünktlich wird die Fahrt fortgesetzt. Die Zub überreicht mir einen Netzplan. „Der Kollege hat schnell welche geholt, weil wir so lange gestanden haben.“ Das nenne ich mal Service.
Während wir durch Sachsen rauschen, rätsele ich, warum genau 8 Sitze im Bereich hinter dem Führerstand einen rosafarbenen Sitzbezug haben.
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Ich frage die Zub, ob das die Sitzplätze für Fahrgäste auf Partnersuche sind. Doch das ist unzutreffend. Nun liegt es an euch, den wahren Grund zu finden. Morgen gibt’s die Auflösung. (Hinweis: Es gibt nur in genau diesem einen Zug 8 Sitze mit rosafarbenem Sitzbezug)

Ich missachte die Fahrplanauskunft der DB, die mich schon in Reichenbach umsteigen lassen will und bleibe bis Plauen in der MRB. Nun bleibt mir eine halbe Stunde Umsteigezeit und weil ich schon so lange nicht mehr zum Trambahn fuzzen in Plauen war…
229 am oberen Bahnhof
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An der Unterführung unter der Bahnstrecke entdecke ich diese mysteriösen Bügel, die direkt über dem Fahrdraht der Tram angebracht sind. Über den Zweck kann ich mir absolut keinen Reim machen und gebe die Frage nach der Funktion dieser Einrichtung an die werte Forengemeinde weiter.
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Einige Schritte weiter begegnet mir noch 236, …
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…dann begebe ich mich zurück zum Bahnhof.
Am Automaten bekomme ich kein sinnvolles Anschlussticket über die Grenze, am Schalter bezahle ich für Bad Brambach-Vojtanov 1,95€. Zu Beginn ist der 650 noch recht gut gefüllt, allmählich nimmt die Zahl der Fahrgäste ab. Der Wald wird dichter, die Bebauung spärlicher, die Geschwindigkeit niedriger. Nur noch abschnittsweise liegt das zweite Gleis, welches einst durchgängig vorhanden war. Kaum zu glauben, dass diese Wald- und Wiesenbahn früher mal eine so große Bedeutung hatte. Immerhin gibt es noch etwas Güterverkehr. In Oelsnitz warten Wagen der ZSSK auf ihre Beladung mit Holz.
Ich schaue dem Tf über die Schulter, im Vierer sitzt ein Seniorenpaar. „Sind wir auch im richtichen Zuch?“, fragt der Mann seine Frau hinter Adorf. „Ich habe doch geschaut. Da stand über Bad Brambach“, entgegnet die Frau. „Warum steht der eigentlich?“ „Der schaut.“
Ganz entspannt wirkt der Mann nicht und fährt ständig nervös mit den Händen über seinen Koffer. Dann, endlich, die Erlösung. Nächster Halt: Bad Brambach. Außer mir verbleiben zwei weitere Fahrgäste im Zug, zwei weitere steigen zu. Nun geht es steil abwärts, zu den deutschen Hektometertafeln gesellen sich tschechische Signale. Die Strecke überquert einige Male die Grenze. Am ersten Halt in Tschechien steigen gleich fünf Fahrgäste zu. Es erstaunt mich immer wieder, wie stark die Bahn in Tschechien nachgefragt ist.
Kurz vor Vojtanov kommt die Zub nochmal vorbei. Auf Nachfrage, ob sie denn meinen Anschlussfahrschein sehen wolle, meint sie nur, sie dürfe hier nicht mehr und gleich würde tschechisches Personal zusteigen. Dann eben nicht.
Der großzügige Bahnhof Vojtanov steht unter Strom.
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Heißt es nicht, je schöner die Blumen, desto weniger Zugverkehr? Hier muss dann ziemlich wenig los sein. Leider habe ich keine Zeit mehr für weitere Dokumentationsbilder, denn meine Übergangszeit ist bereits von 18 auf 16 Minuten geschrumpft.
Zügig ziehe ich meinen Koffer über eine kleine Landstraße. Ein Kind beäugt der Fremden kritisch vom Bobbycar aus dem Garten, ein Hund kommt zum Zaun gerannt, ein Hahn kräht. Noch elf Minuten. Mein Koffer klappert über den Asphalt. Noch sechs Minuten. Uff, schon wieder bergauf.
Zwei Minuten vor Abfahrt stehe ich am Bahnsteig Vojtanov obec. Leicht hinter Plan rollt wenig später der Lint heran.
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Wegen des engen Bogens und der kräftigen Überhöhung tut sich zwischen Zug und Bahnsteig ein Spalt von mindestens einem halben Meter auf. Zuerst vergisst der Tf die Türfreigabe, dann klemmt die Tür kurzzeitig. Schließlich lässt sie mich doch einsteigen.
Der Zub erkundigt sich, ob ich in Euro oder Kronen zahlen möchte. Ich wähle Letzteres und bezahle für die letzten 12 Kilometer bis Aš etwa 0,70€.
Nach der Kreuzung in Hazlov komme ich wenig später am top modernisierten Bahnsteig in Aš an.
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Schade, dass man dem zweiten Gleis keine Bahnsteigkante verpasst hat. So ist eine Verlegung der Kreuzung unmöglich.

Ein Holzzug wartet bereits auf die Rangiererlaubnis.
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Beitrag von Entenfang »

Der Bahnhofsvorplatz mit Busanschluss. Links ist der Pendelzug nach Aš mesto zu sehen.
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Wenige Augenblicke später bimmelt der BÜ und er fährt ab.
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Typisch osteuropäisches Flair begleitet mich auf dem Weg Richtung Stadt.
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Knapp zwei Stunden später versuche ich bei strahlendem Sonnenschein mein Glück mit dem Os aus Hranice.
In Tschechien werden nicht nur Vorsignal- sondern auch Hauptsignalbaken verwendet.
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Bis zur leicht verspäteten OPB nach Hof droht schon der nächste Schauer.
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Die Lackierung ist eine Mischung aus Bahnland Bayern, der tschechischen Flagge und von Agilis.

Der 3-Minuten-Anschluss nach Aš mesto klappt so zügig, dass ich es kaum schaffe, meine Position zu wechseln.
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Irgendwie werde ich das Gefühl einfach nicht los, dass sich die Tschechen bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nicht so dumm anstellen wie die Deutschen.

Zum spätabendlichen Knoten laufe ich nochmal zum Bahnhof. Leer kommt die OPB aus Hof an…
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…und leer fährt sie mit +10 auch wieder zurück.
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Es sei angemerkt, dass selbst zu dieser späten Stunde noch ein optimaler Anschluss sichergestellt wird. Der Os aus Cheb verkehrt nach Aš mesto und kehrt anschließend als Leerzug zurück.
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Nun herrscht für fünf Stunden Nachtruhe.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 3 Selb & Hranice

Die Auflösung von gestern ist so einfach wie banal: Die grünen Sitzbezüge waren beim letztgebauten Triebwagen aufgebraucht.

Zu Beginn des Tages steige ich in die OPB nach Hof und kaufe eine Fahrkarte nach Selb Stadt. Der neue Grenzübergang will natürlich getestet werden. Eine mittlere einstellige Zahl Fahrgäste befindet sich im Zug. Bald rollen wir in Selb-Plößberg ein und die Zub weist mich darauf hin, dass ich hier umsteigen müsse. Die Fahrt ist kurz und zügig, die wiedereröffnete Strecke ist durchgängig mit 80 km/h befahrbar und alle BÜ sind technisch gesichert. Ich erkundige mich, wie viele Fahrgäste denn üblicherweise den neuen Grenzübergang nutzen würden. „Schwer zu sagen. Sehr unterschiedlich, am Wochenende sind immer mal wieder Reisegruppen unterwegs.“
In Selb-Plößberg werden in beide Richtungen Übereckanschlüsse von/nach Selb Stadt angeboten. Dafür wird die Nichtteilnahme am Knoten Hof in Kauf genommen.
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Wenige Minuten später endet die Fahrt am Stadtbahnhof. Bis zur Rückfahrt ist die Sonne zwar weg aber was soll´s.
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Ich mache mich zu Fuß auf den Rückweg durch den kleinen Ort.
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Am Rosenthal-Outlet beginnt es in Strömen zu regnen und ich heuchele für die Dauer des Schauers Interesse an Porzellan. Dadurch verpasse ich zwar das nächste Zugpaar nach Selb Stadt, bleibe aber trocken. Nachdem ich den ganzen Ort durchquert habe, kommt am Stadtrand der nächste Zug nach Hof vorbei.
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Inzwischen gibt es wieder einige sonnige Abschnitte und ich wandere durch Felder entlang der Bahnlinie.
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Im letzten Dorf vor der Grenze schaue ich mich ein wenig um.
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„Was fotografieren Sie denn da?“, wundert sich eine plötzlich mit Schubkarre auftauchende Frau. Ihre Blumen.
Weiter geht’s durch die ländliche Idylle. In der Nähe der Bushaltestelle gibt es eine überdachte Sitzbank und ich ruhe mich ein wenig aus, bis der nächste Zug kommt. Eine junge Frau streitet mit ihrem Partner, der neben einem VW Polo mit laufendem Motor steht. „Du hast einfach das Deo weggeworfen. Einfach so. Es gibt doch so viele Leute, die das brauchen können.“ Seine Erwiderungen kann ich nicht verstehen, weil er viel leiser spricht. „Aber du hast das weggeworfen. Du hast das Deo einfach weggeworfen, ohne mich zu fragen.“ … „Also das geht echt nicht. Einfach wegwerfen…“ … „Beruhige dich mal wieder.“ … „Ja, in einer Beziehung muss man über sowas sprechen können. Da muss alles auf den Tisch kommen.“ … „Aber einfach so das Deo wegwerfen. Was hast du dir dabei gedacht?“ … „Nein, ich steige nicht zu dir ins Auto. Nicht nach all dem, was passiert ist. Einfach so wegwerfen…“
Vielleicht wäre der „Dialog“ in diesem Stil noch eine Stunde so weitergegangen. Das bekomme ich aber nicht mehr mit, da ich aufbreche.

Wie oft wohl hier der Bus fährt?

Und während ich den Fahrplan studiere, kommt gerade einer der vier Busse pro Tag vorbei.
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Wofür wohl die eine Abfahrt in den Ferien gut sein soll?

Nur eine Randnotiz ist die OPB in der dörflichen Landschaft
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Beitrag von Entenfang »

Ich marschiere weiter Richtung Aš. Am bald folgenden beseitigten BÜ sind Erdhügel auf beiden Seiten auf die Straße gekippt, sodass keiner auf dumme Ideen kommt. Außerdem ist ein Zettel aufgehängt. Wanderweg gesperrt, bitte 700m zurücklaufen und Unterführung benutzen. Der deutliche Trampelpfad über das Gleis zeigt, welch überragende Überzeugungskraft der Zettel besitzt.
Zwei Hunde kläffen sich die Seele aus dem Leib, als ich das letzte Haus vor der Grenze passiere. Auf tschechischer Seite werden Besucher von den drei wichtigsten Einrichtungen empfangen: Casino, Tankstelle und Nagelstudio. Hundert Meter weiter rückt dann die Gartenzwergarmee an.
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Mindestens die Hälfte der Stadt Aš scheint aus billigen Läden zu bestehen. Aber so gut laufen die Geschäfte wohl nicht, denn etliche Häuser stehen leer. Im Allgemeinen bietet die Stadt ein ziemlich trauriges Bild.

Zumindest der Ortskern wurde etwas aufgehübscht.
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Hier wurde sogar ein Fußgängerleitsystem installiert.

Auf der Hauptstraße Richtung Bahnhof herrscht regelmäßiger Busverkehr.
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Nachmittags steht noch eine wichtige Streckenerkundung an. Nur einmal täglich wird die Nebenstrecke von Aš mesto weiter nach Hranice v Cechach bedient. Die meisten Fahrgäste steigen in Aš mesto aus, außer mir verbleiben noch vier im Zug. Einer steigt gleich am folgenden Halt am Stadtrand aus. Die folgenden Wald- und Wiesen-Bedarfshalte passieren wir ohne Halt. Niemand steigt aus, niemand steigt zu. So ganz verstehe ich das Betriebskonzept der Tschechen hier nicht. Der Triebwagen pausiert mehr als eine Stunde in Aš mesto, bevor er zum nächsten Knoten zurückfährt. Irgendjemand muss sich aber schon etwas dabei gedacht haben. Über die tschechische EFA bin ich auf den Fahrplan der (mehr oder weniger) parallel verlaufenden Buslinie gestoßen. Zur Zugabfahrt gibt es beim Bus eine Taktlücke.

Mit 40 km/h und häufigem Pfeifen bahnt sich der Regionova seinen Weg durch Wiesen und Wälder. Äste peitschen gegen den Triebwagen, der Regen sorgt für die richtige Stimmung. Rund eine halbe Stunde dauert die Fahrt. Wenn es ein Ende der Welt in Mitteleuropa gibt, dürfte dieser Ort dem ziemlich nahekommen.
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Es stellt sich heraus, dass die Frau mit ihrem älteren Sohn auch nur zum Spaß hierhergefahren sind, da sie mit dem Handy knipsen.
Einst führte die Strecke weiter nach Adorf, doch nun ist hier Schluss.
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Für eine Abfahrt täglich ist der Bahnhof wirklich luxuriös ausgestattet. Es gibt drei nutzbare Gleise, ein neues Wartehäuschen und sogar einen Fahrradständer.
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Die halbe Stunde Aufenthalt lässt sich gut für einen kurzen Blick in den Ort nutzen.
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Als ich zurückkehre, sind auch Mutter und Sohn wieder zum Knipsen da. So rechte Freude macht das Fotografieren aber nicht, denn der Regen legt immer mehr an Stärke zu. Ich darf noch einen Blick in den Führerstand werfen, bevor die Rückfahrt angetreten wird.
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Bei der Modernisierung wurde ganze Arbeit geleistet. Außer an den Zwischentüren ist dem Zug sein Alter nicht anzumerken. Außerdem gibt es einen Niederflurteil.
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Beitrag von Entenfang »

Auf der Rückfahrt schüttet es und sämtliche Versuche, aus dem Fenster zu fotografieren, werden mit nasser Linse belohnt.
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Alle Bedarfshalte werden ohne Stop passiert. Fast könnte man glauben, der Triebwagen ist etwas unglücklich über die schwache Auslastung…
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Erst in Aš mesto gesellen sich zwei weitere Fahrgäste dazu.

Auf dem Rückweg vom Bahnhof entsteht noch ein Fassadenbild.
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Scheint die Sonne oder scheint sie nicht? Ich versuche mein Glück mit dem Abendzug nach Hof. Doch selbst wenn sie scheinen würde, wäre die Einfahrt wohl nicht mehr im Licht…
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Beitrag von JeDi »

Entenfang @ 24 Aug 2016, 22:07 hat geschrieben: Die Auflösung von gestern ist so einfach wie banal: Die grünen Sitzbezüge waren beim letztgebauten Triebwagen aufgebraucht.
Daher hat man welche vom Enno genommen? Cool...
Wofür wohl die eine Abfahrt in den Ferien gut sein soll?
Vermutlich Subventionstechnische Gründe ;-)

Zu Hranice: Das ist letztlich der Schülerzug, die Hinfahrt morgens wird per Bus abgewickelt. Ist dank Verkehrsverbund ja kein Problem.

Danke übrigens schonmal für den Bericht, ich bin gespannt, wies weitergeht :)
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Beitrag von Entenfang »

Tag 4 Aš -> Cursdorf

Bergab rollt der Koffer wie von selbst zum Bahnhof. Da ich ausnahmsweise nicht auf den letzten Drücker losgegangen bin, bleibt sogar noch Zeit für ein Bild von der Brotbüchse aus Aš mesto.
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Für die nächste Etappe habe ich dich Qual der Wahl zwischen drei sehr schönen Reisewegen:

Variante 1
Aš.........................ab 10:08
OPB 20874
Oberkotzau...........an 10:41
Fotohalt
.............................ab 11:09
ag 84406
Hof Hbf..................an 11:15
.............................ab 11:36
RE 3862
Lichtenfels..............an 12:55
.............................ab 13:10
RE 4836
Sonneberg Hbf.......an 13:52
.............................ab 14:06
STB 80516
Neuhaus................an 14:51
.............................ab 15:35
Bus 313
Cursdorf................an 15:54

Variante 2
Aš................................ab 10:08
OPB 20874
Oberkotzau..................an 10:41
Fotohalt
....................................ab 11:09
ag 84406
Hof Hbf.........................an 11:15
....................................ab 11:35
ag 84651
Bad Steben...................an 12:16
....................................ab 12:49
Bus 6347
Hölle .............................an 13:01
.....................................ab 13:19
Bus 6349
Untereichenstein/-wol....an 13:37
DB Fuß 500 m
Übergang 8 Min.
Blankenstein..................ab 15:38
EB 81042
Saalfeld.........................an 16:55
....................................ab 17:14
EB 80998
Rottenbach...................an 17:28
....................................ab 17:41
RB 29893
Obstfelderschmiede.......an 18:05
....................................ab 18:08
RB 29850
Lichtenhain....................an 18:26
....................................ab 18:29
RB 29950
Cursdorf.......................an 18:37

Dazu sei noch anzumerken, dass die EFA der DB einen völlig unnötigen Fußweg von Hölle nach Hölle, Abzw. vorsieht. Beide Busse halten auch in Hölle.

Variante 3
Aš............................ab 9:47
OPB 20875
Františkovy Lazne....an 10:10
...............................ab 10:12
VBG 20970
Kürbitz.....................an 11:20
...............................ab 11:37
VBG 81082
Gera Süd.................an 12:49
...............................ab 13:03
EB 80849
Saalfeld....................an 14:02
...............................ab 14:14
EB 80992
Bad Blankenburg......an 14:21
...............................ab 14:46
Bus 302
Sitzendorf, Parkplatz.an 15:06
................................ab 15:06
Bus 313
Oberweißbach, Bf......an 15:29
................................ab 15:33
RB 29938
Cursdorf...................an 15:37

Zu Variante 3 sei noch anzumerken, dass die EFA den Umsteig sinnvollerweise statt in Kürbitz schon in Weischlitz vorsieht und einen unnötigen Umweg von Gera Süd zum Hbf und wieder zurück einplant.

Alle drei Varianten haben gemeinsam, dass die Reisegeschwindigkeit inakzeptabel langsam ist. Das Verhältnis von 5:50 im ÖV zu 1:55 im MIV erfüllt nicht mal das niedrigste Kriterium Daseinsvorsorge (Fahrzeit ÖV:MIV soll nicht größer 3:1 sein). Aber Zeit habe ich ja und wähle Variante 3.

Pünktlich kommt die OPB eingefahren und wird von nicht wenigen Fahrgästen gestürmt. Der Fahrkartenkauf beim Schaffner läuft mal wieder nicht ganz problemlos. Ich brauche eine Fahrkarte nach Bad Brambach. „Nach Cheb und zurück?“ Neinnein. Nur ein Weg über Františkovy Lazne nach Bad Brambach. Ich bekomme lediglich eine Fahrkarte Františkovy Lazne – Bad Brambach für 1,70€. Bis Františkovy Lazne sei es Länderbahntarif, murmelt der Zub vor sich hin.
Schafe unter Schäfchenwolken
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Beim Durchfahren des Hp Žirovice-Seniky wird mir klar, warum der Anschluss in die andere Richtung nicht erreicht wird. Nur die Strecke nach Bad Brambach besitzt hier einen Sandhügel, nicht jedoch die nach Aš. Ein zweiter Sandhügel wäre doch mal eine Investition wert…

Fahrdrahtkontrolle in Františkovy Lazne
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Kurz nach der Ankunft fährt auch schon die VBG ein.
In Vojtanov wird Personal gewechselt. Das Übergabegespräch läuft nach folgendem Muster ab:
Tschechischer Tf: „Zug fährt normál. (mit tschechischem Akzent)
Deutscher Tf: „Züg fährt nörmal. (in breitem Sächsisch)
Am letzten Halt in Tschechien steigen etwa 10 Fahrgäste aus, außer mir überqueren vier die Grenze. Sofort nach Abfahrt wird meine Fahrkarte kontrolliert. Ob ich von Bad Brambach noch weiterfahre? Na klar. Ich halte der Zub mein Semesterticket unter die Nase. Ab Elsterberg brauche ich eine andere Fahrkarte. Erwartungsgemäß kann sie mir kein Regio120-Ticket verkaufen. Die VBG erkennt sie zwar an, verkauft aber keine. Die Zub möchte am Automaten nachsehen, wie viel die Strecke Elsterberg - Bad Blankenburg kostet. Das scheitert jedoch daran, dass der Automat den Zielbahnhof Bad Blankenburg nicht kennt. Dabei steht auf dem Automaten „Hier Fahrkarten für den Regionalverkehr“ drauf.
Also versuche ich mich am Handyticket. Die Netzabdeckung in den Tiefen des Erzgebirges ist eher mau. „Hat das bei Ihnen geklappt?“, erkundigt sich die Zub wenig später. Noch nicht, ich warte einen größeren Ort mit besserem Empfang ab. Rein informativ überprüft sie den Preis mit BC 25 auf ihrem Terminal. 17,55€ vs. 15€ für das Regio120-Ticket. Der DB Navigator gibt 18,10€ als Flexpreis mit BC 25 an. Auch die Zub kennt den Grund für den Preisunterschied nicht.
Das bereits von der Hinfahrt bekannte Seniorenpaar sitzt auch wieder im Zug. In Weischlitz bleibe ich sitzen, obwohl der Anschluss nach Gera durchgesagt wird. Heute ist es immerhin keine sinnlose automatische Ansage wie bei der Hinfahrt, als der eigene Zug und der Zug in Gegenrichtung als Anschluss verkauft wurden.
„Entschuldigung, wollten Sie nicht aussteigen?“ Ach, ich wollte schon immer mal an einem so naturbelassenen Hp wie Kürbitz umsteigen… Hier trennen sich die Strecken zum oberen Bahnhof und zum Hp Plauen Mitte.
Ich überquere den BÜ und möchte eigentlich auf den Bahnsteig 2. Doch das wäre ja zu einfach.
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Hier darf ich nicht. Zuerst ein Stück vorlaufen, …
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… dann den Koffer durch den Kies zerren…
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… und zum Abschluss noch ein paar Unkräuter bestaunen.
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Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? In Františkovy Lazne hat es ausgereicht, eine (immerhin zweisprachige!) Durchsage abzuspielen, die vor der einfahrenden VBG warnt. „Dumdongding! […] (Zuerst auf Tschechisch) Verehrte Fahrgäste! Der internationale Personenzug der Firma Ceske drahy fährt in Kürze auf Gleis 2 ein. Bitte überqueren Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit die Gleise nicht.“ Während auf Gleis 1 noch die OPB steht und die Sicht auf den einfahrenden Zug verdeckt, steht ein paar Sandhügel weiter der Schnellzug nach Prag bereit. Dann brettert die VBG über den Reisendenübergang. Die Vorstellung von Sicherheit unterscheiden sich diesseits und jenseits der Grenze doch ganz erheblich.

Nach einer Viertelstunde nähert sich der 650 zur Weiterfahrt nach Gera.
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„Krieg ich auch nen Abzüg?“, begrüßt mich der Tf. Abgesehen von mir sind noch drei weitere Fahrgäste im Zug. In Plauen Mitte ändert sich das. Der frisch angelegte Hp als Ersatz für den eher ungünstig liegenden unteren Bahnhof bietet einen kurzen Umsteigeweg zur Tram.
Wir passieren weitere ehemalige Bahnhöfe bei Plauen, die Strecke hat ihr zweites Gleis verloren. Zügig geht es über die landschaftlich reizvolle Nebenbahn. Wenngleich hier nicht ganz so viel los wie im Zug nach Bad Brambach ist, bleibt die Fahrgastzahl nahezu durchgehend zweistellig. Nachdem ich schon den Fotohalt an der Barthmühle verschlafen habe, nutze ich wenigstens den Aufenthalt in Berga.
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Oh, seit wann fahren denn hier 612er?
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Beitrag von Entenfang »

Mit 10 km/h überqueren wir die marode Elsterbrücke südlich von Gera.
Wie man an der Baustellenampel und der Fahrbahnverengung sieht, ist der Straßenverkehr keineswegs besser dran.
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Derzeit wird eine Gleisverbindung zur Strecke aus Saalfeld hergestellt, die im Oktober in Betrieb gehen soll. Dann muss nicht mehr über die Brücke gekrochen werden. Außerdem werden die recht peripher gelegenen Hp Gera-Liebschwitz und Gera Ost dann nicht mehr bedient.
In Gera Süd habe ich einen kurzen Aufenthalt.
VT 330 rollt an den Bahnsteig
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Unter der Bahnlinie fährt die Tram
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Dann kommt auch schon meine EB nach Saalfeld.
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Das zweite Gleis wird auf einem kurzen Stück wiedererrichtet, jedoch nicht durchgehend bis zum Abzweig der Strecke nach Greiz. Die großen überwucherten Flächen an den Bahnhöfen und das fehlende zweite Gleis deuten auf den Niedergang der Strecke hin. Jetzt müssen die Fdl wohl nur noch zweimal pro Stunde die Formsignale hochklappen.
Abermals werde ich gefragt, ob ich etwas brauche. Auf meine Absicht, über die Schulter zu schauen, meint der Tf, dass man die Tür auch offenlassen könne. Dagegen protestiert aber der Mann, der dann in seinem Zweier eingemauert wäre.
In Saalfeld wartet der vierte und für heute letzte Regioshuttle auf mich.
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Er ist etwas älteren Baujahres, hat sehr bequem gepolsterte Sitze, keine 3+2-Bestuhlung und einen kleinen 1. Klasse-Bereich. Ein zweites Mal wird mein Handyticket kontrolliert, dieses Mal klappt es sogar, ohne die Bildschirmhelligkeit zu erhöhen. „Na Sie haben es ja bald geschafft“, meint der Zub beim Scannen. Noch nicht ganz. Der spannende Teil kommt erst noch.
Nachdem VT 010 von dannen gezogen ist…
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… folge ich den Bus-Piktogrammen. An der Haltestelle Bahnhof steht kein Bus nach Sitzendorf auf dem Abfahrtsplan. Es steht allerdings auch Bad Blankenburg, Blankom und nicht Bahnhof in der Verbindung. Und 160 m Fußweg können nicht arg weit entfernt sein.
Bald werde ich fündig. Wenige Minuten vor der Abfahrtszeit rollt der Bus an die Haltestelle.
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Eine Frau sitzt schon drin, ein Mann kauft eine Fahrkarte und ich folge zuletzt. Einmal Oberweißbach Bahnhof bitte. Der Fahrer drückt herum. Die vom Gerät abgegebenen Pieptöne sind keineswegs vertrauenserweckend. Nach wenigen Minuten Suche, die Abfahrtszeit ist inzwischen erreicht, (und ich habe 0 Minuten Umsteigezeit und denke besser nicht darüber nach, wie oft der Anschlussbus fährt) meint der Busfahrer: „Irgendwie finde ich Oberweißbach nicht…“ Liegt es vielleicht daran, dass ein anderes Unternehmen fährt? „Nein, eigentlich nicht.“ Beide Linien werden von Kombus betrieben. In Südthüringen gibt es jedoch keinen Verbund, der auch den SPNV miteinschließt. Ich schlage dann vor, eine Fahrkarte nach Cursdorf zu kaufen und einfach früher auszusteigen. Das klappt und kostet 4,20€. „Du hast doch fotografiert?“ Ich setze mich in die erste Reihe und erläutere kurz meine Motivation. „Soso, du studierst Verkehrswesen? Und warum genau hier entlang?“ Ich will schließlich auch mal die berühmt-berüchtigten Regionalbusse testen. „Inwiefern berühmt-berüchtigt?“ Naja, kommen nicht so wahnsinnig regelmäßig, dienen ausschließlich dem Schülerverkehr, …
„Hmm, muss ich hier rechts? Ach nee, erst die nächste glaube ich. Bin schon so lange nicht mehr hier gefahren…“
Wir finden den richtigen Weg, nehmen noch eine alte Frau auf. Der Fahrer wartet, bis sie einen Sitzplatz gefunden hat. Sie geht natürlich bis ganz nach hinten durch.
Wir diskutieren ein wenig über dies und das, während sich die Landstraße durch tiefe Wälder schlängelt. Es würden ständig Fahrer gesucht und ausgebildet. Und wenn man sich nicht extrem dumm anstelle, hätte man eigentlich eine Übernahmegarantie. Aber niemand wolle den Job machen. Ohne Auto sei man auf dem Land eh total aufgeschmissen. Gefühlsmäßig seien die Fahrgastzahlen in den letzten Jahren sogar noch zurückgegangen. Manchmal glaube man, die Autofahrer hätten sich gegen einen verschworen.

Pünktlich erreichen wir den Sitzendorfer Parkplatz, der Anschluss wartet bereits. Ich erkläre das Fahrkartenproblem und dass ich dennoch am Oberweißbacher Bahnhof aussteigen möchte. Sie fahren doch dorthin? Jaja.
Der Mann steigt ebenfalls um, ein weiterer Fahrgast ist bereits im Bus. Erst kurven wir ein wenig durch Unterweißbach, dann geht es in Serpentinen bergauf. Ab Oberweißbach, Markt bin ich der einzige Fahrgast. Wir biegen in eine extrem enge Seitenstraße ab, passieren die wahrscheinlich wichtigste Haltestelle des Ortes (Oberweißbach, Schule) und bleiben plötzlich an einer Haltestelle stehen. „Bahnhöf, hallö!“, ruft der Busfahrer. Oh, wo ist denn hier ein Bahnhof?
Ein paar Schritte und ich stehe auf dem Bahnsteig. Einige Jugendliche sitzen im Wartehäuschen und beschallen die Umgebung mit Musik aus dem Smartphone. Wenig später kündigt sich pfeifend der 479er an.
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Im Wartehäuschen ist groß angeschlagen, dass es Fahrkarten beim Zugpersonal gäbe. Ich wähle den geschlossenen hinteren Wagen. Für August ist es verdammt kalt. Pieppiep. Die Türen schließen und der Zug setzt sich mit freier Platzwahl in Bewegung. Ich rechne mit einem Schaffner, doch es ist keiner an Bord. Bis Cursdorf ist es nur ein Katzensprung, sodass ich wenige Minuten später mit wenigen Minuten Verspätung mein Etappenziel erreiche.
Eine alte Frau überreicht dem Tf eine Handvoll Münzen, als er den Führerstand verlässt. „Sind abgezählt“, erklärt sie. „Brauchen Sie eine Fahrkarte?“ „Neinnein“, antwortet sie und verschwindet. Ich merke an, dass ich erst in Oberweißbach eingestiegen sei. Das kostet doch 1€? „Ja, habs gesehen. Warten Sie, ich hole mal die Fahrkarten von vorne.“ „Wie sind Sie eigentlich nach Oberweißbach gekommen?“ Mit dem Bus. „Mitm Büs, sösö.“ Ich erkundige mich noch nach der Tageskarte. „Gibt’s auch beim Fahrpersonal.“ Gilt die auch im Bus? „Ach, beim Bus. Das ist alles sehr schön gemacht. Aber wenn Sie eine bestimmte Linie brauchen, dann suche ich Ihnen die jetzt gleich aus dem Fahrplanbuch heraus. Viele Busse fahren nicht die ganze Route. Nicht, dass Sie dann irgendwo rumstehen.“ Soweit habe ich schon vorgesorgt und mir die relevanten Fahrpläne ausgedruckt. „Ich hatte mal welche, die wollten mit dem Bus nach Saalfeld. Da fährt zwar einer um halb zwei hin, aber dann gibt es keinen mehr zurück. Und von Cursdorf nach Katzhütte… Das sollte so lange dauern, da habe ich gesagt, mit uns seid ihr schneller. Eigentlich ist das alles eine sehr gute Idee. Aber ich würde mir wünschen, dass es mit den Bussen besser klappt…“

Das beschauliche Cursdorf ist am späten Nachmittag bereits völlig ausgestorben.
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Beitrag von Entenfang »

Nur die halbstündliche Bahn durchbricht mit hellem Pfeifen die Stille.
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„… da kann man mit der Bahn nach Altenberg fahren. Von dort dann mit dem Bus nach Dippoldiswalde. Weiter mit der Weißeritztalbahn zu dem Ort bei Dresden, wie heißt er doch gleich?“ Um ein Haar hätte ich „Freital“ zum anderen Tisch hinübergerufen. Interessant, über welche Themen so beim Abendessen im tiefsten Thüringerwald diskutiert wird. „Die neuen Brücken der Weißeritztalbahn sind alle hydraulisch hebbar. Das war die Bedingung der Gemeinden, sich beim Wiederaufbau zu beteiligen.“
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Beitrag von Entenfang »

Tag 5 Cursdorf & Schwarzatal

Für heute ist Dauerregen mit ordentlichen Niederschlagsmengen angekündigt. Daher bin ich nicht unglücklich, als ich aufwache und nichts vom Himmel fällt. Die Wolken im Einheitsgrau könnten jedoch jederzeit ihre Pforten öffnen.
Es ist kalt draußen. An manchem Tag war es in Dresden im tiefsten Winter wärmer. Etwas Bewegung schadet da sicher nicht.

Über die Meuselbacher Kuppe bringt mich der Weg nach Meuselbach.
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Von der Kuppe gibt es einen schönen Ausblick über Cursdorf.
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Ein gemütliches Plätzchen am Wegesrand
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Holz
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Nebelwald
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In Meuselbach steuere ich zur Proviantaufnahme den Bäcker des Dorfes an. Da ich mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Mittagspause ausgehe, beeile ich mich, um noch fünf vor zwölf anzukommen. Doch die Hektik erweist sich als unnötig, denn unter der Woche ist durchgehend von 6 bis 17 Uhr offen.
Ich steige ins Schwarzatal ab. Für den in Kürze anstehenden Zug finde ich leider keine passende Fotostelle. Der Walfisch brummt hinter dichtem Gestrüpp vorbei.
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Weiter geht es durch den Sprühregen bis Katzhütte. Das nächste Bild bringt eine positive Überraschung mit sich. Eine Ferkeltaxe ist unterwegs.
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Auf der Strecke Rottenbach-Katzhütte wird im Zugleitbetrieb gefahren.
Ganz ohne Zugsicherung will man dann aber doch nicht auskommen.
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Endstation Katzhütte
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Beitrag von Entenfang »

Als der Tf kurz nach der planmäßigen Abfahrtszeit auftaucht, erkundige ich mich bezüglich Fahrkartenkauf. Die Tageskarte für die Bergbahn gilt auch auf der Schwarzatalbahn.
„Was haben Sie denn vor?“ Noch bisschen Bergbahn fahren. „Dann kaufen Sie einfach nachher an der Bergbahn.“
Und los geht’s. Die Ferkeltaxe ruckelt über die Schienen und quietscht durch die engen Bögen. Durch tiefen Wald führt die Strecke entlang der Schwarza.
In Obstfelderschmiede beschließe ich, eine Mittagspause einzulegen.
Doch vorher wird noch der Cabriowagen der Bergbahn…
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…und der Gegenzug abgelichtet.
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Die Bahnsteige sind auf deutlich längere Züge ausgelegt und in Mellenbach gibt es sogar eine planmäßig nicht genutzte Kreuzungsstelle.
Nach einer wärmenden Suppe kann die Ferkeltaxe aufgelauert werden.
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In der Region gibt es viele gut ausgeschilderte und ausgebaute Wander- und Radwege.
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Während ich über die weitere Tagesplanung nachdenke und den Busabfahrtsplan studiere, biegt einer um die Ecke. Der ZZA verkündet Unterweißbach via Katzhütte. Beide Orte liegen in entgegengesetzter Richtung. 10 Möglichkeiten, sich beim Busfahrer unbeliebt zu machen, heute Nr. 8: Fahren Sie nach Mellenbach? „Nee, da komm ich grad her.“ Zwei Grundschüler steigen aus, nach Unterweißbach möchte ich eigentlich nicht und lasse den Bus leer abfahren.

Da fährt doch gerade die Bergbahn ab. Also kommt in einer Viertelstunde auch wieder eine an. Ich laufe eine Serpentine nach oben und komme genau passend für den Cabriowagen an. Wenn das Wetter nicht so prickelnd ist, lassen sich Sonnenschirme auch prima als Regenschutz verwenden.
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Bleibt immer noch die Frage nach dem Plan für den Rest des Tages. Gegen Laufen protestieren meine Füße, da kommt doch die Ferkeltaxe nach Rottenbach wie gerufen.
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Wal trifft Ferkel in Sitzendorf-Unterweißbach
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Außer mir sind noch vier Fahrgäste im Zug. Nein, ein wahres Massenverkehrsmittel sind die Nebenbahnen Ostdeutschlands wahrlich nicht.
Bald lichtet sich der Wald und die Strecke verläuft durch eine idyllische Hügellandschaft. Ich muss an die Wipperliese als wunderbaren Start meiner Deutschlandtour vor zwei Jahren denken. Kaum zu glauben, dass sowohl die Strecke als auch der D-Pass nun Geschichte sind.
Wenig später kommen wir in Rottenbach an. Wohin denn der Zug jetzt fahre, wollen zwei Holländer wissen. Nach gut 20 Minuten wieder zurück. „Sie können ruhig sitzen bleiben, hier drin ist es schön und es regnet nicht“, schlägt der Tf vor. Dann verschwindet er mit dem Zub in die Pause. Ich dokumentiere noch die EB-Kreuzung mit eher bescheidenem Fahrgastwechsel…
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…und ruhe mich dann in der Ferkeltaxe aus.
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Der einäugige Zyklop wartet die Abfahrtszeit ab.
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Beitrag von Entenfang »

Didödidööt. Döööt. Döööt. „Zugleiter Rottenbach.“ „Darf neunünzwanzschachteinunneunzsch bis Sitzendorf fohrn?“ „Neunünzwanschachteinunneunzsch darf bis Sitzendorf fohrn. Dort Kreuzung mit neununzwanschachtneunzsch.“ „Ich wiederhole…“
Da der Regen gerade nachlässt, beschließe ich kurzfristig, bereits in Bechstedt-Trippstein wieder auszusteigen, um noch ein typisches Hügellandschaftsmotiv mit dem bald kommenden Wal umzusetzen.
Ich mache mich für einen Nachschuss bereit und wundere mich, dass der Zug nicht wieder anfährt. Achso, der wartet extra für mich. Nur echt mit Rucksack im Bild. Grüße an den Tf und den Zub.
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Ich nehme den Wanderweg von Bechstedt Richtung Schwarzburg.
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Nach einigen Minuten stehe ich plötzlich vor einer abgezäunten Kuhweide. Egal, ich sehe genug.
Der Wal kommt überraschend ohne Pfeifen und ich feuere eine Serie ab.
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Die restliche Zeit bis zur nächsten Abfahrt nutze ich für einen Blick nach Downtown Bechstedt an der Linde.
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Ich hoffe auf eine Bank zum Ausruhen und werde nicht enttäuscht. Das ländliche Flair ist hier wirklich zum Greifen nah.
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Das Stadtbild unterscheidet sich völlig von den mit Schieferplatten verkleideten Häusern in Cursdorf. Ich rechne damit, bald gefragt zu werden, was ich denn hier so viel fotografieren würde. Doch abgesehen von einer Frau, die mit ihrem Hund Gassi geht und mich freundlich grüßt, einem vorbeituckernden Traktor und einer Handvoll Autos geschieht nichts.
Kühe muhen auf der Weide und ein Hahn kräht. Dieses Bild nehme ich als Inspiration für meine Modelleisenbahn mit…
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Bald rollt auch schon der Wal für die Rückfahrt an den Bahnsteig.
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Immerhin wartet noch eine Familie, die kurz zuvor mit dem Auto auf dem fünf Stellplätze umfassenden P+R-Platz angekommen ist, zusammen mit mir auf den Zug.

„Wer will drücken?“, fragt Oma. „Iiiiiiich!“, rufen der sechs Jahre alte Enkel und seine etwas ältere Schwester unisono. Auf dieser Strecke gibt es zwar keine Bedarfshalte, aber ist ja auch egal.

In Sitzendorf wechselt der Tf. Die Ablösung kommt leicht verspätet und noch im Stehen wird der Regler nach vorne geschoben.
In Obstfelderschmiede wartet das Bergbahnpersonal bereits auf den mit +1 ankommenden Zug. Ich steige als einziger Fahrgast aus, gehe schnurstracks zur Bergbahn (abends sind es nur 3 Minuten Umsteigezeit) und zeige mein Ticket vor.
Ein Mann steht bereits im Cabriowagen. Es klingelt einmal, zweimal, dann setzt sich die Standseilbahn auch schon in Bewegung. Der Bergbahnbegleiter bietet uns exklusive und breitwillige Erläuterungen rund um die Strecke. Am Rand sind diverse Kunstwerke installiert. Diese würden von unten nach oben immer besser.
Sowas würde doch jeder 5.-Klässler hinkriegen. Ganz meine Meinung.
50589
Etwa 17 Minuten dauert die Fahrt über eine Entfernung von rund 1700 Metern, auf denen mehr als 300 Höhenmeter überwunden werden. Die Standseilbahn verkehrt auf einer wohl einmaligen Spurweite von 1800 mm.
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Manch sportlicher Zeitgenosse schafft den Aufstieg auf dem parallelen Trampelpfad schneller als die Bahn. Er erzählt von den Rentnern, die versehentlich mit ihren Fahrrädern auf dem Downhill-Kurs gelandet sind, von den Sonnenstrahlen, die auf der ersten Fahrt des Tages um 6:25 Uhr durch die Bäume kommen und für faszinierende Lichtstimmungen sorgen, dem Gezwitscher der Vögel als Begleitung am frühen Morgen. Um die Pfifferlinge an der Strecke zu sammeln, müsse man schon zu Fuß gehen. Es würden keine Pflückstops eingelegt. Ja, es gibt tatsächlich nur ein einziges Seil und das Prinzip der Abtweiche ist so einfach wie genial, weil es keine beweglichen Teile benötigt. Die äußeren Räder der beiden Fahrzeuge besitzen einen doppelten Spurkranz, während auf der Innenseite nur eine Walze auf dem Schienenkopf rollt. Hier ist übrigens die beste Fotostelle. Kommen Sie mal nach hinten, dann kriegen Sie beide Fahrzeuge drauf. Sie können sich ruhig hinauslehnen, da passiert nichts.
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Beitrag von Entenfang »

Wer seine Ruhe haben wolle, der müsse entweder frühmorgens oder abends kommen. Nach der Wende sollte die Bahn bereits eingestellt werden, wegen weil braucht eh keiner. Es gibt doch genug Autos. Doch dann wurde sie doch ausgeschrieben und von Doppelmayr komplett überholt. Und sie fährt bis heute. Oh, wir sind ja schon da. Soll ich ein Foto von Ihnen machen?
Die fünf Minuten bis zur Abfahrt nach Cursdorf wollen doch sinnvoll genutzt werden.
Gut zu sehen ist die Walze
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Ursprünglich wurde die Strecke für den GV konstruiert. Einzelne Güterwagen sollten auf diese Weise befördert werden.
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Doch mit der Straße war das System nicht konkurrenzfähig und seit den 1960er Jahren dient die Bergbahn ausschließlich dem Personenverkehr.
Kühler Fahrtwind weht im vor wenigen Monaten instandgesetzten Olitätenwagen, während sich der exotische Triebwagen pfeifend seinen Weg durch den Wald bahnt.
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Eine halbe Stunde später rollt der Zug komplett ohne Fahrgäste durch die Weiten des Thüringer Waldes.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 6 Cursdorf -> Warendorf

Heute ist es fast doppelt so warm wie gestern. Die schnell ziehenden Wolken verheißen einen Wolkenkrimi mit Chance auf Theaterbeleuchtung.
Beim Frühstück möchte die Oma wissen, ob es mir im beschaulichen Cursdorf gefallen hat. Durchaus. Ist doch ein recht großer Unterschied zu München oder Dresden. „Ach, ich bin schon 77 und mein Mann ist schon 79. Was machen wir bloß, wenn er kein Auto mehr fahren kann? Wir sind hier so ab vom Schuss. Im Dorf gibt es keine Geschäfte mehr. Bis zum Edeka in Oberweißbach ist es so weit zu laufen. (Anm.: etwa 2 km) Und dann auch noch die ganzen Sachen schleppen…“ Es ist doch erleichternd zu hören, dass das Thema Stadt der kurzen Wege und Mobilität ohne Auto nicht nur Stichpunkte in Powerpoint-Präsentationen sind. „Wissen Sie, wir sehnen uns wirklich nicht nach der DDR zurück, aber damals gab es hier im Dorf Lebensmittel, Textilien und Schuhe. Und die haben auch alle gelebt…“

Ein bisschen Zeit bleibt mir noch. Die weiß ich natürlich sinnvoll zu nutzen. Es wird ein angenehm warmer Sommertag, nicht zu heiß, genau wie ich es mag.
Fotostop bei Oberweißbach-Deesbach
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Nochmal was für die Kategorie Modelleisenbahn im Maßstab 1:1
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Ausblick vom Galgenhügel nach Lichtenhain
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Blumiges am Wegesrand
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An der Bergstation gibt es eine auf 600 mm Spurweite verkehrende Feldbahn. Aufgrund von Oberbaumängeln findet jedoch derzeit kein Betrieb statt.
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Als Gegenentwicklung zur Abschaffung der Speisewagen im Regionalverkehr gibt es diesen y-Wagen.
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Den Wagen über die hier vorherrschenden Straßenverhältnisse herzutransportieren stelle ich mir doch recht spannend vor.

Der Cabriowagen steht gerade zur Abfahrt bereit. Sehr schön, dann werde ich ihn in einer Stunde erwischen. Von Lichtenhain fahre ich zurück nach Cursdorf.
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Am Ziel löse ich ein Einzelticket Flachstrecke nach und kaufe auch gleich die Einzelfahrt Bergbahn für die Abreise eine halbe Stunde später. „Sie waren doch gestern auch schon unterwegs?“ Allerdings. „Na dann bis gleich.“
Ich hole meinen Koffer ab und verewige die nächste Ankunft mit schönster Theaterbeleuchtung.
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Wie sieht der heutige Reiseplan aus?

Cursdorf...................ab 13:14
RB 29931
Lichtenhain...............an 13:22
................................ab 13:30
RB 29831
Obstfelderschmiede...an 13:48
................................ab 13:53
RB 29884
Rottenbach...............an 14:17
................................ab 14:29
EB 80992
Erfurt Hbf.................an 15:16
...............................ab 15:25
IC 2150
Paderborn Hbf..........an 18:08
...............................ab 18:13
NWB 75473
Brackwede..............an 19:01
...............................ab 19:19
ERB 74435
Warendorf................an 20:09

Als kritischen Umsteigevorgang vermute ich den in Paderborn. Ich sollte Recht behalten…

Ein letztes Mal fahre ich die viel zu kurze Strecke zurück. Trotz des schönen Wetters und des Wochenendes ist der Zug nicht unangenehm voll. Es gibt doch so viele schöne Orte, die überhaupt nicht überlaufen sind.
Ein bisschen Nachfrage ist dann in Lichtenhain aber doch gegeben.
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Ja, ich weiß, ich sollte mal meine Gegenlichtblende anständig befestigen.
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Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
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Beitrag von Entenfang »

In der Bergbahn begrüßt mich der Tf, der mich vorgestern von Oberweißbach nach Cursdorf gefahren hat. „Na, heute mal nicht mitm Bus?“ Heute mal Bahn.
Unter strahlend blauem Himmel ruckelt die Bergbahn nach Obstfelderschmiede.
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Links im Bild wurde einst Gemüse auf Terrassen angebaut. „Naja, heute gibt’s die Kartoffeln ja bei Aldi“, kommentierte der gestrige Bergbahnbegleiter die Aufgabe der Bewirtschaftung.

Zugkreuzung
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An der Talstation befindet sich eine Drehscheibe. Auf diese Weise können Wagen von der Schwarzatalbahn auf die Bergbahn gelangen, wie es ursprünglich für den Gütertransport vorgesehen war.
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Die zweite 50:50-Chance geht leider nicht zu meinen Gunsten auf, der Wal blubbert heran.
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Eine Familie steigt ebenfalls ein. „Also irgendwie ist der Zug viel angenehmer. Der ruckelt nicht so und quietscht auch nicht in den Kurven.“ Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen. Authentischer ist die Ferkeltaxe trotzdem.
Von Rottenbach geht es mit der EB weiter nach Erfurt. Ab Arnstadt wird durch die endlosen Weiten Thüringens gedieselt.
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Die Strecke Neudietendorf – Arnstadt dürfte wohl einer der wenigen sein, auf der die Elektrifizierung nur gute zehn Jahre in Betrieb war und anschließend wieder abgebaut wurde.
In Neudietendorf steht ein ICE auf irgendeinem Betriebsüberholungsgleis und Personal mit Warnwesten läuft im Schotter umher. Hier scheint etwas ganz und gar nicht in Ordnung zu sein.
Pünktlich bin ich in Erfurt, pünktlich rollt mein IC an den Bahnsteig. Weimar – Düsseldorf via Paderborn dürfte wohl ein eher exotischer Zuglauf sein, dementsprechend leer ist der Zug auch. Im letzten Wagen lassen sich die Fenster öffnen, den nehme ich doch glatt. Viel besser kann das Wetter schließlich nicht sein.

160 bei offenem Fenster, das fetzt ordentlich.
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Wegen einigen außerplanmäßigen Gleiswechseln sammeln wir bis Gotha +5 ein. Der ICE aus Neudietendorf hat es inzwischen bis an den Bahnsteig geschafft. Es sieht aber nicht danach aus, dass er bald weiterfahren würde.
Felder...
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…und Berge prägen den Weg.
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Der weithin sichtbare, rund 200 Meter hohe Monte Kali besteht aus Abraum aus der Kaligewinnung.

Überhöhung
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Beitrag von Entenfang »

Zp9 in Kassel – immer noch +5.
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Während wir uns Warburg nähern, kommt die Durchsage, die jedem Fahrgast ein Stöhnen entlockt: „[…] Folgende Anschlüsse warten NICHT: RE nach Hagen.“ Doch der 628er steht noch am Bahnsteig gegenüber, während wir einfahren. Eine halbe Minute bleibt bis zur planmäßigen Abfahrt und die ersten Umsteiger sorgen dafür, dass er also doch wartet.
Es folgt eine Parallelausfahrt…
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…wir mit +4, der RE mit +1. Der Anschluss in Paderborn bleibt spannend. Nach dem Halt in Altenbeken mit +3 beginne ich, samt Koffer ein paar Wagen nach vorne zu laufen. „Wissen Sie, wo in Paderborn die Unterführung ist?“, will eine Frau von mir wissen, während sie sich ebenfalls mit ihrem Koffer durch den Gang kämpft. Tja, das ist die Preisfrage, deren Antwort ich selbst gerne wissen würde. „Ganz schön wenig Zeit zum Umsteigen…“ Da stimme ich zu. „Ach, sie müssen auch nach Bielefeld?“ So schaut es aus. Angeblich hat ihr der Zub mitgeteilt, dass der Anschluss nicht warten würde, weil es sich um eine Privatbahn handelt. Das bezweifele ich doch sehr.
Zwei Wagen weiter ist schließlich zwischen einem dank fehlendem geeigneten Wagen in einen Vorraum hereingequetschten Rollstuhl, einem Kinderwagen und diversem Gepäck im Gang Endstation. Da fahren wir auch schon in Paderborn ein. „Wenn doch der Anschluss wenigstens einmal klappen würde…“, jammert eine ältere Frau. Zweieinhalb Minuten bleiben für den Umstieg. Das sollte eigentlich reichen. Doch erstmal müssen der Kinderwagen samt Insasse sowie die zwei Koffer rausgehievt werden. Sobald die Bahn frei ist, sprinte ich los und quetsche mich gnadenlos durch das Gedränge am Bahnsteig. „Stellen Sie sich in die Tür!“, ruft mir die Frau, mit der ich mich nach vorne gekämpft habe, zu. Jawohl.
Natürlich ist die Unterführung fast ganz hinten. Noch eine Minute.
Tür auf, Treppe runter, 180°-Wende, nächster Absatz, ab durch die Unterführung. Laut klappert mein Koffer über die Blindenleitstreifen. Noch 35 Sekunden, als ich die Treppe zu Gleis 5 erreiche.
Ich öffne die Tür und bleibe darin stehen. Die Frau folgt wenige Augenblicke später. „Hurra, hat ja doch geklappt!“, ruft sie begeistert. Die jammernde ältere Frau stürmt auch schon herbei. Die Schiebetritte fahren ein. Der Tf wirft einen prüfenden Blick aus dem Fenster, warum denn die Tür nicht schließt. Inzwischen steht auch ein Mann mit einem kleinen Kind an jeder Hand am unteren Treppenabsatz. Per Handzeichen gebe ich dem Tf zu verstehen, er möge doch einen Moment warten. Die Türen werden nochmal freigegeben, ein neuer Versuch zum Schließen unternommen. Inzwischen stehen außer mir noch weitere Fahrgäste im Türbereich. Die Frau mit Kinderwagen und einem weiteren Kind an der Hand stürmt nun auch die Treppe hoch. Ich gebe dem einen bösen Blick aus dem Fenster werfenden Tf abermals ein Zeichen, kurz zu warten. „Steigen Sie jetzt bitte ein, wir müssen abfahren“, wird durchgesagt. Das tue ich jetzt auch und suche mir einen Sitzplatz. „Machen Sie bitte die Türen frei, damit wir abfahren können.“ Dieses Mal wirkt es deutlich unfreundlicher und bestimmter. „Gott sei Dank, wir haben den Umstieg geschafft! Alles wird gut!“, jubelt die ältere Frau. Mit +1 wird samt allen Umsteigern abgefahren. Auch wenn es knappe Kreuzungen auf der eingleisigen Strecke gibt, finde ich es nicht akzeptabel, den Fahrgästen die Türen vor der Nase zuzuschlagen und abzufahren.
Mit 100 geht es durch Vorgärten, die Strecke ist gut ausgebaut. Ich frage die Zub, ob der Anschluss vom IC wohl des Öfteren knapp ausfällt. „Öhm, nein?“ Das wundert mich aber schon.
Wie sehr sich das Stadtbild auf der Fahrt gewandelt hat. Viele verklinkerte Häuser prägen nun das Bild. Ein älterer etwas zerstreut wirkender Mann zählt Fahrgäste und stellt einem Ehepaar im Zweier gegenüber ein paar Fragen. „Wie sind sie in Paderborn zum Zug gekommen?“ „Hm, mit einer anderen Bahn.“ „Welche Bahn? War es die Deutsche Bahn?“ „Nein, ich glaube nicht. Das war Eurobahn.“ „Ok, und wie sind sie zur Eurobahn gekommen?“ „Mit einer anderen Bahn von Fulda nach Kassel. Auch nicht Deutsche Bahn, aber den Namen weiß ich nicht mehr.“ Da es sich um Regionalverkehr handelt, schlage ich Cantus vor. „Ja, richtig. Cantus war es.“
Als nächstes bin ich dran. „Hallo, wir machen Fahrgastbefragung. Es geht um die Einnahmenaufteilung zwischen den Verkehrsunternehmen. Darf ich mal Ihr Ticket sehen?“
Das Sommer-Ticket kann er nicht auswählen und fragt beim Kollegen nach. „Darf ich Ihnen auch ein paar Fragen stellen?“ Klar doch. In der Zwischenzeit haben wir angehalten, nach der Kreuzung in Paderborn Nord sind wir wieder pünktlich. „Oh Gott, ich muss ja Fahrgäste zählen. Einen Moment bitte!“ Glücklicherweise muss ich nicht meine ganze bisherige Reisekette darlegen. Es werden nur zwei als Vorlauf und zwei als Nachlauf genutzte Verkehrsmittel erfasst.

Pünktlich wird Brackwede erreicht und wieder verlassen. Den durchrauschenden RE versenke ich gekonnt hinter dem Mast.
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Auf der viergleisigen Strecke herrscht reger Verkehr.
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Ich beschließe, meinen zur Neige gehenden Wasservorrat aufzufüllen.
Wahre Wohlfühlatmosphäre in der Unterführung
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Der Bahnhofskiosk hat zu meinem Glück bis 20 Uhr geöffnet. Ich nehme eine Halbliterflasche Wasser aus dem Kühlschrank und stelle sie an der Kasse ab. Der türkische Verkäufer bespricht mit zwei vermutlich ebenfalls türkischen Männern eine Liste Flixbusabfahrten auf einem Bildschirm. „Um eins Uhr ist 20€ günstiger.“ „Morgens?“ „Eins Uhr mittags.“ Während die beiden überlegen, kassiert er 1€ von mir und ich begebe mich zurück zum Bahnsteig.
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Da rollt auch schon die Eurobahn heran und mein Mitbewohner streckt seinen Kopf aus der vordersten Tür. Wohlweißlich hat er den Vierer direkt hinter dem Führerstand reserviert.
Nun komme ich endlich in den Genuss der berühmt-berüchtigten Bahnstrecke Münster – Rheda-Wiedenbrück. Die Anzahl der unbeschrankten BÜ zähle ich lieber nicht. Den nicht technisch gesicherten BÜ am Dorfplatz von Clarholz nehme ich mir als Ortsbegehung für die nächsten Tage vor.
Nur das letzte Stück vor Warendorf ist auf 100 km/h ausgebaut.
Pünktlich steigen wir in Warendorf aus. Ein bisschen faszinierend finde ich es schon, dass man in zwei unterschiedlichen Ecken Deutschlands starten, auf zwei unterschiedlichen Routen fahren und sich am Ende doch im selben Zug treffen kann. Ob man so eine Aktion wohl mit dem Auto geplant hätte? Vermutlich nicht. Der öffentliche Verkehr funktioniert gar nicht mal so übel.
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Beitrag von P-fan »

Hauptbahnhof, Gleis 18. Noch vier Minuten bis zur Abfahrt meines ICE. Wenn ich mir schon das Sommerticket geleistet habe, kann ich auch die schnellere Variante mit FV bis Nürnberg nehmen. Statt 35 Minuten länger schlafen kann ich jedoch wegen des ungünstigen Busanschlusses nur 20. Ich werde nie verstehen, warum seit der großen U-Bahnfahrplanänderung der 195er mit 8 Minuten Umsteigezeit zur U5 am Michaelibad ankommt.
Falls hiermit die Änderung zum Dezember 2013 gemeint ist, das waren zuvor auch 8 Minuten Umsteigezeit vom 195er zur U5 am Michaelibad: Busankunft Mo-Sa tagsüber Minute 3, Abfahrt U-Bahn Minute 1; zum Vergleich heute Busankunft Minute 6, Abfahrt U-Bahn Minute 4.

Anders sieht es lediglich aus, wenn man die Sonntagsfahrpläne vergleicht, da gab es damals für den Bus eine - vermutlich (ich kenne die Strecke nicht) - sehr sportliche Kurzfahrzeit mit Ankunft Minute 7 und damit - theoretisch - 4 Minuten Umsteigezeit.

Ansonsten auch von mir wieder herzlichen Dank für die immer sehr lebendigen Reiseberichte!
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Beitrag von Entenfang »

P-fan @ 27 Aug 2016, 20:13 hat geschrieben:Falls hiermit die Änderung zum Dezember 2013 gemeint ist, das waren zuvor auch 8 Minuten Umsteigezeit vom 195er zur U5 am Michaelibad: Busankunft Mo-Sa tagsüber Minute 3, Abfahrt U-Bahn Minute 1; zum Vergleich heute Busankunft Minute 6, Abfahrt U-Bahn Minute 4.

Stimmt, du hast recht. Ich weiß noch genau, dass ich mich damals ziemlich über den neuen Fahrplan geärgert habe. Kannst du mal die Umsteigezeit vom 139er Ri. Klinikum Harlaching an der Quiddestr. und Richtung Messestadt West in Trudering im vorher-nachher-Vergleich anschauen? (Warum habe ich bloß den Wert alter Fahrplanbücher erst so spät erkannt... :()
Anders sieht es lediglich aus, wenn man die Sonntagsfahrpläne vergleicht, da gab es damals für den Bus eine - vermutlich (ich kenne die Strecke nicht) - sehr sportliche Kurzfahrzeit mit Ankunft Minute 7 und damit - theoretisch - 4 Minuten Umsteigezeit.
An die 4 Min. sonntags kann ich mich noch erinnern. Naja, sportlich war die Fahrzeit eigentlich nie. In der SVZ und am Wochenende kannst du an viele Stationen durchfahren.
Ansonsten auch von mir wieder herzlichen Dank für die immer sehr lebendigen Reiseberichte!
Bitte, gerne. :)


Tag 7 In und um Warendorf

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Nach einem gemütlichen Frühstück wird die Warendorfer Innenstadt zu Fuß erkundet.
Beginnen wir doch am Markt.
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Das monströse Gebilde mit Engeln obendrauf ist einer der Bögen für das alljährliche Bogenfest. Zu Himmelfahrt werden sie alle beleuchtet und im Ort herrscht Volksfeststimmung.
Das Errichten des Bogens hat mehr als eine gerichtliche Auseinandersetzung verursacht. Der Wirt der ansässigen Gaststätte weigerte sich, auf das Aufstellen von drei Tischen zu verzichten, da ihm dadurch Einnahmen entgehen würden. Doch die Stadt konnte schließlich doch durchsetzen, dass auf öffentlichem Grund der Bogen weiterhin aufgebaut werden darf.
Tritt man ein paar Schritte zurück, stößt man auf das Versuchsareal des neuen Marktplatzpflasters.
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Das holprige und wellige Pflaster soll rollator- und rollstuhlgerechter werden. Man darf gespannt sein, welche Steinsorte den Sieg davonträgt.

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Die schmucke Innenstadt hat sowohl den Krieg als auch die Architekten der 1960er überlebt. Dafür wird Denkmalschutz jetzt umso größer geschrieben und das Denkmalpflegeamt wacht mit penibelster Genauigkeit auf die Einhaltung der entsprechenden Richtlinien. Dementsprechend aufwendig und kostspielig werden Renovierungen oder Umbauten in der Altstadt.
Das soll aber nicht heißen, dass mit den richtigen Beziehungen nichts möglich wäre.
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Einzige Auflage beim Bau dieses hübschen Hauses war übrigens der Erhalt des Holzbalkens.

Für die Größe der Stadt (knapp 40.000 Einwohner, davon aber ein erheblicher Anteil in umliegenden Dörfern, die eingemeindet wurden), bietet die Stadt ein recht gutes kulturelles Angebot wie beispielsweise ein Theater oder ein Kino.
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Müsste ich Warendorf mit einem Bild darstellen, würde ich dieses wählen.
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Der Pferdesport besitzt eine lange Tradition und stellt unverändert ein wichtiges Aushängeschild der Stadt dar.
Derartige schmale Gassen zwischen den Häusern sind sehr häufig zu finden. Um keinen Streit mit dem Nachbarn entstehen zu lassen, wer für die gemeinsame Mauer zuständig ist, wurden früher viele Häuser in diesem Stil errichtet. So lassen sich Sanierungsmaßnahmen von außen durchführen. Wirklich bequem dürfte die Arbeit in so einem Spalt wohl nicht sein.

„Möchtest du mal? In paar Minuten kommt der Zug.“ Na wenn ich darf, immer gern. Auf der Warendorfer Bahn verkehren täglich Talente der Eurobahn im Stundentakt.
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Bis 2009 wurde die hier befindliche Schranke noch vom örtlichen Fdl bedient.

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Seitdem wird im Signalisierten Zugleitbetrieb gefahren.

Widmen wir uns wieder der Stadt.
Insgesamt neun Marienbögen gibt es in der Innenstadt. In der Brünebrede gibt es gleich zwei davon.
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Auf den Plattformen einiger Bögen kann ein Orchester platziert werden.
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Beitrag von Entenfang »

Manche Bögen werden zur Illumination mit Gasflammen beleuchtet. Da sie früher aus Holz bestanden, kam es immer wieder zu Bränden. Da soll schon manch aufmerksamer Anwohner mit seinem Gartenschlauch vom Balkon ein Ausbreiten des Feuers verhindert haben.
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Inzwischen ist man zu Glasfaserverstärktem Kunststoff übergegangen.

Skyline am Markt mit Laurentiuskirche
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Nachmittags verlassen wir die Stadt und strampeln durch Wiesen und Felder.
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Zwischen Warendorf und Münster besitzt die Bahnstrecke einen niedrigen Ausbaustandard mit unzähligen unbeschrankten BÜ.
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Dementsprechend häufig wird gepfiffen und der nahende Zug ist schon von Weitem hörbar.
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Entlang der Ems gibt es einen gut beschilderten Radweg.
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Eine pfiffige Idee hat das Problem des einfach in die Landschaft geworfenen Abfalls gelöst: Der Müllfangkorb. Auch aus voller Fahrt mit dem Pedelec lässt sich der Müll darin zielsicher versenken.
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Alter Warendorfer Wasserturm
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Ich schreie „Stop, Motiv!“ und alles steht. Das Ergebnis:
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Nebenbei erfahre ich noch vom Landwirtschaftsexperten, dass über Getreidefeldern Wachstumshemmer versprüht werden, da die Stängel sonst durch ihr eigenes Gewicht abknicken würden.

Beim abendlichen Grillen lerne ich eine neuartige Technik des Grillanzündens kennen: Man schalte einen Industrieföhn auf die höchste Stufe und weiche den Funken aus. Da muss ich glatt an die Föhn-Geschichte von What if? denken.
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Beitrag von P-fan »

Stimmt, du hast recht. Ich weiß noch genau, dass ich mich damals ziemlich über den neuen Fahrplan geärgert habe. Kannst du mal die Umsteigezeit vom 139er Ri. Klinikum Harlaching an der Quiddestr. und Richtung Messestadt West in Trudering im vorher-nachher-Vergleich anschauen? (Warum habe ich bloß den Wert alter Fahrplanbücher erst so spät erkannt... sad.gif)
Antwort kommt hier: http://www.eisenbahnforum.de/index.php?s=2...t=14052&st=1005
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Beitrag von JeDi »

Uff, da fährt ja inzwischen die Eurobahn... Ich bin da noch mit der NordWestBahn langgefahren. Die Talente sehen aber auch in fast jedem Lack schick aus - eines der kultiviertesten Neufahrzeuge (ok, inzwischen auch nicht mehr ganz so)...
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Beitrag von Muffo1234 »

JeDi @ 28 Aug 2016, 23:01 hat geschrieben: Uff, da fährt ja inzwischen die Eurobahn...
Seit dem Betreiberwechsel vor ein paar Jahren hat die Qualität des Angebots allerdings stark nachgelassen. Die Züge sind nicht mehr so pünktlich und sauber wie zu NordWestBahn Zeiten. Das hat innerhalb meines Bekanntenkreises einige Pendler dazu bewogen nun mit dem Auto zu pendeln.
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Beitrag von 146225 »

Muffo1234 @ 29 Aug 2016, 10:47 hat geschrieben: Seit dem Betreiberwechsel vor ein paar Jahren hat die Qualität des Angebots allerdings stark nachgelassen. Die Züge sind nicht mehr so pünktlich und sauber wie zu NordWestBahn Zeiten. Das hat innerhalb meines Bekanntenkreises einige Pendler dazu bewogen nun mit dem Auto zu pendeln.
Was meinst Du, wie furchtbar egal das der örtlich zuständigen Landespolitik war, Hauptsache es wurde billiger. Wobei allerdings von und mit der NWB in letzter Zeit auch nicht nur positive Nachrichten im Hinblick auf Betriebsqualität kommen, vor allem vom linken Niederrhein.

Einerseits ist es traurig, wenn eindimensionale, fantasielose Politik es gerade wieder landauf, landab schafft hier und da Fahrgastzahlen sinken zu lassen. Andererseits tritt solch ein Effekt als Masse halt erst mit einer Verzögerung sichtbar auf, d.h. in ein paar Jahren sagt die selbe Politik entsetzt "Oh je!" und dann verbessert sich vielleicht mal wieder irgendwo was. Bis die Welle dann wieder ins Tal geht. Und wieder hinauf. Und wieder ... und wenn sie nicht längst gestorben sind ... nur die Masse schafft Bewegung, einzelne nicht. Auch in der "Privatwirtschaft" - bis die Führung von VW mal konsequent anders handelt, müssen die Umsatzzahlen schon so schlecht sein, dass nix mehr anderes übrig bleibt. Wenn der einzelne Autokäufer droht, sich eine andere Marke zu kaufen oder mit dem Zug zu fahren, mei...
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Beitrag von NJ Transit »

146225 @ 29 Aug 2016, 18:59 hat geschrieben: Wobei allerdings von und mit der NWB in letzter Zeit auch nicht nur positive Nachrichten im Hinblick auf Betriebsqualität kommen, vor allem vom linken Niederrhein.
Angeblich ist es letzten Winter besser geworden (Stand März oder so). Ich bin mal gespannt auf meine künftige tägliche Pendlerstrecke.
Einerseits ist es traurig, wenn eindimensionale, fantasielose Politik es gerade wieder landauf, landab schafft hier und da Fahrgastzahlen sinken zu lassen.
...und trotzdem dürften die meisten Nebenbahnen ein zigfaches der Fahrgäste von vor 30 Jahren aufweisen. Gut, außer vielleicht Der Werdauer Der Entenfänger (passend für diesen Thread) :D
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SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
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Beitrag von Entenfang »

Tag 8 Münster


Heute steht uns der Sinn nach einer Fahrradtour in die deutsche Fahrradhauptstadt. Über befestigte Feldwege fahren wir durch die flache Landschaft.
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Weizenfelder, Maisfelder und Weiden, gelegentlich ein kleiner Wald, prägen das Bild.
In Müssingen stoßen wir mal wieder auf die Bahn.
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Hier entsteht zurzeit ein neuer Hp.
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Im Gegenzug dafür wird der ziemlich peripher gelegene, etwa 2 Kilometer entfernte Bedarfshalt Raestrup-Everswinkel aufgelöst.
Am derzeitigen Hp befindet sich ein besonders unfallträchtiger unbeschrankter BÜ an der Einmündung einer Kreisstraße in die B64.
Zumindest ist die Warnung vor dem BÜ samt Geschwindigkeitstrichter auf der Kreisstraße nicht zu übersehen.
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Erst 70, dann 50, dann 20, anschließend folgt der BÜ.
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Die Straßenverkehrsbehörde allein weiß wohl, warum dieser ganz entscheidende Hinweis nur in Schriftgröße 10 und im Gras versteckt angebracht wurde
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Stellen wir uns mal an die Haltelinie und überprüfen sie Sicht.
In Richtung Münster bietet sich eine gute Übersicht sowohl über die Bahnstrecke als auch die Bundesstraße.
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In Richtung Warendorf stellt sich die Situation wesentlich ungünstiger dar. Im Schilderwald können insbesondere Zweiradfahrer schnell übersehen werden
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Für Straßen- und Schienenverkehr gilt am BÜ eine vMax von 20 km/h. VT 3.02 hat den Hp passiert und fährt weiter Richtung Münster.
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Trotz der geringen Geschwindigkeit handelt es sich um einen Unfallschwerpunkt.
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Die Gründe dafür sind nach meiner Einschätzung sehr vielfältig.
Erstens führt der Bedarfshalt in Verbindung mit den Pfeiftafeln zu Verwirrung bei Straßenverkehrsteilnehmern. Es ist nicht erkennbar, ob der Zug hält oder nicht. Daher lässt dich die Entscheidung für oder gegen Abwarten der Vorbeifahrt aus Sicht des Straßenverkehrs nicht sinnvoll abwägen.
Zweitens ist die B64 eine relativ stark befahrene Straße mit einem durchschnittlichen täglichen Verkehr (DtV) von etwa 7600 Kfz/24h pdf, S.5. Dabei ist der Schwerverkehrsanteil (SV) mit 12,2% recht hoch, da es sich um eine beliebte Mautumgehungsroute handelt. In Kombination mit den zahlreichen landwirtschaftlichen Fahrzeugen treten große Unterschiede im Bremsvermögen der Fahrzeuge auf.
Drittens begünstigen die fehlenden Abbiegespuren Auffahrunfälle massiv.

Im Zuge der Haltepunktverlegung nach Müssingen wird die Strecke hier verschwenkt, um Platz für eine Beschrankung inklusive BÜSTRA zu schaffen sowie separate Abbiegespuren anzulegen. Auf diese Weise wird die Sicherheit deutlich erhöht.

„So, wir fahren dann mal weiter und holen dich am Abend ab. Was machst du denn so lange?“ Ich komm ja schon.
Da sieht man mal, wie viel ich zu einem einzigen BÜ schreiben kann. ;)
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Beitrag von Entenfang »

Zügig fliegt die Landschaft vorbei. Wenn man die Dresdner Topografie gewohnt ist, befindet man sich hier im Paradies für Radtouren.
Wir nähern uns Münster und die Fahrradstadt empfängt uns gleich mit einer schmalen Brücke, einer engen Umlaufbarriere an beiden Enden in Kombination mit dem obligatorischen Fahrradfahrer absteigen-Schild. Das fängt ja gut an.
Es ist ein wunderschöner Sommertag und die Münsteraner machen von ihrem Drahtesel rege Gebrauch. Gefühlsmäßig strampeln hier deutlich mehr Menschen als in München oder Dresden. Das fällt auch an den unzähligen, überall abgestellten Fahrrädern auf. Hier kann man durchaus mal Parkplatzprobleme bekommen. Aber so lange man keinen Parkschein lösen muss, ist es noch akzeptabel…
Wir parken am Rande der Innenstadt, schließen unsere Räder mit mehreren Schlössern zusammen, um nicht Opfer der zahlreichen Fahrraddiebstähle zu werden.
Nach einer Stärkung wird das Zentrum zu Fuß erkundet.

Beginnen wir an der Lambertikirche.
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Eine Besonderheit stellen die drei Eisenkörbe über der Turmuhr dar. Im Jahr 1536 wurden darin die Leichen von drei hingerichteten Anführern einer aufständischen Reformationsbewegung zur Schau gestellt.

Die Lambertikirche stellt das nördliche Ende des Prinzipalmarktes dar.
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Bei der Errichtung der Giebelhäuser ließen die Architekten ihrer Fantasie freien Lauf, sodass es keine zwei gleichen gibt. Teilweise dienen die historischen Fassaden heute nicht mehr der Standfestigkeit des Gebäudes und sind mit Eisenstangen nach hinten auf das moderne Dach abgestützt.
Bis 1954 verkehrte hier auch eine Straßenbahn. https://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fenb...DE10wikiret.jpg
Mit gut 300.000 Einwohnern gewinnt Münster den Preis für die größte deutsche Stadt ohne städtischen Schienenverkehr. Herzlichen Glückwunsch!

Etwas für die Busquote vor dem historischen Rathaus
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Nur wenige Schritte sind es zum Domplatz. Rechts der Dom, im Hintergrund die Liebfrauenkirche
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Das zu Münster gehörige Gewässer hört auf den schönen Namen Aa und bildet einen See, der zum Ausruhen einlädt.
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Welchem Zweck die monströsen Tischtennisbälle dienen, erschließt sich mir nicht.
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Dieses „Kunstwerk“ ist mit Graffiti jedenfalls nicht hässlicher als ohne.

Während der Rest per Bahn zurückfährt, trete ich eine Stunde Nachspielzeit zur Dokumentation des Radverkehrs an.

Die LSA sind durchaus auf eine größere Anzahl an Fahrradfahrern ausgelegt und bieten entsprechende Grünphasen.
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Manche Dimension der Radwege deutet klar auf den hohen Stellenwert des Fahrrads hin
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Derartige Einrichtungen ermöglichen es Fahrradfahrern, ihre Grünphase ohne Verrenkungen oder Abstecher über den Fußweg anzufordern
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Besonders schön finde ich die an vielen größeren Ampelkreuzungen angebrachten Spiegel, die den Schulterblick überflüssig machen und den toten Winkel entschärfen
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Beitrag von Entenfang »

Des Weiteren sind mir als positive Aspekte das sehr gute Fahrradleitsystem, die grundsätzlich in Gegenrichtung freigegebenen Einbahnstraßen sowie Durchlässe in Sackgassen aufgefallen.
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Außerdem sind alle Bordsteinkanten sauber abgesenkt, sodass es keine Bodenwelle an jeder Seitenstraße gibt.

Als entscheidenden Nachteil sehe ich hingegen die grundsätzliche Führung als getrennter Rad- und Fußweg an. Durch die große Anzahl Radfahrer sind Überholvorgänge unvermeidlich. Auf einem 1 m breiten Radweg mit geparkten Autos auf der linken Seite bleibt da nur der Fußweg. Zudem lässt die teilweise etwas verkünstelt wirkende Verkehrsführung verbunden mit Mast-Slalom keine hohen Geschwindigkeiten der Radfahrer zu. Zumindest auf einigen Hauptrouten wäre ein breiter Radfahrstreifen auf der Fahrbahn sicher die bessere Wahl.
Als weiterer Negativpunkt sind mir die Bushaltestellen aufgefallen. Ungünstig für Radverkehr und Busse gleichermaßen:
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Hier landen die aussteigenden Fahrgäste direkt auf dem Radweg, der zudem durch den mangelnden Kontrast kaum zu erkennen ist. Auf einer recht stark befahrenen vierstreifigen Straße bremst die Haltebucht das Wiederanfahren des Busses aus. Hier hätte man besser eine Haltestelle am Fahrbahnrand eingerichtet.
Leider scheint man dieses Problem noch nicht erkannt zu haben. Wohl erst kürzlich barrierefrei ausgebaut, stellt sich diese Haltestelle ähnlich dar.
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Vermutlich wird nach einigen Jahren Laubfall hier dieselbe Kontrastarmut wie an der zuvor gezeigten Haltestelle herrschen. Zudem lädt die fehlende Fußgängerampel auf dieser Seite der Kreuzung zum quer rüber Laufen ein. Immerhin hat man den Blindenleitstreifen nicht als Rüttelstreifen über den Radweg geführt.
Am Hbf gibt es ein großes Fahrradparkhaus sowie eine belebte Unterführung.
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Machen wir noch einen kurzen Exkurs an die Warendorfer Bahn. Am nordöstlichen Stadtrand führt die Strecke über zwei Hauptstraßen. Die Dimension des BÜ ist beachtlich…
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Die Behinderung für den MIV hält sich jedoch in engen Grenzen, da die Schranken erst wenige Sekunden vor Eintreffen des Zuges schließen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Zug durch das Dauerpfeifen nicht mehr überhörbar.
Bisher nicht bekannt war mir eine Gelbphase für Fußgänger, die es unter anderem auch am BÜ in Warendorf gibt.
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Die Rückfahrt mit der Bahn, etwa 25 km, hat für einen Verbundtarif mit 7,30€ Einzelfahrt + 3,40€ Fahrrad-Tageskarte durchaus einen stolzen Preis.
Auf meine Bitte, den Mehrzweckbereich für das Fahrrad freizuräumen und einen der zahlreichen anderen Sitzplätze einzunehmen, bekomme ich erst Widerwillen und anschließend unfreundliche Kommentare zu hören. Die Vorliebe vieler Fahrgäste zu Klappsitzen werde ich einfach nie verstehen.
Unter Dauerpfeifen schleicht der Zug mit 60 entlang der B64 zurück nach Warendorf. Für die Psychologie ist es nicht gerade vorteilhaft, wenn die Autos nebenan vorbeiziehen.
In Telgte verlässt ein Großteil der Fahrgäste bereits wieder den Zug. Es ist eine typische Pendelstrecke.
Planmäßig wird in Telgte und Beelen gekreuzt. Um an den beiden Bahnhöfen die Wartezeit nicht unangenehm lang werden zu lassen, besitzt der Zug in Warendorf einen planmäßigen Aufenthalt von drei bis vier Minuten.
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Da der folgende BÜ hauptsignalgedeckt ist, wird stets auf Halt eingefahren, um die Wartezeit für den Straßenverkehr gering zu halten.
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Ich nutze noch die Gelegenheit, den Gegenzug in den letzten Sonnenstrahlen zu erlegen.
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Der erst kürzlich mit Schranken ausgerüstete Fußgängerübergang war bisher ein Unfallschwerpunkt.
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Bei der gegebenen Sicht Richtung Warendorfer Bahnhof ist das nicht verwunderlich.
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Nicht nur die Bahn, sondern auch die Altstadt erstrahlt im warmen Abendlicht.
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