Qualität von Regionalbuslinien

Strecken, Fahrzeuge und Technik von Bussen
Benutzeravatar
TramBahnFreak
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12167
Registriert: 02 Okt 2009, 16:28
Wohnort: Da drüben, gleich da hinter'm Wellblechzaun

Beitrag von TramBahnFreak »

rautatie @ 20 Aug 2013, 15:30 hat geschrieben:Anschlüsse, ein weiteres Thema...

Immer wieder habe ich es erlebt, dass ein Regionalbus just in dem Moment fahrplanmäßig an einem Bahnhof eintrifft, in dem der Zug losfährt. Oder der Zug ist vor fünf Minuten abgefahren. Auch in Burghausen ist es mir neulich so ergangen: wir sind mit einem Stadtbus von der Altstadt zum Bahnhof hochgefahren, doch die Umsteigezeit vom Bus zum Zug war so lang, dass es für eine ausführliche Einkehr in einem bahnhofsnahen Café gereicht hat.
Da ist wohl der Café-Besitzer mit dem Busunternehmer verwandt :ph34r:
Hier könnte man wohl mit wenig Aufwand die Attraktivität erheblich steigern, wenn man die Fahrpläne aufeinander besser abstimmen würde. Seltsamerweise hört man in solchen Fällen oft als Argument: ja, das sind unterschiedliche Unternehmen, die gestalten eben ihre Fahrpläne unabhängig... Hm, aber warum können unterschiedliche Unternehmen nicht trotzdem miteinander kommunizieren?
Das ist das, was ich oben bei den Fahrplänen sagen wollte: Der Bus-Fahrplan ist seit 15 Jahren derselbe, nur dummerweise hat sich seitdem die Abfahrtszeit des Zuges 4 mal geändert...
Benutzeravatar
rautatie
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4311
Registriert: 07 Aug 2008, 09:30
Wohnort: München

Beitrag von rautatie »

Ein weiteres Ärgernis von Regionalbuslinien ist aus meiner Sicht, dass zumindest einige dieser Linien als Schulbusse "missbraucht" werden. Ich habe nichts gegen Schüler im Bus, aber zu manchen Uhrzeiten kann es vorkommen, dass so ein Bus mit den Schülern schon komplett ausgelastet ist. Für weitere Fahrgäste ist kein Platz, obwohl der Bus ganz normal als Linienbus für jederman ausgewiesen ist.

So ist es mir mal im Allgäu ergangen: ich wollte von Isny nach Kempten mit dem Bus fahren (der Bus fuhr nur alle zwei Stunden, soweit ich mich erinnere). Der Bus kam am Busbahnhof in Isny an, doch er war völlig überfüllt mit Schülern, die schon in den Gängen standen. Die Fahrerin wollte mich deshalb nicht mitnehmen. Da ich andererseits nicht einsehen wollte, dass ich die Fehlplanung der Verkehrsgesellschaft mit einer unfreiwilligen zweistündigen Wartezeit ausbaden sollte, habe ich mich trotzdem in den Bus gezwängt, und zum Glück hat mich die Fahrerin nicht wieder hinausgeworfen, denn nach nur wenigen Haltestellen sind die meisten Schüler sowieso ausgestiegen. Nach etwa der halben Strecke hatte ich einen bequemen Sitzplatz...

Ich denke mir, dass diese Busfahrt wohl zu Schulzeiten regelmäßig immer so voll ist. Deswegen sollte man entweder einen eigenen Schulbus einsetzen, oder zumindest darauf hinweisen, dass diese Fahrt möglicherweise überfüllt sein könnte, und dass eine Mitfahrt nicht garantiert werden könnte. Dann kann man sich wenigstens gleich drauf einstellen.

Auch im Kleinen Walsertal (wo das Bussystem ansonsten durchaus vorbildhaft gut funktioniert) habe ich schon Überfüllung erlebt. Von der Haltestelle Ifen-Seilbahn fuhr alle 30 Minuten ein recht kleiner Linienbus ab. Dieses Angebot berücksichtigte allerdings nicht, dass zu gewissen Zeiten (wenn die Seilbahn abends den Betrieb beendet) erheblich mehr Fahrgäste mitfahren wollen. Jedenfalls trudelten in den 30 Minuten Wartezeit bis zum nächsten Bus Hunderte von Leuten ein, und als endlich der kleine Bus die Haltestelle anfuhr, da fing ein Hauen und Stechen um die Plätze im Bus an, und viele sind gar nicht mitgekommen.

Zu diesem Thema habe ich damals auch eine E-Mail an die Betreibergesellschaft geschrieben, die natürlich nie beantwortet wurde...
Wo ist das Problem?
Benutzeravatar
TramBahnFreak
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12167
Registriert: 02 Okt 2009, 16:28
Wohnort: Da drüben, gleich da hinter'm Wellblechzaun

Beitrag von TramBahnFreak »

Nun, Regionalbusverkehr auf dem Land ist eben derzeit zu 80% Schülerbeförderung. Leider!
Denn die altbekannte Oma Erna aus Hintertupfingen möchte nicht um 7 Uhr daheim zum einkaufen los fahren, wenn der Laden im größeren Nachbarort erst um 9 aufmacht, andererseits aber auch nicht bis 13 Uhr im Laden warten, wenn der erste (und oftmals einzige) Bus wieder zurück fährt.

Daher ist es wichtig, "Mobilität für alle" anzubieten. Das heißt nicht, dass jeder Einödhof, der 12 km von der nächsten Siedlung entfernt liegt, seinen Stundentakt braucht – wer hier hin zieht, entscheidet sich ganz bewusst für die Einsamkeit und Abgeschiedenheit, und wird ein Busangebot nicht unbedingt als Verbesserung ansehen; wohl aber, dass jede Wohnsiedlung eine brauchbare Verbindung in den nächsten Hauptort bzw. zum nächsten Bahnhof hat. Und zwar nicht nur zweimal in der Früh hin und zweimal nachmittags zurück, sondern ganztägig im (2-)Stunden-Takt, abhängig von der Einwohnerzahl, die der Bus entlang der Route erreicht.

Ein erster Schritt wäre ja schonmal, die zahlreichen Leerfahrten zu veröffentlichen; selbst hiermit wäre das Angebot kurzfristig verbessert, ohne jegliche Zusatzkosten.
Alex101
Haudegen
Beiträge: 723
Registriert: 04 Jan 2011, 15:02

Beitrag von Alex101 »

rautatie @ 20 Aug 2013, 15:30 hat geschrieben:Anschlüsse, ein weiteres Thema...

Immer wieder habe ich es erlebt, dass ein Regionalbus just in dem Moment fahrplanmäßig an einem Bahnhof eintrifft, in dem der Zug losfährt. Oder der Zug ist vor fünf Minuten abgefahren. Auch in Burghausen ist es mir neulich so ergangen:
In Mühldorf genau das gleiche Problem.
Die Züge kommen zwischen '25 und '35 an. Die Linien 10 (Altötting über Tüßling) und 11 (Altötting über Töging) verlassen den Bahnhof zur Minute 25, die Linie 30 (Aschau über Waldkraiburg) um 30. Zudem darf man um zu den Bussen zu gelangen noch den Parkplatz und die Bahnhofstraße überqueren. An Werktagen findet die letzte Fahrt um 17:25 (L10 und L11) bzw. 18:30 (L30) statt. Damit lockt man keine Kundschaft an.

Generell hab ich beobachtet, dass bei Regionalbuslinen häufig die Fahrzeugumläufe und Fahrerschichten die Fahrpläne bestimmen und nicht umgekehrt.
Benutzeravatar
TramBahnFreak
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12167
Registriert: 02 Okt 2009, 16:28
Wohnort: Da drüben, gleich da hinter'm Wellblechzaun

Beitrag von TramBahnFreak »

Alex101 @ 20 Aug 2013, 15:57 hat geschrieben: Generell hab ich beobachtet, dass bei Regionalbuslinen häufig die Fahrzeugumläufe und Fahrerschichten die Fahrpläne bestimmen und nicht umgekehrt.
Nicht zu vergessen: Der Wohnort des Fahrers/Fahrzeugs, gerade bei der letzten Fahrt.
Benutzeravatar
rautatie
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4311
Registriert: 07 Aug 2008, 09:30
Wohnort: München

Beitrag von rautatie »

Alex101 @ 20 Aug 2013, 15:57 hat geschrieben: An Werktagen findet die letzte Fahrt um 17:25 (L10 und L11) bzw. 18:30 (L30) statt. Damit lockt man keine Kundschaft an.
Ja eben, für einen normalen Arbeitnehmer ist das zu früh. Grade, wenn jemand erst aus München abends zurück nach Mühldorf pendelt, dann bräuchte er noch spätere Anschluss-Verbindungen...
Wo ist das Problem?
Benutzeravatar
rautatie
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4311
Registriert: 07 Aug 2008, 09:30
Wohnort: München

Beitrag von rautatie »

Alex101 @ 20 Aug 2013, 15:57 hat geschrieben: Generell hab ich beobachtet, dass bei Regionalbuslinen häufig die Fahrzeugumläufe und Fahrerschichten die Fahrpläne bestimmen und nicht umgekehrt.
Viele Regionalbusfahrten erinnern mich eh mehr an Privatveranstaltungen, wo man als Gelegenheitsfahrgast schon fast stört: abgesehen von den erwähnten Schülergruppen fahren anscheinend oft nur die immerselben drei Leute mit, die der Fahrer schon seit Jahren kennt, und wo sich meistens vergnügte Gespräche entwickeln. Sitzt man dann auch noch mit im Bus, dann gucken die ganz erstaunt... :D
Wo ist das Problem?
Benutzeravatar
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14227
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

rautatie @ 20 Aug 2013, 13:39 hat geschrieben:Zu den aushängenden Fahrplänen: die an Regionalbus-Haltestellen üblichen Fahrpläne, die im Prinzip einen Auszug aus einem Kursbuch darstellen, finde ich oft ein wenig unübersichtlich. Besser fände ich Aushangfahrpläne, wie sie in den Städten schon lange üblich sind
Das finde ich nicht. Man sollte die jeweilige Haltestelle hervorheben, aber prinzipiell ist der Kursbuchstil schon sinnvoll, da man dadurch auch feststellen kann, welchen Weg der Bus nimmt und wann der Bus wo sein wird. Regionalbus ist eben nicht Stadtbus. Regionalbusse mit nur einem Linienweg wird es realistischerweise nicht geben, weil man z.B. zu Schülerzeiten mehr Haltestellen als sonst angefahren werden, dadurch der Bus eine Ortschaft von einer anderen Seite her anfährt oder/und es auf dem Linienweg grundsätzlich mehrere Varianten gibt, die bedient werden sollen, aber keine zusätzliche Linie rechtfertigen.

Alternativ werden bei bestimmten Bahnbusgesellschaften auch Abfahrtspläne ähnlich wie bei der Bahn ausgehängt, aber auch hier kann man den Linienweg im Zweifel nur schwer feststellen. Dafür sind diese Pläne in der Regel linienübergreifend. Sinnvoll wäre es nämlich durchaus, wenn man die Fahrpläne nicht (nur) nach Linien sortiert, sondern ähnlich wie bei der Bahn nach Korridoren bzw. "Kursbuchstrecken". Zwischen einzelnen Orten gibt es heute ja oft mehrere Linien mit einzelnen Linienfahrplänen, die im besten Fall schön übereinander am Stangerl hängen, die man auf der Suche nach der nächsten Abfahrt aber alle studieren muss und bei denen die Darstellung keineswegs eindeutig ist. Man möchte ja meistens nur von A-Dorf nach B-Dorf und nicht explizit mit der Fahrt eines bestimmten Konzessionsinhabers fahren. Nicht einmal die Benennung der Haltestellen ist eindeutig. Die Haltestellen "Rohrbach (Ilm), Mauer", "Rohrbach (Ilm), Waaler Straße" und "Rohrbach (Ilm), Bahnhofstraße 7" sind beispielsweise ein und die selbe. Muss man aber wissen. Dass besonders private Buslinien außerhalb von Verbünden oft auch nicht in Onlineauskunftssystemen auftauchen, sondern man sie wenn überhaupt auf der Webseite des Busunternehmens findet, ist auch ein großes Ärgernis.

Aber für alle diese Sachen braucht man einen Verbund oder etwas ähnliches.
rautatie @ 20 Aug 2013, 13:39 hat geschrieben:Ich fände es auch wichtig, dass auch Abend- und Wochenendverbindungen angeboten werden.
Es würde ja für den Anfang schon ausreichen, wenn unter der Woche die meisten Fahrten auch während der Ferien angeboten würden. Bei uns hier hast du als Pendler oft gar keine Chance den Bus sinnvoll zu nutzen, weil fast alle Fahrten nur an Schultagen stattfinden.
TramBahnFreak @ 20 Aug 2013, 11:39 hat geschrieben:durchgehende, leicht merkbare Taktzeiten
Im Prinzip würde auch hier schon reichen, wenn die Anschlüsse am jeweiligen Bahnhof stimmen. Ein minutengenauer Takt kann sogar nachteilig sein, wenn die Abfahrts-/Ankunftsminute der Züge schwankt. Ein genauer Takt lässt sich beim Bus auch nicht immer sinnvoll verwirklichen. Samstag mittag ist die Verkehrslage eine andere als Montag früh, da muss man dem Bus allein deswegen ggf. etwas mehr Zeit mitgeben und ebenso dann, wenn man öfter Fahrgastwechsel erwartet. Am Ende kann man durchaus drei Minuten schneller sein, wenn man 10 Haltestellen durchfährt, als wenn man an 5 davon wen hat, der einsteigt und eine Fahrkarte kauft. Bei Schülerkursen sowieso. Naja und dann, wenn man unterschiedliche Linienwege hat, kriegt man die festen Taktzeiten ggf. auch eher nur zufällig hin. Allein von daher sind im Dorfverkehr starre Abfahrtsminuten nicht ganz so optimal anwendbar.
TramBahnFreak @ 20 Aug 2013, 11:39 hat geschrieben:Wochenendverkehr, ebenfalls im Takt; gegebenenfalls seltener
Die Frage ist aber, ob sich der regional trägt. Es nutzt ja auch nichts, jedes Dorf alle zwei Stunden anzufahren, es fahren dann aber am Tag nur 5 Leute mit.

Generell sollte man mit dem Taktverkehr auch nicht unbedingt übertreiben. Beispielsweise unter der Woche zwischen 9 und 12 Uhr brauchst du auf vielen Linien nicht fahren, hier wäre eine Linie auch dann attraktiv, wenn man morgens und nachmittags/abends möglichst gute Verbindungen (Bahnhof bzw. Stadt) für Pendler herstellt.

Man sollte da auch unterscheiden, was ist das für eine Linie, wie groß/wichtig sind die Orte. Beispielsweise eine bahnnetzergänzende Tangentenlinie wie Petershausen - Schrobenhausen (gibt's, zumindest Mo-Fr) oder Pfaffenhofen/Petershausen - Freising (gibt's nicht!) sollte auf jeden Fall getaktet sein und mit modernem Regionalbus-Material gefahren werden. Aber ich sage mal eine Linie Pfaffenhofen - Schweitenkirchen kann durchaus bedarfsoptimiert sein, nur eben nicht nur auf den Bedarf von Schülern abgestimmt, sondern eben auch auf den Bedarf von Pendlern.

In Landstrichen ohne Bahn kann's auch Sinn machen, Bus-Knotenpunkte einzurichten. Beispielsweise im Schwarzwald am Busbahnhof St. Blasien (war selbst auf dem Höhepunkt des badischen Bahnbaus die Stadt mit der größten Entfernung zur nächsten Bahnstrecke) klappt das ziemlich gut, etwa zur Minute 45 trudeln aus allen Richtungen Busse ein, etwa zur vollen Stunde fahren sie wieder weg. St. Blasien hat 3700 Einwohner und das sind die nächsten Abfahrten (Ferienfahrplan):

16:00 Uhr 7319 Seebrugg, Bahnhof
16:00 Uhr 7321 Todtmoos, Busbahnhof
16:00 Uhr 7321 Bernau-Hof
16:00 Uhr 7322 Waldshut, Busbahnhof
16:00 Uhr 7324 Görwihl, Marktplatz

17:00 Uhr 7319 Seebrugg, Bahnhof
17:00 Uhr 7322 Waldshut, Busbahnhof

18:00 Uhr 7319 Seebrugg, Bahnhof
18:00 Uhr 7321 Todtmoos, Busbahnhof
18:00 Uhr 7321 Menzenschwand, Hinterdorf
18:00 Uhr 7322 Waldshut, Busbahnhof
18:00 Uhr 7324 Rotzingen, Rathaus

18:55 Uhr 7321 Bernau-Dorf
19:00 Uhr 7319 Seebrugg, Bahnhof
19:00 Uhr 7322 Waldshut, Busbahnhof

19:44 Uhr 7322 Waldshut, Busbahnhof

Ich würde zwar bis 21 Uhr weiterfahren, aber gut. Immerhin. Außerdem würde ich den 7321 und den 7322 umlauftechnisch durchgehend verbinden (bei einigen Kursen ist das ja so), damit auch Bernau eine umsteigefreie Verbindung zu einem Bahnhof hat und ggf wie früher nach Todtnau fahren, wo dann Anschluss an die alle 30 Minuten verkehrende Linie 7300 Schopfheim - Zell (Wiesental) - Todtnau - Feldberg - Titisee wäre. Ach ja und DAS ist doch mal ein Fahrplan, oder? Der Herrgott hat bei Erschaffung des Schwarzwalds glücklicherweise den Platz für hunderte Parkplätze vergessen... ;)

Einen ähnlichen Busknoten wie in St. Blasien mit stündlichen Buslinien könnte ich mir beispielsweise im heute ähnlich bahnfernen Mainburg vorstellen mit Buslinien Mainburg - Geisenfeld - Ingolstadt Hbf, Mainburg - Wolnzach - Pfaffenhofen Bf, Mainburg - Au - Freising Bf, Mainburg - Furth - Landshut Hbf und Mainburg - Siegenburg - Abensberg Bf - Kelheim (sind zwar 40 km, ist aber Kreisstadt!). Ingolstadt - Mainburg - Landshut wäre nämlich mit Bus und ggf. Umsteigen schneller mit den Regionalzügen über Regensburg!
TramBahnFreak @ 20 Aug 2013, 15:19 hat geschrieben:Ne, zu attraktivem Regionalverkehr gehört selbstverständlich ebenso eine klar ersichtliche, logische Streckenführung. Größere Orte entlang der Route anbinden, und für die kleineren Siedlungen braucht es eben zusätzliche Naherschließungs-Linien, die dann etwas seltener fahren und auch mal den einen oder anderen Umweg mitnehmen. Wichtig ist hierbei, dass es klar definierte Umsteigepunkte von den Hauptlinien zu den Nebenlinien und umgekehrt gibt, mit gesicherten Anschlüssen ohne viel Wartezeiten.
Das wird sich aber wie gesagt in den meisten Fällen nicht finanzieren lassen. Es wird ziemlich sicher auch bei einem verbesserten Busangebot auf dem Land so sein, dass der eine oder andere Schlenker gefahren wird. Beispielsweise habe ich mir schon öfter Gedanken gemacht, wie man das an meinem Bahnhof organisieren könnte und da geht's noch nichtmal um Ortsteile. Um von Rohrbach (Ilm) aus Geisenfeld UND Wolnzach stündlich anzubinden und das möglichst günstig, läuft es immer wieder auf einen Bus raus, der Rohrbach - Wolnzach - Geisenfeld fährt. Da hab' ich zwar nach Geisenfeld einen 10-Minuten-Umweg über Wolnzach drin, der ggf. Fahrgäste kostet, aber ich spare mir einen Bus, kann die doppelt so schnelle "Express-Trasse" nach Wolnzach nehmen, das bringt ggf. wieder Fahrgäste und habe zusätzlich eine umsteigefreie Verbindung Wolnzach - Geisenfeld. Der Betrieb von einem Bus ist in jedem Fall günstiger als der Betrieb von zwei Bussen und das wäre wohl das stärkste Argument. Theoretisch ginge auch Geisenfeld - Rohrbach - Wolnzach, also den Bahnhof in die Mitte nehmen, aber blöderweise funktionieren dann die Anschlüsse nicht so wirklich. ;)
„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom.“
Benutzeravatar
TramBahnFreak
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12167
Registriert: 02 Okt 2009, 16:28
Wohnort: Da drüben, gleich da hinter'm Wellblechzaun

Beitrag von TramBahnFreak »

Rohrbacher @ 20 Aug 2013, 16:30 hat geschrieben:Aber für alle diese Sachen braucht man einen Verbund oder etwas ähnliches.
Dafür gibt es doch den Landkreis – sollte man zumindest meinen :rolleyes:

Die Idee mit den regionalen Bus-Knoten finde ich übrigens auch sehr gut; Mainburg als Mittelpunkt der inzwischen leider mehr oder weniger bahnlosen Hallertau bietet sich da ja an.
O 530 L
Haudegen
Beiträge: 620
Registriert: 15 Dez 2007, 14:37
Wohnort: Passau

Beitrag von O 530 L »

Rohrbacher @ 20 Aug 2013, 16:30 hat geschrieben: Sinnvoll wäre es nämlich durchaus, wenn man die Fahrpläne nicht (nur) nach Linien sortiert, sondern ähnlich wie bei der Bahn nach Korridoren bzw. "Kursbuchstrecken".
Du meinst sowas?! vlp-passau.de
We have always stood on the borderland.
Hirogeru ryoute keep balance
Yori takaku toberu hou e
146225
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 17519
Registriert: 01 Apr 2007, 17:45
Wohnort: TH/EDG

Beitrag von 146225 »

Rohrbacher @ 20 Aug 2013, 16:30 hat geschrieben: Regionalbusse mit nur einem Linienweg wird es realistischerweise nicht geben [...]
Wieviele Dutzend Beispiele möchtest Du denn bitte sehr dafür haben? ;)
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Benutzeravatar
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14227
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

O 530 L @ 20 Aug 2013, 18:24 hat geschrieben:Du meinst sowas?! vlp-passau.de
Genau, sowas meine ich. :)
Wieviele Dutzend Beispiele möchtest Du denn bitte sehr dafür haben? ;)
Ich meinte natürlich: "Regionalbusse mit nur einem Linienweg wird es realistischerweise nicht überall geben" oder alternativ, dass sich Linien mit unterschiedlichen Linienwegen nicht vermeiden lassen werden.
„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom.“
146225
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 17519
Registriert: 01 Apr 2007, 17:45
Wohnort: TH/EDG

Beitrag von 146225 »

Rohrbacher @ 20 Aug 2013, 19:52 hat geschrieben: Ich meinte natürlich: "Regionalbusse mit nur einem Linienweg wird es realistischerweise nicht überall geben" oder alternativ, dass sich Linien mit unterschiedlichen Linienwegen nicht vermeiden lassen werden.
Sauber, da sind wir uns völlig einig.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Benutzeravatar
TramBahnFreak
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12167
Registriert: 02 Okt 2009, 16:28
Wohnort: Da drüben, gleich da hinter'm Wellblechzaun

Beitrag von TramBahnFreak »

O 530 L @ 20 Aug 2013, 18:24 hat geschrieben: Du meinst sowas?! vlp-passau.de
Der gesamte Laden macht auf mich einen recht brauchbaren Eindruck – vielleicht sollte man den gesamten MVV mal dort rein integrieren; oder am besten gleich in den VGN... :ph34r:
146225
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 17519
Registriert: 01 Apr 2007, 17:45
Wohnort: TH/EDG

Beitrag von 146225 »

Wichtig an Verbünden sind neben der Einheitlichkeit des Tarifs auch halbwegs systematische Linienbezeichnungen für die Buslinien. Gibt es zwar längst nicht überall, wäre aber für den Fahrgast auch einfacher und übersichtlicher, als wenn eine Linie "7780", die nächste "26" und die dritte "Maier" heißt.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Benutzeravatar
Coxi
Kaiser
Beiträge: 1946
Registriert: 02 Feb 2006, 17:19
Wohnort: München-Kieferngarten und Weilheim

Beitrag von Coxi »

TramBahnFreak @ 19 Aug 2013, 21:46 hat geschrieben:Das bewundere ich am 619er immer. Zumidnest die Fahrten mit dem MVV-konformen S315NF sind immer perfekt beschildert – innen wie außen, und die nächste Haltestelle stimmt auch immer, egal an wie vielen der Bus vorher nciht gehalten hat... Das kennt man normalerweise nur von den Linien, die einen echten Takt haben...
Das liegt daran, dass der das RVO-ITCS-System eingebaut hat. Da muss sich der Fahrer nur einmal in der Früh auf Linie/Kurs anmelden, und kriegt dann alles im weiteren Dienstverlauf geliefert. Auch die Außenanzeigen stellen sich von selbst richtig ein, die Innenanzeige und Ansage ebenso (GPS-gestützt, daher ists auch immer die richtige Haltestelle).

Und dieses System hat mittlerweile jeder Bus, der für die RVO, RVA, RBO, OFV und VU nicht gerade auf reinen Verstärker-Schülerkursen fährt, somit ist ja ein Großteil des bayerischen Regionalbusverkehrs abgedeckt. Auch irgendwelche uralten Kisten von Privatunternehmern, wo man das gar nicht erwarten würde, haben in der Regel so ein Kasterl (bzw. das kleine mobile Gerät) drin und sollten somit auf jeden Fall, auch wenn kein Bildschirm etc. drin ist, jede Haltestelle automatisch über Lautsprecher ansagen können. In der Praxis natürlich kanns an der Umsetzung scheitern, entweder es wird sich überhaupt nicht angemeldet, oder das Kabel ist nicht an die Lautsprecher angesteckt, oder die Belchstimme wird so leise gestellt, weils den Fahrer nervt.. Aber theoretisch sollte die Fahrgastinformation auch in der Fläche mittlerweile gegeben sein.
Ein weiteres Ärgernis von Regionalbuslinien ist aus meiner Sicht, dass zumindest einige dieser Linien als Schulbusse "missbraucht" werden. Ich habe nichts gegen Schüler im Bus, aber zu manchen Uhrzeiten kann es vorkommen, dass so ein Bus mit den Schülern schon komplett ausgelastet ist. Für weitere Fahrgäste ist kein Platz, obwohl der Bus ganz normal als Linienbus für jederman ausgewiesen ist.
Es ist halt außerhalb von Verkehrsverbünden in Bayern überwiegend so, dass die Regionalbuslinien eigenwirtschaftlich gefahren werden. Heißt also, die Linie trägt sich komplett aus den Fahrgeldeinnahmen. Und die meisten Einnahmen kommen von denen, die nicht anders können als mitfahren: die Schüler. Auch wenn das Geld für die Schülerbeförderung wiederum größtenteils von den Landkreisen/Gemeinden etc. kommt.
Damit hat also die Schülerbeförderung auf den meisten Buslinien am Land Priorität 100, weil sich damit das meiste Geld verdienen lässt. Alle anderen Fahrleistungen werden/wurden dann aus mehr oder weniger gutem Willen drumherum geschustert, weil die Fahrzeuge und Fahrer sowieso zur Verfügung stehen, und sich abseits der Schülerfahrzeiten auch noch ein wenig Geld durch andere Fahrgäste verdienen lässt. Grundsätzlich kann man jedoch meist sagen, dass der Schülerverkehr die ganze Linie das ganze Jahr über finanziert.

Daher auch die frühe Sperrstunde auf den Regionalbuslinien: So ein Fahrer darf halt bei den Bahnbusgesellschaften maximal 14 Stunden Schicht haben, wenn er um 5 Uhr in der Früh anfängt, dann muss er um 19 Uhr aufhören - somit ist Schluss mit Fahren, weil man sich einen zweiten Fahrer nicht leisten kann. Und damit kann auch vormittags nichts/wenig fahren, weil der Fahrer zwischen den Schülerfahrzeiten meist seine Pause hat - ein zweiter Fahrer würde ja was kosten. So ist das halt modellhaft dargestellt auf den eigenwirtschaftlichen Regionalbuslinien. Die Dienstpläne richten sich erstmal nach den Schülerzeiten, danach wird geschaut, was mit möglichst wenig Kosten und Aufwand nach den verbleibenden Arbeits- und Lenkzeiten drumherum gefahren werden kann, und dadurch entsteht ein Fahrplan. Der sich dann leider nicht immer nach Bahnanschlüssen oder anderen übergeordneten Verkehrsinteressen richtet bzw. richten kann.

Um daran was zu ändern, muss nunmal die öffentliche Hand (=Landkreise) einspringen, da für die Verkehrsunternehmen zusätzliche Leistungen außerhalb der Schülerbeförderung in den meisten Fällen ein Minusgeschäft bedeutet, und somit von sich aus nichts tun. Nur die Aufgabenträger lehnen sich vielfach auch zurück, und fragen sich warum man was zahlen sollte, wenn man doch vom Unternehmer zwar ein überschaubares, aber dafür kostenloses Angebot geboten bekommt. Also hier wäre was grundsätzlich am System zu ändern.

Beim MVV sieht man zwar, dass trotz der Gemeinwirtschaftlichkeit der Regionalbuslinien nicht viel mehr rauskommt, aber irgendein Modell muss es ja bringen. Den Busverkehr im österreichischen Vorarlberg z.B. hab ich immer als einen äußerst vorbildlichen wahrgenommen, hab zwar die Organisationsstruktur im dortigen VVV noch nie so richtig durchschaut (diese Teil-Verbände wie Landbus Unterland und Landbus Bregenzerwald sind wohl direkt den Gemeinden unterstellt und halten anscheinend die Konzessionen für die Linien und bestellen die dann bei Unternehmern (?)) aber das scheint Wunder zu wirken. Da fährt in fast jedes noch so entlegene Tal täglich ein Bus im Taktverkehr, mit Qualitätsstandards die dem im MVV vergleichbar sind (Corporate Design, fast nur neue Fahrzeuge etc.)
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13808
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Hier scheint ein Organisationsproblem vorzuliegen. Im Verkehrsverbund Oberelbe wird akribisch auf die Verzahnung von Bus- und Bahnangeboten geachtet, und die Fahrpläne aus dem zentralen Dresdener Büro heraus entwickelt. Wenn sich ein Busunternehmer da querstellt, kriegt er notfalls eine übern Latz (selbst erlebt :D).

Natürlich gibt es da auch Negativbeispiele, aber im Großen und Ganzen funktioniert das wirklich gut.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
rautatie
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4311
Registriert: 07 Aug 2008, 09:30
Wohnort: München

Beitrag von rautatie »

Coxi @ 20 Aug 2013, 21:27 hat geschrieben: Den Busverkehr im österreichischen Vorarlberg z.B. hab ich immer als einen äußerst vorbildlichen wahrgenommen...
Ja, ich auch. Zu diesem System gehört glaub ich auch der von mir bereits gelobte Busverkehr im Kleinen Walsertal. Ähnlich gute Regionalbusse habe ich auch im Verkehr zwischen Vorarlberg und Liechtenstein erlebt.
Wo ist das Problem?
Benutzeravatar
rautatie
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4311
Registriert: 07 Aug 2008, 09:30
Wohnort: München

Beitrag von rautatie »

Coxi @ 20 Aug 2013, 21:27 hat geschrieben: Nur die Aufgabenträger lehnen sich vielfach auch zurück, und fragen sich warum man was zahlen sollte, wenn man doch vom Unternehmer zwar ein überschaubares, aber dafür kostenloses Angebot geboten bekommt. Also hier wäre was grundsätzlich am System zu ändern.
Ja, definitiv, denn mit dem derzeitigen System erreicht man nur ein dauerhaft niedriges Fahrgastaufkommen. Denn wer tut sich das schon freiwillig an, mit einem nur selten bis gar nicht verkehrenden Bus zu fahren, wenn die Gefahr besteht, dass man stundenlang irgendwo festhängt oder gar nicht mehr zurück kommt?
Wo ist das Problem?
Benutzeravatar
chris232
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6033
Registriert: 30 Jul 2005, 20:04
Wohnort: Myunkhen

Beitrag von chris232 »

Coxi @ 20 Aug 2013, 21:27 hat geschrieben: Da fährt in fast jedes noch so entlegene Tal täglich ein Bus im Taktverkehr, mit Qualitätsstandards die dem im MVV vergleichbar sind (Corporate Design, fast nur neue Fahrzeuge etc.)
Nein, das ist eher umgekehrt: Der MVV fährt mit Standards, die dem VVV vergleichbar sind. Das Problem dabei ist: Der VVV hat vorher seine Hausaufgaben, einen sinnvollen Taktverkehr anzubieten, erledigt. Der MVV dagegen fängt bei der Farbe der Haltestangen und der Sitzanordnung an, und wenn dann noch ab und zu Zeit ist kann man ja eine Linie von einzelnen Fahrten auf einen gut merkbaren 75-45-Takt zwischen 7 und 15 Uhr umstellen... Wofür brauch ich in Übelmanna oder Sixtnitgern einen neuen Citaro mit genau passender Tür-, Sitz-, Farb-, Haltestangen-, Anzeigen-, Reklametafel- und Aufkleberanordnung, statt erst mal ein sinnvolles Angebot zu fahren?
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
Benutzeravatar
TramBahnFreak
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12167
Registriert: 02 Okt 2009, 16:28
Wohnort: Da drüben, gleich da hinter'm Wellblechzaun

Beitrag von TramBahnFreak »

chris232 @ 23 Aug 2013, 11:20 hat geschrieben: Nein, das ist eher umgekehrt: Der MVV fährt mit Standards, die dem VVV vergleichbar sind. Das Problem dabei ist: Der VVV hat vorher seine Hausaufgaben, einen sinnvollen Taktverkehr anzubieten, erledigt. Der MVV dagegen fängt bei der Farbe der Haltestangen und der Sitzanordnung an, und wenn dann noch ab und zu Zeit ist kann man ja eine Linie von einzelnen Fahrten auf einen gut merkbaren 75-45-Takt zwischen 7 und 15 Uhr umstellen... Wofür brauch ich in Übelmanna oder Sixtnitgern einen neuen Citaro mit genau passender Tür-, Sitz-, Farb-, Haltestangen-, Anzeigen-, Reklametafel- und Aufkleberanordnung, statt erst mal ein sinnvolles Angebot zu fahren?
Danke!
Antworten