146225 @ 9 Oct 2015, 18:42 hat geschrieben:Nein, tut er [= Metropolenbahner] nicht - er nennt nur Ross und Reiter.
Puh, jetzt verteidige ich ein Stück weit die prototypische Billig-Opposition von Razavi, die (rein subjektiv) so ziemlich alles schlecht findet, was Hermann macht und in die übliche "grüne Bevormundung-" und "der Steuerzahler zahlt alles"-Rhetorik verfällt. So weit ist es schon gekommen, meine Güte...
Speziell in diesem Fall ist der Stempel
"CDU-Wahrkampfgetöse" IMO unangebracht, weil zu pauschal. Es gibt Kritik aus Geislingen, auch von Razavi, auch mit Bezug auf die neue Wirtschaftlichkeitsberechnung des MVI (
SWP, 1.10.2015: "Abgeordnete: Bahnhalt wird schöngerechnet"). "Irgendwo" nützt sie das sicher auch für die anstehende Landtagswahl, im Artikel etwa wird angedeutet, Hermann spiele die Regionen Merklingen/Alb-Donau und Geislingen gegeneinander aus (wo doch die Kritik von der kommunaen Ebene kommt und es gleichzeitig an ihnen liegt, sich nicht ausspielen zu lassen) oder "wenigstens die SPD" halte sich an Regeln; ihr aber einen Strick à la "typisch CDU" daraus zu drehen, sich für die Interessen ihres Wahlkreises einzusetzen (Hier: möglichst gute SPNV-Anbindung), geht am Ziel vorbei. Zumal auch SPD-Mann Binder aus dem selben Wahlkreis Anfang März damit zitiert wurde, ein Halt in Merklingen schwäche den Wirtschaftsraum Geislingen "unverantwortlich" (SWP, 5.3.2015:
"Politischer Gegenwind für den Bahnhalt").
Was wird denn kritisiert? Anfang März führte Razavi (wie auch Binder von der Landes-SPD, obgleich implizit) eine mögliche Verlagerung von RV-Zügen aus dem Filstal auf die SFS an. Dem ist nicht so, die "Schwächung" des Bahnhaltes Geislingen ist unabhängig vom SFS-IRE.
Heute wird weniger infrage gestellt (zumindest nicht explizit), dass Merklingen einen Bahnhof bekommt, sondern viel mehr das Zustandekommen dieser "Extrawurst", die mit tatkräftiger Unterstützung des MVI gebraten wird (neue Wirtschaftlichkeitsrechnung, zügiges Planen), während - wichtig! - damals (bzw. seit Ende April 2015) wie heute kritisiert wird, dass der halbstündliche MEX statt bis Geislingen zu fahren bis Süßen eingekürzt wurde (
PM Binder vom 30.4.;
PM Razavi vom 17.4.).
Im grundlegenden sog.
ÖPNV-Pakt (PDF) vom Februar 2014, mit dem die Metropolexpress-Idee aus der Taufe gehoben wurde, sollten "Pendlerströme[] über die S-Bahn-Endpunkte hinaus bis in die benachbarten Oberzentren bzw. Mittelzentren" (S. 7), zu denen explizit Geislingen gehört (ebd.), weil sie mit einer "Marke" wie der S-Bahn fahren können. Zu diesen Merkmalen gehört auch ein "[e]rkennbares, zuverlässiges System mit ganztägigem konsequentem 30-Min.-Takt (5-24 Uhr) und ausreichenden Kapazitäten" (S.

. Die Erwartung eines halbstündlichen MEX bis Geislingen ist auf Grundlage dessen IMO nicht unberechtigt, zumal Geislingen auch im VVS ist, für eine "S-Bahn" bzw. eine "Marke" wie die S-Bahn insoweit prädestiniert ist. Mitte, Ende April verkündete dann Hermann, im Sinne der
Angebotsstandards (PDF, Folie 13ff., insb. Folie 24) und somit einer Gleichbehandlung aller Strecken werde das Land östlich von Süßen außerhalb der HVZ nur einen Stundentakt bestellen, weil die Fahrgastzahlen dort stark abnähmen und die verfügbaren Regionalisierungsmittel nicht ausreichen würden.
Razavi spricht am 17.4. von einer "erheblichen Verschlechterung" der Geislinger Anbindung "mit großen Nachteilen für die Pendler [...] nach Stuttgart [und] nach Ulm", alles in allem sei es "eine weitere einschneidende Benachteiligung der Menschen in einem großen Teil des [östlichen] Landkreises Göppingen." Abseits der üblichen Bullshit-Rhetorik ("erheblich[]", "weitere einschneidende Benachteiligung", "fataler Fehler", ...) hat sie, je nach Blickwinkel nicht unrecht, zumindest unter der Woche verschlechtert sich die Geislinger Anbindung. Heute gibt es unter der Woche in beide Richtungen eine zweistündliche ganz schnelle (IRE) und stündlich eine etwas schnellere Verbindung (RE). Hinzu kommt Richtung Göppingen, Plochingen eine stündliche RB, Richtung Ulm in der HVZ so etwas Ähnliches wie eine stündliche RB. In Richtung Göppingen, Stuttgart ermöglichen die Abfahrten um die Minuten .15, .30 und .45 außerdem eine gewisse Flexibilität, auch außerhalb der HVZ.
Im MVI-Konzept soll der MEX der Gesamtstrecke in Geislingen vom IRE überholt werden, die Abfahrten in beide Richtungen liegen also dicht hintereinander, die heutige Flexibilität geht damit verloren.
(Pro forma, am Wochenende erhöht sich dafür das Angebot auf zwei Züge/Stunde auf der Gesamtstrecke statt 1,5 Züge/Stunde heute)
Kurzum, so klar liegen die guten und bösen Rollen samt ihrer Motivationen hier nicht. Man muss Razavi und/oder ihre Positionen und Verlautbarungen nicht mögen, sie darf ruhig kritisiert werden, sei es für ihre Bullshit-Rhetorik "Opposition für Anfänger" oder ihre oftmals "interessanten" Interpretationen - ihr Wahlkreisengagement einerseits als bloßen Wahlkampf, andererseits als "CDU halt" abzutun fällt da aber raus, wo doch der Landkeis und sogar die "Konkurrenz" von der SPD ihre Haltung klar artikulieren. Auch dies muss man natürlich nicht mögen, darf sie allerdings auch nicht diffamieren bzw. einfach so abbügeln.
146225 @ 9 Oct 2015, 18:42 hat geschrieben:Und von der CDU müssen wir in Baden-Württemberg (nicht nur, aber auch zu Bahnthemen) vermutlich in den nächsten Monaten noch einiges ertragen, was nicht ganz sachlich korrekt und faktenorientiert ist.
Das ist aber kein CDU-Spezifikum (mehr)...
