gmg hat geschrieben: ↑28 Jun 2022, 13:31Normalerweise kreuzen sie in Icking. Wenn da aber kein Zug entgegenkommt, ist er entweder ausgefallen oder er hat Verspätung. Letzteres hätte wäre auf jeden Fall die wahrscheinlichere Option. Da in Icking kein Zug kam, würde ich als Tf in ebenhausen mit einem Gegenzug rechnen. Wenn da immer noch keiner ist, würde ich mich fragen: "Ist er ausgefallen oder so schwer verspätet, dass er noch kommt? Vermutlich kommt er noch. Treffe ich ihn in Baierbrunn oder muss ich hier auf ihn warten?" Das würde ich mir denken. Ihr anscheinend nicht?!?
Das ist alles absolut logisch und richtig, was du da sagst. Aber wir reden hier gerade nicht von einem Tf, der höchst konzentriert mit voller Aufmerksamkeit sämtliche Informationen aufgenommen, gespeichert und verarbeitet hat, so wie du es hier vorträgst. Sonst wäre das ja alles nicht passiert.
Es geht doch gerade darum, dass das Verhalten eben sehr gut mit reinem Routineverhalten und falschen Annahmen erklärbar ist. Und um hier aus der Routine heraus falsche Annahmen zu treffen war die Situation eben sozusagen optimal. Regulär findet hier nie eine Kreuzung statt, also kommt einem das auch nicht intuitiv komisch vor, dass da kein Gegenzug ist. Die Schranken schließen sich (normalerweise für den eigenen Zug, hier aber für den Gegenzug), und schon fährt man eben weiter, wie immer.
Es ist schon richtig, dass man den Gegenzug vermissen hätte können, weil man ihn davor nicht gesehen hat. Aber ein Gehirn, das gerade irgendwie im Routineleerlauf feststeckt denkt da in dem Moment eben nicht dran, was 10 Minuten vorher los war oder eben auch nicht los war.
Selbstverständlich hätte das alles nicht so sein dürfen. Es ist aber schon irgendwie alles sehr plausibel erklärbar wie es abgelaufen ist. Da schließt das eine das andere nicht aus.
Auch die erste Zwangsbremsung im vorherigen Verlauf der Fahrt passt da meiner Meinung nach sehr gut ins Bild. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das mit den Zwangsbremsungen oft so ist, dass man monatelang keine einzige hat, und dann aber mal gleich 2-3 in einer Schicht. Natürlich ärgert man sich dann über sich selbst. Der Grund für die erste Zwangsbremsung war laut Zwischenbericht die "Überschreitung einer Überwachungsgeschwindigkeit". Vermutlich wurde hier also nicht wirklich zu schnell gefahren (nach Signal- oder Streckenhöchstgeschwindigkeit), sondern lediglich gegen die von der PZB vorgeschriebene Geschwindigkeit verstoßen. Das wäre dann die typische Zwangsbremsung mit dem Grund "eigene Blödheit" wie ich es immer so schön nenne. Man weiß, was man falsch gemacht hat, ärgert sich über sich selbst und fährt weiter. Dann kommt die zweite Zwangsbremsung am ASig Ebenhausen und er denkt sich eben "nicht schon wieder......" und weiter gehts.
Wie man an der Stelle sehr plausibel zu der falschen Annahme einer überschrittenen 25 km/h Begrenzung kommen kann, wurde ja jetzt auch schon mehrfach erläutert.
Fazit meinerseits: Die ganze Geschichte ergibt einfach viel zu viel Sinn als dass man hier an Suizid oder sonstiges vorsätzliches Handeln denken könnte. Das heißt nicht, dass das unmöglich ist. Aber so lange es keine besseren Hinweise darauf gibt, ist es wohl eher sehr unwahrscheinlich.
Was leider nicht im Zwischenbericht steht, den Ermittlern aber längst bekannt ist, ist die Frage, ob der Tf vor dem Zusammenstoß noch eine Schnellbremsung eingeleitet hat. Wenn ja, dann dürften spätestens da sämtliche Suizidtheorien vom Tisch sein.