Die GDL bestreike ausgerechnet das Unternehmen, das »fast alle Forderungen der GDL zum Flächentarifvertrag« unterstütze. Denn natürlich ist es im Interesse des Staatskonzerns, wenn die privaten Konkurrenten höhere Löhne zahlen müssen. Die GDL bestreike die Deutsche Bahn nur deshalb, glaubt Weber, weil die Aufmerksamkeit dort größer sei als bei den vielen kleinen Privatbahnen.
»Es muss Unterschiede geben, weil die Tätigkeiten andere sind«, sagt deren Verhandlungsführerin Ulrike Riedel. Die Arbeit im Regionalzug sei weniger belastend als in einem Fern- oder Güterzug, wo Lokführer oft tagelang unterwegs seien und weniger Pausen hätten. Das Szenario für die Privatbahnen für den Fall, dass sich die GDL durchsetzt, beschreibt Riedel so: »Unternehmen werden untergehen, Strecken eingestellt und Arbeitsplätze vernichtet.«
In erster Linie will die GDL einheitliche Standards für alle Lokführer in Deutschland durchsetzen. Dazu gehört auch ein besserer Kündigungsschutz für Beschäftigte, die wegen eines Suizids auf den Gleisen oder eines Arbeitsunfalls ihren Dienst nicht mehr ausüben können. Außerdem sollen Lokführer zu den gleichen Bedingungen weiterbeschäftigt werden, wenn sie infolge einer Neuvergabe von Verkehrsverträgen den Arbeitgeber wechseln.
Und schließlich will die GDL bei der Lokführer-Ausbildung künftig stärker mitreden und den Zugang zum Beruf erschweren. So soll ein Hauptschulabschluss für die Ausbildung zum Lokführer nicht mehr ausreichen. »Ein Berufsverbot ist ein Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen, die heute mit einem Hauptschulabschluss jeden Tag einen tollen Job machen«, sagt Ulrike Riedel, die im Vorstand der Hamburger Hochbahn sitzt. Sie glaubt, dass es der GDL um etwas anderes gehe: »Je höher die Anforderungen an den Beruf, desto mehr Geld kann die GDL fordern«.
Da vergeht es mir, wenn ich so etwas lesen muss.