Schweres Zugunglück in Meerbusch (NRW)

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Muffo1234
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Beitrag von Muffo1234 »

EDLE @ 12 Dec 2017, 17:28 hat geschrieben:Aber was ich (Laie) nicht verstehe. Der Befehl zur Weiterfahrt "auf Sicht" mit max. Tempo 40 kann doch bei so einem agilen modernen TFZ in Vollbremsung nicht so heftige Schäden hervorrufen.


Im KSTA.de gibt es sehr informative Artikel dazu. Leider auch Parallelen zu einem ähnlich Fall im Februar 2017, der noch mal gut gegangen ist. ICE mit Tempo 80 noch knapp vor einer RB zum Stehen gekommen... Ebenfalls Fahrt nach Befehl auf Sicht.
Zu dem angesprochenen Artikel im Kölner Stadtanzeiger. In einem (anderen) Artikel schreibt dieselbe Zeitung:
[...]Er setzt sich mit seinem Kollegen auf dem nächsten Stellwerk in Osterath in Verbindung, um Informationen einzuholen [...] [Fdl Weißenberg:]Das könne doch gar nicht sein. Der Abschnitt sei längst frei.[...]
Nach diesen Recherchen ist der Unfall wohl eher auf eine Fehlkommunikation der Fahrdienstleiter (Fdls) zurückzuführen. Bevor es die elektronische Gleisfreimeldetechnik gab und auf Strecken die nicht über eine solche Technik verfügen, werden die Züge zwischen den Fahrdienstleitern gemeldet. Dafür gibt es einen festen Wortlaut, und alles wird in ein Buch eingetragen. Nur so kann man ohne technische Hilfe sicherstellen, das sich nur ein Zug zwischen zwei Signalen befindet, denn der erste Fahrdienstleiter darf das Signal erst wieder auf Fahrt stellen, wenn der Zug im nächsten Bahnhof angekommen ist.

Der Artikel liest sich so, als wäre es in diesem Fall zu einer solchen Räumungsprüfung, also der Kontrolle ob der Abschnitt zwischen den Bahnhöfen tatsächlich frei ist, gekommen. Der Fdl des Bahnhofes Weißenberg teilt dem Fdl in Osterath mit, dass der Abschnitt frei ist. Warum er das tat muss untersucht werden. Da gibt es mehrere Möglichkeiten.

Soweit zu den aktuellen Recherchen der Medien. Aber endgültige Gewissheit wird erst der Untersuchungsbericht bringen.
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Beitrag von TramBahnFreak »

Der WDR hat jetzt einen (semi-aufschlussreichen) Artikel zum heute veröffentlichten Ermittlungsergebnis der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Vielleicht sollte Netz endlich mal seine 90-Tage-Kurse überdenken...
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Beitrag von TramBahnFreak »

Trapeztafelfanatiker @ 16 Oct 2018, 22:45 hat geschrieben: Vielleicht sollte Netz endlich mal seine 90-Tage-Kurse überdenken...
Woher nimmst du die Info, dass das auf die entsprechenden Fdl zutrifft...?
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

TramBahnFreak @ 16 Oct 2018, 17:13 hat geschrieben:Der WDR hat jetzt einen (semi-aufschlussreichen) Artikel zum heute veröffentlichten Ermittlungsergebnis der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft.
Die Pressemitteilung der Bundespolizei erzählt etwas mehr und detaillierter.

Gruß Michi
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

TramBahnFreak @ 16 Oct 2018, 23:13 hat geschrieben: Woher nimmst du die Info, dass das auf die entsprechenden Fdl zutrifft...?
Ich habe es jetzt nicht auf diesen Vorfall bezogen, aber ein Netzbezirksleiter hat mir erzählt wie das so abläuft und das war jemand der das selbst nicht gut findet. Auch täglich erlebt man Leute die nicht in der Lage sind einem einen richtigen Befehl zu diktieren (und das ist eigentlich Grundlage!).

In diesem Fall gibt es Aussagen dazu dass dies wohl bei beiden Fdl der Fall war.

Aber es geht mir nicht um Pauschalurteile. Die Leute können ja nicht mal was dafür, aber in so einer kurzen Zeit bekomme ich die Leute nicht fit. Es geht hier um Leben und Tod, es geht um Sicherheit, da kann ich nicht im Schnellverfahren so etwas machen. Gerade bei Leuten die nie etwas mit Eisenbahn zu tun hatten.
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Beitrag von TramBahnFreak »

Ich stimme dir ja inhaltlich sicher zu. Gerade im sicherheitsrelevanten Bereich ist eine solide Ausbildung unabdingbar. Mag sein, dass die manch einer auch in kurzer Zeit schafft; aber dann müssten eben die Prüfungen auch entsprechend aussieben, dass nach den 3 Monaten nur solche Leute übrig bleiben.
Oder man verlängert und intensiviert die Ausbildung eben.

Gerade der vom Michi verlinkte Bericht der Bundespolizei verdeutlicht, dass seitens der Fahrdienstleiterinnen gleich mehrere gravierende Fehler gemacht wurden, was für Überforderung oder mangelndes Wissen oder mangelnde Erfahrung oder eine Mischung aus alledem spricht.

Mich hat nur trotz allem etwas gestört, dass dein Beitrag den Eindruck erweckte, die im Artikel angesprochenen fahrdienstlichen Fehler seien definitiv auf die umstrittenen 90-Tage-Kurse zurückzuführen. Und diesem derzeit rein spekulativen Zusammenhang wollte ich entgegenwirken. ;)
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