Einheitliche Bahnsteighöhe 76cm ?

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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

146225 @ 19 May 2019, 14:49 hat geschrieben: (...) und die neuen ET für die Regionalzüge alle für 55 cm ausgelegt sind? Was sollen also 76-cm-Kanten jemand bringen?
Flächendeckende Barrierefreiheit erreicht man nur mit einer einheitlichen Einstiegshöhe - so weit, so trivial. Und einheitlich wird die nur, wenn sie überall einheitlich ist, und nicht sofort irgendwo eine Region laut "Aaaaber...." ruft.
Beste Grüße usw....
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Beitrag von einen_Benutzernamen »

Bei den ersten Diskussionen zu den Regio-S-Bahnen stand die Toilettenfrage ganz oben. Ich denke mal wenigstens der Regio-Teil der Flotte müsste mit Toilette kommen.
Nachdem Toiletten nen ziemlich großen Aufwand bei Wartung und Instandhaltung verursachen (es wird ja alles mögliche reingeworfen und man muss Wasser/Abwasser regelmäßig ent-/befüllen), dürfte man die Toilettenausrüstung für die Gesamtflotte eher scheuen.
Funktioniert bei uns 1A. Selten gehen Leute aufs Klo. Ich habe die erfahrung gemacht das es immer recht sauber ist.
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Beitrag von NichtBarrierefrei »

Jogi @ 20 May 2019, 10:13 Bei der S-Bahn Köln scheint mir weniger der SGV der ausschlaggebende Grund für 96 cm Einstiegshöhe zu sein, sondern eher die übermßig stark ausgelastete "Stammstrecke" Nippes/Ehrenfeld-Hansaring-Hbf-Deutz. Der große Vorteil dieer Einsteigshöhe bleibt bei durchgehend gleicher Fußbodenhöhe die freie Anordnung der Türen über die gesamte Länge eines Wagenkastens, im Zweifel auch über den Drehgestellen, was zusammen mit dem niveaugleichen Einstieg einen schnellen Fahrgastwechsel ermöglicht. Das braucht es, wie etwa in Frankfurt, München und Stuttgart, um die vorgesehene Haltezeit einigermaßen einhalten zu können.
Am Kölner Hauptbahnhof steigen bekanntlich im Berufsverkehr besonders viele Fahrgäste ein und aus - auch am Bahnsteig, an dem die S-Bahnen halten.

Wenn die folgenden beiden Maßnahen realisiert werden:

-Elektronisches Stellwerk zur Erhöhung der möglichen Zugfolge-Frequenz

-Bau eines neuen Bahnsteigs mit zwei zusätzlichen Gleisen, insgesamt wären dann vier S-Bahn-Gleise vorhanden, so dass, wenn eine S-Bahn noch auf dem Gleis steht, die nächste S- Bahn einfahren kann. Diese Maßnahme soll auch dann erforderlich sein, so lese ich es in der Presse, wenn der Takt der S11 von Bergisch-Gladbach von 20 Minuten auf 10 Minuten verdichtet wird und/oder mehr Regionalzüge als bisher die S-Bahn-Gleise mitbenutzen sollen (nach Mönchengladbach oder Euskirchen ?), um die Fernbahn-Gleise auf der Hohenzollernbrücke zu entlasten und so die Verspätungsanfälligkeit des Knotens Köln zu reduzieren.

Kann dann eine geringfügige Verlängerung der Haltezeit vom Betriebsablauf her verkraftet werden, so dass S-Bahn-Züge mit 76 cm Einstiegshöhe eingesetzt werden könnten? Gibt es da schon Untersuchungen?
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

NichtBarrierefrei @ 10 Sep 2019, 11:21 hat geschrieben:Kann dann eine geringfügige Verlängerung der Haltezeit vom Betriebsablauf her verkraftet werden, so dass S-Bahn-Züge mit 76 cm Einstiegshöhe eingesetzt werden könnten? Gibt es da schon Untersuchungen?
Nein.
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Metropolenbahner
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Beitrag von Metropolenbahner »

NichtBarrierefrei @ 10 Sep 2019, 18:21 hat geschrieben: Kann dann eine geringfügige Verlängerung der Haltezeit vom Betriebsablauf her verkraftet werden, so dass S-Bahn-Züge mit 76 cm Einstiegshöhe eingesetzt werden könnten? Gibt es da schon Untersuchungen?
Kommt drauf an, wie viele Türen Du brauchst. Bei 96cm Einstiegen hast Du den Vorteil, dass auch Türen über den Drehgestellen möglich sind. Bei 76 geht das nicht.
Gäbe höchstens noch die Chance breitere Türen vorzuziehen, quasi 2x3Spurtüren statt 3x2Spurtüren, aber die brauchen wieder ein paar Sekunden länger zum Öffnen. Untersuchungen dazu kenne ich keine, was aber nichts heißen muss.

P.S: Wäre in Köln überhaupt Platz für nen weiteren Bahnsteig?
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Jean
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Beitrag von Jean »

Metropolenbahner @ 11 Sep 2019, 12:35 hat geschrieben: Kommt drauf an, wie viele Türen Du brauchst. Bei 96cm Einstiegen hast Du den Vorteil, dass auch Türen über den Drehgestellen möglich sind. Bei 76 geht das nicht.
Gäbe höchstens noch die Chance breitere Türen vorzuziehen, quasi 2x3Spurtüren statt 3x2Spurtüren, aber die brauchen wieder ein paar Sekunden länger zum Öffnen. Untersuchungen dazu kenne ich keine, was aber nichts heißen muss.

P.S: Wäre in Köln überhaupt Platz für nen weiteren Bahnsteig?
Der zusätliche Bahnsteig soll kommen. Ist so vorgesehen, genauso an Köln-Deuz Messe.
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Beitrag von Rohrbacher »

Metropolenbahner @ 11 Sep 2019, 12:35 hat geschrieben:Kommt drauf an, wie viele Türen Du brauchst. Bei 96cm Einstiegen hast Du den Vorteil, dass auch Türen über den Drehgestellen möglich sind. Bei 76 geht das nicht.
Falsch. Hatten wir alles schon:

1.) Geht natürlich, aber mit laufwerkstechnischen Einschränkungen durch kleinere Raddurchmesser, siehe z.B. das komplett ebene Mittelteil des 644.
2.) Die 423-Aufteilung ginge auch mit großen Raddurchmessern, es wäre dann eine Stufe zwischen letztem Einstiegsraum und Wagenende, siehe Mittelteil 442.
3.) Eine Niederflurkonstruktion ist teurer und schwerer.

Rund 100 cm Fußbodenhöhe ist außerdem auch bereits so eine Art "Niederflur", die verkleinerte Raddurchmesser erfordert. "Hochflur" findet in der Regel auf etwa 120 cm statt.
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Beitrag von Jogi »

NichtBarrierefrei @ 10 Sep 2019, 18:21 hat geschrieben:Bau eines neuen Bahnsteigs mit zwei zusätzlichen Gleisen, insgesamt wären dann vier S-Bahn-Gleise vorhanden, so dass, wenn eine S-Bahn noch auf dem Gleis steht, die nächste S- Bahn einfahren kann.
Das ist, so weit die Dialog-Informationen es zulassen zu beurteilen, der betriebliche Kerngedanke hinter den neuen S-Bahnsteigen in Köln Hbf und Messe/Deutz: Ein besserer Durchlauf der Züge auf der "Stammstrecke", weil Haltezeitüberschreitungen nicht mehr zum Ausbremsen der nachfolgenden Züge führen, weil sie bis an den Bahnsteig fahren können.
Außerdem rechnet man noch mit einer gewissen Entzerrung der Personenströme am Hauptbahnhof.
NichtBarrierefrei @ 10 Sep 2019, 18:21 hat geschrieben:Diese Maßnahme soll auch dann erforderlich sein, so lese ich es in der Presse, wenn der Takt der S11 von Bergisch-Gladbach von 20 Minuten auf 10 Minuten verdichtet wird...
So weit ich weiß sind die Erweiterung der "Stammstrecke" einschließlich neuer LST sowie der zweigleisige Ausbau Dellbrück-Gladbach Voraussetzung, um den 10-Minutentakt auf der S11 fahren zu können. Diese Modernisierung der "Stammstrecke" schafft gleichzeitig die Voraussetzung, mit bis zu 24 statt 18 Zügen je Stunde weitere S-Bahnlinien darüber zu führen.
NichtBarrierefrei @ 10 Sep 2019, 18:21 hat geschrieben:...mehr Regionalzüge als bisher die S-Bahn-Gleise mitbenutzen sollen (nach Mönchengladbach oder Euskirchen ?)
Mit der "Vision 2030+" sollen einige RB-Linien in das S-Bahnnetz überführt werden. Danach sind sieben Linien zwischen Deutz und Hansaring vorgesehen, eine davon im 10-Minuten-Takt, was mit einem 20-Minuten-Grundtakt der anderen Linien die genannten 24 Fahrten pro Stunde genau ausschöpft. (Reguläre) Halte originärer Regionalzügen an den S-Bahnsteigen der "Stammstrecke" sind demnach nicht vorgesehen.

In Vorplanung ist die RB38 Richtung Bedburg über Horrem, dann als Verlängerung der S12; in konkreter Umsetzung ist die S13 nach Bonn-Oberkassel als Ersatz der RB27 rechtsrheinisch; Untersuchung zu einer Weichenverbindung, um die S6 ab Müngersdorf Richtung Mönchengladbach führen zu können, sollen schon laufen.
Die Strecken Richtung Euskirchen, Bonn Hbf und über die Südbrücke Richtung Gremberg setzen die so genannte Westspange zwischen Hürth und Hansaring voraus. Dafür wurde vor einigen Monaten einigermaßen überraschend die Machbarkeitsstudie zugesagt. Die Oberbergische Bahn Richtung Gummersbach soll auch in die S-Bahn aufgehen und auf die Eifelstrecke durchgebunden werden.
NichtBarrierefrei @ 10 Sep 2019, 18:21 hat geschrieben:Kann dann eine geringfügige Verlängerung der Haltezeit vom Betriebsablauf her verkraftet werden, so dass S-Bahn-Züge mit 76 cm Einstiegshöhe eingesetzt werden könnten?
Ob "überlange" Halte möglich sind, dürfte vom konkreten Betriebskonzept abhängen. Insoweit ist ein pauschales Ja, geht genau so wenig möglich zu sagen wie ein Nein, geht nicht. Die technische Machbarkeit an sich ist ohne großen Zweifel gegeben, man denke an diverse Halte im Großraum Köln wie Porz oder Siegburg, an Langen in Hessen oder an die S-Bahn Rhein-Ruhr, wo die nächten Jahre munter FLIRTs mit 78 cm Fußbodenhöhe an 96 cm hohen Bahnsteige halten werden. Die Möglichkeit alleine sagt aber auch nichts über die Sinnhaftigkeit dessen aus.

Gerade angesichts des erkennbaren Bemühens, die Köln er "Stammstrecke" artrein zu betreiben. Außerdem heißt es irgendwo im Dialogbereich zum S-Bahn-Ausbau, dass der VRS auch langfristig auf 96 cm Einstiegshöhe setzt und die Bahnsteige dort, wo es geht, entsprechend umbauen lassen möchte.
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Beitrag von 146225 »

Jogi @ 11 Sep 2019, 13:41 hat geschrieben: Gerade angesichts des erkennbaren Bemühens, die Köln er "Stammstrecke" artrein zu betreiben. Außerdem heißt es irgendwo im Dialogbereich zum S-Bahn-Ausbau, dass der VRS auch langfristig auf 96 cm Einstiegshöhe setzt und die Bahnsteige dort, wo es geht, entsprechend umbauen lassen möchte.
Das heißt für mich: eine durchlaufende S6 Mönchengladbach - Köln - Leverkusen - Düsseldorf - Ratingen - Essen wird es auf Dauer eher nicht geben. Zum einen, weil solche Langläufer, gerade wenn sie den überlasteten Knoten Köln durchfahren, eine einzige dauerhafte Verspätung sind, zum anderen rückt der VRR ja von den 96 cm - Bahnsteigen ab.
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Beitrag von Jogi »

Die Bundesregierung hat auf eine Kleine Anfrage über Barrierefreiheit an Bahnhöfen und in Zügen geantwortet. Sie liefert durchaus interessante Sachen über Anzahl und Ausfälle von Aufzügen, darüber, wie viele Bahnsteige wie erreicht werden können, wie viele Bahnsteige über welche PRM berücksichtigende Ausstattung verfügen, über die Finanzierungsmöglichkeiten von Bahnsteigumbauten, über die Ausstattung, Bodenhöhen, Deckenhöhen und Rampenneigungen in Zügen wie dem Bombardier-IC2 und KISS für DB Fern sowie die Linie Hamburg-Lübeck und so manches mehr. Auch wer wissen möchte, wie lang alle Bahnsteige aneinander gereiht wären, wird hier fündig :lol:

Einige selektiv interessante, nicht unbedingt neue Antworten:
  • zu Fragen 17+18:
    [...] Die DB Fernverkehr AG hat zugesagt, bei künftigen Beschaffungen von neu konstruierten Zügen des Personenfernverkehrs die Ausrichtung auf 76er Bahnsteige einzuhalten.
  • zu Fragen 35+56, Anteile der verschiedenen Bahnsteighöhen deutschlandweit (Prozente gerundet):
    aktive Bahnsteige gesamt: 9.234
    davon <38cm Höhe: 1.772 (= 19,19%)
    38cm: 1.511 (= 16,36%)
    55cm: 2.441 (= 26,43%)
    76cm: 2.737 (= 29,64%)
    96cm: 707 (= 7,65%)

    Bemerkenswert, dass die Verteilung "überwiegend 55cm" im Osten und Nordosten, "überwiegend 76cm" im Rest des Landes zwar stimmt, die Verteilung in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland dagegen deutlich anders aussieht. In den beiden südwestlichen Bundesländern beträgt der Anteil an 55cm-Bahnsteigen jeweils gut ein Drittel, an 76cm-Bahnsteigen jeweils etwa ein Viertel. Im Saarland ist der Unterschied noch deutlicher, ca. 40 Prozent der Bahnsteige dort sind 55cm hoch, dagegen sind nur rund 17 Prozent 76cm.

    Der Anteil an Bahnsteigen von bzw. unter 38cm Höhe liegt in den meisten Flächenbundesländern grob bei einem Viertel. Besonders groß ist der Anteil in Thüringen (220 von 449 Bahnsteigen, entsprechend 49%) und Bayern (757 von 1.585, ~47,77%); in BW beträgt er ein gutes Drittel.
  • zur Frage 39: bevorzugt auf 76cm Höhe bauen die Länder Berlin, Bremen, Hamburg, NRW und Schleswig-Holstein (außerhalb der 96er-S-Bahn-Netze natürlich); bevorzugt auf 55cm die Länder McPomm, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen; auf beide Höhen BW, Bayern, Hessen, Niedersachsen, RLP und Saarland.
  • zu Frage 40: in BW, Bayern, Brandenburg, McPomm, Niedersachsen, NRW, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind zwischen DB und den Ländern Migrationskonzepte in Arbeit, um streckenbezogene Zielhöhen "unter Berücksichtigung von fahrzeugseitigen und baulichen Maßnahmen an der Infrastruktur" zu vereinbaren.
  • zu Frage 44: Bundesregierung plant nicht, 55cm als weitere Regelbahnsteighöhe in der EBO zu verankern, wobei ein Länderantrag noch nicht im Bundestag besprochen wurde; die DB AG lehnt sinngemäß eine weitere Regelbahnsteighöhe ab:
    Nach ihrer Auffassung führen zwei Regelhöhen zu Höhensprüngen auf überregionalen Strecken, so dass Reisende bei Ein- oder Ausstieg eine Stufe überwinden müssen. Durch die feste Zuordnung von Strecken zu Bahnsteigen könnte nach ihrer Auffassung die betriebliche Flexibilität behindert werden, was sich negativ auf die Netzkapazität auswirkt. Änderungen in Betriebskonzepten werden dadurch erschwert.
  • Frage 45 formuliert, ob auf längere Sicht streckenbezogene Höhen (ohne 96cm) mehr Menschen einen niveaugleichen Einstieg bieten können als 76cm Regelhöhe. Die komplette Antwort (mit eigenen Hervorhebungen) lautet:
    Nach Auskunft der DB AG sind Linien mit unterschiedlichen Bahnsteighöhen nur dann im Endausbau barrierefrei, wenn die Bahnsteige voneinander getrennt ("separiert") werden und die Fahrzeuge mit den verschiedenen Einstiegshöhen an den passenden Bahnsteigen halten. Eine solche Separierung [verschiedener Bahnsteighöhen] in den Knoten ist komplex und schränkt die betriebliche Flexibilität ein.

    Dauerhaft durchgehend barrierefreie Reiseketten können nur dann gewährleistet werden, wenn im Netz mit überregionalem Verkehr (außerhalb S-Bahn) eine einheitliche Bahnsteigregelhöhe von 0,76m realisiert ist. Fast alle großen Knoten in Deutschland verfügen über 0,76m Bahnsteige, etwa 82 Prozent der Fahrgäste - außerhalb der 0,96 m S-Bahn-Systeme - nutzen heute 0,76m Bahnsteige. Daher ist mit der Bahnsteighöhe von 0,76m barrierefreies Reisen mit niveaugleichem Ein- und Ausstieg mittelfristig bei geeigneten Fahrzeugen für die überwiegende Zahl der Reisenden auch überregional möglich.
  • zu Fragen 46+47, verschiedene Höhen an einem Bahnsteig:
    Ca. 50 Bahnhöfe verfügen über längsgeteilte Bahnsteige, die an ihren beiden Kanten dann verschiedene Höhen aufweisen, z.B. Tutzing. Der größte Anteil dabei beträgt 76/96cm-Aufteilung.
    "Nur vereinzelt" kommen bislang quergeteilte Bahnsteig (in BW "Kombibahnsteig" genannt) zur Anwendung, bei der eine Kante zwei verschiedene Höhen aufweist. Als Beispiel wird Karlsruhe-Durlach genannt.
    Kombibahnsteige werden von der DB als eine Migrationslösung genannt, um mittelfristig die verschiedenen Höhen miteinander zu vereinen.
  • vollständige Antwort zu Frage 63, was Abriß und Neubau eines 5x100 Meter großen Bahnsteigs für 55 und 76cm koste:
    Nach Auskunft der DB AG sind die Kosten für die Erneuerung (einschließlich Aufhöhung  und  barrierefreier  Gestaltung) von Bahnsteigen, die kleiner als 0,38m sind und auf 0,55m oder auf 0,76m erhöht werden, gleich. Sie betragen inkl. der Herstellung der barrierefreien Zuwegung durchschnittlich 1,6 Mio. Euro.
    Es besteht danach also kein markanter Kostenunterschied, ob ein neuer Bahnsteig für 55 oder 76cm Höhe gebaut wird.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Die 55cm hohe Bahnsteige brauchst du aber meist für Regiotrambahnen. Wenn diese aber auch nicht DB Strecken fahren sollte es doch kein Problem darstellen oder?
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Beitrag von Jogi »

Jean @ 13 May 2020, 13:38 hat geschrieben:Die 55cm hohe Bahnsteige brauchst du aber meist für Regiotrambahnen. Wenn diese aber auch nicht DB Strecken fahren sollte es doch kein Problem darstellen oder?
Als Gegenbeispiel kann Karlsruhe Hbf, Baden-Baden oder Bietigheim-Bissingen genannt werden, wo die AVG-Stadtbahnen (fast) nur an 76 cm hohen Bahnsteigen halten bzw. hielten. Niveaugleicher Einstieg geht natürlich anders.

Die 55-cm-Höhe von EBO-Bahnsteigen ist genehmigungstechnisch kein Problem, auch mit Blick auf solche Fälle verbietet die Verordnung keine Höhe unter 76cm. Ausdrücklich ausgeschlossen sind nur Höhen unter 55cm. Natürlich so lange es keine Museumsbahnen sind... :ph34r:

Sofern die Strecke nach der Eisenbahnbetriebsordnung betrieben wird (das meinst Du wohl mit "DB-Strecken"?), was dann auf eine "Straßenbahnstrecke" nach BOStrab rauslaufen dürfte, ist die Bahnsteighöhe weniger streng definiert, d.h. nicht mit einem feststehenden Maß, sondern vor allem in Abhängigkeit zu den eingesetzten Fahrzeugen. So soll der Bahnsteig nicht höher sein als die Fußbodenhöhe der Fahrzeuge, er soll ein bequemes Ein-/Aussteigen ermöglichen und die Differenz zwischen Fahrzeugboden- und Bahnsteighöhe soll möglichst gering sein.
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Beitrag von Jean »

Jogi @ 13 May 2020, 14:26 hat geschrieben: Als Gegenbeispiel kann Karlsruhe Hbf, Baden-Baden oder Bietigheim-Bissingen genannt werden, wo die AVG-Stadtbahnen (fast) nur an 76 cm hohen Bahnsteigen halten bzw. hielten. Niveaugleicher Einstieg geht natürlich anders.

Die 55-cm-Höhe von EBO-Bahnsteigen ist genehmigungstechnisch kein Problem, auch mit Blick auf solche Fälle verbietet die Verordnung keine Höhe unter 76cm. Ausdrücklich ausgeschlossen sind nur Höhen unter 55cm. Natürlich so lange es keine Museumsbahnen sind... :ph34r:

Sofern die Strecke nach der Eisenbahnbetriebsordnung betrieben wird (das meinst Du wohl mit "DB-Strecken"?), was dann auf eine "Straßenbahnstrecke" nach BOStrab rauslaufen dürfte, ist die Bahnsteighöhe weniger streng definiert, d.h. nicht mit einem feststehenden Maß, sondern vor allem in Abhängigkeit zu den eingesetzten Fahrzeugen. So soll der Bahnsteig nicht höher sein als die Fußbodenhöhe der Fahrzeuge, er soll ein bequemes Ein-/Aussteigen ermöglichen und die Differenz zwischen Fahrzeugboden- und Bahnsteighöhe soll möglichst gering sein.
Danke für die Leiengerechte Infos.
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Beitrag von Stammstrecke »

[...] Die DB Fernverkehr AG hat zugesagt, bei künftigen Beschaffungen von neu konstruierten Zügen des Personenfernverkehrs die Ausrichtung auf 76er Bahnsteige einzuhalten.

Damit hält man sich die Hintertür offen, die neuen 300er Züge noch nicht mit 76cm Einstiegshöhe zu bauen.

Jogi @ 13 May 2020, 12:31 hat geschrieben:38cm: 1.511 (= 16,36%)
55cm: 2.441 (= 26,43%)
76cm: 2.737 (= 29,64%)
96cm: 707 (= 7,65%)
Neben diesen absoluten Zahlen sicherlich auch noch interessant:
Nach Auskunft der DB AG wurden von 2009 bis 2019 bundesweit 52 Prozent aller Bahnsteige mit den Regelbahnsteighöhen 0,76m und 0,96m ausgebaut, das sind die Bahnsteige der DB Station&Service AG mit einem Reisendenanteil von 84 Prozent. Von der Gesamtzahl der Bahnsteige wurden 48 Prozent in der von der Regelhöhe abweichenden Bahnsteighöhe 0,55m errichtet. Bei diesen Bahnsteigen beträgt der Reisendenanteil 16
Bei den Neubauten sind fast die Hälfte auf 55cm.
Jogi @ 13 May 2020, 12:31 hat geschrieben:zu Frage 44: Bundesregierung plant nicht, 55cm als weitere Regelbahnsteighöhe in der EBO zu verankern, wobei ein Länderantrag noch nicht im Bundestag besprochen wurde; die DB AG lehnt sinngemäß eine weitere Regelbahnsteighöhe ab
Das finde ich auch sinnvoll. Langfristig sollte es nur eine Bahnsteighöhe in Deutschland geben.
Jogi @ 13 May 2020, 12:31 hat geschrieben:"Nur vereinzelt" kommen bislang quergeteilte Bahnsteig (in BW "Kombibahnsteig" genannt) zur Anwendung, bei der eine Kante zwei verschiedene Höhen aufweist. Als Beispiel wird Karlsruhe-Durlach genannt.
Kombibahnsteige werden von der DB als eine Migrationslösung genannt, um mittelfristig die verschiedenen Höhen miteinander zu vereinen.
An dieser Stelle würde ich die DB kritisieren: Bei den meisten Neubauten wird erst der alte Bahnsteig entfernt und dann meist ein kürzerer Bahnsteig neu gebaut. Warum lässt man hier nicht den Rest vom alten Bahnsteig erstmal stehen? Dann könnten deutlich einfacher längere Fahrzeuge eingesetzt werden, wenn diese ausfahrbare Trittstufen besitzen. Der Großteil des Bahnsteigs wäre trotzdem barrierefrei. Wenn zunächst kein Bedarf für die längeren Bahnsteige besteht, kann man den Rest absperren und sich so die Unterhaltung/Winterdienst sparen. Trotzdem kann man deutlich flexibler an neuere Anforderungen reagieren. Ich schreibe das hier dazu, weil sich dann auch ein solcher Kombibahnsteig ergeben würde.
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Beitrag von Rohrbacher »

Stammstrecke @ 13 May 2020, 15:23 hat geschrieben:Damit hält man sich die Hintertür offen, die neuen 300er Züge noch nicht mit 76cm Einstiegshöhe zu bauen.
Nicht nur das, würde ich sagen. "Ausrichtung auf 76 cm" kann man als "Einstiegshöhe 76 cm" auslegen, muss man aber nicht. ;)

Schon der ICE1 ist ja explizit auf 76 cm ausgerichtet und hat die unterste Stufe samt angedeuteter Spaltüberbrückung auf 76 cm. Entsprechend hat man ja schon 1991 alle ICE-Bahnsteige ausgebaut. Die alten D-/IC-Wagen sind auf die alte Regelhöhe von 38 cm ausgelegt, was das Vorhandensein und die Abstufung entsprechend weiter nach unten reichender (Klapp-)Stufen angeht. Es war seit ca. 1925 fast mal sowas wie ein System bei Bahnsteigen und Zügen dahinter: Normalbahnsteige mit neu 38 cm, hohe Bahnsteige 76 cm und der Wagenboden bei etwa 114 cm. Wer mag, findet das Raster mit dann optimalerweise 19 cm hohen Stufenabsätzen bei 57, 76 und 95 cm. Müsste z.B. bei den Bm 235 mit zusätzlichem Tritt ziemlich genau so umgesetzt sein, sodass man von beiden Höhen keine "halben Stufen" hat wie z.B. bei den originalen Einstiegen der Bm mit festen Tritten (und von 38 cm aus genau einem weniger), Silberling oder Schienenbus, die nur auf 38 cm hohe Bahnsteige mit einem Stufenraster von entsprechend ca. 25,3 cm ausgerichtet sind.

Ich meine nur, es könnte sein, dass die schon lange vorhandene Begrifflichkeit von der "Ausrichtung" an eine bestimmte Bahnsteighöhe vielleicht gar nicht das meint, was man heute drunter verstehen könnte und das vielleicht bei der vorliegenden Anfrage auch absichtlich in Kauf genommen wird, damit jetzt keiner nervt. Bekanntlich ist man ja im Fernverkehr mit so Sachen wie mobiler Bordgastronomie nicht so begeistert von Stufen und Rampen im Fahrzeug drin, zumal man in Hochflur-Triebwagen die Technik viel einfacher unterbringt und Innenräume flexibler gestalten kann. Ich einem Fernzug, wo man schonmal mehrere Stunden unterwegs sein kann, würde ich zwei Stufen an der Tür unkritischer sehen als eingeschränkte Barrierefreiheit im Zug drin. So ein Hürdenlauf oder tausend Rampen vom letzten Wagen ins Bordbistro wäre ein Rückschritt und nur noch mit lokbespannten Talgos fahren, kann auch nicht die Lösung sein. Auch bei Neigetechnik-Fahrzeugen (angedachter 612-Nachfolger!), wo sich Niederflurigkeit durch die notwenige Längsdrehachse und die eingeschränkten Lichtraumprofile und Achslasten ein Stück weit eh ausschließt, richtet man ja dennoch die Stufen an irgendeiner Bezugsbahnsteighöhe aus. :ph34r:
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Beitrag von Metropolenbahner »

Stammstrecke @ 13 May 2020, 15:23 hat geschrieben: Warum lässt man hier nicht den Rest vom alten Bahnsteig erstmal stehen? Dann könnten deutlich einfacher längere Fahrzeuge eingesetzt werden, wenn diese ausfahrbare Trittstufen besitzen. Der Großteil des Bahnsteigs wäre trotzdem barrierefrei. Wenn zunächst kein Bedarf für die längeren Bahnsteige besteht, kann man den Rest absperren und sich so die Unterhaltung/Winterdienst sparen. Trotzdem kann man deutlich flexibler an neuere Anforderungen reagieren. Ich schreibe das hier dazu, weil sich dann auch ein solcher Kombibahnsteig ergeben würde.
Na der Unterhalt fiele doch trotzdem an, der Bahnsteig muss ja sicher sein und nicht aufs Gleis bröseln / bröckeln. In Pleinfeld wird demnächst der komplette Bahnsteig 1 platt gemacht. Find ich auch sch..lecht, aber die DB sieht da nur Unterhaltskosten.
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Südostbayer
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Beitrag von Südostbayer »

https://dserver.bundestag.de/btd/19/242/1924212.pdf
Drucksache 19/2421219. 11.11.2020
Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Torsten Herbst, Frank Sitta, Oliver Luksic, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP - Drucksache 19/23423 - Entwicklung der Bahnsteighöhen in Deutschland
... einschließlich einer Antwort auf die Frage "Welche Strategie verfolgt die Bundesregierung beim Aus- und Neubau der Bahnsteige in Deutschland?".
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Beitrag von Metropolenbahner »

Südostbayer @ 2 Dec 2020, 09:21 hat geschrieben: https://dserver.bundestag.de/btd/19/242/1924212.pdf
Drucksache 19/2421219. 11.11.2020
Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Torsten Herbst, Frank Sitta, Oliver Luksic, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP - Drucksache 19/23423 - Entwicklung der Bahnsteighöhen in Deutschland
... einschließlich einer Antwort auf die Frage "Welche Strategie verfolgt die Bundesregierung beim Aus- und Neubau der Bahnsteige in Deutschland?".
Danke, Kernaussage ist wie erwartet:
Innerhalb des sogenannten Hauptnetzes ist eine Aufhöhung auf 76 cm Bahnsteighöhe vorgesehen, soweit es sich nicht um S-Bahn-Bahnsteige mit 96 Zentimetern über Schienenoberkante handelt. Außerhalb des Hauptnetzes gibt es Ausnahmemöglichkeiten, die eine Bahnsteighöhe von 55 Zentimetern über Schienenoberkannte zulassen. Das Bahnsteighöhenkonzept beschreibt einen Zielzustand, der nur längerfristig erreicht werden kann. In den nächsten 25 bis 30 Jahren soll eine wesentliche Vereinheitlichung der Bahnsteighöhen bundesweit erreicht werden.
Auch interessant:
Aktuell erörtert die DB Station&Service AG die Migration / Umsetzung ihres fortentwickelten Bahnsteighöhenkonzepts mit den Ländern, nachdem bereits Abstimmungen mit den Behindertenverbänden stattfanden. Das jeweilige Migrationskonzept pro Land soll den örtlichen Gegebenheiten Rechnung tragen. Dabei sollen auch neue Fahrzeugentwicklungen und sogenannte Kombibahnsteige Berücksichtigung finden. Das BMVI koordiniert und moderiert den Gesamtprozess.
Wäre ja nett, wenn man im Zuge der Kombibahnsteige auch wieder längere Bahnsteige - quasi durch die Hintertür - in der Region bekäme .
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