Oliver-BergamLaim @ 6 Mar 2009, 13:25 hat geschrieben: Dann überleg Dir aber mal, warum nur noch 2%* der Münchner Gymnasiasten bayrisch sprechen. Es ist ja nicht so, dass da 2% Bayern, 5% unterdrückte Bayern und 93% Zuagroaste in einer Klasse sitzen, sprich die Zuagroasten die Mehrheit stellen.
Vielmehr war bei uns das genaue Gegenteil der Fall, dass die allermeisten echte Münchner waren und in einem mundartlich bayrisch geprägten Elternhaus (in der Stadt, nicht auf dem Land!) aufgewachsen sind - ich würde schätzen, an die 75%. Das Problem ist, dass die Kinder aus diesen Elternhäusern zwar bayrisch von klein auf lernen und auch beherrschen, aber sich im "öffentlichen" Umfeld (sprich, der Schule oder der Ausbildung) die Mundart nicht mehr anzuwenden trauen. Und warum? Wegen der - bei uns - etwa 25% Zuagroasten, die zusammen mit den oft genug ebenfalls zugewanderten Lehrkräften von der 1. Klasse ab die Erwartungshaltung schaffen, dass Hochdeutsch die Verkehrssprache für alle sei.
Ich spreche übrigens von einem Gymnasium mitten in der Stadt München, nicht irgendwo im Oberland oder im Bayrischen Wald.
Darum ist die Quote der tatsächlichen Bayrischsprecher an Gymnasien auf dem Land (und damit meine ich nicht den S-Bahn-Bereich, sondern das "richtige" Land) ja auch deutlich höher: weil der Anteil an Zuagroasten niedriger ist und somit niemand die Erwartungshaltung schafft, dass man Hochdeutsch reden muß.
Insofern ist die Frage, welche Minderheit sich über welche Mehrheit stellt, wohl beantwortet.
Also ich hatte in der Grundschule in der Ostpreußenstraße (Denning) 2 Klassenkameraden, von denen ich wusste, dass die Eltern bayrisch sprechen. Im Luitpoldgymnasium (Lehel, am E -Garten) warens meist auch um den Dreh 2 pro Klasse. Wir wurden ein paar mal neu zusammengewürfelt, zwischenzeitlich hatten wir in der Kombi Naturwissenschaftlicher Zweig - evangelisch Null Bairischsprecher in der Klasse.
Das mag von Schule zu Schule mit dem sozialen Umfeld unterschiedlich sein, aber bei uns waren die meisten Eltern Zugereiste und/oder Akademiker. Wenn jemand von Beruf Uniprofessor für Mathematik ist und Vorlesungen in Hochdeutsch hält oder bei ner international tätigen Firma tätig ist, dann spricht er im Beruf und halt auf pivat hochdeutsch. Insofern ist meine Generation in meinem sozialen Umfeld ohne echten bairischen Sprachkontakt aufgewachseln, Meister Eder als einzige Ausnahme.
Ich sehe es absolut nicht ein, wieso ich jetzt auf einmal umerzogen werden soll oder wenn ich mal Kinder habe, die in einer Sprache unterrichtet werden sollen, die zuhause nicht gesprochen wird. Ich spreche kein bairisch aber ich habe es gut genug im Ohr um zu wissen, dass wenn ich bairisch rede, es peinlich wird.
Das hält mich übrigends nicht davon ab, gewissen Münchner Lokalkolorit im Wortschatz zu haben.
Komischerweise kommen solche Ideen auch nie von echten Münchnern, sondern werden von ausserhalb herangetragen.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front