Autobahn @ 25 Dec 2009, 16:29 hat geschrieben:Also ist der Bau von zusätzlichen Trassen und Terminals wichtig, um den Güterverkehr auch zu beschleunigen, damit er attraktiver wird.
Wär ja nicht so, dass man da nix täte. Vor etwa einem Jahr stand hier in der Zeitung, das neue Container-Terminal in Ulm-Dornstadt fertigt schon mehr ab, als der Vorgänger in der Neu-Ulmer Innenstadt je konnte. Noch hat man zwar die Möglichkeit die Kapazität durch Mehrschichtbetrieb auszubauen, aber man hat die Stadt schonmal gebeten, noch mehr Fläche vorzuhalten...
Nichtsdestotrotz wird auch was anderes als kombinierter Verkehr und Ganzzüge in Zukunft wichtig sein, wie man an folgendem Beispiel sehen kann:
Die Stichstrecke
Senden-Weißenhorn (Personenverkehr vor gut 40 Jahren eingestellt) sollte 2008 von der DB verkauft/verpachtet werden; hätte sich kein Käufer gefunden, wollte die DB die Strecke stillegen, da sie angeblich nicht rentabel zu betreiben sei. Gelandet ist die Strecke jetzt bei den Ulmer Stadtwerken.
Ich fand es dabei sehr bemerkenswert, dass auch der Mutterkonzern des Weißenhorner Schrotthändlers für die Strecke geboten hat (aber der SWU den Vortritt gelassen hat) - ein klares Bekenntnis zur Schiene.
Hierbei wundere ich mich einerseits, wie die DB dies als praktisch "nicht betriebswürdig" einstuft (im übrigen wird jetzt auch schon wieder über Personenverkehr diskutiert...), während ein Kunde die Strecke für sich als so wichtig hält, dass er sie notfalls sogar selbst kaufen würde.
Andererseits widerlegt dies klar deine These, jeder könne sich frei aussuchen ob er mit der Bahn verschickt. Hätte die Firma nicht die Mittel oder Möglichkeit gehabt, die komplette Strecke zu kaufen (und hätte sie niemand anderes gekauft), wären sie von der DB schlicht ungefragt abgehängt worden.
Eine andere Firma in Weißenhorn - der bekannte Schalungshersteller Peri - verlädt derzeit übrigens nicht mit der Bahn. Die DB hätte sich den Gleisanschluß für's neue Werksgelände wohl vergolden lassen wollen, was man so hört waren deren Preisvorstellung völlig jenseits dessen, was für einen Gleisanschluß 3 Meter neben dem Streckengleis nötig ist. Bei der SWU dürfte das dann unkomplizierter und v.A. billiger sein...
Und ein weiterer Anschließer ist ein Gashändler. Bei dem passen gerade mal zwei Wagen in den Anschluß. Die übrigen der meines Wissens normalerweise 5 Flüssiggas-Kesselwagen, die in einer Fuhre kommen, werden in Senden zwischengelagert.
Achja. Jüngst gibts wieder
Diskussionen über den Verkehr in (und zu) ebenjenem Industriegebiet. Eine merkliche Entlastung soll künftig ein zweiter Gleisanschluß beim Schrotthändler bringen, was dann einen Großteil der bis zu 60 LKW-Fahrten pro Tag ersparen soll!
Klar, das ist dann etwas mehr als zwei Güterwagen. Aber der Zug der da heute hinfährt ist von einem Ganzzug auch noch eine ganze Ecke entfernt. Da wird in Weißenhorn und Senden rangiert (zumindest für weitere Wagen an andere Unternehmen in Weißenhorn, ob da Wagen nach Vöhringen auch mit dabei sind weiß ich gerade nicht), und im Ulmer Rangierbahnhof auch nochmal.
Autobahn @ 25 Dec 2009, 20:20 hat geschrieben:Allerdings haben die Unternehmen beim Inbound (Wareneingang) wenig Einfluss auf den Versender, was die Transportwege angeht.
Bei Sendungen die DHL und co abwickeln volle Zustimmung. Aber du willst mir doch nicht ernsthaft weismachen, dass bei Sendungen in der Größenordnung von zwei Güterwagen täglich man nicht mit dem Lieferanten reden kann, wie das verschickt wird?
Autobahn @ 25 Dec 2009, 20:20 hat geschrieben:Oft bestehen auch Zeitfenster für die Anlieferung. Mit einem kombinierten Verkehr ist das zu bewältigen, aber wohl kaum mit Einzelwagenverkehren (sofern ein Gleisanschluß vorhanden ist).
Einerseits ist ein Zeitfenster mit der Bahn nicht prinzipiell unmöglich, siehe z.B. den Parcel InterCity.
Außerdem fällt mir da ein Bericht in der Drehscheibe über eine Industriebahn in Stuttgart ein, die die Stadt am liebsten weggerissen hätte. Aber da ist ein Anschließer, der sich weigert, auf LKW zu setzen. Der bekommt nämlich irgendwelche flüssigen Chemikalien, für die er bei LKW-Lieferung eine teure Umladestation bauen müsste und das Zeug in einem eigenen Tank lagern müsste. Per Bahn bleibt einfach der Kesselwagen da stehen...
Autobahn @ 25 Dec 2009, 20:20 hat geschrieben:Ein Verfahren, das vor 100, 50, 20,10 Jahren als das "non plus ultra" gültig war, kann es in der heutigen Zeit nicht mehr sein.
Hättest du jetzt geschrieben, es "muss" nicht mehr gültig sein, hätte ich dem zugestimmt. Das etwas von vor 50 Jahren nicht mehr gültig sein KANN hingegen halte ich für reichlich übertrieben...
Autobahn @ 25 Dec 2009, 20:20 hat geschrieben:Vor wenigen Jahren noch wurden geschäftliche Mitteilungen auf Papier geschrieben und mit der Post verschickt, heute schreiben wir E-Mails und als Unterschrift gibt es eine digitale Signatur.
... denn nach wie vor gibt es auch - mit recht - noch die normale Post. Und genauso ist heute zwar der kombinierte Verkehr aufgekommen und an vielen Stellen sicher berechtigt - aber es heißt nicht, dass der Einzelwagenverkehr keinerlei Daseinsberechtigung mehr hätte.
Rohrbacher @ 25 Dec 2009, 20:54 hat geschrieben:Ein Beispiel hierfür ist das Pfaffenhofener
Biomasse-Heizkraftwerk. Es liegt 200m neben der Bahnstrecke auf der grünen Wiese. Der nahe Bahnhof wird noch vom Güterverkehr bedient, denn die
Schellermühle bekommt mehrere Wagen Getreide in der Woche, die am Pfaffenhofener Bahnhof umgeladen werden (nix Wechselaufbau!). Aber für das Heizkraftwerk lohnt es wohl aus Kostengründen nicht. Deswegen werden die Holzschnitzel (anscheinend irgendwo aus Norddeutschland!) per Lkw angeliefert...
Das
Biomasse-Heizkraftwerk der Fernwärme Ulm besitzt sogar einen noch aktiven Gleisanschluß auf dem Gelände, mit dem meines Wissens nach die Kohle für den benachbarten Kohlekessel geliefert wird (evtl. auch das Heizöl für den Ölkessel). Trotzdem werden die Hackschnitzel derzeit per LKW angekarrt - mit bis zu 40 LKW pro Tag auch nicht gerade wenig, und das mitten in der Stadt.
Über die genauen Gründe werd ich mich nochmal informieren. Soweit ich weiß, würde die FUG durchaus gerne auch das per Bahn transportieren lassen.