Das geht mir genauso. Leider ist meine Wochenend-Heimfahr-Strecke bahnmässig so mies (und am Ende gar nicht vorhanden) daß es doch meist beim (verhassten) Auto bleibt.rautatie @ 30 Aug 2016, 15:21 hat geschrieben:Mein rein subjektiver Eindruck ist sowieso, dass mir Autofahrten meistens wesentlich länger vorkommen als Bahnfahrten - zumindest ist Autofahren anstrengender und nervenaufreibender.
Beispielsweise bin ich am Wochenende mal wieder nach Berlin gefahren. Im ICE habe ich einen Teil der Strecke verschlafen, und während der restlichen Zeit Musik gehört und gelesen. Schwupps, war ich in Berlin. Denke ich jedoch an frühere Autofahrten nach Berlin, dann erschienen mir diese Touren jedesmal wie halbe Weltreisen, anstrengend und langwierig.
Das Auto abschaffen
"Lächle, es könnte schlimmer kommen" Ich lächelte [...] und es kam schlimmer [...]
Ja, wenn man mal nicht entlang guter Bahnverbindungen unterwegs ist, dann kann auch das Zugfahren langwierig bis unmöglich werden...Elch @ 30 Aug 2016, 16:05 hat geschrieben: [Das geht mir genauso. Leider ist meine Wochenend-Heimfahr-Strecke bahnmässig so mies (und am Ende gar nicht vorhanden) daß es doch meist beim (verhassten) Auto bleibt.
Wo ist das Problem?
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Ich weiß nicht, wo du in Norwegen warst. Leute, die nur in und um Oslo und einer Hand voll Städte fahren fahren vielleicht Tesla, der passt sogar ziemlich gut zum dortigen Nutzungsverhalten, das Straßennetz und die Siedlungsstruktur sind völlig anders, man fährt mit dem Auto meist gar nicht so weit. In Norwegen wird in vielen Gegenden das Flugzeug oder das Schiff genutzt so wie wir in einen RE oder einen Bus steigen. Selbst wenn Norwegen das Verbrenner-Auto komplett abschafft, ist deren Verkehrssektor immer noch sehr stark vom Öl abhängig. Das private Auto spielt in Norwegen eine viel geringere Rolle als in Deutschland.Bayernlover @ 30 Aug 2016, 14:54 hat geschrieben:Weil sowas in Deutschland noch viel zu günstig ist. In Norwegen sieht man stattdessen nur Tesla.
Die Leute mit Volvo, Quattro, Hilux & Co. in den ländlichen Teilen von Mittel- und Nordnorwegen, die ich gesehen habe und wo es im Übrigen aufgrund der Geografie mindestens so viele private Motorboote wie (wintertaugliche/geländegängige) Autos gibt, weil die Straßen ein bisschen so wie auf Island sind oder/und man mit dem Boot schneller voran kommt, können mit Tesla & Co. nicht ganz so viel anfangen.
Drittgrößte Stadt -> größte Stadt im Direktzug. Schön. Dann fahr' einfach mal von München nach Konstanz. Oder in den Südschwarzwald und genieße Langstrecken im mehrfach gebrochenen Regionalverkehr und teilweise 1,5-stündigen Regionalbusanschlussfahrten. Für mich als Dorfbahnfan alles sehr schön, aber sonst... Bahn/Bus: rund 7:30 Stunden, Fernbus/Bahn/Bus könnte in etwa 6:00 Stunden gehen, Auto normal: 4:00 Sunden, Auto Highscore im legalen Bereich des Tiefflugs in Tagesrandlage: 3:10 Stunden. Heli oder Cessna hab ich noch nicht ausprobiert.rautatie @ 30 Aug 2016, 15:21 hat geschrieben:Mein rein subjektiver Eindruck ist sowieso, dass mir Autofahrten meistens wesentlich länger vorkommen als Bahnfahrten

Ich darf mich selbst zitieren:Rohrbacher @ 30 Aug 2016, 16:29 hat geschrieben: Drittgrößte Stadt -> größte Stadt im Direktzug. Schön. Dann fahr' einfach mal von München nach Konstanz. Oder in den Südschwarzwald und genieße Langstrecken im mehrfach gebrochenen Regionalverkehr und teilweise 1,5-stündigen Regionalbusanschlussfahrten.
"Ja, wenn man mal nicht entlang guter Bahnverbindungen unterwegs ist, dann kann auch das Zugfahren langwierig bis unmöglich werden... "
Ich muss aber zugeben, dass ich beim Bahnfahren leidensfähiger bin, als beim Autofahren...
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Ja, aber im Vergleich zu anderen Ländern sieht man in Norwegen deutlich mehr Elektroautos. Auch im Vergleich zu X5 und Konsorten. Um die Frage zu beantworten: ich war überall in Norwegen, selbst auf den Lofoten überall Tesla, E-Golf etc.
Dass man auch viel fliegt und Boot fährt, ja. Aber wenn man nur die Autos betrachtet, gibt's sehr viele Elektroautos. Und das trotz der teilweise sehr großen Entfernungen.
Flinkster nutze ich wegen der teureren Tarife und der komischen Autos nicht
ist da nicht die C-Klasse das höchste der Gefühle?
Dass man auch viel fliegt und Boot fährt, ja. Aber wenn man nur die Autos betrachtet, gibt's sehr viele Elektroautos. Und das trotz der teilweise sehr großen Entfernungen.
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Ich kenne beides: Meistens genisse ich die zugfahrt, mach was am Laptop, lese, oder schlafe, und lasse mich entspannt zu meinem Ziel bringen. Manchmal aber auch ist mir alles zu öde, und schlafen will auch nicht gelingen, dann kann die Zeit, die ich zu untätigem Warten 'verdammt' bin, bzw. nicht sinnvoll zu nutzen weiss, schon ziemlich lang.rautatie @ 30 Aug 2016, 15:21 hat geschrieben: Mein rein subjektiver Eindruck ist sowieso, dass mir Autofahrten meistens wesentlich länger vorkommen als Bahnfahrten - zumindest ist Autofahren anstrengender und nervenaufreibender.
Beispielsweise bin ich am Wochenende mal wieder nach Berlin gefahren. Im ICE habe ich einen Teil der Strecke verschlafen, und während der restlichen Zeit Musik gehört und gelesen. Schwupps, war ich in Berlin. Denke ich jedoch an frühere Autofahrten nach Berlin, dann erschienen mir diese Touren jedesmal wie halbe Weltreisen, anstrengend und langwierig.
Umgekehrt auch bei Autofahrten: Sicher habe ich oft schon gar keine Lust mehr auf mir bevorstehende mehrere Stunden hinterm Lenkrad, noch ehe ich losgefahren bin. Da kann die Autobahn zu einem endlosen, schwarzen Band werden, und ich dabei regelrecht vergessen, (bzw. es wird völlig gleichgültig) wo ich gerade bin, und das einzige, was mich noch interessiert, ist die langsam abnehmende "Zeit bis zum Ziel" auf dem Navi. Da kann jede Minute zu einem, "Gewinn" werden.
andereseits gibt es auch Gelegenheiten, da fahre ich gerne, und freue mich schon, demnächst an bestimmten "Landmarken" vorbeizukommen, die auf meinem Weg liegen. Und kaum an einer vorbei, frue ich mich schon auf die nächste.
E-Autos dürfen in Norwegen gratis Parken, Busspuren benutzen - es gibt offenbar standardisierte Ladestationen. Der Erwerb wird staatlich gefördert durch Wegfall der Märchensteuer und Einfuhrabgaben. Daneben ist der Lebensstandard dort wesentlich höher als in Deutschland, d.h. es werden öfter Neufahrzeuge angeschafft.
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Weil die Autos dafür halt dann gar nicht genutzt werden. Mit entsprechendem Nutzerverhalten (weiter als vielleicht 100 km fährt eh kaum einer) wäre selbst eine schlecht gemachte Förderung auch bei uns ein Renner. Aber bei uns ist allein das Nutzerverhalten ein völlig anderes.Bayernlover @ 30 Aug 2016, 17:48 hat geschrieben:Dass man auch viel fliegt und Boot fährt, ja. Aber wenn man nur die Autos betrachtet, gibt's sehr viele Elektroautos. Und das trotz der teilweise sehr großen Entfernungen.
Und man muss es dann auch mal so sehen, dass es für das Land mit seiner spezifischen Stromerzeugung und Bevölkerungsdichte einfacher wäre, wenn man auf Tankstellen weitgehend verzichten bzw. auf die Nutzung durch einige Lkw und Busse mit längeren Reichweiten und planbaren Einsätzen reduzieren könnte, ergo: Diesel/Gas gibt's am nächsten Hafen. Man könnte sich einen Teil der Treibstofflogistik sparen, Strom gibt's ja eh überall.
Stichwort Zulassungs-/Luxussteuer.Bayernlover @ 30 Aug 2016, 17:48 hat geschrieben:Auch im Vergleich zu X5 und Konsorten.
Wenn du bei uns nur die Elektroautos betrachtest, hast du sogar 100% E-Autos oder wenn du dir nur Helgoland anschaust, bist du auch recht nah dran.Bayernlover @ 30 Aug 2016, 17:48 hat geschrieben:Aber wenn man nur die Autos betrachtet

Was ich sagen will: Der Verkehrssektor in Norwegen ist halt anders aufgebaut. Wir haben ein großes plattes Land mit breiten Autobahnen und Millionen Leuten, die mal eben so weite Strecken täglich oder wochenendpendeln, in Norwegen pendelt so gut wie keiner Bodø - Trondheim. Wie haben große Dienstwagenflotten, die Entfernungen, die ein norwegischer Außendienstler hat, sind mit einem Pkw aber nicht wirklich sinnvoll. Anderseits fliegt selbst in Billigflugdeutschland keiner von München... äh... Freising nach Augsburg. 3/4 der Norweger befinden sich in und um Oslo und kommt so gut wie nie in den Norden. (Das soll noch schlimmer sein als bei uns mit den Wessis, die noch nie im Osten waren.) Der Aktionsradius eines Pkw ist in den meisten Fällen kaum 100 km. In einem großen Land viel Wasser und Bergen, gesamt weniger Einwohnern als Ober- und Niederbayern und einem völlig anders aufgebauten Verkehrssektor ist die vergleichende Betrachtung nur der norwegischen Pkw ziemlich selektiv.
Vor allem wenn's nicht um das E-Auto als Selbstzweck geht, sondern um die CO2-Reduktion eines Landes. Da wirst du in Norwegen selbst bei 100% E-Autos am Pkw-Bestand nicht viel Effekt haben. Allein der inländische Schiffs- und Flugverkehr dürfte erheblich mehr CO2 produzieren als deren ganzer Landverkehr zuammen. Pro Kopf oder Personen-km bewegt sich der Ober- und Niederbayer warscheinlich auch ohne E-Auto abgasärmer. In einem Land mit 13 Einwohnern pro qkm fällt das halt nicht gleich so negativ auf als wenn die 185 Ober- und Niederbayern, die sich statistisch auf einem qkm finden lassen, das selbe Nutzungsverhalten hätten.
Soweit ich weiß, muss ein Auto aufgrund der hohen Steuern in Norwegen länger halten. Subjektiv teilweise viel länger würde ich sagen. Aber okay, vielleicht ist hier meine Wahrnehmung getrübt, in Oberbayern sind die Autos im Straßenbild warscheinlich erheblich neuer als in der Uckermark, Berlin oder Duisburg, sodass es im Schnitt vielleicht anders aussieht. Die Autos, die ich in Norwegen und Schweden teilweise gesehen habe, sind aus Meiner Sicht subjektiv dennoch älter als die statistischen etwa 8 Jahre in Deutschland.elchris @ 30 Aug 2016, 18:01 hat geschrieben:Daneben ist der Lebensstandard dort wesentlich höher als in Deutschland, d.h. es werden öfter Neufahrzeuge angeschafft.
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Wir hatten 2009 da eine kleine Maßnahme laufen, die 8 Jahre sind vom Gros der Fahrzeuge in D eher das Alter als der Durchschnitt. Was nicht beachtet, wie dieses Straßenbild finanziert wurde - da sind Einige auf die Schnauze geflogen, was eine Neubeschaffung mit heutigem Stand erst mal hinauszögern wird. Mein Kommentar an den Autohändler "vielleicht mein letztes Verbrennungsauto" wurde mit der Zielsetzung dieses Fahrzeug bis 2025+ zu betreiben gemacht, auch wenn ich mir, meine aktuelle wirtschaftliche Lage fortgeschrieben, weit vorher wieder was Neues leisten könnte - aber stimmt schon, alte Autos lassen nicht unbedingt auf die Wirtschaftsstärke eines Landes schliessen, eher der Zustand dieser.Rohrbacher @ 30 Aug 2016, 18:43 hat geschrieben: Soweit ich weiß, muss ein Auto aufgrund der hohen Steuern in Norwegen länger halten. Subjektiv teilweise viel länger würde ich sagen. Aber okay, vielleicht ist hier meine Wahrnehmung getrübt, in Oberbayern sind die Autos im Straßenbild warscheinlich erheblich neuer als in der Uckermark, Berlin oder Duisburg, sodass es im Schnitt vielleicht anders aussieht. Die Autos, die ich in Norwegen und Schweden teilweise gesehen habe, sind aus Meiner Sicht subjektiv dennoch älter als die statistischen etwa 8 Jahre in Deutschland.
Viele alte Autos werden auch exportiert. Das senkt das Durchschnittsalter der Fahrzeuge in Deutschland auch etwas. Wobei das Straßenbild in der deutschen Cabriolethauptstadt nicht für das ganze Land räpresentativ ist.elchris @ 30 Aug 2016, 17:58 hat geschrieben: Wir hatten 2009 da eine kleine Maßnahme laufen, die 8 Jahre sind vom Gros der Fahrzeuge in D eher das Alter als der Durchschnitt. Was nicht beachtet, wie dieses Straßenbild finanziert wurde - da sind Einige auf die Schnauze geflogen, was eine Neubeschaffung mit heutigem Stand erst mal hinauszögern wird. Mein Kommentar an den Autohändler "vielleicht mein letztes Verbrennungsauto" wurde mit der Zielsetzung dieses Fahrzeug bis 2025+ zu betreiben gemacht, auch wenn ich mir, meine aktuelle wirtschaftliche Lage fortgeschrieben, weit vorher wieder was Neues leisten könnte - aber stimmt schon, alte Autos lassen nicht unbedingt auf die Wirtschaftsstärke eines Landes schliessen, eher der Zustand dieser.
Ohne Fleiß kein Gleis (WL)
Leute, das ist einfach so subjektiv.
Ich lese diesen Thread immer mit gemischten Gefühlen, weil ich mich da wiedererkenne und manchmal als Vielfahrer mit Auto ein etwas schlechtes Gewissen bekomme und an die seligen Zeiten als Vielfahrer mit Bahncard zurückdenke. Jetzt nehme ich mich selbst einfach mal als definitiv nicht repräsentatives Beispiel, das aber nichtsdestrotrotz existiert.
Von 1995 bis 2003 habe ich als IT-Fachjournalist gearbeitet. Das war damals ein absolut geiler Job, fast schon "Jet Set". Voll an der Spitze der Innovation. Pressekonferenzen in Berlin, München, Frankfurt, München, Silicon Valley, Wien, Chicago, München, Silicon Valley, Nürnberg, New York, Rom, München, Paris, Zürich, Las Vegas, München, Düsseldorf, Silicon Valley, Berlin, Helsinki, Stockholm, München, Hamburg, Brüssel NATO-Hauptquartier, München, Dortmund und so weiter und so fort.
Die Zeitschriften hatten damals eine Menge Kohle aufgrund der vielen Anzeigen, deshalb konnte man tatsächlich unabhängig schreiben. Während dieser Zeit habe ich auch meine Frau kennengelernt, bin mit ihr (da war sie noch meine Freundin) auf Interview-Reise durchs Silicon Valley getourt und habe nebenbei Reisefotoberichte geschrieben, die bis heute durchs Web geistern. Und all das als Spross aus dem hintersten Münsterland, der früher froh war, in der Knüste seine Modelleisenbahn auf dem Dachboben unendlich ausdehnen zu können.
In dieser tollen Zeit als Journalist war Reisen für mich fast durchweg "öffentlich". Für die Nah-Termine am neuen Wohnort München sowieso: U-Bahn, Straßenbahn, Bus - Letzteres wenn nötig. Bahn auch für alles in Deutschland, Flug für Langstrecken.
Ich hab's genossen: Lesen und Schreiben (mit den ersten mobilen Computern) im Zug, Schlafen im Flugzeug (kann ich bis heute wunderbar), Taxi zum Hotel. Kein Super-Gehalt, aber eine tolle "Life-Work-Balance", wie man das heute so formulieren würde.
Dann, 2003, der Schlag, der alles auf den Kopf stellte: Krebs einer höchst aggressiven Art, die einen normalerweise in ein paar Monaten umbringt. Das Rechts-der-Isar hier in München hatte eine experimentelle Chemotherapie dagegen, die den Spuk tatsächlich aus dem Körper vertrieb. Aber als kleine "Nebenwirkung" war danach das Immunsystem kaputt. Man muss halt auch die Behandlung erst einmal überleben.
Was das mit Auto und Bahn zu tun hat?
Ich seh' mich noch dem Arzt gegenübersitzen. "OK, Sie wollen die Karte 'Schwerbehinderung' also nicht ziehen und wieder berufstätig sein. Hmm. Dann müssen wir Risikomanagement betreiben und die Viren- und Bakterienlast für Sie irgendwie reduzieren. Suchen Sie einen Job mit weniger Menschenansammlungen um sich rum. Bleiben Sie vor allem im Winter aus Bussen und Bahnen raus, vor allem aus denen ohne Klimaanlage. Fahren Sie Auto und Fahrrad, gehen Sie zu Fuß. Fliegen geht auch. Mit dem, was Sie sich dann noch einfangen, kommen wir irgendwie klar."
Der Umschwenk vom IT-Journalismus zur Beratung, den ich damals notgedrungen vornahm, fiel im Rückblick gar nicht so schwer. Die IT-Publikationen hatten unter dem Druck der Informationsbeschaffung im Internet inzwischen mächtig an Präsenz und Stellung verloren. Die Unabhängigkeit haben sich nur ganz wenige bewahrt: IX und cT, LanLine, <kes> und ein paar andere.
Aber jetzt kamen auch neue Faktoren ins Spiel: Meine Frau entpuppte sich immer mehr als autoverrückt und stand nach enttäuschenden Versuchen mit einer Flunder namens Triumph Spitfire irgendwann mit den exakten Gegensatz vor der Tür, nämlich einen Jeep Wrangler YJ mit 4,2 Liter-Vergaser-Bauernmotor, wahnsinnigen 112 PS, der Aerodynamik eines Küchenschranks, aber irrem Drehmoment bei kleinen Drehzahlen. Ein wenig spielten bei dieser Wahl sicher auch unsere positiven Erfahrungen mit den Mietwagen und dem entspannten Fahrstil in den USA herein. Ich habe angesichts der Skyline der Phantasiestadt Las Vegas in einem offenen Jeep mal eine komplette Grünphase verpennt und wurde von den acht Fahrern hinter mir nicht mal angehupt. Man probiere das mal in München.
Der erste Jeep bewährte sich allerdings nicht wirklich und wurde durch den ab Werk getunten 4-Liter-Nachfolger ersetzt, der beim Ampelstart auch mal 'nen Porsche versägt, ab 130 aber das Gefühl vom Ritt auf der Kanonenkugel vermittelt. Blattfedern halt. Dafür kann der kurze Kraftprotz Anhänger auch auf unbefestigtem Untergrund primal manövrieren, was angesichts der über uns hereinbrechenden Zwangs-Erbschaft einer Haus-Ruine mitten im Wald aus Entsorgungsgründen richtig wichtig wurde. Wir hatten Spaß!
Und die neuen Arbeitgeber offerierten Dienstwagen, die ein ganz anderes Kaliber abgaben als mein vernachlässigter alter Studenten-Golf II: BMW 1er, Volvo 70er, Peugeot 508SW, E-Klasse mit voller Fahrassistenz.
Und jetzt? Der Benz hat bei aller Elektronik den kleinsten Taxi-Motor und rennt trotzdem 200, wenn er denn unbedingt muss, was bei mir selten vorkommt. Die fehlende Power kompensiert er ganz gut mit der 7-Gang-Automatik - und frisst dabei erstaunlich wenig Diesel. Er kann meine Frau und mich und Gartenmöbel und Pflanzen bequem über 600 Kilometer transportieren - und auch meine bis zu drei Computer, die mein mobiles Büro ergeben. Er bietet irgendwas zwischen ICE- und Flugzeug-Feeling. Ich erhole mich in dem Ding, nichts zu spüren von Stress. Und keine schnupfenden und hustenden Mitreisenden. So witzig das klingt: Mit den Viren und Bakterien von nahestehenden Menschen kommt selbst ein schwer geschädigtes Immunsystem tatsächlich einfach besser klar als mit fremden Mikroben. Deshalb klappt das Risikomanagement, Krankenhaus-Aufenthalte und Antibiotika-Phasen sind selten.
Bahn auf Langstrecke und Bus und Tram mit "Sardinen-Feeling" bin sich seit 2004 nicht mehr gefahren. Könnte mich wohl irgendwer wieder umstimmen? Das Angebot der Öffentlichen in Deutschland ist doch gar nicht schlecht, aber es passt eben nicht auf jeden.
Ich lese diesen Thread immer mit gemischten Gefühlen, weil ich mich da wiedererkenne und manchmal als Vielfahrer mit Auto ein etwas schlechtes Gewissen bekomme und an die seligen Zeiten als Vielfahrer mit Bahncard zurückdenke. Jetzt nehme ich mich selbst einfach mal als definitiv nicht repräsentatives Beispiel, das aber nichtsdestrotrotz existiert.
Von 1995 bis 2003 habe ich als IT-Fachjournalist gearbeitet. Das war damals ein absolut geiler Job, fast schon "Jet Set". Voll an der Spitze der Innovation. Pressekonferenzen in Berlin, München, Frankfurt, München, Silicon Valley, Wien, Chicago, München, Silicon Valley, Nürnberg, New York, Rom, München, Paris, Zürich, Las Vegas, München, Düsseldorf, Silicon Valley, Berlin, Helsinki, Stockholm, München, Hamburg, Brüssel NATO-Hauptquartier, München, Dortmund und so weiter und so fort.
Die Zeitschriften hatten damals eine Menge Kohle aufgrund der vielen Anzeigen, deshalb konnte man tatsächlich unabhängig schreiben. Während dieser Zeit habe ich auch meine Frau kennengelernt, bin mit ihr (da war sie noch meine Freundin) auf Interview-Reise durchs Silicon Valley getourt und habe nebenbei Reisefotoberichte geschrieben, die bis heute durchs Web geistern. Und all das als Spross aus dem hintersten Münsterland, der früher froh war, in der Knüste seine Modelleisenbahn auf dem Dachboben unendlich ausdehnen zu können.
In dieser tollen Zeit als Journalist war Reisen für mich fast durchweg "öffentlich". Für die Nah-Termine am neuen Wohnort München sowieso: U-Bahn, Straßenbahn, Bus - Letzteres wenn nötig. Bahn auch für alles in Deutschland, Flug für Langstrecken.
Ich hab's genossen: Lesen und Schreiben (mit den ersten mobilen Computern) im Zug, Schlafen im Flugzeug (kann ich bis heute wunderbar), Taxi zum Hotel. Kein Super-Gehalt, aber eine tolle "Life-Work-Balance", wie man das heute so formulieren würde.
Dann, 2003, der Schlag, der alles auf den Kopf stellte: Krebs einer höchst aggressiven Art, die einen normalerweise in ein paar Monaten umbringt. Das Rechts-der-Isar hier in München hatte eine experimentelle Chemotherapie dagegen, die den Spuk tatsächlich aus dem Körper vertrieb. Aber als kleine "Nebenwirkung" war danach das Immunsystem kaputt. Man muss halt auch die Behandlung erst einmal überleben.
Was das mit Auto und Bahn zu tun hat?
Ich seh' mich noch dem Arzt gegenübersitzen. "OK, Sie wollen die Karte 'Schwerbehinderung' also nicht ziehen und wieder berufstätig sein. Hmm. Dann müssen wir Risikomanagement betreiben und die Viren- und Bakterienlast für Sie irgendwie reduzieren. Suchen Sie einen Job mit weniger Menschenansammlungen um sich rum. Bleiben Sie vor allem im Winter aus Bussen und Bahnen raus, vor allem aus denen ohne Klimaanlage. Fahren Sie Auto und Fahrrad, gehen Sie zu Fuß. Fliegen geht auch. Mit dem, was Sie sich dann noch einfangen, kommen wir irgendwie klar."
Der Umschwenk vom IT-Journalismus zur Beratung, den ich damals notgedrungen vornahm, fiel im Rückblick gar nicht so schwer. Die IT-Publikationen hatten unter dem Druck der Informationsbeschaffung im Internet inzwischen mächtig an Präsenz und Stellung verloren. Die Unabhängigkeit haben sich nur ganz wenige bewahrt: IX und cT, LanLine, <kes> und ein paar andere.
Aber jetzt kamen auch neue Faktoren ins Spiel: Meine Frau entpuppte sich immer mehr als autoverrückt und stand nach enttäuschenden Versuchen mit einer Flunder namens Triumph Spitfire irgendwann mit den exakten Gegensatz vor der Tür, nämlich einen Jeep Wrangler YJ mit 4,2 Liter-Vergaser-Bauernmotor, wahnsinnigen 112 PS, der Aerodynamik eines Küchenschranks, aber irrem Drehmoment bei kleinen Drehzahlen. Ein wenig spielten bei dieser Wahl sicher auch unsere positiven Erfahrungen mit den Mietwagen und dem entspannten Fahrstil in den USA herein. Ich habe angesichts der Skyline der Phantasiestadt Las Vegas in einem offenen Jeep mal eine komplette Grünphase verpennt und wurde von den acht Fahrern hinter mir nicht mal angehupt. Man probiere das mal in München.
Der erste Jeep bewährte sich allerdings nicht wirklich und wurde durch den ab Werk getunten 4-Liter-Nachfolger ersetzt, der beim Ampelstart auch mal 'nen Porsche versägt, ab 130 aber das Gefühl vom Ritt auf der Kanonenkugel vermittelt. Blattfedern halt. Dafür kann der kurze Kraftprotz Anhänger auch auf unbefestigtem Untergrund primal manövrieren, was angesichts der über uns hereinbrechenden Zwangs-Erbschaft einer Haus-Ruine mitten im Wald aus Entsorgungsgründen richtig wichtig wurde. Wir hatten Spaß!
Und die neuen Arbeitgeber offerierten Dienstwagen, die ein ganz anderes Kaliber abgaben als mein vernachlässigter alter Studenten-Golf II: BMW 1er, Volvo 70er, Peugeot 508SW, E-Klasse mit voller Fahrassistenz.
Und jetzt? Der Benz hat bei aller Elektronik den kleinsten Taxi-Motor und rennt trotzdem 200, wenn er denn unbedingt muss, was bei mir selten vorkommt. Die fehlende Power kompensiert er ganz gut mit der 7-Gang-Automatik - und frisst dabei erstaunlich wenig Diesel. Er kann meine Frau und mich und Gartenmöbel und Pflanzen bequem über 600 Kilometer transportieren - und auch meine bis zu drei Computer, die mein mobiles Büro ergeben. Er bietet irgendwas zwischen ICE- und Flugzeug-Feeling. Ich erhole mich in dem Ding, nichts zu spüren von Stress. Und keine schnupfenden und hustenden Mitreisenden. So witzig das klingt: Mit den Viren und Bakterien von nahestehenden Menschen kommt selbst ein schwer geschädigtes Immunsystem tatsächlich einfach besser klar als mit fremden Mikroben. Deshalb klappt das Risikomanagement, Krankenhaus-Aufenthalte und Antibiotika-Phasen sind selten.
Bahn auf Langstrecke und Bus und Tram mit "Sardinen-Feeling" bin sich seit 2004 nicht mehr gefahren. Könnte mich wohl irgendwer wieder umstimmen? Das Angebot der Öffentlichen in Deutschland ist doch gar nicht schlecht, aber es passt eben nicht auf jeden.
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Bei mir war die Umstimmung einfach. Ich habe einen Kassensturz gemacht und gesehen, dass mir das eigene Auto für die gebotene Leistung (okay, 192 PS, aber dafür 15 Jahre alt) einfach zu teuer ist. Jetzt lebe ich seit drei Monaten ohne eigenes Auto und will nicht mehr zurück. Im Flugzeug bin ich schnell und kann schlafen, in der Bahn sitze ich auf bequemem Fernverkehrs-Gestühl und trinke nebenbei Bier und bei Sixt kriege ich hübsche, neue Autos mit viel Leistung und technischem Klimbim.
Das bei innerdeutschen 50.000km jährlich zum Preis von 14 Cent/km. Mit allen Flügen, Bahnfahrten und Autos. Bei nem hübschen Auto ist es eher das doppelte bis dreifache. Das gesparte Geld werfe ich nun der Lufthansa und Swiss auf Langstrecken in den Rachen und sehe mir die Welt an
Allerdings ist deine Gesundheit ein gutes Argument fürs Auto. Dafür musst du auch kein schlechtes Gewissen haben - ich denke, damit ist auch nicht zu spaßen.
Das bei innerdeutschen 50.000km jährlich zum Preis von 14 Cent/km. Mit allen Flügen, Bahnfahrten und Autos. Bei nem hübschen Auto ist es eher das doppelte bis dreifache. Das gesparte Geld werfe ich nun der Lufthansa und Swiss auf Langstrecken in den Rachen und sehe mir die Welt an

Allerdings ist deine Gesundheit ein gutes Argument fürs Auto. Dafür musst du auch kein schlechtes Gewissen haben - ich denke, damit ist auch nicht zu spaßen.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Nun, die Argumentationskette kann man auch umdrehen - es ist nix pauschal und endgültig, aber vieles eben auch in Zusammenhängen. Ich stehe schon dafür, das jede und jeder selbst entscheiden kann, was die sinnvollste Art der Fortbewegung ist, aber dann bitte auch mit den Konsequenzen leben muss. Sollte in den dicht besiedelten Verdichtungsräumen Deutschlands der Verkehr mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor weiter zunehmen, dann wird man, insbesondere dann wenn die Abgaswerte dieser Motoren halt in der Alltagsrealität deutlich andere sind als auf Testpapieren, auch mit einer zunehmenden Zahl von Atemwegs- und Folgeerkrankungen aller Art in diesen Räumen leben müssen. Wenn es das wert ist...
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Ich glaube, bei deiner Krankheitsgeschichte ist es vielleicht sinnvoller, wenn du dich nicht wieder auf öffentliche Verkehrsmittel einlässt. Wenn es so für dich passt, dann würde ich sagen, bleib lieber beim Auto. Musst ja kein Risiko eingehen, nur um mal wieder öffentliche Verkehrsmittel zu testen.Maschera @ 30 Aug 2016, 21:19 hat geschrieben: Könnte mich wohl irgendwer wieder umstimmen? Das Angebot der Öffentlichen in Deutschland ist doch gar nicht schlecht, aber es passt eben nicht auf jeden.
Bei mir ist es insofern anders, als für mich Autofahren niemals erholsam ist, sondern immer Stress und Arbeit. Vor allem das hohe Verkehrsaufkommen stresst mich extrem. Eine Ausnahme erlebe ich nur auf einsamen Straßen in schönen Naturlandschaften, aber wo findet man das schon noch in Europa? Ich kann ja nicht deswegen auf die Äußeren Hebriden ziehen...
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Ja, solche Fahrten sind wunderbar, aber in Mitteleuropa kaum noch möglich. Selbst in landschaftlich schönen und weniger dicht besiedelten Regionen kurven immer noch ungewöhnlich viele Autos herum. Auch in Großbritannien ist mir aufgefallen, dass sich fast überall auf den Straßen sehr viele Autos tummeln, Kolonnenverkehr noch im letzten Winkel. Und wenn mal wirklich weniger los ist, dann werden aber auch gleich die Straßen so eng, dass auch wieder kein entspanntes Fahren möglich ist (die schottischen Highlands sind voller Single Track Roads, wo man vor jeder Kurve einen entgegenkommenden LKW befürchtet).Bayernlover @ 31 Aug 2016, 10:29 hat geschrieben: Fahr mal die E45 durch Schweden - da geht's 1.000km fast nur durch Wald und an Seen vorbei - das ist mal richtig entspannt![]()
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Wir waren dieses Jahr im Norden Spaniens unterwegs und ich muss sagen, dass ich selten ein so entspannntes Miteinander im Verkehr erlebt habe wie in dieser Gegend. Kein Drängeln, kein Überholen und eine beinahe unendliche Geduld, wenn man als Tourist mal etwas unsicher ist. Hätte ich von diesem Land nie gedacht 

Gruß vom Wauwi
So etwas finde ich toll. In so einem "Klima" würde mir das Autofahren auch wieder mehr Spaß machen.MVG-Wauwi @ 31 Aug 2016, 11:57 hat geschrieben: Kein Drängeln, kein Überholen und eine beinahe unendliche Geduld, wenn man als Tourist mal etwas unsicher ist. Hätte ich von diesem Land nie gedacht![]()
Am schlimmsten finde ich ja neben dem ausufernden Verkehr das oft ziemlich aggressive Verhalten der anderen Autofahrer (Drängeln, dicht auffahren, Lichthupe, Vogel zeigen,...). Häufig beobachte ich die Fahrer in ihren Autos und kann sehen, wie sie sich armefuchtelnd aufregen. Dann vergeht mir wieder jegliche Lust aufs Selberfahren.
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Natürlich ist dem so. Das Problem daran ist halt nur, "die Welt nicht zu retten" kann sich auch negativ auf die eigene Gesundheit auswirken. Es gibt in den Augen mancher Zeitgenossen ja auch keinen Klimawandel, das nächste Braunsbach könnte halt aber auch nebenan sein.Bayernlover @ 31 Aug 2016, 07:05 hat geschrieben: Prinzipiell gebe ich dir ja recht, aber die eigene Gesundheit ist dann doch wichtiger, als die Welt zu retten, oder?
Auch da stimme ich Dir zu, aber wenn Du die Frage stellst, ist die Welt ganz schnell voller unglaublicher Zwänge.Sollen halt erstmal all diejenigen aufhören Auto zu fahren, die das nicht zwingend müssen.
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Als wenn das ohne Verbrennerautos weg wäre, Reifen und Bremsen haben E-Autos auch und wenn tendenziell durch die Akkus deutlich schwerere Autos bremsen, was sie besonders in der Stadt oft tun, entsteht auch mehr Feinstaub. Ein Renault ZOE wiegt 1503 kg leer, ein VW Polo ab 1050 kg. Für Straßenfahrzeuge gibt es trotz Skandal strenge Grenzwerte, wenn du in einer Stadt mit irgendeiner Form Schiffsverkehr wohnst, z.B. in Hamburg, Bremen, Köln oder auch Berlin, dann fahren mitten durch die "Umweltzone" große Fahrzeuge mit fast komplett unregulierten Abgasanlagen, wo auch meistens nicht der schöne Land-Diesel verheizt wird, sondern die eckligen Sachen.146225 @ 31 Aug 2016, 06:10 hat geschrieben:Sollte in den dicht besiedelten Verdichtungsräumen Deutschlands der Verkehr mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor weiter zunehmen, dann wird man, insbesondere dann wenn die Abgaswerte dieser Motoren halt in der Alltagsrealität deutlich andere sind als auf Testpapieren, auch mit einer zunehmenden Zahl von Atemwegs- und Folgeerkrankungen aller Art in diesen Räumen leben müssen. Wenn es das wert ist...
Wie heizt du deine Wohnung, wie alt sind Heizung und Gebäude? Hast du einen Staubsauger, einen Laserdrucker, Teppichböden oder einfach einen normales Stoffsofa? Ein durchschnittlicher Haushalt reißt drinnen, wo die Luft wenig gewaschen und ausgetauscht wird, z.B. den Feinstaub-Tagesgrenzwert von 50 µg/m3, der draußen auf der Straße gilt, um ein vielfaches und liegt in der Praxis oft bei 150, seltener auch mal bei 300 µg/m3. In Raucherwohnungen wurden auch schon 1.000 µg/m3 gemessen. Und auch sonst sind Fahrzeugabgase nicht schön, aber was sich manche Leute an ausgasendem Plastikkram in die Wohnung stellen oder Farben und Baustoffe verwenden, ist schon lustig in dem Zusammenhang. Da sind Sachen dabei, die sind viel toxischer als wenn man hinter'm Auspuff von einem Käfer sitzt. Derzeit sterben offiziell rund 1.200 Leute jedes Jahr an den Folgen von Asbest, wie gesagt offiziell, die Berufsgenossenschaften erkennen wohl 80% gar nicht erst an, weil die das aussitzen können und schwer justiziabel nachzuweisen ist. Und viele sterben auch "einfach so" ohne dass jemand auf Asbest kommt. Selbst Schimmelsporen in der Raumluft sind meistens Wissens ein größeres Gesundheitsrisiko als Dieseltaxis "an der frischen Luft". Von schlecht gewarteten Autoklimaanlagen geht meiner Meinung nach mehr direkte Gefahr für Menschen aus als von dem, was einer der berüchtigten VW-Diesel hinten so ausstößt, sofern man nicht direkt in der Abgaswolke Picknick macht.
Wem's wirklich um die Luft geht, hat den Straßenverkehr im Blick, denkt aber auch an die vielen anderen Elemente, die medial nicht so schön plakativ und ständig in den Medien sind wie ein Auspuff, dessen Funktion jeder Vollhonk versteht. Wir hysterisieren gerne, manche fürchten sich ernsthaft in einem Bundesland mit 3% Ausländeranteil, genau vier Moscheen im ganzen Bundesland und vermutlich keiner einzigen dort lebenden vollverschleierten Frau vor Überfremdung und Islamisierung.
Es liegt mir fern, Dir zu widersprechen - trotzdem nehmen die Emissionen aus Hausbrand und Industrie ab, die aus dem Verkehr, hauptsächlich aus solchem mit Straßenfahrzeugen mit Verbrennungsmotor (ja klar, da gehören natürlich auch LKW & Bus dazu) aber weiter zu. Ganz falsch kann es also auch nicht sein, zu diesem Thema Veränderungen anzumahnen.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Nein. Trotz Verkehrszunahme nahmen die Emissionen bei Pkw zwischen 1995 und 2013 fast in allen Bereichen ab, Kohlendioxid - 2%, Stickstoffoxide - 56%, Feinstaub - 65%. Das kann jeder riechen und auch sehen, wenn mal ein Oldtimer aus den 70ern um's Eck fährt oder ein alter Diesel anfährt. Als ich den Führerschein gemacht habe, hat man bei Vollgas noch im Spiegel gesehen, ob die Rußauswurfrohre hinten am Auto funktioniert haben. Die Luft in der Stadt ist in den letzten Jahrzehnten erheblich besser geworden, von Waldsterben und saurem Regen redet heute keiner mehr, man darf nicht so tun, als ging's bei uns zu 1980 oder in chinesischen Megastädten. Freilich darf man Veränderungen anmahnen, aber das Beispiel mit den Schiffen zeigt, dass die bisherigen Veränderungen arg einseitig auf einzelne Emissionsquellen beschränkt sind. Es wird z.B. nichts nutzen, aus Hamburg sämtliche Diesel-Pkw zu verbannen. Und wenn in Berlin neben der Bundestags-Kita ein Ausflugsdampfer komplett ohne Abgasreinigung vorbeifahren darf, dann ist das ganze Umweltzonen-Gedöns für'n Ar... Aktueller Beitrag bei "Report München"146225 @ 31 Aug 2016, 21:11 hat geschrieben:Es liegt mir fern, Dir zu widersprechen - trotzdem nehmen die Emissionen aus Hausbrand und Industrie ab, die aus dem Verkehr, hauptsächlich aus solchem mit Straßenfahrzeugen mit Verbrennungsmotor (ja klar, da gehören natürlich auch LKW & Bus dazu) aber weiter zu. Ganz falsch kann es also auch nicht sein, zu diesem Thema Veränderungen anzumahnen.
Deswegen bin ich auch gegen dieses "Greenwashing" des Stadtverkehrs mit Elektroautos, solange der regenerative Anteil des bisherigen Strombedarfs nicht bei annähernd 100% ist wie in Norwegen. Sonst bedeutet jede Kilowattstunde im E-Auto, dass irgendwo ein Kraftwerk mit geringem Wirkungsgrad fossile Energieträger verstromt hat. Es macht wenig Sinn, halbwegs effiziente mobile thermische Anlagen mit viel Aufwand (und Einschränkungen) zu ersetzen, bevor nicht die stationären Anlagen in der Industrie und die Haushalte regenerativ versorgt werden, die technisch bedingt viel einfacher auf Strom aus'm Kabel, an dem ein Windrad dranhängt, umgestellt werden können als nicht spurgebundene Fahrzeuge.
Oder anders gesagt: Ich sehe nicht ein, dass die Leute in Zolling und der Umgebung mehr Dreck abkriegen sollen oder/und der Anteil des Dreckstroms am Haushaltsstrom nicht reduziert werden kann, nur damit alle Münchner hübsch "abgasfrei" E-Auto fahren können. Ohne sichtbaren Auspuff am Auto sehen die Leute die Auswirkungen ihres Handelns außerdem gar nicht mehr und damit kein Anreiz irgendwas zu verändern. Das macht der Mensch nur, wenn's vor der eigenen Haustür stinkt und das ist auf absehbare Zeit auch gut so. Der Dreck wäre sonst so unsichtbar wie der Wasserverbrauch oder die Nähfabrik bei der Klamottenherstellung, der Uranabbau für's saubere AKW, die Sache mit'm Palmöl oder den schmelzenden Polen oder Dürren in Afrika aufgrund des Klimawandels. Alles schön weit weg, kümmert also keinen.
Herr Müller-Lüdenscheidt, der Auspuff bleibt dran! Vorerst.

Als jemand der in der Stadt zur Schule gegangen ist, fühle ich mich vom Rorbacher nicht ernst genommen.Rohrbacher @ 1 Sep 2016, 00:51 hat geschrieben: Herr Müller-Lüdenscheidt, der Auspuff bleibt dran! Vorerst.![]()

Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
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Für mich ja. Die Schreibweise hielt ich für einen Tippfehler bzw. fiel mir gar nicht weiter auf. Die Stadt Lüdenscheid schreibt man natürlich mit "d" am Schluss, den Namen des bekannten Kollegen von Herrn Dr. Klöbner aus der Badewanne kenne ich meistens mit "dt", wie Langenscheidt oder Scheidt & Bachmann. Viele Diskussionsverläufe (nicht nur) in der letzten Zeit erinnern mich immer wieder sehr an Loriot.autolos @ 1 Sep 2016, 13:25 hat geschrieben:Jetzt bin ich verunsichert: War meine rein scherzhafte Motivation wegen des "dt" aus dem "oh ohne h" zu weit ums Eck gedacht?
