Südostbayer hat geschrieben: ↑11 Apr 2022, 13:20
Das ist zwar richtig, aber auch irgendwo eine Binsenweisheit. Die Situation wäre nicht automatisch dadurch besser, dass die zusätzlichen Züge durch DB und ÖBB gefahren würden, und auch eine "integrierte" Bahn wird nicht automatisch wegen sechs zusätzlicher Zugpaare Infrastrukturausbauten durchführen.
Eine integrierte Bahn wird diese zusätzlichen Fernzugpaare entsprechend auch kaum fahren lassen, außer es besteht tatsächlich ein Verkehrsbedürfnis, das dann auch Streckenausbauten rechtfertigt. Eine integrierte Bahn würde auch nicht zwei SyltShuttle-Systeme nur der Konkurrenz wegen fahren lassen.
Natürlich muss man festhalten, dass das Angebot der Westbahn mit Taktverkehr erheblich seriöser ist als die "Popup-Züge" von Flix, die mal hier mal da verkehren. Würde der SPFV geplant wie der SPNV oder wäre man eine integrierte Bahn, könnte man natürlich argumentieren, wenn die Railjets immer als Express/Sprinter führen, dass die Westbahn einen IC/IR mit anderem Haltschema und Service darstellt. Allerdings würde der Fahrplan dann anders aussehen und wäre wohl im Gesamtgefüge abgestimmter als einfach der Wunsch einer privaten AG ihre (!) Züge nach München zu verlängern. Bisher ist der Verkehr der Westbahn aus meiner Sicht nicht D-Takt-konform.
Einzelzüge (HVZ, Flix, Einzel-IC, Provinz-Heckeneilzüge, Radlzug, Ausflugs- und Museumsverkehr) mit mehr oder weniger stabiler Fahrplanlage mal wo durchschicken, kriegt man planerisch dann schon irgendwie hin, der (drohende) Konflikt ist dann nur vereinzelt. Passiert das aber mit zig Anbietern oder taktmäßig, dann ist schon die Frage, ob's dann nicht irgendwann so kommt wie auf Sylt (wo auch "Porschefahrer" mit der Bahn zu tun kriegen), dass nach ein paar Monaten Chaos sogar die FDP fordert, das Land oder der Bund mögen einschreiten, weil's dann schon sch**e ist, wenn du mit deinem Porsche planmäßig zur richtigen Zeit in der Schlange für den blauen Zug stehst, aber praktisch grad alles durcheinander ist, jetzt der rote Zug kommt und dich nicht mitnimmt ... oder andersrum. Wo die Bahn von mehr als einer einstelligen Prozentzahl der Gesamtreisenden genutzt wird, fällt so ein an sich nur sehr begrenzt funktionierender Wettbewerb in natürlichem Monopol sehr viel stärker negativ auf. Beim S-Bahn-Umstieg geht's laut Martin ja offenbar schon wieder los, dass die Pendler im Nahverkehr den schwarzen Peter zugesteckt kriegen.
Denken wir mal weiter. Mit der Westbahn + ÖBB/DB mag das auf dieser Strecke wohl aktuell zumindest noch funktionieren. Aber jetzt lass' noch eine dritte oder vierte Firma viele Trassen beantragen oder/und die BEG den RE häufiger verkehren lassen wollen oder eine Stationsoffensive mit einer RB und Halten in Rosenheim Ost, Stephanskirchen, Simssee, Rimsting ... dann geht das vielleicht plötzlich nicht, weil wir rote, blaue, grüne und vielleicht noch gelbe Fernzüge mit Vorrechten (SPFV, Takt, international) "brauchen". Die Diskussion D-Takt vs. Flix zeigt ja, dass das komplett offene System in Zeiten, wo alle zumindest von der Verkehrswende reden, nicht ganz unproblematisch ist und sich im Grunde auch in Teilen ausschließt.
PS: Und Güterverkehr wollen wir auch noch ganz viel auf die Schiene verlagern. Wenn ich jetzt meine Förderung abhole für meinen Gleisanschluss zwischen München und Salzburg und dann nicht so fahren kann, wie ich es brauche, tja blöd. Deswegen denke ich, ist dieser ganze Parallelverkehr das am ehsten verzichtbare. Denn egal wie ich mein Bahnsystem organisiere, ob offen oder nicht, die Streckenkapazität wird sehr langfristig geplant, mit der muss ich haushalten.