Vorspannfahrten
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- Jungspund
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Halloshadowdream @ 10 Jul 2018, 16:54 hat geschrieben: Hallo,
Ich wollte mal fragen, wie das mit den Vorspannloks und deren Zugkraftabstimmung funktioniert.
Verständigen sich die Lokführer über Funk, haben die Instrumente, nach denen sie sich richten könn oder ist es mal wieder das "Popometer", was da aushilft?
Danke im voraus
Shadowdream
Als Heizer in einer Museumsbahn waren wir, als wir eine Elektrolok hatten, jeweils mit dem Problem beschäftigt.
Wir hatten folgende Lösung gefunden: Auf der Steilstrecke wussten wir, dass die Lok mit dem Zug alleine und Vollast jeweils 22-25 km /h draufhatte.
Bei Elektroschub haben wirs so gemacht, dass die Dampflok zog, was sie ohne sie auszukotzen konnte, und die Elektrische auf 25km/h "auffüllte".
Bei elektrischen Loks hatte man Amperemeter, die eine proportionale Funktion der Zugkraft anzeigten. Also schautest du am Amperemeter, wie stark du zogst. Der Rest war Gefühl.
Hier die Armaturen mit den Amperemetern einer Ae 4/7:
Heute haben alle Loks Zugkraftanzeiger. Da ist es kein Problem mehr, die Zugkraft genau zu dosieren.
Gruss Guru
Gruss Guru


In erster Näherung braucht man keine "Zugkraftabstimmung": Wenn die Lok 1 die Zugkraft F1 erzeugt und die Lok 2 die Zugkraft F2, dann erzeugen sie miteinander die Zugkraft F1+F2: Jeder zieht, so viel er will - und daraus ergibt sich dann das Geschwindigkeitsverhalten des Zuges (als Gleichgewicht der Widerstände und der Zugkraft)....und deren Zugkraftabstimmung...
In meiner Jugend habe ich häufige Dreifachtraktionsfahrten im Pustertal erlebt: Da ist beim Anfahren oft der dritte Lokführer aufgesprungen, als der Zug schon am Anrollen war - d.h. die Zugkraftverteilung war 100%+100%+0%; dann hat er seinen Diesel gestartet und sich ins Zeug gelegt -> 100%+100%+100%; bei der Durchfahrt durch Bahnhöfe in der Waagrechten haben die zwei hinteren Loks i.d.R. abgeregelt, aber manchmal auch nicht ... und so ging's fröhlich über die 25‰ + Kurvenwiderstand hinauf.
(Auf der Modellbahn ist das meistens anders: Da sind die Motorkräfte i.d.R. viel zu groß für die minimale Reibungsgegenkraft, sodass es bei Unterschieden sofort zum Schleudern kommt. De facto ist die Haupt-Gegenkraft die EMK des Motors = jeder Motor macht sich seine Drehzahl nur mit sich selbst aus.
So was Ähnliches gab es beim italienischen Trifase-System mit seinen drehzahlfesten Drehstrommotoren, wo deshalb nur Loks mit möglichst gleich abgenützten Radreifen in Doppeltraktion fahren durften).
H.M.
Meine Eisenbahngeschichten - "Von Stellwerken und anderen Maschinen ..."
Die Organe der Bahnerhaltung sind ermächtigt, den Arbeitern zur Aneiferung angemessene Quantitäten von Brot, Wein oder Branntwein unentgeltlich zu verabfolgen. Nr. XXVII - Vorschriften für das Verhalten bei Schneefällen, K. k. Österreichische Staatsbahnen, Gültig vom 1. Oktober 1906; Artikel 14(5)
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Genau, es ist im Prinzip egal welche Lok wie viel zieht, nur über Tonnen sollten es nicht sein, das ist die zulässige Belastung der Kupplungen.
Zur Abstimmung steht nur Sprechfunk oder Handy zur Verfügung.
Und dann läuft es oft so wie bei guru61, dass eine Lok immer gleich zieht, und die vordere regelt dann die Geschwindigkeit, vereinfacht gesagt.
Zur Abstimmung steht nur Sprechfunk oder Handy zur Verfügung.
Und dann läuft es oft so wie bei guru61, dass eine Lok immer gleich zieht, und die vordere regelt dann die Geschwindigkeit, vereinfacht gesagt.
Man sollte nicht in einer kurzen Mittagspause alles erledigen wollen:guru61 @ 11 Jul 2018, 12:26 hat geschrieben:
Hier die Armaturen mit den Amperemetern einer Ae 4/7:
Gruss Guru
https://www.flickr.com/gp/r_walther/xT2C45
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Aber kann es dann nicht passieren, dass die vordere Lok bremst und die hintere noch Zugkraft aufgeschaltet hat? Das wäre doch irgendwie kontraproduktiv.Martin H. @ 11 Jul 2018, 14:27 hat geschrieben: Und dann läuft es oft so wie bei guru61, dass eine Lok immer gleich zieht, und die vordere regelt dann die Geschwindigkeit, vereinfacht gesagt.
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Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
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Wenn die hintere Lok gekuppelt ist, dann wird diese ja selbst mitgebremst. Die Sache fällt also sofort auf. Dort wo ungekuppelt geschoben wird, gibt es im Normalfall keinne Grund zum Bremsen. Da braucht man sowieso grüne Welle den Berg hoch. Und im Falle einer Unregelmäßigkeit spricht man sich eben mit Funk ab.Entenfang @ 12 Jul 2018, 12:19 hat geschrieben:Aber kann es dann nicht passieren, dass die vordere Lok bremst und die hintere noch Zugkraft aufgeschaltet hat? Das wäre doch irgendwie kontraproduktiv.
Und wo regulär gebremst wird, sollte der Tf der Schiebelok ja eigentlich sowieso wissen.
Bevor es den Funk gab, wurde das auch noch alles mit Pfeifsignalen geregelt.
Hier mal ein schönes Beispiel, wie sich die drei Loks vor der Abfahrt "absprechen":
https://youtu.be/1uW-zguR3n0?t=40s
Oder hier wird z.B. eine Langsamfahrstelle durchfahren:
https://www.youtube.com/watch?v=3RsAl1t9cWU
Die Schublok meldet dann am Ende der führenden Lok, dass der Zugschluss das Ende der La passiert hat, daraufhin wird wieder beschleunigt.
Und hier sieht man, wie hervorragend das in den Zeiten des Digitalfunks funktioniert, oder auch nicht:
https://youtu.be/0FLOuA1LcHk
Danke für die Links - das sind ja praktisch Lehrvideos ...
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HalloEntenfang @ 12 Jul 2018, 12:19 hat geschrieben: Aber kann es dann nicht passieren, dass die vordere Lok bremst und die hintere noch Zugkraft aufgeschaltet hat? Das wäre doch irgendwie kontraproduktiv.
Als Heizer und auch Kiebizer auf der elektrischen Lok, hat man einiges so mitbekommen.
Ein bisschen anders muss man schon fahren. Langsamfahrstellen etc. sind signalisiert. Ein Lokführer auf der hindtern Lok, egal ob sie schiebt oder Zuglok mit Vorspann ist, sieht diese Signale auch und er ist streckenkundig. Somit weiss er, ob ein Signal kommt.
Damals hatte man auch noch bessere Aussicht auf die Strecke. Die Eckfenster bei alten Loks hatten schon ihre Berechtigung. Auch die Anordnung des Führerstandes auf der Signalseite.
https://www.flickr.com/gp/r_walther/PAT331
Die Signalbeachtung war somit, ausser bei Schub, beschränkt möglich.
Man fuhr auch anders: Bei unvorhergesehen Bremsen hat man, um den Führer der hinteren Lok zu verständigen, zuerst die Luftbremse massvoll betätigt, bevor man elektrisch bremste.. Der hintere Führer war dann durch die Druckabsenkung gewarnt und stellte den Schub ein.
Gruss Guru
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Wie sieht das eigentlich aus, wenn die beteiligten Loks über Vielfachsteuerung verfügen? Werden dann -- auch wenn der Vorspann nur bis zum nächsten Bahnhof geht -- alle beteiligten Loks nur von der Führenden aus gesteuert? Oder wird tatsächlich nur der Zughaken und die Bremse mit der eigentlichen Zuglok gekuppelt?
Dann ist es kein Vorspann mehr... sondern einfach ne Mehrfachtraktion ...
Ich klau mal schnell von Wiki
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Von Vorspanntriebfahrzeug, Vorspann oder Vorspanndienst spricht man im Eisenbahnbetrieb, wenn mindestens zwei arbeitende Triebfahrzeuge mit Lokomotivführern besetzt an der Spitze eines Zuges laufen und keine Vielfachsteuerung vorhanden ist oder verwendet wird.