[M] Wir machen eine Zeitreise: 1989

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Wirklichkeit
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Beitrag von Wirklichkeit »

Das ist der Beginn einer langen und schönen Geschichte,
die uns ins Jahr 1989 zurückführen wird. Jeder darf mitschreiben,
und der Geschichte unerwartete Wendungen geben. Natürlich
geht es um S-Bahn, U-Bahn, Straßenbahn und Omnibusse
in München. Denn da kennen wir uns ja alle bestens aus!

Willy schaute aus dem Fenster. Es regnete. Und da alles aussah
wie immer, war es ein Tag wie jeder andere. Es war Herbst
geworden, und im Münchner Umland und auch in der Stadt,
in der er lebte, färbten sich die Blätter der Bäume in allen
Farben des Herbstes. Die Ferien waren bald zu Ende, und
er hatte noch seine Schülerzeitkarte.
"Wohin soll ich fahren?" dachte er sich,
als er das Rad holte und die Landshuter Allee zur
Donnersbergerbrücke fuhr. Die Sonne auf einmal hervor,
und der Regen ließ nach. Und Willy lächelte.
"Ich nehme einfach die nächste S-Bahn, die kommt".

Am Bahnsteig war nicht viel los. Eine S-Bahn war gerade
abgefahren, und der Zugzielanzeiger war schon gelöscht.
Willy genoß das satte Geräusch der in der Ferne verschwindenden
420er. Ein Vollzug, wie üblich. Ein fast trauriger Gedankte, obwohl
diese schönen S-Bahnen sicher noch in 20 Jahren fahren werden,
dachte sich Willy. Heute morgen hatte er in den Nachrichten gehört,
daß viele Menschen die deutschen Botschaften in Osteuropa gestürmt
haben. "Da ist was in Bewegung", dachte Willy noch, als das Signal auf
dem Gleis Richtung Solln GRÜN wurde. Entweder ein klassischer Silberling
mit ozeanblau-beiger 218-Diesellok nach Bayerischzell oder Lengriess,
oder die S7 nach Wolfratshausen. Aber auf dem Überwerfungsbauwerk,
das die lokbespannten Züge vom Münchner Hauptbahnhof auf das Gleis
Richtung Solln leitet, war nichts zu sehen. "Warum heißt der Holzkirchner
Bahnhof eigentlich Holzkirchner Bahnhof", dachte sich Willy, "wenn die Züge
nach Holzkirchen vom Starnberger Flügelbahnhof abfahren?" Aber er wußte
es. Er, der alte Bahnfuchs. Hatte er nicht die Bücher, in denen alles drinstand?
Und dann sah er sie: Die S7 kam von der Hackerbrücke heran, und fuhr mit
einem schönen Schlenker in die Weiche und auf das richtige Gleis. "Ob die
jemals auch mal auf das Gleis nach Laim gefahren ist," dachte Willy. Aber er
dachte nicht weiter, sondern bewunderte den 420er, der in der schwachen
Herbstsonne ein wenig glänzte. Ein kurzer Blick zum Lokführer, ja, alles war
in Ordnung. Langsam rollte der Zug aus und kam auf fast wundersame Weise
an der richtigen Stelle zum Stehen. Es waren nicht viele Fahrgäste drin. Willy
drehte sich nach rechts und setzte sich in die 4er-Gruppe im Abteil hinter dem
Fahrerstand auf der linken Seite. In der anderen 4er-Gruppe saß eine Frau und
häkelte. Jetzt war es soweit: "Wolfratshausen, bitte zurückbleiben". Willy hörte
die Druckluft und die Türen gingen mit einem Klack des Kontakts zu. Willy schaute
aus dem Fenster. Die S-Bahn fuhr ab...
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Dol-Sbahn
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Beitrag von Dol-Sbahn »

Deine Geschichte gefällt mir! ;)
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Fortsetzung:
Die S-Bahn fuhr ab und unterquerte in dem gerade 7 Jahre alten Tunnel die anderen Streckengleise. Nachdem die S-Bahn nur kurz am Heimeranplatz gehalten hatte, erreichte sie kurz darauf den Harras. Willi stieg aus und ging zur Tramhaltestelle. Nach einigen Minuten kam ein gepflegter M-Wagen der Linie 16 angefahren. Die Fahrt ging zügig weiter, denn die Gleise verliefen vom Autoverkehr abgeschottet in Straßenmitte. An der Boschetsrieder Str. sah Willi zum ersten Mal die Baugruben der U-Bahn, die seine geliebte TRam schon bald ersetzen wird. Die Tram kämpfte sich durch den Verkehr in der engen Boschetsrieder Str, bis kurz hinter der Bahnunterführung wieder der eigene Gleiskörper begann. am Ratzingerplatz stand ein weiter M-Wagen in der Wendeschleife. Kurz nach dem Ratzingerplatz beschleunigte der M-wagen deutlich, um im Tunnel auf eine eigene, stadtbahnähnliche Strecke einzuschwenken. Nach einigen weiteren Minuten Fahrt erreichte der Triebwagen die provisorische Endschleife kurz hinter der Autobahn. Seit einigen Monaten konnte die ursprüngliche Endschleife in Fürstenried-West, an der einst die berühmte Linie 8 begann, nicht mehr erreichen. Willi steig nun an der Wendeschleife aus. Er blickte sich kurz um, und sah...
(RE5)

Beitrag von (RE5) »

Die S-Bahn fuhr ab und unterquerte in dem gerade 7 Jahre alten Tunnel die anderen Streckengleise. Nachdem die S-Bahn nur kurz am Heimeranplatz gehalten hatte, erreichte sie kurz darauf den Harras. Willi stieg aus und ging zur Tramhaltestelle. Nach einigen Minuten kam ein gepflegter M-Wagen der Linie 16 angefahren. Die Fahrt ging zügig weiter, denn die Gleise verliefen vom Autoverkehr abgeschottet in Straßenmitte. An der Boschetsrieder Str. sah Willi zum ersten Mal die Baugruben der U-Bahn, die seine geliebte TRam schon bald ersetzen wird. Die Tram kämpfte sich durch den Verkehr in der engen Boschetsrieder Str, bis kurz hinter der Bahnunterführung wieder der eigene Gleiskörper begann. am Ratzingerplatz stand ein weiter M-Wagen in der Wendeschleife. Kurz nach dem Ratzingerplatz beschleunigte der M-wagen deutlich, um im Tunnel auf eine eigene, stadtbahnähnliche Strecke einzuschwenken. Nach einigen weiteren Minuten Fahrt erreichte der Triebwagen die provisorische Endschleife kurz hinter der Autobahn. Seit einigen Monaten konnte die ursprüngliche Endschleife in Fürstenried-West, an der einst die berühmte Linie 8 begann, nicht mehr erreichen. Willi steig nun an der Wendeschleife aus. Er blickte sich kurz um, und sah einen P-Wagen in richtung HBF abfahren.Er steig ein fuhr zum HBF.Dort angekommen schaute sich am Bahnsteig um.Er stieg in den RE in richtung Pasing.In Pasing fuhr er wieder mit der RB zurück die RB fuhr mit den neuen Dosto und der Neuen Baureihe 111.In München sah Willy......
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

hmm...wir sollten uns schon an der Realität orientieren...Zu dieser Zeit fuhr kein P-wagen von Fürstenried zum Hbf, Dostos gab es auch noch keine...
AndreasZ

Beitrag von AndreasZ »

Dostos gab es auch noch keine
Doch, die Holländer und die beiden 120er, wenn auch nicht als RB... das war doch 1989 oder? ;)
Ach ja... und so gaaaanz neu war die 111 auch nicht mehr... egal.
RB und RE gab's auch noch nicht. Das hieß N oder E...
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

AndreasZ @ 13 Jun 2005, 22:05 hat geschrieben: Doch, die Holländer und die beiden 120er... das war doch 1989 oder? ;)
Der fuhr aber nicht als RE und ich schätze, daß Christian aus München das meinte. ;)
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

ET 423 @ 13 Jun 2005, 22:07 hat geschrieben: Der fuhr aber nicht als RE
Als RE nicht, aber als E wurden die holländischen Garnituren nach Abschluss der Testfahrten auf der S4 eine Zeitlang zwischen München und Augsburg eingesetzt.
Beste Grüße usw....
Christian


Die drei Grundsätze der öffentlichen Verwaltung in Bayern:
1. Des hamma no nia so gmacht
2. Wo kamat ma denn da hi
3. Da kannt ja a jeda kemma
AndreasZ

Beitrag von AndreasZ »

Ah, ich nehme an, da ist dann die Bundesbahn auf den Geschmack mit den Dostos gekommen? Die Holländer waren ja soweit ich weiß den späteren ersten Bundesbahn/DB AG-Dostos prinzipiell recht ähnlich...
Wirklichkeit
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Beitrag von Wirklichkeit »

In München sah Willy wieder die Frau, die er vorhin in der S7
schon einmal gesehen hatte: Sie saß in der 4er-Sitzgruppe
im Abteil hinter dem Fahrerstand ihm gegenüber und häkelte.
"Zufall?" dachte sich Willy, doch er wußte, das konnte nicht
sein. Willy wollte schon immer mal gerne ein richtiger Detektiv
sein, so wie sie in den Büchern vorkamen, die er vor dem
Einschlafen las. Die Frau ging die Treppe hinunter. Wollte sie
zum Bahnsteig der U1/U2? Tatsächlich. Mit schnellen Schritten
ging sie die Treppe zum Bahnsteig hinunter. Willy wußte, wie
man eine Verfolgung machen muß: Und zwar UNAUFFÄLLIG!
Jeden Moment konnte die Frau stehenbleiben, und was dann?
Willy würde nicht stehenbleiben, sondern "ganz normal" weiter-
gehen, als wäre nichts geschehen. Aber die Frau blieb nicht stehen.
Statt dessen sah Willy, wie ein anderer Mann der Frau folgte. Ja,
es stimmte. Auf dem Bahnsteig angekommen, blieb der Mann neben
der Frau stehen. "Ding-Dang-Dong-Dong". Das war der Lautsprecher.
Aber nichts passierte. Eine halbe Minute später nochmals "Ding-Dang-
Dong-Dong. KS 2412 bitte 2191 anrufen." Wer oder was ist KS 2412,
dachte sich Willy. Steht KS vielleicht für Kontrollschaffner? Ja, das wäre
möglich. Einer ist beim Kontrollieren ausgestiegen, und die anderen
suchen ihn jetzt. Etwas im Zugzielanzeiger auf Gleis 2 surrte, und Willy
wußte, jetzt kommt gleich eine U-Bahn. Es war die U2. Und allmählich
wurde der Luftzug stärker, denn Willy stand ganz am Anfang des Bahn-
steigs. Wollte der Mann die Frau etwa aufs Gleis stoßen und sich selbst
dann auch vor die U-Bahn stellen? Willy sah sich nach dem Nothalt um.
Sollte er... Es kam Bewegung in die am Bahnsteig Wartenden. Willy sah
sich nervös um. Was wird passieren? Aber alles lief ohne Probleme. Mal
davon abgesehen, daß sich die Fahrgäste beim Aus- und Einsteigen wie
immer verhalten. Der arme U-Bahn-Fahrer, dachte Willy. Schorsch oder das
MVG-Wauwi würden sich Jahre später immer noch drüber aufregen. Der
Fahrer war aus seinem Fahrstand getreten, das Mikrophon in der Hand,
die andere am Kopf außen am Fahrzeug für Türenschließen. Wieoft hatte
Willy sich vorgestellt, auch mal da drauf zu drücken. Aber er wußte, daß
immer nur der Kopf aktiviert war, wo der Fahrer drin war."U2 Neuperlach
Süd. Bitte zurücktrrreten!" Und die Türen gingen zu. Es war nicht einer
dieser neumodischen B-Wagen, wo die Türen in 0,nix zusind, sondern
ein richtig schöner klassischer Münchner U-Bahn-Wagen vom Typ A.
Und das ganze auch noch ohne Werbung! Wahnsinn! Überhaupt sollte
man als Eisenbahnfan nur Fahrzeuge ohne lästige Werbung fotografieren.
Das schaut später viel schöner aus, dachte sich Willy. Er wußte nicht, daß
wenig später 50% aller Münchner Straßenbahnwagen mit Reklame für
MÖBELHÄUSER zugepflastert wurden. Er würde es später selber einmal
nachzählen. Aber jetzt war 1989. Und alles war gut. "Nächster Halt:
Sendlinger Tor, Umsteigemöglichkeit zur U3/U6." Ja, Umsteigemöglichkeiten,
das bräuchte man im Leben öfter, dachte sich Willy. Und jemand, der nicht
"Zurückbleiben" sagt, sondern der einem immer wieder eine Chance gibt.
Ja, mit Mädchen war das so eine Sache bei Willy. Es gab schon eine, die ihn
interessierte, aber sie war unerreichbar für ihn. Dabei war Willy nicht einmal
schlechtaussehend. Und intelligent sowieso. Denn wer sich für S-Bahn, U-Bahn,
Straßenbahn und das alles interessiert, also alles, was mit dem MVV zu tun hat,
der kann nicht blöd sein, dachte sich Willy. Sendlinger Tor, stand an den Wänden,
an denen die U-Bahn haarscharf vorbeifuhr und natürlich wie immer punktgenau
hielt. Die Frau saß wieder in der 4er Sitzgruppe hinter dem Fahrerstand und sie
häkelte. Willy beobachtete sie, als der Fahrer wieder "Zurückbleiben" sagte. Und
dann geschah es. Die Frau blickte auf, verstaute ihr Häkelzeug in der Tasche, stand
auf und auch der andere Mann, der stehengeblieben war, stand plötzlich im Gang
vor mir und sagte: "Grüß Gott, die Fahrkarten bitte." Puuhh! Willy atmete auf. Hatte
er doch immer etwas Angst vor Fahrkartenkontrollen, weil er nie wußte, ob alles
auch wirklich in Ordnung war. Er wollte gerade seine Schülerzeitkarte aus der Tasche
holen, als...
Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Wäre es möglich einen Beitrag ohne die "Enter"ei schreiben? Die Software hat eine Zeilenumbruchfunktion.
Wirklichkeit
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Beitrag von Wirklichkeit »

Wenn es leichter zu lesen ist, gerne.
Für mich ist es leichter, einen Text zu lesen,
wenn er wie hier in Spalten geschrieben ist,
und nicht über die ganze Bildschirmseite.

Aber das überlasse ich euch. Bitte sagt mir, was ihr lieber lesen möchtet!
VT 609

Beitrag von VT 609 »

Wirklichkeit @ 14 Jun 2005, 19:34 hat geschrieben: Wenn es leichter zu lesen ist, gerne.
Für mich ist es leichter, einen Text zu lesen,
wenn er wie hier in Spalten geschrieben ist,
und nicht über die ganze Bildschirmseite.
Nach welchem Kriterium machst du denn die Zeilenumbrüche? Der Satzbau kann es nicht sein. Es sieht halt einfach seltsam aus, wenn etwa die Hälfte der Seite leer ist. Für mich ist es leichter, wenn der Text bis ans Ende der Zeile geschrieben ist.
mapic
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Beitrag von mapic »

Wirklichkeit @ 13 Jun 2005, 20:14 hat geschrieben: nach Bayerischzell oder Lengriess
Also wenn dann bitte Bayrischzell oder Lenggries ;)
Wirklichkeit
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Beitrag von Wirklichkeit »

Er wollte gerade seine Schülerzeitkarte aus der Tasche holen, als er beinahe umgeworden wurde. Der U-Bahn-Wagen bremste und eine gewaltige Bremskraft drückte ihn an die Wand, an die er sich angelehnt hatte. Da! Jemand hatte die Notbremse gezogen und griff nun nach der Türentriegelung. Ein Mann in dunkler Jacke! Er öffnete die Tür und ließ sich auf den Boden herab. Willy drängte sich an den verwirrten Fahrgästen vorbei, und war auch draußen. Ja, das darf man nicht, und das ist gefährlich, aber andererseits lobt der Ministerpräsident Max Streibl gerne couragierte Mitmenschen aus, die sich um das Gemeinwohl verdient machen. Es war der letzte Wagen im Zug, und der Mann rannte den Weg zurück, den die U-Bahn gekommen war: Richtung Sendlinger Tor. Die Tunnel-beleuchtung war eingeschaltet, und Willy konnte schon die Wendeanlage erkennen. Er schaute noch einmal zurück, aber niemand folgte ihm. Die Kontrolleure informierten todsicher gerade den Fahrer über die vor kurzem eingebaute Notsprechanlage. Irgendwie schon komisch, dachte sich Willy, wie der letzte Wagen so im Tunnel dasteht. Wurde einfach gebremst, und jetzt steht er ganz ruhig da. Das rote U2-Schild links neben dem Ziel Neuperlach Süd leuchete einwenig in der Beinahe-Dunkelheit. Und die zwei roten Schlußlichter schauten ihn an, als würden sie ihn fragen: Was soll das alles? Wir wollen doch weiterfahren. Aber Willy stolperte über den Schotter auf die Wendeanlage zu. Der Mann war gerade auf den kleinen Betonbahnsteig neben dem Gleis gesprungen, und rannte unheimlich schnell vorwärts. Wo wollte er hin? Doch nicht zum Sendlinger Tor? Na klar, jede Wendeanlage muß einen Notausgang haben. Eine blaue Neonröhre leuchtete einsam vor sich hin. Der Mann hatte die Tür, die darunter lag, geöffnet, und war schon wieder weg. Keuchend stand Willy vor der Tür. Soll ich da wirklich hoch? dachte er, als er die Wendeltreppe aus Stahlstufen sah. Er war ganz unten in einer Art Betonsilo. Über ihm trampelte der Mann nach oben. Er muß unglaublich viel Glück gehabt haben, denn der Notausstieg war schon geöffnet. Zwei Bauarbeiter schauten ihn an, aber sie dachten wohl, das er schon seinen Grund dafür hat, warum er hier aus dem Erdboden steigt. Als aber Willy ebenfalls an die Oberfläche kam, wurde den beiden das ganze verdächtig, und sie hielten Willy an. Genauer geagt, sie hielten Willys Jacke, denn Willy war schlau und war schon wieder weg. Der Mann schaute sich zwar noch mal um, aber Willy entdeckte er nicht. Und so konnte Willy ihm in aller Ruhe folgen, als der Mann am Sendlinger Tor gerade noch in einen Beiwagen der Linie 20 hüpfen konnte. Hinter dem M-Wagen wartete bereits ein weiterer M-Wagen. Willy hatte keine Zeit, nach der Linie zu schauen. Er drückte den vom Regen ausgewaschenen roten Türknopf, und die Teleskop-schiebe-türen gingen auf. Wir wissen also, daß es ein M-Wagen der M3. oder M4. Serie sein mußte. Aber Willy war das in diesem Augenblick egal: Er informierte den Fahrer, und der tat das Unglaubliche: Nachdem er seinerseits die Oberflächen-Leitstelle informiert hatte, nahm der M-Wagen die Verfolgung auf! Ein 18er auf der Linie 20! Wenn das kein Abenteuer ist! Und der Fahrer in seiner schicken blauen Trambahner-uniform hatte sichtlich seinen Spaß: Nächste: Müllerstraß' "sagte er in sein Mikrophon, und hielt dabei den schwarzen Kippschalter gedrückt. "Verehrte Fahrgäste, aufgrund eines Polizei-einsatzes fährt dieser Wagen eine Umleitungsstrecke. Wir halten Sie weiter auf dem Laufenden." Und Willy sah gespannt den vor ihnen fahrenden M-Wagen, wie er in die Haltestelle Müllerstraße einfuhr...
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EiB München
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Beitrag von EiB München »

Was für Drogen hast du genommen????
Nee, im ernst ist schon eine coole Story....



cya Eib Minga
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Beitrag von Wirklichkeit »

EiB München @ 16 Jun 2005, 16:40 hat geschrieben: Was für Drogen hast du genommen????
Nee, im ernst ist schon eine coole Story....
Ja, aber sag's nicht weiter. Ich bin süchtig nach meiner Lieblings-S-Bahn/U-Bahn/Straßenbahn. Wie wir alle. Aber es gibt ja zum Glück Fahrzeuge, die mir bei meiner Entwöhnungstherapie helfen... :P

Warum schreibst Du nicht die Geschichte weiter?
ropix
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Beitrag von ropix »

Wirklichkeit @ 16 Jun 2005, 16:20 hat geschrieben: Er wollte gerade seine Schülerzeitkarte aus der Tasche holen, als er beinahe umgeworden wurde. Der U-Bahn-Wagen bremste
genauso wie in Aktion-Filme Lokführer vom Dispo auf rote Signale aufmerksam gemacht werden (in Real - FDL), aber weil sie schlafen (in Real - wegen SIFA nicht möglich) über das rote Signal fahren und (in REAL: wegen PZB nicht möglich) deswegen in ander Züge rasen (in REAL - Flankenschutz - und selbst wenn, die feindliche Fahrstraße wäre sehr schwer zum einstellen gewesen u.a. 30 Sekunden Regel und weiteres)

Kurze Antwort - nein, die U-Bahn bremst nicht. Und wenn er alle Notbremsen im ganzen Wagen zieht. Und das schon seit 1972.
-
Wirklichkeit
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Beitrag von Wirklichkeit »

ropix @ 16 Jun 2005, 16:50 hat geschrieben: die U-Bahn bremst nicht. Und wenn er alle Notbremsen im ganzen Wagen zieht. Und das schon seit 1972.
Du hast recht, aber so wird die Geschichte eben spannender. Und wie würdest Du die Geschichte fortsetzen?

PS. Ich freue mich, wenn euch die Geschichte gefällt, und bitte um Verzeihung für den einen oder anderen Tippfehler.
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EiB München
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Beitrag von EiB München »

Warum schreibst Du nicht die Geschichte weiter?


weil ich keine Drogen nehme und keine so blühende Phantasie hab....


cya Eib Minga
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Beitrag von Wirklichkeit »

Jeder Mensch hat Phantasie. Und ein bißchen träumen tun wir alle doch mal gerne. Es ist auch wirklich nicht schwer. Du kannst gar nichts falsch machen. Du schreibst einfach das, was dich bewegt. Das ist bei allen Künstlern so: sie versuchen, das in Worte zu fassen, worüber sie nachdenken. Jeder von uns kann das. Glaub's mir! ;)
AndreasZ

Beitrag von AndreasZ »

Das ist bei allen Künstlern so: sie versuchen, das in Worte zu fassen, worüber sie nachdenken. Jeder von uns kann das.
Ähm, glaub' mir, die meisten hier haben mit "Kunst" nicht allzu viel am Hut, denke ich mal...
Deine Geschichten sind schön, aber mit sowas können die Personale wohl weniger was anfangen...
das in Worte zu fassen, worüber sie nachdenken. Jeder von uns kann das.
Meinste jetzt das in Worte fassen oder das denken? *lol* :D
ropix
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Beitrag von ropix »

...dann doch die ernüchternde Antwort von der Leitstelle. Um den netten Herrn in der Linie 20 kümmert sich die Polizei vor Ort, die hat sich gerade gemeldet. Traurig sah er drein, der Tag wurde doch so spannend. Am Isartor wurde die Trambahn dann tatsächlich von der Polizei gestürmt. Auch Willys Linie 18 bekam einen Besuch abgestattet. "Na, wer ist denn der kleine Informant" fragte der Polizist - "das bin ich" sagte Willy stolz. Naja. Es würde auch so reichen, was passiert ist....

"Soso, du bist also hinter dem Menschen aus der U-Bahn raus." Ein sehr böser Blick traf Willy. "Dann zeig mal wer das war." Der Blick wurde wieder freundlicher. Das war das leichteste auf der Welt. Willy zeigte dem Beamten die Person - und begann sich zu fragen, ob es vielleicht auch für ihn Konsequenzen haben würde. Daran hatter er vorher nicht gedacht - zumindest nicht wirklich, oder er hatte es verdrängt.

Gemischte Gefühle - so wie in irgend einer doofen Werbung, die im Fernsehen gerade lief - könnte man es nennen. Der Polizist machte keine Anstalten mehr, sich noch weiter mit Willy zu beschäftigen - dafür um so mehr mit einem Mann, der der Ausdrucksweise nach die Fassung verloren hatte. Und - typisch Münchnerisch - über Gott und die Welt - und vor allem diese "Öffentlichen" schimpfte. Zwar hatte ihn die U-Bahn wohl sinnvoll mitgenommen. Abe da wurde seit Jahr und Tag nicht kontrolliert, wo würde man denn da hinkommen, wenn man für das Mitnehmen noch zahlen müsste. Auch die Verkehrsbetriebe würden noch sehr lange brauchen um zu erkennen, man müsste gegen Schwarzfahrer vorgehen. Momentan waren andere Sachen wichtiger, im Osten war Chaos, die Russen kämen - und dann kommt so ein Kontrolleur, da sei er einfach ausgerastet.

Willy verstand nicht ganz was der Mann erzählte, als er einen vertrauten Ton vernahm - Bing - und der Zug fuhr weiter. Vor ihm die Linie 18. Hinter ihm die Linie 18. Neben ihm die Linie 18. Ein lustiges Bild.

Wo wollte er jetzt eigentlich hin? Gedanken verfolgten ihn. Ob die Polizei nochmal kommen würde. Was dem Übeltäter geschehen würde. Ein Nothalt auf offener Strecke, dazu geflüchtet und auch in der Tram ohne Fahrschein angetroffen.

Nächster Halt, Lehel. Umsteigemöglichkeit zu den Linien 4 und 5. Das war auch neu. Die Haltestelle gabs gerade mal seit einem Jahr. Ob er hier auch mal fahren wollte. Aber lieber nicht, vielleicht bekommt er ja dann doch Ärger.

Die Ungewissheit war schnell vorbei. "Na kleiner, magst mit - nachm Effnerplatz gehts ab ins Depot, in die Westendstraß..."
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Beitrag von Wirklichkeit »

Danke Ropix! :rolleyes:
ropix
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Beitrag von ropix »

... auf der Rückfahrt kam Willy ins Gespräch mit dem Fahrer. "Weißt, I fahr auch U-Bahn. Manche Fahrer dürfen bei uns beides. Und des was du da erzählt hast, des is fast net möglich". Warum, dachte sich Willy - und ehe er sich versah, wurde es ihm erzählt.

"Die U-Bahn, die hält eigentlich nicht im Tunnel. Die hat eine technische Vorrichtung" - wie stolz man sowas sagen kann? - "die lässt den Zug weiter bis in den nächsten Bahnhof fahren. Aber wies halt so ist, der Zug wird da wohl einen kleinen Defekt ghabt ham. Ansonsten isses aussteigen aber sehr gefährlich. Schau mal da raus, über uns, da siehste so einen kleinen Draht". Das wusste Willy alles, über diese Leitung kommt der Strom, und das seit 94 Jahren. "Bei der U-Bahn ist die Leitung neben dem Zug - und da muss man schon aufpassen. Außerdem ist die Spannung noch höher als bei uns" Am Effnerplatz hat der Wagen dann die 18er wieder eingeholt. Ob das wohl die selbe ist wie vorher - wieso eigentlich nicht, dachte sich Willy. Man könnte rübergehen und fragen. Andererseits mitfahren in den Betriebshof, das wär schon was...
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ropix
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Beitrag von ropix »

EiB München @ 16 Jun 2005, 18:14 hat geschrieben:
weil ich keine Drogen nehme und keine so blühende Phantasie hab....


cya Eib Minga
also erhältlich ist sowas derzeit aufm Tollwut (<-absicht) - da in der Nähe einer schleife, die 1989 zusammen mit der Linie 18 daneben stillgelegt werden sollte
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

ropix @ 16 Jun 2005, 17:50 hat geschrieben: Kurze Antwort - nein, die U-Bahn bremst nicht. Und wenn er alle Notbremsen im ganzen Wagen zieht. Und das schon seit 1972.
Möööp - falsch. Die Notbremsüberbrückung wurde meines Wissens nach nach dem Brand am Königsplatz 1983 eingeführt.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Beitrag von ropix »

Boris Merath @ 17 Jun 2005, 00:47 hat geschrieben: Möööp - falsch. Die Notbremsüberbrückung wurde meines Wissens nach nach dem Brand am Königsplatz 1983 eingeführt.
$MIST[TM] (wenns stimmt).

Ändert aber nichts daran, dass 89 die NBÜ drin war *PUH*. Ich bilde mir zwar ein, es auch schon mal früher gelesen zu haben. Aber ich täusch mich ja auch manchmal *schnief*
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Wirklichkeit
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Beitrag von Wirklichkeit »

und wo sind jetzt die Profis, die sich im Bahnhof 3 auskennen...? Hier könnt ihr euren Erinnerungen freien Lauf lassen...
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