ChristianMUC @ 13 Apr 2009, 16:38 hat geschrieben:Übrigens empfinde ich die Forderung nach Toleranz als recht lachhaft, denn von den Wasserkochervereinen wird selten Toleranz gezeigt, wenn ihre Fahrten nicht wie geplant durchgeführt werden können ("Böse, böse DB Netz").
Also, das mit den Böschungsbränden ist ein Problem, gebe ich zu. Hab ich derzeit auch keine intelligente Meinung dazu.
Das mit der Intoleranz kann ich dir grundsätzlich zustimmen. Aber ich glaube nicht, dass das ein spezielles/ausschließliches Problem der Dampf-Fans ist. Überleg doch mal, wieviel Fuzzies es gibt, die mit Warnweste irgendwo rumspringen, wo sie überhaupt nicht hingehören, oder wegen eines verdammten Fotos über irgendwelche Gleise latschen...
Ich bin mir noch nichtmal sicher, ob die Intoleranten-Quote beim Dampfzug-Publikum soviel höher ist. Immerhin sind dort üblicherweise auch viele Familien oder Leute, die sonst gar keine Bahnfans sind.
Klar, auch ein Bahnpark zieht die Leute an. Aber der ist auch bedeutend billiger als eine Dampffahrt. Und bei den Familien in den Münchner 420er-Sonderfahrten gibt's bestimmt auch welche, die bei selbem Ziel im Reisebus oder einem 425er auch mitfahren würden (nicht alle, aber es gäbe sicher welche).
Und nein - ich möchte diese Intoleranz in keinem Fall verteidigen. Auf meiner letzten Dampffahrt hab ich Leute gehört, die über den Veranstalter gemeckert haben, weil der geplante Fotohalt ausfiel um etwas Verspätung aufzuholen (Fahrplan is ja egal, hauptsache Foto), oder weil aufm Tender der Lok ein Sponsoring-Kleber war (wenn ich hör, was allein die HUs kosten, schlackern mir die Ohren und ich bin froh, dass es Sponsoren gibt). Da kommt mir die Galle hoch! Genauso kommt mir aber die Galle hoch, wenn jemand für einen besseren Fotostandpunkt (egal ob Wasserkocher oder ICE) übers Gleis rennt.
Und wenn du die Stilreinheit der Züge bemängelst: Einerseits dürfte das wohl wie schon erwähnt oft weniger am Wollen als am Können liegen. Und wenn das Interesse extrem hoch ist - nimmst du noch 100 Leute mit und nimmst dafür in kauf, dass nur ein umlackierter Silberling dranhängt - oder enttäuscht du die 100 Leute und verzichtest auf paartausend Euro Einnahmen?
Andererseits ist es dann genausowenig Stilecht, eine 01 auf eine kurze Museumsbahn mit sehr kleinen Vmax zu verbannen...
Und - ohne jetzt hier DB Netz komplett zu verurteilen - frag ich mich bei deiner Schilderung schon ein wenig: Wieso lässt DB Netz auf betreffender Strecke vorübergehend nicht einfach keine Dampfzugfahrt zu, wenn das Havarieprogramm (Umleiterstrecke) vorübergehend wegen Baustelle nicht zur Verfügung steht?
Nicht dass sowas nicht auch mit Umleiterstrecke mehr als Ärgerlich wäre, aber trotzdem....
Andererseits wäre das dann ein schwieriger Diskussionspunkt für Strecken, die gar keine sinnvolle Umleiterstrecke haben...
146225 @ 13 Apr 2009, 18:42 hat geschrieben:Ich bin mir, Stand heute, nicht sicher, ob es dereinst eine betriebsfähige Museums-111 geben wird.
Die Frage ist sicher berechtigt, und das möchte ich auf Fahrzeuge wie 628 oder Bimz ausdehnen. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob das an mangelndem Interesse oder nicht vielleicht eher an der neuerlichen Altfahrzeugpolitik der DB liegt.
Siehe BR103 - soweit ich weiß, gibt es 4 betriebsbereite Fahrzeuge. Davon zwei bei Systemtechnik, weil die Loks 200 können. Eine in München, wieso genau die dort ist weiß ich nicht. Und eine bei DB Museum. Aber auch das DB Museum wird nicht beliebig viele Loks betriebsfähig halten können.
Und diverse Vereine, die eine 103 haben, mussten ja soweit ich weiß vertraglich unterschreiben, dass die Lok extra NICHT betriebsfähig erhalten wird...
Nachtrag:
Richtig interessant wird's diesbezüglich erstmal in 50 Jahren. So toll die heutige Technik ist. Ich habe ernsthafte Zweifel, ob man einen einzelnen 423er ein paar Jahrzehnte nach Ende des Planeinsatzes noch betriebsfähig halten kann.... Das trifft aber Autos genauso.
Autobahn @ 13 Apr 2009, 21:11 hat geschrieben:Zumindest im Automoilbereich hat jeder Hersteller zumindest ein Originalmodell (aus Nachkriegsproduktion) in seinem Fundus.
Neben der von Boris erwähnten Herstellerproblematik dürfte da aber auch ein Grund sein, dass man ein Auto im Vergleich zu einem Bahnfahrzeug vermutlich aus der Portokasse zahlt. Auch wenn man das Bahnfahrzeug nur zum Schrottpreis gebraucht kauft, dürfte eine *betriebsfähige* Erhaltung wesentlich teurer sein. Dazu kommt die unflexiblere Unterbringung.
Außerdem: Haben Autohersteller vielleicht nach dem Krieg von ihren Modellen schon von Anfang an eines aufbewahrt? Bei Zigtausenden-Großserien könnte ich mir das vorstellen. Wenn du jedoch von einer Lok mal 100 Stück (wenn überhaupt) baust, mit einem Stückpreis von mehreren Millionen, geht das nicht ohne weiteres.
Grüße
Didi