Radiobeiträge SRF
31.8.2017, 13:00:
https://www.srf.ch/play/radio/tagesgespraec...ac-ec6c87e190da
„Dirk Stahl, CEO BLS-Cargo über die Totalsperre der Rheintalbahn
Seit drei Wochen ist die wichtigste Strecke im Nord-Süd-Güterverkehr Europas unterbrochen - und zwar mindestens bis 7. Oktober. Ärger und Verluste bereitet dies auch dem BLS-Cargo CEO Dirk Stahl. Er ist Gast von Susanne Brunner.
Auf der Rheintalstrecke Basel-Karlsruhe der Deutschen Bahn geht nichts mehr. Bei der Untertunnelung der Strecke sackte die Erde ab und verbog die oberirdischen Gleise. Die Reparatur des Schadens dauert länger als erwartet, was vor allem den Gütertransportunternehmen zu schaffen macht. Während Passagiere auf Busse umsteigen können, müssen für die bis zu 170 Güterzüge, die täglich über diese Strecke verkehren, andere Wege gefunden werden.
Das kostet Zeit, Geld und Nerven. Davon kann Dirk Stahl ein Lied singen. Jede Woche mehr, die der Unterbruch andauere, sei kritisch, sagt Stahl: «Der Unterbruch kostet uns jede Woche mehrere hunderttausend Franken. Jede Woche würde uns noch mehr schmerzen. Insofern wird es auch das Geschäftsergebnis von BLS Cargo negativ beeinflussen.»
Der Mann, der von der Deutschen Bahn zu BLS-Cargo kam, fordert Einsatz von der Politik. Und diese hat reagiert: Bundespräsidentin Doris Leuthard hat dem deutschen Verkehrsminister einen Brief geschrieben und ihn zum Handeln aufgefordert.“
1.9.2017:
https://www.srf.ch/news/international/rhein...her-wieder-frei
Rheintalstrecke schon früher wieder frei?
Deutsche Verkehrspolitiker verstehen den Ärger der Schweiz wegen der Superpanne in Rastatt. Sie machen Druck in Berlin.
Das Wichtigste in Kürze
Bundespräsidentin Doris Leuthard hat dem deutschen Verkehrsminister einen Brief geschrieben. Das hat die «Sonntagszeitung» letztes Wochenende bekannt gemacht.
Darin weist sie auf die gravierende Auswirkung des Unterbruchs der Rheintalbahn auf den Güterverkehr und die Schweizer Wirtschaft hin. SRF hat nun in Deutschland nachgefragt.
Dort stösst der Brief auf Verständnis. Man versuche, die Wiederinbetriebnahme zu beschleunigen. Offiziell soll die Rheintalstrecke am 7. Oktober wieder ans Netz gehen.
Die Intervention von Bundespräsidentin Doris Leuthard bei der deutschen Regierung wegen der unterbrochenen Rheintalbahn zeigt Wirkung. Deutsche Verkehrspolitiker wollen jetzt in einer Sondersitzung von der Deutschen Bahn und dem deutschen Verkehrsminister wissen, weshalb es ausgerechnet auf einer der meistbefahrenen Bahnstrecken Europas zu dieser Superpanne kommen konnte.
Nicht auf Worst Case vorbereitet gewesen
Sie machen Druck, damit die Blockade früher als geplant aufgehoben werden kann. Valerie Wilms ist für die Grünen im Verkehrsausschuss des Bundestags. Für sie ist klar, dass bei den Bauarbeiten an der Rheintalbahn vor zwei Wochen der Worst Case eingetroffen ist – darauf sei man nicht vorbereitet gewesen: «Insofern ist es gut, dass die Schweiz entsprechende Hinweise an das deutsche Ministerium weitergibt. Wir dürfen das jetzt nicht mehr so zaghaft behandeln.»
Was absurd klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Die Migros muss wegen ausbleibender Güterzüge improvisieren, um ihre Grapefruit-Regale zu füllen. (Artikel enthält Audio)
Bahnfiasko gefährdet Nachschub
Was absurd klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Die Migros muss wegen ausbleibender Güterzüge improvisieren, um ihre Grapefruit-Regale zu füllen:
https://www.srf.ch/news/wirtschaft/deutsche...fruit-nachschub
Die Intervention Leuthards in Berlin zeige schliessich, dass die Baupanne bei Rastatt Auswirkungen auf halb Europa habe. So sieht es auch der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Martin Burkert: «Ich kann die Intervention von Ministerin Leuthard verstehen. Weil die Rheintalschiene eine internationale Verbindung ist und durch die Sperrung nun erhebliche Schwierigkeiten auftreten.»
Frage nach früherer Freigabe an Sondersitzung
Deshalb will der SPD-Abgeordnete an einer Sondersitzung nächste Woche von den Verantwortlichen der Deutschen Bahn wissen, welche Fehler bei den Bohrarbeiten zu der Superpanne geführt haben und vor allem, ob die wichtigste europäische Nord-Süd-Transitstrecke nicht früher als geplant wieder in Betrieb genommen werden kann.
« Wo ich keine Gleise habe, kann ich sie mir auch nicht hinbiegen. Das funktioniert nicht.»
Valerie Wilms, Grüne Verkehrspolitikerin
In Berlin hält man allerdings am 7. Oktober fest. Erst dann soll die Rheintalbahn wieder freigegeben werden. Bis dahin rät Berlin den Güterbahnen, alternativ verfügbare Strecken zu nutzen, damit wenigstens ein Teil des Güterverkehrs in den Süden abgewickelt werden kann. Für Grünen-Verkehrspolitikerin Wilms ist das jedoch ein frommer Wunsch: «Wo ich keine Gleise habe, kann ich sie mir auch nicht hinbiegen. Das funktioniert nicht. Bei Raumschiff Enterprise mag das gehen, in der Fantasie, aber ich habe nichts.»
Denn auf den maroden Nebengleisstrecken könne kein Güterverkehr abgewickelt werden, meint Wilms. So bleiben nur grossflächige Umleitungen über Singen/Schaffhausen, Frankreich oder Österreich – oder aber die Strasse.“