Nicht nur Ihr 2 :rolleyes:NJ Transit @ 12 Jun 2015, 12:33 hat geschrieben: Nicht nur du... :rolleyes:
Auf Umwegen nach Südpolen
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Es tut mir außerordentlich leid, aber eine ganz so spektakuläre Reise habe ich dann doch nicht zu bieten. Abgesehen davon, dass eine mehrwöchige Kreuzfahrt irgendwie nicht so meins ist...rautatie @ 12 Jun 2015, 12:28 hat geschrieben:Auch wenn ich den Thread-Titel anfänglich fälschlicherweise falsch gelesen hatte, nämlich "Auf Umwegen zum Südpol"

Gut, dass ich das jetzt erfahre...Übrigens gilt der Studententarif nur für in Polen Studierende - ausländische Studenten müssen den vollen Preis bezahlen

Tag 5 Kattowitz -> Breslau-> Görlitz -> Dresden
Nach dem Aufstehen gehen wir zum Bahnhof, um den Zug nach Breslau zu nehmen. Mit großen Kulleraugen schaut mich die Lok an und freut sich sichtlich über ein Porträt.

Nachdem wir anfangs ziemlich langsam voranholpern, geht es zügig über eine gut ausgebaute Strecke weiter.

Zweieinhalb Stunden später steigen wir im ebenfalls frisch sanierten Breslauer Bahnhof aus. Ich bin absolut begeistert, denn vor vier Jahren war der Bahnhofsvorplatz noch eine Großbaustelle.

Der Straßenbahnbetrieb wird durch Konstal 105Na-Wagen dominiert. Ein Großteil wurde modernisiert und befindet sich in gutem Zustand.

Durchaus einen Detailblick ist die Gestaltung dieser Balkone wert.

Die Breslauer Zwerge aus Bronze sind ein fester Bestandteil des Stadtbildes. Der Ursprung liegt wahrscheinlich in einem Protest gegen das kommunistische Regime in den 80er Jahren, als ein gusseiserner Zwerg in der Altstadt aufgestellt wurde.

Beim Fotografieren des Opernhauses habe ich die Kamera vor vier Jahren fast exakt gleich gehalten wie jetzt. Die Stelle hat sich kein bisschen verändert. Aber damals war eine Tram drauf, deswegen zeige ich mal ganz frech ein vier Jahre altes Bild.

Ein Gebäude in Interregiofarben

Immer wieder sehenswert ist die Altstadt, hier eine Häuserzeile in der Swidnicka

Das Breslauer Rathaus am Rynek

Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Brunnen

St. Elisabeth-Kirche

Häuserzeile am Rynek

Bei so vielen schönen Häusern weiß man gar nicht, wohin man schauen soll. Daher wird im Pfannkuchenrestaurant eine Mittagspause eingelegt.
Hausdurchgang des Rathauskomplexes

Nur die bronzene Taube inklusive Reiter darf sich hier aufhalten

Wir machen einen kleinen Rundgang durch die Altstadt. Etwas schade ist, dass nur der Marktplatz selbst komplett verkehrsberuhigt ist. Die vielen kleinen Seitenstraßen sind völlig zugeparkt und haben viel zu schmale Fußwege. Sogar Reste alter Tramgleise sind noch zu entdecken.

Um einen Blick aus einer anderen Perspektive zu erleben, erklimmen wir den Glockenturm der St. Elisabeth-Kirche.
Blick über den Marktplatz und das Rathaus nach Südosten

Der 2012 fertiggestellte Skytower sollte ursprünglich das höchste Gebäude Polens werden. Nach einer Planänderung langt es nur für den 2. Platz

Einen extremen Kontrast zur Altstadt stellen die Plattenbausiedlungen in südlicher Richtung dar.

Wasser Marsch!


St. Elisabeth-Kirche

Häuserzeile am Rynek

Bei so vielen schönen Häusern weiß man gar nicht, wohin man schauen soll. Daher wird im Pfannkuchenrestaurant eine Mittagspause eingelegt.
Hausdurchgang des Rathauskomplexes

Nur die bronzene Taube inklusive Reiter darf sich hier aufhalten

Wir machen einen kleinen Rundgang durch die Altstadt. Etwas schade ist, dass nur der Marktplatz selbst komplett verkehrsberuhigt ist. Die vielen kleinen Seitenstraßen sind völlig zugeparkt und haben viel zu schmale Fußwege. Sogar Reste alter Tramgleise sind noch zu entdecken.

Um einen Blick aus einer anderen Perspektive zu erleben, erklimmen wir den Glockenturm der St. Elisabeth-Kirche.
Blick über den Marktplatz und das Rathaus nach Südosten

Der 2012 fertiggestellte Skytower sollte ursprünglich das höchste Gebäude Polens werden. Nach einer Planänderung langt es nur für den 2. Platz

Einen extremen Kontrast zur Altstadt stellen die Plattenbausiedlungen in südlicher Richtung dar.

Wasser Marsch!

Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Recht interessant ist die durchsichtige Gestaltung der La-Tafeln

Auf der Most Uniwersytecki begegnet uns mal wieder ein Schienenfahrzeug

Blick über die Oder zur Ossolinski-Nationalbibliothek

Auf den Oderinseln ist fast schon ein Hauch Venedig zu spüren

Auf der Most Piaskowy wird noch schnell ein Trambild angefertigt.

Blick zum Breslauer Dom

Wer wird denn da der Hohenzollernbrücke Konkurrenz machen wollen…

Während der Rest darauf besteht, den ganzen Weg wieder zu Fuß zurückzugehen, möchte ich noch eine Straßenbahnfahrt unternehmen.
Doch bis zur Abfahrt des Zuges ist noch massig Zeit, also noch ein paar Trambilder:
Interessant sind die 105Na-Wagen in unterschiedlichen Modernisierungsgraden.
2347 überquert die Most Mlynski

Sehr beliebt scheint in Polen die Liniennummer 0 zu sein. Zunächst habe ich vermutet, dass es sich um eine Ringlinie handelt, aber in Kattowitz hat es nicht zugetroffen. In Breslau dagegen scheint es zu passen
2220 überquert den Plac Bema

Sonntags verkehren die Tramlinien nur im Takt 20, also schaue ich mich nach der nächsten Fahrtmöglichkeit zum Bahnhof um. Beim Fahrplan werde ich fündig, nur Fahrkartenautomaten gibt es keinen. Dann wird es wohl einen in der Tram geben.
Meine Tram fährt ein und ich suche den Automaten. Dummerweise kann man nur mit einer kontaktlosen Karte zahlen. Da habe ich ganz umsonst das Kleingeld aller Exkursionsteilnehmer eingesammelt. Ich setze mich in der Nähe des Fahrkartenautomaten hin und hoffe, dass ich nicht kontrolliert werde. An der nächsten Haltestelle steigt eine junge Frau vom Typ Studentin ein und kauft sich eine Fahrkarte. Ich bitte sie, mir auch eine zu kaufen und drücke ihr die anderthalb Zloty in die Hand. Nach einigen Minuten komme ich überpünktlich am Bahnhof an und wir begeben uns zum Bahnsteig. Nicht nur wir müssen uns nun verabschieden.


Auf der Most Uniwersytecki begegnet uns mal wieder ein Schienenfahrzeug

Blick über die Oder zur Ossolinski-Nationalbibliothek

Auf den Oderinseln ist fast schon ein Hauch Venedig zu spüren

Auf der Most Piaskowy wird noch schnell ein Trambild angefertigt.

Blick zum Breslauer Dom

Wer wird denn da der Hohenzollernbrücke Konkurrenz machen wollen…

Während der Rest darauf besteht, den ganzen Weg wieder zu Fuß zurückzugehen, möchte ich noch eine Straßenbahnfahrt unternehmen.
Doch bis zur Abfahrt des Zuges ist noch massig Zeit, also noch ein paar Trambilder:
Interessant sind die 105Na-Wagen in unterschiedlichen Modernisierungsgraden.
2347 überquert die Most Mlynski

Sehr beliebt scheint in Polen die Liniennummer 0 zu sein. Zunächst habe ich vermutet, dass es sich um eine Ringlinie handelt, aber in Kattowitz hat es nicht zugetroffen. In Breslau dagegen scheint es zu passen
2220 überquert den Plac Bema

Sonntags verkehren die Tramlinien nur im Takt 20, also schaue ich mich nach der nächsten Fahrtmöglichkeit zum Bahnhof um. Beim Fahrplan werde ich fündig, nur Fahrkartenautomaten gibt es keinen. Dann wird es wohl einen in der Tram geben.
Meine Tram fährt ein und ich suche den Automaten. Dummerweise kann man nur mit einer kontaktlosen Karte zahlen. Da habe ich ganz umsonst das Kleingeld aller Exkursionsteilnehmer eingesammelt. Ich setze mich in der Nähe des Fahrkartenautomaten hin und hoffe, dass ich nicht kontrolliert werde. An der nächsten Haltestelle steigt eine junge Frau vom Typ Studentin ein und kauft sich eine Fahrkarte. Ich bitte sie, mir auch eine zu kaufen und drücke ihr die anderthalb Zloty in die Hand. Nach einigen Minuten komme ich überpünktlich am Bahnhof an und wir begeben uns zum Bahnsteig. Nicht nur wir müssen uns nun verabschieden.

Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Dieser moderne Triebwagen „Impuls“ von Newag wird uns bis Wegliniec bringen, wo wir umsteigen müssen.

Sitzbezug im Detail

Zügig, wenn auch mit vielen Zwischenhalten, fahren wir über eine wunderbar ausgebaute Strecke bis Wegliniec. Dort kommt wahre Ostalgie auf. Zumindest wenn man sich den Triebwagen und die 185 wegdenkt, hätte das Bild auch vor 30 Jahren entstanden sein können…

Zahlreiche Fahrgäste strömen zu einem Dieseltriebwagen der Baureihe SA 134, der an einem Seitenbahnsteig bereitsteht.
Nach weiteren 20 Minuten über eine bestens ausgebaute Strecke steigen fast alle Fahrgäste am vorletzten Halt Zgorzelec Miasto aus. Wenn die Polen etwas machen, dann aber richtig. Die Lärmschutzwände entlang der Strecke sind mindestens sechs Meter hoch.
Blick auf die Strecke zurück nach Wegliniec, die größtenteils 160 km/h zulässt. Abgesehen vom Fahrdraht mangelt es vor allem an Verkehr…

Allen, die weiter nach Deutschland wollen, steht nun ein gut drei Kilometer langer Fußmarsch bevor. Alternativ kann man auch mit dem Taxi fahren. Dank des eingestellten Dresden-Wroclaw-Express dürfte sich eine wahre Goldgrube für die Taxifahrer aufgetan haben.

An der Grenze

Dank unseres zügigen Marschtempos bleibt noch viel Zeit bis zur Abfahrt des SEV nach Löbau. Die Zeit wird natürlich sinnvoll genutzt. Die einen freuen dich darüber, dass Sonntagabend um acht immerhin noch eine Eisdiele geöffnet hat (auf der polnischen Seite hatte selbstverständlich ein Supermarkt offen), manch einer knipst noch ein wenig.

SEV und Tram am Demianipl.

Der mächtige Reichenbacher Turm stellt lässt die Tram wie einen Modellzug aussehen

Gemütlich rollt der Bus über leere Landstraßen durch Rapsfelder, die im letzten Licht des Tages strahlen. Die Augenlider werden schwer und der Gedanke daran, dass ich morgen wieder um 7:30 Uhr in der Uni auf der Matte stehen darf, kann mich nur wenig begeistern. In Löbau wartet eine Dotra Desiro, den hinteren Tw haben wir ganz für uns allein. Blöd nur, dass die Toilette in beiden Triebwagen defekt ist und die Notrufsprechstelle „Außer Betrieb“ verkündet. Als wir das bei der Fahrkartenkontrolle bemängeln, werden wir auch noch angeschnauzt, was wir denn mit dem Notruf vorhätten. Doch davon lassen wir uns nicht die gute Laune verderben und kommen pünktlich und mit vielen tollen Erlebnissen im Gepäck wieder in Dresden an.
Fazit
In Südpolen gibt es völlig zurecht einige sehr bekannte Orte, die schon für sich alleine eine Reise wert sind. Auch wenn mein Fokus in Krakau dieses Mal auf ÖPNV lag (einige Sehenswürdigkeiten kannte ich im Gegensatz zum ÖPNV schon von meinem letzten Besuch), sollte man sich den Wawel und das unterirdische Museum zur Stadtgeschichte nicht entgehen lassen. Das Straßenbahnnetz ist größtenteils saniert und wird konsequent ausgebaut. Der dichte Takt durch Linienüberlagerungen auf den Hauptachsen lässt keine Wünsche offen.
Das oberschlesische Industriegebiet ist absolut nicht touristisch. Dennoch kommt man mit Englisch ganz gut zurecht, Sprachprobleme hatten wir in keinem der Orte. Abgesehen vom abenteuerlichen Tramnetz gibt es aber auch nicht viel zu sehen. Die vielen Baustellen deuten auf die Abarbeitung es Sanierungsstaus hin. Mittelfristig werden alle Tramstrecken wohl entweder saniert oder stillgelegt werden.
Mit Ausnahme einiger Orte in den Zentren der großen Städte wechseln sich heruntergekommene Häuser, verfallene Industriereste und Brachflächen ab. Und mittendurch fährt die Tram. Natürlich haben auch solche Orte ihre besondere Atmosphäre, dennoch war ich nicht allzu unglücklich, wieder weiterzufahren. Für die ausgiebige Erkundung des gesamten Gebiets sollte man mehrere Tage einplanen. Man kommt nur sehr langsam und mühselig voran und muss ständig mit Baustellen, geplanten und spontanen Umleitungen und SEV rechnen. Alternativ kann man auch versuchen, eine Richtung mit der Bahn zurückzulegen. Abseits der Hauptstrecken ist die Bedienung aber eher sporadisch. Schade, dass es keine leistungsfähige, in das Tarifsystem integrierte S-Bahn gibt. Damit könnte man die Attraktivität des Nahverkehrs deutlich steigern.
Breslau ist immer wieder einen Besuch wert. Auch etwas außerhalb des Zentrums gibt es interessante Orte zu entdecken. Nur bei der Nutzung der Tram ist Vorsicht geboten, wenn man vorher noch keine Fahrkarte gekauft hat…
Seit meinem Besuch in Krakau und Breslau hat sich einiges getan. Insbesondere der Breslauer Hbf war damals eine Großbaustelle und ist nun in einen schönen Zustand mit einladendem Vorplatz versetzt worden. Auch im Bahnbereich tut sich also was. Würde man die Mittel etwas gerechter auf die Verkehrsträger aufteilen, könnte man wohl noch wesentlich mehr machen.
Die Einstellung des Dresden-Wroclaw-Express ist äußerst bedauerlich. Die stetig steigenden Fahrgastzahlen sprechen für sich. Ein gutes Angebot wird auch nachgefragt. Nun bleibt zu hoffen, dass man den absolut nicht zufriedenstellenden Zustand ohne grenzüberschreitenden Verkehr zeitnah beheben wird. Eine Durchbindung der polnischen Züge scheitert derzeit an der nicht eingebauten PZB. Warum genau die deutschen Züge nicht mehr erwünscht sind, lässt sich schwer herausfinden. Besonders bedauerlich ist das, da sich die Vogtlandbahn sehr um den Erhalt der durchgehenden Verbindung bemüht hat und mangels geeignetem Rollmaterial die DB als Subunternehmer beauftragt hat, mit ihren Desiros mit Polen-Zulassung die grenzüberschreitenden Züge zu fahren. Auch im grenzüberschreitenden Verkehr mit Tschechien gibt es einige Streitpunkte, sodass sich die Polen diesbezüglich ziemlich unbeliebt gemacht haben. Über die Einrichtung eines Stumpfgleises in Görlitz, das ohne PZB benutzt werden kann, wird nachgedacht. Auch wenn die Elektrifizierung Dresden-Klotzsche – Görlitz im BVWP steht, zweifle ich eher an einer baldigen Umsetzung. Für durchgehende elektrische Züge könnte ich mir aber auch eine Routenführung über Hoyerswerda nach Abschluss der Elektrifizierung vorstellen.
Mein Dank geht an die Organisatoren der Reise, aber natürlich auch an alle anderen, die zum Gelingen der Exkursion beigetragen haben.

Sitzbezug im Detail

Zügig, wenn auch mit vielen Zwischenhalten, fahren wir über eine wunderbar ausgebaute Strecke bis Wegliniec. Dort kommt wahre Ostalgie auf. Zumindest wenn man sich den Triebwagen und die 185 wegdenkt, hätte das Bild auch vor 30 Jahren entstanden sein können…

Zahlreiche Fahrgäste strömen zu einem Dieseltriebwagen der Baureihe SA 134, der an einem Seitenbahnsteig bereitsteht.
Nach weiteren 20 Minuten über eine bestens ausgebaute Strecke steigen fast alle Fahrgäste am vorletzten Halt Zgorzelec Miasto aus. Wenn die Polen etwas machen, dann aber richtig. Die Lärmschutzwände entlang der Strecke sind mindestens sechs Meter hoch.
Blick auf die Strecke zurück nach Wegliniec, die größtenteils 160 km/h zulässt. Abgesehen vom Fahrdraht mangelt es vor allem an Verkehr…

Allen, die weiter nach Deutschland wollen, steht nun ein gut drei Kilometer langer Fußmarsch bevor. Alternativ kann man auch mit dem Taxi fahren. Dank des eingestellten Dresden-Wroclaw-Express dürfte sich eine wahre Goldgrube für die Taxifahrer aufgetan haben.

An der Grenze

Dank unseres zügigen Marschtempos bleibt noch viel Zeit bis zur Abfahrt des SEV nach Löbau. Die Zeit wird natürlich sinnvoll genutzt. Die einen freuen dich darüber, dass Sonntagabend um acht immerhin noch eine Eisdiele geöffnet hat (auf der polnischen Seite hatte selbstverständlich ein Supermarkt offen), manch einer knipst noch ein wenig.

SEV und Tram am Demianipl.

Der mächtige Reichenbacher Turm stellt lässt die Tram wie einen Modellzug aussehen

Gemütlich rollt der Bus über leere Landstraßen durch Rapsfelder, die im letzten Licht des Tages strahlen. Die Augenlider werden schwer und der Gedanke daran, dass ich morgen wieder um 7:30 Uhr in der Uni auf der Matte stehen darf, kann mich nur wenig begeistern. In Löbau wartet eine Dotra Desiro, den hinteren Tw haben wir ganz für uns allein. Blöd nur, dass die Toilette in beiden Triebwagen defekt ist und die Notrufsprechstelle „Außer Betrieb“ verkündet. Als wir das bei der Fahrkartenkontrolle bemängeln, werden wir auch noch angeschnauzt, was wir denn mit dem Notruf vorhätten. Doch davon lassen wir uns nicht die gute Laune verderben und kommen pünktlich und mit vielen tollen Erlebnissen im Gepäck wieder in Dresden an.
Fazit
In Südpolen gibt es völlig zurecht einige sehr bekannte Orte, die schon für sich alleine eine Reise wert sind. Auch wenn mein Fokus in Krakau dieses Mal auf ÖPNV lag (einige Sehenswürdigkeiten kannte ich im Gegensatz zum ÖPNV schon von meinem letzten Besuch), sollte man sich den Wawel und das unterirdische Museum zur Stadtgeschichte nicht entgehen lassen. Das Straßenbahnnetz ist größtenteils saniert und wird konsequent ausgebaut. Der dichte Takt durch Linienüberlagerungen auf den Hauptachsen lässt keine Wünsche offen.
Das oberschlesische Industriegebiet ist absolut nicht touristisch. Dennoch kommt man mit Englisch ganz gut zurecht, Sprachprobleme hatten wir in keinem der Orte. Abgesehen vom abenteuerlichen Tramnetz gibt es aber auch nicht viel zu sehen. Die vielen Baustellen deuten auf die Abarbeitung es Sanierungsstaus hin. Mittelfristig werden alle Tramstrecken wohl entweder saniert oder stillgelegt werden.
Mit Ausnahme einiger Orte in den Zentren der großen Städte wechseln sich heruntergekommene Häuser, verfallene Industriereste und Brachflächen ab. Und mittendurch fährt die Tram. Natürlich haben auch solche Orte ihre besondere Atmosphäre, dennoch war ich nicht allzu unglücklich, wieder weiterzufahren. Für die ausgiebige Erkundung des gesamten Gebiets sollte man mehrere Tage einplanen. Man kommt nur sehr langsam und mühselig voran und muss ständig mit Baustellen, geplanten und spontanen Umleitungen und SEV rechnen. Alternativ kann man auch versuchen, eine Richtung mit der Bahn zurückzulegen. Abseits der Hauptstrecken ist die Bedienung aber eher sporadisch. Schade, dass es keine leistungsfähige, in das Tarifsystem integrierte S-Bahn gibt. Damit könnte man die Attraktivität des Nahverkehrs deutlich steigern.
Breslau ist immer wieder einen Besuch wert. Auch etwas außerhalb des Zentrums gibt es interessante Orte zu entdecken. Nur bei der Nutzung der Tram ist Vorsicht geboten, wenn man vorher noch keine Fahrkarte gekauft hat…
Seit meinem Besuch in Krakau und Breslau hat sich einiges getan. Insbesondere der Breslauer Hbf war damals eine Großbaustelle und ist nun in einen schönen Zustand mit einladendem Vorplatz versetzt worden. Auch im Bahnbereich tut sich also was. Würde man die Mittel etwas gerechter auf die Verkehrsträger aufteilen, könnte man wohl noch wesentlich mehr machen.
Die Einstellung des Dresden-Wroclaw-Express ist äußerst bedauerlich. Die stetig steigenden Fahrgastzahlen sprechen für sich. Ein gutes Angebot wird auch nachgefragt. Nun bleibt zu hoffen, dass man den absolut nicht zufriedenstellenden Zustand ohne grenzüberschreitenden Verkehr zeitnah beheben wird. Eine Durchbindung der polnischen Züge scheitert derzeit an der nicht eingebauten PZB. Warum genau die deutschen Züge nicht mehr erwünscht sind, lässt sich schwer herausfinden. Besonders bedauerlich ist das, da sich die Vogtlandbahn sehr um den Erhalt der durchgehenden Verbindung bemüht hat und mangels geeignetem Rollmaterial die DB als Subunternehmer beauftragt hat, mit ihren Desiros mit Polen-Zulassung die grenzüberschreitenden Züge zu fahren. Auch im grenzüberschreitenden Verkehr mit Tschechien gibt es einige Streitpunkte, sodass sich die Polen diesbezüglich ziemlich unbeliebt gemacht haben. Über die Einrichtung eines Stumpfgleises in Görlitz, das ohne PZB benutzt werden kann, wird nachgedacht. Auch wenn die Elektrifizierung Dresden-Klotzsche – Görlitz im BVWP steht, zweifle ich eher an einer baldigen Umsetzung. Für durchgehende elektrische Züge könnte ich mir aber auch eine Routenführung über Hoyerswerda nach Abschluss der Elektrifizierung vorstellen.
Mein Dank geht an die Organisatoren der Reise, aber natürlich auch an alle anderen, die zum Gelingen der Exkursion beigetragen haben.
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
-
- Lebende Forenlegende
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- Registriert: 12 Jun 2004, 23:40
Ja, Oberschlesien war lange Zeit die Ausnahme, was natürlich auch an der Finanzsituation lag und liegt - während Städte wie Warschau, Krakau, Breslau oder Danzig boom-towns sind, liegt das große Industriegebiet danieder - ähnlich dem Ruhrgebiet. Aber auch hier differenzieren sich die Städte - während sich Kattowitz herausputzt, ist östlich davon noch wenig davon zu spüren. Nebenbei: in der Nähe der Endstation Myslowice lag das frühere Dreiländereck Deutschland - Österreich - Russland während der poln. Teilung.Metrotram @ 11 Jun 2015, 11:55 hat geschrieben: Das Problem des Straßenbahnnetzes in GOP ist eben die Größe und die Verteilung zwischen den verschiedenen Städten. In den Innenstädten selber sind die Hauptachsen mittlerweile meistens modern ausgebaut, nur durch die kleineren Städte, welche eigentlich kein Geld haben, wird es abenteuerlich.
Die Region ist eben auch die ärmste in Polen und bekommt auch im Vergleich entsprechend wenig Fördergelder ab. Ähnlich kaputt sind die Strecken sonst nur in Lodz, der Rest ist mittlerweile auf sehr gutem Weg.
Dass die Bahnstrecke Krakau-GOP allerdings immer noch komplett unausgebaut und fast komplett mit maximal 30 km/h befahren werden darf, ist peinlich. Das ist aber trotzdem eine der letzten wirklich schlecht ausgebauten Relationen.
Die Bahnstrecke Krakau - Kattowitz wird m.W. gerade saniert - dies ist hier aufgrund der vielen Bergsenkungen besonders aufwändig.
- Michi Greger
- Lebende Forenlegende
- Beiträge: 4159
- Registriert: 06 Sep 2002, 22:06
- Wohnort: mehrfach
Danke für den schönen Reisebericht, Entenfang!
(Danke auch für viele andere Deiner tollen Berichte, die ich gerne gelesen habe, aber zu faul war, was drunterzuschreiben :ph34r:)
Beim Lesen dieses "Südpol"-Berichts ist mir auch endlich eingefallen, was für mich Deine Reportagen so schön macht: es ist eine ganz tolle Mischung aus Verkehrsmitteln aller Art (Bahn, Bus, Tram, ...) bei der aber trotzdem auch der Eindruck der jeweiligen Stadt nicht zu kurz kommt. Vor allem die immer wieder eingestreuten Gebäude und Architekturdetails machen die Berichte doch viel schöner lesbar als die "500 reine Trambahnfotos, alle im 37. Versuch endlich ohne Autos, Fußgänger, Fahrgäste oder sonstiges Beiwerk geschafft" die man sonst im Netz oft sieht.
Mach weiter so!
Gruß Michi

Beim Lesen dieses "Südpol"-Berichts ist mir auch endlich eingefallen, was für mich Deine Reportagen so schön macht: es ist eine ganz tolle Mischung aus Verkehrsmitteln aller Art (Bahn, Bus, Tram, ...) bei der aber trotzdem auch der Eindruck der jeweiligen Stadt nicht zu kurz kommt. Vor allem die immer wieder eingestreuten Gebäude und Architekturdetails machen die Berichte doch viel schöner lesbar als die "500 reine Trambahnfotos, alle im 37. Versuch endlich ohne Autos, Fußgänger, Fahrgäste oder sonstiges Beiwerk geschafft" die man sonst im Netz oft sieht.
Mach weiter so!

Gruß Michi
Achtung! Entladezeit länger als 1 Minute!
Nun, freut mich, wenn dir meine Mischung zusagt. Manchmal fällt es mir selbst gar nicht so leicht, das persönliche Optimum zu finden. Und ehrlich gesagt ist es mir zu blöd, 37 Bilder an ein und derselben Stelle zu machen und dort stundenlang rumzustehen...
@ropix zum Thema Stellwerk: Bisher konnte ich leider nur noch in Erfahrung bringen, dass die vierte Person im Stellwerk ein Disponent ist. Falls ich noch etwas herausfinde, werde ich natürlich berichten.
@ropix zum Thema Stellwerk: Bisher konnte ich leider nur noch in Erfahrung bringen, dass die vierte Person im Stellwerk ein Disponent ist. Falls ich noch etwas herausfinde, werde ich natürlich berichten.
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%