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Caesarion
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Beitrag von Caesarion »

Der Bumms ist in beiden Fällen kein Gewaltiges. Selbst Tschernobyl war ja schließlich keine atomare Explosion, sondern ein Versagen der Regelungstechnik, das das Kühlwasser verdampfen ließ. Das Atommüllproblem ist zudem ein viel kleineres Problem, wie gesagt ensteht kein echter radioaktiver Abfall, es wird nur die Technik (Reaktor, Leitungen usw. ) ionisiert, diese Art von Verstrahlung bringt aber nur eine viel kleinere Belastung mit sich, zudem sind die Halbwertszeiten der radioaktiven Isotope viel kürzer.
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

Cloakmaster @ 18 Nov 2013, 05:18 hat geschrieben:Mir leuchtet nach wie vor nicht ganz ein, warum Kernfusion so viel sicherer sein soll, als Kernspaltung.  : So lange alles nach Plan läuft, ist beides - relativ - sicher. Sollte aber etwas schief gehen, ist bei beiden Technologien das "Bumms" ein gewaltiges. Und das Strahlungsproblem ist auch bei der Fusion nicht völlig vom Tisch.
Wenn beim Fusionskraftwerk etwas nicht nach Plan lauft kommt die Reaktion zum erliegen das ist das schöne an dem System, und das frustrierende für die Entwickler. Außerdem, anders als beim Fissionkraftwerk befinden sich im Fusionskraftwerk nur wenige Gramm Treibstoff im Reaktor.

Der Begriff "Strahlungsproblem" ist mir zu schwammig. Momentan installieren die Leute Strahlungsquellen in ihre Schlafzimmer: Rauchmelder.
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Beitrag von JeDi »

GSIISp64b @ 18 Nov 2013, 02:09 hat geschrieben: Super-GAU, bitte. Der GAU ist der größte Störfall, der noch innerhalb der Auslegungsparameter des Kraftwerks liegt.
Es gibt keinen Unfall, der größer als der größte anzunehmende ist? Was du meinst ist der Auslegungsstörfall.
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Beitrag von JeDi »

Electron @ 18 Nov 2013, 00:08 hat geschrieben: Grob gesagt ist Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit * Schadensausmaß, daraus folgt aber auch, dass aus Ereignissen, die ein katastrophales Schadensausmaß haben, aber eine Eintrittswahrscheinlichkeit "unter ferner liefen" haben, ein tolerables Risiko resultiert.
Das "tolerable Risiko" einer "Eintrittswahrscheinlichkeit unter ferner liefen" ist uns jetzt schon wie oft um die Ohren geflogen? 4mal? 5mal? Also sprich so ungefähr alle 10 Jahre?
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Mit dem vorzeitig Abschalten seiner Kernkraftwerk verzichtet Deutschland [...] auf rund 4000 TWh umweltschonend und preiswert erzeugbare elektrische Energie.
Spätestens damit hat sich die verlinkte Website als seriöse Informationsquelle disqualifiziert.
Die Concorde wurde rein statistisch durch einmaligen Absturz vom sichersten Verkehrsmittel zu einem der unsichersten.
Bei einem relativ geringen Stichprobenumfang ist das doch völlig normal.
Und wenn es nach der Eintrittswahrscheinlichkeit geht - die meisten Unfälle passieren zuhause, also garantiert zuhause bleiben auch kein ewiges Leben.
Warum nur passieren die meisten Unfälle zu Hause? Richtig, dort halten wir uns am häufigsten auf.
Mit dieser Argumentation kann ich belegen, dass Fahren mit 300 km/h auf der Autobahn sicherer ist als mit 120 (bei 300 passieren hundertprozentig weniger Unfälle als bei 120) oder dass man besser nie in ein Krankenhaus gehen sollte, denn dort sterben mit Abstand die meisten Menschen.
Ich empfehle dir das Buch "So lügt man mit Statistik" von Wolfgang Kramer.
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Beitrag von Rohrbacher »

Galaxy @ 18 Nov 2013, 11:34 hat geschrieben:Momentan installieren die Leute Strahlungsquellen in ihre Schlafzimmer: Rauchmelder.
Kaum. Ionisationsrauchmelder werden wegen der strengen Auflagen in deutschen Privathaushalten nicht mehr aufgehängt. Anders in Großbritannien und USA, da dürfen die Teile sogar in den normalen Hausmüll.
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Beitrag von Cloakmaster »

Wenn die Fusion aus dem Ruder läuft, erlischt sie. Läuft sie aber grob aus dem Ruder, kehrt sich die Reaktion um, und es läuft eine ungewollte, und vor allem unkontrollierte Spaltung ab. Ja, das ist unwahrscheinlich, fast unmöglich usw - die Worte kennt man, das Ergebnis auch. Ich bin da nach wie vor ziemlich skeptisch.
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Beitrag von GSIISp64b »

JeDi @ 18 Nov 2013, 12:00 hat geschrieben: Es gibt keinen Unfall, der größer als der größte anzunehmende ist? Was du meinst ist der Auslegungsstörfall.
"GAU" und "Auslegungsstörfall" sind Synonyme. Der GAU ist ja nicht der größte Unfall, sondern der größte anzunehmende Unfall ("anzunehmend" im Sinne von "bei der Auslegung zu berücksichtigen"). Der Super-GAU ist jeder Störfall, der diesen Störfall überschreitet - also ein auslegungsüberschreitender Störfall.

Ich finde die Terminologie auch verwirrend, habe sie mir aber nicht ausgedacht.
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Beitrag von JLanthyer »

Electron @ 18 Nov 2013, 00:08 hat geschrieben:GKN1 ist abgeschaltet, und somit ist eines der älteren, gegen Flugzeugabstürze mehr schlecht als recht geschützten Kraftwerke vom Netz. Diese vergleichbar alte Anlage wurde nach Kenntnisstand der 1960er-Jahre realisiert, und der Stand der Technik ändert sich mit der Zeit. Dem kann man mit Nachrüstung (wenn möglich) begegnen - und wenn nicht mit Außerbetriebnahme. In diesem Fall bin ich als prinzipieller Befürworter der Kernenergie aber auch nicht böse, wenn Anlagen, die einfach nicht mehr sinnvoll auf Stand der Technik zu bringen sind, vom Netz genommen werden [...]
Können alte, vom Netz genommene Reaktorgebäude, die nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik gebracht werden können, abgebaut werden?
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Beitrag von JeDi »

GSIISp64b @ 18 Nov 2013, 18:28 hat geschrieben: "GAU" und "Auslegungsstörfall" sind Synonyme. Der GAU ist ja nicht der größte Unfall, sondern der größte anzunehmende Unfall ("anzunehmend" im Sinne von "bei der Auslegung zu berücksichtigen"). Der Super-GAU ist jeder Störfall, der diesen Störfall überschreitet - also ein auslegungsüberschreitender Störfall.
Irrtum. Der GAU ist - wie der Name schon sagt - das schlimmste was passieren kann. Laut Atomlobby entspricht das dem Auslegungsstörfall. Dass es das nicht tut, haben wir ja schon desöfteren vorgeführt bekommen. Daher: Abschalten.
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Beitrag von GSIISp64b »

JeDi @ 18 Nov 2013, 18:54 hat geschrieben: Irrtum. Der GAU ist - wie der Name schon sagt - das schlimmste was passieren kann.
Sagst du. Dass der Name das eben nicht sagt, habe ich dir oben erklärt. "Größter anzunehmender Unfall" ist kein absoluter, sondern ein eingeschränkter Superlativ. Es kann also sehr wohl etwas Größeres als den GAU geben.

Aber lass dich von mir bitte nicht von Fakten verwirren.
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Beitrag von Electron »

JeDi @ 18 Nov 2013, 18:54 hat geschrieben:Irrtum. Der GAU ist - wie der Name schon sagt - das schlimmste was passieren kann. Laut Atomlobby entspricht das dem Auslegungsstörfall. Dass es das nicht tut, haben wir ja schon desöfteren vorgeführt bekommen. Daher: Abschalten.
Der Begriff GAU = Auslegungsstörfall wurde noch in einer Zeit geprägt (1960er Jahre), in denen die Blockleistungen, also die im Kern vorhandene Leistung, noch so gering war, dass man sie (wenn man kommerzielle Anlagen betrachtet, Forschungseinrichtungen waren damals stellenweise erschreckend "hemdsärmliger" ..), eben auch beim großen Knall (i.d.R. Bruch einer Hauptkühlmittelleitung) im Containment hätte zurückhalten können. Genauer gesagt handelt es sich um thermische Leistungen von 200-500MW, die elektrische Leistung bei etwas weniger als einem Drittel davon. Im Fall des Falles hätte es eine ziemliche Sauerei im Inneren des Gebäudes gegeben, mehr aber nicht. Die Containments dieser Anlagen waren Ende der 50er und in den 60ern als Volldruckcontainments ausgelegt, so dass auch im Kernschmelzfall das Containment gehalten hätte.

Erst in den 70ern und 80ern, mit deutlich steigenden Blockleistungen kamen die Entwicklungen in Richtung Druckabbaucontainment (z.B. Eiskondensator bei Druckwasserreaktoren, sehr beliebt in USA oder eben die Containments mit Kondensationskammer für Siedewasserreaktoren.) - schlicht und ergreifend erst einmal aus wirtschaftlichen Gründen, da im Vergleich zu Volldruckcontainments die "neuen" Entwicklungen deutlich platzsparender waren... Hier kam dann langsam der Begriff des "Super-GAU" ins Spiel, weil man dann doch auf den Trichter kam, dass es Fehlerbaumpfade gibt, die nicht mehr abzufangen sind. Bei einem 1300MWe-Kraftwerk sind knapp 4000MWth vom Reaktor wegzuführen - wenn da die Wärmeabfuhr stockt kann man sich es vorstellen, dass es sehr schnell sehr heiß wird. Das Problem dieser Druckabbaucontainments ist - sie brauchen Strom, wenn der nicht da ist siehe Fukushima. (Anmerkung am Rande, weil JeDi zum "tolerablen Risiko" anmerkte, dass doch einige Reaktoren schon in die Luft geflogen sind: wenn bewußt Fakten ignoriert werden, so dass z.B. die japanische Ostküste statistisch alle 40-100 Jahre von einem >15m-Tsunami heimgesucht wird, Daten dafür seit 1200irgendwas vorliegen, und man dort trotzdem an die Küstenlinie (nicht nur) ein AKW hinstellt, dann ist das grob fahrlässig bis verwerflich. In dem Fall muß man davon ausgehen, dass in der Laufzeit einer Anlage es höchstwahrscheinlich einmal passiert, dass ein Tsunami zuschlägt. Dies ist aber kein ureigenes Problem der Kernenergie oder das böse Restrisiko, sondern die Folge eines bewußten Ignorierens eines spezifischen Risikos)
Erst im letzten Jahrzehnt wurden deswegen Anlagen entwickelt, die ca 3 Tage ohne Energieversorgung über passive Systeme Wärme ableiten können, die ersten Anlagen (Westinghouse AP-1000) werden in China und den USA gebaut. Auch hier gibt es noch die Möglichkeit eines auslegungsüberschreitenden Störfalls, allerdings kann der bei einer Karenzzeit von 3 Tagen deutlich besser beherrscht werden als bei bestehenden Anlagen, wo man in der Größenordnung von ein paar Stunden liegt...

Es ist halt nicht alles so einfach gestrickt, Begrifflichkeiten entwickeln sich mit der technischen Entwicklung, aber auf die böse Atomlobby draufhauen schad ja ned...
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Rohrbacher @ 18 Nov 2013, 03:40 hat geschrieben: Natürlich muss man auch die Infrastruktur aufbauen, um große Mengen Wind-/Sonnenenergie speichern zu können.
Wie?
Aber im Prinzip hast du das Thema Speicherung überall. Kohlebunker und Gastanks haben wir an mehreren Orten, wenn in Anglberg mal ein paar Tage keine Kohle ankommt, dann macht das Kraftwerk im Winter nichtmal für 5 Stunden Strom.
Probleme und Risiken hat man überall. Nur - beim Kohlekraftwerk in Angelberg klappt es bisher sehr gut. Bei der Solarenergie dagegen weiß man, dass es nicht klappt.
Cloakmaster @ 18 Nov 2013, 18:12 hat geschrieben:Wenn die Fusion aus dem Ruder läuft, erlischt sie. Läuft sie aber grob aus dem Ruder, kehrt sich die Reaktion um, und es läuft eine ungewollte, und vor allem unkontrollierte Spaltung ab.
Woher hast Du das denn? Vor allem - was sollte da gespalten werden?

Und was genau stellst Du Dir unter einer aus dem Ruder laufenden Fusionsreaktion vor?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Beitrag von Cloakmaster »

Nenne es eine Laienhafte Angst vor einer unbekannten Technik. Ich war zwar gut in natuirwissenschaftlichen Fächern, aber ich habe nicht Naturwissenschaften studiert...

Wir haben alles da: Atomkerne, welche auseinader gerissen werden können/sollen, um sie neu zusammenzusetzen, und jede Menge Aktivierungsenergie. Wenn etwas schief gehen kann, WIRD es irgendwann schief gehen, und dann reissen die Atomkerne nicht mehr an den Stellen, an denen sie reissen sollen, sondern an anderen Stellen, mit unabsehbaren Folgen. Und da möchte ich lieber nicht in der Nähe sein.
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Beitrag von JeDi »

Electron @ 18 Nov 2013, 23:54 hat geschrieben: (Anmerkung am Rande, weil JeDi zum "tolerablen Risiko" anmerkte, dass doch einige Reaktoren schon in die Luft geflogen sind: wenn bewußt Fakten ignoriert werden, so dass z.B. die japanische Ostküste statistisch alle 40-100 Jahre von einem >15m-Tsunami heimgesucht wird, Daten dafür seit 1200irgendwas vorliegen, und man dort trotzdem an die Küstenlinie (nicht nur) ein AKW hinstellt, dann ist das grob fahrlässig bis verwerflich. In dem Fall muß man davon ausgehen, dass in der Laufzeit einer Anlage es höchstwahrscheinlich einmal passiert, dass ein Tsunami zuschlägt. Dies ist aber kein ureigenes Problem der Kernenergie oder das böse Restrisiko, sondern die Folge eines bewußten Ignorierens eines spezifischen Risikos)
Mit derartigen Naturgewalten kann man aber Harrisburg,Tschornobyl oder diesen schweizer Forschungsreaktor (den Namen hab ich grad nicht parat, aber einer ist da doch mal im Berg durchgegangen?) auch nicht erklären - offenbar bleibt doch eine (realistische!) Chance, dass ein Reaktor aus technischen Gründen hochgeht. Das als - um dich nochmal zu zitieren - "tolerables Risiko" mit einer "Eintrittswahrscheinlichkeit
unter ferner liefen" abzutun, halte ich immer noch für fatal. Das heißt übrigens ausdrücklich nicht, dass ich glaube, dass Techniker und Ingenieur nicht alles tun um einen derartigen Störfall zu verhindern, jedoch wird von einigen Leuten das Risiko eben massiv runtergespielt, obwohl es genug Gegenbeispiele gibt. Und ich mein - auch in Fukushima war man ja mal der Meinung, dass die Anlage sicher ist. Und obwohl derartiges in einem Land wie Japan eigentlich jederzeit wieder passieren könnte, denkt man ja gar nicht dran, die restlichen AKW abzuschalten. Oder eine Abschaltung auch nur zu prüfen.
Fichtenmoped
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Beitrag von Fichtenmoped »

Meintest Du Lucens?

Hier mal eine Liste der Kernschmelzen: http://de.wikipedia.org/wiki/Kernschmelze#...elzunf.C3.A4lle
Bedenklich: Der Westen ist mit seinen "sicheren" Raktortypen ordentlich mit dabei...
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
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Beitrag von GSIISp64b »

Und dass die Ingenieure westlicher Atomkraftwerke nicht genau so dumme Fehler beim Entwurf machen (die für Laien dann gar nicht wirklich erkennbar sind - bis es rumpelt) wie die Japaner in Fukushima, ist genau wodurch ausgeschlossen?
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
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Beitrag von 146225 »

GSIISp64b @ 19 Nov 2013, 05:50 hat geschrieben: Und dass die Ingenieure westlicher Atomkraftwerke nicht genau so dumme Fehler beim Entwurf machen (die für Laien dann gar nicht wirklich erkennbar sind - bis es rumpelt) wie die Japaner in Fukushima, ist genau wodurch ausgeschlossen?
Durch nichts, aber auch gar nichts. Wahrscheinlichkeit - auch eine noch so geringe - bedeutet doch letzten Endes nicht anderes als: Was passieren kann, wird eines Tages auch passieren. Unter diesem Aspekt ist der fortgesetzte Betrieb von AKW in dicht besiedelten Gebieten für meine Begriffe nicht einen Tag länger mehr zu verantworten - es könnte morgen schon viel zu spät sein. Aber wenn es dann passiert, sind die Befürworter weit weg und die freiwillige Feuerwehr kann den Dreck aufräumen - das war schon in Tschernobyl nicht anders.
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Beitrag von Meikl »

Caesarion @ 18 Nov 2013, 11:05 hat geschrieben: Der Bumms ist in beiden Fällen kein Gewaltiges. Selbst Tschernobyl war ja schließlich keine atomare Explosion, sondern ein Versagen der Regelungstechnik, das das Kühlwasser verdampfen ließ. Das Atommüllproblem ist zudem ein viel kleineres Problem, wie gesagt ensteht kein echter radioaktiver Abfall, es wird nur die Technik (Reaktor, Leitungen usw. ) ionisiert, diese Art von Verstrahlung bringt aber nur eine viel kleinere Belastung mit sich, zudem sind die Halbwertszeiten der radioaktiven Isotope viel kürzer.
Tschernobyl war eine atomare Explosion. Der Reaktor ist aus einer instabilen Situation heraus (Xenonvergiftung in Verbindung mit weit rausgezogenen Regelstäben) prompt kritisch geworden (sehr vereinfachte Version des Hergangs). Die prompte Kritikalität ist nicht regelbar (Zeitkonstante in der Größenordnung von Nanosekunden) und findet normal nur eine einzige Anwendung: die Atombombe.
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Beitrag von autolos »

Cloakmaster @ 19 Nov 2013, 04:43 hat geschrieben: Nenne es eine Laienhafte Angst vor einer unbekannten Technik. Ich war zwar gut in natuirwissenschaftlichen Fächern, aber ich habe nicht Naturwissenschaften studiert...

Wir haben alles da: Atomkerne, welche auseinader gerissen werden können/sollen, um sie neu zusammenzusetzen, und jede Menge Aktivierungsenergie. Wenn etwas schief gehen kann, WIRD es irgendwann schief gehen, und dann reissen die Atomkerne nicht mehr an den Stellen, an denen sie reissen sollen, sondern an anderen Stellen, mit unabsehbaren Folgen. Und da möchte ich lieber nicht in der Nähe sein.
Und laienhaftes Unverständnis soll Maßgabe für verantwortungsvolle Politik sein? Wie war das noch 1835 in Franken, als man die erste Eisenbahnstrecke in Betrieb nahm? Welche unverantwortbaren Gefahren gingen doch gleich von der hohen Geschwindigkeit der Eisenbahn aus? Um mal den "Anhalter" (sinngemäß) zu zitieren: "Manche glauben, schon von den Bäumen heruntergekommen zu sein, wäre ein Fehler gewesen."

(Aus: Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams)
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
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Beitrag von Entenfang »

autolos @ 19 Nov 2013, 09:19 hat geschrieben: Wie war das noch 1835 in Franken, als man die erste Eisenbahnstrecke in Betrieb nahm? Welche unverantwortbaren Gefahren gingen doch gleich von der hohen Geschwindigkeit der Eisenbahn aus?
Da ist ein kleiner Unterschied. Die Gefahren der Bahn waren nicht bekannt, da es ja zuvor noch keine gegeben hat. Die Gefahren der Atomkraft hingegen sind nicht nur theoretisch, sondern leider auch schon mehrfach praktisch bekannt.
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Beitrag von Cloakmaster »

Es gibt noch eionen: Selbst wenn die Bahn 1835 eine Gefahr dargestellt hätte, dann hätte die Gefahr kaum bis ins- damals noch relativ weit entfernte - Nürnberg gereicht. Lass einen Reaktor irgendwo hoch gehen, und es hat praktisch die gesamte Menschheit was davon.

Erkläre mir mal ganz genau, warum es so völlig unmöglich ist, daß ein Fusionsreaktor 'hoch gehen' könnte - in welcher Form auch immer. Nur, weil die Sonne fehlerfrei läuft, oder gibt es da überzeugendere Argumente.?
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

Rohrbacher @ 18 Nov 2013, 15:45 hat geschrieben:Kaum. Ionisationsrauchmelder werden wegen der strengen Auflagen in deutschen Privathaushalten nicht mehr aufgehängt.
Aha. Man lernt immer was neues.
Anders in Großbritannien und USA, da dürfen die Teile sogar in den normalen Hausmüll.
Ja, ich habe vor ein paar Jahren 6 alte Ionisationsrauchmelder durch 8 Rauchmelder ersetzt die mit der Alarmanlage vernetzt sind und automatisch die Feuerwehr rufen. Die alten habe ich sogar zur Entsorgungsstation gebracht, wo man mir mitteilte das die in den Restmüll gehören. Mein einwand "aber Americium-241" wurde mit einem leeren Blick beantwortet.
Cloakmaster @ 18 Nov 2013, 18:12 hat geschrieben:Wenn die Fusion aus dem Ruder läuft, erlischt sie. Läuft sie aber grob aus dem Ruder, kehrt sich die Reaktion um, und es läuft eine ungewollte, und vor allem unkontrollierte Spaltung ab. Ja, das ist unwahrscheinlich, fast unmöglich usw - die Worte kennt man, das Ergebnis auch. Ich bin da nach wie vor ziemlich skeptisch.
WAS soll sich genau spalten? Ich nehme an Du redest über Transmutation. Ein Fusionsreaktor kann benutzt werden um Uran 238 oder Plutonium 239 zu brüten, und theoretisch könnte das Tritium als Zünder diesen, aber Uran oder Plutonium entsteht nicht per Unfall sondern in "wir benutzen unseren Fusionsreaktor nur für friedliche zivile Zwecke. Großes Ehrenwort" Art von Programmen. Aber nehmen wir mal an das passiert per Unfall, dann ist immer noch die Tatsache das sich im Reaktor nur wenige Gramm Material befinden. Eine unkontrollierte Spaltung ist sehr inefficient, zum Vergleich bei der "gewollten " Kettenreaktion der Hiroshima Atombombe sind nur geschätzte 1,7% des Uran 235 fissioniert, bei deinem "aus dem Ruder laufen" würden vielleicht Nanogramm reagieren. Es ist nicht so als ob das ganze sich in eine Pilzwolke verwandelt.
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Beitrag von JLanthyer »

Galaxy @ 19 Nov 2013, 20:45 hat geschrieben:Ja, ich habe vor ein paar Jahren 6 alte Ionisationsrauchmelder durch 8 Rauchmelder ersetzt die mit der Alarmanlage vernetzt sind und automatisch die Feuerwehr rufen. Die alten habe ich sogar zur Entsorgungsstation gebracht, wo man mir mitteilte das die in den Restmüll gehören. Mein einwand "aber Americium-241" wurde mit einem leeren Blick beantwortet.
Um mich zu wegen der Entsorgung eines Ionisationsrauchmeldern zu vergewissern, habe ich mir diese Seite angesehen, dabei fiel mir auf Beispielfotos Etiketten auf.

Gab es an Deinen Ionisationsrauchmeldern Etiketten, das auf ionisierende Strahlung hinwies, das Du ihnen bei der Entsorgung, außer Deines Einwandes wegen Am-241, hättest zeigen können? Das Strahlenwarnzeichen in Form eines Trefoil sollte mehr als eindeutig sein, wie ich es finde.
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Beitrag von Cloakmaster »

Es ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal, was das alles schief gehen kann. Was ich über Kernfusion weis ist, daß Atomkerne nicht gern mal eben so freiwillig fusionieren, man benötigt da schon eine ganze Menge Energie dazu, um die Kerne dazu zu zwingen. Ok, man gewinnt - sofern alles gut geht - damit auch eine ganze Menge Energie. So lange es elektrische Energie ist, welche in Stromleitungen gespeist wird ist ja alles gut. Und wenn - durch welchen Fehlerprozeß auch immer - diese Unmenge an Energie in zB thermische Energie umgewandelt wird, dann kann daraus ein ziemliches Problem werden. Nicht umsonst gibt es auch Nuklearwaffen, welche auf eine unkontrollierte Fusionsreaktion setzen.
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Beitrag von Electron »

Fichtenmoped @ 19 Nov 2013, 05:30 hat geschrieben:Hier mal eine Liste der Kernschmelzen: http://de.wikipedia.org/wiki/Kernschmelze#...elzunf.C3.A4lle
Bedenklich: Der Westen ist mit seinen "sicheren" Raktortypen ordentlich mit dabei...
Naja, die Aussage, dass die "sicheren Reaktortypen" "ordentlich dabei" sind, ist schon irgendwo ein Äpfel-Birnen-Vergleich. Dröseln wir die Wikiliste doch mal auf:

Totale Kernschmelzen
- Tschernobyl 1986: da brauch ich nicht viel zu schreiben, das haben andere schon mehr als ausgiebig. Nur RBMK und sicher in einem Satz ist schon ein Widerspruch in sich... Die Anlagen sind vielleicht skalierbarer und kostengünstiger als Leichtwasserreaktoren zu bauen gewesen, aber sicherheitstechnisch mehr als fragwürdig und konnten militärisch genutzt werden (was bis heute ve-he-ment abgestritten wird) ...und davon sind unverständlicherweise noch 10 Stück in Betrieb!

- TMI : das war 1979 eine der modernsten Anlagen, die man so aber besser auch nicht gebaut hätte. Die Herstellerfirma verbaute hier extrem effiziente, aber auch sehr empfindliche Dampferzeuger, die den Nebeneffekt haben, relativ schnell "trockenzukochen", wenn sie unfallbedingt nicht nachgespeist werden können (hier dauerte das nicht mal 5 Minuten - konventionelle Dampferzeuger mit einem Reservoir erlauben hier Reaktionszeiten von 20-60 min...) Dies in Verbindung mit anderen Pannen, einer damals noch unzureichenden Meßtechnik (heutzutage weiß die Bedienmannschaft aufgrund Meßeinrichtungen IM Kern, was dort passiert, damals mussten sie sich auf indirekte, widersprüchliche Messungen verlassen) führte dann zu einer Riesensauerei und Totalschaden innerhalb der Anlage, es kam zum Austritt von Radioaktivität über ein Hilfsanlagengebäude. Obwohl das Containment hielt, hatte die Welt hier sehr viel Glück. Hätte es eine größere Wasserstoffexplosion gegeben, wären die Folgen nicht so glimpflich gewesen.

Partielle Kernschmelzen
- Santa Susana Field Laboratory 1959 : Die Versuchsanlage "Sodium Reactor experiment" war die erste Anlage der USA, die Strom ins öffentliche Netz einspeiste, technisch aber recht exotisch und ohne Containment - weswegen auch bei der partiellen Kernschmelze radioaktive Gase relativ leichtes Spiel hatten, in die Umwelt zu gelangen. --> mit einem modernen Leistungskernkraftwerk hat das nichts zu tun.
- Atomeisbrecher Lenin 1965 hier habe ich auch nicht mehr Informationen als Wiki...
- 'Enrico Fermi 1' , USA , 1966 --> schon wieder eine Versuchsanlage, auch natriumgekühlt, diesmal aber mit Containment. Aufgrund eines verstopften Kühlkanals ergab sich eine partielle Kernschmelze. Nach Aufräum- und Reparaturarbeiten ging die Anlage erneut in Betrieb, und der Löwenanteil der freigewordenen Radioaktivität blieb innerhalb des Containments.
- Lucens, 1969.. der schiefgegangene Schweizer Versuch, eine eigene Reaktorlinie, (gasgekühlt, schwerwassermoderiert) zu entwickeln, um ohne die USA und ohne angereichertes Uran auch Kernkraftwerke bauen (und verkaufen zu können)..gut dass man die Anlage nicht als Kernheizwerk unter die ETH Zürich gebaut hatte, wie ernsthaft geplant war (!). Die relativ kleine Versuchsanlage (8 MWel) stand unter keinem guten Stern nach dem Absprung der wichtigeren Konsortionalpartner, und als die Anlage fertiggestellt war, war sie sowohl technisch überholt, als auch ohne Existenzberechtigung - in der Zwischenzeit hatte ein Energieversorger "schlüsselfertig" die Anlage Beznau (2kreisiger Druckwasserreaktor von der Stange) bestellt. Hier kommt aber auch wieder die Kombination aus niedriger Leistungsdichte und einem ausreichenden Containment zum Tragen - Totalschaden der Anlage, Containment hält das meiste zurück.
- St Laurent des Eaux, F (1969): Bevor die Franzosen auf Druckwasserreaktoren setzten, wurden einige gasgekühlte, graphitmoderierte Anlagen gebaut, angefangen von den Versuchsanlagen Marcoule bis zu den etwas größeren wie hier. Ausgelöst durch falsche Bedienhandlungen kam es zu ca 50 kg geschmolzenem Inventar., aber entgegengesetzt zum Wiki-Text wurde die Anlage nicht 1969 stillgelegt, sondern dies ist das Jahr der Inbetriebnahme, der Unfall passierte relativ kurz danach. Außer Betrieb genommen wurde die Anlage aber erst 1990. Peinlicherweise gab es in der danebenstehenden bauähnlichen Anlage 11 Jahre später einen ähnlichen Unfall mit ähnlichen Folgen - vielleicht auch ein Grund, warum sich diese Bauart nicht durchsetzte...
- Bohunice A1, 1977, ein schwerwassermoderierter, gasgekühlter Reaktor (also sozusagen die größere Variante von Lucens, aber auch eine Prototypanlage), kam zur Kernschmelze, weil Personal vergessen hatte, Trockenmittelpatronen (vulgo Silicagel) von Brennelementen vor der Beladung zu entfernen -> verstopfte Kühlkanäle...
- Belojarsk, 1977: Der Reaktor war eine Vorgängerbauart des Tschernobyl-Reaktors, 5x kleiner. Noch Fragen?
- Über Fukushima hatte ich mich neulich schonmal geäußert - an diesem Standort ist die Bauart des Reaktors nahezu egal, wenn er nicht gegen die Umgebungsbedingungen ausreichend geschützt ist und die Aufsichtsbehörde ihrer Pflicht nicht nachkommt. Wobei mich wundert, dass Fukushima hier bei den partiellen Schmelzen gelistet ist... Folie 30

- NRX-Reaktor in Ontario, Kanada, 1952: Versuchsreaktor ohne Containment, in gefährlichen Zustand gebracht wegen Verständigungsproblemen am Telefon. Eine Leittechnik, die Fehlbedienungen abfängt, gab es noch nicht.
- Experimental Breeder Reactor I (EBR-I): auch ein Versuchsreaktor der Ära der "nuklearen Cowboys...", dessen erste Kernladung aus nur 52kg Spaltmaterial bestand (im Vergleich zu heutigen Anlagen mit 100t Kernladung ist das "Spielzeug") . Die Anlage wurde 1964 abgeschaltet und nach Dekontaminationsarbeiten ist sie heute "National historic landmark" und ein Museum.
- Windscale, England: Naja, das war eine militärisch genutzte Anlage, die Plutonium für die Bombe und heiße Luft produzierte, bis der Graphitblock so stark aufgeheizt wurde, dass er in Flammen aufging - hat mit einem Leistungskernkraftwerk außer die Art der Wärmeerzeugung auch nix gemein.
- SL-1 (Stationary Low-Power Reactor Number One), Idaho Falls, USA: Militärischer Forschungsreaktor, sollte Prototyp für Anlagen zur Energieversorgung von entlegensten Winkeln wie tiefstes Alaska o.ä. sein. Vom Prinzip her nah am Siedewasserreaktor, aber ohne Containment (man war der Meinung, in entlegenen Gegenden brauchts das nicht) und einem Design, bei dem mit einem Regelstab die Anlage vom unterkritischen in den prompt kritischen Zustand gebracht werden kann (was dann auch bei dem Unfall der Fall war), war die Anlage auch eher ein Beispiel, wie man es besser nicht baut. Hat aber auch nicht viel mit der Bauart von heutigen Leistungskernkraftwerken gemein.

Ich sehe in der Liste den überwiegenden Anteil bei Versuchsanlagen oder sonstigen fadenscheinigen Konstrukten, die sich nicht durchgesetzt haben (warum wohl?)
Eingegrenzt auf kommerziell genutzte Leistungskraftwerke bleibt TMI (wo nachweislich Designmängel schuld an der Misere sind, und die NRC hatte es trotzdem abgenickt) und Fukushima.

Nicht falsch verstehen - jeder Unfall ist einer zuviel, aber die Aussage die "sicheren Reaktortypen" wären bei den Kernschmelzen "gut dabei" stimmt so nicht.
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Beitrag von Galaxy »

JLanthyer @ 19 Nov 2013, 21:15 hat geschrieben:Um mich zu wegen der Entsorgung eines Ionisationsrauchmeldern zu vergewissern, habe ich mir diese Seite angesehen, dabei fiel mir auf Beispielfotos Etiketten auf.

Gab es an Deinen Ionisationsrauchmeldern Etiketten, das auf ionisierende Strahlung hinwies, das Du ihnen bei der Entsorgung, außer Deines Einwandes wegen Am-241, hättest zeigen können? Das Strahlenwarnzeichen in Form eines Trefoil sollte mehr als eindeutig sein, wie ich es finde.
Zumindest Aussen oder im Batteriefach war kein Hinweis.

Cloakmaster @ 19 Nov 2013, 21:21 hat geschrieben:Es ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal, was das alles schief gehen kann. Was ich über Kernfusion weis ist, daß Atomkerne nicht gern mal eben so freiwillig fusionieren, man benötigt da schon eine ganze Menge Energie dazu, um die Kerne dazu zu zwingen. Ok, man gewinnt - sofern alles gut geht - damit auch eine ganze Menge Energie.
Sehr viel.
So lange es elektrische Energie ist, welche in Stromleitungen gespeist wird ist ja alles gut. Und wenn - durch welchen Fehlerprozeß auch immer - diese Unmenge an Energie in zB thermische Energie umgewandelt wird, dann kann daraus ein ziemliches Problem werden.
Thermische Energie ist das Ziel. Im Endeffekt ist ein Fusionskraftwerk auch nur ein Wasserkocher der Dampf für die Turbine erzeugen soll.
Nicht umsonst gibt es auch Nuklearwaffen, welche auf eine unkontrollierte Fusionsreaktion setzen.
Das ist alles anders als eine unkontrollierte Reaktion. Sie ist höchst kontrolliert. Die meisten Thermonuklearwaffen sind dial a yield Waffen, d.h. Du kannst genau angeben wie hoch die Sprengkraft sein soll. Was nicht an der Reaktion teilnehmen soll nimmt auch nicht teil.
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Beitrag von Fichtenmoped »

Auch bei Kernwaffen kommt es zu Abweichungen zwischen geplanter Leistung und tatsächlicher Leistung.

Die Zar-Bombe hat 57MT erreicht, geplant waren "nur" 50MT, Ivy Mike sollte nur 8MT erreichen, hat aber 10,4MT erreicht. Den Vogel abgeschossen hat Castle Bravo und Castle Romeo. Da wurden statt 6MT (4MT) wegen der nicht erwarteten Reaktion des Lithium am Ende 15MT (11MT) erreicht.

In der anderen Richtung waren die Tests "Ruth" und "Ray" der Operation Upshot-Knothole...
Da wurde statt geplanten 1,5 bis 3 kT nur 0,2kT erreicht...

Heute kann man Dank dieser Tests die Stärke recht gut bestimmen und einstellen. Aber es zeigt eins zu 100%: Es gibt IMMER Überraschungen!

Das Problem der Kernschmelzen: In jedem Fall ist etwas eingetreten, was die Situation unbeherrschbar machte. Entweder Bedienfehler (TMI, Tchernobyl) oder Fehlplanungen (Fukushima).
Speziell in Fukushima ist wohl klar, dass da jemand bei den Planungen absoluten Bockmist gebaut hat. Klar, der Tsunami war enorm - aber Japan ist ein Land wo solche Naturgewalten normal sind. Und nachweislich hat es an der Stelle, wo das Kraftwerk gebaut wurde ähnliche Tsunamis gegeben. Zusätzlich ist mindestens ein Reaktor schon durch das Erdbeben nicht mehr zu retten gewesen.

Wenn schon in Japan solche Planungsfehler begangen werden, wie soll das in anderen Ländern erst sein? Dazu das "Fachpersonal". Ich hoffe bloß, dass Homer Simpson eine Erfindung ist. Aber leider bin ich mir mit Blick auf ein paar Arbeitskollegen nicht mehr so sicher. (Chemische Industrie, so meinte ein Schichtführer 50%ige Natronlauge "sei nur etwas dickeres Wasser" - und hantierte entsprechend nichtgeschützt bei der Arbeit damit...)

Und solange bei AKW am Ende nur der Sinn eines (börsennotierten) Unternehmens steht, wird da sich nix ändern. Und was ist der Sinn eines Unternehmens? Simpel: Gewinne erwirtschaften...
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
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Beitrag von Caesarion »

Das beste Argument für die Sicherheit Fusionsreaktoren ist die Fusionsbimbe: eine Zündung ist nur durch eine Fissionsbombe möglich...
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Beitrag von Fichtenmoped »

Caesarion @ 20 Nov 2013, 03:45 hat geschrieben: Das beste Argument für die Sicherheit Fusionsreaktoren ist die Fusionsbimbe: eine Zündung ist nur durch eine Fissionsbombe möglich...
Leider verträgt es ein Kraftwerk sehr schlecht, wenn jedesmal beim (Schwarz-)Start eine Fissionsbombe verwendet werden muss... Von den (Beschaffungs-)Kosten brauchen wir gar nicht erst reden.

Damit der Start eines Fussionskraftwerkes und die Netzsynchronisation dessen gelingt, muss erst die Kernfussionskonstante überwunden werden.
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Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
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