[BO] Bolivien

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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karhu
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Beitrag von karhu »

Von Santiago de Chile ging es per Flugzeug in die größte (aber nicht Hauptstadt) Stadt Boliviens.

Während das Klima in Santiago und Valparaíso dem angenemen Mittelmeerklima enspricht wird es hier tropisch, also feucht heiß. Als wir das klimatisierte mir zu kalte Flughafengebäude nach nerviger Pass- und Sicherheitskontrolle verlassen kommt das so vor als wie man gegen eine Wand läuft so unangenehm feucht-heiß ist es. Mit dem Bus geht es in die Stadt

Santa Cruz de la Sierra

Willkommen in Bolivien :)

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Der ÖPNV ist recht uninterresannt hier, eine Stadt so groß wie München wird nur durch Microbusse erschlossen, die gibt es dann aber sehr zahlreich. Es gibt eigentlich keine Haltestellen und kein Fahrplan, die Busse halten auf Handzeichen überall und aussteigen kann man auch überall. Dieser Bus im Zentrum ist nur ein Beispiel, es gibt keine einheitliche Lackierung und die Varianten von diesen Bussen sind so vielseitig das ich es bei diesem einen belassen habe. Typisch im Zentrum sind die überdachten Gewege, und so sieht es eigentlich dort überall aus. Die Stadt selber ist kaum sehenswert.

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Das war das interresanteste Gebäude das wir endeckt haben, ein Stück außerhalb des Zentrums:

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Gut gepflegtes Lokdenkmal vor dem kombinierten Bus und Bahnhof. Es gibt 2 Bahnstrecken, eine Richtung Brasilien und eine Richtung Süden bis an die argentinische Grenze. Richtung Brasilien geht täglich ein Zug, Richtung Süden aber nur einmal in der Woche.

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Bevor aber weiterreisen machen wir noch einen Tagesausflug in einen Naturpark außerhalb der Stadt. Die Anfahrt erflogt über so eine "Strasse":

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Von einem Aussichtsturm hat man eine Aussicht über den Regenwald:

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Da sind auch zwei tote Bäume zu sehen, diese wurden von einem Schmarozer befallen der die ganzen Nährstoffe aus dem Baum aussaugt, sowas gab es öfters zu sehen:


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Vögel waren extrem schwierig zu fotografieren, aber einmal hatte ich Glück:

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Am nächsten Tag verlassen wir die Stadt am Nachmittag. Die Bahn im Personenverkehr ist auch in Bolivien unbedeutend und während die wenigen Verbindungen die es in Chile gibt durchaus europäischem Standart (ausgenommen die Schmalspurbahn) entsprechen ist es in Bolivien ganz anders.
Um bis zu diesen Bahnsteig zu kommen war es schonmal sehr komisch, trotz gültiger Fahrkarte vom Schalter der Bahngesellschaft muss man erstmal noch eine Bahnsteigkarte an einem Schalter des Betreibers des Bus und Bahnhofs kaufen (waren umgerechnet 15 Cent). Dann in die kurze Schlange vor der Bahnsteigstüre anstellen, viele Reisende gab es nicht, so um die 25 Leute etwa. Erst wird die Bahnsteigkarte kontrolliert, dann kontrollierte ein Polizist die Ausweise aller Reisenden, bei uns auch noch den Einreisestempel, und dann ein Bahnbeamter die Fahrkarten. War schon sehr streng alles.
Das Motorrad da gehört der Bahngesellschafft. Da in Bolvien technische Sicherung von Bahnübergängen komplett unbekannt ist fuhren im Stadtgebiet 2 Mitarbeiter auf diesen Motorräderen vor dem Zug her und sicherten die Bahnübergänge ab. Im dichten Stadtverkehr würde das alleinige Pfeifen des Zuges nicht ausreichen.


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Unser Zug Richtung Süden wird bereitgestellt, alles uralt Material, 3 Personenwagen obwohl einer gereicht hätte und 2 Gepäckwagen. Bolivien hat ein Meterspurnetz.
Abfahrt pünktlich um 15.30

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karhu
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Beitrag von karhu »

Das Innere des Zuges, alt aber doch die Sitze waren gemütlich und Bahnfreiheit war genug und sauber war es auch. Überraschenderweise gibt es einen modernen Fernseher im Zug, der bleibt aber erstmal aus. Viel voller wurde es nicht, in Wagen 2 noch ein paar Fahrgäste, Wagen 3 ganz leer bis auf einen Schaffner. Am Personal wird wirklich nicht gespart, in jedem Wagen ein Schaffner (auch in dem völlig leeren), in den beiden Gepäckwagen auch etwa 4 Mitarbeiter, auf der Lok 2 Leute und der strenge Polizist fährt auch mit und läuft immer wieder durch den Zug. Das Personal war nicht gerade freundlich als ich mal durch den Zug laufen wollte wurde ich schon im zweiten Wagen angemotzt ich sollte zurück in meinen Wagen.

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Der Zug fährt sehr langsam aus der Stadt, vielleicht mit 15 bis 20km/h und es dauert ewig bis wir Santa Cruz verlassen haben:

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Sehr viel schneller wurde es auch nicht und der Zug schwankt teilweise wie ein Schiff durch den Regenwald über die in Europa längst als unbefahrbaren Gleise, noch nie bin ich über eine Strecke gefahren deren Zustand so misserabel war. Eine breite Schneise wird aber konsequent von Bäumen freigehalten das Gras aber wuchert über den Bahndamm und Gleise:

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So geht das wackliche Gebummel eine Weile, aber dann plötzlich Vollbremsung. Die Bahnbeamten springen auf einige verlassen den Zug, nach einer Weile stellen sie fest das sich der Bremsschlauch von Wagen 3 gelöst hat:

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Die Fahrt geht weiter und das gleiche passiert nach einer Weile nochmal :lol:
Für die knapp 500km bis Villamontes unserem Ziel braucht der Zug nach Fahrplan13 Stunden und 13 Minuten :blink:
Jetzt wird der TV eingeschaltet, nun was kommt? Baywatch aus den 90ern auf Spanisch, nein Danke. Ich lege meine Füße auf die Fensteröffnung lüfte meine Schuhe und lass den Regenwald an mir vorbeiziehen, die Sonne geht unter, war ein sehr chilliges Gefühl B-)

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Nachdem es stockdunkel ist, ist es nicht wirklich viel kälter geworden. Immerhin wird die Strecke etwas besser, das Geschaukel weniger und der Zug etwas schneller, mehr als 50 -60 km/h aber nicht. Nach Baywatch kommt jetzt irgendein Gewaltfilm, nach etwa 23 Uhr wird der Fernseher abgeschaltet und das Licht gedämmt. Ich stelle den Sitz ganz zurück und schlaf ein.
Eigentlich schlaf ich gut im Zug auch bei Halten in Bahnhöfen, doch jetzt wach ich auf. Der Zug steht in irgendeinem Bahnhof in einem Kaff in grellem Scheinwerfer Licht mitten in der Nacht es war nach 2 Uhr, erstaunlich viel Fahrgäste steigen zu, die Gepäckwagen werden entladen mit unterschiedlichem Zeug, Baumaterialien, Farbeimer, Holz, Kisten, riesige Taschen und noch viel mehr Zeug. Anderes Zeug wird eingeladen, dabei auch Hühner. Nach einer halben Stunde geht es weiter. Der Zug hält noch zweimal aber bin zu Müde um zu verfolgen was da so vor sich geht.

Früh morgens, und zu meiner Überraschung pünktlich erreichen wir die Kleinstadt Villamontes, wieder wird einiges Zeug entladen und verladen. Das war eine Zugfahrt die ich nicht vergessen werde, ein Richtiges Abendteuer über die sehr schlechten Gleise, das starke Schaukeln des Zuges, der Sound und das Gepfeife der alten Diesellok, das tropische Klima, das laute Zirpen von Insekten, der dichte Regenwald, teilweise auch Landwirtschaft dazwischen, ein richtiges Naturerlebnis. Schade das der Großteil der Reise mitten in der Nacht war. Män hätte auch Fliegen können nach Tarija, aber man würde sehr viel nicht sehen und würde nichts mitbekommen wie die Leute auf dem Land im Regenwald so leben. Auch wenn die Fahrt ewig dauert mit diesem Zug, und ja man muss vielleicht schon ein bissl ein Freak sein so zu reisen :lol:

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Der Zug fährt noch weiter bis an die Grenze zu Argentienien nach Yacuiba, die meißten Reisenden fahren weiter. In Villamontes selber gibt es nichts zu sehen, es geht mit dem Sammeltaxi nach kurzer Pause gleich weiter nach Tarija.

Nach einer knappen Stunde durch Flachland auf asfaltierter Strasse wird es recht plötzlich bergig und die Straße wird zur Schotterpiste:

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Das ist typisch Bolivien, die Fahrt im Sammeltaxi wird lang aber hochinterresannt und spektakulär:

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Der Wald wird mit zunehmender Höhe weniger und es wird deutlich trockener und staubiger:

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rautatie
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Beitrag von rautatie »

Tolle Bilder, interessante Zugfahrt.

Bis Bolivien habe ich es noch nicht geschafft, obwohl wir schon ganz knapp vor der Grenze waren....
Wo ist das Problem?
Elch
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Beitrag von Elch »

:) Die selbe Strecke bin ich 2010 auch schon gefahren. Was echt toll. Wir waren in Villamontes noch im Hotel El Rancho (oder so?) gegenüber dem Bahnhof frühstücken und durften auch duschen, was sich auf der Fahrt nach Tarija allerdings als völlig überflüssig erwiesen hatte. Dort hab' ich mich nach dem ganzen Staub auf der Strecke mit allen Klamotten unter die Dusche gestellt ;-)

Ist der Zug immer noch ein "Mixto"? Bei uns wurden auf der Strecke unterwegs die ganze Zeit noch Güterwagen ab- und angekuppelt was uns knapp 2 Stunden Verspätung beschert hatte.
"Lächle, es könnte schlimmer kommen" Ich lächelte [...] und es kam schlimmer [...]
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karhu
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Beitrag von karhu »

Ja der Zug wird im Fahrplan als Mixto bezeichnet. Und staubig war nach unserer Fahrt auch alles :D


Weiter geht es auf staubiger Strasse nach Tarija:

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Einige Abschnitte sind ausgebaut und asfaltiert.

Tarija

Für boliwanische Verhältnisse ist die Stadt recht wohlhabend, 1850m hoch, und angenehmes Klima über das ganze Jahr, in der Gegend dort wird viel Wein angebaut.
Das Sammeltaxi bringt uns zum neuen Busbahnhof, einen Bahnhof hat die Stadt nicht.

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Dann mal wieder was warmes essen, der Zug hatte keinen Speisewagen dabei. Diese Essensverkaufstände und Märkte sind typisch für Bolivien und in jeder größeren Stadt zu finden.

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Die Plaza ist genau so typisch und mitten im oft verkehrscaotischen Zentrum der Städte ein guter Platz zum Erholen. Hier findet man auch einen Schuhputzservice:

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In den Außenbezirken findet man immer wieder unfertige Häußer, es wird weiter gebaut wenn man das obere Stockwerk wirklich braucht, so kann es auch sein dass das obere Stockwerk auch nie fertig wird:

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Die Reise geht weiter nach 3 Übernachtungen in der Stadt.

Sucre

Jetzt sind wir auf 2800m. Tarija selber war recht flach auf einer Hochebene gelegen, diese Stadt ist sehr hügelich:

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In jeder größeren Stadt gibt es diese Zebras die die Leute unterstützen bei dem Verkehrscaos sicher über die Straße zu kommen:

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Denn so geht es oft zu, eigene Busspuren habe ich in keiner Stadt in Bolivien gesehen, so stecken die Busse auch fest, oft war man zu Fuß schneller im Zentrum

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Der Bahnhof der Stadt liegt in einem Außenbezirk und wird vermutlich deswegen nicht als Sucre bezeichnet sondern als El Tejar:

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Hier war der Plan mit dem Schienenbus nach Podosi zu fahren und der Fahrplan (und auch das Internet) verkündet das es hier eine Verbindung gibt:

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Zum Glück haben wir den Bahnhof schon einen Tag vorher besucht und sind nicht um 8 Uhr dort hin, denn dort teilte uns der freundliche Mitarbeiter der FCA mit das der Schienenbus wegen einem Erdrutsch nicht verkehren kann und die Strecke schon seit einigen Monaten gesperrt ist und es auch noch eine Weile dauert bis wieder was fährt. Mist das war die größte Entäuschung auf der ganzen Reise :(
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

karhu @ 9 Jan 2018, 21:59 hat geschrieben:Zum Glück haben wir den Bahnhof schon einen Tag vorher besucht und sind nicht um 8 Uhr dort hin, denn dort teilte uns der freundliche Mitarbeiter der FCA mit das der Schienenbus wegen einem Erdrutsch nicht verkehren kann und die Strecke schon seit einigen Monaten gesperrt ist und es auch noch eine Weile dauert bis wieder was fährt. Mist das war die größte Entäuschung auf der ganzen Reise :(
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Da bekommt der Begriff "Schienenbus" nochmal eine ganz andere Bedeutung. Interessant, welche Schienenverkehrsmittel es anderswo gibt... :)
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Beitrag von Elch »

:P Bei uns war er 2010 in Betrieb. Einmaliges Erlebnis :D Erstaunlich, daß auch der Fahrpreis 7 Jahre später noch der gleiche ist :o
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karhu
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Beitrag von karhu »

Joo mit diesem Schienenbus muss ich auch irgendwann mal mitfahren, in Bolivien ist es schwer an Informationen zu kommen, wie gesagt laut Internet und Fahrplan fährt dieser Schienenbus nach Fahrplan. Von einem Erdrutsch stand nirgends etwas auch nicht beim Bahnhof. Nur der Mitarbeiter im Bahnhof hat uns darauf hingewiesen. Würde bei der DB sicherlich nicht vorkommen einen Bahnhof zu besetzen der seit Monaten nicht angefahren werden kann ;) Aber so gibts kein Vandalismus wenn jmd. da ist.

Dann ging's eben mit dem Bus von Sucre nach Uyuni via Potosi:

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Kein WC an Bord, Reifen stark abgefahren, in Bolivien normal. In Chile sind dagegen die Fernbusse normalerweise in gutem bis sehr gutem Zustand.

Zum Glück gings mit diesem Ding nicht über eine enge Schotterstrasse sondern durchgehend auf Asfalt:

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Es wird immer trockener, immer mehr Wüste bis auf fast 4000m hinauf:

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Uyuni

Das war von allen Städten die ich in Bolivien kennengelernt habe die staubigste (ok da kann die Stadt nichts für das sie in der Wüste ist) häßlichste und schmutzigste. Der Schwarze Strich da im Bild, wo der Mann langläuft, ist die Bahnlinie durchs Hochland, wird im Güter- und Personenverkehr befahren.

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Im Zentrum siehts dann schon deutlich besser aus, aber auch nur dort.

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Uyuni ist ein wichtiger Eisenbahnknoten, und der Güterverkehr recht reichlich. Unser Hostel war mit im Emfangsgebäude des Bahnhofs, vom Balkon hatte man einen guten Blick auf die weitläufigen Bahnanlagen:

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Weniger Kilometer außerhalb der Stadt an der Bahnlinie auf alten Abstellgleisen befindet sich der größte Eisenbahnfriedhof in Bolivien, eine Touristenattraktion:

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Alle Loks und Wagen wurden ausgeschlachtet:

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Endlose Weite:

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Man möge mir die Sünde vergeben das ich da zum Gleislatscher wurde :huh:
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218217-8
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Beitrag von 218217-8 »

karhu @ 11 Jan 2018, 20:09 hat geschrieben:Dann ging's eben mit dem Bus von Sucre nach Uyuni via Potosi:
Sehe ich das richtig, dass die sich am Bus verschrieben haben? Da steht doch "Firts Class" drauf! :lol:
Oder kann ich das nicht richtig lesen?
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karhu
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Beitrag von karhu »

Gut erkannt ;) Joo bei den Englischkenntnissen, die es so gut wie gar nicht gibt dort, wundert das mich nicht :lol:

Wird genau so eben draufgeklebt wie die 5 Sterne, da war weder was mit 5 Sternen noch mit First Class in dem Bus :D
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karhu
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Beitrag von karhu »

Salar de Uyuni

Ein paar Kilometer außerhalb Uyunis beginnt der Salar de Uyuni. In der Regel reise ich immer auf eigene Faust und mit öffentlichen Verkehrsmitteln (selten auch mal per Anhalter). Dort aber ist man eigentlich gezwungen ein Trip in einem Reisebürö zu buchen denn diesen Ort kann man eigentlich nur mit einem Geländewagen erkunden und mit einem Guide der sich gut auskennt. Denn es ist alles nur weiß dort. Die Sonneneinstrahlung ist extrem, wie auf einem Gletscher im Sommer. Wir haben einen ganzen Tag verbracht dort.
Das ist einer der ungewöhnlichsten Landschaften die man findet. Und so mein Highlight auf meiner Bolivien Reise :)

Salz, salz, salz..................

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Es gibt auch einige Inseln dort, das hier ist die Isla Incahuasi:

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Und weil ich das Bild sehr mag gibt es ausnahmweise mal ein Bild von mir von hinten. Da kommt die Weite dieser fazinierenden Landschaft sehr gut rüber und man fühlt sich recht klein so :D

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Der Großteil des Salar de Uyuni ist trocken, es gibt aber auch so sumpfartige Gegenden, dort war der letzte Stop bevor es im Dunkeln dann nach Uyuni zurück ging.

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Reise nach LaPaz

Mitten in der Nacht ging es mit dem Zug weiter, anders als in Santa Cruz war hier nur eine Kontrolle der Fahrkarten vom Schaffner. Das Personal freundlicher und alles entspannter. Innen wie außen befindet sich dieser Zug in deutlich besserem Zustand, Reisende auch deutlich mehr.

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Viel Beinfreiheit und gemütliche Sitze, alles sauber, so mag ich es zu reisen. Da die Reise über Nacht ging währ ein Schlafwagen noch besser gewesen, aber ganz gut geschlafen haben wir trozdem. Die Strecke in deutlich besserem Zustand als im Tiefland, schneller als schätzungsweise 70-80km/h wurde aber nicht gefahren. Auch wenn es hier täuscht der Zug war gut besetzt (aber nicht übervoll), der Speisewagen mache auf und alle sind zum Frühstücken dann, wir dann auch natürlich :)

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Ankunft dann morgens in Oruro, wir wollen eigentlich nach LaPaz aber hier ist leider Schluß mit dem Personenverkehr:

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Jedes Gepäckstück im Gepäckwagen bekommt einen Zettel mit Nummer, so bekommt man sein Gepäck nur mit der richtigen Nummer übergeben. So wird nichts geklaut. Im sonnstigen recht kaotischen Bolivien geht das wirklich sehr geordnet zu dort bei der Bahn. Allein dort waren 4 Leute, 2 im Gepäckwagen einer der die Gepäckstücke auf den Bahnsteig stellt und der Schaffner der die Zettel kontrollierte.

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Bei diesen wenigen Zügen die auf der Strecke fahren hat man immerhin den Abfahrtsplan schön gestaltet ;)

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Die Strecke geht mitten durch die Stadt weiter bis nach El Alto bei La Paz wird aber leider nur noch hin und wieder im Güterverkehr befahren. Leider war kein Verkehr in der Zeit als wir in der Stadt waren.

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Nachmittags ging es dann mit dem Bus in etwa 3 Stunden nach LaPaz über die einzigste Autobahn in Bolivien.
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Beitrag von karhu »

LaPaz und ElAlto

Ankunft mit dem Bus aus Oruro im schönsten und am wenigsten chaotischen Busbahnhof Boliviens:

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LaPaz liegt sehr hochgelegen:

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Der alte Personenbahnhof in LaPaz ist nicht mehr ans Schienennetz angebunden, und die Güterzüge fahren nur noch bis ElAlto. Alte gut erhaltene Schienenbusse stehen noch dort sonnst sind alle Schienen verschwunden.

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Vom Bahnhof gibt es eine neue Seilbahnverbindung nach ElAlto, da sind wir doch gleich mal mitgefahren:

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Die Ausblicke auf die Stadt sind spektakulär:

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Der Höhenunterschied ist groß, LaPaz liegt in einem Tal und ist sehr gebirgig und steil, ElAlto auf einer Hochebene und großteils flach.

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Bolivien ist sonnst von der Infrastruktur eher rückständig hier aber sehr modern, und die Seilbahn ideal um die hochgelegnen Stadtteile und ElAlto mit La Paz zu verbinden. Keine U-Bahn, Straßenbahn oder Bus hat die Möglichkeit die großen Höhenunterschiede so schnell zu überwinden. Evo Morales, der sozialistische President Boliviens, hatte die Idee diese Form des modernen Nahverkehrs hier aufzubauen und das ist auch unübersehbar, so ist sein Bild auf jeder Gondel zu sehen. Die Seilbahn hat das Leben vieler Bürger erleichtert und der President ist sehr beliebt, umstritten ist allerdings seine schon lange Amtszeit.

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Dann gings wieder zurück ins Tal und ins Hostel, und unter die Dusche, der Duschkopf der das Wasser mit einem lauten elektrischen Brummton erwärmt war allerdings nicht so vertrauens erweckend :lol:

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Beitrag von Entenfang »

karhu @ 15 Jan 2018, 16:13 hat geschrieben:Und weil ich das Bild sehr mag gibt es ausnahmweise mal ein Bild von mir von hinten. Da kommt die Weite dieser fazinierenden Landschaft sehr gut rüber und man fühlt sich recht klein so  :D

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In der Tat ein sehr schönes Bild!

Der alte Personenbahnhof in LaPaz ist nicht mehr ans Schienennetz angebunden, und die Güterzüge fahren nur noch bis ElAlto. Alte gut erhaltene Schienenbusse stehen noch dort sonnst sind alle Schienen verschwunden.
Es ist wirklich äußerst schade, dass man die Strecke nicht mehr per Bahn zurücklegen kann. Wenn ich mir den ehemaligen Streckenverlauf ansehe, muss das wirklich eine unglaubliche spektakuläre Fahrt gewesen sein.

Würde ich es nicht besser wissen, hätte ich die Trasse in El Alto für eine stillgelegte Straßenbahn gehalten.

Nebenbei bemerkt: Sicher, dass El Alto noch Güterverkehr hat? Das und das dürfte wohl auch für bolivianische Verhältnisse unpassierbar sein. ;)

Die Trasse wird aber zumindest bei openrailwaymap als Anschlussgleis klassifiziert...
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Beitrag von rautatie »

karhu @ 17 Jan 2018, 16:31 hat geschrieben: Dann gings wieder zurück ins Tal und ins Hostel, und unter die Dusche, der Duschkopf der das Wasser mit einem lauten elektrischen Brummton erwärmt war allerdings nicht so vertrauens erweckend :lol:
Oh Schreck, gibt es diese Elektroduschen in Bolivien auch? Ich kannte diese Dinger bisher nur aus Brasilien, und ich finde sie mehr als dubios.... Soweit ich weiß, sind sie sehr schlecht isoliert (mehr oder weniger gar nicht), und wenn man zur falschen Zeit die falsche Stelle berührt, dann kriegt man wohl auch eine gewischt...
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Beitrag von Elch »

Entenfang @ 17 Jan 2018, 17:03 hat geschrieben:Würde ich es nicht besser wissen, hätte ich die Trasse in El Alto für eine stillgelegte Straßenbahn gehalten.
Es gab zwei Strecken von La Paz nach El Alto. Eine "normale" Eisenbahn und eine elektrifizierte Strecke. Hier gibt es einen Plan auf dem das gut zu sehen ist.
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Beitrag von karhu »

Entenfang @ 17 Jan 2018, 17:03 hat geschrieben:Nebenbei bemerkt: Sicher, dass El Alto noch Güterverkehr hat? Das und das dürfte wohl auch für bolivianische Verhältnisse unpassierbar sein.  ;)
Also laut der Webside von der FCA wird die Strecke tatsächlich befahren: FCA Persönlich selber habe ich keinen Güterzug gesehen dort, da war einfach nicht genug Zeit da jetzt länger nachzuschauen wo da genau noch was fährt. Die Stadt ist groß (900.000 Einwohner) und unübersichtlich. Die Streckenabschnitte die ich gesehen habe in El Alto haben nicht so gut ausgesehen aber möglicherweise doch befahrbar.
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Beitrag von Elch »

Die Strecke nach El Alto rein wird bis ungefähr hier befahren. Dort wendet der gelegentlich fahrende Touristenzug nach Tiwanaku-Guaqui (theoretisch 1x im Monat). An dieser Stelle gibt es auch eine Umsetzmöglichkeit für die Lok.
Weiter stadteinwärts war schon 2009 kein Verkehr mehr.
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Beitrag von karhu »

Seilbahn La Paz und El Alto

Die dunkelblaue Linie die von der roten Linie aus La Paz weiterführt und in El Alto verkehrt wurde im März 2017 von Evo Morales eröffnet:

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Über den Dächern von El Alto, im Hintergrund der Illmani 6438 m hoch:

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Ein anderer Berg (Name fällt mir nicht mehr ein) sichtbar von der Seilbahn in El Alto. Fast alle Häuser in den Außenbezirken der Städte in Bolivien sind ohne Farbe, aber ein paar Ausnahmen gibt es:

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In El Alto gibt es so viel nicht zu sehen aber die Fahrt mit der Seilbahn dort hat was. Man hätte auch in El Alto selber eine U-Bahn bauen können die Stadt liegt ziemlich flach auf einer Hochebene auf über 4000m. Man hat sich dann aber auch dort für die Seilbahn entschieden und bei dem Verkehrsaufkommen ist man durchaus damit schneller meißtens:

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Die organge Linie führt vom alten Bahnhof in La Paz auf die andere Seite des Tals. Von der Seilbahn hat man natürlich einen guten Blick auf das Privatleben der Einwohner wie auf Dachbalkone und in Innenhöfe. Deshalb denke ich das so ein System in Europa so nicht durchsetzbar währe. In La Paz ist man dagegen froh ein modernes Nahverkehrsystem zu haben.

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Die gelbe Linie führt weiter unten im Tal parallel zu roten Linie von La Paz nach El Alto, hier das steilste Stück:

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Kabelsalat und Seilbahn:

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Im unteren Abschnitt der gelben Linie:

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Die Stationen innen sind gut gemacht:

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Die hellblaue Linie ist im Bau und verbindet dann später die gelbe Linie mit der Orangen:

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Der Bau weiterer Linien ist beschlossen.
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Beitrag von karhu »

Das wird eine wichtige Umsteigestation, hier trifft sich schon jetzt die gelbe und die grüne Linie, die hellblaue Linie im Bau kommt dann rechts dazu. Auch die Stadtbusse und Microbusse halten hier, die Bushaltestelle ist links zu sehen:

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Ich habe sonnst in allen anderen Städten in Bolvien nur die Microbusse als ÖPNV gesehen, in La Paz gibt es aber auch ein recht modernes Stadtbussystem mit Fahrplan und festen Haltestellen auf der Haubtstraße.

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Aber natürlich gibt es die Micros auch sehr häufig, in La Paz recht alte Modelle mit schöner Lakierung:

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In den steilen engen Straßen kommt der große Stadtbus auch nicht mehr durch:

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Gleich am Stadtrand kann man durch das Valle de la Luna wandern:

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In Bolivien hab ich eigentlich niemand mit einem Kinderwagen gesehen, die Babys werden alle in solchen großen Tüchern transportiert. Liegt auch daran das Barrierefreiheit hier kaum eine Rolle spielt und man so deutlich mobiler ist.

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Wer bunte Kleidung mag wird in Bolvien überall fündig, nicht nur in La Paz gibt es recht viele solche Läden:

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Und die sind voll bis unter die Decke, die Auswahl riesig, ich habe dort auch einiges gekauft :)

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Ich hoffe mal das diese Kleidung unter deutlich besseren Bedingungen hergestellt wird als in Asien, überprüfen konnte ich es nicht. Jedenfalls wird sie von kleinen Läden und von lokalen Verkäufern verkauft, keine Großkonzerne. Und jeder Laden ist anders also Maßenware ist das jedenfalls nicht.

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Das wars aus Bolvien, ein Land das ich aufjedenfall irgendwann nochmal gerne besuchen will. Vorallem der Salar de Uyuni und die Stadt La Paz sind sehr sehenswert. Mit der Bahn geht leider nicht viel aber hoffen wir mal das sich das bessert in Zukunft :)

Eisenbahnromantik hat Reportagen über die Bahn im Tiefland und im Hochland:

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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

karhu @ 23 Jan 2018, 11:09 hat geschrieben:Ich habe sonnst in allen anderen Städten in Bolvien nur die Microbusse als ÖPNV gesehen, in La Paz gibt es aber auch ein recht modernes Stadtbussystem mit Fahrplan und festen Haltestellen auf der Haubtstraße.

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Bushersteller King Long - ein chinesisches Modell, nehme ich mal an? :unsure:
Das wars aus Bolvien, ein Land das ich aufjedenfall irgendwann nochmal gerne besuchen will. Vorallem der Salar de Uyuni und die Stadt La Paz sind sehr sehenswert. Mit der Bahn geht leider nicht viel aber hoffen wir mal das sich das bessert in Zukunft :)
Dann herzlichen Dank fürs Mitnehmen! :)
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Beitrag von Catracho »

Entenfang @ 23 Jan 2018, 16:10 hat geschrieben: Bushersteller King Long - ein chinesisches Modell, nehme ich mal an? :unsure:
Richtig:
https://de.wikipedia.org/wiki/King_Long
http://king-long.com/

Mfg
Catracho
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Beitrag von imp-cen »

Von der Seilbahn hat man natürlich einen guten Blick auf das Privatleben der Einwohner wie auf Dachbalkone und in Innenhöfe. Deshalb denke ich das so ein System in Europa so nicht durchsetzbar währe. In La Paz ist man dagegen froh ein modernes Nahverkehrsystem zu haben.
In Europa wartet man auf fliegende Autos/Quadrocopter/was auch immer - die werden dann als Individualverkehr akzeptiert werden. Auch wenn einem jeder aufn Balkon schaun kann...

Super-Bilder! Du kommst einfach in interessante Ecken...
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Beitrag von 218217-8 »

Vielen Dank für diesen weiteren interessanten Bericht aus einem Land, das nicht ganz oben auf meiner To-do-Reiseliste steht.
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