firefly @ 22 Mar 2011, 00:44 hat geschrieben:
Hannover 34' Göttingen 19' Kassel 30' Fulda 31' Würzburg
Das sind alles keine Kantenzeiten für einen ITF. Schneller fahren geht kaum und geradliniger trassieren auch nicht. Also werden die Fahrzeiten aufgedehnt:
Hannover 40' Göttingen 25' Kassel 40' Fulda 40' Würzburg
Das ist der deutsche Ansatz!
Dein Votum eignet sich hervorragend, um die Unterschiede im Vorgehen Schweiz – Deutschland aufzuzeigen:
Nun kommt der Schweizerische Ansatz!
Zuerst: An die Verlängerung der Fahrzeiten darfst du nicht mal denken! Schliesslich soll die Bahn ja konkurrenzfähiger werden.
Die Fahrzeit von 34 Minuten soll also auf 28 Minuten verringert werden.
Ich kenne die Strecke nicht. Daher würde ich folgende Fragen stellen: Ist sie elektrifiziert? Würde eine Elektrifikation die nötige Beschleunigung bringen? Wo müssten Kurven gestreckt werden, damit die Geschwindigkeit erhöht werden kann? Wie sehen die Zwischenbahnhöfe aus? Lassen die Stellwerke gleichzeitige Einfahrt zu? Behindern sich die Züge gegenseitig? Was müsste getan werden, damit dies wegfallen würde? Manchmal genügen kleine Optimierungen: So wurde durch Einbau einer Schnellfahrweiche in Oberwinterthur es möglich, dass der IC nach Romanshorn, auf dem falschen Gleis verkehren kann und in Oberwinterthur mit Streckengeschwindigkeit aufs richtige wechselt, während der Regio von Seuzach her, ebenfalls auf dem falschen Gleis nach Winterthur fährt und den Fahrweg des ICs nicht mehr tangiert. Könnte man durch Zwischenperrons, hohe Bahnsteige, Niederflurfahrzeuge, breite Türen und definierten Halteorten, den Fahrgastwechsel beschleunigen? (6x 1 Minute weniger und die Fahrzeit wäre eingespart). Wie schnell beschleunigen die Züge? Spurtstarke Tfz bringen auch viel. Wenn dünn besiedelt, wäre es möglich Zwischenstationen mit Halt auf Verlangen einzurichten. Funktioniert auf der Seelinie einwandfrei! Wenn niemand da ist fährt man mit 60 km/h durch. Wie steht es beim Abgangsbahnhof? Könnte durch geschicktes Aufstellen der Züge die Abfahrtszeit vorverlegt werden? Z.B durch aufstellen am gleichen Perron wie der Anschlusszug, oder bei Kurzzügen am gleichen Gleis (geschieht in Weinfelden und Kreuzlingen regelmässig). Und ich bin sicher mit allen diesen Massnahmen bringst du die Reisezeit auf ein dem Takte genügendes Mass.
Und am Schluss machst Du Dir noch Gedanken, wie du die Leute auf die Bahn bringst: Sind die Buslinien und Fahrpläne auf die Bahn abgestimmt? Sind genügend Standplätze für Busse vorhanden? Sind die Wege kurz zum Bus? usw…
Genau so wurde bei Bahn 2000 vorgegangen. Zuerst alle betrieblichen Möglichkeiten ausschöpfen, dann die nötigen baulichen Massnahmen ergreifen. Wenn du das konsequent bei jeder Linie machst, hast Du am Schluss einen „Massnahmenkatalog“.
Nach dem ist es dann möglich, schrittweise die Ausbauten, oder Fahrzeugbeschaffungen etc. vorzunehmen. Natürlich wird eine Priorisierung nötig. Zuerst werden sicher die Massnahmen gemacht, die auch am meisten bringen. Das ist auch bei uns so: Bahn 2000 ist erst 2020 fertig
Zudem verhinderst du mit so einer Untersuchung, dass du Fehlinvestitionen machst und allenfalls Fehlkäufe von Fahrzeugen tätigst.
Ich bin sicher, dieses Vorgehen hätte für Deutschland nur Vorteile. Und das wäre auf jeder Stufe anwendbar: S- Bahn, Regionalverkehr und Fernverkehr.
Übrigens hier der Schlussbericht 1. Etappe Bahn 2000:
http://www.bav.admin.ch/dokumentation/publ...+hoJVn6w==&.pdf
Beachtenswert ist die Beschreibung, wie sich das Projekt an den Finanzen anpassen musste! Dies gehört auch dazu!
Gruss Reini