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Tag 1 München -> Plauen -> Dresden
Die U-Bahn rollt in den Bahnhof Michaelibad. Eine Kleingruppe rüstiger Rentner wartet auf dem Bahnsteig. 15 Sekunden, nachdem die Türen freigegeben sind, entscheiden sie sich, Richtung Zug zu gehen. Dann überlegen sie eine Weile, ob sie alle an einer Tür einsteigen oder sich doch lieber auf zwei Türen verteilen sollen. Die Wahl fällt auf Letzteres.
Eine der Rentnerinnen nimmt neben mir Platz und klappt die Bild City auf. Am Innsbrucker Ring wird der Platz gegenüber frei und der einzige Rentner, der gestanden hat, setzt sich. Eine halbe Minute vergeht. DEUTSCHE DENKEN SCHON IM KINDERGARTEN AN RENTE!!!
„Kennen wir uns eigentlich?“, erkundigt sich die Frau bei dem Mann. „Ich kann mich nicht an Sie erinnern…“, meint der Mann unschlüssig. „Na ich eigentlich auch nicht. Bin halt auch schon bisschen dement“, stellt die Frau fest und widmet sich wieder der Zeitung.
Wie ich mehrfach von vorne und hinten vernommen habe, müssen sie am Max-Weber-Platz aussteigen. Der Mann tippt die Frau an. Diese ist jedoch so sehr in die Geheimakten über die Kanzlerin vertieft, dass sie das nicht mitbekommt. Er versucht es nochmal mit etwas mehr Druck. „Huch! Was ist denn?“ „Wir müssen aussteigen.“ Sie faltet ihre Bild City und alle steigen aus.
Hauptbahnhof, Gleis 18. Noch vier Minuten bis zur Abfahrt meines ICE. Wenn ich mir schon das Sommerticket geleistet habe, kann ich auch die schnellere Variante mit FV bis Nürnberg nehmen. Statt 35 Minuten länger schlafen kann ich jedoch wegen des ungünstigen Busanschlusses nur 20. Ich werde nie verstehen, warum seit der großen U-Bahnfahrplanänderung der 195er mit 8 Minuten Umsteigezeit zur U5 am Michaelibad ankommt.
Ein junges Paar hetzt über den Bahnsteig. Es bleibt am Rand des Raucherquadrats stehen. Sie fuchtelt herum. Er fischt eine Zigarettenschachtel aus seinem Rucksack. Mit zittrigen Händen steckt sie sich den Glimmstängel in den Mund. Er sucht nach einem Feuerzeug, im Eiltempo ziehen sie abwechselnd an der Zigarette. Rauchschwaden wabern über den Bahnsteig. Nach einer knappen Minute wird die halb gerauchte Zigarette ausgetreten und die beiden verschwinden aus meinem Blickfeld.
Pünktlich startet die Fahrt. Welcome on board se Ih Ce Eh to Hamburg.
Ein Mädchen möchte sich am Laptop der Mama einen Film anschauen. Wenig später dröhnt die kindliche Intro-Musik durch den Wagen. Gott, ist das peinlich. Schnell den Laptop zuklappen. Der Effekt ist gleich Null, die Melodie beschallt unbeirrt den Waggon. Nachdem der Laptop zum Schweigen gebracht wurde und die Kopfhörer eingesteckt sind, kann der Film starten.
In Ingolstadt steht eine Familie mit Fahrrädern am Bahnsteig. Die Mutter rennt hektisch hin und her. Vermutlich kämpfen sie mit dem Fahrkartenerwerb. Ich drücke ihnen jedenfalls die Daumen, dass sie es in den 11 Minuten bis zur Abfahrt der Agilis schaffen, während der ICE wieder Fahrt aufnimmt.
Überpünktlich erreichen wir Nürnberg, ich gehe sicherheitshalber einige Wagen zurück, um nicht wieder an der gesperrten Treppe zum Westtunnel zu stehen. In der Mitte sind zwar die Rolltreppen gesperrt, aber immerhin die Festtreppe nutzbar.
Die Ausfahrt steht. DRUUUÖÖÖUUuuuu. Schepperschepper. Klapperklapper. uuuUUUÖÖÖÖ! Klapper. Mein ganzes Vorlesungsskript besteht wohl nicht aus genug Papier, um alle scheppernden Einrichtungen zum Schweigen zu bringen. Zumindest den lautesten Mülleimer stelle ich ruhig, indem ich ein gefaltetes Blatt Papier unter den Deckel klemme.
Zwei junge Frauen steigen ein und beschallen den außer mir komplett leeren Großraum des vorderen Triebwagens mit ihrem Smartphone. …let´s lose our minds and go fucking crazy... DRÖÖÖHN! …keep on hoping we´ll eat cake by the ocean… Ruckel. Klapper.
In Bayreuth steigen sie wieder aus und die Bundespolizei ein. Da kein junger Mann mit ausländischem Aussehen und auch keiner mit langen Haaren im Zug sitzt, wird mein Ausweis kontrolliert.
Und weiter Richtung Dresden. Die Reisegruppe Behinderter nimmt Plätze in meiner Nähe ein. „Stop, Halt, Polizei! Du bist verhaftet! Nichts geht, nicht die Lüftung, nicht die Klimaanlage, nicht der Strom, nicht die Türen.“ „Mensch Dieter, nicht so laut!“, ruft jemand über ein paar Sitzreihen hinweg, meint es aber keineswegs ernst. Die Mitreisenden scheinen das äußerst lustig zu finden. HATSCHOMM! HATSCHOMMMMM! „Mensch, Dieter!“ Lautes Lachen. „Ich muss halt niesen…“ SCHNÄUZ! SCHNÄUZ! „Dieter, sei mal etwas leiser.“ Lautes Lachen. „Ich bin so allergisch…“ HATSCHI!
In Plauen steige ich auch schon wieder aus, für den heutigen Tag sind 13 Sonnenstunden angekündigt. Außerdem ist heute der erste Schultag in Sachsen und damit verkehren die Bahnen unter der Woche wieder im üblichen 12-Minuten-Takt statt nur alle 15 Minuten.
Das Schließfach kostet hier nur halb so viel wie im Frankfurter Hbf. Auch die Tageskarte für 3,60€ kommt mir ungewohnt günstig vor.
306 nähert sich dem oberen Bf

303 auf der Rennstrecke vom oberen Bahnhof im Hintergrund zur hinter mir liegenden Fußgängerzone

203 in der Fußgängerzone

Beginnen wir mit dem Ast nach Preißelpöhl.
239 wird im hübsch sanierten Altbau verewigt

Derselbe Wagen passiert nach einigen Minuten Pause einen Hinterhof.

Nächster Halt: Beethovenstraße. Bitte beachten Sie beim Aussteigen den Fahrzeugverkehr. Eigentlich ist die Warnung völlig überflüssig. Die Autofahrer warten in den neuen Bundesländern vorbildlich den Fahrgastwechsel ab. Da finde ich es immer wieder erschreckend, das Verhalten der Autofahrer an solchen Haltepositionen daheim ansehen zu müssen…


Kaum zu übersehen ist das hier gelegene Kabelwerk, das einst auch einen Gleisanschluss besaß. Dieser wird zwar nicht mehr bedient, dafür sausen moderne Grinsekatzen vorbei.

Aufgepasst! Im Ossiland kommt die Tram so plötzlich aus kleinen Straßen herausgeschossen…

Offensichtlich wurde die Strecke verlegt und führt nun in jede Richtung durch eine andere Straße um den Häuserblock.
Eine Überführung des Kabelwerks überspannt die Linie 4 an der Schlachthofstraße
