Nordlicht hat geschrieben: ↑23 Jun 2024, 16:42
Nun ja, eigenwirtschaftliche Linien rechnen sich in der Regel halt nur bei strikter Auslegung auf den Schülerverkehr und die damit planbaren Einnahmen der Schülerzeitkarten.
Das ist nicht richtig, auch mit anderen Zeitkarten und deren üblicher Nutzung kann man in der Regel relativ gut planen. Auch bei Schülern gibt's ja durchaus größere Schwankungen, je nachdem wie groß die Jahrgänge gerade sind. Der Bahnbus und der Nachfolger RVO ist ja bei weitem nicht nur Schüler gefahren, vor allem ja auch schon zu Zeiten, da gab's den heutigen Schülerverkehr so noch gar nicht. Den (und so manche Betreiberfirma) gibt's ja in Bayern überhaupt erst ab ca. 1966 und auch deswegen so manche Lokalbahn wegen der veränderten Anforderungen an den flächigeren Verkehr dann nicht mehr. Die reinen Schülerlinien gibt's zwar auch, aber die sind letztlich meistens auch nur für diesen Schülerverkehr entstanden.
Nordlicht hat geschrieben: ↑23 Jun 2024, 16:42da die Kosten so stark ansteigen, dass sie durch Fahrgeldeinnahmen von ein paar zusätzlichen Fahrgästen gar nicht gedeckt werden können.
Die Kosten steigen tradionell dann jeweils stark an, wenn ich den zweiten, dritten Bus und den zweiten, dritten Fahrer brauche, z.B. um auch während der Fahrerpause keine Fahrplanlücke im schönen Stundentakt zu haben.
Nordlicht hat geschrieben: ↑23 Jun 2024, 16:42Seit dem 49-Euro-Ticket dürften sich solche Verkehre noch weniger rechnen als ohnehin schon - besonders wenn schlaue Landkreise die Schüler mit 49-Euro-Tickets ausstatten und nicht mehr der reguläre, meist höhere Fahrpreis fließt... (für das 365-Euro-Ticket im MVV dürfte es dazu vmtl. Ausgleichszahlungen an die Betriebe geben, beim D-Ticket ist das ja nachwievor nicht gelöst ..)
Der eigenwirtschaftliche Regionalbusverkehr, egal ob durch Bundesbahn, Bundespost oder Privatbetriebe konzessioniert oder/und betrieben ist schon immer den Bach runtergegangen, wenn ein Verbund kam. Ein Verbund ist zwar meist praktisch für die Fahrgäste, hat aber immer den Nachteil, dass die Einnahmenverteilung nie ganz sauber nach tatsächlicher Nutzung funktioniert und das Geld meistens bei der großen Verbundpartnern bleibt.Aktuell reden alle über das Deutschlandticket, weil durch den Digitalvertrieb jetzt auch vergleichsweise große Betriebe und Verbünde betroffen sind, weil fast alle das Ding bei der DB AG kaufen, aber im Grunde ist das mit den Einnahmen schon so, seit es den MVV gibt und weiter draußen das Bayernticket. Der Münchner Bergtourist wirft seine damals 35 DM in den MVV- oder DB-Automaten in der Stadt, steigt irgendwann in den Regionalbus um und dessen Betreiber sieht so gut wie nichts davon, soll dann aber am besten noch viel öfter fahren. Woher soll bei Verbund- und Bayernticketvergütungen wohl im Centbereich das Geld kommen, um da zusätzliche Kurse fahren zu lassen? Die Oma, die einmal die Woche um 8 Uhr für 5 Mark Haustarif in die Kreisstadt fährt und mit "dem" Mittagsbus zurück, ist bei weitem lukrativer und weniger anspruchsvoll.
Nichts gegen den Taktverkehr, insbesondere wenn der angeschlossene Zugverkehr einen solchen hat oder/und der Bus auf einer wichtigen Achse im Netz fährt, aber ganz so einfach wie in der verkehrswissenschaftlichen Theorie ist es auf'm Land dann auch nicht immer.
Kaufbeurer hat geschrieben: ↑23 Jun 2024, 14:18
Aber mal ganz ehrlich , wenn ich mir so den Fahrplan ansehe von der Linie 368 ist es kein Wunder das die Fahrgäste mangelware sind.
Und wenn ich in die Landkarte schaue, frage ich mich, wer soll denn da den ganzen Tag mit'm Bus fahren? Den Taktverkehr Holzkirchen-Bad Tölz fährt die Eisenbahn und auch wesentlich schneller und von und nach Dietramszell gibt's ja noch andere Linien und Destinationen, die ggf. relevanter sind. Nehmen wir mal die Haltestelle Dietramszell, Raiffeisenstraße, da haben wir folgende Abfahrten:
Mo-Fr (Schule):
05:33 271 Höllriegelskreuth
06:13 271 Höllriegelskreuth
06:49 368 Bad Tölz
07:08 381V Geretsried
07:11 368 Bad Tölz
07:13 368 Holzkirchen
07:15 381 Geretsried
08:01 368 Bad Tölz
08:10 368 Holzkirchen
08:18 271 Höllriegelskreuth
12:42 381 Geretsried
12:43 368 Holzkirchen
13:33 271 Höllriegelskreuth
13:37 368 Bad Tölz
13:41 381 Deisenhofen
13:46 368 Holzkirchen
14:51 381 Geretsried
15:02 368 Bad Tölz
15:49 381 Deisenhofen
15:52 381 Geretsried
16:01 368 Holzkirchen
16:18 271 Höllriegelskreuth
17:07 368 Bad Tölz
17:20 368 Holzkirchen
18:18 271 Höllriegelskreuth
Mo-Fr (Ferien):
05:33 271 Höllriegelskreuth
06:13 271 Höllriegelskreuth
07:15 381 Geretsried
07:41 368 Bad Tölz
08:03 368 Holzkirchen
08:18 271 Höllriegelskreuth
12:42 381 Geretsried
13:18 368 Holzkirchen
13:33 271 Höllriegelskreuth
13:41 381 Deisenhofen
14:02 368 Bad Tölz
15:52 381 Geretsried
16:01 368 Holzkirchen
16:18 271 Höllriegelskreuth
17:07 368 Bad Tölz
17:20 368 Holzkirchen
18:18 271 Höllriegelskreuth
Sa:
06:40 271 Höllriegelskreuth
09:31 368 Bad Tölz
09:40 271 Höllriegelskreuth
12:31 368 Bad Tölz
16:40 271 Höllriegelskreuth
So und Feiertag:
07:40 271 Höllriegelskreuth
09:40 271 Höllriegelskreuth
16:40 271 Höllriegelskreuth
Das geht wesentlich schlechter und vor allem einseitiger. Aber was soll da passieren? Dietramszell stündlich (oder öfter) mit drei Linien anfahren, damit da am Tag mehr Buskapazität unterwegs ist als ziemlich weit verstreute Einwohner? Wenn die S-Bahn nach Geretsried da ist, könnte man über einen Stundentakt Geretsried Mitte Bf - Ascholding - Dietramszell - Bad Tölz Bf nachdenken, das könnte aber zu Lasten der Verbindung nach Hollriegelskreuth gehen, sodass da auch wieder irgendwo dann das Angebot kleiner würde und letztlich nur regelmäßiger auf einer Achse, was aber auf dem Land nicht unbedingt dann mehr Fahrgäste bedeuten muss, wenn man die 10 Leute erste wieder gewinnen muss, die man nach XY dann wieder verliert. Auch mit einem Stunden- oder Halbstundentakt ist es nicht so, dass alle Schweizer oder Luxemburger ihre Kfz verkaufen ... da muss man die Kirche ja schon auch mal im Dorf lassen, wenn man sich über solche Fahrpläne auslässt.
Ich würde sagen, speziell der 368 wird in jedem Nahverkehrsplan eine "Ergänzungslinie" mit Schwerpunkt Schülerverkehr und HVZ bleiben, auch da wir im Linienverlauf eine Kreisgrenze haben. Otterfing und Holzkirchen sind Landkreis Miesbach, der Rest gehört zum Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Da ist die Anbindung an Holzkirchen wahrscheinlich gar nicht prioritär. Der direkte Weg wären über 8 km durch den Wald, der Anschluss an die Regionalzüge in Holzkirchen mit dem Umweg Otterfing nicht attraktiv und der S-Bahnanschluss im eigenen Landkreis auch nicht schlechter.
Und das wird auch keine einheitlichen, "leicht merkbaren" Abfahrtszeiten geben, in so einem Geläuf jede Fahrt wahlweise jeden Umweg fahren zu lassen oder einige Haltestellen ganz einzustellen, wird nicht realistisch und auch gar nicht sinnvoll sein bei 5.737 Einwohnern verteilt auf 60 (!) Ortsteile. (Ich kenne Gemeinden mit noch mehr Ortsteilen und weniger Leuten.) Und nein, das sind keine zersiedelten Neubaugebiete, wo man "hinzieht", sondern ehemals selbstständige Gemeinden, wo die meisten wohl im Handwerk oder der Landwirtschaft arbeiten und mit keinem Bus der Welt wohl so viel können anfangen werden. Im Gegenteil, mit den alten Führerscheinen ist da vermutlich früher der eine oder andere Landwirt mal zwei Stunden am Tag den "Schulbus" gefahren, die Leute für den Status Quo muss man heute erstmal wieder finden (ein Grund, warum RVO die Konzession nicht verlängert, die haben sicher genug zu tun, die bestellten oder lukrativeren Linien dauerhaft bedienen zu können) bevor man dran denkt, jedes Marterl in Bayern mit einem Stundentakt anfahren zu wollen.
Kaufbeurer hat geschrieben: ↑23 Jun 2024, 14:18Erst recht wenn es einen Schul - und Ferienfahrplan gibt.
Den hat selbst die Münchner U-Bahn ...
Kaufbeurer hat geschrieben: ↑23 Jun 2024, 14:18In der heutigen Zeit wo jeder flexible Arbeitszeiten hat
Ist das so? Wie gesagt, ist auf'm Land denn überhaupt jeder Pendler oder bewegen sich die Leute z.B. in Dietramszell eher zwischen den 60 Ortsteilen? Sowas ist per ÖPNV gar nicht abdeckbar und sorry, mit'm Radl eher auch nicht. Daran dass z.B. in
Peretshofen der Busverkehr sicher ein bisschen eingeschränkt bleiben wird, der Gehweg ein bisschen schmal ist und es keine Fahrradschutzstreifen und Fahrradstraßen gibt, wird die Verkehrswende aber nicht wirklich scheitern. Auch der Huberwirt hat ja recht eingeschränkte Öffnungszeiten, aber ich behaupte mal, dass man damit gut zurecht kommen kann und das Lokal nicht weniger Probleme hat zu überleben, wenn's 24/7-Betrieb hätte. Die Zahl der Gäste wird wie im ÖPNV nicht proportional zum Aufwand mitwachsen können.