KBS 855 @ 27 Nov 2007, 19:24 hat geschrieben:Wo ist der Vorteil von Privatbahnen, die mit Steuergeldern subventioniert werden, die Gewinne aber, statt hier reinvestiert werden, nach Frankreich oder England wandern?
Man kann in der Tat darüber diskutieren, ob bzw. in welchem Umfang Staatszuschüsse an Privatunternehmen gezahlt oder Leistungen durch den Staat selbst erbracht werden sollten. Das waren übrigens auch die beiden in meinem vorigen Beitrag genannten Alternativen.
Was allerdings, gerade bei deiner in anderen Beiträgen genannten Ablehung von Nationendenken, der große Unterschied zwischen einheimischen und ausländischen Privatbahnen ist, leuchtet mir nicht ein. Ich sehe nicht, dass rein deutsche Privatbahnen grundsätzlich mehr "reinvestieren" (in welcher Form auch immer). Wenn du der Meinung bist, dass ein Privatunternehmen zuviel auf Staatskosten einnimmt, ist doch genau das das eigentliche Problem und nicht die geographische Lage des Hauptsitzes. "Weg" wäre das Geld ja in jedem Fall.
Vor allem aber wären demnach konsequenterweise auch Auslandsaktivitäten deutscher Firmen abzulehnen...
KBS 855 @ 27 Nov 2007, 19:24 hat geschrieben:Keolis, Veolia usw. konnten in einem geschützten Markt groß werden.
Dass französische Unternehmen mit Staatsbeteiligung sowohl von der Abschottung des heimischen Marktes als auch von der Öffnung des deutschen profitieren, finde ich auch schlecht.
Veolia ist im Schienenverkehrsbereich aber nicht in Frankreich groß geworden, sondern war und ist dort ja selbst ausgeschlossen. Keolis nicht so sehr, aber das liegt daran, dass es zumindest so halb eine "öffentliche Eisenbahn" ist, wie von dir in anderem Zusammenhang als Positivbeispiel vorgeschlagen...
KBS 855 @ 27 Nov 2007, 19:24 hat geschrieben:Die vorgeschlagene Direktvergabe an zwei ausgewählte Privatunternehmen führt letztlich nur zu einem staatlich garantierten Oligopol (oder Monopol) ausgesuchter Privatgesellschaften mit den zwangsläufigen Nachteilen, darunter: mehr Kosten, somit weniger Züge.
Falsch
Weil?
KBS 855 @ 27 Nov 2007, 19:24 hat geschrieben:warum sollte man neu ausschreiben, wenn man mit der Leistung eines EVU zufrieden ist und vor allem auch die Kunden?
Woher weiß man, dass der derzeitige Betreiber das beste verfügbare Privatunternehmen ist? Wie Alternativen kennen, wenn nicht durch Ausschreibung?
KBS 855 @ 27 Nov 2007, 19:24 hat geschrieben:Nicht, dass ich die momentane Situation der SPNV-Vergabe in Deutschland als ideal ansehe. Aber grundsätzlich ist es grundfalsch zu behaupten, Wettbewerb würde nichts bringen außer Nachteilen für das Personal.
Und was ist die ideale Wettbewerbssituation?
Die ideale
Wettbewerbssituation? Wohl der so genannte vollkommene Markt gemäß VWL...? Speziell auf den staatlich bezuschussten SPNV-Markt bezogen, erhebe ich aber nicht den Anspruch, die ideale Lösung für das doch recht komplexe Problem zu kennen.
KBS 855 @ 27 Nov 2007, 19:24 hat geschrieben:dass die derzeitige Form für das Personal eher Nachteile bringt, kannst du nicht von der Hand weisen.
Ja, das ist eine von mehreren Schwachstellen.
KBS 855 @ 27 Nov 2007, 19:24 hat geschrieben:Allein der Blick auf die Strecke München - Passau beweist das Gegenteil, hat doch die DB bei gleichbleibendem Mitarbeitergehalt dort die Leistungen in einer Ausschreibung um den Faktor 10 (!) günstiger angeboten als sie derzeit durch die von dir bevorzugte Direktvergabe bekommt.
Die DB war nur wenige Cent billiger als ein Konkurrent und wahrscheinlich deshalb tritt sie bei der nächsten Ausschreibung mit einer Tochterfirma an. Und, ist das die viel gelobte Verbesserung? Reden wir am Freitag weiter, dann weißt du worum es geht. Herr Wiesheu wirds außerdem zusätzlich richten. Oder die eingesetzten Fahrzeuge mit denen das Platzangebot schrumpft? Also passt man die Nachfrage dem Angebot an, auch mal eine Idee. Was nützt dann eine Einsparung, wenn man dadurch Fahrgäste verliert, weil das Platzangebot zurückgeht und ein Stehplatz auf Dauer nicht attraktiv wirkt.
Wie gesagt, ich halte weder das System noch diese spezielle Ausschreibung für perfekt. Die Kapazität und, wenn auch wirklich nicht in diesem Fall, die Mitarbeiterbezahlung sind auch aus meiner Sicht wichtige Kritikpunkte. Aber bei dem enormen Potential auf der ungleich teureren Direktvergabe an das selbe Unternehmen (!) zu beharren, finde ich problematisch.