Klar kann er.
Vorab: Ich freue mich für die beteiligten Kollegen, dass das alles erfolgreich funktioniert hat.
Grundsätzlich sehe ich die ganze Aktion aber auch im Nachhinein eher kritisch.
Ich meine, wir haben andere Probleme zu lösen, bevor wir derart viel Zeit, Geld und Energie in ein solches Projekt stecken, was eine nette Spielerei ist, aber eben mehr auch nicht.
Schon am Freitag wurden einige RTZ („Capricorn“) mit Regelzügen ins Engadin gebracht, auf der Strecke zwischen Samedan und Bever (Doppelspur, eine blieb für den Betrieb frei) zu 4-fach-Traktionen (was das technische Maximum ist) formiert und nach Betriebsschluss in den Albulatunnel gefahren, wo der Rekordzug formiert wurde. Der Tunnel blieb dafür ab Betriebsbeginn am Samstagmorgen gesperrt, es gab Bahnersatzbusse über den Julierpass (der Albulapass war für den Medienanlass ebenfalls für die Öffentlichkeit zu).
Der Rest kam dann am Samstagvormittag Richtung Predators, teils mit Regelzügen, teils mit Extrazügen, welche gleich den Antransport der Zuschauer mit übernommen haben.
Der reguläre Betrieb im restlichen Netz wurde mit allem anderen abgewickelt, was fahren konnte.
Zwischen Davos und Filisur pendelte der Champagner-Caprocorn, die Halbstundentaktverstärker zwischen Davos und Klosters wurden durch Busse ersetzt. Der normale Takt zwischen Davos und Landquart fuhr teils mit den übrigen RTZ (teilweise in Einfach- statt Doppeltraktion), teils mit BoBoII mit Wägen.
Besonders spannend war die Formation der 13xx-Züge „Engadin Star“ zwischen Landquart und St. Moritz via Vereina. Hier fuhren (neben einem RTZ-Umlauf) 3teilige Allegras mit 5 bis 7 Personenwägen - teils Glacier- und Bernina-Express-Wägen, welche zur Zeit in der Nebensaison nicht benötigt werden.
Zusätzlich gab es noch einige Verstärkerzüge Landquart-St. Moritz, ebenfalls via Vereina, aber ohne Halt bis Samedan, als Ersatz für den unterbrochenen Albula (der Busersatz Tiefencastel - St. Moritz erreicht natürlich längst nicht die Leistungsfähigkeit der Bahnstrecke). Hier kamen die „arbeitslosen“ AGZ (Albula-Gliederzüge) zum Einsatz. Ein weiterer AGZ war als Regio im Engadin zwischen Pontresina uns Scuol unterwegs.
Durch die für die Zusatzzüge benötigten Allegras kamen am Bernina teilweise die Alten ABe4/4III aus den frühen 90ern in Einfachtraktion vor den Bernina-Expressen zwischen Tirano und St. Moritz zum Einsatz (normal sind diese TW nur im Doppel anzutreffen).
Bedingt durchs Wochenende und die einsetzende Nebensaison hatte man glücklicherweise einige BoBoII zur Verfügung, die weder Glacier-Express noch Güterzüge fahren mussten.
Auf der S-Bahn Rheintal (Schiers - Landquart - Chur - Rhäzüns - Thusis), auf welcher seit letztem Jahr auch nur noch RTZ im Einsatz stehen, wurden schon im Laufe der Woche wieder die 4-teiligen Allegras in die Umläufe geschleust. Die Engadiner-Pendel, auf welchen diese normalerweise mittlerweile unterwegs sind, wurden ihrerseits wieder auf Lok-Steuerwagen-Komps umgestellt.
Nach Ende des Rekordversuchs sollten die RTZ direkt wieder in ihre normalen Umläufe einscheren und teilweise noch am Samstagabend wieder normale Fahrplan-Leistungen übernehmen.
Bis auf etwa eine Stunde Verzögerung beim Trennen des Rekordzugs (die Kupplungen hatten sich offenbar sehr lieb gewonnen während der Rekordfahrt), hat auch alles einwandfrei funktioniert.
Man hatte extra für die Rekordfahrt eine leicht angepasste Fahrzeugsoftware auf die beteiligten Züge aufgespielt.
Von 34 ausgelieferten RTZ waren ja immerhin 25 in diesem Zug eingesetzt.
Das ganze Rahmenprogramm mit Festzelt in Bergün und Live-Übertragung auf dem Blick sowie in einem Kino in Chur, lässt sich allerdings mit „Brimborium“ ganz gut umschreiben…
Ich hoffe, ich hab nix vergessen und das ganze ist etwas klarer geworden.
