Baureihe 151 und 145

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Baureihe 151 und 145

Beitrag von BBRN.Spotter »

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DB Cargo hat beschlossen, ihren Lokpool neu zu strukturieren. Die Baureihe 151 wird teilweise an die Eigentümer zurückgegeben, während die eigenen Lokomotiven ausgemustert und ausgeschlachtet werden. Es besteht die Möglichkeit, dass einige Exemplare als Museumsstücke erhalten bleiben. Die gesamte

*Die gesamte Baureihe 145 wird entweder an die RBH oder zum Stillstandsmanagement abgegeben. Sie verlässt somit zu 100% DB Cargo.

Diese Entscheidung tritt morgen in Kraft. Was haltet ihr von diesem Schritt?

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Tom.241
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Re: Baureihe 151 und 145

Beitrag von 146225 »

BBRN.Spotter hat geschrieben: 10 Jun 2024, 13:50 Was haltet ihr von diesem Schritt?
Angemessen und vernünftig. DB Cargo ist ein Wirtschaftsunternehmen, dessen Zweck es ist, Geld mit dem Transport von Gütern zu verdienen. Jahrelange hohe Verluste plus ein Marktanteil in Deutschland von unter 50% im Güterverkehr auf der Schiene zeigen, dass DB Cargo bislang diesen Zweck nicht unbedingt sehr erfolgreich erfüllt.

Die Baureihe 151 ist um die 50 Einsatzjahre im schweren Güterverkehr alt, dementsprechend auch nicht mehr in bestem Zustand und für heutige Verhältnisse auch längst nicht mehr energieeffizient. Kann man denselben Zug auch z.B. mit einer 193 (= die aktuell beschaffte Baureihe bei DB Cargo) befördern, geht das mit deutlich geringeren Energiekosten. Genau solche Kosteneinsparungen braucht DB Cargo dringender denn je. Ja, es mag Grenzlastfälle geben, wo 2x 151 ihre Vorteile beim Anfahren schwerer Züge hatten, aber es gibt vermutlich im DB Cargo-Alltag mehrheitlich Leistungen, welche mit Einzel- und Mehrfachtraktionen von 185/186/187, 189, 193 & Co. genauso abgefahren werden können (z.B. der bekannte Coilzug Oberhausen-Andernach, statt 2x 151 eben 2x 185) und das, wo erforderlich, sogar ohne Umspannen grenzüberschreitend. Ist nett, wenn davon z.B. durch Bayernbahn et al. 1 oder 2 Loks als Museumsstücke erhalten bleiben können, ist aber auch kein Weltuntergang falls nicht. Gab schon andere Baureihen in der deutschen Eisenbahngeschichte, von denen aus verschiedenen Gründen nichts übrig geblieben ist.

Hach, die Ur-Traxx: die unauffälligen Loks der Baureihe 145 wurden ab 1997 gebaut. Mit einer Leistung von 4,2 MW für eine Drehstromlok eher bescheiden, dürften die Erfahrungen die man in den "Jugendjahren" der Baureihe gemacht hat, doch in den Bau der 185 und allen weiteren Traxx bei ADtranz/Bombardier/Alstom mit eingeflossen sein. Im heutigen Alter von ca. 25 Jahren ist natürlich die seinerzeit verbaute Elektronik auch schon längst überholt und nur noch mit zunehmendem Aufwand weiter im Betrieb zu halten. Diesen Aufwand (= Kosten!) möchte DB Cargo natürlich nicht mehr für eine Lokomotive betreiben, die nicht mehrsystemfähig, also im Einsatzgebiet limitiert ist, und deren Einsatzspektrum von jeder nach ihr gelieferten E-Lok-Baureihe problemlos abgedeckt werden kann. Hätte man die Baureihe 145 weiter nutzen wollen, hätten man schon um ca. 2015 herum ein komplettes Refit (wie z.B. bei den SBB mit der Re 460, das ist aber auch eine andere Liga Lok) durchführen müssen, neue Technik in die Loks einbringen müssen, um dann noch bis ca. 2035 maximal weiterfahren zu können. Neben den Cargo-Töchtern MEG und RBH ist dem Vernehmen nach wohl auch WFL schon an der 145 interessiert, evtl. folgen da noch weitere kleinere EVU, die mit Gebrauchtloks operieren, wenn der Preis stimmt. Dann wiederholt sich, was DB Cargo schon in den 00er-Jahren gelernt hat: effizienter produzieren als mit einer 140 lässt sich mit der 145 halt schon.
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gmg
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Re: Baureihe 151 und 145

Beitrag von gmg »

146225 hat geschrieben: 10 Jun 2024, 18:33 Die Baureihe 151 ist um die 50 Einsatzjahre im schweren Güterverkehr alt,
Ich hätte gedacht, dass die viel älter ist. Das Design wirkt wie 50er Jahre und war somit seiner Zeit hinterher.
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Re: Baureihe 151 und 145

Beitrag von Auer Trambahner »

Die 151 ist ja die Nachfolge der 150er, ergo passt 50er Jahre schon.
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Re: Baureihe 151 und 145

Beitrag von BBRN.Spotter »

Ich finde nicht dass die Lok so alt aussieht
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Re: Baureihe 151 und 145

Beitrag von 146225 »

gmg hat geschrieben: 11 Jun 2024, 16:23 Ich hätte gedacht, dass die (151) viel älter ist. Das Design wirkt wie 50er Jahre und war somit seiner Zeit hinterher.
Dieses Problem hatte die Bundesbahn seinerzeit öfter. Technisch konnte sie in Zusammenarbeit mit der Industrie durchaus innovativ sein, was sich u.a. in der Baureihe 120 zeigte. Finanziell war man auf Gedeih und Verderb den jeweils amtierenden Bundesfinanzministern ausgeliefert. Und das führte dazu, dass veraltete Konzepte oft viel zu lange gebaut wurden, obwohl man deren Mängel bereits kannte, und neue, verbesserte Loks erst viel zu spät bestellt werden durften. So wurde die letzten 150 noch bis 1973 gebaut, als die ersten 151 schon auf den Schienen standen. Und gebraucht hätte es Anfang der 1970er eine am damaligen Stand der Technik ausgerichtete Güterzug-E-Lok, beschafft wurde Hausmannskost in Form der 151, weil das schneller ging und billiger war. Gleichteile bzw. aus den Einheits-E-Loks der späten 1950er nur leicht weiterentwickelte Teile wurden auf neue Anforderungen hin optimiert und mit einem aus der 103 abgeleiteten Lokkasten (Brückenrahmen mit Hauben) als 151 ausgeliefert.

Dass die 151 wahrlich keine Sternstunde der Innovation war, zeigt sich auch daran, dass der DDR-Lokomotivbau im Jahr 1974 die Baureihe 155 aufs Gleis brachte, die sich in Technik und Leistung hinter der 151 nicht wirklich verstecken braucht und von der schneller mehr Loks gebaut wurden (151: 170 Loks in 6 Jahren, 155: 273 Loks in 7 Jahren.) Jede der beiden deutschen Staatsbahnen hatte seinerzeit ihre eigene Tragik: die Bundesbahn im Westen zwar Zugang zu modernerer Technik, aber dafür Geldmangel und politisches Desinteresse. Die Reichsbahn im Osten zwar fähige Entwickler in der
Industrie und politische Rückendeckung, aber zuviel konnte aufgrund der DDR-Mangelwirtschaft nicht oder nur zu spät realisiert werden.

Falls die Frage aufkommen sollte: nein, 155 in Diensten von DB Cargo gibt es auch schon nicht mehr.
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Re: Baureihe 151 und 145

Beitrag von Rohrbacher »

146225 hat geschrieben: 11 Jun 2024, 19:51 Dieses Problem hatte die Bundesbahn seinerzeit öfter. Technisch konnte sie in Zusammenarbeit mit der Industrie durchaus innovativ sein, was sich u.a. in der Baureihe 120 zeigte. Finanziell war man auf Gedeih und Verderb den jeweils amtierenden Bundesfinanzministern ausgeliefert. Und das führte dazu, dass veraltete Konzepte oft viel zu lange gebaut wurden, obwohl man deren Mängel bereits kannte, und neue, verbesserte Loks erst viel zu spät bestellt werden durften.
Dieses Märchen ist auch so ein Mantra von dir, gell? Mal abgesehen davon, dass wir seit der Bahnreform im Geld schwimmen oder äh ... doch nicht, welche "veralteten Konzepte" wurden denn so lange gebaut? Es mag lange her sein, das verwechselst du vielleicht mal wieder, aber die 150 wurde gerade mal 15 Jahre lang gebaut. Das heißt, wer sich jetzt gerade heute Abend einen Vectron bestellt, bestellt ein genauso altes Fahrzeugkonzept, das letztlich mit vielen Entwicklungsschritten auf die 120.0 von 1979 zurückgeht. Selbst die Führerstandsergonomie basiert im wesentlichen noch auf der Kiste von vor 45 Jahren! Du tust also mal wieder so, als wäre die 150 in der Auslegung, den Hauptmaßen und der Funktion eine Lok von 1957-45 Jahre = 1912 gewesen und es wäre seither nichts mehr weiterentwickelt worden. :lol:

Die Bundesbahn hat in den Einheitsloks übrigens einiges weiterentwickeln lassen: Da sind Betriebserfahrzungen sogar in die laufende Beschaffungsserie eingeflossen. Die ersten 150 haben noch Tazlagerantrieb, ab 026 dann den damals neuen Gummiringfeder, den auch die anderen DB-Einheitsloks hatten.

Noch ein Funfact: Die Reformbahn-152 (und 145) hat dann schon 1996 wieder den Tatzlagerantrieb von 1887 (!) bekommen, weil das moderne Zeugs in der 120 nach 1994 einfach viel zu teuer für einen Güterzug war. Das nenne ich mal Fortschritt. Deswegen wollten die ÖBB die Loks nicht auf ihr Netz lassen, was dann zur Beschaffung einiger 182 durch DB Cargo geführt hat. Die älteren hier erinnern sich. Für unseren speziellen Freund: Keine zwei Jahre nach der Bahnreform hat die AG dann wieder einen Antrieb bestellt, der bei der Hausmannskost-Behördenbahn zuletzt bei der 150 025 in eine Lok eingebaut worden war.
146225 hat geschrieben: 11 Jun 2024, 19:51So wurde die letzten 150 noch bis 1973 gebaut, als die ersten 151 schon auf den Schienen standen.
Klar, man kann natürlich die Serienproduktion auch einstellen, nachdem man mit dem Bau des Nachfolgeprototyps begonnen hat, nur damit z.B. kein Flirt 3 auf den Schienen steht, wenn Bestellungen des Flirt 2 noch abgearbeitet werden. Übrigens: Der erste Vectron stand 2010 auf den Rädern, die "uralte" ES64U4 wurde bis 2011 gebaut.
146225 hat geschrieben: 11 Jun 2024, 19:51 Und gebraucht hätte es Anfang der 1970er eine am damaligen Stand der Technik ausgerichtete Güterzug-E-Lok, beschafft wurde Hausmannskost in Form der 151, weil das schneller ging und billiger war. Gleichteile bzw. aus den Einheits-E-Loks der späten 1950er nur leicht weiterentwickelte Teile wurden auf neue Anforderungen hin optimiert und mit einem aus der 103 abgeleiteten Lokkasten (Brückenrahmen mit Hauben) als 151 ausgeliefert.
Die 151 entsprach nicht dem damaligen Stand der Technik? Welche revolutionäre Technik haben andere Hersteller zu dieser Zeit geliefert? Die SBB haben zu dieser Zeit die Re 6/6 bauen lassen. Bis auf den Wechsel von Co'Co' auf Bo’Bo’Bo’ ist das auch "nur" eine weiterentwickelte Ae 6/6 (ab 1952), optisch dieser wahrscheinlich noch ähnlicher als die 150 der 151.
146225 hat geschrieben: 11 Jun 2024, 19:51Dass die 151 wahrlich keine Sternstunde der Innovation war, zeigt sich auch daran, dass der DDR-Lokomotivbau im Jahr 1974 die Baureihe 155 aufs Gleis brachte, die sich in Technik und Leistung hinter der 151 nicht wirklich verstecken braucht und von der schneller mehr Loks gebaut wurden (151: 170 Loks in 6 Jahren, 155: 273 Loks in 7 Jahren.)
Wahnsinn. Die Nichtsternstunde zeigt sich daran, dass die DDR 17 Jahre nach der 150 einen ähnlichen Sechsachser gebaut hat. Aha. Das erklärt übrigens auch die Stückzahl. Du musst die 150 halt mitzählen - und die 103, denn im entschleunigten Reichsbahnland hat der Güterzugsechsachser auch für schwere Schnellzüge gereicht!
146225 hat geschrieben: 11 Jun 2024, 19:51Jede der beiden deutschen Staatsbahnen hatte seinerzeit ihre eigene Tragik: die Bundesbahn im Westen zwar Zugang zu modernerer Technik, aber dafür Geldmangel und politisches Desinteresse. Die Reichsbahn im Osten zwar fähige Entwickler in der Industrie und politische Rückendeckung, aber zuviel konnte aufgrund der DDR-Mangelwirtschaft nicht oder nur zu spät realisiert werden.
Steht das so in deiner Kommunistenzeitung?

Bleiben wir beim Gummiringfederantrieb in den DB-Einheitsloks. Der Tatzlagerantrieb ist robuster und billiger, aber halt zu Lasten des Streckenverschleißes, weil da der halbe Motor ungefedert direkt auf der Achse rumpelt. Die integrierte Bundesbahn hat aus "Geldmangel" den 1956 durchaus modernen, teureren Antrieb verbaut, bei den Reformbahn-EVU seit 1994 ist Infrastrukturverschleiß halt ein "externer Faktor".
gmg hat geschrieben: 11 Jun 2024, 16:23 Ich hätte gedacht, dass die viel älter ist. Das Design wirkt wie 50er Jahre und war somit seiner Zeit hinterher.
Die 50er Jahre waren 1973 so gesehen auch ganze 13 Jahre her. Dass wir heute noch Züge bauen, die aussehen "wie in den 90ern" (behaupte ich einfach mal), sollte 2024 eher irritieren, oder? ;-)
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Re: Baureihe 151 und 145

Beitrag von gmg »

Rohrbacher hat geschrieben: 11 Jun 2024, 22:06 Die 50er Jahre waren 1973 so gesehen auch ganze 13 Jahre her. Dass wir heute noch Züge bauen, die aussehen "wie in den 90ern" (behaupte ich einfach mal), sollte 2024 eher irritieren, oder? ;-)
Die 151 sieht einer 140 oder 150 viel ähnlicher als z.B einer 181 oder gar einer 103.
Was für Beispiele hast du für heutige Züge im 90er Design? Selbst wenn du mir welche nennen kannst, unterscheidet sich die Mehrheit moderner Züge doch erheblich von 90er Karren. Z.B ein Mireo sieht ganz anders aus als ein 425. Und die ICE- Züge sehen seit dem Wechsel von 402 auf 403 auch völlig anders aus.
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Re: Baureihe 151 und 145

Beitrag von Auer Trambahner »

gmg hat geschrieben: 12 Jun 2024, 08:35 Was für Beispiele hast du für heutige Züge im 90er Design?
Man könnte jetzt kleinteilig anfangen, das Front- und hauptsächlich Scheinwerferdesign eines gewissen schweizer Herstellers
hat was von böser Blick und kann damit als in die 90er rückführbar betrachtet werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6se ... eugdesign)
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Re: Baureihe 151 und 145

Beitrag von mapic »

Spontan fällt mir da erst mal nur der klassische Diesel Lint ein, der seit Ende der 90er bis heute praktisch das gleiche Design aufweist.
Aber allgemein würde ich sagen, dass man heute viel individuellere Designs bei Schienenfahrzeugen hat als früher. In den letzten 10-15 Jahren haben sich schon allein durch die neuen Crash Normen einige Designs grundlegend ändern müssen. Außerdem ist man heute weitgehend weg von irgendwelchen Standardformen, die früher häufig weit übergreifend über verschiedene Fahrzeugtypen und Hersteller verwendet wurden. Das beste Beispiel dafür ist die Führerstandsform der 120er, 628er und dem Wittenberger Steuerwagen. Drei grundlegend verschiedene Fahrzeuge, die aber praktisch das gleiche "Gesicht" haben. Die E-Loks der 90er Jahre haben auch herstellerübergreifend weitgehend das gleiche Design. Die Unterschiede sind minimal. Nur die ÖBB hat mit ihrem Taurus dann mal auf eine etwas ansprechendere Form bestanden. Heute kann man den Hersteller einer Lok dagegen sehr leicht am Design erkennen.
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Re: Baureihe 151 und 145

Beitrag von gmg »

mapic hat geschrieben: 12 Jun 2024, 09:25 Außerdem ist man heute weitgehend weg von irgendwelchen Standardformen, die früher häufig weit übergreifend über verschiedene Fahrzeugtypen und Hersteller verwendet wurden.
Genau das meine ich, wenn ich sage, dass die 151 nach 50er Jahre aussieht.
Ich finde, dass auch die 111 und die 103 mit ihrer Windschutzscheibe und ihren drei kleinen, runden Lichtern schon den Grundstein für das 120-628- Design gelegt hatten.
Der Taurus mit seiner Soldatenhelm- Form ist wahrscheinlich besonders aerodynamisch designt. Auch die 102, der C-Zug und viele Reisebusse haben diese Form.
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Re: Baureihe 151 und 145

Beitrag von Rohrbacher »

gmg hat geschrieben: 12 Jun 2024, 09:46 Der Taurus mit seiner Soldatenhelm- Form ist wahrscheinlich besonders aerodynamisch designt.
Die Gesamtaerodynamik des Zugs hat gar nicht so viel mit der Front zu tun, wenn man nicht gerade im Geschwindigkeitsbereich fährt, wo man den Tunnelknall vermeiden soll. Da sind so viele Seitenflächen oder der Stromabnehmer beispielsweise, die den Luftwiderstand wesentlich bestimmen. Deswegen hat z.B. ein Setra-Doppelstockbus S 531 DT trotz der "Kühlschrankfront" einen cw-Wert von 0,35. Eine Mercedes G-Klasse (das traditionelle Luftwiderstandsmonster im Autoquartett) hat einen von 0,53, also erheblich schlechter.

Wenn du an deinem Auto eine "aerodynamische" Front einbaust, aber dann hinten ein stumpfes Heck, wo die Luft einfach abreißt, hast du hinten einen riesigen Unterdruck, der das Auto gegen die Fahrtrichtung nach hinten zieht, also das gleiche macht wie ein Überdruck vorne. Das passiert auch, wenn du der Luft nicht genug Raum zum Führen gibst, deswegen sind SUV, aber auch Kleinwagen mit ihrem recht ähnlichen Höhen- und Längenverhältnis entgegen aller Ökovorurteile zumindest relativ zu ihrer Größe (der cw-Wert ist eine relative Größe) eigentlich beide eher schlecht. Die auch absolut effizientesten Autos ihrer Zeit waren immer schon lang und flach, z.B. der Audi C3 in den 80ern, Prototypen wie der VW L1 oder heutige Langstrecken-Elektroautos wie der Mercedes EQS oder der Tesla S mit sehr lang fließendem Heck. Hinten ist fast wichtiger als vorne, weswegen das gleiche Auto mit Kombiheck immer schlechter ist.

Und beim Zug gibt's halt so sauviel "hinten". Wenn du bei einer Zweirichtungslok vorne eine "schnittige" Front hast, führst du die Luft voll auf den ersten Wagen, der meistens recht senkrecht steht. Bei der Entwicklung der 103 hat man damals deswegen eine Frontgestaltung gesucht, die vorne die Luft gut führt, aber dann nicht zwischen Lok und Wagen gleich wieder durch so viel Wirbel, Unter- oder Überdruck mehr kaputtmacht als der Überdruck vorne. Wenn du im Schnellzug früher alle Fenster aufgemacht hast, hat das wahrscheinlich mehr Luftwiderstand erzeugt als die ganze Lok hatte. Wahrscheinlich deswegen kann man heute die Fenster nimmer aufmachen und die Loks sind seit der 120 wieder eher praktisch kastig. :lol:
mapic hat geschrieben: 12 Jun 2024, 09:25 Spontan fällt mir da erst mal nur der klassische Diesel Lint ein, der seit Ende der 90er bis heute praktisch das gleiche Design aufweist.
Ich meinte jetzt nicht nur, dass Fahrzeugtypen angeblich ewige Zeiten unverändert gebaut werden, was außer im Framing eines bestimmten Users früher schon nicht stimmte, weil schon damals mindestens Betriebserfahrungen oder neue Normen dazugekommen sind, sondern dass man die Zeit eben nicht sieht. Farbe spielt ja auch immer noch eine zusätzliche Rolle. Das DB-Design ist seit 1997 außen wie innen gleich, deswegen fällt den meisten Fahrgästen nicht auf, ob sie in einem 445 von 2016 sitzen oder in einem Wagen von 1997. Natürlich ist der 445-Kopf völlig neu, optisch aber nah an dem von 1997. Das fahrzeugunabhängige DB-Design innen mit blauem DBM-Stoff, ein bisschen hellem Holz und ansonsten hellgrau und außen verkehrsrot mit den lichtgrauen Kontrastflächen gibt's jetzt mit 27 Jahren länger am Markt als alles, was die angeblich schnarchige Bundesbahn je an Moden hatte ... "Blau-Beige" gab's von 1974 bis 1986/87, also ganze 12-13 Jahre, das ist eine Ausschreibungsperiode, also gar nicht so ewig.

Auch das ICE-Design von ebenfalls 1997 wird es nach der Lieferung der aktuell bestellten Züge auch dann schon länger gegeben haben als neue Fernzüge TEE-Farben (1957-85) geliefert wurden. Bewertet man die Änderung des ICE-Designs 1997 als zu marginal bzw. das erste Seriendesign als vorübergehend, weil der ICE-V keinen Begleitsreifen hatte und der rote Steifen nicht über die Front ging, dann lackiert man die recht konservativ gestalteten ICE-L bis auf minimale Abweichungen beim Farbton gerade exakt wie den ICE-V, dessen Design 1981/82 entstanden ist. Wenn man's wieder runterbricht auf die geteilte Frontscheibe, die Rundscheinwerfer in einem rechteckigen Gehäuse, das leicht angepfeilte Seitenfenster mit der fensterlosen Tür direkt darinter, hui, ist nicht vielleicht die vollverkleidete, sehr gecleante, leicht aufgeblasen, rundlich wirkende Nase von Anfang der 80er die "modernere" Version? Ich sag mal so, wenn man Zeit wieder realtiv sieht und seinen ersten ICE damals noch zusammen mit dem BDyg in den Oberlandzügen live gesehen hat, dann ist die heutige "Zukunft" vergliehen mit heute 40 Jahre alten Rumpelzügen irgendwie ziemlich konservativ geraten, oder? Oder wenn man überlegt, wie der Integral damals auch hinsichtlich technischer Innovationen gewirkt hat. Da reden wir jetzt auch bei Regionalzügen über ein bisschen "bösen Blick" bei eigentlich ziemlich konservativ weiterentwickelten Drehgestellzügen mit ganz vielen Stufen innen drin. In der Hinsicht ist der Talgo, wenn auch das Konzept nicht neu ist, aber die heutige Anforderung an einen echten Niederflurzug mit möglichst optimiertem Achs- und Gewichtsverhältnis schon wieder sehr viel weiter vorne, auch wenn die dadurch nötige Auslagerung des Antriebs in eine Lok und das Design auf den ersten Blick klassisch wirkt. Die neue 105 könnte optisch, wenn man es nicht wüsste, auch ein Taurus-Wettbewerber anno 2005 sein, oder?

Die 102 fällt halt hierzulande durchaus auf, dass sie natürlich nicht die typische tausendfache ADtranz/DB-Einheitsfront hat, ist aber tatsächlich aus einem Auftrag von 2003. Und auch wenn sich hinsichtlich Crashfront von Traxx 1 auf 2 was verändert hat und optisch von Traxx 2 auf 3 und wenn die 101 eine völlig andere Lok, aber optisch ist bei dieser ADtranz/DB-Einheitsfront bis zur Traxx 3 nicht so viel mehr passiert als von der 140.0 mit Einfachlampen, umlaufender Regenrinne+Griffstange, Schwaigerlüfter etc. bis zu 140.8 mit Doppellampen und Verschleißpufferbohle ("neue Crashnorm") in kürzerer Zeit. Man meint heute ja auch die 101 001 in TEE-Farben museumstauglicher zu kriegen, weil das Ding halt für die Leute sonst ausschaut wie eine moderne Lok ... ;-)

Und Optik ist ja auch nicht Technik. Wenn man das europäische Produktdesign gewohnt ist, sehe manche durchaus modernen Produkte aus Amerika älter aus als sie sind. Bei amerikanischen Lokomotiven tu ich mir immer sehr schwer, ob die aus den 70ern oder von heute sind.

Wobei Technik natürlich auch Optik ist. Vieles, was z.B. die 151 alt aussehen lässt sind halt z.B. auch Fertigungsmethoden wie der zu einem Stück geschweißte Kasten mit runden Ecken und die geklebten, meist nicht mehr abgerundeten Scheiben, die großen Lüfter etc. Aber letztlich baut man das mit der eher kantigen "Segmentbauweise" und den glatten Außenwänden teils seit den späten 80ern so, weswegen eine neue Lok, die im Grunde genauso gebaut wird, die alte nicht aussehen lässt als wäre die aus Wellblech genietet, dunkelgrün und hätte den Führerstand in der Mitte oder so. Solche immensen, vor allem sichtbaren Entwicklungsschritte gibt's irgendwann nicht mehr bis irgendwer wieder völlig neue Fertigungs- und Antriebstechniken, Fahrzeuglayouts oder Normen erfindet. Das ist auch bei den Autos so, man sich ab dem Golf 4 von 1997 auch ohne genaueren Blick oder die Kenntnisse immer schwerer tut, die noch zu unterscheiden, weil eigentlich da der letzte wirkliche Generationsprung war, seither sind' nur immer wieder neue, optimierte (oder verschlimmbesserte) Produkte, die halt einen kürzeren Zyklus haben als Lokomotiven, die aber seither mit nahezu gleichen Techniken gebaut werden. Der 3er war noch so ein Mittelding, aber wenn jetzt z.B. der 5er oder 6er auf dem viertletzten Bild unten vertauscht wären, würde das wahrscheinlich erstmal nicht auffallen. Vielleicht sind sie's ja. :lol: Selbst in den Entwicklungszyklen von Automodellen sieht man, dass in den 90ern was passiert ist, weswegen eben z.B. der Golf 4 auch mit 27 Jahren selbst für ein Auto nicht alt aussieht. Ursprünglich bedeutete ja auch das Wort Oldtimer nur, dass es ein Vorkriegsauto war, auch da gab's dann in den 50ern mit selbsttragenden, "modernen" Karosserien, die gar nix mehr mit Kutschenbau zu tun hatten, einen großen, sichtbaren Generationswechsel, der auch bei der Eisenbahn nicht ganz so häufig vorkommt wie ein Modellwechsel.

PS: Auch die Vorstellung davon, was "modern" aussieht, hat sich hierzulande seit den 90ern im Grunde nicht wirklich nennenswert verändert wie z.B. damals als wir aus der Nierentisch- und Heckflossen-Ära so langsam ins IKEA- und Windkanal-Zeitalter gingen. :-)
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