[M] Bilanz der Münchner Verkehrspolitik

Alles über Stadtverkehr, was woanders nicht passt, wie z.B. Verkehrsverbünde
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Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Iarn @ 24 Feb 2017, 09:44 hat geschrieben: S21 ist ja auch ein schönes Beispiel, wo die Gegner geglaubt haben, die Bevölkerung stünde nahezu geschlossen an ihrer Seite und nach der Volksabstimmung sah es ganz anders aus.
Ich glaube ich war vier, als mir meine Mutter beigebracht hat, dass der lauteste nicht immer recht hat.
Das aber aufgrund bewusst (oder nicht) "alternativen Fakten", wie z.B. das Geseiere von 'Best durchgerechneten Bahnprojekt' etc.
Hätten man damals die Zahlen von heute gewußt, wäre das sehr wahrscheinlich anders ausgegangen.
Und ähnliches sehe ich bei Stamm2 kommen. Würde mit offenen Karten gespielt, wäre der Tunnel lange passe.
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khoianh
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Beitrag von khoianh »

Hot Doc @ 22 Feb 2017, 23:47 hat geschrieben: Mir schon klar was er gemeint hat...seh ich nur nicht so wahnsinnig sinnvoll oder prioritär an. Vor allem, wenn es eine so offensichtliche und sinnvolle Option wie den Südring gibt.
Auf der 54/X30-Relation, die man mittlerweile nicht aus Spaß alle 2,5 Minuten befährt, kann man mit einer schnellen Tram-/Stadtbahn-Tangente noch einiges bewirken. Insbesondere für die Relationen (Hadern/Fürstenried/Solln-)Harras-Giesing(-Ramersdorf/Perlach) ist der Eisenbahn-Südring jetzt keine besonders attraktive Option.
Die einzige Lösung für die Verkehrswende wäre Home Office für alle... - flickr
TravellerMunich
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Beitrag von TravellerMunich »

Der größte Feind des Nahverkehrsausbaus ist stets der Nahverkehrsfreund.
Die Projekte sind aus der Sicht des Nahverkehrsfreundes stets:
- zu teuer
- an der falschen Stelle
- überdimensioniert
- unterdimensioniert
- verbinden die falschen Stadtteile
- nutzen die falschen Fahrzeuge
- verschlechtern alles
- sind keine Tram
- falls doch Tram, dann falsch geplant oder zu spät oder im falschen Stadtteil

Ohne Proteste laufen eigentlich nur Autotunnel durch, weshalb es stets sinnvoller für die Politik ist Straßentunnel zu graben, als die S-Bahn, U-Bahn oder Tram auszubauen.

Ich hatte selbst durchaus Zweifel zur 2. Stammstrecke, aber ehrlich, endlich passiert mal was - und was passiert, wird einen Nutzen haben und man wird später nicht mehr verstehen, warum man sich so lange gestritten hat.

Und was Stuttgart betrifft, denke ich sogar dass jetzt noch mehr Menschen dafür stimmen würden, wenn die Gegner nochmal eine Abstimmung durchsetzen würden. Einfach weil es langsam nervt. Und schade, dass man über den Transrapid nicht rückwirkend abstimmen kann. Da würde ich durch die Stadt laufen und die Plakate, die damals Grüne und SPD mit den Heilsversprechen "100.000 Busse, 300.000 neue Kindergärten" etc. wenn man nur gegen den Transrapid abstimmt mit einer Banderole "Lügen!" überkleben und jedem im Bekanntenkreis ein Bier ausgeben, der für den Transrapid abstimmt. Einfach weil mir dieses Zitat "Geseiere" von den Nahverkehrsfreunden und Grünen sowie den Seniorengrantlern aus allen Parteien inzwischen gehörig auf den Senkel geht. Und bitte bitte baut München voll mit neuen U-Bahn-Linien, damit all die Arbeitskreise pro Nahverkehr und Aktionen Münchner Fahrgäste vor Gram eingehen oder vor Wut explodieren, besonders wenn die U-Bahnen dann doch gut angenommen werden. Wie bislang jeder einzelne km U-Bahn in München, von denen ich keinen km missen möchte.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Sehr gut zusammen gefasst!
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TravellerMunich
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Beitrag von TravellerMunich »

Manchmal denkt man bei all dem Hass, der dem Transrapid, Stuttgart 21, der 2. Stammstrecke oder auch der Westtangente entgegenschlägt, es handelt sich dabei nicht um Nahverkehrsausbau, sondern eigentlich errichtet da gerade die Betreiberfirma von Fukushima mitten in München neue Reaktorblöcke nach japanischem Muster... Leute, es geht nur um ungefährlichen Nahverkehr und auch das Geld kann man viel viel sinnloser ausgeben als es für jegliches denkbare Nahverkehrsprojekt in München überhaupt möglich wäre.
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Ungefährlicher Nahverkehr? So viele Unfälle, die die Tram täglich verursacht :rolleyes:


:ph34r: :ph34r:
viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

TravellerMunich @ 24 Feb 2017, 21:08 hat geschrieben: Manchmal denkt man bei all dem Hass, der dem Transrapid, Stuttgart 21, der 2. Stammstrecke oder auch der Westtangente entgegenschlägt, es handelt sich dabei nicht um Nahverkehrsausbau, sondern eigentlich errichtet da gerade die Betreiberfirma von Fukushima mitten in München neue Reaktorblöcke nach japanischem Muster... Leute, es geht nur um ungefährlichen Nahverkehr und auch das Geld kann man viel viel sinnloser ausgeben als es für jegliches denkbare Nahverkehrsprojekt in München überhaupt möglich wäre.
Volle Zustimmung!!!!

Auch wenn man sich das Alter ansieht, viele "Nahverkehrsfreunde" kommen aus Zeiten, als man (mit gutem Recht) gegen Wackersdorf etc. streiten musste. Nachdem es diese Feindbilder nicht mehr gibt und keine Atomkraftwerke mehr gebaut werden, überträgt sich diese Wut auf jedes Nahverkehrsprojekt, das etwas teurer ist als die Tram Steinhausen. Und bei Autotunnels halten sich genau diese Nahverkehrsfreunde erstaunlich zurück - ich habe noch nie von Protest gegen den geplanten 6-spurigen Ausbau des Lochhausener Tunnels und der 8-spurigen A99 im Osten gehört. Aber beim ÖV hat jeder einzelne Tausend bessere Ideen.
Wenn man damals nicht den Transrapid als des Teufels Werk verhindert hätte, er wäre mittlerweile eröffnet, ohne dass deswegen ein einziges anderes Projekt nicht realisiert worden wäre - er wurde ja nicht gebaut und es wurde auch NICHTS anderes gebaut. Nicht mal läppische 800 Meter U-Bahn nach Martinsried, wofür man sich nur noch schämen muss.
vuxi
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Beitrag von vuxi »

Das wär eigentlich ein Geschäftsmodell. Überall wo was halbwegs umstrittenes Gebaut werden soll, lässt man sich dafür bezahlen in der Nähe ein noch viel verhassteres Projekt zu beantragen und mit geringem Fortschritt voranzutreiben.
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Iarn @ 24 Feb 2017, 20:35 hat geschrieben: Sehr gut zusammen gefasst!
Für mich bedeutet das zusammengefasst: wir bauen einfach jeden Scheiß, den sich irgendein Politiker ausdenkt, völlig Wurst wie teuer oder sinnvoll es ist. Ich sehe da auch nur bedingt Haß, wenn man kritisiert, dass ein Projekt bewußt billig gerechnet wird, was sich dann wenige Monate später als korrekt erweist. Was einen dann schon mit gemischten Gefühlen zurück lässt, wenn man dann auch noch dafür auf die Rübe bekommt, dass man Recht gehabt hat.
Entschuldige, was du da schreibst ist ein Freibrief zur Politikerprofilierung. Und klar nervt das die Menschen wenn nix vorwärts geht. Aber das gilt es zu ändern und nicht mit jedem Rotz zufrieden zu sein, nur weil es sonst nix gibt.
Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Hot Doc @ 25 Feb 2017, 13:05 hat geschrieben: und nicht mit jedem Rotz zufrieden zu sein, nur weil es sonst nix gibt.
Das ist aber das Ergebnis daraus. Im Endeffekt gibt's die große Lösung oder gar nichts.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Anscheinend scheint es jetzt gängige Praxis zu sein, die Haltezeit bei den Stadtbussen an Haltestellen auf unter 15 Sekunden zusammen zustreichen. Danke liebe MVG....
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Beitrag von JeDi »

Lazarus @ 25 Feb 2017, 14:25 hat geschrieben: Anscheinend scheint es jetzt gängige Praxis zu sein, die Haltezeit bei den Stadtbussen an Haltestellen auf unter 15 Sekunden zusammen zustreichen. Danke liebe MVG....
Reicht doch auch dicke, wenn wenig Andrang ist.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

JeDi @ 25 Feb 2017, 15:05 hat geschrieben: Reicht doch auch dicke, wenn wenig Andrang ist.
Achso, es reicht also, wenn sich die Tür einen Spalt öffnet und sofort wieder schliesst, weil eben der Busfahrer die Türfreigabe zurücknimmt? So, das es keinen Fahrgast möglich ist, zuzusteigen? Sorry, aber dann kann man den Busverkehr gleich einstellen, weil sinnlos.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Und ich dachte standardmäßig sind es bei Bus und Trambahn 10 Sekunden...bei U-Bahn 30 Sekunden. Aber unser Herr Lazarus weiß natürlich wieder alles besser...
Für den ÖPNV Ausbau Gegen Experimente und Träuereien. Eine Trambahn braucht einen eigenen Fahrweg, unabhängig vom MIV!
Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Lazarus @ 25 Feb 2017, 14:25 hat geschrieben: Anscheinend scheint es jetzt gängige Praxis zu sein, die Haltezeit bei den Stadtbussen an Haltestellen auf unter 15 Sekunden zusammen zustreichen. Danke liebe MVG....
Das passt genau warum in dieses Thema?
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Beitrag von Cloakmaster »

Daß er es Wohl als verkehrspolitische Vorgabe ansieht, den Busverkehr zu beschleunigen, und Reisezeiten zu verkürzen.
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Beitrag von Valentin »

JeDi @ 25 Feb 2017, 15:05 hat geschrieben: Reicht doch auch dicke, wenn wenig Andrang ist.
Es fehlen eindeutig noch die kräftigen Türen der U-Bahn. Sie sollten noch nachgerüstet werden. :ph34r:

Auf der U2 Feldmoching-Scheidplatz werden zunehmend die Türen nach Fahrplan geschlossen - unabhängig davon, ob Fahrgäste noch zusteigen oder nicht. Vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis die Fahrgäste daher ebenfalls unabhäbgig von aussteigenden Fahrgästen beginnen zuzusteigen. :blink:
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Valentin @ 25 Feb 2017, 17:06 hat geschrieben: Auf der U2 Feldmoching-Scheidplatz werden zunehmend die Türen nach Fahrplan geschlossen - unabhängig davon, ob Fahrgäste noch zusteigen oder nicht. Vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis die Fahrgäste daher ebenfalls unabhäbgig von aussteigenden Fahrgästen beginnen zuzusteigen. :blink:
Das habe ich am Hauptbahnhof auf der U2 tatsächlich schon beobachtet, das viele mittlerweile andere nicht mehr erst aussteigen lassen, sondern trotzdem in den Zug gedrängt haben....
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Lazarus @ 25 Feb 2017, 15:25 hat geschrieben:Anscheinend scheint es jetzt gängige Praxis zu sein, die Haltezeit bei den Stadtbussen an Haltestellen auf unter 15 Sekunden zusammen zustreichen
An der Oberfläche gibt es keine Haltezeiten.
Danke liebe MVG....
Danke Merkel!
Achtung! Entladezeit länger als 1 Minute!
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Beitrag von JeDi »

Lazarus @ 25 Feb 2017, 15:17 hat geschrieben: Achso, es reicht also, wenn sich die Tür einen Spalt öffnet und sofort wieder schliesst, weil eben der Busfahrer die Türfreigabe zurücknimmt? So, das es keinen Fahrgast möglich ist, zuzusteigen? Sorry, aber dann kann man den Busverkehr gleich einstellen, weil sinnlos.
In 15 Sekunden kann man bequem einen Fahrgastwechsel durchführen, selbst auf EBO. Davon, dass die Türen nicht mal geöffnet wurden, war deinerseits nicht die Rede.
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Beitrag von mq- »

viafierretica @ 24 Feb 2017, 21:31 hat geschrieben:Und bei Autotunnels halten sich genau diese Nahverkehrsfreunde erstaunlich zurück - ich habe noch nie von Protest gegen den geplanten 6-spurigen Ausbau des Lochhausener Tunnels und der 8-spurigen A99 im Osten gehört.
Naja, seinerzeit beim Bürgerbegehren gegen die Ringtunnels (und u.A. für die Projekte der integrierten ÖPNV-Planung) waren so gut wie alle dabei, und das nicht nur auf dem Papier. Beim MIV gehts halt meistens nur dann um konkrete Projekte, wenn sie in direkter Konkurrenz zum ÖV stehn.

Im Übrigen sind die umwelt- und/oder nachhaltigkeitsorientierteren Gruppen eh schon ziemlich pervers ÖPNV-geil. Ist in der Beziehung ja bloß das etwas geringere Übel. Mit euch halten sie halt nicht ganz mit.
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Bayernlover @ 25 Feb 2017, 14:31 hat geschrieben: Das ist aber das Ergebnis daraus. Im Endeffekt gibt's die große Lösung oder gar nichts.
Das ist so falsch wie gefährlich. Je mehr so denken, desto eher stimmt es leider auch. Und es gibt genug Politiker, die genau mit dieser Angst, es würde sonst nix geben, ihre Politik trotz oft deutlicher Zweifel durchsetzen.
Je mehr Menschen sich dagegen wenden und am besten für eine Alternative aussprechen, desto höher werden die Chancen. Aber wenn die CSU mit genau der Angstpolitik auch noch zulegen kann, dann wird sich natürlich nix ändern.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Jetzt komt aber noch der Effekt, dass all diese Proteste nur zu Verzögerungen führen, von denen niemand was hat.
Wahrscheinlich hat man bei der zweiten Stammstrecke Jahre verloren, sich mit Irrwegen wie diversen Vorschlägen der Schlangenöl Verkäufer V& R auseinander zu setzen, statt sich um eine Finanzierung zu kümmern.
Die meisten Preissteigerungen des Projekts kamen ja nur daher, dass Bauen immer teurer wird.

Und haben die Südringbefürworter ihren Südring bekommen oder die Haidhausener NIMBYs* ihre Ruhe ? Nein.

Ich bin dafür, jedes Projekt einmal auf den Prüfstand zu stellen und Alternativen abzuwägen. Aber nur einmal und nicht zehnmal. Und wenn eine Entscheidung gefallen ist, muss man sie auch zeitnah umsetzen. Und ich finde es gehört zu einem funktionierenden Gemeinwesen dazu, dass man irgendwann mal einsieht, dass man sich mit der eigenen Idee nicht durchsetzen konnte. Und dann konstruktiv versuchen, bei Details oder dem nächsten Projekt was auf die Beine zu stellen. Das fehlt mir generell, auch nach dem Transrapid Ende, waren alle Gegner ja plötzlich zufrieden und keiner der gegen den Transraüid demonstriert hat, hat später für eine S-Bahn demonstriert.

* Ich habe lange Zeit in Haidhausen gewohnt, die gleichen Protagonisten wie heute kämpften damals gegen Freischankflächen und Kneipen Öffnungszeiten.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Um wieder zum Thema zu kommen, wir haben seit einiger Zeit und wohl auch in Zukunft ein Bevölkerungswachstum von 2%. Dazu kommt das ebenfalls wachsende Umland. Da in den letzten Jahren/Jahrzehnten das Angebot nicht proportional mitgewachsen ist, sind fast alle Innenstadtlinien zu voll. Zusätzlich will man eigentlich den Modal Split in Richtung ÖPNV verschieben, das muss man auch, weil das Straßennetz dem Bevölkerungswachstum auch nicht standhält.
Das bedeutet um die Situation in der HVZ wieder etwas zu entspannen und mehr Leute in die Öffis zu bringen, müsste eigentlich in den nächsten Jahren richtig hingeklotzt werden.

Aktuell in der Pipeline ist folgendes:
2. Stammstrecke (Baubeginn April)
U6 Martinsried. zwar sehr sinnvoll, wirkt aber fast nur vor Ort
U5 Pasing: drüber wurde hier schon genug gestritten
Westtangente: wird wohl auch von der CSU nicht verhindert als Kompensation zur U5
Taktverdichtung U2 und U6 in der realen Umsetzung schon ewig verspätet

Frühestens ab 2030:
U4 Engschalking und ostwärts
U9 ???
S8 4 Gleise (eher 2037+)

Wenn man sich die halbwegs sicheren Maßnahmen ansieht, frage ich mich ob das unter den oben genannten Punkten reicht bis 2030? Ich sage nein. Da müsste eigentlich schon wesentlich mehr in der Pipeline sein, dass wir irgendwie bis 2030 hinkommen.
Da fehlt mir ein Masterplan, wie man irgendwie durch die 20er Jahre kommt und der fehlt eigentlich schon seit 2000, spätestens 2010. Es gibt zwar Nahverkehrspläne, die alle Jubel Jahre aktualisiert werden. Aber die sind zu unverbindlich, da stehen oft Maßnahmen 30 Jahre lang drin, ohne dass ein Bagger rollt.
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Was man nicht vergessen darf: eine Verschiebung des Modal Split zugunsten des ÖPNV wäre ja prinzipiell sogar sofort und ohne weitere Netzausbauten möglich. Man müsste nur einfach mal bereit sein, massiv Taktverdichtungen auf den Bestandslinien anzubieten - und dafür eben auch mal entsprechende Tranchen Fahrzeuge bestellen und Fahrpersonal einstellen.

Solange permanent überlastete Hauptlinien wie der 19er selbst im Berufsverkehr mit ihrem Takt 10 dauerhaft verhungern, und es im Fuhrpark ständig irgendwelche Problemchen und Unwägbarkeiten gibt (und sei es nur, dass auf den baustellenbedingten 18Ost/19Ost-Verbund ab heute keine Varios und Avenios dürfen), die zum Einsatz von R2 bei besagtem 10er-Takt führen, darf man sich nicht wundern, wenn einfach niemand, der irgendeine andere Wahl hat, sich diese Verkehrsmittel noch antut.

Selbst der von den Grünen vor einigen Jahren mal vorgeschlagene ganztätige Takt 5 auf den U-Bahn-Linien wurde ja abgeschmettert von Stadträten anderer Parteien mit der Aussagen, was Münchens Nahverkehr braucht, sei "langsame Evolution statt sofortiger Revolution" - etwas, das ich ganz anders sehe; bei all den bestehenden Problemen wäre eine Revolution beim Angebot im Bestandsnetz dringendst geboten. Leider kommt hier das kleinkarierte Denken wie in der Stadtverwaltung eines schrumpfenden Erzgebirgskaffs durch, das die bestehenden Probleme entweder komplett ignoriert oder als irrelevant abtut.

Dann gibt es noch die Beschwichtiger selbst unter den Nahverkehrsfans, wie hier immer wieder Hot Doc seine Meinung äußert, dass nach St. Emmeram das bestehende Angebot auch künftig prima reichen wird, wenn der 16er erstmal Vierteiler statt Dreiteiler hat, und dass sowieso alles prima ist, weil auf dem Papier seit 15 bis 30 Jahren alle Schnellbahn-Entlastungsstrecken im Zentrum schon papiertigernd existent sind. Mein Gegenvorschlag wäre, dass wir den Betrieb zum Beispiel auf der Emmeramtram gleich auf einen Stundentakt mit Solobus-SEV ausdünnen, denn in München kann man auch prima blaue Leihradl fahren oder zu Fuß gehen, vor allem wenn man 10 Kilometer weit weg von seinem Wohnort arbeitet.

Derweil zahlt die Stadt mittlerweile für ihre finanziellen Rücklagen Minuszinsen in Millionenhöhe an die Banken. Da wird das Geld, das im Nahverkehr trotz aller Überschüsse nicht investiert wird, gleich super genutzt.
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Beitrag von NJ Transit »

Oliver-BergamLaim @ 27 Feb 2017, 13:19 hat geschrieben: Was man nicht vergessen darf: eine Verschiebung des Modal Split zugunsten des ÖPNV wäre ja prinzipiell sogar sofort und ohne weitere Netzausbauten möglich.
Nein, damit wird die Zuverlässigkeit noch katastrophaler als heute schon. Es krankt an so vielen Stellen. Klar - doppelte Anzahl Tramzüge passen locker in den Bahnhof 2. Klar, Takt 5 aufm 19er einfach so macht nicht noch schlimmeres Chaos zwischen Hauptbahnhof Süd und Stachus Nord. Dann die immer noch zu vielen Wendeschleifen ohne Überholmöglichkeit. Dein prinzipiell umfasst ein paar zu viele Kleinigkeiten, die sich aber dann doch aufaddieren zu einem großen Problem.
Ohne Ausbau der Betriebshofskapazitäten, der Innenstadtabschnitte bei Tram und U-Bahn und der Schaffung von mehr Redundanz innerhalb der Netze sind Taktverdichtungen Augenwischerei, da das Chaos das selbe bleibt.
Freizügiger Fahrzeugeinsatz ist übrigens vermutlich ein Thema, das für die nächsten 30 Jahre erstmal tot ist, sobald die ersten Traktionszüge da sind.
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SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

NJ Transit @ 27 Feb 2017, 13:42 hat geschrieben: Klar - doppelte Anzahl Tramzüge passen locker in den Bahnhof 2. Klar, Takt 5 aufm 19er einfach so macht nicht noch schlimmeres Chaos zwischen Hauptbahnhof Süd und Stachus Nord. Dann die immer noch zu vielen Wendeschleifen ohne Überholmöglichkeit. Freizügiger Fahrzeugeinsatz ist übrigens vermutlich ein Thema, das für die nächsten 30 Jahre erstmal tot ist, sobald die ersten Traktionszüge da sind.
Dann arbeiten wir mit mehr Durchbindungen. 22er auf 19-West bis Pasing. 21er auf 19-Ost bis St. Veit-Straße. Die Anzahl der Fahrten an den Innenstadtknoten bleibt exakt gleich. Pasing und St. Veit-Straße haben beide ein Überholgleis und genug Platz für mehr wendende Fahrzeuge. Zur Not kann man auch am Willibaldplatz drehen. Überschüssige Fahrzeuge kann man auch bewacht im Außennetz abstellen, zum Beispiel in der großzügigen Ackermannschleife, wenn man die ein bisschen herrichtet und einzäunt.

Es würde alles gehen.

In München will man nur einfach nicht. Ganz generell will man bei den verantwortlichen Stellen nicht und tut jeden Vorschlag als von vornherein völlig unmöglich ab.

Leute, es geht nicht darum, dass Avenios im 3er-Takt zum Mars schweben sollen! Und für das Problem mit den völlig irrsinnigen Traktionszügen ist man mit all seinem Geiz und fehlenden Weitblick selbst verantwortlich, da hört bei mir das Mitleid bezüglich freizügigem Fahrzeugeinsatz echt auf!
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Beitrag von Cloakmaster »

Im Tramnetz ja - aber bei der U-Bahn? Wurde der 2-Minuten-Takt denn überhaupt schon mal im Fahrgastbetrieb gefahren, und wenn ja, auf welchem Abschnitt? Ich würde gerne mal einen Sonntag dazu nutzen, einen _wirklich_ dichten Takt auf eienr der Stammstrecken zu fahren. 120 Sekunden, 110, 100, 90...? Das ganze bewusst an einem Sonntag, weil man da wohl noch einigermassen viele Fahrzeuge rumstehen hat, Es ginge natürlich auch der Spätverkehr nach 22 Uhr. Da hat es natürlich nicht die Fahrgastmassen wie zur Hauptverkehrszeit, darum kann man da besser "experimentieren", was die technische Machbarkeit angeht.

Beispielsweise sehe ich die Wendeanlagen als begrenzenden Faktor an. In Holzapfelkreut wurde jahrelang im Takt 2.5 gewendet - wie ging das rein praktisch von sich?
Minute 0: Zug 1 kommt an
Minute 0.5 Zug 1 in Astellgleis-1
Minute 2.5 Zug 2 kommt an
Minute 3: Zug 2 in Abstellgleis-2
Minute 5: Zug 3 kommt an
Minute 5.5 Zug 3 in Abstellgleis 3
Minute 7.5: Zug 4 kommt an.
Minute 7.5: Spätestens jetzt muss Zug 1 die Abstellung wieder räumen, und auf das Abfdahrtsgleis rücken, um Platz für den nächsten Zug zu machen.
Minute 8: Zug 4 fährt in Abstellgleis 1.

Damit hätte man gerade einmal 7 Minuten Wendezeit. Wirklich viel ist das in meinen Augen nicht - auch wenn die MVG-Planer es durchaus drauf haben, noch engere Wendezeiten zu planen. Und: Soweit ich weiss, hat nicht jeder Endbahnhof der U-Bahn 3 Abstellgleise zur Verfügung, Teilweise sind es nur 2. Ok, dafür hat man keine Linienbündel mehr an Endbahnhöfen, aber mit einem angedachten Takt 4/4/2 auf zB U2 oder U6 verlängert sich die maximale WEndezeit auf immer noch nicht wirklich üppige 8 oder 9 Minuten.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Cloakmaster @ 27 Feb 2017, 14:09 hat geschrieben: Wurde der 2-Minuten-Takt denn überhaupt schon mal im Fahrgastbetrieb gefahren, und wenn ja, auf welchem Abschnitt?
Auf der U2 gab es schon mal einzelne Tage, an denen 3 von 4 HVZ Verstärkern gefahren sind.
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Beitrag von NJ Transit »

Oliver-BergamLaim @ 27 Feb 2017, 14:00 hat geschrieben: Dann arbeiten wir mit mehr Durchbindungen. 22er auf 19-West bis Pasing. 21er auf 19-Ost bis St. Veit-Straße. Die Anzahl der Fahrten an den Innenstadtknoten bleibt exakt gleich.
Das ist wahr, das bereits heute üble Chaos vor Stachus Nord löst das allerdings auch nicht. Genauso wie der Knoten Müllerstraße vermutlich mittelfristig absäuft, wenn man einfach so 27er und 28er irgendwo hin weiterführt.
Ich bleibe dabei - mit Stückwerk kommt man inzwischen nicht mehr weit. Es braucht endlich eine ganzheitliche, das gesamte Netz betrachtende Verkehrsplanung, die nicht einfach irgendwo eine Neubaustrecke drandübelt und sich keinen Kopf darüber macht, was das am anderen Ende der Stadt für Konsequenzen hat.
Iarn @ 27 Feb 2017, 14:31 hat geschrieben:Auf der U2 gab es schon mal einzelne Tage, an denen 3 von 4 HVZ Verstärkern gefahren sind.
Es gab auch schon Tage, an denen alle vier draußen waren. Soll zwar selten sein, kommt aber ab und zu mal vor.
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SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
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