Hot Doc @ 15 Oct 2018, 17:00 hat geschrieben: Wieviel Regionalzüge gehen in der Früh in München-HBF weg? Und wieviele S-Bahnen kommen an?
Dass da nicht immer jeder Übergang klappen kann, liegt auf der Hand. Zudem würde ich sagen, dass die Verbindung Dachau-Garmisch jetzt nicht zu den wichtigsten Pendlerstrecken zählt. Ich würde das als Fahrplanschreiben unter nice to have in die unterste Priorität schieben.
Ich wette man findet auch Beispiele, wo ein Übergang von einer S-Bahn zu einem Ragionalzug perfekt klappt. (Und selbst da jammert dann einer, dass zu wenig Pufferzeit für eine Verspätung eingerechnet ist.)
Der Punkt ist: Es fährt i.d.R. eben nur eine Bahn pro Stunde nach Garmisch. Das ist für sich schon nicht besonders prickelnd. ICE fährt ja eigentlich gar keiner mehr und der RE sogut wie nie. Und das bei einer Verbindung zwischen einer der wichtigsten Metropolregionen und einer der wichtigsten Urlaubsregionen Deutschlands. Sagt eigentlich schon alles aus. Deutlich erkennbar an den endlosen Autoschlangen am Wochenende zwischen M und GAP.
Geht mir auch nicht so sehr um Pendler, sondern mehr um Ausflügler. Wenn man z.B. beizeiten in Garmisch wandern oder mountainbiken gehen möchte ist die Verbindung aus Richtung Dachau einfach zu schlecht. Problem betrifft neben Dachau auch alles was nördlich davon kommt sowie Karlsfeld, Allach und Untermenzing. Damit werden weit über 100.000 Menschen von der ersten Verbindung Richtung Süden ausgeschlossen. Das ist quasi eine Großstadt.
Und es geht freilich nicht darum, daß jeder Anschluß passen muß. Aber der erste Regionalzug sollte doch schon mit der ersten S-Bahn zusammen passen. Angebot schafft eben Nachfrage. In dem Fall ginge es ja nur um eine Verschiebung der S-Bahn um 20 Minuten. Besonders ärgerlich, da Dachau mit immerhin 46000 Einwohnern ohnehin nicht sooo gut nach angebunden ist (lediglich ein Regionalzug pro Stunde nach M) und von der Zweiten Stammstrecke eigentlich kaum profitieren wird.
Ist aber auch nur ein Beispiel von vielen. Das Auto wird so einfach alternativlos, auch und gerade speziell wenn man es eigentlich gar nicht häufig bräuchte, in den wenigen Fällen aber nicht drauf verzichten kann. Aktuelles Beispiel: Streckensperrung KRM oder vergangenes Jahr Rastatt. Als Berufspendler braucht man in diesen Situationen eigentlich ohnehin ein Auto. Hab ich erstmal ein Auto sind die EDA-Kosten da. Fallen für jede Fahrt im Wesentlichen nur noch km-Kosten an sodaß eine Bahnfahrt schnell teurer wird als mit dem Auto zu fahren.
Zumal da Carsharing-Angebote in und um München fast so teuer sind wie ein eigenes Auto (Beispiel Stattauto: Bleiben wir bei dem Tagesausflug nach GAP, so kommen schon rund 75 € zusammen. Zzgl monatlicher Gebühr, Parkgebühren usw. Sagen wir drei Tage Bergsteigen in einem Monat: 225€. Daneben noch vielleicht mal einkaufen fahren mit dem Mietauto und noch die Monatskarte für zur Arbeit und man hat mehr Kosten als ein eigenes Auto. Daneben keinen Aufwand mit Buchung, keine fixen Stationen usw.).
In dem Zusammenhang bringt m.E. die angestrebte Tarifreform auch nix bzw. wird nicht zu einer signifikanten Verkehrsverlagerung führen. Wegen ein paar Euronen weniger Kosten wird niemand auf ein eigenes Auto verzichten (wären wir wieder bei EDA-Kosten). Und hat man erstmal ein eigenes Auto in der Garage stehen wird man es automatisch auch nutzen.
Wahrscheinlich wären die Investitionen für die Tarifreform daher besser in einer Angebotsverbesserung aufgeboben. Sind die Verbindungen so gut, daß ich aufs eigene Auto verzichten kann (und zwar mit Zuverlässigkeit 99,99%) spare ich durch den Autoverzicht direkt mehrere hundert Euro.