Wochenendausflug in die lausitzer Provinzmetropole

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146225
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Beitrag von 146225 »

Da muss ich auch noch mitmischen: rein von der ruhigen, entspannten Atmosphäre her fand ich Frankfurt (Oder) eine Reise wert, wogegen Chemnitz bei mir so der Prototyp der grattligen und nachholbedürftigen "Ost-Stadt" ist, spricht mich einfach nicht an. Halle dagegen mochte ich so ziemlich sofort. Und Görlitz ist durchaus touristisch bekannt zwischenzeitlich, im Sommer triffst Du dort in der Altstadt und an der Neissebrücke mehr Touris als Einheimische...
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Lobedan @ 19 Feb 2017, 08:22 hat geschrieben: In dieser Zusammenstellung fehlen jetzt mindestens noch Jena und Erfurt. Ersteres bietet in meinen Augen auch eine sehr interessante Mischung aus altem Stadtkern und vielen neueren, industriell geprägten Ecken. Und Erfurts Altstadt ist für mich eine Instanz für sich. Überlaufene Hauptwege und dazwischen viele ruhige Gassen, die fast wie ein Geheimtipp aus dem Lonley Planet wirken. Dazu sehr viel tolle Gastronomie in teils mittelalterlichen Ambiente.
In Erfurt verstehe ich nicht dass sie oben die Zitadelle so verkommen lassen oder wieso das nicht mal saniert wird? Da steht einiges leer und verbrettert und das als eines der touristischen Highlights der Stadt.
Ich kenne keine andere Stadt wo es das in der Form gibt oder mir bekannt ist.

Ansonsten ist die Stadt natürlich ansehnlich. Aber es war in den letzten beiden Wochen ja eine tolle Doku in der ARD:
Teil 1
Teil 2

Da wurde ja erwähnt dass nach dem Krieg mehr historische Substanz zerstört wurde als im Krieg selber. Manche Städte wie Hannover haben ja richtig gewütet und ihre Innenstädte zerstört. Köln ist auch ein städtebauliches Negativbeispiel der autogerechten Stadt.
Erfurt war ja auch schon auf einer Umbauliste, nur ist da das Ende der DDR zuvorgekommen.
Sogar in Regensburg gab es Planungen einer Schnellstraße direkt an der Donau und von Abrissen der historischen Bauwerke für breiteren Straßenraum und "moderne" Bauwerke. Man stelle sich das mal vor, dann wäre das heute kein Welterbe, denn diese hässliche Nachkriegsarchitektur haben ja die meisten Städte.

Ich glaub in München wurde auch viel nach dem Krieg zerstört, wobei es im Vergleich natürlich eh weniger historische Substanz gab, da die Stadt wie Berlin eher relativ jung ist und nicht zu den mittelalterlichen Zentren gehört. Auch heute fehlt der Stadt ja das gewisse Etwas, ein historischer Kern usw.
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Lobedan
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Beitrag von Lobedan »

Bei der Zitadelle würde ich einfach sagen: Wo willst du anfangen? Womit? Rekonstruktion? So viel Sehenswertes steht da oben nicht mehr, nichts im Vergleich z.B. zur Nürnberger Burg. Sondern eher sowas wie die Ulmer Wilhelmsburg: Ist eben da, man kümmert sich ein bisschen darum, aber Highlight ist was anderes. In Erfurt sind die Highlights eher der Dom, das Rathaus und natürlich die Krämerbrücke. Die vielen Gassen dazwischen mit all ihren versteckten Schätzen und Kleinoden. Selbst die sanierten Bauten am Bahnhofsplatz finde ich sehenswerter als die Zitadelle.
TravellerMunich
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Beitrag von TravellerMunich »

DSG Speisewagen @ 19 Feb 2017, 11:56 hat geschrieben: Ich glaub in München wurde auch viel nach dem Krieg zerstört, wobei es im Vergleich natürlich eh weniger historische Substanz gab, da die Stadt wie Berlin eher relativ jung ist und nicht zu den mittelalterlichen Zentren gehört. Auch heute fehlt der Stadt ja das gewisse Etwas, ein historischer Kern usw.
Der historische Kern ist da und besonders abseits der Fußgängerzone auch mit teils alten Gebäuden und Strukturen noch immer zu entdecken - mehr als in jeder anderen deutschen Stadt mit über 500.000 Einwohnern.

Klar gab es die Kriegszerstörungen, aber mittelalterliche Fachwerkhäuser findet man eigentlich vorwiegend in den Städten, in denen die Entwicklung stehen geblieben ist bzw. wo es weniger umtriebige Herrscher gab als in München. München wurde auch in der Renaissance und im Barock kräftig überformt. Das ging dann bis zum Rathausbau im 19. Jahrhundert.

Aber München war auch im Mittelalter nicht unbedeutend, schau Dir mal die Stadtansicht an: https://de.wikipedia.org/wiki/Münchner_Stad...ik-muenchen.jpg
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Beitrag von 146225 »

Der ins Archiv entsandte Korrespondent hat als kleine Ergänzung zu diesem Beitrag noch drei Cottbusser Trambilder aus dem Sommer 2014 für euch ausgegraben:

Bild

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Auch als kleines Dankeschön für den Reisebericht und die daraus entstandene Diskussion. :)
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

TravellerMunich @ 19 Feb 2017, 19:39 hat geschrieben: Der historische Kern ist da und besonders abseits der Fußgängerzone auch mit teils alten Gebäuden und Strukturen noch immer zu entdecken - mehr als in jeder anderen deutschen Stadt mit über 500.000 Einwohnern.
Dem würde ich widersprechen, weil meiner Meinung nach in der Größenordnung über 500.000 Einwohner definitiv Leipzig die deutsche Stadt mit der meisten erhaltenen Vorkriegs-Bausubstanz ist. Da kann München m.E. nicht ansatzweise mithalten, zumal in München viele historische Bauten bei Wiederaufbau oder Nachkriegssanierungen massiv entstuckt wurden und daher mittlerweile recht schmucklos dastehen, selbst wenn es Altbauten sind.

Man muss auch die historische Entwicklung beider Städte verstehen - Leipzig hatte 1919 mit 604.000 Einwohnern fast so viele wie München mit damals 630.000. Die historischen Teile Leipzigs sind also fast genauso groß wie die historischen Teile Münchens, nur mit dem Unterschied, dass die Bausubstanz im 2. Weltkrieg in Münchens Zentrum zu 90% zerstört wurde, in Leipzigs Zentrum hingegen "nur" zu etwa 55%. Selbst wenn man dann noch berücksichtigt, dass zu DDR-Zeiten teilweise noch weitere historische Bauten Leipzigs abgetragen statt saniert wurden, während in München eher saniert statt abgetragen wurde, weist Leipzig definitiv bis heute das in sich geschlossenere, originalere und stimmigere historische Stadtbild auf, vor allem auch, weil dort nicht entstuckt wurde wie in München bei vielen Altbau-Wohnhäusern.

Unter den westdeutschen Großstädten dieser Größenordnung würde ich allerdings auch München als Stadt nennen, die trotz vieler gesichtsloser 50er-Jahre-Bauten insgesamt noch die meisten historischen Bauten im Zentrum zu bieten hat.

Alles andere an deutschen Großstädten, was den 2. Weltkrieg aus unterschiedlichen Gründen relativ unbeschadet überstanden hat, sind kleinere Großstädte wie Lübeck, Heidelberg, Regensburg, Erfurt und Halle/Saale.
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Beitrag von 146225 »

Oliver-BergamLaim @ 19 Feb 2017, 22:53 hat geschrieben: Unter den westdeutschen Großstädten dieser Größenordnung würde ich allerdings auch München als Stadt nennen, die trotz vieler gesichtsloser 50er-Jahre-Bauten insgesamt noch die meisten historischen Bauten im Zentrum zu bieten hat.
Da höre ich schon den Widerspruch aus Franken - was ist mit Nürnberg?
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Beitrag von TravellerMunich »

146225 @ 20 Feb 2017, 07:02 hat geschrieben:
Oliver-BergamLaim @ 19 Feb 2017, 22:53 hat geschrieben: Unter den westdeutschen Großstädten dieser Größenordnung würde ich allerdings auch München als Stadt nennen, die trotz vieler gesichtsloser 50er-Jahre-Bauten insgesamt noch die meisten historischen Bauten im Zentrum zu bieten hat.
Da höre ich schon den Widerspruch aus Franken - was ist mit Nürnberg?
Stimmt, Nürnberg hat in den letzten Jahren tatsächlich die Marke von 500.000 Einwohnern überstiegen und wäre daher trotz vieler 50er-Jahre-Bauten dennoch als Schmuckstück anzusehen.

Leipzig hat tatsächlich die meiste unzerstörte Vorkriegssubstanz, aber die dann vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert.

Es ist jedenfalls kein Zufall, dass Touristen gerne nach München kommen, denn aus deren Sicht ist es tatsächlich eine historische Stadt.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Oliver-BergamLaim @ 19 Feb 2017, 23:53 hat geschrieben: Unter den westdeutschen Großstädten dieser Größenordnung würde ich allerdings auch München als Stadt nennen, die trotz vieler gesichtsloser 50er-Jahre-Bauten insgesamt noch die meisten historischen Bauten im Zentrum zu bieten hat.

Alles andere an deutschen Großstädten, was den 2. Weltkrieg aus unterschiedlichen Gründen relativ unbeschadet überstanden hat, sind kleinere Großstädte wie Lübeck, Heidelberg, Regensburg, Erfurt und Halle/Saale.
Finde den Fehler. München ist eine süddeutsche Großstadt. Eine westdeutsche Großstadt ist für mich Köln oder Düsseldorf. Wir haben 2017 und daher lasse ich keine andere Einteilung als die geographische gelten.

Es gibt die kleineren Großstädte die den Krieg relativ unbeschadet überstanden haben, andere wie Würzburg nicht so gut und Würzburg ist zwar immer noch eine schöne Stadt, hat aber viel verloren.
Aber wie ich oben schon erwähnt habe, nach dem Krieg wurde viel mehr historische Substanz zerstört als im Krieg. Stell dir mal vor in Regensburg hätte man die Planungen (siehe die oben verlinkte Doku) wirklich umgesetzt, das wäre eine gesichtslose Stadt wie Köln wo neben dem Dom kaum was historisches vorhanden ist und dabei noch die Verschandelung mit Domplatte, Schnellstraße durch die Stadt usw.

Nürnberg ist von den Städten über 500.000 Einwohnern eindeutig schöner als München, auch wenn leider auch viel historische Bausubstanz verloren ging.
Das große Problem, in meinen Augen, von München ist auch seine flache Lage, es gibt keine richtige Erhebung und genau so etwas wie in Stuttgart mit den Weinbergen oder Nürnberg mit dem Burgberg macht auch eine Stadt aus.

Wann wurde denn der Kaufhof am Marienplatz gebaut? Das war ja auch nicht 45. Ein Beispiel wie man die Innenstadt zerstören kann.

Die Touristen kommen sicher gerne nach München, zum einmal anschauen ganz nett. Aber was ist dann? München hat doch seit 1972 keine Visionen mehr. Eine moderne Stadt muss sich auch erneuern und neue touristische Highlights setzen, da ist wenig entstanden seither (BMW-Welt, wer es mag oder die Allianz-Arena vielleicht). Wenn man sieht was man aus der Messestadt gemacht hat und welche Möglichkeiten diese architektonisch geboten hat.
Man stelle sich mal vor Rotterdam hätte so eine Langeweile an den Tag gelegt in den letzten Jahrzehnten, nachdem die Stadt ja eine der ersten im Krieg war die total zerstört wurde. Da entwickelt sich was, da entsteht auch was neues was man wieder gesehen haben muss und da ist nicht der höchste Kirchturm die ewig währende Höhengrenze.
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Beitrag von JeDi »

DSG Speisewagen @ 20 Feb 2017, 12:30 hat geschrieben: Finde den Fehler. München ist eine süddeutsche Großstadt.
Oder wenn man schon West-Ost einteilen will, definitiv eine Ostdeutsche. Fun Fact am Rande: Als Kind dachte ich mal, dass Bayern zur DDR gehört hat. Ist auf der Karte ja schließlich eindeutig Ostdeutschland ;-)
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Beitrag von NJ Transit »

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Beitrag von Catracho »

DSG Speisewagen @ 20 Feb 2017, 13:30 hat geschrieben: Finde den Fehler. München ist eine süddeutsche Großstadt. Eine westdeutsche Großstadt ist für mich Köln oder Düsseldorf. Wir haben 2017 und daher lasse ich keine andere Einteilung als die geographische gelten.
Finde den Fehler:
ist für mich
und daher lasse ich
Deine subjektiven Ansichten sind nicht allgemeingültig und für andere verpflichtend oder gar zu berücksichtigen, wenn es um ihre Wortwahl geht. Auch wenn Du es immer wieder versuchst. Aus dem Zusammenhang geht eindeutig hervor, wie Oliver diese Bezeichnung gemeint hat. Historisch/politisch gefärbt, nicht geographisch. Ist sein gutes Recht und jeder wusste trotzdem, wie und was er gemeint hat. Da musst du nicht schon wieder mit deiner Agenda um die Ecke kommen.

Mfg
Catracho
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TramBahnFreak
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Beitrag von TramBahnFreak »

DSG Speisewagen @ 20 Feb 2017, 12:30 hat geschrieben: München ist eine süddeutsche Großstadt. Eine westdeutsche Großstadt ist für mich Köln oder Düsseldorf. Wir haben 2017 und daher lasse ich keine andere Einteilung als die geographische gelten.
Es geht um die historische Entwicklung.
Wenn du hier die deutsche Geschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vollständig ausklammerst, grenzt das an Realitätsverweigerung.
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