Abkehr von ESTWs?

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
Benutzeravatar
1099.009
Mitglied
Beiträge: 30
Registriert: 03 Jul 2005, 01:42

Beitrag von 1099.009 »

Ich hab in letzter Zeit immer wieder aus verschiedenen Quellen davon gehört daß sich beim Netz ein Gesinnungswandel weg von ESTW-Neubauten abzeichnet.
Einerseits aus Kostengründen, weil sich die Neubauten erst nach einem wesentlich längeren Zeitrahmen rechnen als ursprünglich gedacht, und andererseits auch wegen technischer Probleme. Zudem sind die meisten EVU's nicht sonderlich begeistert wenn sie zwar für die Zugbeobachtung zahlen, draußen aber letztlich keiner mehr die Züge anschaut.
Das neueste Gerücht besagt jetzt daß nur noch die in Bau befindlichen ESTWs fertiggestellt und ansonsten alle älteren Stellwerke durch SpDrS60-Anlagen ersetzt werden wofür bei Siemens angeblich schon ein Auftrag vorliegen soll.
Weiß da jemand was?
Benutzeravatar
Südostbayer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2161
Registriert: 15 Jul 2003, 13:28
Wohnort: nahe Mühldorf

Beitrag von Südostbayer »

1099.009 @ 11 Jul 2005, 21:48 hat geschrieben:Ich hab in letzter Zeit immer wieder aus verschiedenen Quellen
Offizielle Quellen...? Irgendwo (On- oder Offline) zum nachlesen...? Nein...?

1099.009 @ 11 Jul 2005, 21:48 hat geschrieben:Zudem sind die meisten EVU's nicht sonderlich begeistert wenn sie zwar für die Zugbeobachtung zahlen, draußen aber letztlich keiner mehr die Züge anschaut.
Also zurück zu mechanischen Wärterstellwerken? Zugbeobachtung ist auch bei Gleisbildstellwerken wie dem SpDrS60 ab einer gewissen Größe des Stellbezirks nicht gegeben. Und zu wirklich kleinen Stellbezirken wird man sicher nicht zurückkehren, ganz im Gegenteil.

1099.009 @ 11 Jul 2005, 21:48 hat geschrieben:Das neueste Gerücht besagt jetzt daß nur noch die in Bau befindlichen ESTWs fertiggestellt und ansonsten alle älteren Stellwerke durch SpDrS60-Anlagen ersetzt werden wofür bei Siemens angeblich schon ein Auftrag vorliegen soll. Weiß da jemand was?
Siemens weiß zumindest vermutlich nichts davon ;)
Übrigens hat Siemens damals, als man noch Gleisbildstellwerke baute, die SpDrS60-Konstruktion noch einmal überarbeitet. Die neueste Version (nun auch schon über 25 Jahre alt) heißt SpDrS600.


Mir ist nichts davon bekannt, dass man vom Konzept zentraler BZ abgekommen wäre. Ziemlich sicher werden sich auch in den nächsten Jahren die ESTW-Bedienplätze in BZ vermehren und die älteren Stellwerke an Hauptstrecken weiter abnehmen. Die Argumentation, dass es billiger wäre, anstatt zentraler ESTW (mit relativ wenig Personal) neue Gleisbildstellwerke zu bauen, ist absurd.

Womit Du Recht hast, ist, dass die großen ESTW ziemlich teuer sind. Für schwächer genutzte Netze wird es daher in Zukunft vermutlich abgespeckte Versionen geben. Das DB-Regionalnetz Kurhessenbahn hat im Dezember 2003 ein solches, günstigeres System ("ZSB2000" heißt es) in Betrieb genommen.
ET 423
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13072
Registriert: 23 Okt 2002, 12:34

Beitrag von ET 423 »

Ich als bekennender Zentralisierungsgegner fände sowas zwar begrüßenswert, ich halte es aber für unwahrscheinlich. Das wäre ja in den Augen des Managements ein Rückschritt, wenns auch für die Verbesserung des Betriebsablaufes ein Fortschritt wäre... <_< :(
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
luc
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3193
Registriert: 21 Mär 2004, 01:59
Wohnort: Ghetto

Beitrag von luc »

ET 423 @ 12 Jul 2005, 00:35 hat geschrieben:wenns auch für die Verbesserung des Betriebsablaufes ein Fortschritt wäre...
Bist du dir so sicher, daß ein dezentral gesteuertes Netz besser funktionieren würde. Bei S-Bahn-Netzen wie in München, die häufig auf eigenen Gleisen fahren und wo alle paar Tage noch ein Güterzug fährt, sehe ich es ja noch ein, Stuttgart und Frankfurt sind aber dann schon was anderes. Ich denke, durch die Zentralisierung wird der Bahnbetrieb eher pünktlicher und kapazitätsmäßig besser.
Ex-Fdl_Mfr
Doppel-Ass
Beiträge: 121
Registriert: 16 Nov 2004, 16:15

Beitrag von Ex-Fdl_Mfr »

Hi

über den Sinn oder Un-Sinn der Zentralisierung kann man vermutlich ewig diskutieren... ich wäre ja persönlich für eine Lösung wie bei den ÖBB: ESTWs ja, auch mit größerer Abdeckung, aber zumindest an der Strecke... da kann man dann doch mal hinaussehen, verliert nicht ganz den Bezug zum "rollenden Rad" da draußen etc.... Das die eigtl. Dispos zusammengelegt werden und dann alle zusammen von einer Zentrale aus agieren und disponieren finde ich dagegen auch sehr vernünftig...

Um beim Thema zu bleiben: Mir wurde zugetragen, dass sie die DB AG, bzw. die Signalwerke Wuppertal von Siemens die Rechte zum Bau von SpDr60(0) Stellwerken gesichert haben.... Das kann man auslegen wie man will....

Naja, "mein Bahnhof" Freising wird wohl trozdem Ende Oktober dran glauben müssen.... Bald gehts auch an die Weichenumbauten.... <_<

mfG
ET 423
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13072
Registriert: 23 Okt 2002, 12:34

Beitrag von ET 423 »

luc @ 12 Jul 2005, 06:42 hat geschrieben: Bist du dir so sicher, daß ein dezentral gesteuertes Netz besser funktionieren würde. Bei S-Bahn-Netzen wie in München, die häufig auf eigenen Gleisen fahren und wo alle paar Tage noch ein Güterzug fährt, sehe ich es ja noch ein, Stuttgart und Frankfurt sind aber dann schon was anderes. Ich denke, durch die Zentralisierung wird der Bahnbetrieb eher pünktlicher und kapazitätsmäßig besser.
Warum wirds dadurch pünktlicher? Problem ist einfach, daß wenn jetzt die BZ ausfällt (was sie oft genug tut), dann ist auf einem oder sogar auf mehreren Linienästen einfach alles hinüber. Wenn hingegen nur ein Stellwerk ausfällt - mein Gott, das kann man verschmerzen. Natürlich hat es auch Nachteile, wenn an jedem Bf usw. ein Fahrdienstleiter sitzt, aber die Vorteile überwiegen in meinen Augen. Wie dem auch sei, ich glaube nicht, daß ESTW's nicht weiter gebaut werden und ich glaube auch, daß Fernsteuerungen zunehmen. :(
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
Benutzeravatar
1099.009
Mitglied
Beiträge: 30
Registriert: 03 Jul 2005, 01:42

Beitrag von 1099.009 »

@Südostbayer

Nicht hauen plz! :ph34r: Ich glaub's ja auch erst wenn ich das erste neugebaute Stw sehe...

Ich könnte mir auch nicht vorstellen daß man jede Milchkanne die jetzt noch von einem hebelschwingenden Fdl bewacht wird jetzt mit einem Dr-Stw ausrüstet, wenn überhaupt wird es auch da Zentralstellwerke mit Fernsteuerbereichen geben, vergleichbar mit Neubiberg oder Maisach.

Grundsätzlich bin ich schon der Ansicht daß es - besonders im Störungsfall - besser ist wenn wenigstens alle 50km ein Fdl vor Ort sitzt, was das dann für ein Stellwerkstyp ist ist mir dann eigentlich auch egal.
Das Argument mit den kürzeren Kommunikationswegen in der BZ zieht für mich allerdings nicht, dort greift der Fdl genauso zum Telefon um die Dispo anzurufen wie er's draußen vor Ort tun würde.
Hemmschuhleger
Doppel-Ass
Beiträge: 102
Registriert: 05 Apr 2005, 18:48
Wohnort: München

Beitrag von Hemmschuhleger »

Ich würde auch die teilweise Dezentralisierung begrüßen, da es bei einem solchen Unternehmen meiner Meinung nach grob fahrlässig ist Züge über zich Kilometer ( vor allem Güterzüge ) unbeobachtet durch Deutschland fahren zu lassen.

Mir ist es selber schon pasiert das mich der Fdl hinstellte weil hinten im Zug ne Plane etwa einen Meter ins Lichtraumprofil rausragte. Wir haben zwar moderne Lokomotiven mit Seitenspiegeln ( mit denen man den Zug während der Fahrt beobachten könnte ) aber hier ist der Witz wieder das man diese ab 5 km/h nicht mehr ausklappen kann.

Wenn nun irgendwann ( fast ) keiner mehr an der Strecke ist außer wir Tf´s finde ich das schon ne gefährliche Sache, wer soll denn dann noch die Zugbeobachtung machen?

So im großen und ganzen ist ja das Prinzip der BZ oder ESTW´s nicht schlecht, aber auf der anderen seite sollte es nicht sein das, wie Fdl-Azubi schon sagte der "Bezug zum rollendem Rad" fehlt.

Mfg

Hemmschuhleger
(\_/)
(O.o)
(> < )
This is Bunny. Copy Bunny into your signature to help him on his way to world domination
AndreasZ

Beitrag von AndreasZ »

Wenn nun irgendwann ( fast ) keiner mehr an der Strecke ist außer wir Tf´s finde ich das schon ne gefährliche Sache, wer soll denn dann noch die Zugbeobachtung machen?
Warum bemerkt man eigentlich solche Auswirkungen nicht ein klitzekleines bisschen früher??
Wir haben zwar moderne Lokomotiven mit Seitenspiegeln ( mit denen man den Zug während der Fahrt beobachten könnte ) aber hier ist der Witz wieder das man diese ab 5 km/h nicht mehr ausklappen kann.
Die nutzen eigentlich nur im Stand was. Für was sind die dann eigentlich da? Und nur so nebenbei - Sieht man mit denen eigentlich wirklich was, oder hab' ich mich da immer nur blöd angestellt, wenn ich mal Gelegenheit hatte?
DispolokMaxi
Haudegen
Beiträge: 576
Registriert: 01 Dez 2004, 15:13

Beitrag von DispolokMaxi »

AndreasZ @ 12 Jul 2005, 20:39 hat geschrieben: Für was sind die dann eigentlich da?
Ich dachte die seien zur "Bahnsteigbeobachtung" da. Ist ja auch nur das einzig Mögliche, wenn die sich ab 5 km/h wieder einklappen...
tauRus
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2047
Registriert: 18 Nov 2002, 17:10

Beitrag von tauRus »

Hemmschuhleger @ 12 Jul 2005, 20:27 hat geschrieben: Wenn nun irgendwann ( fast ) keiner mehr an der Strecke ist außer wir Tf´s finde ich das schon ne gefährliche Sache, wer soll denn dann noch die Zugbeobachtung machen?
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie oft bei Zügen von Lokomotion im österreichischen Abschnitt lose Planen und andere "harmlose" Schäden aufgefallen sind, während im deutschen Abschnitt "komischerweise" nie jemand was sieht :huh:
"Bei Dämmerung ist mit Dunkelheit zu rechnen"
AndreasZ

Beitrag von AndreasZ »

Ich dachte die seien zur "Bahnsteigbeobachtung" da. Ist ja auch nur das einzig Mögliche, wenn die sich ab 5 km/h wieder einklappen...
Gut, aber wenn der Zug steht, ginge auch der bekannte Blick aus dem Fenster, vor allem, weil die Spiegel doch große Bereiche nicht wirklich abdecken...
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie oft bei Zügen von Lokomotion im österreichischen Abschnitt lose Planen und andere "harmlose" Schäden aufgefallen sind, während im deutschen Abschnitt "komischerweise" nie jemand was sieht
Das haben die Ösis schon gesehen, warum sollten dann die Deutschen nochmal reagieren? :lol:
Quak
Haudegen
Beiträge: 564
Registriert: 30 Mär 2005, 18:22
Wohnort: muenchen

Beitrag von Quak »

ESTW schön und gut. Seit April 2004 ist das ESTW Neufahrn in Niederbayern in Betrieb. Hauptstrecke Landshut - Regensburg. Abzweig der Nebenbahn nach Straubing(Bogen wie lange noch?) 15 Jahre zuvor wurde der Bahnhof auf das modernste DR Stellwerk von 2 mechanischen Stellwerke umgestellt.
Nun folgende Geschichte:
Auf der Nebenbahn (26 km bis zur Einmündung in Hauptstrecke Regensburg-Plattling, letzten 10 km bis Straubing auf Hauptstrecke) gibt es 3 Kreuzungsstellen: km 5 Niederlindhardt, km 12 Laberweinting, km 18 Geiselhöring. Bis 2003 war Mo-Sa Geiselhöring Regelkreuzung, morgens 3, abends 1 Kreuzung(en) in N'lindhardt, morgens 1 (anfangs 2) Laberweinting. Wenn der Bahnhof wegen Kreuzung besetzt war, war die Strecke in einzelne Blockabschnitte aufgeteilt, meistens Neufahrn-Geiselhöring bzw. Geiselhöring-Radldorf. Die Weichen, ESig mechanisch, ASig elektrisch. Sa nachmittag- So abend waren die Bahnhöfe unbesetzt, dh. Asig Neufahrn waren mit ASig Radldorf verknüpft. Zum Fahrplanwechsel 2003 wurde die Regelkreuzung Mo-So nach Niederlindhardt verlegt, Laberweinting 0, Geiselhöring mittag 1 (nur Schulzeit): Begründung: Fahrzeitverkürzung
Wahrheit: seit ESTW ist Neufahrn unbesetzt, muß aber Niederlindhardt mit einem Fdl besetzt sein, weil es sonst mit dem Streckenblock nicht klappt, und man die Bahnhöfe "stellwerkstechnisch" scheinbar umrüsten müßte.
Benutzeravatar
1099.009
Mitglied
Beiträge: 30
Registriert: 03 Jul 2005, 01:42

Beitrag von 1099.009 »

Nichts gegen die Zugbeobachtung durch den Tf, aber bei einem 600m-Güterzug merkst du es einfach zu spät, wenn du hinten ein Problem hast. Dazu braucht man Personal das an der Strecke Zugbeobachtung macht.
Leider ist da bei uns - auch wenn der Bahnhof besetzt ist - einiges im Argen. Was aber auch an der Arbeitsmoral diverser (nicht aller!) Fahrdienstleiter liegt... ("Wos soi da gscheppad ham? I hob nix ghead.")
Ein weiteres Problem, welches durch fehlende Mitarbeiter vor Ort entsteht, ist daß es bei Störungen immer seltener jemanden vor Ort gibt, der einem eine Zugschlußmeldung geben kann. z.B. müßte der Fdl Grafing in Traunstein oder Kufstein anrufen wenn er eine Zugschlußmeldung für einen Richtung Rosenheim fahrenden Zug braucht.

@Quak
Sorry, aber deinen Post blick ich nicht so ganz... Das Problem liegt also in der Anpassung ESTW-mechanisches Stellwerk? Wie sieht denn die Technik auf der Nebenbahn aus? Kannst du die Stellwerke näher beschreiben, das würde mich sehr interessieren...
Benutzeravatar
Schneggal
Haudegen
Beiträge: 637
Registriert: 26 Feb 2003, 15:27
Wohnort: München

Beitrag von Schneggal »

1099.009 @ 11 Jul 2005, 21:48 hat geschrieben:Einerseits aus Kostengründen, weil sich die Neubauten erst nach einem wesentlich längeren Zeitrahmen rechnen als ursprünglich gedacht, und andererseits auch wegen technischer Probleme.
Ach, man merkt, dass die Elektronik doch nicht das hält, was man sich von ihr versprochen hat?

Ich frage mich ohnehin, warum immer mehr elektronisch (und damit energieverbrauchend) sein muss. Inzwischen kommen gewisse japanische Autobauer auch drauf, dass die Elektronik im Auto mehr Stört als nützt - und wagt den "Rückschritt" zu weniger.

Außerdem stellt sich bei etwas elektronischem immer die Frage der Haltbarkeit...

Manchmal is halt weniger mehr und manchmal ist ein vermeintlicher Rückschritt eher ein Fortschritt. Aber das kapiert der Otto-Normalverbraucher auch wieder nicht.

Ich persönlich finde auch die Arbeitsbedingungen in einem ESTW unmenschlich. Immer nur auf den Computerbildschirm starren und mit einem Mausklick die Fahrstraßen stellen...da ist es doch auch für die Beschäftigten schöner, mal einen Blick auf die Strecke werfen zu können.
Einen kleineren Bereich zu Überwachen ist auch übersichtlicher, daher verbreitet eine Zentralisierung so eines Systems ein gewisses Unbehagen - ich vermute, nicht nur in mir... :ph34r:

*lg* Schneggal
Benutzeravatar
Wildwechsel
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6891
Registriert: 21 Jan 2003, 12:50
Wohnort: München

Beitrag von Wildwechsel »

Schneggal @ 13 Jul 2005, 10:26, AUSZUGSWEISE hat geschrieben:Kostengr�nden l�ngeren urspr�nglich hält Stört nützt Rückschritt Außerdem Rückschritt persönlich Fahrstraßen für Beschäftigten schöner können überwachen übersichtlicher
Arbeitest Du irgendwie gerade mit russischer Zeichenkodierung? ;)
Beste Grüße usw....
Christian


Die drei Grundsätze der öffentlichen Verwaltung in Bayern:
1. Des hamma no nia so gmacht
2. Wo kamat ma denn da hi
3. Da kannt ja a jeda kemma
Benutzeravatar
Südostbayer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2161
Registriert: 15 Jul 2003, 13:28
Wohnort: nahe Mühldorf

Beitrag von Südostbayer »

1099.009 @ 12 Jul 2005, 16:56 hat geschrieben:Nicht hauen plz!  :ph34r:
Ich beiße nicht, ich belle... ;) Schmarrn, ich hätte persönlich ja auch nichts gegen etwas mehr besetzte Stellwerke in der Fläche, aber ich halte es halt einfach für extrem unwahrscheinlich, dass es dazu kommt. Und noch unwahrscheinlicher, dass es zum Revival von Gleisbildstellwerken kommt.

Schneggal @ 13 Jul 2005, 10:26 hat geschrieben:Einen kleineren Bereich zu überwachen ist auch übersichtlicher, daher verbreitet eine Zentralisierung so eines Systems ein gewisses Unbehagen - ich vermute, nicht nur in mir... :ph34r:
Wenn man vom Problem der Zugbeobachtung absieht, sind ESTW sicher nicht weniger sicher als die Stellwerke, die sie ersetzen.
remstalpendler
Routinier
Beiträge: 341
Registriert: 28 Jun 2003, 05:44
Wohnort: Lorch/Remstal
Kontaktdaten:

Beitrag von remstalpendler »

Wildwechsel @ 13 Jul 2005, 11:05 hat geschrieben:Arbeitest Du irgendwie gerade mit russischer Zeichenkodierung? ;)
Sieht nach UTF-8 aus ;)
I saw which was the winning side / But still I joined the other
And I'm in love with every strange unfolding day / As the storm begins to break cover
_________________ Justin Sullivan/Robert Heaton (New Model Army)
Benutzeravatar
1099.009
Mitglied
Beiträge: 30
Registriert: 03 Jul 2005, 01:42

Beitrag von 1099.009 »

Südostbayer @ 13 Jul 2005, 11:49 hat geschrieben:Wenn man vom Problem der Zugbeobachtung absieht, sind ESTW sicher nicht weniger sicher als die Stellwerke, die sie ersetzen.
Auf den ersten Blick nicht aber man muß schon aufpassen daß man den Bezug zur Realität nicht verliert - ich seh von meinem Stellwerk aus noch die Züge und kann mir damit auch immer vor Augen führen was mein Knöpfchendrücken eigentlich bewirkt. Der BZ-Fdl sieht nur wie sich diverse Linien in der Farbe verändern... (Womit ich den Leuten in der BZ aber keinesfalls die Kompetenz absprechen will!)
ET 423
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13072
Registriert: 23 Okt 2002, 12:34

Beitrag von ET 423 »

1099.009 @ 13 Jul 2005, 21:22 hat geschrieben: ich seh von meinem Stellwerk aus noch die Züge und kann mir damit auch immer vor Augen führen was mein Knöpfchendrücken eigentlich bewirkt. Der BZ-Fdl sieht nur wie sich diverse Linien in der Farbe verändern... (Womit ich den Leuten in der BZ aber keinesfalls die Kompetenz absprechen will!)
DAS ist Eisenbahn, wie ich sie gerne hätte - ok, modernisiert, um schnelleren Betriebsablauf sicher zu gewährleisten, aber das, was zur Zeit gemacht wird, ist Hohn! Ich finde, ein Fdl-Dasein macht eigentlich nur dann Spaß, wenn man auch sieht, was man tut, genauso, wie es bei den Tf (noch ist), oder sehe ich da was falsch? Beide arbeiten nunmal für eine gemeinsame Sache, aber der gegenseitige Bezug zueinander sollte noch betont werden. Und das ist bei ESTW's überhaupt net mehr der Fall, wo man net mehr mal zum Fdl reingehen kann, um einen Kaffee gemeinsam zu trinken. Früher konnten Lokführer und Fahrdienstleiter gemeinsam (bei einem Heißgetränk :D ) miteinander reden, auch über betriebliche Dinge und so die interne Kommunikation zwischen den beiden großen am Bahnbetrieb beteiligten Gruppen vorantreiben. Heute muss man dafür teure und sinnlose Seminare veranstalten, die nichts bringen außer Kosten und verlorener Arbeitszeit.

/edit: noch einen Gedanken hinzugefügt
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
Benutzeravatar
143 094-1
Kaiser
Beiträge: 1126
Registriert: 15 Okt 2004, 20:06

Beitrag von 143 094-1 »

ET 423 @ 14 Jul 2005, 00:26 hat geschrieben: Früher konnten Lokführer und Fahrdienstleiter gemeinsam (bei einem Heißgetränk :D ) miteinander reden, auch über betriebliche Dinge und so die interne Kommunikation zwischen den beiden großen am Bahnbetrieb beteiligten Gruppen vorantreiben. Heute muss man dafür teure und sinnlose Seminare veranstalten, die nichts bringen außer Kosten und verlorener Arbeitszeit.
Volle Zustimmung an ET423 - ich habe selbst bei einem solchen Seminar erlebt, wie Fahrdienstleiter sich bitter beklagt haben, dass manche Tf häufig scheinbar grundlos "aus dem Bahnhof rausschleichen". Einer der anwesenden Lokführer musste dann erstmal den Fdl-Kollegen die Tücken der PZB90 erklären. Ein Fdl hat dann zugegeben, dass er das nicht wusste und künftig schaut, dass er die Ausfahrt schon früher stellen wird. Fahrdienstleiter befinden sich auch oft in der Zwickmühle, z. B. wenn sie einen Bahnübergang wegen einer gezogenen Ausfahrt nicht länger sichern wollen als unbedingt nötig.
Der Fdl aus einem kleineren Bahnhof zwischen Stuttgart und Crailsheim (nein, ich nenne keine Namen ;) ) meinte dann auch, dass verschiedene Lokführer für den gleichen Streckenabschnitt teilweise fünf Minuten länger brauchen als andere; da es keinen Zugfunk auf der Strecke gibt, weiss er oft nicht, ob der Zug noch kommt oder liegengeblieben ist. Währenddessen ist aber immer bei gestellter Einfahrt der Bahnübergang gesperrt. Nimmt er die Einfahrt zurück, kann es richtig Probleme geben, wartet er einfach ab, steigen ihm die Autofahrer "aufs Dach". Man sollte daher bedenken, dass sich Fahrdienstleiter oft in einem Konflikt befinden, indem sie verschiedenen Ansprüchen gerecht werden wollen.

Früher haben Lokführer und Fahrdienstleiter solche Probleme "auf dem kleinen Dienstweg" bei einer Tasse Kaffe besprochen, heute müsste DB Regio wohl für den Kaffee bei DB Netz bezahlen, daher veranstaltet man lieber tolle Seminare, die Geld und Arbeitszeit kosten. Ein zweifelhafter Fortschritt, der die Kluft zwischen den beiden Gegenspielern Triebfahrzeugführer / Zugführer und Fahrdienstleiter / Weichenwärter immer größer werden lässt. Ich bedaure das sehr, denn man arbeitet für die gleiche Firma und die gleiche Sache. Warum also so getrennt?

Grüße, Plochinger
BZ-ESTW sind wie ein Computerspiel. Es fehlt nur noch das Fenster "Game over!" wenn sich zwei rote Linien treffen!
ET 423
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13072
Registriert: 23 Okt 2002, 12:34

Beitrag von ET 423 »

@Plochinger: Sehr guter Beitrag, dem kann und will ich nix mehr hinzufügen. :) :)
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
AndreasZ

Beitrag von AndreasZ »

Vielleicht sollte mal wer mit diesen wirklich sehr neuen Erkenntnissen ein Seminar zum Thema "Einrichten sinnvoller Strukturen in Bahnkonzernen" abhalten, oder? ... :rolleyes:
ET 423
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13072
Registriert: 23 Okt 2002, 12:34

Beitrag von ET 423 »

AndreasZ @ 14 Jul 2005, 01:04 hat geschrieben: Vielleicht sollte mal wer mit diesen wirklich sehr neuen Erkenntnissen ein Seminar zum Thema "Einrichten sinnvoller Strukturen in Bahnkonzernen" abhalten, oder? ... :rolleyes:
Die Seminare sind ja eben das, was nichts bringen. Es geht hauptsächlich um den Zentralisierungswahn, der den Kontakt zu den Kollegen (Fdl) schwerer bis unmöglich gemacht hat. Somit kann man auch nicht mehr Erfahrungen usw. austauschen. :(
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
tauRus
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2047
Registriert: 18 Nov 2002, 17:10

Beitrag von tauRus »

Wobei meine Erfahrung ist dass man einfach mehr mit den Fahrdienstleitern reden muss ... Ein Telefonanruf eine halbe Stunde vor Ankunft und man kann fast alles regeln. Da muss schon ein wirklicher Idiot oben sitzen.
Ist natürlich jetzt mehr auf den Güterverkehr zutreffend - Weniger auf Regionalverkehr.

Man kann die Disposition zwar natürlich nicht mit dem Fahrdienstleiter vergleichen, aber im Allgemeinen ist man im Büro/Stellwerk sehr froh, wenn man "Bescheid weiß" - Selbst wenn alles glatt läuft und der Tf einem dieses mitteilt.

Egal, bald wechsle ich zum Glück wieder "hauptberuflich" auf die Lok B)
"Bei Dämmerung ist mit Dunkelheit zu rechnen"
Benutzeravatar
1099.009
Mitglied
Beiträge: 30
Registriert: 03 Jul 2005, 01:42

Beitrag von 1099.009 »

@ET423 & Plochinger

Genau darum geht es. Volle Zustimmung! Auch bei Bauarbeiten ist es viel angenehmer wenn die Herren in Orange erstmal persönlich erscheinen - da kann man den Ablauf viel besser absprechen als über Funk oder Telefon.
Aber wie tauRus schon geschrieben hat - auch über Funk kann man viel regeln, sofern man sich auf eine Sprache einigen kann, das soll ja in manchen Gegenden Bayerns nicht so selbstverständlich sein... :D :rolleyes:
Benutzeravatar
Schneggal
Haudegen
Beiträge: 637
Registriert: 26 Feb 2003, 15:27
Wohnort: München

Beitrag von Schneggal »

remstalpendler @ 13 Jul 2005, 12:57 hat geschrieben: Sieht nach UTF-8 aus ;)
Höppla, ja, Opera unter Linux...ich glaub ich hatt wegen meiner Homepage die Codierung umgestellt...*g* jetzt weiß ich, warum der mir keine Ös und Äs etc. anzeigt *lol*

T'schuldigung!!!

*lg* Schneggal
ET 423
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13072
Registriert: 23 Okt 2002, 12:34

Beitrag von ET 423 »

Schneggal @ 15 Jul 2005, 16:40 hat geschrieben: Höppla, ja, Opera unter Linux...ich glaub ich hatt wegen meiner Homepage die Codierung umgestellt...*g* jetzt weiß ich, warum der mir keine Ös und Äs etc. anzeigt *lol*

T'schuldigung!!!

*lg* Schneggal
Ich war so frei und habe das mal korregiert. :unsure:
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16213
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Quak @ 12 Jul 2005, 21:04 hat geschrieben: ESTW schön und gut. Seit April 2004 ist das ESTW Neufahrn in Niederbayern in Betrieb. Hauptstrecke Landshut - Regensburg. Abzweig der Nebenbahn nach Straubing(Bogen wie lange noch?) 15 Jahre zuvor wurde der Bahnhof auf das modernste DR Stellwerk von 2 mechanischen Stellwerke umgestellt.
Auch wenn der Beitrag uralt ist, möchte ich hier mal widersprechen: Neufahrn hatte nicht das modernste Drucktastenstellwerk, sondern eines der ältesten ESTWs Deutschlands, nämlich das erstgebaute ESTW der Firma Lorenz. Das heutige ESTW ist damit schon das zweite ESTW des Bahnhofs - und zum Spaß hat man das ESTW sicherlich nicht ausgetauscht.

Überhaupt sind von den ältesten ESTWs im bayerischen Raum nicht mehr viele übrig, Murnau ist ja auch bald weg, Mering wurde zwar im laufenden Betrieb umgebaut, aber da dürfte von der originalen Technik wohl auch nimmer viel übrig sein.

Und damit dann auch die Kurve zum Titel des Themas: Auch wenn es keine Abkehr von ESTWs gibt, werden die ESTWs von Seiten DB Netz inzwischen wohl deutlich kritischer gesehen - insbesondere das Problem der vergleichsweise geringen Lebensdauer. Damit tritt das Problem auf, dass die Zahl der Stellwerke, die technisch am Ende sind, in absehbarer Zeit stark steigen wird.

Deswegen soll jetzt nach einem Signal&Draht-Artikel untersucht werden, ob es in vielen Fällen nicht günstiger ist Relaisstellwerke zu sanieren (und leider auch ggf. mit einer Fernsteuerung aus der BZ auszustatten) statt ein neues ESTW zu bauen. Der Artikel ist jetzt etwa ein Jahr alt, was daraus geworden ist habe ich leider nicht mitbekommen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Benutzeravatar
Wildwechsel
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6891
Registriert: 21 Jan 2003, 12:50
Wohnort: München

Beitrag von Wildwechsel »

Boris Merath @ 22 Apr 2008, 12:44 hat geschrieben: insbesondere das Problem der vergleichsweise geringen Lebensdauer. Damit tritt das Problem auf, dass die Zahl der Stellwerke, die technisch am Ende sind, in absehbarer Zeit stark steigen wird
ESTW ist doch nix anderes als ein Haus mit Computer drin, wenn mal jetzt von der Streckenausrüstung mal absieht. Wo ist also das Problem, wenn die Hardware, also der Rechner am Ende seines Lebens angelangt ist? Neuer Rechner her, selbe Software wieder drauf, fertig.

Mag sein, dass man diesem Beitrag jetzt entnehmen kann, dass ich mich mit EDV nicht wirklich auskenne, aber @ Boris: Wenn Du mit :lol: fertig bist, dann umreiß doch mal kurz, wo jetzt das wirkliche Problem liegt. :rolleyes:
Beste Grüße usw....
Christian


Die drei Grundsätze der öffentlichen Verwaltung in Bayern:
1. Des hamma no nia so gmacht
2. Wo kamat ma denn da hi
3. Da kannt ja a jeda kemma
Antworten