Zugunglück in Aichach
Der Haftbefehl wurde nicht aufgehoben. Die Person darf sich trotz Haftbefehl aber -mit Einschränkungen- frei bewegen.mapic @ 8 May 2018, 18:51 hat geschrieben: Der Haftbefehl ist schon wieder aufgehoben.
https://www.merkur.de/bayern/zugunglueck-in...ei-9850358.html
Entschuldigung, aber das ist mir etwas zu platt. Der ehem. FDL der von dem dieses Zitat ist, wird auch weiter zitiert und sagt sinngemäß, dass das jedem hätte passieren können, weil seit Jahren die Gefahr an der Stelle bekannt ist.mmouse @ 8 May 2018, 15:16 hat geschrieben: Süddeutsche:
"Es ist ruckzuck passiert, dass man da etwas übersieht"
Wie schön, dass man einen Schuldigen hat... Ob die Herren Mehdorn, Grube usw. da in einem Prozess wohl Mitschuld kriegen, weil man die letzten 50 Jahre jede Modernisierung der Sicherungstechnik für überflüssig gehalten hat?
Also wird genau deine Forderung zumindest angesprochen, dass eben die Technik veraltet ist und sogar, dass ein Umbau geplant ist. Komm halt jetzt leider zu spät.
Trotzdem oder gerade weil es bekannt ist, dass die alte Technik Gefahren birgt, muss man umso konzentrierter arbeiten. Nachdem man den FDL doch sehr schnell verhaftet hat, scheint es wenig Zweifel an zumindest einer wahrscheinlichen Mitschuld zu geben, sonst bekommst du den Haftbefehl so schnell nicht durch.
Ob das jetzt aber am Ende menschliches Versagen war (also einfach im falschen Moment einen Fehler gemacht) oder ob so was krasses wie beim letzten Ungkück mit Daddeln etc. dahintersteckt, ist noch überhaupt nicht abgemacht.
Natürlich kommt auch noch ein technischer Defekt in Frage, aber das scheint eben aus o.g. Gründen eher unwahrscheinlich.
Die SZ mit dem Artikel: http://www.sueddeutsche.de/bayern/zugunglu...ennen-1.3972373
[Anwohnerin]Sie habe das lange Hupen des Zuges gehört und dann "einen riesengroßen Knall".
Nach ersten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft und der Kripo des Polizeipräsidiums Schwaben Nord liegt ein Fehler des Fahrdienstleiters vor, ein technischer Defekt wird ausgeschlossen.
Walter Greiß steht am Dienstagvormittag an den Gleisen und ist fassungslos. Der inzwischen pensionierte Bahnmitarbeiter war bis in die Neunzigerjahre selbst am Bahnhof Aichach als Fahrdienstleiter eingesetzt. 16 Jahre lang, er kennt die Technik aus dem Effeff. Es ist eine veraltete Technik. Schon vor 30 Jahren habe man bahnintern darüber diskutiert, den Bahnhof mit einem sogenannten Drucktastenstellwerk auszustatten, berichtet Greiß. Damit können Weichen und Signale per Tastendruck gesteuert werden, elektronische Sicherungen verhindern, dass Züge aufeinanderprallen. Die Pläne für die Nachrüstung blieben aber in den Schubladen.
"Wie so oft, mit ein bissle Geld hätte man es verhindern können."
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Das im übrigen nach reiflicher Überlegung und aus genau dem Grund - dass die Fdl nicht denken "ist ja frei, brauch ich nicht rauszugucken". Ist letztlich eine Philosophiefrage, im DV-Land hat man das dann tendenziell wieder verbaut (zumindest in der Elektromechanik).Boris Merath @ 8 May 2018, 15:30 hat geschrieben: Nach der Übernahme der bayerischen Bahn durch die Reichsbahn hat man das aber irgendwann abgeschafft, so dass es nur noch wenige Bahnhöfe gibt die die Belegtabhängigkeit noch haben. Außerdem hat die Belegtabhängigkeit das Problem, dass sie eben Änderungen durch Rangierfahrten, abgehängte Zugteile etc. nicht mitbekommt, und damit möglicherweise auf "frei" steht obwohl Fahrzeuge im Gleis stehen.
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Wie gesagt, es wäre ein Fehler hier DB Netz für die Ausrüstung verantwortlich zu machen. Es ist so erlaubt und warum sollte man dann mehr investieren? Es ist ja immer noch so dass das Netz eine horrende Dividende abliefern muss (erstens bei Infrastruktur verrückt und zweitens zahlt der Staat erst um dann einen Teil wieder zu kassieren, noch verrückter).
Das EBA wäre zuständig dafür Gleisfreimeldeanlagen verpflichtend vorzuschreiben. Wie viel muss denn noch passieren?
Menschliche Fehler können passieren, da ist keiner davor geschützt. Man kann sie aber minimieren und dazu würde diese Ausrüstung gehören.
Daher wäre durchaus wichtig dass man das EBA auf die Anklagebank setzt bzw. das endlich mal öffentlich thematisiert wieso das EBA hier nicht handelt. Es ist schließlich nichts was unmöglich ist und DB Netz in den Ruin treiben würde.
@Boris
Danke für die Infos. Gefühlt ist es schon so dass man meint, die EVU sind die Opfer des EBA und das EIU wird verschont.
Jedenfalls halte ich es für maßlos übertrieben wenn man nachmisst wie viel die H-Tafel verfehlt wurde oder kundenfreundliches Halteverhalten mit hohen Strafen belegt wird. Das wäre für mich typisch deutsch, zumal dann auf einmal immer wieder H-Tafeln ohne jede Änderung der Sicherheitseinrichtungen entfallen.
Um die wirklich wichtigen Dinge scheint man sich aber nicht zu kümmern.
Das EBA wäre zuständig dafür Gleisfreimeldeanlagen verpflichtend vorzuschreiben. Wie viel muss denn noch passieren?
Menschliche Fehler können passieren, da ist keiner davor geschützt. Man kann sie aber minimieren und dazu würde diese Ausrüstung gehören.
Daher wäre durchaus wichtig dass man das EBA auf die Anklagebank setzt bzw. das endlich mal öffentlich thematisiert wieso das EBA hier nicht handelt. Es ist schließlich nichts was unmöglich ist und DB Netz in den Ruin treiben würde.
@Boris
Danke für die Infos. Gefühlt ist es schon so dass man meint, die EVU sind die Opfer des EBA und das EIU wird verschont.
Jedenfalls halte ich es für maßlos übertrieben wenn man nachmisst wie viel die H-Tafel verfehlt wurde oder kundenfreundliches Halteverhalten mit hohen Strafen belegt wird. Das wäre für mich typisch deutsch, zumal dann auf einmal immer wieder H-Tafeln ohne jede Änderung der Sicherheitseinrichtungen entfallen.
Um die wirklich wichtigen Dinge scheint man sich aber nicht zu kümmern.
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Was ist daran krass? Nach Bad Aibling wird in solchen Fällen nun wohl konsequenter vorgegangen und das ist gut so!JeDi @ 8 May 2018, 11:45 hat geschrieben:Doch. Man fragt sich schon, ob die StA Augsburg da auch bei anderen Fällen fahrlässiger Tötung (z.B. dem klassischen Rechtsabbiegerunfall) so krass drauf ist.
Ich verurteile den FdL (noch) nicht, bevor ein Richter das tut, aber ohne Grund wurde der Haftbefehl sicher nicht beantragt.
Vlt. sollte aber auch DB Netze bei der Ausbildung einmal deutlicher auf Schwachstellen wie fehlende Gleisfreimeldeanlagen aufmerksam machen und den Azubi's einbläuen, was dazu nötig ist, um dennoch Betriebsgefahren zu vermeiden, bis die das in die Routine integriert haben.
Ich weiss nicht, wie das heuer ist, aber damals Ende der 1990er ist das m.E. unzureichend geschehen und war nur Teil bei örtlichen Besonderheiten. Kollegen, die direkt auf Dr-Stw. versetzt wurden, wussten offiziel garnicht, dass es auf anderen Betriebsstellen sowas überhaupt gibt.
Keine Alternative zum Transrapid MUC


Wenn damit "in deutscher staatlicher Hand" gemeint ist, gäbe es das Problem sehr wohl genauso und noch massiver, da deutsche Regierungspolitiker mit wenigen Ausnahmen viel zu sehr damit beschäftigt sind, der Automobilindustrie tief hinten rein zu kriechen, so dass sie kein Geld für sowas nutzloses wie eine Eisenbahn ausgeben wollen. Beispiele finden sich in den letzten knapp 70 Jahren ja wirklich zur Genüge. Und frag doch mal den gegenwärtigen Bundesminister der Finanzen, wieviel Geld er denn so für ein "Sonderprogramm Leit- und Sicherungstechnik Schiene" aufbringen wollen würde. Nichts, nichts und noch lange nichts - mehr ist aus Berlin nicht zu erwarten.Jean @ 8 May 2018, 16:20 hat geschrieben: Das Problem gebe es nicht wäre die Infrastruktur in staatlicher Hand!
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Falsch. Ein Haftbefehl führt nicht zwingend zu Untersuchungshaft. Der dient z.b. auch dafür, um gegen einen Beschuldigten gewisse Meldeauflagen festzulegen.JeDi @ 8 May 2018, 21:05 hat geschrieben: Nein. Dann hat erst gar kein Haftbefehl erlassen zu werden.
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
Sollen wir die DB etwa an einen anderen Staat verkaufen?! So wie z.B. die SPD lange Anteile an den russischen Staat verkaufen wollte?!146225 @ 8 May 2018, 20:53 hat geschrieben: Wenn damit "in deutscher staatlicher Hand" gemeint ist, gäbe es das Problem sehr wohl genauso und noch massiver, da deutsche Regierungspolitiker mit wenigen Ausnahmen viel zu sehr damit beschäftigt sind, der Automobilindustrie tief hinten rein zu kriechen, so dass sie kein Geld für sowas nutzloses wie eine Eisenbahn ausgeben wollen. Beispiele finden sich in den letzten knapp 70 Jahren ja wirklich zur Genüge. Und frag doch mal den gegenwärtigen Bundesminister der Finanzen, wieviel Geld er denn so für ein "Sonderprogramm Leit- und Sicherungstechnik Schiene" aufbringen wollen würde. Nichts, nichts und noch lange nichts - mehr ist aus Berlin nicht zu erwarten.
Und ach ja, falls es dir entgangen sein sollte: Der bei weitem größte Teil der deutschen Eisenbahninfrastruktur ist seit ca. 1885 durchgehend in staatlicher Hand...
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam
Immerhin ist Gerhard Schröder, ehemaliger langjähriger SPD Vorsitzender so konsequent, sich sogar selbst an der russischen Staat zu verkaufen.Balduin @ 8 May 2018, 21:54 hat geschrieben: Sollen wir die DB etwa an einen anderen Staat verkaufen?! So wie z.B. die SPD lange Anteile an den russischen Staat verkaufen wollte?!
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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Es handelt sich um die Staatsanwaltschaft Augsburg!146225 @ 8 May 2018, 21:09 hat geschrieben:In Bayern muss man vermutlich noch froh sein, dass der Fdl. nicht auf unbestimmte Zeit im Schutzgewahrsam verfault ...
Eine sehr spezielle Behörde, da passiere so manche Dinge ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsanwalts...er_Arbeitsweise
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Du glaubst hoffentlich nicht ernsthaft dass ein Fdl, der auf einem mechanischen Stellwerk eingesetzt wird, nicht weiß, dass sein Stellwerk keine Gleisfreimeldung hat?...218 466-1 @ 8 May 2018, 20:31 hat geschrieben: Vlt. sollte aber auch DB Netze bei der Ausbildung einmal deutlicher auf Schwachstellen wie fehlende Gleisfreimeldeanlagen aufmerksam machen und den Azubi's einbläuen, was dazu nötig ist, um dennoch Betriebsgefahren zu vermeiden, bis die das in die Routine integriert haben.
Ich weiss nicht, wie das heuer ist, aber damals Ende der 1990er ist das m.E. unzureichend geschehen und war nur Teil bei örtlichen Besonderheiten. Kollegen, die direkt auf Dr-Stw. versetzt wurden, wussten offiziel garnicht, dass es auf anderen Betriebsstellen sowas überhaupt gibt.
Und wozu muss ein Fdl auf Relaisstellwerken wissen dass es Stellwerke ohne Gleisfreimeldung gibt? (Wenn man davon absieht dass es in der 408 steht und damit Teil der Prüfung ist).
Die Routine ist bei so etwas nicht das rettende, sondern die große Gefahr. Fehler können sowohl durch mangelnde Routine als auch durch übermäßige Routine entstehen - das kennt jeder selber, der sich auf dem Weg zur U-Bahn überlegt ob er den Herd ausgemacht hat. Alltägliche Arbeiten laufen irgendwann so automatisch ab, dass man nicht mehr wirklich darüber nachdenkt - und genau an der Stelle wird es gefährlich. Das ist ja auch der Grund warum man in Stellwerken so viele Sicherungseinrichtungen eingebaut hat - weil eben genau dieses Problem bekannt ist.
Da kann man noch so oft auf die Vorschriften pochen - wenn eine Routinearbeit oft genug gemacht wird, passiert irgendwann ein Fehler - das ist einfach menschlich. Und genau aus dem Grund ist es ein Unding, dass hier noch lange nicht serienmäßig Gleisfreimeldung nachgerüstet wurde.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Falscher Ansatz - der Staat müsste nur mit seinem Eigentum mal angemessen und pfleglich umgehen. Im Moment sieht es ja eher so aus, dass Scholz es schaffen wird, in der laufenden Legislaturperiode die Einrichtungen und die Infrastruktur (und zwar alles) des Bundes noch weiter verrotten zu lassen, als dies teilweise ohnehin schon der Fall ist. Warum Angsthase Putin rund um Kaliningrad atomar bestückte Raketen stationiert, weiß auch nur er selbst ("Imponiergehabe!") - wir könnten ja ohnehin die nächsten Jahre nicht die Bundeswehr (nach russischem Vorbild) auf Urlaub an diesen Teil der Ostsee schicken, soweit reicht deren Ausrüstung nicht mehr. Gebäude? Brücken? Brösel, Brösel ... - da ist die Eisenbahn wirklich nur ein Teilgebiet der Misere. Aber was wurde die ach so tolle GroKo doch herbei gebetet.Balduin @ 8 May 2018, 21:54 hat geschrieben: Sollen wir die DB etwa an einen anderen Staat verkaufen?! So wie z.B. die SPD lange Anteile an den russischen Staat verkaufen wollte?!
Es ist mir nicht entgangen. Ich habe sogar mitbekommen, welche Vergewaltigung dieses "Gemeinschafts-Erbe" von vielen Generationen erfahren hat, Stillegungen hier, Abbau dort, und ich habe auch mitbekommen, was alles unterlassen wurde - kein Ausbau hier, keine Modernisierung dort ...Und ach ja, falls es dir entgangen sein sollte: Der bei weitem größte Teil der deutschen Eisenbahninfrastruktur ist seit ca. 1885 durchgehend in staatlicher Hand...
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Hallo,
wie schnell oder langsam wurde denn zu königlich-bayrischen Staatsbahnzeiten oder Übergang zu DRG auf den Nebenstrecken gefahren? Wieviel Personal war da im Einsatz, war da dann in der Praxis das 4-Augen-Prinzip gewährt?
Ich denke auch an die Kraus-Stellwerke in Weidenbach und Schwindegg, wie langsam kamen dann die späteren 70, 78, G8 usw. in die Kreuzungsbahnhöfe, reichte die Lokführersicht für eine Notbremsung ohne Pufferberührung falls die Einfahrtweiche auf das belegte Gleis führte?
Anders gefragt, haben sich die betrieblichen Verhältniss nicht deutlich geändert so daß neue Stellwerksprinzipien auch auf den "Nebenstrecken" nötig wären.
wie schnell oder langsam wurde denn zu königlich-bayrischen Staatsbahnzeiten oder Übergang zu DRG auf den Nebenstrecken gefahren? Wieviel Personal war da im Einsatz, war da dann in der Praxis das 4-Augen-Prinzip gewährt?
Ich denke auch an die Kraus-Stellwerke in Weidenbach und Schwindegg, wie langsam kamen dann die späteren 70, 78, G8 usw. in die Kreuzungsbahnhöfe, reichte die Lokführersicht für eine Notbremsung ohne Pufferberührung falls die Einfahrtweiche auf das belegte Gleis führte?
Anders gefragt, haben sich die betrieblichen Verhältniss nicht deutlich geändert so daß neue Stellwerksprinzipien auch auf den "Nebenstrecken" nötig wären.
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Scholz bzw. die aktuelle Regierung wird die Infrastruktur weiter zugrunde richten. Die USA sind ja verrotteter Infrastruktur an vielen Stellen scheinbar Vorbild. Investitionen sind aber für die Zukunft eines Landes wichtig, denn man kann sich auch zu Tode sparen.146225 hat geschrieben: Falscher Ansatz - der Staat müsste nur mit seinem Eigentum mal angemessen und pfleglich umgehen. Im Moment sieht es ja eher so aus, dass Scholz es schaffen wird, in der laufenden Legislaturperiode die Einrichtungen und die Infrastruktur (und zwar alles) des Bundes noch weiter verrotten zu lassen, als dies teilweise ohnehin schon der Fall ist. Warum Angsthase Putin rund um Kaliningrad atomar bestückte Raketen stationiert, weiß auch nur er selbst ("Imponiergehabe!") - wir könnten ja ohnehin die nächsten Jahre nicht die Bundeswehr (nach russischem Vorbild) auf Urlaub an diesen Teil der Ostsee schicken, soweit reicht deren Ausrüstung nicht mehr. Gebäude? Brücken? Brösel, Brösel ... - da ist die Eisenbahn wirklich nur ein Teilgebiet der Misere. Aber was wurde die ach so tolle GroKo doch herbei gebetet.
Du kannst gerne Königsberg schreiben (ist halt die deutschsprachige Bezeichnung dafür und nichts schlimmes). Natürlich ist das dort vielleicht Imponiergehabe, aber da ist der Umgang mit Russland nicht ganz unschuldig daran und entgegen europäischen Interessen (hier geht enorme wirtschaftliche Kraft verloren). Heuchelei ist der Umgang auch wenn man sieht wie es mit Saudi Arabien, der Türkei oder anderen Staaten läuft. Entweder man macht es bei allen oder bei keinem und pickt sich nicht die raus von denen man keinen Vorteil hat (womit nicht die Europäer gemeint sind, denn die würden von mehr Handel mit dem Osten profitieren).
Das ist aber nicht ein Problem des Staatseigentums, sondern der jeweiligen Regierungen, die ihrer Verantwortung für die Infastruktur nicht nachkommen und es gibt wieder keine Regierung die moderne Verkehrspolitik betreibt.Es ist mir nicht entgangen. Ich habe sogar mitbekommen, welche Vergewaltigung dieses "Gemeinschafts-Erbe" von vielen Generationen erfahren hat, Stillegungen hier, Abbau dort, und ich habe auch mitbekommen, was alles unterlassen wurde - kein Ausbau hier, keine Modernisierung dort ...
Den Stellenwert der Eisenbahn erkennt man auch daran, dass die Senkung der Trassengebühren schon wieder verschoben wurde, dafür sollen E-Lkw von der Maut befreit werden, der Marktführer der E-Mobilität, die Eisenbahn soll im elektrischen Betrieb nicht befreit werden. Da haben wir schon wieder die Benachteiligung und genau das ist deutsche Verkehrspolitik.
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Es gibt keine Nebenstrecken.Mühldorfer @ 9 May 2018, 07:39 hat geschrieben: Hallo,
wie schnell oder langsam wurde denn zu königlich-bayrischen Staatsbahnzeiten oder Übergang zu DRG auf den Nebenstrecken gefahren? Wieviel Personal war da im Einsatz, war da dann in der Praxis das 4-Augen-Prinzip gewährt?
Du meinst sicher Nebenbahnen und da wurde meines Wissens lange Zeit maximal 50 km/h gefahren. Heute wären auch 100 km/h drin, mit entsprechendem Ausbau bzw. man könnte Nebenbahnen wo nötig sogar zur Hauptbahn aufwerten (meistens lief und läuft es eher umgekehrt).
Die Strecke Augsburg - Ingolstadt ist jedoch eine Hauptbahn.
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Hallo,
Ich meinte Nebenstrecken die eben nicht damaligen Schnellverkehr mit S3/6 usw. kannten, Linien wo 60km/h ein hohes Tempo für einen Eilzug war. Güterzüge mit 40km/h rollten. Vor Lokomoiven wie der 41er usw.
Personenzüge auf der Ostbahn, eine ganz wichtige "große Strecke" von Kreuz nach Schneidemühl für 77km 2:37 brauchten.
Ich meinte nicht die betriebliche Unterscheidung Haupt- und Nebenbahnen.
Gruß
Vereinfacht, bei den damaligen Betriebsverhältnissen konnten gemachte Fehlhandlungen der Fahrdienstleiter und Weichenleger durchaus noch durch die Lokführer abgemildert werden. Es waren perfekte technische Sicherungen im wesentlich für eingleisige Strecken nur nötig. INDUSI z.B.wurde erst nötig mit Einmannbesetzung und/oder höheren Geschwindigkeiten.
Interessant wäre wieviel regelwidrige Störungen im Betriebsablauf es gab die NICHT zu Unglücken führten, einfach weil die Geschwindigkeiten genügend niedrig waren. Straßenbahnen zeigen ja mit der BoStrab daß bis ca. 60km/h Fahren auf Sicht genügend sicher ist ( bessere Bremsen sind bekannt ).
Ich meinte Nebenstrecken die eben nicht damaligen Schnellverkehr mit S3/6 usw. kannten, Linien wo 60km/h ein hohes Tempo für einen Eilzug war. Güterzüge mit 40km/h rollten. Vor Lokomoiven wie der 41er usw.
Personenzüge auf der Ostbahn, eine ganz wichtige "große Strecke" von Kreuz nach Schneidemühl für 77km 2:37 brauchten.
Ich meinte nicht die betriebliche Unterscheidung Haupt- und Nebenbahnen.
Gruß
Vereinfacht, bei den damaligen Betriebsverhältnissen konnten gemachte Fehlhandlungen der Fahrdienstleiter und Weichenleger durchaus noch durch die Lokführer abgemildert werden. Es waren perfekte technische Sicherungen im wesentlich für eingleisige Strecken nur nötig. INDUSI z.B.wurde erst nötig mit Einmannbesetzung und/oder höheren Geschwindigkeiten.
Interessant wäre wieviel regelwidrige Störungen im Betriebsablauf es gab die NICHT zu Unglücken führten, einfach weil die Geschwindigkeiten genügend niedrig waren. Straßenbahnen zeigen ja mit der BoStrab daß bis ca. 60km/h Fahren auf Sicht genügend sicher ist ( bessere Bremsen sind bekannt ).
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Schnellste gefahrene Geschwindigkeit auf einer deutschen Nebenbahn sind heute sogar 120 km/h.Trapeztafelfanatiker @ 9 May 2018, 09:14 hat geschrieben: Heute wären auch 100 km/h drin, mit entsprechendem Ausbau bzw. man könnte Nebenbahnen wo nötig sogar zur Hauptbahn aufwerten (meistens lief und läuft es eher umgekehrt).
Ich bezweifle das (habe aber keine Nachweise dafür). Mindestens bis in die 50er Jahre wurden Güterzüge teils noch handgebremst oder zumindest nur teilweise gebremst ("Wagen mit durchgehender Luftleitung") gefahren; waren Signallampen (bei Nebel und in der Nacht) mickrige Funzeln; und auch Spitzensignale schlechter erkennbar. Es könnte also sein, dass trotz der niedrigeren Geschwindigkeiten die Möglichkeit und Zeit zu rechtzeitiger Erkennung und Stehenbleiben genauso nicht ausreichte ...Mühldorfer @ 9 May 2018, 11:07 hat geschrieben: Vereinfacht, bei den damaligen Betriebsverhältnissen konnten gemachte Fehlhandlungen der Fahrdienstleiter und Weichenleger durchaus noch durch die Lokführer abgemildert werden. ... einfach weil die Geschwindigkeiten genügend niedrig waren.
H.M.
Meine Eisenbahngeschichten - "Von Stellwerken und anderen Maschinen ..."
Die Organe der Bahnerhaltung sind ermächtigt, den Arbeitern zur Aneiferung angemessene Quantitäten von Brot, Wein oder Branntwein unentgeltlich zu verabfolgen. Nr. XXVII - Vorschriften für das Verhalten bei Schneefällen, K. k. Österreichische Staatsbahnen, Gültig vom 1. Oktober 1906; Artikel 14(5)
Die Organe der Bahnerhaltung sind ermächtigt, den Arbeitern zur Aneiferung angemessene Quantitäten von Brot, Wein oder Branntwein unentgeltlich zu verabfolgen. Nr. XXVII - Vorschriften für das Verhalten bei Schneefällen, K. k. Österreichische Staatsbahnen, Gültig vom 1. Oktober 1906; Artikel 14(5)
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Nebenbahn alle Züge: 40-50 km/hMühldorfer @ 9 May 2018, 07:39 hat geschrieben:wie schnell oder langsam wurde denn zu königlich-bayrischen Staatsbahnzeiten oder Übergang zu DRG auf den Nebenstrecken gefahren?
Hauptbahn-Güterzüge: 45-65 km/h
Hauptbahn-Personenzüge: 65-90 km/h
Hauptbahn-Schnellzüge: 90-120 km/h
Die Paartalbahn ging damals meines Wissens vor 100 Jahren schon mit mindestens 100 km/h. Nur weil sie heute nicht so ausgebaut ist wie gewisse moderne Rennstrecken, ist das durchaus eine ganz normale Hauptbahn, die nach den gleichen Grundsätzen zu ähnlichen Zeiten gebaut wurde wie München - Ingolstadt, die ja relativ spät gebaut wurde. Man hat nur bei der Paartalbahn um 1890 den zweigleisigen Ausbau vergessen (war wie bei fast allen Hauptbahnen vorbereitet), um 1960 die Ausrüstung mit Oberleitung und DrS2-Stellwerk und um 2000 den Ausbau für HGV. :ph34r: Die Paartalbahn als Durchlauf München - Augsburg - Ingolstadt war übrigens anfangs wegen der einfacheren Geografie und der militärischen Bedeutung eine Alternativplanung zu München - Pfaffenhofen - Ingolstadt. Das lief dann aber in eine Zeit rein, wo man binnen 7 Jahren einfach beides und noch viel mehr gebaut hat.
Bei den damaligen Betriebsverhältnissen hat es ständig gerummst. Es wurde mit den zentralen Stellwerken deutlich besser, aber wenn der FdL Züge übersehen oder vergessen hatte (früher wurde in Bahnhöfen viel mehr rangiert als heute!!), dann hat das Stellwerk einen Zusammenstoß auch nicht verhindert. Und auch wenn langsamer gefahren wurde, bis in die 20er waren besonders Güterzüge zum Teil noch handgebremst und auch die Druckluftbremsen nicht wie heute, gerade lange Züge mit sehr vielen kleinen Wagen mussten sehr vorsichtig gebremst werden. Und die Bremsen waren einlösig und lange nicht jeder Wagen war überhaupt gebremst. Die Bremsecken wurden meines Wissens erst 1976 abgeschafft, als dann die ungebremsten Wagen bis auf einige Rübenwagen quasi ausgestorben waren. Und die Sicht, wer mal auf einer Dampflok mitgefahren ist weiß das, ist selbst bei gutem Wetter alles andere als optimal. Dazu Petrolium-, Gas- oder erste Elektrofunzeln, naja... allerdings hat man damals wichtige Signaltafeln gerne mal beleuchtet, da ist man heute weitgehend von weg. Auch bei Straßenschildern im übrigen.
Ja, bei den ganzen Vergleichen zu früher muss man immer 2 Sachen bedenken: Absolut war damals insgesamt weniger Verkehr. Auch auf Nebenbahnen (zwar mehr Güter, dafür war aber Personenverkehr seltener). Und zweitens hat man Unfälle mit Personenschäden auch schlicht als Alltag hingenommen - gerade im Güterverkehr. Galt wie bei anderen Arbeiten in der Industrie als hinzunehmendes Berufsrisiko.
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