Fastrider @ 10 May 2008, 00:07 hat geschrieben: Mal ganz kurz:
Petuelring - Karlsplatz, Müllerstrasse - Ostfriedhof, Holzkirchner Bahnhof - Silberhornstrasse, St. Martins-Platz - Schwanseestrasse und Scheidplatz - Rotkreuzplatz ohne Linienverkehr. Damit zwei Inselnetzte (Hasenbergl, Grünwald), Barerstrasse, Fraunhoferstrasse und Zufahrt HW reine Betriebsstrecke.
So habe ich das auch in Erinnerung. Es wäre alles eingestellt worden, was einen Bahnhof der neuen U8 direkt an die Innenstadt angebunden hätte. Und gerade die Strecke der heute überlasteten SL 27 Petuelring - Hohenzollernplatz - Sendlinger Tor - Giesing - Schwanseestr hatte halt nunmal das Pech, an 4 Punkten die U8 zu berühren, auch wenn sie zwischendrin natürlich völlig andere Erschließungsaufgaben erfüllt.
Ich möchte mal ein wenig spekulieren, was passiert wäre, wenn man sich der Tram in München wirklich entledigt hätte und 1980 wie geplant, sowie danach noch heftiger als geschehen Strecken eingestellt hätte:
Wenn 1980 das oben von Fastrider genannte wie geplant stillgelegt worden wäre, wären 1983 (wie erfolgt), auch noch die Linien in der Nymphenburger und Arnulfstr sowie zum Lorettoplatz eingestellt worden. 1984 wäre dann nach Eröffnung der U5 mit dem abgehängten Südwestnetz das dritte Inselnetz dazugekommen. Die Reaktivierung der Strecke zum Lorettoplatz wäre wohl ausgeblieben.
Verblieben wären dann ab 1984 neben den drei Inselnetzen Grünwald, Hasenbergl/Harthof und Südwestnetz nurmehr 2 von Westen her auf die Innenstadt zulaufende Strecken (Dachauer und Landsberger Str), sowie die 2 Hauptstrecken nach Osten (Maximilianstr und Isartor), die sich jeweils in 2 Außenästen aufgesplittet hätten (Steinhausen/Berg am Laim sowie Effnerplatz via Lehel/Ismaninger Str). Das Liniennetz von 1984 bis 1988 hätte dann so aussehen können:
12 Scheidplatz - Harthof
13 Scheidplatz - Hasenbergl
16 Fürstenried West - Gondrellplatz
19 Pasing - St. Veit-Str
20 Moosach Bf - Effnerplatz
25 St. Martins-Platz - Grünwald
27 Hanauer Str - Effnerplatz
29 Willibaldplatz - Steinhausen
(Linie 27 und 29 Hauptlinien, abends und sonntags evtl. eingekürzt bis/ab Sendlinger Tor).
Auch 1988 hätte man wohl etwas heftiger als geschehen eingestellt: Strecke durch die Maximilianstr wg. Parallelverkehr Karlsplatz - Max-Weber-Platz (U-Bahn nur wenige hundert Meter nördlich); Strecke nach Steinhausen; Strecke durch die Ismaninger Str (U-Bahn zur Richard-Strauß-Straße bzw. Arabellapark als Ersatz). Die Äste zur St. Veit-Straße und zum Effnerplatz übern Lehel hätte man evtl. beibehalten. Auch hätte man 1988 den Ast zum Gondrellplatz loswerden können, da ja nun die U-Bahn bis Laimer Platz fuhr und man dort in Busse Richtung Ammerseestr bzw. Kleinhadern (68er) umsteigen konnte. Die Verstärkung der Linie 19 in der Landsberger Str wäre ebenfalls wegen der nun bis Laimer Platz verkehrenden U5 entfallen, die Verstärkerfahrten in der Dachauer Str. unter der Liniennummer 20 integriert worden. Somit mal ein Szenario des Tramnetzes ab Winter 1988:
12 Scheidplatz - Harthof
13 Scheidplatz - Hasenbergl
16 Fürstenried West - Harras
19 Pasing - St. Veit-Str (via Isartor - Gasteig - Max-Weber-Platz, da Maximilianstr eingestellt)
20 Moosach Bf - Effnerplatz
25 St. Martins-Platz - Grünwald
1989 Einstellung der SL 16, bis 1991 noch Bus-ZUbringerbetrieb zur Forstenrieder Allee. 1993 Einstellung SL 12 und 13.
Restnetz ab 1993:
19 Pasing - St. Veit-Str
20 Moosach Bf - Effnerplatz
25 St. Martins-Platz - Grünwald
Worst Case Restnetz ab 1993 (falls 1988 auch Effnerplatz via Lehel und St. Veit eingestellt worden wären):
19 Pasing - Hauptbahnhof - Moosach (damit auch Stachus und Sendlinger Tor tramfrei außer Betriebsstrecke)
25 St. Martins-Platz - Grünwald
Als Betriebshof dann wohl eher Erhaltung Bf 3 statt Bf 2 wegen "Westlastigkeit" des Netzes.
Was wäre aus diesem Restnetz geworden? Ein Bedarf von etwa 25 bis 30 Kursen, d.h. ein Fuhrpark von etwa 30 bis 35 Großraumwagen wäre nötig gewesen. Dafür hätte ab 1993 der vorhandene P-Wagen-Bestand völlig ausgereicht.
Es gibt ja in Deutschland durchaus derart kleine Straßenbahnbetriebe, die sich auch dauerhaft bewähren. Hätte das Münchner "Worst Case"-Netz von 1993 bis heute überlebt? Selbst wenn die Tram ein Auslaufmodell gewesen wäre, kann ich mir die Stillegung dieser fahrgaststarken Strecken nicht so recht vorstellen. Andererseits, zum Jahr 2000 mal eben 50 neue Gelenkbusse statt 30 neuer Trambahnen gekauft, ein paar neue Zubringerlinien hier und da, vielleicht doch noch die U1 zum Krankenhaus Harlaching und im Norden die U1 ab Westfriedhof nach Moosach, die U5 nach Pasing - schon wäre das Münchner Tramnetz Geschichte gewesen.