Auf der gestrigen Regionalversammlung wurde die EInführung des durchgehenden Viertelstundentaktes grundsätzlich beschlossen,
pressemitteilt der VRS:
S-Bahn im Vierviertel-Takt
Grundsatzbeschluss der Regionalversammlung – S-Bahn soll ab Ende 2020 tagsüber im 15-Minuten-Takt fahren – Gesamtkosten von über 21 Millionen Euro
28.09.2016
Die Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart hat heute umfangreiche Verbesserungen beim S-Bahn-Takt beschlossen. Die Region wird stufenweise bis Dezember 2020 den 15-Minuten-Takt bei der S-Bahn einführen. Außerdem soll der Flughafen ab spätestens Ende 2018 bereits gegen 5 Uhr, und damit eine Stunde früher als heutzutage, mit der ersten S-Bahn erreichbar sein. Ab Frühjahr 2017 sollen darüber hinaus einzelne S-Bahn-Züge in den Randzeiten verlängert werden. Die Regionalpolitiker diskutierten engagiert, geht es doch um Gesamtkosten von über 21 Millionen Euro. Nahezu alle Redner betonten, dass sie von der Deutschen Bahn AG weitere Anstrengungen für einen stabileren und pünktlicheren S-Bahn-Verkehr erwarten.
CDU, Grüne, SPD, FDP betonten, die Taktverbesserungen tragen den gestiegenen Fahrgastzahlen und veränderten Lebensgewohnheiten Rechnung. Sie sei daher angemessen. Die Freien Wähler sprachen sich dafür aus, mit der Einführung zusätzlicher S-Bahn-Verkehre zunächst abzuwarten, bis klar sei, wieviel Geld der Verband Region Stuttgart vom Land für die Finanzierung des Schienenverkehrs („Regionalisierungsmittel“) erhalte. Die Linke lehnte die Verbesserungen teilweise ab.
Nachdem zwischen Bund und den Ländern ein Kompromiss über den Verteilungsschlüssel gefunden worden ist, der dem Land deutlich mehr Geld zukommen lässt, ist die Region derzeit in Verhandlungen wie hoch ihr Anteil am Kuchen sein wird. Für Wirtschafsdirektor Dr. Jürgen Wurmthaler ist klar: „Die Region muss an diesem Anstieg partizipieren.“ Jetzt sei der richtige Zeitpunkt für die Region, den Bedarf an weiteren Verbesserungen zu signalisieren.
Eine Stunde früher zum Flughafen mit der S-Bahn
Möglichst schnell soll der Flughafen früher mit der S-Bahn zu erreichen sein. Derzeit kommt die erste S-Bahn kurz vor 6 am Stuttgarter Flughafen an, für die ersten Abflüge also deutlich zu spät. Spätestens ab Dezember 2018 könnte die S-Bahn bereits eine knappe Stunde früher, gegen 5 Uhr ankommen.
Das ÖPNV-Angebot müsse mit dem Fahrgastzuwachs der letzten Jahre und mit den sich verändernden Lebensgewohnheiten Schritt halten, warb Dr. Jürgen Wurmthaler für die Taktverbesserungen. Während der Fahrgastzuwachs in der Spitzenstunde von 7 Uhr bis 8 Uhr mit einem Plus von 15 Prozent unterproportional gewachsen sei, liege die Steigerung von 8 Uhr bis 9 Uhr bei 46 Prozent. Ohne die Verbesserungen des Verbands Region Stuttgart in Form von neuen Zügen, besseren Takten und Netzerweiterungen wäre der Fahrgastzuwachs der letzten Jahre nicht zu bewältigen gewesen.
Konkret sieht das Stufenkonzept vor, zunächst den 15-Minuten-Takt von 15.00 Uhr bis 20.30 Uhr (ab Dezember 2017, heute: 15.30 Uhr bis 19.30 Uhr) einzuführen. Die zweite Stufe sieht eine Ausdehnung in den frühen Morgenstunden bis 10.00 Uhr vor (ab Dezember 2018). Danach soll die Lücke von 12.00 Uhr bis 15.00 Uhr geschlossen werden (Dezember 2019). Und abschließend soll der 15-Minuten-Takt dann zwischen 10.00 Uhr und 12.00 Uhr umgesetzt werden (ab Dezember 2020). Dies gilt auf allen Strecken, auf denen es bereits jetzt einen 15-Minuten-Takt gibt, sofern frei Kapazitäten auf der Schiene vorhanden sind.
Mit der Bestellung der Verkehrsverbesserungen sei ein ganz klares Signal an die Deutsche Bahn verbunden, führte Dr. Jürgen Wurmthaler aus. „Unsere Erwartung an die Bahn ist deshalb, dass dieses Geld an zusätzlichen Trassenentgelten in die Verbesserung der Infrastruktur gesteckt wird.“
Daran schließen sich noch Stimmen der vertretenen Parteien in der Regionalversammlung an: An sich stehen die Parteien dem "Viervierteltakt" positiv gegenüber, mehr (CDU, Grüne, SPD, FDP) oder weniger (Linke, InnovativePolitkk/AfD) bis kritisch (Freie Wähler); uni sono wird eine hohe Zuverlässigkeit der S-Bahn angesprochen, die gewährleistet werden solle.
Die kritischeste Stimme, die der Freien Wähler, sei zitiert:
Es handele sich um „die umfangreichste und teuerste Verbesserung seit Bestehen des Verbands Region Stuttgart“, schickte Bernhard Maier (Freie Wähler) voraus. Mit Verweis auf den Antrag seiner Fraktion [
Antrag 207 FW (PDF) - J.] bezeichnete er den heutigen Beschluss als „seltsame Vorgehensweise“. Die Situation skizzierte er wie folgt: „Auf der Straße geht nichts, und die Schiene ist nicht verlässlich“. Um dies zu entschärfen müsse man das Angebot der S-Bahn verbessern. „Wir sind keine Gegner von Verbesserungen, sondern der Auffassung, dass vor einer solchen Entscheidung genauer hingeschaut werden muss.“ Bei der Finanzierung steht das Land in der Pflicht. Er vermisst eine „fundierte Bedarfsprüfung“ für den 15-Minuten-Takt.
Leider wird die Überprüfung nicht erwähnt, die die Fahrbarkeit der Taktes bestätigt. Bin mal gespannt, wie Verspätungen abgebaut werden, wenn auf dem Stammstrecke von 6 bis 20 Uhr permanenter Stop and Go herrscht...
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War das hier schon Thema? Durch den gestiegenen Verkehr im Tunnel, v.a. aufgrund des Nachtverkehrs, stehen DB Netz weniger Zeitfenster für Instandhaltungsarbeiten zur Verfügung. Deswegen hat sie nun sog. Fahrplanfenster ausgewiesen, in denen entsprechende Arbeiten stattfinden; zu diesen Zeiten findet ein reduzierter Zugverkehr auf der Stammstrecke statt.
Zusammen mit der Regionalversammlung wurden im Sommer anstelle verschiedener Baufahrpläne ein einheitliches Konzept erarbeitet, das während der Bauzeiträume ein festes Linienkonstrukt anbietet und die Fahrplanabweichungen im Wesentlichen auf die Stammstrecke beschränkt.
An insgesamt 30 Montagen im Jahr soll ab ca. 22.30 Uhr bis Betriebsschluss ein eingeschränktes Betriebskonzept gelten; "Großkampftage" wie Volksfest sollen ausgenommen bleiben:
- S1 Kirchheim--Herrenberg fährt zwischen Hbf (oben) und Vaihingen über die Gäubahn,
- S2 Schorndorf--Filderstadt fährt regulär über die Stammstrecke,
- S3 wird zweigeteilt auf die Abschnitte Backnang--Hbf (oben) und Vaihingen--Flughafen,
- S4 fährt Backnang/Marbach--Hbf (oben),
- S5 Bietigheim--Schwabstraße fährt reglär und
- S6 fährt Weil der Stadt--Hbf (oben).
Der VRS nennt als Vorteile davon eine einheitliche Kommunikationsmöglichkeit sowie die Möglichkeit, am Hbf zwischen S1, S3, S4 und S6 umzusteigen.
Weil die Möglichkeit, solche Fahrplanfenster einzurichten, in den Schienennutzungsbedingungen geregelt ist, nimmt der VRS diese Möglichkeit als die am wenigsten schlechte zähneknirschend hin.
Wer will, kann sich die
Sitzungsvorlage 139 (PDF) dazu durchlesen.