Sprachprobleme, Triebwagen und Umspurungsanlagen

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Lange hat es gedauert, doch nun ist es so weit. Gerne zeigen wir unsere Eindrücke der dreiwöchigen Osteuropatour im September.

Vorbemerkung

Der folgende Reisebericht ist das Ergebnis einer Muffo-Entenfangschen Coproduktion von Bildmaterial unterwegs und anschließend geschriebenem Text. Zur Abgrenzung der persönlichen Eindrücke wird Muffos Text kursiv geschrieben.

Die meisten kyrillischen Begriffe habe ich in slawisch-lateinische Buchstaben umgeschrieben. Aufgrund der mangelnden Forenkompatibilität ist es erforderlich, diese teilweise durch die Standard-Buchstaben ohne Hatschek zu ersetzen. Nur in Einzelfällen habe ich auf eine „buchstäbliche“ Umschreibung zurückgegriffen, wie z.B. der Abkürzung der belarussischen Bahn BČ zu BTsch.

Statt dem in Deutschland üblicherweise verwendeten „Weißrussland“ wird im Folgenden „Belarus“ geschrieben. Diese Bezeichnung wird auch bei offiziellen Kontakten verwendet und geht auf das Kiewer Rus zurück, einem vor rund 1000 Jahren auf dem Gebiet der heutigen Ukraine, Weißrussland und Russland bestehenden Großreich, welches nicht mit dem heutigen Russland identisch ist. Daher heißt es oft, der Name Weißrussland ist eigentlich nicht korrekt.

Alle Beobachtungen sind innerhalb eines verhältnismäßig kurzen Zeitraumes entstanden und können daher nur einen kurzen Einblick geben. Es ist daher nur selbstverständlich, wenn andere Reisende andere Erfahrungen gemacht haben sollten. Wir freuen uns auf Anmerkungen, Ergänzungen und eine rege Diskussion!

Zu Beginn ein kleiner bildlicher Überblick, bevor wir in Kürze starten.

Auf der rund 9 Kilometer langen Überlandtram in Košice braust ein gut gefüllter KT8D5 heran
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Nach erledigter Arbeit am Nachtzug Richtung Solotvyno wird Facebook gecheckt
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Noch viel klischeehafter geht es wohl kaum – ein Minsker Wohnblock spiegelt sich im Svislac
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Ein Straßenhund beobachtet uns am Schloss Mir
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Zwei Reisegefährten machen Faxen
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Der einschneidenste Ort der Reise. Besuch in Auschwitz-Birkenau
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Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
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Beitrag von Entenfang »

Tag 1 München -> Bratislava

Es ist ein frischer Freitagmorgen, als wir den Railjet in München besteigen. Auf ein neues Abenteuer, das unter dem Grundig-Schriftzug beginnt.
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Obwohl wir recht früh dran sind, ist schon ziemlich viel los. Die in eine Reservierung investierten 4,50€ sind gut angelegt. Wir verscheuchen zunächst die auf unseren Sitzplätzen 115 und 116 einquartierten Fahrgäste, die behaupten, sie hätten ihre Plätze 15 und 16 nicht gefunden. Um die Fahrt optimal genießen zu können, haben wir zwei Fensterplätze am Tisch reserviert. Die beiden Gangplätze sind von einem jungen Pärchen eingenommen. Während die planmäßige Abfahrtszeit näher rückt, verkündet der Bildschirm bald +2. Daraus werden +6, schließlich +10. Das bemerkt auch die junge Frau, die ihre Lippen für meinen Geschmack in einem viel zu starken lila-blauen Farbton geschminkt hat. „Oh Gott, wir haben ja 10 Minuten Verspätung!“ Ihr Freund bemüht sich, sie zu beruhigen. „Aber wenn wir an jedem Scheiß-Bahnhof 10 Minuten Verspätung dazukriegen, verpassen wir unseren Anschluss!!“ Pünktlich auf die Sekunde pfeift es und der gut gefüllte Zug setzt sich in Bewegung.
Über den Südring umfahren wir die Innenstadt und lassen München zwischen Lärmschutzwänden hinter uns. In deutlich gemütlicherem Tempo rollen wir durch das schöne Chiemgau.
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Das Pärchen neben uns hat sich derweil den jeweiligen mobilen Endgeräten zugewandt. Das Mädchen liest Lebensweisheiten von Instragram vor: „It’s not the days in your life that count, it’s the life in your days”. Na dann… Machen wir mal das Beste aus unseren Tagen!
Nach einer Zwangsbremsung in Traunstein dauert es einen Moment, bis es weitergeht. Wir passieren das 3. Gleis Salzburg – Freilassing, welches immer noch mitten auf der Brücke endet. Immerhin hat man es auf deutscher Seite schon geschafft, die Bagger anrollen zu lassen. Die Fertigstellung kann also nur noch Jahre dauern.
Nach dem Verdoppelungsvorgang in Salzburg, während dem die Türen selbstverständlich geschlossen bleiben, wird die Fahrt mit +10 fortgesetzt. Die Prognose aus München hat also doch gestimmt… Der junge Mann drückt seiner Freundin ein Buch in die Hand. Sie schafft es bis Seite 12, ehe sie es beiseitelegt. „Warum hast du eigentlich an manchen Seiten die Ecken umgeknickt?“, wundert sie sich. „Das sind Stellen, die mir besonders gut gefallen haben. Entweder sprachlich oder von der Handlung.“
Mit Höchstgeschwindigkeit braust der Railjet nach Osten, die Verspätung wird langsam weniger. Die 4,50€ waren wirklich eine gute Investition. Inzwischen sind alle Sitzplätze belegt und etliche Fahrgäste müssen stehen. Zwischenzeitlich jammert die junge Dame noch über ganz schrecklich Kopfschmerzen, ansonsten betreiben die beiden nur wenig Konversation.

Als Wien Hbf mit +2 erreicht ist, steigen wir aus.
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Auf Nachfrage beim Zub heißt es, dass wir mit unserem Europa-Spezial auch via Kittsee nach Bratislava-Petržalka fahren und den Aufenthalt in Wien auf 15 Minuten verkürzen können. Doch wir beschließen, beim ursprünglichen Reiseplan zu bleiben und via Marchegg zum Hbf in Bratislava zu fahren.
Beim Betrachten des Wiener Hbf sind wir uns schnell einig, dass es sich um einen charakterlosen Zweckbau mit Flughafencharakter handelt. Positiv sind jedenfalls die zahlreichen Sitzgelegenheiten.
Ein großes Rätsel geben uns die Bürsten an manchen Weichen auf. Vielleicht hat jemand eine Ahnung, welchem Zweck sie dienen?
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Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die ULF…
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…dann wartet auch schon der REX nach Bratislava auf uns. Während via Kittsee inzwischen elektrische Talente verkehren, wird unser Zug von einer 2016 geschoben. Zwei Wagen stellt die ŽSSK, davor gibt es einen CityShuttle-Wagen und einen -Steuerwagen. Wegen der Übersatzfenster wählen wir den CityShuttle-Wagen.
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Von der morgendlichen Kühle in München ist nichts mehr zu spüren, es ist ein sehr warmer Spätsommernachmittag. Gegen die Zugluft werden die Rollos heruntergelassen, dementsprechend mitgenommen sehen sie aus.
Gruß von der U-Bahn
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Durch plattes Land saust der Zug über die eingleisige Strecke flott voran.
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Beitrag von Entenfang »

In den großzügig dimensionierten Kreuzungsbahnhöfen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
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Nur die modernen Signale und der Funkmast verraten, dass wir uns noch nicht im tiefsten Osteuropa befinden.
Einige junge Männer auf Junggesellenabschied wittern ihre Chance auf ein billiges Saufwochenende in der Slowakei. In einem an Albernheit kaum zu überbietenden Kostüm versucht einer, Schnapsflaschen an die Fahrgäste zu verkaufen. Eine Japanerin möchte ein Bild mit ihrem Handy machen, doch er akzeptiert das nur, wenn sie ihm eine Flasche abkauft. Da lässt sie es lieber bleiben.
Nach dem Passieren der Grenze werden wir auf Slowakisch begrüßt. Eine vom Design etwas entschärfte Taucherbrille in Devinska Nova Ves.
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Wenig später sind wir auch schon in Bratislava.
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Der Hbf ist nicht modernisiert und noch nicht in eine Shopping Mall mit Gleisanschluss konvertiert.
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Durch einen Seitenausgang verlassen wir den Bahnhof und entdecken den etwas versteckten Schalter für ÖPNV-Tickets. Im letzten Moment denke ich an die Extra-Fahrkarte für den Koffer, die mit 0,35€ zu Buche schlägt. Für die 24h-Karte werden 3,50€ fällig.
Bald kommt eine Škoda ForCity vorgefahren, noch kein Jahr alt, natürlich von der EU gefördert und mit einem Geruch nach neuem Plastik im Innenraum. Etwas ungewohnt sind die Kursnummern als LED-Anzeigen seitlich angebracht.
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An einigen Ampeln stehen wir ewig, landen aber dennoch bald an unserem Ziel. Unser Hostel befindet sich in einem Altbau. Wir werden von einer alten Frau empfangen, die ihrem wie wild bellenden Hund ununterbrochen mit „Tak, tak, tak.“ gut zuredet, jedoch ohne Erfolg. In einer Mischung aus Englisch und Slowakisch werden die wichtigsten Dinge erläutert.
Bei der Buchung hatte ich extra um ein Zimmer zur Straßenseite gebeten, um einen Blick auf die belebte Fußgängerzone zu haben, durch welche die Tram fährt.
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Die Stadtbesichtigung beginnen wir mit einem Spaziergang Richtung Hauptplatz. Vorsichtig rollt die Škoda-Bahn durch die Obchodná. Im Hintergrund erhebt sich die Burg von Bratislava.
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Da gerade zufällig der Laden auf dem Bild ist und ich mich wage an eine entsprechende Diskussion erinnern kann: Verkaufen die Student Agency-Läden eigentlich DB-Fahrscheine?

Ein Ritt auf der Kanonenkugel würde manchen Fußweg verkürzen ;)
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Škoda und Tatra am Námestie SNP
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Beitrag von Entenfang »

Nach einem Blick in das Franziskanerkloster…
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…erreichen wir den Hauptplatz.
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Der Besuch bei der Touri-Info bringt leider nicht den erwünschten Netzplan. Immerhin ist die Mitarbeiterin so hilfsbereit, noch ein weiteres Exemplar auszudrucken, welches leider genauso schwarz-weiß wie mein eigener Ausdruck von daheim ist.
Altes Rathaus
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Und während wir durch die Gassen schlendern, …
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…spricht uns eine junge Frau an. Wo wir denn herkommen würden? Aus Deutschland. „Oh, Germany.“ Was wir denn hier machen würden? Stadt anschauen. Wohin wir denn als nächstes gehen wollen? Haben wir uns noch nicht so genau überlegt. Ich rechne fest damit, dass die ganze Sache früher oder später mit einer Spende für kranke Kinder oder einer Einladung zu einer Sekte enden wird.
Sie schlägt vor, uns die Stadt zu zeigen. Da wir ohnehin nichts Konkretes geplant haben, willigen wir schließlich ein.
Unsere Stadtführerin zeigt uns die Innenstadt, die recht übersichtlich ist. Wir landen schließlich am Michaelertor, dem letzten erhaltenen Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
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Wo wir denn hinwollten? Ist uns relativ egal. Zeig uns einfach das, was du jemandem zeigen würdest, der noch nie in Bratislava war.
Wir verlassen die Innenstadt durch eine Unterführung nach Westen.
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Ein modernisierter Tatra K2S begegnet uns an der Haltestelle Kapucínska
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Wir durchqueren den unspektakulären Stadtteil Štefánka.
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Inzwischen stellen moderne Niederflurfahrzeuge von Škoda die Mehrheit des Wagenparks des 41 km langen Obusnetzes.
Wir passieren einen alten Friedhof, …
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…dann geht es steil bergauf durch das noble Viertel Slavín zum gleichnamigen Monument.
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Die Energiewende hat auch in der Slowakei Einzug erhalten, wenngleich die Windräder im Hintergrund auf österreichischem Terrain stehen dürften.
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Beitrag von Entenfang »

Die Spitze des Martinsdoms leuchtet im goldenen Abendlicht.
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Auf dem Hügel befindet sich ein Denkmal an die 1945 bei der Befreiung Bratislavas gefallenen sowjetischen Soldaten, das im Jahr 1960 auf dem bereits bestehenden Soldatenfriedhof errichtet wurde.
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Auf dem 37 m hohen Obelisken zertritt ein Soldat ein Hakenkreuz als Zeichen des Sieges über den Faschismus.
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Von hier oben gibt es nicht nur einen sehr schönen Blick über die Innenstadt mit dem Martinsdom links und dem „Ufo“, einem Restaurant mit Aussichtsplattform auf der Most SNP (übersetzt Brücke des slowakischen Nationalaufstandes), nach Petržalka (im Hintergrund), …
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… sondern auch zur Bratislavaer Burg, die für den deutschen Stadtnamen Pressburg verantwortlich ist…
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…und auf die Einfahrt des Hauptbahnhofs, die jetzt in den letzten Sonnenstrahlen liegt.
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Beim Abstieg finden wir das Zitat des Tages.
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Endlich mal etwas Anderes als das durchgestrichene Stuttgart 21…

Der Quartiersbus hier kommt nur im Stundentakt, andrerseits dürfte sich hier weniger die Frage stellen, wer kein Auto besitzt, sondern wie viele es pro Person sind.
Mit dem Obus fahren wir zurück Richtung Zentrum und steigen am Palais Grassalkovich aus. Hier befindet sich der Sitz des slowakischen Präsidenten.
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Zielstrebig führt sie uns durch eine Fußgängerunterführung in die Innenstadt, denn die große Kreuzung ist für Fußgänger nicht einfach zu überqueren.
Wir kommen mit unserer Stadtführerin ins Gespräch und wundern uns, warum sie uns einfach so angesprochen hat. Sie behauptet, nichts Besseres zu tun zu haben, als durch die Straßen zu ziehen und wahllos fremde Menschen anzusprechen. Es bereitet ihr jedenfalls sichtlich Freude, uns die Stadt zu zeigen. Sie kennt sich gut aus und findet den Weg, ohne einmal nachzudenken. Auch den ÖPNV nutzt sie, ohne mit der Wimper zu zucken. Morgen will sie nach Brno fahren, weil sie sonst nichts zu tun hat und hofft darauf, dort von einem Einheimischen angesprochen zu werden, der sie durch die Stadt führt. Keiner von uns wird so recht schlau aus der ganzen Geschichte.

Zumindest sind wir uns einig, die slowakischen Köstlichkeiten zum Abendessen auf unsere Rechnung zu setzen. Brimsennocken mit Speck sind das slowakische Nationalgericht, der recht milde Schafskäse ist aber nicht so mein Ding. Dazu gibt es natürlich Kofola, die günstiger als Wasser ist.
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Beitrag von Entenfang »

Anschließend sammeln wir unsere Stative ein, um zur Nachtfototour aufzubrechen. Unsere Führerin kennt eine gute Stelle auf einer Brücke und wir fahren mit der Tram hin.
Die Starý most ist eine erst im Juli 2016 eröffnete Erweiterung des Tramnetzes nach langen Jahren des Stillstandes und Träumen von einer U-Bahn.
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Eine baufällige Brücke an gleicher Stelle wurde abgerissen. Nun besteht nach mehr als 50 Jahren wieder eine Möglichkeit, die Donau mit der Tram zu überqueren. Auf den hier verkehrenden Linien 1 und 3 kommen ausschließlich Zweirichtungsfahrzeuge von Škoda zum Einsatz, weil sich an der provisorischen Endstelle Jungmannova keine Wendeschleife befindet. Eine Verlängerung ist in Planung, für eine mögliche Regionalstadtbahn wurde zu den Meterspurgleisen auch Regelspur verlegt. Unnötig zu erwähnen, dass die EU ohnehin den überwiegenden Teil finanziert hat.

Wir lassen den Blick an diesem lauen Abend Anfang September über die Donau zur Most SNP schweifen.
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Zu Fuß geht es zurück Richtung Innenstadt, natürlich nicht, ohne dass ich das Gehtempo zwecks Bildern erheblich senke.
7428 am Šafárikova námestie
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Eine Bar in der südlichen Altstadt
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Slowakisches Nationaltheater
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Es ist Freitagabend und die Altstadt ist lebendig.
Michaelertor bei Nacht
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Hlavné námestie
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Big brother is watching Hlavné námestie
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Beitrag von Entenfang »

Ob so etwas in Deutschland wohl zulässig wäre? Da könnte doch jemand in den Schacht fallen…
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Schön finde ich dieses Kunstwerk jedenfalls, ebenso das folgende.
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Während wir uns langsam auf den Rückweg machen, kommt unserer Stadtführerin eine geniale Idee. Wenn sie erst am Sonntag nach Brno fahren würde, könnte sie uns ja morgen noch mehr zeigen. Wir wollten es beide nicht vorschlagen, sind aber sehr glücklich über ihr Angebot.
Als uns die Tram am Hostel absetzt, sind wir uns einig, dass der erste Tag kaum hätte besser laufen können.
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Beitrag von 146225 »

Gut geschrieben, schöne Bilder, macht Lust auf alles was da noch kommt. :) - Das einzige, wo ich nicht teilen kann, ist die "abwertende" Haltung zu den Skoda-Trams, von denen war ich innerhalb kürzester Mitfahrzeit überzeugt. Aber jedem seines.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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chris232
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Beitrag von chris232 »

Zu den "Weichenbürsten" findet man auf der Herstellerseite einige Informationen. Kurz gefasst sollen die helfen, dass weniger Schnee und Eis in die Weichen kommt und gleichzeitig die Weichenheizung durch den Schutz vor Wind effizienter machen.

Bisher kommt mir die Geschichte mit eurer Führerin ja ziemlich suspekt vor, ich weiß nicht ob ich das so angenommen hätte...
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Beitrag von Entenfang »

146225 @ 6 Jan 2017, 18:14 hat geschrieben:Das einzige, wo ich nicht teilen kann, ist die "abwertende" Haltung zu den Skoda-Trams, von denen war ich innerhalb kürzester Mitfahrzeit überzeugt.
Wenn das so rüberkommt, habe ich den Text nicht gut geschrieben. Ganz im Gegenteil, ich finde den Fahrkomfort ziemlich gut, sie rochen halt ganz neu arg nach Plastik. Und äußerst fotogen finde ich sie sowieso. ;)
Bisher kommt mir die Geschichte mit eurer Führerin ja ziemlich suspekt vor, ich weiß nicht ob ich das so angenommen hätte...
Ehrlich gesagt war ich zu Beginn auch höchst skeptisch. Die Erfahrung zeigt, dass solche netten Angebote in 99,5% der Fälle mit einer Spende für irgendetwas enden. Wir haben uns dann aber gedacht, wer sollte sich mehr fürchten? 2 Jungs vor einem unbekannten Mädel oder umgekehrt und haben eingewilligt. Im Nachhinein würde ich sagen, es war eine außerordentlich glückliche Fügung des Schicksals und ohne sie wären wir wahrscheinlich nie auf dem Slavín-Hügel gestiegen. Die ganze Story hat tatsächlich nicht mit einer Bitte um Geld für irgendetwas geendet. Am zweiten Tag (siehe unten) hat sie sich trotz größter Proteste unsererseits nicht mal zum Mittagessen einladen lassen.

Achja, da fällt mir gerade eine andere Anekdote ein, die fast schon fünf Jahre zurückliegt. Ich mit meinem Vater in Plovdiv beim Stadtspaziergang, ein mittelalter Mann spricht uns an. Schließlich führt er uns durch die Stadt, in die eine Kirche, in die nächste Kirche. Dann sogar in ein Museum, ohne Eintritt zu bezahlen. Den Wachleuten scheint er schon bekannt zu sein, sie lassen in gewähren. In einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Bulgarisch erzählt er uns etwas über die Stadt und deutet im Museum zuvorkommend auf alle Erläuterungstafeln, die wir lesen sollen. Nachdem er uns etwa drei Stunden begleitet hat und wir allmählich eine Pause brauchen, drückt er uns einen Zettel in die Hand, auf welchem in fünf verschiedenen Sprachen eine Story von einem Arbeitsunfall stand und dass die Krankenkasse aus was weiß ich welchen Gründen nicht zahlt und dass seine Familie hungern muss und man ihm doch bitte was spenden soll. Trotz dieses irgendwie zu erwartenden Ausgangs war es durchaus interessant, mit einem Einheimischen (wenn auch unfreiwillig) durch die Stadt zu laufen. Solche Überraschungen gehören für mich zum Reisen einfach dazu.

Aber ich schweife ab...


Tag 2 Bratislava

RumpelrumpelRUMPEL! Ding. Piiiiiiiep. Rumpelrumpel….. rumpelRumpelwhiiiiuuu. Uuuwhiiiirumpelrumpel…. Rumpelschepperiiiiuuua. Biep. Iiiiiiiii….
Viel zu früh am Morgen fahren die Trambahnen an unserem Haus vorbei. Die Škodabahnen sind die schlimmsten. Wenn sie auf dem Gleis direkt unter unserem Fenster vorbeirollen, überträgt sich der Körperschall auf das Gebäude und versetzt ein Rohr im Bad in Schwingung. Wenig besser sind die T6A5, von den K2 hingegen spüre ich kaum etwas.

Zuerst fahre ich zum Bahnhof, um eine Fahrkarte von Košice nach Lemberg zu kaufen.
Hübsch geschmückt sind viele Laternenmasten in der Innenstadt
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Hoch- und Niederflur im Schnauzenvergleich
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Ich habe Glück und am internationalen Fahrkartenschalter („Komplexer Kundenservice“) wartet gerade niemand. Es dauert ein paar Minuten, bis alles erklärt und verstanden ist und nach 13 Minuten halte ich die Schlafwagenfahrkarte für 28€ in der Hand. Jetzt bleibt mir eine Minute, um zur Tram zurückzulaufen, die am Wochenende im Takt 15 verkehrt. Doch ich möchte mir noch einen Netzplan organisieren und am ÖPNV-Schalter stehen drei Menschen vor mir. Ich muss ein paar Minuten warten, und fahre mit der genau versetzt verkehrenden Linie 2 zurück.
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Dass ich umsteigen muss, stört mich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil.
Überfahrbare Kaphaltestelle Blumentál
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Tatras in der Fußgängerzone
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Nachdem die Wasservorräte aufgefüllt sind, geht es mit unserer kompetenten Stadtführerin Richtung Burgberg.
Dabei kann man einen Blick auf die Trinitarierkirche werfen, welche nicht nur mit Tram ein schönes Motiv bietet.
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7129 unweit Kapucínska
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Dass die Straßenbahnschienen nicht durchgehend verschweißt sind, rächt sich. Die Erschütterungen sorgen für eine sehr kurze Lebensdauer der Pflastersteine.
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Unter dem Burgberg führt ein etwa 500 Meter langer Straßenbahntunnel hindurch. Er ist schnurgerade und wird auf Sicht befahren.
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Nach kurzer Wartezeit wird der Obus bei Fahrgastwechsel an der Burg verewigt. Im Hintergrund ein Radio- und Fernsehsendeturm.
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Beitrag von Entenfang »

Von der Terrasse am Parlament genießen wir den Ausblick zur Burg.
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Schon bald suchen wir den Schatten auf, da die Sonne erbarmungslos niederbrennt. Hoch erheben sich die Burgmauern über der Stadt
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Durch enge Gässchen geht es wieder bergab.
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Als nächstes Ziel wird uns die Burgruine Devín vorgeschlagen, die ein paar Kilometer außerhalb der Stadt liegt. Dafür müssen wir einen Bus vom Busbahnhof an der Most SNP nehmen. Ein Blick auf die Tageskarte offenbart, dass auch die Zone 101 inbegriffen ist.
An diesem Bild vor dem Martinsdom ist gut erkennbar, warum der Bau der Brücke Ende der 1960er Jahre äußerst umstritten war.
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Für die breite Zufahrt wurde ein Teil der Altstadt abgerissen, außerdem zieht sich die Straße wie eine Schneise durch die Innenstadt.
Der attraktiv gestaltete Busbahnhof befindet sich in idyllischer Lage direkt unter der Most SNP.
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Wir haben Glück, denn samstags verkehrt der Bus 29 im Takt 30 (sonst Takt 60). Zuerst führt die Route durch schäbige Gebäude entlang einer breiten Ausfallstraße, dann auf einer kleineren Straße durch Wald. Immer wieder passieren wir großzügige Villen hinter hohen Mauern.
Das Türenschließen im Bus wird durch einen derart lauten und schrillen Warnton angekündigt, der selbst von Tauben noch gehört werden kann. Alle Menschen mit gutem Hörvermögen müssen sich ernsthaft Sorgen um ihre Gesundheit machen.
Bald durchqueren wir den historischen Ortskern von Devín und erreichen nach etwa 20 Minuten die Endstation am Fuße der Ruine.
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Es scheint sich um ein beliebtes Ausflugsziel bei Einheimischen zu handeln. Einige Menschen sind unterwegs, sogar ein paar Touristen haben sich hierher verirrt.
Wir sollten vielleicht die Abfahrtszeiten für die Rückfahrt nachschauen, schlägt unsere Führerin vor, während ich von der Bushaltestelle zurückkehre, in der ich genau das nachgeschaut habe.
Wir kämpfen uns durch die stechende Mittagssonne bergauf und sind überglücklich, als wir eine schattige Bank mit Blick über die Donau entdecken.
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Blick zurück zur Skyline von Bratislava…
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Beitrag von Entenfang »

…und über Devín zum Devínska Kobyla.
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Anschließend stärken wir uns mit slowakischer Küche.
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Die Gnocchi ähnlichen Teigwaren gibt es auch in der süßen Variante mit Mohn und Butter. Sie zu probieren steht bei meiner nächsten Reise in die Slowakei an.
Meine Wasservorräte sind fast aufgebraucht, doch wegen der lahmen Bedienung bleibt keine Zeit mehr, sie aufzufüllen. Mit dem Bus fahren wir ein Stück zurück und steigen dann in die Tram um.

Jaja, so ein Bus ist schon gemeingefährlich. Da kann man gar nicht genug davor warnen…
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7129 am Botanická záhrada
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Während ich die Wartezeit mit Trambildern überbrücke, fällt Muffo dieses Motiv ins Auge. Aber was ist das überhaupt? Morgen gibt’s die Auflösung.
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Die Rückfahrt führt uns durch den Straßenbahntunnel. Von der Hitze sind wir geplättet und müssen uns erstmal ausruhen. Wir verabschieden und von unserer Begleitung. Welch ein Glück, dass sie uns angesprochen hat. Ohne ihre kundige Führung hätten wir wohl viel weniger von Bratislava gesehen.

Nach einer Ruhepause und einer kalten Kofola aus dem Kühlschrank ziehen wir abends wieder los.
7955 nähert sich Vysoká
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Weit kommen wir nicht, denn schon eine Station weiter muss ich gleich mal einen Teil meines Fuzzi-Kontingents aufbrauchen. Die Blumenthal-Kirche liegt einfach zu schön im Licht.
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Und die Stelle muss natürlich auch mit Tram umgesetzt werden.
7106…
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…und 7411.
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Eine Viertelstunde später geht es auch schon mit diesem Tatragespann weiter.
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Faszination Straßenbahn
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Am Trnavské Mýto steigen wir in den Obus um.
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Dieser fährt uns in ein Wohngebiet mit ziemlich engen Straßen im Nordwesten der Stadt.
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In der Slowakei ist es üblich, Haltestellen nach Bedarfshaltestellen und normalen Haltestellen sowohl beim Bus als auch bei der Tram zu trennen.
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An den mit einer roten Hand gekennzeichneten Haltestellen wird nur gehalten, wenn jemand eine Stop-Taste gedrückt hat. An den Haltestellenschildern befindet sich ebenfalls ein Hinweis, dass dem Fahrer der Zustiegswunsch durch Winken angezeigt werden muss.

Während wir auf den nächsten Obus zur Weiterfahrt auf den Burgberg warten, diskutieren wir die Vor- und Nachteile des in Osteuropa so weit verbreiteten Verkehrsmittels.
An jeder Fahrwegverzweigung existiert eine sogenannte Luftweiche in der Oberleitung, die durch den Fahrer gestellt werden muss.
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Außerdem gehört zwangsläufig eine bewegliche „Herzstückspitze“ dazu.
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Der folgende Abschnitt führt steil bergauf. Spielend leicht beschleunigt der Busfahrer mit rasantem Fahrstil – bei derart hügeliger Topografie kann der Obus seine Vorteile voll ausspielen. In Bratislava haben die Verkehrsplaner früher jedenfalls mitgedacht und für jede Strecke das passende Verkehrsmittel gefunden. Während die Tram auf den wichtigsten Achsen aus dem Stadtzentrum herausführt, deckt das Obusnetz vor allem engere Straßen mit großen Längsneigungen ab.
In allen Fahrzeugen gibt es Fahrkartenautomaten.
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Es ist nur möglich, kontaktlos mit Karte zu zahlen. Dafür sind die Fahrkarten 10% günstiger als am Schalter oder den festen Fahrkartenautomaten in den Haltestellen.

Ein zweites Mal genießen wir heute die Aussicht vor dem Parlament. Ein angenehm kühler Wind weht und die aufgezogenen Wolken sorgen für einen eindrucksvollen Sonnenuntergang.
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Blick Richtung Devín
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Beim Blick nach Petržalka wird deutlich, warum dieser Stadtteil auch Betondschungel genannt wird.
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Beitrag von Entenfang »

Die blaue Stunde senkt sich über die Burg
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Bis wir das Stativ geholt und die Most SNP erreicht haben, ist die blaue Stunde schon fast in die schwarze Stunde (Muffo: Man nennt es auch Nacht) übergegangen. Der fließende Verkehr sorgt leider für negative Schwingungen…
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Wegen Bauarbeiten wendet die Tramlinie 8 über eine riesige Häuserblockschleife und die 6 über eine Kletterweiche.
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Nach drei Stationen mit der 8 wollen wir in Gegenrichtung umsteigen, um noch den Blick unweit der Haltestelle Kapucínska über die Most SNP schweifen zu lassen, doch die gewünschte Bahn kommt uns kurz davor entgegen. Wir beschließen, sitzen zu bleiben und den Tag zu beenden, um keine 15 Minuten warten zu müssen. Und Laufen geht beim besten Willen nicht mehr.
Doch für ein Bild vor der Haustür muss noch Kraft übrig sein…
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Heute Nacht benutze ich jedenfalls Ohrstöpsel gegen die ForCity.
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Beitrag von Lobedan »

Entenfang @ 7 Jan 2017, 21:08 hat geschrieben:Faszination Straßenbahn
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Allen landschaftlichen und städtischen Schönheiten zum Trotz, dieses Foto fasziniert mich bisher definitiv am meisten. Der Kontrast und die Unbekümmertheit der Szenerie: einfach toll!
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Beitrag von 146225 »

Wobei meinen "Erfahrungen" nach derart siffige Trams in Bratislava eher selten unterwegs sind, altersunabhängig. Der Moment ist natürlich toll gesehen und eingefangen, keine Frage.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Beitrag von JeDi »

Guten Abend,

Danke soweit schonmal, wie gewohnt sehr schön, auch wenn ich eure Faszination für mit Zahnputzwasser gestreckte Cola Kofola nicht teilen kann. Zumal es in der Slowakei auch Bier gibt ;-)
Entenfang @ 6 Jan 2017, 17:58 hat geschrieben:Eine vom Design etwas entschärfte Taucherbrille in Devinska Nova Ves.
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Keine Taucherbrille, sondern eine
(wegen ihres Vorbaus ;-)).
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Beitrag von Entenfang »

146225 @ 7 Jan 2017, 22:21 hat geschrieben:Wobei meinen "Erfahrungen" nach derart siffige Trams in Bratislava eher selten unterwegs sind, altersunabhängig.
Das würde ich so unterschreiben, ein derart unschöner Zustand ist mir nicht oft aufgefallen.

@JeDi
Oh weia, auf dem verlinkten Wikipediaartikel hört sich die Lok ja wie ein Hubschrauber an...

Kofola schmeckt gar nicht mal so übel, ich wollte die eh schon lange mal probieren. Irgendwie ein bisschen wie Coca-Cola mit Hustentee, da muss wohl auch Salbei drin sein. ;)


Tag 3 Bratislava -> Košice

Auflösung von gestern: Gesprungenes Glas im Wartehäuschen


Dummdedimmdo. Bssssss. Dummdedimmdo. Bssssss.
Auf meine Frage hin, ob das der offizielle Weckton wäre, bekomme ich zur Antwort, dass man alternativ auch vor dem nächsten Škoda-Wagen das Fenster hätte öffnen können. Und die Moral von der Geschicht: Mit Ohrstöpsel habe ich besser geschlafen, aber gegen Vibrationen und Körperschall können sie natürlich nichts ausrichten. Da alle drei hier verkehrenden Linien in beide Richtungen in kurzem Abstand an unserer Haltestelle vorbeifahren, gibt es bei Takt 15 immer rund 10 Minuten Ruhe. Verglichen mit dem ununterbrochenen Straßenlärm, der mir in Porto den Schlaf geraubt hat, würde ich die hier vorherrschende Variante als angenehmer einstufen. Da es den meisten Menschen ähnlich geht, hatte der 2014 abgeschaffte Schienenbonus meiner Meinung nach seine Existenzberechtigung. Dennoch ist die Argumentation der Ruhephasen natürlich hinfällig, sobald die Züge im Blockabstand verkehren, sodass auch gute Gründe für die Abschaffung sprechen.

Obgleich ich einer Tramhaltestelle direkt vor der Haustür keinesfalls abgeneigt bin, würde ich hier nicht länger als ein paar Tage wohnen wollen. Da sich Muffo keineswegs durch die Bahnen gestört gefühlt hat, obwohl sein Kissen im Gegensatz zu meinem direkt am Fenster liegt, wird die extreme Subjektivität der Lärmempfindung deutlich.

Da nicht ich den Wecker gestellt habe, bleibt noch reichlich Zeit zum Knipsen. Ein T6A5 rollt in die Haltestelle Vysoká, in der jemand seinen Rausch der letzten Partynacht ausschläft.
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In Gegenrichtung ist 7407 unterwegs.
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Viel ist an diesem Sonntagmorgen um halb zehn in der Fußgängerzone noch nicht los, die Tram zum Bahnhof ist dennoch gut gefüllt.
Da wir wegen der Hitze gestern gesoffen haben wie Kamele, müssen wir zuerst Wasser nachkaufen.
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Wir besteigen den langen Zug nach Banská Bystrica, unsere Reservierung ist in einem klimatisierten Wagen. Soll ich mich darüber angesichts des schwülen Tages freuen oder darüber ärgern, weil es auch Wagen mit Übersatzfenstern gibt?

Manch einer wird sich wundern, wieso wir nicht einfach den direkten Zug nehmen. Doch unser Reiseprogramm sieht aufgrund der reizvolleren Strecke so aus:

Bratislava hl.st.........ab 10:01

Banská Bystrica .......an 13:25
...............................ab 13:30

Margecany...............an 17:03
...............................ab 17:24

Košice.....................an 17:52

Leicht hinter Plan lassen wir Bratislava zurück und holpern mit 40 über Weichenstraßen. +4 stehen auf der Uhr, während der Zug Fahrt aufnimmt und durch die flache, landwirtschaftlich geprägte Landschaft nach Osten rauscht.
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Sind wir schon in der Türkei?
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Bei der Fahrkartenkontrolle murrt die Schaffnerin herum. Der Zug nach Košice wäre doch von Gleis 2 gefahren. Wir wollen aber gar nicht direkt fahren, sondern über Banská Bystrica und Brezno. Sie grummelt etwas und deutet auf die Via-Stationen. Schließlich stempelt sie seufzend unsere Fahrkarten ab.

Die Felder wirken trocken. Vermutlich hat es hier schon länger nicht mehr geregnet, was man von der Heimat nun nicht gerade behaupten kann. In kleinen Gärten reift das Gemüse, von Tomaten über Paprika zu riesigen Kürbissen gibt es alles.
Der Himmel verschleiert zunehmend, während wir von der zweigleisigen Hauptstrecke abzweigen und langsamer über eingleisige Strecken zuckeln. Interessant finde ich die auf der Hauptstrecke angelegten Bahnsteige, durch die in der Mitte ein BÜ hindurchführt. Damit lassen sich wohl keine kurzen Wartezeiten für den Straßenverkehr erreichen und ganz barrierefrei ist der Ausstieg aus dem Wagen, der genau auf dem BÜ zum Stehen kommt, wohl auch nicht. Dafür wird der Fußweg möglichst kurz gehalten.

Überall stehen die Bahnhofsvorsteher bereit, um den Zugschluss zu beobachten.
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Kadongkadong. Kadongkadong. Willkommen in Osteuropa.
Unter quietschendem Protest winden wir uns durch enge Bögen in den Bergen. Dichte Wälder und eine ziemlich leere Schnellstraße prägen das Bild. Leider holen wir keine Verspätung auf.
In Zvolen gesellt sich ein junger Mann zu uns ins Abteil. Inzwischen stehen +6 auf dem Zähler und zu dritt bangen wir nun um den Anschluss. Als die Schaffnerin seine Fahrkarte kontrolliert, versuche ich ihr zu erklären, dass wir den Anschluss nach Margecany brauchen. Auf der Strecke verkehren nur zwei Zugpaare täglich und im Falle eines Anschlussverlustes wäre unsere Chance auf die schöne Strecke dahin.
Wenig später kommt sie zurück und meint, um nach Košice zu gelangen, müssten wir nach Zvolen zurückfahren und dort umsteigen. Ich erkläre dem jungen Mann, dass uns sehr wohl bewusst ist, dass wir eine sehr mühsame und langsame Route gewählt haben, diese aber wegen der schönen Aussicht durch die Berge fahren möchten. Er scheint meine englische Erläuterung zu verstehen und gibt sie auf Slowakisch an die Schaffnerin weiter. Diese will nochmal unsere Fahrkarte sehen und diskutiert zehn Minuten mit dem Mann, vermutlich ob unser Ticket hier gültig ist oder nicht (und wenn nicht, dann ist JeDi schuld) und warum zum Teufel jemand mit einem Europa-Spezial München - Čierna nad Tisou auf dieser Strecke unterwegs ist. Das Ziel trägt noch zusätzlich zur Verwirrung bei und ich erläutere geduldig, dass wir heute nur bis Košice fahren wollen. Zum Schluss meint die Schaffnerin, dass wir eine längere Route fahren würden, die mehr kostet.
Jedenfalls scheint sie nun endlich unsere Reiseroute zu verstehen und der Mann übersetzt für uns, dass der Anschlusszug nach Margecany wartet. Darüber sind wir sehr erleichtert.

Unser Zug kommt zum Stehen und der junge Mann steigt zusammen mit uns aus. Am Gleis gegenüber wartet sein ebenfalls knapper Anschluss nach Žilina. Beim Bahnsteigpersonal erkundigt er sich nach unserem Anschluss und nennt uns Bahnsteig drei. Wir bedanken uns und sprinten in die Unterführung. Muffo ähnelt mit einem Rucksack hinten und einem vorne zwar einem Packesel, hat aber gegenüber mir mit meinem sperrigen Koffer einen klaren Geschwindigkeitsvorteil.
Mein Koffer wird in den Zug gehievt und wir finden ein komplett leeres Abteil. Ich habe eher mit einem halbleeren Triebwagen gerechnet, doch es sind drei Wagen der rustikal-gemütlichen Sorte mit gut gefederten, rot gepolsterten Sitzen in Achterabteilen gezogen von einer Taucherbrille.
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Noch schnell einen Blick aus dem Fenster, dann pfeift es auch schon und der Zug setzt sich unter einer dunklen Abgaswolke in Bewegung.
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Beitrag von Entenfang »

Etwa zehn Kilometer östlich von Banská Bystrica liegt die Burg Liptsch.
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Mit unangenehm schrillen Pfeifen macht sich der Zug auf der Fahrt durch das Hron-Tal bemerkbar. Das Geräusch erinnert an eine Trillerpfeife.
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Der Schaffner beäugt unsere Tickets äußerst kritisch, drückt aber schließlich kommentarlos seinen Stempel drauf.
Allmählich füllt sich der Zug mehr und mehr, erst gesellt sich ein älterer Mann zu uns, später zwei ältere Frauen. „Touristen“, stellt die Älteste der beiden fest, als sie sich zu uns setzt. Unsere Kameras sind aber auch nicht zu übersehen. „English?“, fragt sie, auf unseren Lesestoff deutend. Nein, deutsch. Leider spricht keiner der drei deutsch oder englisch. Es dauert keine fünf Minuten, dann sind die drei vermutlich völlig fremden Menschen in ein lebhaftes Gespräch vertieft. Nur die Älteste Frau lässt ihren Blick immer wieder zu uns schweifen. Unser Blick schweift vorwiegend aus dem Fenster.
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Mit fast durchgehend 70 braust der Zug voran, nur gelegentlich bremst uns ein BÜ aus. Oft pfeift der Zug, obwohl weit und breit nichts als unbewohntes Land zu sehen ist. Inzwischen sind die Wagen ziemlich gut gefüllt. Die älteste Frau verlässt uns schließlich, die jüngere Frau quatscht ununterbrochen mit dem Mann weiter. Die spontane Kommunikation ist sicher einer der großen Vorteile der Abteile.
Mit Karacho zieht uns die Taucherbrille durch die immer spärlichere Bebauung und ausgedehnte Wälder. Fast an jedem Wald-und-Wiesen-Halt findet Fahrgastwechsel statt. Wir nähern uns den höchsten Gipfeln der Niederen Tatra.
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In einem Bahnhof rauschen wir ungebremst auf ein rotes Signal zu und passieren es. Etwas unwohl ist uns schon dabei, doch nichts Ungewöhnliches passiert.

Kurz darauf folgt hinter Telgárt ein Kehrtunnel, wie uns die Frau mit Handbewegungen verdeutlicht. Ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren winden wir uns durch den Tunnel. Der blanke Fels reflektiert das Rollgeräusch ohrenbetäubend laut. Kühle, feuchte Luft strömt durch die Fenster herein. Kadongkadong. RAAAAAAAUSCH. Kadongkadong. Kurz nach dem Ende des Tunnels folgt die Brücke über die zuvor benutzte Strecke.
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Wir passieren den Scheitelpunkt und die Klotzbremsen kommen regelmäßig zum Einsatz. Viel ist auf diesem Abschnitt nicht los, wie sich am Zustand der Blumen zweifelsfrei erkennen lässt.
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„Hello, hello!“, ruft uns der Mann zu. Um ein Haar hätten wir den schönen See Palcmanská Maša verpasst, der vom Gang aus zu sehen ist. Ein Hauch Norwegen… Viele Fahrgäste stehen am Fenster, um den Ausblick zu genießen. Es gibt einfach Fahrten, die lassen sich nur schwer in Bilder und Worte fassen. Man muss sie einfach erlebt haben.
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Beitrag von Entenfang »

In Mlynky haben wir 10 Minuten Aufenthalt und treffen den Gegenzug.
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Eine Frau steigt zu und bleibt am Fenster stehen, um wenige Kilometer weiter laute Grüße aus dem Fenster zu rufen und zu winken.
Allmählich lassen wir die Berge hinter uns und Baken warnen vor der in Kürze beginnenden Fahrleitung.
Unser Anschluss in Margecany hat +15 und wir warten mit vielen weiteren Fahrgäste auf den Zug nach Košice.
Topmoderne B+R-Plätze, die sich wohl keiner großen Beliebtheit erfreuen
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Wartezeit
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Die Taucherbrille wechselt die Seite.
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Der einfahrende 11-Wagen-Zug ist gut gefüllt, doch alle Fahrgäste bekommen einen Sitzplatz. Nun befinden wir uns wieder in der Welt der klimatisierten Wagen und des nach einigen Zicken funktionierenden kostenlosen WLANs.
Beim Ausstieg in Košice schlägt uns schwülheiße Abendluft entgegen. Am Gleis gegenüber wartet der EC nach Budapest Anschlussreisende ab. Unsere Zuglok wird bereits wenige Augenblicke später wegrangiert.
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Nach einem Einkauf im Bahnhofslidl, der hier sonntags ebenso überfüllt ist wie in Dresden fährt uns der Bus vor der Nase weg.
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Nach dem Abendessen wird die Innenstadt erkundet, die 2013 im Rahmen der europäischen Kulturhauptstadt aufpoliert wurde. Zentrales Gebäude ist die größte Kirche der Slowakei, der eindrucksvolle St.-Elisabeth-Dom. Seine Ausmaße sind derart riesig, dass er nur mit Mühe auf ein Bild zu bekommen ist.
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Fassade am Hauptplatz
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Seit der temporären Einstellung wegen Sanierungsmaßnahmen im Zentrum im Jahr 1986 liegen die Gleise durch die Fußgängerzone brach.
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Beitrag von Entenfang »

Ein paar dunkle Gassen hat Košice ebenfalls zu bieten
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Die Altstadt ist beeindruckend. Zum Plätschern des Springbrunnens vor dem Staatstheater wird seit 1986 über Lautsprecher Entspannungsmusik abgespielt. Hier lässt es sich aushalten…
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Beitrag von Lobedan »

Entenfang @ 8 Jan 2017, 19:43 hat geschrieben: Auflösung von gestern: Gesprungenes Glas im Wartehäuschen
Mist, ich wusste, dass ich noch auf was anderes eingehen wollte.

Hast du von den Vias auf dem Ticket noch eine Kopie? Da würde doch bestimmt auch manch westlicher Schaffner seltsam schauen. :huh:
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Beitrag von JeDi »

Mit den Vias kann ich auch aushelfen: <1181>Wien*Marchegg(Gr)<1156>Bratislava*(Zilina/Zvolen) sollte es gewesen sein (und enthält damit die Strecke über Brezno, bin ich auch schon so abgefahren ^^).

An Kosice hab ich auch recht unterschiedliche Erinnerungen, vom Anschlussverlust im russischen Kurswagen auf meiner ersten Fahrt in die Ukraine (angeblich sind wir danach noch umgespurt worden, daran kann ich mich nach einem feucht-fröhlichen Abend bei 4 Stunden Wartezeit auf dem hintersten Bahnsteig nicht mehr erinnern, geschweigedenn daran, wie die ukrainischen Stempel in meinen Pass kommen - Lemberg erreichten wir am nächsten Morgen fast pünktlich), über knappe Anschlüsse (die aber eigentlich immer geklappt haben) bis hin zur absolut interessanten Stadt.

Ich freu mich auch heute wieder auf den nächsten Teil :)
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Beitrag von NJ Transit »

JeDi @ 8 Jan 2017, 21:52 hat geschrieben: über knappe Anschlüsse (die aber eigentlich immer geklappt haben)
...und ratloses suchen nach dem eigenen Wagen, da zwar schon der Os nach Cierna bereitsteht, als verspätungsfrei eingetragen ist, aber der Kurswagen nach Kiev auf sich warten lässt ;)
"Stanica Kosice" in der Betonung der Bahnsteigbeschallung klingt jedenfalls vor allem mal nach einem slovakischen Schimpfwort. Vermutlich beschreibt es Städte wie Kosice oder Karlsruhe, in denen ständig irgendwo irgendwelche Baustellen nerven ^^
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
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Beitrag von Entenfang »

NJ Transit @ 8 Jan 2017, 21:00 hat geschrieben:Vermutlich beschreibt es Städte wie Kosice oder Karlsruhe, in denen ständig irgendwo irgendwelche Baustellen nerven ^^
Als wir dort waren, habe ich tatsächlich keine einzige Baustelle entdecken können. Aber bei der Tram wurde in den letzten Jahren auch alles modernisiert...

Tag 4 Košice

Leider hat sich weder die Wettervorhersage im Internet noch die durch Muffo aufgrund fundierter Wolkenkenntnisse gebrachte getäuscht. Obwohl wir uns alle Mühe geben, heute so richtig auszuschlafen, regnet es nach dem Aufstehen dennoch in Strömen.
Selbst die Tauben wirken nicht so glücklich mit dem Wetter.

Nachdem wir eingekauft haben, fahren wir zum Bahnhof.
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Angeblich soll es dort ein Kundenzentrum für den ÖPNV geben. Wir werden jedoch nicht fündig.
Die angeschlossene Shopping Mall ist hier nicht so ausgeprägt.
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Der elektronische Wagenstandsanzeiger funktioniert hier einwandfrei.
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Anschließend bringt uns die Tram an den südlichen Rand der Innenstadt zum Námestie Osloboditel´ov.
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Ein typischer Kontrast zwischen historischen Gebäuden und moderner Shopping Mall
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Auch das sich angeblich an einer Adresse in der Nähe befindliche Kundenzentrum finden wir nicht. Bei der Touri-Info ergattern wir noch den Netzplan.
Der Hauptplatz bei Tageslicht – die ehemaligen Straßenbahngleise sind von Norden her noch an das Netz angebunden und werden gelegentlich durch Sonderfahrten mit einer Pferdetram benutzt.
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Als nächstes widmen wir uns nochmal dem Dom, an welchem es 52 Wasserspeier gibt.
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Die schöne weiße Bank lädt leider weniger zum Ausruhen ein.
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Während Entenfang sich zum Fuzzen aufmacht, zieht es mich in die Altstadt. Bei Regen sind ja bekanntlich alle Städte grau.

Damit sich die Tageskarte auch lohnt, beschließe ich, zum Hauptpostamt (Hlavná Pošta) zu fahren. Die Haltestelle, an der ich einsteigen möchte, liegt direkt vor der staatlichen Philharmonie.
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Nur echt mit Baum im Bild

Ein Blick auf den Fahrplan verrät mir, dass ich hier noch fast 15 Minuten warten müsste. Also laufe ich dann doch los. Die Nässe und die Kälte kriechen mir allmählich in die Knochen.
Ehe ich mich versehe, stehe ich auf der anderen Seite der Altstadt. Hier verbindet eine nagelneue Weiche die eigentlich stillgelegte Trambahnstrecke durch die Fußgängerzone.
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Beitrag von Entenfang »

Erneut fällt mir der krasse Gegensatz auf. Vor wenigen Minuten noch bin ich zwei Parallelstraßen weiter durch heruntergekommene und alte Ost-Gebäude gelaufen. Jetzt stehe ich wieder in der touristisch aufgehübschten Altstadt.
Ich gehe die Hauptstraße hinunter und gelange nach kurzer Zeit zum Bezirksgericht von dessen Giebel Justitia herunterblickt.
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Schlussendlich wird mir die Kälte auch zuviel, sodass ich in die Ferienwohnung zurückkehre.


Inzwischen naht der Schichtwechsel im Stahlwerk und die Überlandstraßenbahn verkehrt nun im dichten Takt. Acht Tramlinien und acht Buslinien bringen die Arbeiter vom Stahlwerk in jeden Winkel der Stadt – ein ganz klares Relikt des Verästelungsnetzes vor der Einführung des Verkehrsverbundes. Viele Linien verkehren aber nur ein oder zweimal pro Schichtwechsel. Etwa von 5 bis 7 Uhr, von 14 bis 15 Uhr und von 21 bis 22 Uhr überlagern sich die Linien zu einem dichten Takt auf der Überlandstrecke. In den Zwischenzeiten wird Takt 30 angeboten.
Einen großen Anteil am Wagenbestand haben die Pragoimex VarioLF, die durch das Nachfolgeunternehmen von ČKD seit Mitte der 2000er Jahre gebaut werden und in diversen tschechischen Betrieben unterwegs sind.
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Angesichts der etwas merkwürdigen Raumaufteilung und den Hochflurübergängen war ich zunächst von modernisierten Tatra ausgegangen, doch es scheint sich tatsächlich um Neufahrzeuge zu handeln.

Sobald ich die Innenstadt hinter mir gelassen habe, zeigen sich die unschönen Fassaden der Stadt. Die Plattenbauten sorgen für pure Ostalgie.

Nach dem Passieren eines großen Kreisverkehrs, an dem die Tram wartepflichtig ist und wegen des starken Verkehrs ziemlich lange warten muss, verläuft die Strecke in der Mitte einer Schnellstraße.
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Bald weichen die letzten Baumärkte und Discounter dem platten Land und über eine Brücke schwenkt die Tram in Seitenlage. Mit Höchstgeschwindigkeit rattert das Fahrzeug durch Felder. Auf den folgenden Kilometern gibt es einige Bedarfshaltestellen, diese werden durch einen recht auffälligen Bimmelton angekündigt. Wuoding! Zastavka na znamenie! – Zwei Oktaven tiefer – Request stop! https://www.youtube.com/watch?v=C_Zb-EqNnFQ 4:20
Irgendwann drücke ich die Haltewunschtaste und lande im Nirgendwo an der Haltestelle Pol´ov.
512 bringt die Arbeiter zurück in die Stadt
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813 rumpelt mit hoher Geschwindigkeit heran
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An den T6A5-Dotra ist grundsätzlich nur der hintere Stromabnehmer gehoben.
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Vermutlich soll damit der sich auf den Fahrzeugdächern sammelnde Abrieb minimiert werden.

Während in den stadteinwärts fahrenden Bahnen viel los ist, fährt in die andere Richtung kaum jemand. Schließlich winke ich die nächste Bahn heran und fahre bis zur Endstation am Haupteingang zu US Steel.
Die großzügig dimensionierte Endhaltestelle mit einer zweigleisigen Wendeschleife bietet mit ihrer Haltestellenüberdachung und den Unterführungen zwischen den Bahnsteigen sowjetisches Flair vom Feinsten. Leider halten mich die unzähligen riesigen Fotoverbotsschilder von einer Dokumentation ab.
Doch auch eine Station weiter am Walzwerk lässt sich die Ostalgie spüren.
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Nach rechts gibt es eine Verbindung zum Anschlussgleis an die Bahn. Der Grund ist mir allerdings nicht bekannt.

Bevor wieder der Takt 30 beginnt, fahre ich zurück. Unentwegt läuft das Wasser die Fenster hinab.
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Warten im Regen an der Haltestelle SOŠ automobilová
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Beitrag von Entenfang »

525 am Eishockeystadion
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Hier befindet sich ein schöner Aussichtspunkt über die Stadt, von welchem der Kontrast der Baustile überblickt werden kann. Die Ostalgie beansprucht aber definitiv den größten Teil der Stadt für sich.
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Einige wenige Neubauten erheben sich zwischen den Plattenbausiedlungen
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Topmodern auf den neuesten Stand gebracht ist die Altstadtumfahrung
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Wer auch immer diese Fahrradverkehrsanlage geplant hat, hat wohl nicht nachgedacht.
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627 nähert sich dem Námestie Maratónu Mieru
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Blick über den Hauptplatz zum Staatstheater
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Zeit, eine Weile zu pausieren und die Klamotten trocknen zu lassen. Der strömende Regen ist inzwischen zum Nieselregen abgeflaut.


Beim Anrühren des Pfannkuchenteigs für das Abendessen stellen wir fest, dass wir statt Mehl leider Gries eingekauft haben. Der zweite Besuch bei Tesco kostet uns endgültig die blaue Stunde, aber ganz ohne Nachtfotos können wir den Tag doch nicht beenden und begeben uns nochmal zur Tramhaltestelle Námestie Maratónu Mieru.
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Mit der 6 fahren wir eine Runde um die Stadt. Viel ist zu später Stunde nicht mehr los, doch immerhin findet an jeder Haltestelle Fahrgastwechsel statt. Am Aussichtspunkt steigen wir schließlich aus.
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Ich habe meinen Dienst für heute getan und beschließe, auszuruhen. Mit Regen hat der Tag begonnen, mit Regen hört er auf.
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Beitrag von Lobedan »

Beachtliche Oberleitungsanlage an der Überlandstrecke, vor allem verglichen mit dem Einfachdraht in der Innenstadt. Aber immerhin nicht ebenso beachtliche Schienenwellen.
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Beitrag von 146225 »

Zum Stahlwerk Kosice von U.S. Steel sei übrigens gesagt, dass besagter Laden das gerade ganz gerne verkaufen möchte. Im Rennen scheinen dem Vernehmen nach noch ein tschechisches Konsortium und ein pseudomarktwirtschaftliches chinesisches Stahlkombinat zu sein. Mal schauen, wie es ausgeht - für Kosice und die Slowakei wäre vermutlich die tschechische Lösung "angenehmer". Ansonsten vielen Dank auch für die vielen Bilder einer Stadt, die schon deswegen noch bereist werden muss, um auch in der Slowakei "tramseitig fertig" zu sein. Ja, Freak, ich weiß. ;)
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Beitrag von karhu »

Mir gefallen die gelben Strassenlaternen gut, bringt etwas Farbe ins graue Strassenbild :)

Ja und danke für den interresanten Bericht.
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