Fichtenmoped @ 18 Feb 2011, 15:58 hat geschrieben: Aber da es auch um geschichtliche Sachen geht... Schreibt's mal 'ne Arbeit über den Verlauf des zweiten Weltkrieges, schon mit dem Satz " Es begann am 01.September 1939... " würde man sich Xhunderten Plagiatsvorwürfen aussetzten dürfen!
Klar kann man Satzteile nur genau so und nicht anderes zu einem bestimmten Thema formulieren. Da ist auch nichts dagegen einzuwenden. Unanständig wird es dann, wenn man ganze Absätze oder Seiten wortwörtlich abschreibt, um sich Arbeit zu ersparen oder die eigene Unfähigkeit zu verschleiern, und das Ganze dann bewusst nicht als Zitat kennzeichnet. Hier liegt dann auch eine Verletzung des Urheberrechts vor, mindestens dann, wenn Absicht zu unterstellen ist. Von Absicht kann man z.B. dann ausgehen, wenn es es sich um ein Buch handelt, das gar keine einzige (Zitat-)Fußnote aufweist, aber dennoch eine Vielzahl wortgleich aus einem anderen Werk übernommene Textstellen aufweist. Die einzige, aber unwahrscheinliche Erklärung wäre dann noch nie, dass in der Satzphase des Buches die Fußnoten durch einen technischen Fehler oder Absicht rausgefallen sind, zumindest der Autor käme dann wieder sauber aus der Sache raus.
Mir ist es mal so gegangen, dass eines meiner Bücher in einer Lizenzausgabe in einem großen Verlag erscheinen sollte. Für mich wäre das ein ein einträgliches Geschäft gewesen. Doch der Deal platzte in letzter Sekunde. Da das Buch bereits angekündigt war, setzte der Verlag in Windeseile Leute an das Buch und ließ in einzelnen Sätzen Wörter durch Synonyme austauschen, doch die Zeit reichte selbst dafür nicht aus, um das ganze Buch zu verändern, sodass ganze Abschnitte wortgleich übernommen wurden.
Von alledem bekam ich jahrelang nichts mit. Ich erfuhr erst gar nicht, dass das Buch überhaupt erschien. Erst Jahre später bemerkte ein Redakteur das Plagiat und wies mich darauf hin. Er riet mir dringend, den juristischen Weg einzuschlagen, mir war aber die Sache zu blöd. Da das Ganze schon so lange her war, war auch meine Enttäuschung geringer. Was ich damit sagen will: Die meisten Plagiate fallen nicht auf. In Zeiten von Google & Co. wird aber die Erkennung von Plagiaten erheblich erleichtert.
Vor 10 Jahren wäre es noch unvorstellbar gewesen, dass bereits Stunden (?) oder wenige Tage, nachdem Plagiatsvorwürfe gegen einen Minister aufgekommen sind, bereits die passende Website im Netz ist, über die sich jeder an der Suche nach kopierten Textstellen beteiligen kann, inklusive Diagrammen und einer Prozentanzeige, die den Plagiatsanteil angibt und deren Wert immer höher wird.
So schnell (und so gründlich!) war eine mediale Vernichtung noch nie möglich.