GSIISp64b @ 18 Aug 2013, 13:44 hat geschrieben:Dass man nach der Bahn jemals seine Uhr stellen konnte, möchte ich dann übrigens doch gerne mal belegt haben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass so ein komplexes System wie ein nationales Eisenbahnsystem irgendwie störungsfrei betreibbar ist.
Belegen lässt sich das heute natürlich nicht mehr, aber überleg doch mal. Das kann man sich über einfache Logik an Hand der Fahrpläne und der damaligen und heutigen Infrastruktur herleiten.
Ich nehme mal wieder als Beispiel meine Hausstrecke. Jeder Bahnhof war besetzt, in Wolnzach Bahnhof und Petershausen war eine Bahnmeisterei, wenn irgendwas war, war immer wer da, der mal schnell hinfahren/-laufen konnte. Die Strecke ist außerdem wie viele Hauptbahnen bereits seit 189x zweigleisig, es waren aber viel weniger Züge unterwegs. Wenn da einer mal zu spät war, sei's drum. Zur Not gab es auch in jedem Bahnhof Gleise und Bahnsteige, die planmäßig nur selten oder gar nicht genutzt wurden, da konnte man auch mal 'nen halben oder ganzen Zug abstellen, wenn dir die E18 abgeraucht ist. Da hat der nachfolgende Zug gar nichts von mitbekommen, der kam meistens eh nicht direkt 5 Minuten später. Heute sind immer weniger Bahnhöfe besetzt, es sind keine Leute mehr vor Ort, die Infrastruktur ist noch genau so groß wie man sie im Regelfall braucht und darüber wird dann heute ein zigfaches an Zugverkehr abgewickelt. Oder nimm' die Münchner S-Bahnstammstrecke, was die 1972 leisten musste und was da heute drüber muss. Das muss störanfälliger sein.
Auf der der Donautalbahn beispielsweise steht man eigentlich heute immer wo rum. Zwischen Rechtenstein und Riedlingen gibt's auf 13 km kein Ausweichgleis mehr, zwischen Sigmaringen und Hausen im Tal, das dürften an die 20 km sein. In Beuron wurde vor 20 Jahren noch gekreuzt, heute gibt's dort kein zweites Gleis mehr, geht im Regelfall auch ohne. Nur ist deswegen eben selten der Regelfall. Wenn man warten muss, bis der Gegenzug mit 70 bis 100 km/h mal eben 20 km zurückgelegt hat, dann kannst du den Anschluss in Ulm eigentlich gleich schon vergessen. Vor 30 Jahren gab's auf der Strecke noch deutlich mehr Ausweichmöglichkeiten bei weniger Zugverkehr, allein deswegen musste das naturgemäß schon störungsfreier laufen. Die parallele B311 ist übrigens heute recht gut und teuer ausgebaut auf oftmals 2+1 Fahrspuren und es gibt Ortsumfahrungen, Tunnels, Einhausungen, ...
Großartig schneller geworden ist der Verkehr auf den Beispielstrecken auch nicht, sodass man deswegen sagen könnte, braucht man weniger Gleise. Heute darf keine Weiche und kein Gleis zu viel da sein. Wenn man an Gleisen und Weichen spart, nutzen aber auch moderne Züge und ESTW wenig.