D-Love @ 23 Jun 2005, 21:32 hat geschrieben:
1. Meinst du nicht, dass der Vergleich der Banken- und Dienstleistungsnation Schweiz mit 75% aller Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich und 7,4 Millionen Einwohnern mit der Industrienation Deutschland mit 82,5 Millionen Einwohnern nicht nur leicht hinkt, sondern schlichtweg völlig unangebracht ist?`
Nö, ich bin nicht der Meinung dass der Vergleich hinkt oder völlig unangebracht ist. OK, doch, Deutschland hinkt hinter der Schweiz hinterher, aber das war es schon. Das ist mal wieder ein typisches Beispiel mit dem versucht wird jeden Vergleich kaputt zu machen! Klar, die Schweiz ist vorwiegend eine Dienstleistungsnation. Deutschland aber auch! Zwar sind wir (noch) die drittgrößte Industrienation der Welt, was aber nicht bedeutet dass wir damit das meiste Geld machen. Der tertiäre Sektor ist bei uns schon lange in Führung (70iger Jahre). Da gibt es also kaum die Möglichkeit zu vergleichen. Im übrigen bin ich mal gespannt deine Erklärung zu hören mit welchen Dienstleistungen und Geldtransfers die die SBB Cargo ihre Güteranschlüsse betreibt. Ich könnte das jetzt noch ausbauen, passt aber nicht hier her.
D-Love @ 23 Jun 2005, 21:32 hat geschrieben:2. Ist dir bewusst, dass über 5 Millionen Arbeitsplätze und damit jeder siebte Arbeitsplatz in Deutschland direkt und indirekt mit der Automobilindustrie in Verbindung steht?
Ja. Mit der gleichen Argumentation hat die SPD Jahrzehntelang die Steinkohlensubventionen in NRW gezahlt, die CDU rückt von ihren drastischen Forderungen leider wieder ab.
D-Love @ 23 Jun 2005, 21:32 hat geschrieben:Was glaubst du, wieviel Gewerbesteuer der Automobilunternehmen und Einkommenssteuer der von der Automobilindustrie abhängig Beschäftigen im massiv subventionierten deutschen Schienennetz- und verkehr steckt?
Ja, ich bin gespannt von dir zu hören wieviel Gewerbesteuer DaimlerCrysler, Audi und Co. zahlen. Tja, und die Einkommenssteuer der Arbeitnehmer welche nicht in der Kfz-Branche beschäftigt sind, die geht dann wohl irgendwo anders hin? Wieviel bekommt den die Schiene jedes Jahr wirklich, wieviel die Straße?
D-Love @ 23 Jun 2005, 21:32 hat geschrieben:3. Es ist richtig, einen angemessenen Lenkungseffekt über die Besteuerung zugunsten der Eisenbahn zu erzielen, ABER dennoch darf jemand, der bereit ist, einen höheren Benzinpreis zu bezahlen und/oder auf das Auto angewiesen ist, weil der ÖPNV schlichtweg aus welchen Gründen auch immer keine Alternative darstellt, mit verstopften, weil unzureichend ausgebauten Straßen bestraft werden.
Ahja. In angemessen sind wir uns einig, nur was angemessen ist darüber streiten wir uns. Z.Z. findet übrigens noch keine Lenkung statt. Wie du aus diesem Forum und eigenen Beobachtungen unschwer sehen kannst verfällt das Eisenbahnnetz noch viel mehr als die Straße. Wenn ich beobachten muss wie oft die b19 in Künzelsau aufgerissen wurde und nur die oberste Schicht (!) neu gemacht wurde, dann muss ich da unweigerlich an Geldverschwendung denken! Die (großen) Baufirmen bedanken sich.
D-Love @ 23 Jun 2005, 21:32 hat geschrieben:Unsere Unternehmen und unsere Bevölkerung brauchen ein leistungsfähiges Straßennetz, das zwar einen Preis hat, der auch von den gewerbsmäßigen Nutzern (wie eben LKWs) entrichtet werden muss (was ja mit der LKW-Maut auch geschieht), das aber im internationalen Vergleich absolut erstklassig sein muss.
Und ich stelle diese Forderung auch für die Bahn. Und Gelder sollen sinnvoll eingesetzt werden, nicht verpulvern.
D-Love @ 23 Jun 2005, 21:32 hat geschrieben:Und es müssen weiterhin viele, viele Autos in Deutschland gekauft werden, sonst haben viele hunderttausend Menschen in Deutschland bald sehr viel mehr Zeit mit deinem Förster einen Spaziergang zu machen.
Wieder ein Beispiel dafür, dass die meisten Menschen immernoch nicht in der globalisierten Welt angekommen sind: Wenn du meinst, du kaufst ein deutsches Auto, dann wurde ca. 10% davon in Deutschland gemacht. Umgekehrt haben Firmen aus dem Ausland in Europa und Deutschland Fertigungen. Das ist also blödsinniges Denken mit dem Kauf "deutscher" Produkte "deutsche" Arbeitsplätze zu sichern. Es ist in den letzen Jahren in Deutschland dazu gekommen, dass immer mehr nur noch den Forderungen der Wirtschaftsverbände nachgekommen werden muss, dann entsehen dann schon Arbeitsplätze. Das hat nicht funktioniert.
D-Love @ 23 Jun 2005, 21:32 hat geschrieben:Wird sich der Schadstoffausstoß von Autos in den nächsten Jahrzehnten massiv reduzieren. Dass das natürlich nur ganz langsam von statten geht, ist klar, aber schon allein der Ölpreis, der in der langfristigen Tendenz schon allein in der Tatsache begründet, dass es sich um einen vergänglichen Rohstoff handelt, weiter deutlich steigen wird, wird dafür sorgen, dass sich Wasserstoff- oder andere schadstoffarme Brennstoffe in letzter Konsequenz durchsetzen werden.
Du schreibst doch selber dass die (minimalen) Einsparungen durch mehr Leistung kompensiert wurden. Warum fahren immer mehr SUVs durch die Gegend? Warum sind 90PS heute schon viel zu wenig für ein Auto?
D-Love @ 23 Jun 2005, 21:32 hat geschrieben:Für was braucht Stuttgart eine Niederflurstraßenbahn? Weil Boris Palmer das fordert? Wir haben ein funktionierendes System mit der S-Bahn und einer U-Stadtbahn, die prinizipiell mit etwas Aufwand und wenn der Bedarf es irgendwann notwendig macht, auf Eisenbahnstrecken verkehren kann. Das quasi Nichtvorhandensein einer oberirdischen Tram ist für mich eines der schönsten Dinge an Stuttgart. Die Innenstadt würde sehr viel an Charme und Attraktivität verlieren, wenn sich dort Straßenbahnen durchschieben würden. Zumal der Aufwand, die die Einführung eines dritten Systems, und das dazu noch in relativ kleinem Umfang und mit kleinem Liniennetz, wahrscheinlich den finanziellen Vorteil einer Tram gegenüber einer Stadtbahn schon wieder auffressen würde. Dass ein Boris Palmer überhaupt ernsthaft einen Zusammenhang zwischen einem Großprojekt von bundesweitem Ausmaß wie Stuttgart 21 und der Stuttgarter Straßen- und Stadtbahn findet, zeugt im übrigen schon davon, dass der Mann ein Schwachkopf ist.
Anscheinend hast du dich mit der Thematik noch nicht so sehr beschäftigt. Du hantierst doch so gern mit Zahlen? Der Bau von U15 und U12 soll günstiger sein als einer Tram? Die Innenstadt würde an Charme verlieren? So, dann erzähl mal was von Charme der Betonburg Stuttgart! Ich würde eher sagen Stuttgart würde besser aussehen, aber das ist wohl Ansichtssache. Ein Gelenkbus stört wohl gar nicht!?! Den Zusammenhang zwischen S21 und der Tram hat Palmer eigentlich weniger gemacht, das warst jetzt du! Auch wenn ich nicht alle Pläne Palmers befürworte, so dann schon einige! Auf jedenfall bringt es mehr als der Status quo.
D-Love @ 23 Jun 2005, 21:32 hat geschrieben:Wie bereits gesagt wurde, nicht jede Milchkanne auf dem Land braucht einen Bahnanschluss oder einen dichten Takt. Es bringt nichts, übermäßig Geld in eine Verbesserung des ÖPNV in Gegenden zu stecken, in denen der Individualverkehr ohnehin klar und unangefochten herrscht und das bestehende Straßennetz gut damit zurecht kommt.
Grundsätzlich richtig, das kommt aber auf die Leseart an. Bei dir ist eine Stadt mit 5.000 Einwohnern wahrscheinlich eine Michkanne, bei mir eher das 500-Einwohner-Dorf. Dass der Individualverkehr kalr unangefochten ist zweifel ich einfach mal an und bin anderer Meinung. Ich würde eher sagen es bringt nichts Milliarden im Untergrund zu vergraben oder x-Millionen für 2 Minuten Fahrzeitreserve Ballungsraum. Deswegen kommen nicht mehr Fahrgäste.
D-Love @ 23 Jun 2005, 21:32 hat geschrieben:Und selbst wenn, die Straßen verstopft sind, muss eine klare betriebswirtschaftliche Rechnung aufgemacht werden. Was ist auf lange Sicht billiger? Der Ausbau der Straßen oder ein Ausbau der Schieneninfrastruktur. Da sich gerade auf dem Land die Verkehrsströme mehr verteilen als in einem zentralistisch ausgerichteten Ballungsraum, hat dort die Straße fast immer den Vorteil. Für die Verbesserung eines IV-ÖPNV-Verhältnisses von 90:10 auf 85:15 Millionen zu zahlen, lohnt sich nicht.
Wenn ich erst mal den ÖPNV jahrzehntelang herunterwirtschafte hat er natürlich einen schweren Stand. Wenn ich unfähig bin zu wissen was ein Taktknoten bei der Gestaltung der Fahrpläne ist, dann auch. Wenn ich das Geld einfach so den Kleinstaat-Verkehrsverbünden und Landratsämtern zur Verfügung stellen würde ist es klar dass nichts draus wird. Man muss die Förderung an Bedingungen knüpfen und den ÖPNV besser koordinieren. Da wo das klappt konnte mit weniger Geld mehr erreicht werden und schlussendlich auch mehr Fahrgäste gewonnen werden. Stichwort Tälesbahn.
D-Love @ 23 Jun 2005, 21:32 hat geschrieben:Investitionen in den Schienenverkehr machen vor allem dort Sinn, wo die Bahn auf lange Sicht billiger ist, als der Ausbau von Straßen, also in den Ballungsräumen und den angrenzenden Randgebieten, wo aufgrund der Einwohnerzahl und der Verkehrsströme ein ausreichend großes Nutzerpotential vorhanden ist, das eine ausreichende Nachfrage erzeugen kann, wo die Umweltbelastung in den Innenstädten durch den IV zu hoch sind.
Ich denke man kann das Land und die Stadt nicht so gegeneinander ausspielen. Investitionen machen dort Sinn wo sie mehr Effizienz haben. Und genau das schreibe ich hier seit eingen Beiträgen.
D-Love @ 23 Jun 2005, 21:32 hat geschrieben:Dein Idealismus in allen Ehren, aber wir leben in einer Welt und einer Gesellschaftsordnung, die diesen nicht zulässt und niemals zulassen wird. Wir möchten in all dem Luxus und Wohlstand leben. Der Preis, den am wenigsten wir und unsere nachfolgenden Generationen, sondern viel mehr die Menschen in ein paar hundert Jahren dafür bezahlen werden, ist nun mal, dass wir unseren Lebensraum zerstören. Das Projekt "Mensch" ist von vorneherein gescheitert, da der Mensch leider ein Gehirn erhalten hat, das zu seiner dauerhaften Selbsterhaltung viel zu unterentwickelt ist.
Das bezweifele ich. Du hast recht das es in diese Richtung geht, aber ich kann und will nicht untätig bleiben. Und lieber habe ich Ideale im Gegensatz zu Menschen die keine haben und am Ende ihres Lebens sich fragen wozu sie gelebt haben.
Verkehr @ 24 Jun 2005, 00:33 hat geschrieben:Man könnte meinen, die erste Abgabe, die der IV seit dessen Bestehen zahlt, sei die vor zu Jahresbeginn eingeführte LKW-Maut. Daß über 3/4 des Benzinpreises und damit viel mehr als in Straßenbau zurückfließt an Herrn Eichel gehen, findet keine Erwähnung. Von KFZ-Steuer zu schweigen. Ich weiß das sagt der ADAC wird also komplett erlogen sein.
Hat niemand angezweifelt - nur das zahlt der öffentliche Verkehr auch! Die Verkehrsunternhemen müssen Mineralölsteuer auf den Sprit zahlen, auf den Strom wird Ökosteuer erhoben und auch auf Nutzfahrzeuge müssen Steuern gezahlt werden. Das ist auch gut so, denn wer nutzt muss auch zahlen! Das sollte überall so sein, und zwar je nach verursachtem Schaden! Und da kommt der Straßenverkehr noch günstig weg. Das Flugzeug erst recht, das ist aber eine andere Geschichte. Zum Thema ADAC: Wieso kann man einem Verein eigentlich seine so umweltfreundliche Einstellung abnehmen wenn man die Motorsort-Seiten nur mal anschaut? Wenn man Fahrzeuge wie den X3 noch als klein und niedlich bezeichnet?
Verkehr @ 24 Jun 2005, 00:33 hat geschrieben:Daß oben schon wieder S21 als Kapazitätsrückbau bezeichnet wird, zeigt daß die Politiker gut tun, das Projekt durchzusetzen und nicht auch noch Zeit mit sinnlosem Argumentieren zu vergeuden.
Jaja, so viel zu den Themen Ideologie sowie Kosten-Nutzen-Effizienz.
Grüße, Dave