Iarn @ 21 Dec 2016, 22:08 hat geschrieben:Früher war das Markenzeichen der Ländertickets, dass diese mit ihren transparenten Preisen genau die zur Bahn gebracht haben, denen das Tarifeinigung eigentlich zu kompliziert war.
Die Tarifeinigung ist vermutlich wieder ein Produkt der Autokorrektur, oder?
Jedenfalls gilt dieses Markenzeichen der Ländertickets ja noch heute. Es ist ja nicht so, dass Normalpreis/Flexpreis und Bayernticket sich preislich völlig auseinander entwickelt hätten. Meine 60 km waren auch schon z.B. 2004 am Schwellenwert, wo sich das Bayernticket (Single) bei Hin- und Rückfahrt knapp lohnt.
Normalpreis 60 km hin- und zurück 2004: 17,40 Euro. Bayernticket Single: 15,00 Euro = Differenz: 2,40 Euro
Normalpreis 60 km hin- und zurück 2017: 26,60 Euro. Bayernticket 1 Person: 25,00 Euro = Differenz: 1,60 Euro
Im Grundsatz hat sich kaum was verändert und die Regio- und Hoppertickets gelten nur regional und ohne Nutzung der Regionalbus- und Stadtverkehre. Abgesehen von der Lücke 51 bis ca. 80 km ersetzen diese Tickets im Falle von München den MVV-Tarif im fiktiven roten Außenbereich, im VGN-Bereich kommst du mit einem Hopper-Ticket z.B. eh nicht bis Nürnberg, weil der VGN halt recht groß ist und die Hopper- und Regiotickets für Fahrten innerhalb eines Verbunds nicht gelten. Kinding - Nürnberg Hbf ist VGN und bereits 59 km weit. Es wäre schon blöd, wenn man zwischen München und Pfaffenhofen oder Weilheim zwar einen Halbstundentakt bestellt, es im Tarif aber kein Ticket gäbe, das halbwegs die Reichweite einer MVV-Gesamtnetz-Tageskarte rankommt und ab Petershausen oder Tutzing die nächste Stufe schon das Bayernticket wäre. Die Hoppertickets sind freilich keine Tageskarten, aber zwischen Stadt und (erweitertem) Außenraum werden die eh meistens nur für Hin- und Rückfahrt genutzt.
Wenn überhaupt ist das Problem, dass die Preise für's ganz alltägliche Bahnfahren binnen 12 Jahren ziemlich angestiegen sind. Ein Liter Diesel kostete 2004 etwa um 0,95 Euro, aktuell sind's hier vor Ort 1,14 Euro. Tanken kostet aktuell 20% mehr, das Bayernticket für eine Person kostet 67% mehr. Fährt man zu fünft ist es noch viel verherender. Die Idee des Wochenend- und Bayerntickets war es eigentlich mal, dass man wie mit den allermeisten Autos mit bis zu fünf Leuten zum (nahezu) selben Preis fahren kann. Mittlerweile bräuchte man aber derartig hohe Kapazitäten, dass man lieber über den Preis die Nachfrage etwas runterdreht bevor man längere oder mehr Züge einsetzen muss.
Wobei man fairerweise auch sagen muss, die Infrastrukturkosten sind warscheinlich der größte Preistreiber. Vor allem durch effizientere Fahrzeuge, Lohnverzicht und ein bisschen auch durch Wettbewerbsdruck sind die Zugfahrten zwar teilweise erheblich billiger geworden als vor 10 bis 15 Jahren, die Infrastruktur frisst das aber wieder auf. Beispiel: Eine Takttrasse im Nahverkehr München Hbf - Ingolstadt Hbf. 2013: 395,55 Euro, 2017: 434,92 Euro. Das sind 10% in 4 Jahren, obwohl Inflation und Zinsen nahe bei oder teilweise sogar unter 0% sind. Im Beispiel dieser Strecke konnte die BEG sicherlich durch die stark gestiegenen Einwohner- und Fahrgastzahlen dagegenhalten, aber auf anderen Strecken und in Summe muss der Preis womöglich allein schon deswegen rauf, um das Angebot zu halten oder ausbauen zu können. Die Zeiten, wo in der bayerischen Prärie (nicht nur durch Wettbewerb), sondern vor allem durch Ersatz von
älteren Schnellzugloks durch
440 im betrieblichen Einmannbetrieb die Betriebskosten deutlich gesunken sind, sind vorbei. Jetzt helfen eigentlich nur noch Bieter, die für Marktanteile alles tun würden.
/edit: Murks.