Fragen vor Ausbildung/Umschulung zum Tf

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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wowbagger
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Beitrag von wowbagger »

Hallo Eisenbahnforum,

ich recherchiere seit eingier Zeit über die Ausbildugssmöglichkeiten zum Triebfahrzeugführer im Kölner Raum.
Ganz, ganz grob zusammengefaßt steht dabei im Mittelpunkt der Wunsch (wen wundert's?) eine Lok zu bedienen
und generell die Lust auf ein technisches Arbeitsumfeld. Ob es auf die Bereiche Cargo oder Personenverkehr
hinausläuft, habe ich noch nicht zu 100% entschieden.

Die Umstände (47 Jahre, väterlicher Teil einer Familie mit 2 Kindern) sind wahrscheinlich nicht gerade die besten
Voraussetzungen, aber der Wunsch als Tf zu arbeiten ist groß und ich bin bereit ggf. Abstriche in einigen Bereichen
in Kauf zu nehmen. Ich habe schon verstanden, dass die Branche nicht gerade die arbeitnehmerfreundlichste ist,
die Arbeit einem aber sehr viel geben kann, sofern man der oder die Richtige ist.

Hintergrund beruflich: Ich habe studiert (ohne Abschluss), bin ausgebildeter Tischler und geprüfter Restaurator im
Handwerk. Meinen jetzigen Job im öffentlichen Dienst habe ich seit fast 15 Jahren. Er ist schon seit langem
sehr unbefriedigend, meine Neigungen und Fähigkeiten sehe ich dort weder ausreichend bedient noch abgerufen.
Auch fehlt mir die Standortunabhängigkeit.

Ich habe eine Menge im Netz zu meinen Fragen gefunden, einige Unklarheiten trage ich aber immer noch mit mir
herum. Weiter unten habe ich ein paar Fragen aufgelistet, vielleicht könnt Ihr mir mit eurer Langzeiterfahrung bei
meiner Orientierung helfen. Besonders schwierig finde ich die Festlegung auf ein bestimmtes Unternehmen.
Im Kölner Raum habe ich die DB, TX-Logistik, National Express, RheinCargo und SBB-Cargo gefunden.
Bewertungsplattform wie kununu.com zeigen zum Teil haarsträubend negative Aussagen, was mich nachhaltig
verunsichert hat.

Daher:
  • gibt es Unternehmen die allgemein vorzuziehen (gute Erfahrungen) oder zu meiden (schlechte Erfahrungen) sind?
  • Angenommen, ein Unternehmen wirbt mit GDL Tarifvertrag: Reicht das als vernünftige Berwertungsgrundlage für
    das Unternehmen, oder werden eurer Erfahrung nach ohnehin von Methoden gebrauch gemacht, die Vereinbarungen
    zu kompensieren oder gar zu umgehen? Ich lese, dass sich nicht immer an Tarif gehalten wird, trotz Vereinbarungen (NationalExpress)
  • Ist nach Ausbildung/Umschulung bei Arbeitgeber X ein Wechsel zu Arbeitgeber Y grundsätzlich möglich, bzw. üblich? Auch zur DB?
  • Ist der Wechsel zwischen den Bereichen Cargo zu Personenverkehr oder umgekehrt möglich? Welche Vorraussetzungen gäbe es?
  • Bedeutet Güterverkehr tendentiell mehr Nachtschichten und Personenverkehr weniger?
  • Der Wert einer soliden 3 jährigen Ausbildung ist klar, aber gute Umgeschulungen können auch gute Leute generieren.
    Lässt sich etwas über das Ansehen von Quereinsteiger bei den Unternehmen sagen?
Ich glaube, das war es im Wesentlichen. Danke, dass ihr bis hier hin durchgehalten habt und vielleicht habt ihr ja noch ein
bisschen Energie übrig etwas beuzusteuern...

Viele Grüße
Christian
7851Panto
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Beitrag von 7851Panto »

wowbagger @ 2 Jul 2020, 07:15 hat geschrieben:Die Umstände (47 Jahre, väterlicher Teil einer Familie mit 2 Kindern) sind wahrscheinlich nicht gerade die besten
Hallo erstmal :). Es gibt anscheinend jemanden, der es mit 60 Jahren noch zur Aufgabe gestellt hat, Lokführer zu werden :D Mit 47 ist ja noch das Quereinstiegsalter längst nicht überschritten.

Ich bin zwar selber (noch) kein Tf, aber kann dir paar Fragen beantworten. Dabei muss ich sagen, dass ich es nicht 100% sicher für alle Unternehmen sagen kann und ich nur meine eigene gefundene Antworten und Erfahrungsberichte von Tf's erzählen kann.
Ist nach Ausbildung/Umschulung bei Arbeitgeber X ein Wechsel zu Arbeitgeber Y grundsätzlich möglich, bzw. üblich? Auch zur DB?
Ja, ist es. Passiert mal z.B bei verlorener Ausschreibung oder wenn du unbedingt zum Unternehmen xy willst. Du kannst z.B von DB Regio NRW zum Fernverkehr (oder umgekehrt) wechseln oder von DB Regio NRW zu National-Express/Abellio, etc. (ebenso umgekehrt)
Welche Vorraussetzungen gäbe es?
Ideal wäre es, wenn du die jeweilige Fahrzeugausbildung besitzt und die ein oder andere Streckenkunde mitnimmst, aber ist überhaupt kein muss. Ansonsten eher nicht, fällt mir auf jedenfalls keins ein. Müsstest halt wieder eine Bewerbung schreiben, falls die Stelle ausgeschrieben wird.
Bedeutet Güterverkehr tendentiell mehr Nachtschichten und Personenverkehr weniger?
Im Güterverkehr hast du tendenziell mehr Nachtschichten, da die meisten Güterzuge eben nur Nachts fahren.
Im Personenverkehr hast du beides mal des öfterens. Da kommt es eher auf die Dienststelle an. z.B Köln Hbf und Düsseldorf Hbf ist denke ich mal ausgewogen, da dort Regio und S-Bahn gefahren wird und bis um 3 oder gar die ganze Nacht durchgefahren wird.
Bei ruhigeren Dienststellen mit 1-2 Linien, die nicht lange Nachts fahren, ist die Tagesschicht der klare Anführer.
Ich weiß nicht ob es überall so ist, aber du kannst auch Teilzeit als Lokführer arbeiten, da musst du keine Nachtschichten machen und du arbeitest generell weniger in der Woche. Wie die genauen Bedingungen sind, kann ich dir nicht beantworten.
Der Wert einer soliden 3 jährigen Ausbildung ist klar, aber gute Umgeschulungen können auch gute Leute generieren.
Lässt sich etwas über das Ansehen von Quereinsteiger bei den Unternehmen sagen?

Ich würde mal stark vermuten, dass es viele nicht interessiert. Hauptsache du kannst fahren, das Fahrzeug bei Störung bedienen und bist freundlich. Es gibt immer wieder Leute, die das herunterspielen, aber naja.

Ich hoffe, ich konnte bisschen Licht reinbringen. Bei Falschaussagen entschuldige ich mich und bitte um eine Verbesserung! :)
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

Ich würde auch am liebsten damit liebäugeln, noch Tf-Führer zu werden. Ein Beruf, der wirklich gut zu mir passen würde. Allerdings bin ich auch in einem Alter, in dem man normalerweise keinen Berufswechsel mehr macht (bin Mitte 50). Meint Ihr, das wäre inzwischen anders und ich könnte es trotzdem versuchen?
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Herr G.
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Beitrag von Herr G. »

Versuchen kann man in dem Alter alles. Ein großer Punkt bei der Sache ist das Urteil des Bahnarztes, wobei das auch für die jüngeren Zutrifft.

Man könnte sich ja mal mit den entsprechenden Stellen in Verbindung setzen und erstmal sondieren wie die eigenen Chancen stehen. Sollten sie Erfolgsversprechend sein, warum sollte man den Schritt nicht wagen. Solange man sicher in Lohn und Brot bei einem anderen Unternehmen steht hat man eh wenig zu verlieren.
Viele Grüße,
Herr G.
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

Herr G. @ 13 Jul 2020, 12:22 hat geschrieben: Versuchen kann man in dem Alter alles. Ein großer Punkt bei der Sache ist das Urteil des Bahnarztes, wobei das auch für die jüngeren Zutrifft.
Was wären denn da die entscheidenden Ausschlusskriterien?
Wo ist das Problem?
Herr G.
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Beitrag von Herr G. »

rautatie @ 13 Jul 2020, 13:13 hat geschrieben: Was wären denn da die entscheidenden Ausschlusskriterien?
Das kann ich dir leider nicht beantworten, aber ich vermute mal das (ähnlich wie beim Bus- bzw. Lkw-Führerschein) Hör- und Sehtest, EKG, Blutbild, Reaktionsfähigkeit etc. geprüft werden.

Aber da kann dir sicherlich Google für mehr Informationen weiterhelfen.
Viele Grüße,
Herr G.
Weltreisender
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Beitrag von Weltreisender »

Ja, einige Bahnen/Tf-Schulen bilden in ihrer puren Verzweiflung bzw. aus reiner Geldmacherei mittlerweile auch ü50-Jährige als Tf aus. Besser gesagt, sie versuchen es! Natürlich bevorzugt mit Bezahlung vom Amt, um das finanzielle Risiko für sich selbst zu minimieren und dieses lieber auf die Allgemeinheit abzuwälzen. Vor 20 Jahren war dagegen mit Mitte 30 Schluss bei der Tf-Ausbildung.

Meiner Erfahrung nach tun sich diese Kandidaten extrem schwer mit der komplexen Ausbildung und dem hohen Lerntempo, gerade wenn vorher keine Eisenbahn-Erfahrung vorhanden ist, auf die man aufbauen kann. Die Durchfallquote ist daher enorm hoch! Und weil hier gerne diese Quervergleiche gezogen werden, die Tf-Ausbildung ist hinsichtlich Lernumfang und Komplexität eine völlig andere Hausnummer wie ein Lkw-, Bus- oder Strassenbahnführerschein! Ich persönlich kenne auch keinen Kandidaten in diesem Alter, aus dem danach ein gut brauchbarer Tf geworden ist. In der Regel waren das unsichere Problemfälle, die nach kurzer Zeit wieder aufgeben. Denn mit der Tf-Grundausbildung allein ist es ja noch lange nicht getan! Danach folgen meist noch eine Menge an weiteren Zusatzausbildungen. Ich würde daher in diesem Alter unbedingt davon abraten, sich dieses "Experiment" anzutun! Denn damit tut sich normalerweise keiner dieser Kandidaten einen Gefallen, sondern sie dienen eher dem Konto von meist zwielichtigen Tf-Lokfahrschulen, die sich auf Kosten des Steuerzahlers bereichern.

Mal abgesehen von der Ausbildung selbst, sich mit ü50 noch in den unregelmäßigen Wechseldienst mit seinen abartigen Arbeitszeiten zu stürzen, ab 55 dann jährlich zum Bahnarzt, dazu jährlich ein halbes dutzend Prüfungen und Kontrollen über sich ergehen zu lassen. Da kann man seine letzten 10 - 15 Arbeitsjahre auch nerven- und gesundheitsschonender verbringen.

Mag nicht populär sein, was ich das geschrieben habe. Aber so sieht die Eisenbahn-Realität da draussen nunmal aus!
eherl2000
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Beitrag von eherl2000 »

Dem kann ich nur beipflichten.
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

Ich frage mich gerade, was Ihr für Vorstellungen von jemandem habt, der über 50 ist. Wir sind keine debilen Tattergreise, und auch mein aktueller Job ist anspruchsvoll und komplex. Ich denke nicht, dass ich von einer Ausbildung zum Triebwagenführer überfordert wäre. Aber gut zu wissen, was da für Meinungen grassieren - mit Leuten, die so denken, hat man dann wahrscheinlich auch zu tun. Zumindest kann man sich vorher schon drauf einstellen, und ähnliches Genörgel als bereits bekannt abwinken.

Vielleicht herrschen ja auch nicht bei allen Ausbildungsbetrieben die gleichen negativen Vorurteile. Am besten, man hört sich vorher um bei Leuten, die die Ausbildung schon absolviert haben.
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Weltreisender
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Beitrag von Weltreisender »

Das hat doch nichts mit "senilem Tattergreis" zu tun! Es ist nunmal ein Fakt, ab 30 Jahren lassen die körperlichen und geistigen Fähigkeiten unweigerlich nach, ab 45 verstärkt. Ob man das nun wahrhaben will oder nicht! Das Lerntempo bei diesen Tf-Ausbildungen ist wesentlich höher als bei einer normalen Berufsausbildung oder einem Studium, da die Ausbildungszeit einfach sehr knapp bemessen ist. Und damit tun sich ü50-Kandidaten in aller Regel sehr sehr schwer. Da gibt es einfach nichts zu beschönigen!
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

Weltreisender @ 15 Jul 2020, 11:41 hat geschrieben: Und damit tun sich ü50-Kandidaten in aller Regel sehr sehr schwer. Da gibt es einfach nichts zu beschönigen!
Obwohl ich auch so ein "langsamer Ü50-Kandidat" bin, wirst du überrascht sein zu hören, dass es auch in meinem jetzigen Beruf auf schnelles Begreifen und Erfassen ankommt. Hier ändern sich die Fakten fast täglich, und man ist täglich damit befasst, sich neu einzustellen. Und unsere Kurse werden aus Kostengründen sehr schnell durchgezogen. Viel Wissen in kurzer Zeit wird vermittelt.

Vielleicht sollte man einfach akzeptieren, dass die Menschen nicht alle gleich sind, auch über 50 nicht?

Vielleicht magst du mir noch kurz erzählen, wo du deine Erfahrungen gesammelt hast, damit ich mich dort schon mal nicht um eine Ausbildung bemühen werde? Auf Leute zu treffen, die nicht zu solchen pauschalen Vorverurteilungen neigen, dürfte für die Ausbildung hilfreich sein.

Im übrigen: ein Freund von mir (auch im biblischen Alter Ende 40) hat eine wahrscheinlich vergleichbare Ausbildung zum Stadtbahnfahrer ohne Probleme durchgezogen. Da hatte keiner im Ausbildungsteam etwas auszusetzen gehabt.
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Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Ich kenne einen Münchner Straßenbahnfahrer der sich als Fahrdienstleiter beworben hatte, er ist haushoch an Bahnarzt bzw. am Eignungstest gescheitert.
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Beitrag von Weltreisender »

Martin H. @ 15 Jul 2020, 12:47 hat geschrieben: Ich kenne einen Münchner Straßenbahnfahrer der sich als Fahrdienstleiter beworben hatte, er ist haushoch an Bahnarzt bzw. am Eignungstest gescheitert.
Und ich kenne einen Strassenbahnfahrer von Ende 40, der hat zwar die Einstellungstests überstanden. Er hat aber während der Tf-Ausbildung das Handtuch geworfen, besser gesagt, es wurde für ihn geworfenen, wegen mangelhafter Leistungen über mehrere Klausuren hinweg. Soviel zum Thema, Strassenbahnfahrer ist fast das gleiche wie Lokführer! Ende vom Lied, er arbeitet heute wieder glücklich und zufrieden als Strassenbahnfahrer.

Und so ganz nebenbei, ich sah auch mehrere ex Lkw- und Busfahrer kommen und zumeist ziemlich schnell wieder gehen. Viele von diesen Kandidaten kamen mit der naiven Vorstellung an, "kann ja nicht soviel anderst sein". Doch, ist es! Aus dieser Ecke sind somit auch nur sehr wenige brauchbare Tfs bei herumgekommen.

Und so ganz nebenbei, ich kann auch diesbezüglich etwas mitreden, da ich bei der Bundeswehr damals glücklicherweise auch den Bus-Führerschein erwerben durfte. Da war ich aber schon längst fertig ausgebildeter Tf, wenn auch nur mit lausigen 6 Monaten Berufserfahrung. Der Bus-Führerschein war dagegen der reinste Kindergeburtstag.
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Zustimmung zu Deinem letzten Satz.

Auch wenn ich mir so die Namen der Kollegen bei Bus und Zug ansehe, da gibt's auffallende Unterschiede.
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Froschkönig
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Beitrag von Froschkönig »

Als Ausbilder eines Betriebes, der jedes Jahr etwa 120 Quereinsteiger ausbildet, kann ich nur empfehlen, sich nicht von Unkenrufen abschrecken zu lassen.

Ich habe Menschen aller Altersklassen in der Ausbildung gesehen und kann keine signifikanten Unterschiede bei den Bestehensquoten erkennen.
Sicherlich kennt jeder den einen oder anderen Spezialfall, für den es dann aber auch wieder genügend Gegenbeispiele gibt.

Jede Generation hat ihre Schwächen und Vorzüge und insgesamt gleicht sich das aus.

Ich denke, es ist entscheidend, wie viel Motivation man mitbringt, wie viel Energie man bereit ist, in die Verwirklichung seines Lebenstraums zu investieren.
Das Körperliche wird ja vorher beim Bahnarzt gecheckt, da geht man also kein großes Risiko ein.

Wie hat Charlie Chaplin so schön gesagt: "An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser."
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

Froschkönig @ 15 Jul 2020, 17:22 hat geschrieben: Als Ausbilder eines Betriebes, der jedes Jahr etwa 120 Quereinsteiger ausbildet, kann ich nur empfehlen, sich nicht von Unkenrufen abschrecken zu lassen.
Vielen Dank für den Beitrag. Es hätte mich ehrlich gesagt auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Mag zwar sein, dass man jenseits der 70 geistig träger wird, aber mit 50 steht man ja auch in anderen komplexen Berufen noch mittendrin und muss täglich flexibel sein und sich rasch neues Wissen aneignen. Wenn ich die Ausbildung vor 20 Jahren geschafft hätte, dann schaffe ich sie heute auch noch.

Das Einzige, was vielleicht problematisch sein kann, sind möglicherweise einzelne Leute in der Ausbildungsgruppe, die meinen, verächtlich auf die Älteren herabsehen zu müssen (von wegen, der Alte blickts doch eh nicht). Mein Bekannter, der die Stadtbahnfahrer-Ausbildung gemacht hat, hatte mir von so einem jungen Typen erzählt, der ihm zeitweise etwas zugesetzt hatte. Aber da muss man dann eben durch - hinterher haben sich die beiden kaum noch wiedergesehen.
Wo ist das Problem?
Das Krokodil
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Beitrag von Das Krokodil »

Hallo Zusammen,
@WOWBAGGER,

ich heiße Alex, bin 53 und beginne den Quereinstieg zum TF bei der DB Regio am 01.08.2020.

Zu den Bewerbungskriterien gehörte eine abgeschlossene Berufausbildung in einem technischen/handwerklichen Beruf (ich habe Industriemechaniker gelernt)
Eine Beschränkung bezüglich des Eintrittalters gab es keine (soweit ich weis).
Nach dem Bewerbungsgespräch, musste ich zur Einstellungsuntersuchung mit Eignungstest und psychologischen Gespräch / Test.
Das Ganze ging von 08:00 bis 15:00 Uhr (mit einigen Wartepausen).

Wir waren 14 Leute an diesem Tag. Bei 4 Bewerbern habe ich mitbekommen das sie diesen Eignungstest nicht bestanden haben.
Auch hier waren alle Altersgruppen vertreten.

Wie hier schon geschrieben wurde...jedes Alter hat so seine Vor und Nachteile.

Ich berichte hier gerne weiter über den weiteren Verlauf meiner Ausbildung.
Also nicht von negativen Zeilen hier abschrecken lassen, einfach machen...
;)

Gruß Alex
reinhold_by
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Beitrag von reinhold_by »

Hier noch ein paar Worte zum Thema Eignung:
Ein Schweizer aus meiner weiteren Bekanntschaft, SBB-Angestellter, wollte sich bei der DB bewerben.
Und jetzt kommt der Hammer: Auch als Deutsch-Schweizer(was er ist) hätte er einen Deutsch-Test für Ausländer machen müssen! Er hat es dann sein lassen und ist daheim geblieben.
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

reinhold_by @ 16 Jul 2020, 12:01 hat geschrieben: Und jetzt kommt der Hammer: Auch als Deutsch-Schweizer(was er ist) hätte er einen Deutsch-Test für Ausländer machen müssen! Er hat es dann sein lassen und ist daheim geblieben.
Das ist natürlich skurril, wenn auch muttersprachliche Deutschsprecher einen Sprachtest absolvieren müssen, wenn sie keine Deutsche sind. Dürfte dann auch auf Österreicher zutreffen, oder?
Wo ist das Problem?
Metropolenbahner
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Beitrag von Metropolenbahner »

reinhold_by @ 16 Jul 2020, 12:01 hat geschrieben: Hier noch ein paar Worte zum Thema Eignung:
Ein Schweizer aus meiner weiteren Bekanntschaft, SBB-Angestellter, wollte sich bei der DB bewerben.
Und jetzt kommt der Hammer: Auch als Deutsch-Schweizer(was er ist) hätte er einen Deutsch-Test für Ausländer machen müssen! Er hat es dann sein lassen und ist daheim geblieben.
Zahlen die SBB nicht sowieso besser? Kannte bisher nur Stories in der entgegengesetzten Richtung, bei der dt. Tf zur SBB gehen.
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Metropolenbahner @ 16 Jul 2020, 15:12 hat geschrieben:Zahlen die SBB nicht sowieso besser? Kannte bisher nur Stories in der entgegengesetzten Richtung, bei der dt. Tf zur SBB gehen.
Unerheblich. Manchmal geht's ja nicht nur um's Geld, wenn man umzieht/auswandert. Deswegen soll's sogar Leute gegeben haben, die meinetwegen von Starnberg nach Güstrow gezogen sind. ;)
rautatie @ 16 Jul 2020, 12:21 hat geschrieben:Das ist natürlich skurril, wenn auch muttersprachliche Deutschsprecher einen Sprachtest absolvieren müssen
Vielleicht ist der Sprachtest ein Standardverfahren, das bei fremden Staatsbürgerschaften "bahnamtlich" automatisch zu erfolgen hat? Vielleicht ist "Deutsch" in der Praxis auch einfach so relativ wie ich vermute, schließlich laufen z.B. die Tatort-Produktionen des SRF in der ARD nur synchronisiert mit schweizer Akzent (!), weil reines Schweizerdeutsch nördlich von Donaueschingen definitiv nicht verstanden wird.
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karhu
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Beitrag von karhu »

Schweizerdeutsch sollte man schon als eigene Sprache einordnen so groß sind da die Unterschiede. Auch Luxemburgisch und Niederländisch sind ja eigene Sprachen. Ich verstehe vom Luxemburgischen mehr als vom Schweizerdeutsch muss ich sagen.
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Beitrag von 146225 »

Das "Schweizerdeutsch" existiert so auch nur als Hoch- und Schriftsprache mit offizieller Duden-Ausgabe, dabei sind die Unterschiede aber eher kleinerer Natur, so Klassiker sind die Verzeigung statt der Anzeige falls du fehlbar geworden sein solltest, das Tram statt der Straßenbahn, und natürlich eine reiche Latte an (meistens) französischen Lehnwörtern, die aber auch in Baden-Württemberg regional sehr gebräuchlich sind. Das gesprochene Deutsch der Schweizer ist dann sehr uneinheitlich, in Bern ist der Dialekt anders als in Basel, und ein Ostschweizer aus dem Appenzell wird eh wieder andere Dialektnuancen haben. Da muss man im Alltag in Ländern wie der Schweiz (aber auch in Luxemburg oder Belgien) oft nicht so wirklich drüber nachdenken, die meisten Leute dort händeln die Mehrsprachigkeit meiner Erfahrung nach relativ entspannt.

Frau und Herrn Schweizer verstehen ist auch für Deutsche aus nördlichen Gegenden möglich - es ist wie mit jeder Sprache oder jedem Dialekt, man muss sich eben ein- und mitdenken, und dann verschwindet das "Nüüt pässt zäme!" im Kopf schon relativ schnell.

Von daher kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Deutsch-Muttersprachler aus der Schweiz in irgendeinem Berufsfeld in Deutschland unüberwindbare Probleme hätte - der müsste sich an regionale Dialekte in Deutschland getz aba ma auch erst gewöhnen tun.

Aber die Bahnbranche jammert natürlich einerseits über massiven Personalmangel, schafft es aber andererseits immer wieder sich bei der Nachwuchsgewinnung selbst ein Bein zu stellen.
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Beitrag von mapic »

Da wird halt vermutlich in irgendeiner Richtlinie stehen, dass Schweizer einen Sprachtest brauchen, und dann kann man von der Richtlinie halt auch nicht abweichen. Und es gibt ja durchaus Schweizer, die nur Italienisch oder Französisch sprechen und überhaupt kein oder nur schlechtes Deutsch. Von daher steckt dann auch wieder eine gewisse Logik dahinter, also zumindest in der Theorie.
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Beitrag von 218 466-1 »

reinhold_by @ 16 Jul 2020, 05:01 hat geschrieben:Ein Schweizer aus meiner weiteren Bekanntschaft, SBB-Angestellter, wollte sich bei der DB bewerben.
Und jetzt kommt der Hammer: Auch als Deutsch-Schweizer(was er ist) hätte er einen Deutsch-Test für Ausländer machen müssen! Er hat es dann sein lassen und ist daheim geblieben.
Zumindest in Österreich gibt es durchaus einige Worte, die so in Deutsch nicht gibt und umgekehrt. Theoretisch können Österreicher(innen) mit "Januar" nichts anfangen, weil das dort "Jänner" heisst.
Daher ist es schon richtig so, dass im Zweifel eben alle einen Sprachtest machen müssen, wobei dann Bayern den auch machen müssen sollten, wenn sie zu den Fischöpfen wechseln. :ph34r:
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Stellwerk
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Beitrag von Stellwerk »

Einem Bekannten aus Deutschland wurden, nachdem er wegen Stau 200 m auf dem Standstreifen zur nächsten Ausfahrt fuhr, 700 Franken abgeknöpft. Im Bußgeldverfahren wurde ihm aber ein Dolmetscher angeboten. :D
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

146225 @ 16 Jul 2020, 19:01 hat geschrieben:Frau und Herrn Schweizer verstehen ist auch für Deutsche aus nördlichen Gegenden möglich - es ist wie mit jeder Sprache oder jedem Dialekt, man muss sich eben ein- und mitdenken, und dann verschwindet das "Nüüt pässt zäme!" im Kopf schon relativ schnell.
Ach ja? Okay. Mir hat die Natur auch einen starken hochalemannischen Dialekt mitgegeben, der mehr als ausreicht, um das Problem sehr gut nachvollziehen zu können und die meisten Schweizer tatsächlich zu verstehen, aber z.B. in der Berner Gegend, wo das höchstalemannische zur Höchstform auflaufen kann, steig selbst ich so langsam aus. Wenn aber in den Bewegtbildmedien, wo eigentlich jeder sein Kölsch, Bayerisch, Sächsisch oder Friesisch offenbar preußentauglich unterbringt, schon das sprichwörtliche "Bahnhofbuffet-Olten-Dütsch" zu Untertiteln, Voiceover oder Nachsynchronisation wie beim "Tatort" führt, scheint's ja schon damit irgendwie Probleme zu geben. Die Leute meinen zwar, sie verstehen's, weil entweder viele den Dialekt von Haus fast nur noch auf ein bisschen Akzent runtergebrochen benutzen oder extra für die Gäste/Zuschauer das bestmögliche Hochdeutsch auspacken, was dann lustigerweise für den eigentlichen Dialekt gehalten wird. Es sind nicht einfach nur ein paar Wörter (es heißt nicht Bütterli, sondern Anke), das hat man auch bei der Diskussion um den schweizer "Tatort" gesehen, der meines Wissens als einziger in zwei Versionen kommt:

"Dieses nachsynchronisierte, hochdeutsche "Schwiizerdütsch" ist derart künstlich, dass das auch dem bundesdeutschen Zuschauer auffällt." (...) Einerseits solle der Schweizer "Tatort" spürbar machen, dass der Film aus einer anderen Sprachwelt kommt. Andererseits wolle man sich aber auch nicht des Klischees des Schweizer Kabarettisten Emil Steinberger bedienen, also den Bogen der "Färbung" überspannen. Der Luzerner Spaßmacher, der dank seiner Sketche auch in Deutschland als "Emil" bekannt ist, spricht ein sehr akzentschweres Hochdeutsch, von dem viele Deutsche annehmen, dass es Schweizerdeutsch sei. (...) Offenbar sei vielen Deutschen nicht bewusst, dass für sie die "echte" helvetische Sprache nicht zu verstehen ist. Der Unterschied zum Hochdeutschen liegt nicht nur im Wortschatz, sondern auch in der Betonung und der Grammatik."

Aber es soll nicht wenige gegeben haben, die haben schon den Veigl oder den Bienzle nicht verstanden, da wäre dann echt schweizerisch oder echt polnisch vermutlich auch egal. :ph34r:
146225 @ 16 Jul 2020, 19:01 hat geschrieben:die meisten Leute dort händeln die Mehrsprachigkeit meiner Erfahrung nach relativ entspannt.
Schon klar, aber der Beamte der preußischen Staatsbahn in dem Fall wohl halt nicht, wenn für den vielleicht schon die Staatsbürgerschaft des Bewerbers das schlimmste vermuten lässt... :lol:
Valentin
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Beitrag von Valentin »

reinhold_by @ 16 Jul 2020, 11:01 hat geschrieben: Hier noch ein paar Worte zum Thema Eignung:
Ein Schweizer aus meiner weiteren Bekanntschaft, SBB-Angestellter, wollte sich bei der DB bewerben.
Und jetzt kommt der Hammer: Auch als Deutsch-Schweizer(was er ist) hätte er einen Deutsch-Test für Ausländer machen müssen! Er hat es dann sein lassen und ist daheim geblieben.
Stand denn seine Muttersprache im Pass? Nicht daß er nur räteromanisch und italienisch spricht... <_<
Ohne Fleiß kein Gleis (WL)
Weltreisender
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Beitrag von Weltreisender »

Unter dem Link gibts etwas erhellenden Lesestoff in Form eines Gutachtens zur Tf-Funktionsausbildung.

Einige Zahlen mal so am Rande. Rund 33.000 ¤ kostet die Tf-Funktionsausbildung, natürlich ohne Lohnkostenanteil des Tf-Anwärters. Die Bestandsquote der Tf-Funktionsausbildungen beträgt 57,5 %, natürlich ebenfalls ohne die Durchfaller des vorangegangenen Eignungstests bzw. der medizinischen Eingangsuntersuchung gerechnet. Der Steuerzahler setzt durch die Durchfaller jedes Jahr rund 20.000.000 ¤ an Fördermitteln in den Sand.

Da gibt es mehr zu lesen: Mobifair
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