Heruntergekommene Bahnhöfe

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
612 hocker
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Beitrag von 612 hocker »

Nun ja, Gewerbestrom ist schon teurer, als der für einen Privathaushalt.
Also unsere Firma zahlt weniger als die Hälfte von dem was Privatkunden pro kWh zahlen müssen. Macht bei einer Alluminiumgießerei mit ein paar Millionen kWh Stromverbrauch im Jahr auch sehr viel aus.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

612 hocker @ 18 Jun 2009, 18:33 hat geschrieben: Also unsere Firma zahlt weniger als die Hälfte von dem was Privatkunden pro kWh zahlen müssen. Macht bei einer Alluminiumgießerei mit ein paar Millionen kWh Stromverbrauch im Jahr auch sehr viel aus.
Jetzt habe ich meinen Beitrag editiert und er erscheint über Deinem. Sonderregelungen gibt es bei der Produktion von Alu. Sieh also oben.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Taschenschieber @ 18 Jun 2009, 18:12 hat geschrieben: Und? Da kann sich doch die Gemeinde drum kümmern - und was übrig bleibt, fließt in die Bahnhöfe.
Oder eben auch geringere Stationspreise, um die Aufgabenträger zu entlasten. Das Problem, das ich geschildert habe, bleibt trotzdem: Jeder Provinzfürst kann die Eisenbahn in seinem Ort unattraktiv machen. Beispiel Witten: Der Bürgermeister a.D. Klaus Lohmann, der zwischen 1977 und 2004 im Amt war und in dieser Zeit Witten mit einer Inkompetenz, die selbst für SPD-Verhältnisse bemerkenswert ist, heruntergewirtschaftet hat, war bis zum Schluß der Meinung, daß möglichst schlechte Eisenbahnverbindungen in die richtigen Städte der eigenen "Innenstadt" (die Bezeichnung Stadt ist für Witten ein Euphemismus, Dreckloch wäre passender) nutzen würden.

Sollen wir die Eisenbahn wirklich solchen Idioten ausliefern? Oder sollen die Bahnhofsimmobilien nicht auch in die Hände der zu gründenden AöR, die das Netz bewirtschafttet?
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Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

Larry Laffer @ 18 Jun 2009, 19:33 hat geschrieben: mit einer Inkompetenz, die selbst für SPD-Verhältnisse bemerkenswert ist,
Nach der Verabschiedung des ZugErschwG vor ca. 1/2 Stunde mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD gibt es dafür ausnahmsweise mal keinen bösen kommentar,
Oliver-BergamLaim
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Bei einigen Rundfahrten in letzter Zeit ist mir aufgefallen, wie viele Bahnhöfe im Raum Frankfurt relativ vergammelt und trostlos, teilweise noch mit Uralt-Bahnsteigdächern daherkommen. Allen voran Frankfurt (M) Ost, der wohl trostloseste Bahnhof von allen. Hanau Hbf sieht teilweise auch wie in den späten 60ern aus, vor allem der südlichste Bahnsteig von dem die VIAS abfährt. Generell scheint das Thema Bahnhofssanierung im Frankfurter Raum in den letzten Jahren kein großes Thema gewesen zu sein.
146225
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Beitrag von 146225 »

Oliver-BergamLaim @ 27 Jun 2009, 23:44 hat geschrieben: Generell scheint das Thema Bahnhofssanierung im Frankfurter Raum in den letzten Jahren kein großes Thema gewesen zu sein.
Ja und Nein - es gibt noch Bahnhöfe rund um Frankfurt, die einen sehr "morbiden Charme" versprühen. Friedberg (Hess) zum Beispiel ist, was Unterführung, Bahnsteigdächer (und Formsignale) anbelangt, vermutlich seit seeehr langer Zeit nicht verändert worden. Aber die Anlage ist sehr gepflegt. Der versiffteste gammligste S-Bahn Hp war für mich Höchst Farbwerke. Richtig nett gestaltet dagegen ist die S-Bahn-"Felsenhöhle" (hat sowas von U-Bahn Nürnberg, nur mit gemischtem Sound von 420/421 und 423/433) Offenbach Marktplatz. Und, traurig es zu sagen, von dort entlang der S1 nach Rödermark Ober-Roden scheint die Dorfjugend kein anderes Vergnügen zu kennen wie S-Bahn-Hp vandalisieren, obwohl diese Hp alle für die S-Bahn ja frisch saniert wurden. Ein Juwel auch, welches sanfter Renovierung harrt, ist Darmstadt Nord.

EDIT: Und weils mir grade auffällt, zur Signatur des Herrn Laffer eine Bemerkung: Es war ja auch ein Zug der RAB, nicht von RegioNRW - kein Wunder war der 611 pünktlich. Und außerdem glaube ich, daß Eisenbahner und Fahrgäste überall auf solche Ereignisse gerne verzichten.
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Nightwish
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Beitrag von Nightwish »

Mir ist mal Augefallen, das der Bahnhof Ennepetal-Gevelsberg total verhunsst ist! Der sieht ja aus schlimmer gehts nicht!
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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

Oliver-BergamLaim @ 27 Jun 2009, 23:44 hat geschrieben: Hanau Hbf sieht teilweise auch wie in den späten 60ern aus
... ist aber weitgehend sauber und hat durch seine sozusagen historische Authentizität einen gewissen Charme.
Beste Grüße usw....
Christian


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Electrification
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Beitrag von Electrification »

Larry Laffer @ 17 Jun 2009, 23:19 hat geschrieben: Das Problem dürfte sein, daß es einige Provinzfürsten gibt, die mit Zügen, die die Leute relativ schnell in die Nachbarstädte bringen, ihre Probleme haben, so zum Beispiel in Witten: Die Verantwortlichen glauben, man könnte der verödeten Innenstadt dadurch auf die Beine helfen, daß man die SPNV-Verbindungen in andere Städte möglichst erschwert.
Das altbekannte Baden-Baden-Syndrom. Natürlich ist nur der SPNV schädlich und führt zum Verfall der eigenen Innenstadt, der MIV-Teilnehmer würde niemals er eigenen Stadt beim Einkauf fremdgehen und die Einzelhändler sind alles arme Opfer, die trotz ihrer kundenfreundlichen Einstellung, den tollen Öffnungszeiten und dem perfekten Service vom SPNV geschädigt werden.

Würde für Witten, Baden-Baden und derartige Städte vielleicht nur ein Mittel helfen? Eine Mauer? Ein Verwahrlosungsschutzwall? Nur wer glaubhaft versichert die Stadt nicht verlässt um Geld in andere Städte zu tragen, darf die Schranken passieren.
Ich sollte diesen Vorschlag mal nach Witten schicken...
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JNK
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Beitrag von JNK »

Plochinger @ 14 Jun 2009, 12:20 hat geschrieben:[...]Ansonsten fällt mir zu diesem neuen Bahn-Bashing-Thema unseres "Larry" nicht viel ein, anscheinend ist mittlerweile kein Thema mehr zu lächerlich um damit Stimmung zu machen!
Die meisten Schäden an den Staionen entstehen durch Vandalismus, welchen die DB nicht selbst ausführt und daher nicht in der Hand hat. Wozu hunderttausende Euro in eine Super-Luxus-Ausstattung investieren, wenn diese innerhalb von Tagen kaputtgeschlagen wird? [...]
Ich möchte noch einmal auf Deinen Beitrag zurückkommen, lieber Plochinger. Du schreibst neben dem oben zitierten Ausschnitt:
Die Stationspreise sind weiterhin eine berechtigte Gebühr, welche von den EVU an DB Station&Service für erbrachte Leistungen bezahlt wird. [...]Wenn die Stationsgebühren (welche übrigens durchaus nach Ausstattung und somit erbrachter Leistung berechnet werden!) unangemessen erscheinen, ist es Sache der EVU, dies mit DB Station&Service zu verhandeln, und nicht die der Fahrgäste. [...]
Dazu möchte ich einige Aussagen von Jörg Seelmeyer zitieren, die er in einem Interview mit der Rheinischen Post äußerte. Jörg Seelmeyer ist Leiter der 3-S Zentrale Düsseldorf.
Auf Kameras setzen Sie seit einiger Zeit auch verstärkt im Kampf gegen Vandalismus und Graffiti – mit Erfolg?

Seelmeyer Wir haben bereits sieben S-Bahnhöfe in Düsseldorf mit dem Video-System ausgerüstet. Zuletzt die Stationen in Eller-Süd und Hellerhof. Dort gibt es seitdem tatsächlich weniger Schmierereien und Sachbeschädigung. Wir konnten in Hellerhof dank der Überwachung zuletzt zwei Täter erwischen. So etwas spricht sich in der Szene herum.

Gibt es Überlegungen, weitere S-Bahnhöfe mit Kameras auszurüsten?

Seelmeyer Mein Ziel ist es, dass irgendwann alle 22 Stationen in Düsseldorf mit dieser Technik ausgestattet sind. Wir haben uns gerade erst mit der Stadt auf drei neue S-Bahnhöfe verständigt: Zoo, Gerresheim und Unterrath. Wie bisher bezahlt die Stadt die Installation von rund 80 000 Euro pro Haltestelle, wir sind in den kommenden zehn Jahren für den Betrieb verantwortlich.
http://www.rp-online.de/public/article/due...rer-werden.html (Rheinische Post vom 29.Juni 2009)
Abgesehen von der offensichtlichen Diskrepanz von "Wir haben ausgerüstet" und "Wie bisher zahlt die Stadt" wird hier deutlich, dass die Stadt und die DB Stuss eine Leistung erbringen, aber nur DB Stuss davon profitiert, denn wie Du schreibst gehört die Ausstattung zum Stationspreis und eine bessere Ausstattung wird den Preis erhöhen. Die Stadt Düsseldorf zahlt und die haltenden EVUs zahlen, kassieren tut die DB Stuss, die "nur" Personal und Strom für die Videoüberwachung bezahlen muss. Investitionskosten 0.
Und ich frage mich, was passiert in 10 Jahren, wenn die Vereinbarung ausläuft? Muss dann die Stadt wieder 80 000 plus Inflationsausgleich berappen? Pro Station?

Noch was: Du schreibst:
ich verstehe daher nicht, warum sich Fahrgäste darüber aufregen?
Der Fahrgast (Beförderungsfall) zahlt das Ticket über das das EVU DB STuss entlöhnt und der Fahrgast (Steuerzahler) zahlt die Einrichtung, für die DB STuss einen Teil des Stationspreises verlangt.
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Beitrag von MAM »

Gamliger Bahnhof auch Sulz am Neckar!

Am Gleis 1 überhaupt keine Bank, am Gleis 2 und Gleis nur Wartehäuschen ohne Bänke, Bänke stehen im freien. Sehr toll das ganze bei Regen. Und Mülleimer an allen 3 Gleisen überhaupt keine. Bahnhofsgebäude sieht aus als ob es bald einstürzt.
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Am Gleis 1 überhaupt keine Bank, am Gleis 2 und Gleis nur Wartehäuschen ohne Bänke, Bänke stehen im freien.
Tja... wir haben halt 'ne Bankenkrise. :lol:
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Dieses ganze System Deutsche Bahn AG kann überhaupt nur funktionieren, weil da jedes Jahr elfstellige Summen Steuergelder versenkt werden. Das fängt an bei den Regionalisierungsgelder, die dann als "Gewinne im SPNV" verkauft werden, das geht zu den Kosten des Bundeseisenbahnvermögens, aus dem heute noch die Investitionen finanziert werden, mit denen die DB dicke Gewinne einfährt und endet irgendwo bei den Geldern, die in der Infrastruktur verbuddelt werden. Angefangen von LuFV-Geheimdiplomatie, bis hin zu Neubau- und Modernisierungsprojekten, an denen die DBAG sich üblicherweise mit 0 Euro selbst beteiligt und endet bei fragwürdigen Machenschaften, wie in Hessen, wo im Zuge der Neubaustrecke Köln-Rhein/Main rund 44.000.000,00 Euro bezahlt worden sind, um ein ein Kilometer langes Verbindungsgleis zu einer Altbaustrecke zu bauen, das aber nie kam.
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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

Larry Laffer @ 30 Jun 2009, 11:58 hat geschrieben: Dieses ganze System Deutsche Bahn AG kann überhaupt nur funktionieren, weil da jedes Jahr elfstellige Summen Steuergelder versenkt werden.
Ähm ja. Und? Weiter? Ist das bei anderen Verkehrssystemen etwa nicht so? :blink:
Beste Grüße usw....
Christian


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Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

Wildwechsel @ 30 Jun 2009, 11:52 hat geschrieben: Ähm ja. Und? Weiter? Ist das bei anderen Verkehrssystemen etwa nicht so? :blink:
Zum Beispiel bei der Autobahn?
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chris232
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Beitrag von chris232 »

Rohrbacher @ 30 Jun 2009, 00:06 hat geschrieben: Tja... wir haben halt 'ne Bankenkrise. :lol:
Mensch, ich find das auch unmöglich dass an meiner Haltestelle hier wo bestimmt 20 Leute am Tag ein- und aussteigen nur auf der einen Straßenseite ein Wartehäusl mit Bank steht... Hab's bisher trotzdem überlebt.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Beitrag von Taschenschieber »

chris @ 30 Jun 2009, 12:50 hat geschrieben: Mensch, ich find das auch unmöglich dass an meiner Haltestelle hier wo bestimmt 20 Leute am Tag ein- und aussteigen nur auf der einen Straßenseite ein Wartehäusl mit Bank steht... Hab's bisher trotzdem überlebt.
Mensch - ihr habt echt Ansprüche... Bei uns in der Kleinstadt (13.000 Einwohner) gibt es an keiner einzigen Bushaltestelle Wartehäuschen. Bänke schon mal gleich gar nicht. Da kriegt man ja nen Mindeerwertigkeitskomplex :ph34r:
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Wildwechsel @ 30 Jun 2009, 12:52 hat geschrieben: Ähm ja. Und? Weiter? Ist das bei anderen Verkehrssystemen etwa nicht so? :blink:
Die Folgen daraus sind im nächsten Schritt zu überlegen. Zunächst einmal ist die sachliche Feststellung, daß die Deutsche Bahn AG trotz gegenteiliger Behauptung kein selbsttragendes Unternehmen ist, sondern daß ein Großteil des Umsatzes durch Steuergelder getragen wird. Auch Behauptungen, die Deutsche Bahn AG sei als Finanzier von Konjunkturmaßnahmen relevant, ist eine Lüge aus dem Bahntower: Bei den aktuellen Investitionen in die Schiene beträgt der Eigenanteil der Deutschen Bahn AG - prozentual und absolut - Null: 0,00 Euro und 0%.

Nun, welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen? Zunächst einmal muß die Eisenbahninfrastruktur im Rahmen der Abwicklung der politischen Fehlgeburt Deutsche Bahn AG eine dem BMVBS nachgeordneten AöR zugeschlagen werden, welche die Bewirtschaftung übernimmt. Dann muß auch die DB Fernverkehr AG, zweiter großer Profiteur staatlicher Alimentierung, aus dem Konzern herausgelöst werden, um unter finanzieller Beteiligung des Bundeseisenbahnvermögens SPFV zu betreiben. Aus DB Regio und DB Schenker kann eine privat betriebene Schenker AG gebildet werden, da diese Aufgaben hat, die nicht Sache des Staates sind.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Und warum genau ist Fernverkehr jetzt auf einmal ne staatliche Aufgabe, Nahverkehr aber nicht?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Taschenschieber »

Boris Merath @ 1 Jul 2009, 15:48 hat geschrieben: Und warum genau ist Fernverkehr jetzt auf einmal ne staatliche Aufgabe, Nahverkehr aber nicht?
Frage ich mich seit Seite 3 oder so.
Und seit Seite 3 oder so finde ich es doof, dass der Nahverkehr (gewinnbringend) an Privatunternehmen verscherbelt wird, die dann auch den gewinn einstreichen, während für den defizitären Fernverkehr der Staat zahlen darf. Nichts gegen staatliche Finanzierung der Bahn, ich bin pro Bahn im Staatsbesitz. Aber der Staat muss dann auch die Gewinne zurückbekommen (und wieder in den Bahnverkehr investieren!)

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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Taschenschieber @ 1 Jul 2009, 17:05 hat geschrieben: Aber der Staat muss dann auch die Gewinne zurückbekommen (und wieder in den Bahnverkehr investieren!)
So läufts ja momentan bei der DB - ist ja nicht so dass die Gewinne alle irgendwo bei Privatleuten landen würden.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Taschenschieber »

Boris Merath @ 1 Jul 2009, 16:33 hat geschrieben: So läufts ja momentan bei der DB - ist ja nicht so dass die Gewinne alle irgendwo bei Privatleuten landen würden.
Das ist mir nicht ganz neu - nur im Larry seinem Modell könnte man das vergessen.
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Der Nahverkehr wird bereits staatlich organisiert - nur nicht durchgeführt. Selbstverständlich haben die Aufgabenträger die Möglichkeit, ihre Verkehre nicht auszuschreiben, sondern an landeseigene EVU direkt zu vergeben, die im Gegenzug nur dort aktiv sein dürfen, wo ihre Besitzer die Aufgabenträger sind.

Alternativ könnte man natürlich auch die bestehende DB Regio AG aufspalten und den jeweiligen Länder zuschlagen. Diese könnte die EVU dann entweder als Inhouse-EVU den SPNV fahren lassen oder verkaufen.

Im übrigen hat die Deutsche Bahn AG noch nie eine Dividende an die Bundesrepublik Deutschland gezahlt.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Larry Laffer @ 1 Jul 2009, 18:22 hat geschrieben: Im übrigen hat die Deutsche Bahn AG noch nie eine Dividende an die Bundesrepublik Deutschland gezahlt.
Aber das Geld bleibt auf die eine oder andere Art doch im Eigentum Bundesrepublik solange die DB nicht privatisiert wird, und wenns in Form von Firmenbeteiligungen ist.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Larry Laffer »

Du meinst, es gibt keine Dividenden, die an externe ausgezahlt werden müßten? Selbstverständlich würden Dividenden bei einer börsennotierten DB Mobility Logistics AG für jede Aktie fällig werden. Momentan ist geplant, 75% und eine Aktie bei der bundeseigenen Deutschen Bahn AG zu belassen, diese müßte dann auch 75% der Dividendenzahlungen kriegen und diese Zahlungen müßten im Mutterkonzern verbleiben. Gehen sie wieder an die DB ML AG, dann nur in Form einer Kapitalerhöhung.

Genau deshalb hat die beim BMWi angesiedelte Monopolkommission bereits 2008 erhebliche Bedenken angemeldet.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Es ist vollkommen richtig, den Geschäftsbereich Fahrweg aus dem Konzern herauszulösen und als AÖR dem Eisenbahnbundesamt zu unterstellen. Dieser Geschäftsbereich umfasst
  • DB Netz AG
  • DB Station & Service GmbH
  • DB Ernergie GmbH
  • DB Bahn Park GmbH
Die übrigen Bereiche müssen privatwirtschaftlich geführt werden. Ob irgendwann einmal Teile davon verkauft werden, ist dabei völlig unerheblich. Es sind folgende Bereiche
  • DB Mobilty & Logistics AG
  • DB Dientsleistungen
  • und sonstige Beteiligungen
Über den Nahverkehr braucht man nicht zu diskutieren, dieser wird immer öffentlich alimentiert sein. Man kann darüber nachdenken, ob auf manchen Relationen ein öffentlich besteller Mittelstreckenverkehr notwendig sein wird. Dieser muss dann aber ebenso ausgeschrieben werden, wie der Nahverkehr.

Dazu gibt es keine sinnvolle Alternative, es sei denn, man dreht das Rad der Geschichte zurück und installiert wieder eine Behördenbahn mit verbeamteten Lokführern (ohne Streickrecht ;) )
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von Taschenschieber »

Autobahn @ 1 Jul 2009, 18:57 hat geschrieben: mit verbeamteten Lokführern (ohne Streickrecht ;) )
Aber dafür mit ordentlichem Gehalt ;)
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Autobahn @ 1 Jul 2009, 19:57 hat geschrieben:
  • DB Energie GmbH
Wobei man hier vielleicht mal drüber reden sollte. Möglicherweise würde es reichen, wenn die Oberleitungen selbst bei dieser AöR bleiben und ansonsten ein liberalisiertes Bahnstromnetz entsteht. Jedes EVU könnte dann bei jedem Energieversorger Energie beziehen, der die entsprechende Menge bei der DB Energie GmbH einspeisen muß.
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Beitrag von Autobahn »

Larry Laffer @ 1 Jul 2009, 20:17 hat geschrieben:
Autobahn @ 1 Jul 2009, 19:57 hat geschrieben:
  • DB Energie GmbH
Wobei man hier vielleicht mal drüber reden sollte. Möglicherweise würde es reichen, wenn die Oberleitungen selbst bei dieser AöR bleiben und ansonsten ein liberalisiertes Bahnstromnetz entsteht. Jedes EVU könnte dann bei jedem Energieversorger Energie beziehen, der die entsprechende Menge bei der DB Energie GmbH einspeisen muß.
Richtig, das hatte ich übersehen. Schon heute beliefert die DB Energie nicht nur die bahnmäßigen Stromnetze, sondern auch Industrie und Gewerbe, handelt mit Diesel, Erdgas, Heizöl und betreibt ein Fernwärmenetz. Also auch ein klassischer Fall privatwirtschaftlicher Tätigkeiten, die unter sonstige Beteiligungen einzuordnen wäre. Im Gegenzug könnte der DB Energie ja dann der Zugang zum Strommarkt auch für Privatkunden eingeräumt werden und, wenn sie wollen, könnten sie auch ein Tankstellennetz betreiben und Heizöl und Gas an private Abnehmer liefern. Natürlich erhalten Bahncardinhaber entsprechende Rabatte :lol:
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Beitrag von Larry Laffer »

Solange der DB Energie GmbH die Verfügung über das Bahnstromnetz entzogen wird, sicher. Da könnte ein regionales EVU z.B. den Strom bei seinen Stadtwerken beziehen, die dann die entsprechende Menge ins Bahnstromnetz einspeisen müßten. So könnten etliche EVU gute Konditionen aushandeln, an denen Stadtwerke beteiligt sind. Wieso sollte die Nordwestbahn etwa nicht die Fahrstrom bei ihrem Gesellschafter, den Stadtwerken Osnabrück beziehen?
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