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146225
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Beitrag von 146225 »

Cloakmaster @ 11 Mar 2017, 09:10 hat geschrieben: Doch, es ist übertrieben. Echte Armut ist in Deutschland ziemlich ausgeschlossen, bei der arbeitenden Bevölkerung erst recht. Beschämend ist allerdings, wenn ein Vollzeit-Lohn nicht zum Lebensunterhalt ausreicht, und mit Lohnersatzleistungen aufgestockt werden muss. Wobei der Tenor schon stimmt: Kosten lassen sich weit besser und weit sinnvoller mit einer Neuorganisation einsparen, als mit einem Griff in den Geldbeutel der Angestellten.
Es bringt vor allem auch wenig, dann wegen der nicht attraktiven Arbeitsplätze nicht vorhandenen Arbeitskräften erklären zu wollen, dass sie eigentlich nicht arm wären - das löst im realen Klinikalltag halt auch keine Probleme.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Mark8031
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Beitrag von Mark8031 »

Cloakmaster @ 11 Mar 2017, 09:10 hat geschrieben: Doch, es ist übertrieben. Echte Armut ist in Deutschland ziemlich ausgeschlossen, bei der arbeitenden Bevölkerung erst recht. Beschämend ist allerdings, wenn ein Vollzeit-Lohn nicht zum Lebensunterhalt ausreicht, und mit Lohnersatzleistungen aufgestockt werden muss.
Jetzt weiß ich, wen Oskar Lafontaine hier gemeint hat, mit denjenigen, die Armut weglügen wollen.
Diese Menschen, die in einem Eisenbahnforum pro Auto argumentieren und in ihrer Kleinsichtigkeit ständig für das Auto Werbung machen, finde ich hier schon etwas deplaziert.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Ist halt die Frage wie definierst du Armut.
Und was ist mit sebstverschuldeter Armut?
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Beitrag von Cloakmaster »

Deswegen nannte ich es ja echte Armut. Wirklich nichts zu haben, kein Dach über dem Kopf, kein Geld, keine Kleidung, nicht zu wissen, ob es heute überhaupt etwas zu essen geben wird - geschweige denn den Luxus einer warmen Mahlzeit. Das ist Armut. Und davon ist man in Deutschland meilenweit entfernt. Selbst als Obdachloser liebt man hierzulande besser, als wirklich arme Menschen in anderen Teilen der Welt.

Heutzutage stehen einer allein lebenden Person 45m² Wohnfläche zu, nach den geltenden HatzIV-Sätzen. Noch in den 1950ern hätte das gereicht, um drei komplette Familien unterzubringen.
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Beitrag von Bayernlover »

Ja, das scheint der Anspruch der Stadt München zu sein. Egal, ob Krankenschwester oder Busfahrer. Hauptsache billig.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Deswegen nannte ich es ja echte Armut. Wirklich nichts zu haben, kein Dach über dem Kopf, kein Geld, keine Kleidung, nicht zu wissen, ob es heute überhaupt etwas zu essen geben wird - geschweige denn den Luxus einer warmen Mahlzeit.
Die sollte es in Deutschland nicht geben...
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Beitrag von Cloakmaster »

Jean @ 11 Mar 2017, 15:08 hat geschrieben: Die sollte es in Deutschland nicht geben...
Und wo genau gibt es sie?
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Bayernlover @ 11 Mar 2017, 12:31 hat geschrieben: Hauptsache billig.
Nachhaltig und Wirtschaftlich!
Achtung! Entladezeit länger als 1 Minute!
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Cloakmaster @ 11 Mar 2017, 10:10 hat geschrieben: Doch, es ist übertrieben. Echte Armut ist in Deutschland ziemlich ausgeschlossen, bei der arbeitenden Bevölkerung erst recht. Beschämend ist allerdings, wenn ein Vollzeit-Lohn nicht zum Lebensunterhalt ausreicht, und mit Lohnersatzleistungen aufgestockt werden muss. Wobei der Tenor schon stimmt: Kosten lassen sich weit besser und weit sinnvoller mit einer Neuorganisation einsparen, als mit einem Griff in den Geldbeutel der Angestellten.
Das ist zynisch und menschenverachtend!
Nur weil es anderswo noch schlimmer ist, ist das also in Ordnung oder nicht so schlimm? Da hilft auch das relativieren nicht mehr dass es beschämend ist. Es ist ein Skandal.

Das Prinzip von Angebot und Nachfrage ist scheinbar eine Einbahnstraße und damit würde das bedeuten dass die Marktwirtschaft nicht mehr funktioniert. Hier haben wir zu wenig Nachfrage seitens der Arbeitnehmer auf das Angebot der Arbeitgeber. Diese müssten daher logischerweise das Angebot verbessern. Machen sie aber nicht, im Gegenteil!

Das Klinikpersonal sollte sich zu organsieren, nur so kann man vorgehen. Die SPD beweist hier auch wieder mal was sie noch mit sozial gemein hat (erinnert sei hier auch an die verachtende Äußerung vom alten OB, der meinte die Gehälter der MVG müssen weiter abgesenkt werden, so in etwa).
In Frankreich würde bei solchen Entscheidungen nicht lange gefackelt, da gäbe es 10 Minuten nach Verkündung schon einen Aufstand.

Wahrscheinlich erhöht sich der Vorstand noch die Gehälter und schön, beim Personal das eh unterbesetzt ist spart man. Darunter wird ja nicht nur das Personal, sondern auch die Patienten (vornehmlich natürlich die unwichtigen Kassenpatienten) leiden.
Deswegen nannte ich es ja echte Armut. Wirklich nichts zu haben, kein Dach über dem Kopf, kein Geld, keine Kleidung, nicht zu wissen, ob es heute überhaupt etwas zu essen geben wird - geschweige denn den Luxus einer warmen Mahlzeit. Das ist Armut. Und davon ist man in Deutschland meilenweit entfernt. Selbst als Obdachloser liebt man hierzulande besser, als wirklich arme Menschen in anderen Teilen der Welt.
Unser Maßstab bei Armut ist aber die westliche Welt und da ist das pure Armut.
Es hilft doch keinem weiter zu sagen andere sind ärmer, also sei zufrieden. Wichtig ist dass man die Zustände anderswo verbessert, aber deswegen darf man solche Zustände bei uns nicht akzeptieren.

Eine Krankenschwester, ein Altenpfleger oder ein MVG-Mitarbeiter in München müssen nicht nur so viel verdienen dass sie davon in München überleben können, sondern so dass sie auch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können (dazu gehören auch Restaurant- oder Kinobesuche, alles kein Luxus).
Ansonsten kommen da soziale Folgekosten auf uns zu die am Ende höher sind, aber da wird halt wieder nur von 12 bis Mittag gedacht.

Es ist jedenfalls in einem der reichsten Länder Europas (mit nebenbei einer der größten Ungleichgewichte laut Studien) ein Skandal wie man mit hart arbeitenden Menschen umspringt. Leistung muss sich lohnen gilt halt nur für die die immer weich fallen, egal ob sie Fehlentscheidungen machen, Millionen/Milliarden versemmeln usw., sie gehen immer mit mehr raus als rein. Bei den normalen Arbeitnehmern geht es dagegen weiter nach unten.

Das Personal sollte sich das nicht gefallen lassen.
Da müssten Medien jeden Tag die unsoziale Haltung der Stadt anprangern, die Luxusposten zeigen und vergleichen mit der einfachen Krankenschwester, hohen gesellschaftlichen Druck ausüben. Da wären jetzt auch die Medien gefordert die Stadt in die Rolle der bösen, unsozialen Krake zu stellen.
Die Personale müssten protestieren bis zum geht nicht mehr, in der Öffentlichkeit, Flugblätter, Dienst nach Vorschrift usw.
Da müsste man einen schweren Kampf gegen diese menschenverachtende Politik entfachen.

Die Kritik der Linken zielt genau auf die Schwächen einer der reichsten Städte Europas. Soziale Verantwortung, Gewissen und moralische Kompetenz scheinen da nicht zu Hause zu sein.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Süddeutsche das Volksbegehren zum raschen Steinkohle Ausstieg hat genügend Unterschriften. Wahrscheinlich wird bald abgestimmt.

Obwohl ich den Ausstieg prinzipiell richtig finde, halte ich den Zeitplan für über ambitioniert.

Evtl hätte auch ein erfolgreiches Begehren Auswirkungen auf den Bahnverkehr, weil dann die Kohle Ganzzüge zum HKW Nord wegfielen.
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Balduin
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Beitrag von Balduin »

Wahlk®ampf im Sommerloch, ähnlich wie die Stamm2-Klage oder das ewige Dieselgeiere...

Strom kommt ja bekanntlich unendlich aus der Steckdose. Stattdessen Schrödergas verfeuern mag zwar auch etwas umweltfreundlicher sein - aber dann darf man sich nicht mehr beschweren dass der Zar uns noch mehr auf die Nerven geht...
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Ja wobei hier halt wieder das Problem der Volksbegehren durchscheint. Ich sehe die Chancen, dass das Begehren Erfolg hat für durchaus hoch. Wie beim Hochhausentscheid und Flughafen werden halt ein paar Aktivisten abstimmen, den meisten ist es egal und schupps haben die Aktivisten gewonnen.
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Balduin
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Beitrag von Balduin »

Vor allem ist es auch noch klassische Kirchturmspolitik - wir auf unserer Insel der Seligen können uns moralisch super fühlen, weil wir die Probleme woanders hin verschoben haben. ProblemLÖSUNG ist aber was anderes.
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Beitrag von Hot Doc »

Ich werde dafür stimmen, wenn es dazu kommt. Mir wäre zwar ein geplanterer Umstieg auch lieber, aber noch 15 Jahre Kohle verheizen, auf der anderen Seite aber von 100% Erneuerbaren faseln...nenene!
Da haben die Verantwortlichen viel zu lange blockiert statt mal zumindest Ideen zu liefern. Erst ganz am Schluss kam man mit so einem halbseidenen Vorschlag.
Jetzt gibts halt nen Denkzettel und was zu tun! Auf die Dauer wäre wohl Erdwärme das beste, aber ob das dort in dem Maßstab funktioniert......
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Frankreich wird sich freuen oder auch einige andere Nachbarstaaten.

Ich bin auch für einen Umstieg, jedoch nicht mit der Brechstange. Wir haben doch eh schon die höchsten Strompreise Europas.
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Und gleichzeitig die größte Überproduktion. Der Strompreis ist in Deutschland wegen der EEG-Umlage (die ich sehr befürworte) so hoch, nicht weil er irgendwo knapp wäre.

Wegen dem Strom ist das kein Problem. Die Fernwärme bedingt, dass hier weiterhin Wärme, und damit sinnvoller Weise auch Strom, erzeugt wird.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Die EEG Umfrage ist meiner Meinung nach der letzte Schwund.

Es wird entlohnt, bei Überkapazitäten weiter Strom ins Netz zu pumpen, aber für die Bereitstellung von Gaskraftwerken, die die umweltschonenste Form vom Verbrennungskraftwerken sind und für Flauten etc notwendig, gibt es nicht wirklich Geld.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Hot Doc @ 2 Aug 2017, 16:52 hat geschrieben: Und gleichzeitig die größte Überproduktion.
Die Überproduktion im Durchschnitt hilft nicht weiter, wenn man zeitweise eine Unterproduktion hat - aber dass Du solche "Details" gekonnt ignorierst ist ja nichts neues. Die SWM können noch so viele Windkraftwerke in Irland besitzen, wir brauchen auch so viele Kraftwerke dass bei Totalausfall von Wind und Sonne der Bedarf gedeckt werden kann.

So sehr ich für den sofortigen Ausstieg aus der Kohle bin, so sehr bin ich auch der Meinung dass man auf München Nord (leider) momentan nicht verzichten kann. Und es ist der Umwelt sicher nicht geholfen wenn man nach Abschaltung des vergleichsweise effizienten und umweltfreundlichen Kraftwerks München Nord dann die Leistung unserer tollen Braunkohlekraftwerke steigert - und darauf wird es vermutlich hinauslaufen.

Von daher ist meine Forderung möglichst schnell aus der Braunkohle auszusteigen. Wenn das geschafft ist, DANN kann man über die Stilllegung von Steinkohlekraftwerken nachdenken.

Und es ist momentan leider Fakt dass die Rahmenbedingungen so sind, dass man sich eigentlich keine neuen GuD-Anlagen mehr leisten kann. Zum Spaß jedenfalls versucht der Betreiber von Irsching nicht die beiden Blöcke 4 und 5 stillzulegen (nach gerade mal 7 Jahren Betrieb von Block 5...).
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Valentin
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Beitrag von Valentin »

Hot Doc @ 2 Aug 2017, 15:52 hat geschrieben: Und gleichzeitig die größte Überproduktion. Der Strompreis ist in Deutschland wegen der EEG-Umlage (die ich sehr befürworte) so hoch, nicht weil er irgendwo knapp wäre.

Wegen dem Strom ist das kein Problem. Die Fernwärme bedingt, dass hier weiterhin Wärme, und damit sinnvoller Weise auch Strom, erzeugt wird.
Woher soll den ohne das Kohlekraftwerk der Strom für die Elektroautos kommen? Restdeutschland scheidet allein schon wegen mangelnder Leitungskapazitäten aus. Im Extremfall wird man dann Kohle- und Gaskraftwerk benötigen. Schon die Tiefgarage eines kleinen Häuserblockes wird ohne Lastmanagement einen 1MVV-Anschluß benötigen. Daher werden Tiefgaragenanschlüsse oft nur noch in der 10kV-Ausführung vom Versorger angeboten.

Nach dem Aufrechnen vom Kraftstoff-CO2 gegen Kohle-CO2 ist das Kohlekraftwerk am Ende wieder Super-Öko weil Klimaneutral und CO2-ausstoßreduzierend. :ph34r:
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Beitrag von Hot Doc »

Boris Merath @ 2 Aug 2017, 18:46 hat geschrieben: Die Überproduktion im Durchschnitt hilft nicht weiter, wenn man zeitweise eine Unterproduktion hat - aber dass Du solche "Details" gekonnt ignorierst ist ja nichts neues.
Du unterstellst mit ständig Dinge, die ich so nicht behauptet habe.
Ich habe gesagt, dass der hohe Strompreis nicht an einer Unterproduktion liegt, sondern an der Umlage. Das ist eine ziemlich einfache Rechenaufgabe, die selbst dir gelingen sollte.

Mit dem Rest hast du teilweise Recht, wobei ich bezweifel, dass bei einem Ausstieg aus der Steinkohle hier irgendwo in Sachsen mehr Braunkohle verfeuert wird. Vor allem, wenn die Stadtwerke schon ankündigen ein Gaskraftwerk am gleichen Standort zu bauen.

Sonst bin ich durchaus für eine Abkehr von Braunkohle und Steinkohle (meinetwegen auch in der Reihenfolge), damit sich Gaskraftwerke - auch zur Spitzenregulation - wieder lohnen.
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Beitrag von Hot Doc »

Valentin @ 2 Aug 2017, 19:03 hat geschrieben: Woher soll den ohne das Kohlekraftwerk der Strom für die Elektroautos kommen? Restdeutschland scheidet allein schon wegen mangelnder Leitungskapazitäten aus. Im Extremfall wird man dann Kohle- und Gaskraftwerk benötigen. Schon die Tiefgarage eines kleinen Häuserblockes wird ohne Lastmanagement einen 1MVV-Anschluß benötigen. Daher werden Tiefgaragenanschlüsse oft nur noch in der 10kV-Ausführung vom Versorger angeboten.
Wenn du mich fragst: wir müssen viel massiver auf Photovoltaik setzen. Wenn der E-mobil-Markt wirklich so wächst, wächst damit auch die Speicherkapazität. Dafür muss man jetzt die Weichen stellen, dass man die Akkus auch zum Zwischenspeichern nutzen kann....aber unsere Politik hilft ja lieber dem Diesel aus seinem Krankenbett und versteht nicht, dass er eigentlich schon auf der Palliativstation liegt.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Hot Doc @ 3 Aug 2017, 00:41 hat geschrieben: Wenn du mich fragst: wir müssen viel massiver auf Photovoltaik setzen. Wenn der E-mobil-Markt wirklich so wächst, wächst damit auch die Speicherkapazität.
Dann muss man im Sommer die Batterien im Keller aufladen, damit man im Winter auch Auto fahren kann?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

Hot Doc @ 3 Aug 2017, 00:41 hat geschrieben: Dafür muss man jetzt die Weichen stellen, dass man die Akkus auch zum Zwischenspeichern nutzen kann....aber unsere Politik hilft ja lieber dem Diesel aus seinem Krankenbett und versteht nicht, dass er eigentlich schon auf der Palliativstation liegt.
Es gibt etliche E-Autos die bidirektionales Laden beherrschen, allerdings i.d.r. nur Vehicle to Home, Vehicle to Grid verbietet meistens der Netzbetreiber und/oder der Gesetzgeber.
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

Boris Merath @ 3 Aug 2017, 00:53 hat geschrieben: Dann muss man im Sommer die Batterien im Keller aufladen, damit man im Winter auch Auto fahren kann?
Im Winter gibt es aber mehr Wind. Der Enercon E-141 Ep4 z.B. liefert bei einer Windgeschwindigkeit von etwas über 10 m/s 4.200 kW. Schon erstaunlich was die Dinger mittlerweile leisten.
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Beitrag von 143 »

Galaxy @ 3 Aug 2017, 01:13 hat geschrieben: Im Winter gibt es aber mehr Wind. Der Enercon E-141 Ep4 z.B. liefert bei einer Windgeschwindigkeit von etwas über 10 m/s 4.200 kW. Schon erstaunlich was die Dinger mittlerweile leisten.
Dummerweise gibt es jährlich über 50 Tage, an denen weder Wind weht, noch die Sonne scheint.
Für London hab ich gerade gestern gelesen, daß wenn man den ÖPNV komplett auf Elektroantrieb umstellen würde (beträfe also nur die Umstellung der Busse von Diesel auf Elektro) bräuchte man 250 MW mehr Anschlussleistung. Die müssen auch in den windstillen Wintertagen irgendwo herkommen.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Hot Doc @ 3 Aug 2017, 00:27 hat geschrieben:Sonst bin ich durchaus für eine Abkehr von Braunkohle und Steinkohle (meinetwegen auch in der Reihenfolge), damit sich Gaskraftwerke - auch zur Spitzenregulation - wieder lohnen.
Nur dummerweise sind Gaskraftwerke wegen dem EEG quasi per staatlichem Dekret unwirtschaftlich geworden. Kein Wunder wenn eine Solarpartei mit einer Kohlepartei eine Koalition abschließt.
Gaskraftwerk sind teuer im Bau, in der Wartung etc. Der Hauptvorteil neben den geringen Emissionen liegt im hohen Wirkungsgrad.
Jetzt hat des EEG den Effekt, dass der Erzeuger Preis für Strom sinkt und schwankt.
Zwar kann das Gaskraftwerk auf Schwankungen besser reagieren aber es lohnt nicht mehr für wenige Stunden am Tag, in denen der Erzeuger Preis über dem Break Even liegt.

Dies ist einer der Gründe wieso ich das EEG für einen totalen Fehlschlag halte.
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Beitrag von Hot Doc »

Iarn @ 3 Aug 2017, 07:53 hat geschrieben: Nur dummerweise sind Gaskraftwerke wegen dem EEG quasi per staatlichem Dekret unwirtschaftlich geworden. Kein Wunder wenn eine Solarpartei mit einer Kohlepartei eine Koalition abschließt.
Gaskraftwerk sind teuer im Bau, in der Wartung etc. Der Hauptvorteil neben den geringen Emissionen liegt im hohen Wirkungsgrad.
Jetzt hat des EEG den Effekt, dass der Erzeuger Preis für Strom sinkt und schwankt.
Zwar kann das Gaskraftwerk auf Schwankungen besser reagieren aber es lohnt nicht mehr für wenige Stunden am Tag, in denen der Erzeuger Preis über dem Break Even liegt.

Dies ist einer der Gründe wieso ich das EEG für einen totalen Fehlschlag halte.
Mir ist der Zusammenhang schon klar. Nur halte ich das EEG für einen großen Erfolg, der einen Fehler hat, den man schleunigst korrigieren sollte. Nämlich sollte man den Braunkohlemailern die CO2-Kosten komplett aufdrücken, dann hätte sich das Problem ziemlich schnell gelöst.
So lange dieser Fehler nicht behoben wird, wird es weiter diese Schieflage geben.
Allerdings eine gute Idee wegen EINES Umsetzungsfehlers als totalen Fehlschlag zu bezeichnen, soweit würde ich nicht gehen.

Aber wies ausschaut werden wir nach der Wahl den selben Mist noch 4 Jahre weiter bekommen.....
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Beitrag von Galaxy »

143 @ 3 Aug 2017, 07:47 hat geschrieben: Dummerweise gibt es jährlich über 50 Tage, an denen weder Wind weht, noch die Sonne scheint.
Für London hab ich gerade gestern gelesen, daß wenn man den ÖPNV komplett auf Elektroantrieb umstellen würde (beträfe also nur die Umstellung der Busse von Diesel auf Elektro) bräuchte man 250 MW mehr Anschlussleistung. Die müssen auch in den windstillen Wintertagen irgendwo herkommen.
Deswegen baut man ja gerade eine Unterseestromleitung nach Norwegen, und weitere sind im Gespräch. Dann kann man an sehr Wind/Sonne reichen Tagen überschüssige Energie in Speicherkraftwerke lagern.
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Beitrag von Hot Doc »

Ich habe mich neulich mit einem akademischen Rat im Lehrstuhl für Energiespeichertchnik unterhalten. Aus deren Sicht ist die mittelfristige Speicherung kein Problem (wenn es soweit ist, dass wir sie brauchen), viel interessanter ist auch jetzt schon, sehr kurzfristige Schwankungen auszugleichen.

(Thema Eisenbahn: Es gibt tatsächlich Versuche in solchen Fällen die Geschwindigkeit von Zügen leicht herab oder herauf zu setzen um so lokale Spitzen auszugleichen. Am Ende müßte man hierfür Bahnstrom und normales Stromnetz anders verknüpfen, aber die Ideen sind da.)
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Hot Doc @ 3 Aug 2017, 13:08 hat geschrieben:Mir ist der Zusammenhang schon klar. Nur halte ich das EEG für einen großen Erfolg, der einen Fehler hat, den man schleunigst korrigieren sollte. Nämlich sollte man den Braunkohlemailern die CO2-Kosten komplett aufdrücken, dann hätte sich das Problem ziemlich schnell gelöst.
So lange dieser Fehler nicht behoben wird, wird es weiter diese Schieflage geben.
Allerdings eine gute Idee wegen EINES Umsetzungsfehlers als totalen Fehlschlag zu bezeichnen, soweit würde ich nicht gehen.
Die Challenger ist auch nur wegen eines Umsetzungsfehlers explodiert. Ich halte den Fehler, der dafür sorgt, dass ausgerechnet die Kraftwerksart, welche ich zum Abfedern der Lastschwankungen brauche, trotz relativ guter Umweltverträglichkeit vor dem Aussterben steht, nicht für einen kleinen handwerklichen Fehler. Im Gegenteil ich halte das ganze Konzept hinter dem EEG nicht zu Ende gedacht.
Weiterhin war die angedachte Förderung der deutsche Solarindustrie in Griff in den Lokus, so hat man nur die chinesische Industrie hochgepäppelt.
Aber wies ausschaut werden wir nach der Wahl den selben Mist noch 4 Jahre weiter bekommen.....
Wieso, diejenigen die das EEG vermurkst haben, sind eher nicht mit dabei :ph34r: Außer Jürgen Trittin tut sich schwarz-grün an.
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