Boris Merath @ 4 Oct 2011, 15:04 hat geschrieben: Alles was Familien mit Kindern hilft ist schon mal positiv. Allerdings ist hier natürlich die Frage ob man einseitig die Kinderbetreuung fördern sollte - in meinen Augen sollte man lieber das Kindergeld beträchtlich erhöhen, und jede Familie soll dann selber entscheiden ob sie ihre Kinder in die Kinderbetreuung geben oder lieber zu Hause betreuen wollen. Hier gebe ich Dir in der Tat recht - das ist ein eher ungünstiger Eingriff.
Allerdings: die Förderung des "Nachwuchs" ist nicht nur Pflicht der Familien mit Kindern, sonder Pflicht aller - wenn uns der Nachwuchs fehlt, bekommen wir als Staat nämlich enorme Probleme. Deswegen befürworte ich es ausdrücklich, wenn kinderlose Personen hier stärker in die Pflicht genommen werden, und mit dem Geld Familien mit Kindern unterstützt werden.
Rasen hat Auswirkungen auf andere. Zum einen fährt ein Raser im allgemeinen nicht gegen einen Baum, sondern meist sind in den Unfall auch andere verwickelt, zum anderen ist das CO2 das ausgestoßen wird auch in meiner Luft.
Hier haben wir eben genau den klassischen Fall dass die Freiheit des einen die Freiheit anderer einschränkt, hier muss der Staat regelnd eingreifen.
Das ist Ansichtssache. Hier gibt es aber durchaus Aspekte die dafür sprechen - genauso wie es Aspekte gibt die dagegen sprechen.
Es braucht eine gesetzliche Regelung - der Zwang sich zu versichern reicht nicht aus, die Versicherungen müssen auch verpflichtet werden Kunden anzunehmen, und das zu realistischen Konditionen - sonst haben zum Beispiel im Gesundheitswesen Risikopatienten ein Problem - weil einfach keine Versicherung bereit ist sie zu versichern.
Generell: Der CO2-Ausstoß geht uns alle an, deswegen ist hier ein staatlicher Eingriff gerechtfertigt. Ob das Verbot der Glühlampen jetzt so zielführend ist ist aber durchaus eine andere Frage...
Es freut mich, dass wir hinsichtlich der Kinder gleicher Meinung sind. Es bleibt aber trotzdem auch hier die Frage nach Ziel und Weg. Hätten wir nicht so viele Kinderlose, wäre das Land vermutlich insgesamt kinderfreundlicher.
Was das "Rasen" betrifft: Auf fast allen Straßen in Deutschland gibt es ein Tempolimit, die meisten Unfälle passieren auf Straßen mit Tempolimit. Durchsetzung von bestehenden Regeln wäre oft hilfreicher, als neue Regeln einzuführen. Das Rechtsfahrgebot erscheint mir eine sinnvolle Regelung zu sein. Leider wird auf Autobahnen sehr oft grundlos in der Mitte oder links gefahren. Hierdurch entstehen Gefahren. Wieviele Unfälle geschehen, weil auf einigen Autobahnabschnitten kein Temoplimit herrscht, also weil schneller gefahren wird als 100/120/130? Wäre also ein weiteres Tempolimit überhaupt geeignet, das von Dir definierte Ziel "Schutz anderer" zu erreichen?
Auch hinsichtlich CO2 stellt sich die Frage: Sind die Mittel die richtigen, das Ziel effizient zu erreichen oder gibt es bessere? Der Verzicht auf die Glühlampe erfordert aufwendiger hergestellte Energiesparlampen, die zudem nicht giftfrei sind und problematischer bei der Entsorgung. Die Energiesparlampen sind nicht für alle Anwendungen sinnvoll, z.B. dort, wo nur kurzzeitig Licht benötigt wird, was zu einer sehr kurzen Lebensdauer dieser aufwendigen Leuchtmittel führt. Weiterhin führt der Verzicht auf die Glühlampe im Winter zu höheren Heizkosten, weil die Wärmeentwicklung der Lampe bisher auch zur Raumheizung beigetragen hat. Welchen Anteil hat die CO2-Entstehung auf Grund von Glühlampen und Geschwindigkeitsfahrten über 120 km/h an den jährlichen Mehremmissionen weltweit?
Ich bestreite an dieser Stelle nicht die Sinnhaftigkeit von CO2-Abgasminderungen. Eine wesentlich höhere CO2-Minderung wäre vllt. durch den Bau von ein paar Thorium-Hochtemperaturreaktoren möglich. Evtl. haben auch Tempo-30-Zonen zu Mehremmissionen geführt. Ist eine "grüne Welle" in der Innenstadt gut, weil die Autos weniger Sprit verbrauchen oder ist sie schlecht, weil das Autofahren attraktiver werden könnte? Eine Maßnahme, die in Freiheitsrechte eingreift, ist nicht deshalb gut, weil sie ein gutes Ziel verfolgt, denn es werden möglicherweise andere Werte schwerwiegend verletzt.
Es wird zu wenig auf den Prüfstand gestellt und immer nur Einzelmaßnahmen im Hinblick auf Einzelwirkungen beurteilt. Alle Handlungen - und damit auch staatlichen Maßnahmen - wirken aber auf viele verschiedene Aspekte des Lebens gleichzeitig. Es sind Ideologen, die immer versuchen, alles auf einen einzelnen Aspekt zu verengen. So kumulieren sich die Beschränkungen auf ein Maß, das weit über das hinausgeht, was nötig wäre, die gesellchaftlich vereinbarten Ziele zu erreichen.
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!