Es ist ja bundesweit überall das gleiche.
Süddeutsche Zeitung:
Die Zukunft des ÖPNV
"Die Deutschen sollen für den Klimaschutz mehr Bus und Bahn fahren, es naht die große Rabattaktion, das 9-Euro-Ticket. Doch wie soll das alles finanziert werden? (...) Der ÖPNV ist weiter ein Zuschussgeschäft, das man sich leisten muss. Rücklagen sind nicht vorgesehen. (...) Mit Kopfschütteln verfolgen Verkehrsmanager landauf, landab den heftigen politischen Streit um ein neues Finanzpaket für den Nahverkehr. In den aktuellen Verhandlungen fordern die Bundesländer zusätzlich 5,6 Milliarden Euro vom Bund, um wichtige Kosten decken zu können. Doch der will nun höchstens 3,7 Milliarden Euro zahlen. Mehr bewillige Finanzminister Christian Lindner seinem Parteikollegen Volker Wissing angesichts der angespannten Haushaltslage nicht mehr, heißt es. Die Ukraine-Hilfe, neue Ausrüstung der Bundeswehr: Da stehe der Nahverkehr nun eben hintenan. (...) Diese Summe allerdings reicht den Ländern zufolge nicht mal, um die gestiegenen Kosten zu decken. (...) Doch der Bund bleibt hart. Eine größere Aufstockung sei nicht drin, heißt es im Verkehrsministerium. Mehr Geld allein sei ohnehin nicht die Lösung (...) Man zahle schon mehr als im Vorjahr. Aber nun müssten die Verkehrsbetriebe und Länder an der eigenen Effizienz arbeiten. Tatsächlich gäbe es Sparmöglichkeiten, etwa durch den Kauf standardisierter Zugmodelle. Deutlich mehr Geld wäre dennoch nötig. Wachsen durch Sparen? Unmöglich, erklären Landesregierungen. (...)"
Entsprechend werden viele Städte jetzt sagen, gebt uns verdammt nochmal Geld oder wir kürzen das Angebot und lassen das eurer Regierung, insbesondere dem FDP-Verkehrs- und FDP-Finanzminister auf die Füße fallen. In den letzten Jahren war's immer so, dass sich Bund und in Bayern auch das Land einen schlanken Fuß gemacht hat und alle Probleme nach unten abgewälzt hat nach dem Motto, ihr könnt ja aus eurem Haushalt mehr geben, wenn ihr dieses ÖPNV-Gedöns haben wollt. Als wenn es bei der erwähnten Ukraine-Hilfe zumindest bei den Flüchtlingen nicht genauso wäre, da kannst du in der Kommune wie schon bei Corona lange warten bis der Bund (mit Geld oder Personal) aktiv wird. Beim ÖPNV glaub ich lassen es viele Städte jetzt mal eskalieren und schlucken das alles nicht mehr, nur damit sich dann Bundespolitiker hinstellen können und sich selbst loben ...
Übrigens hatten wir mal standardisierte und flexibel einsetzbare Zugmodelle (sogar Standardbusse) bis irgendwer auf die Idee kam, wir brauchen viel mehr Wettbewerb überall, um das ganze ÖPNV-Geld viel besser in die Privatwirtschaft abfließen lassen zu können. Und wir brauchen mehr Vorschriften und Ansprüche, sodass ein Meter Bahnsteig mit Barrierefreiheit inkl. taktilem Leitsystem und Flutlicht irgendwo angeschlossen einen besseren Waldweg heute gefühlt so viel kostet wie eine Dreizimmerwohnung in Schwabing.