DB plant Einsatz von Wasserstoff-Mireo

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gmg @ 15 Dec 2020, 12:26 hat geschrieben: Ok, trotzdem hätte der Wasserstoff auch vorteile gegenüber einem akku: Er wäre auf jeden Fall schneller zu betanken und wahrscheinlich wäre der Zug auch leichter und evtl. bräuchte die Energiequelle an Bord auch weniger Platz als beim Akku.
Da hast du wahrscheinlich recht. Bei den meisten Zügen (zumindest in D) wäre das aber eher weniger das Problem. Der Regionalverkehr hat oft lange Ruhezeiten in der Nacht, die komplett fürs Laden ausreichen. Je nach Fahrprofil kann man ggf. auch unter Draht nachladen (wenn sie Strecke solche Abschnitte hat) oder eben auch in kürzeren Intervallen beim Wenden.

Das Gewicht ist ein Vorteil, aber der wirkt sich eben nicht so gravierend aus, dass es ein relevanter Vorteil (für einen Zug) wäre.

Grundsätzlich gibt es ja bei Ökostrom auch immer die Problematik, dass die Produktion und die Nachfrage zeitlich nicht zusammenpassen, sodass man immer Speichermöglichkeiten braucht. Da wäre die Wasserstoffproduktion doch eine gute Möglichkeit, zeitweise Überproduktionen unterzubringen -- Z.B. wenn nachts Windparks laufen.
Der Idee bin ich auch lange nachgehangen. Und sie ist im Prinzip ja auch nicht falsch. Aber es ist am Ende für fast alle Anwendungsbereiche nur die zweitbeste Möglichkeit. Es lohnt sich einfach nicht, nur für die Spitzenzeiten eine Wasserstoffherstellung aus dem Boden zu stampfen. Es ist schlicht billiger und weniger aufwändig das in Batterien zwischenzuspeichern.
Mit zunehmenden E-Autos wird es auch da Lösungen geben, die Batterien besonders dann zu laden, wenn der Strom billig ist und so die Spitzen abzuflachen. Wer sein Auto sofort voll braucht zahlt halt mehr.
Mag sein, dass das in Deutschland auf Dauer nicht so relevant wird. Aber wenn wir die Technologie vorantreiben, kann sie auch einmal in sonnigen, dünn besiedelten Ländern eingesetzt werden.
Das ganze hat nicht viel mit der Menge des Stomes zu tun, sondern mit der Art der Speicherung. Das gilt auch für "den Süden". Hochkomprimierter Wasserstoff ist jetzt auch nicht so super einfach in riesigen Mengen zu transportieren.

Wasserstoff ist für bestimmte Anwendungen durchaus sinnvoll oder überlegenswert. Aber das sind nicht viele. Tatsächlich sehe ich auch im Bahnsektor Nischen, wo das Sinn macht. Der aktuell getestete Mireo ist eher keine solche Nische.
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Beitrag von Iarn »

Hot Doc @ 15 Dec 2020, 12:54 hat geschrieben:Der Idee bin ich auch lange nachgehangen. Und sie ist im Prinzip ja auch nicht falsch. Aber es ist am Ende für fast alle Anwendungsbereiche nur die zweitbeste Möglichkeit. Es lohnt sich einfach nicht, nur für die Spitzenzeiten eine Wasserstoffherstellung aus dem Boden zu stampfen. Es ist schlicht billiger und weniger aufwändig das in Batterien zwischenzuspeichern.
Mit zunehmenden E-Autos wird es auch da Lösungen geben, die Batterien besonders dann zu laden, wenn der Strom billig ist und so die Spitzen abzuflachen. Wer sein Auto sofort voll braucht zahlt halt mehr.
Die Aussage ist mir zu pauschal und sie unterschlägt einen wichtigen Aspekt. Die Kosten der Speicherung in Batterien skaliert linear mit der installierten Kapazität aber wenig über andere Faktoren. Die Elektrolyse skaliert linear mit der installierten Leistung jedoch zwar spürbar aber geringer mit anderen Faktoren wie Kapazität.
Hat man im Tagesverlauf regelmäßige Lastspitzen, so sind Batterien am sinnvollsten, vor allem wenn sie dezentral beim Erzeuger sind. Allerdings sind Batterien nahezu ungeeignet längere Phasen des Storm Überschusses aufzufangen. Gibt es aufgrund von viel Wind oder sehr sonnigen Perioden Stromüberschüsse über Tage und Wochen macht es keinen SInn die Batterien so groß zu dimensionieren.
Fiktives Beispiel: Jeden Tag gibt es in der Mittagspause einen Stromüberschuss eine Stunde lang, dann kostet die Installation X Geld. Gibt es jedoch aufgrund einer Starkwindlage 4 Tage Überschuss aus Windstrom, dann kostet die Batterieanlage quasi das Hundertfache (4*24).
Eine Elektrolyseanlage für 4 Tage kostet vielleicht das anderthalbfache einer Anlage für eine Stunde wegen der größeren Speicher aber skaliert halt deutlich günstiger als die Batteriespeicherung. Damit wären aber auch 10 Mal höhere Grundkosten einer Elektrolyse schnell ausgeglichen.

Jetzt hängt es an der Prognose für den zukünftigen Stromsaldo. Plant man mit halbwegs regelmäßigen Spitzen sollte man auf Batterien setzen, plant man mit längeren Überschussperioden führt wenig um alternative Speicherkonzepte herum. Wie so oft ist es wohl weder schwarz noch weiß also denke ich mal es ist am vernünftigsten einen Mix anzustreben, vermutlich ohne die Prognosen zu kennen zwar mit einem Schwerpunkt auf Batterieleistung aber eben nicht nur.
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Beitrag von mapic »

Es mag ja durchaus sinnvoll sein, aus überschüssigem Strom Wasserstoff zu machen. Nur warum sollte man den dann danach ausgerechnet in einem Zug nutzen? Auch da dürfte es deutlich effizienter sein, den Wasserstoff bei Bedarf in einer großen, stationären Anlage wieder zu Strom zu machen, am besten genau dort, wo er auch produziert wurde. Dann entfällt der Transport und die Betankung schon mal. Und der so gespeicherte Wasserstoff lässt sich dann auch wesentlich flexibler nutzen.
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Beitrag von bestia_negra »

Ich stelle jetzt einfach mal die These in den Raum, dass die Frage "Was ist in einem Zug sinnvoller: Akku oder Wasserstoffantrieb?" NICHT im Bahnsektor entschieden werden wird.

Das ganze ist doch ein Nischenprodukt bei der Bahn, das nur dort sinnvoll ist, wo eine "richtige" Elektrifizierung aus welchen Gründen auch immer nicht sinnvoll ist.

Welche Variante sinnvoller ist, das wird von der Entwicklung der jeweiligen Technologien abhängen. Und "die Bahnbranche" wird darauf höchstens einen geringen Einfluss haben. Viel größer wird hier der Einfluss der Energiekonzerne und/oder der Hersteller von Straßenfahrzeugen (PKW und LKW) sein.
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Beitrag von Hot Doc »

Iarn @ 15 Dec 2020, 13:34 hat geschrieben: Die Aussage ist mir zu pauschal und sie unterschlägt einen wichtigen Aspekt. Die Kosten der Speicherung in Batterien skaliert linear mit der installierten Kapazität aber wenig über andere Faktoren. Die Elektrolyse skaliert linear mit der installierten Leistung jedoch zwar spürbar aber geringer mit anderen Faktoren wie Kapazität.
Hat man im Tagesverlauf regelmäßige Lastspitzen, so sind Batterien am sinnvollsten, vor allem wenn sie dezentral beim Erzeuger sind. Allerdings sind Batterien nahezu ungeeignet längere Phasen des Storm Überschusses aufzufangen. Gibt es aufgrund von viel Wind oder sehr sonnigen Perioden Stromüberschüsse über Tage und Wochen macht es keinen SInn die Batterien so groß zu dimensionieren.
Fiktives Beispiel: Jeden Tag gibt es in der Mittagspause einen Stromüberschuss eine Stunde lang, dann kostet die Installation X Geld. Gibt es jedoch aufgrund einer Starkwindlage 4 Tage Überschuss aus Windstrom, dann kostet die Batterieanlage quasi das Hundertfache (4*24).
Eine Elektrolyseanlage für 4 Tage kostet vielleicht das anderthalbfache einer Anlage für eine Stunde wegen der größeren Speicher aber skaliert halt deutlich günstiger als die Batteriespeicherung. Damit wären aber auch 10 Mal höhere Grundkosten einer Elektrolyse schnell ausgeglichen.
Wir müssen uns mal entscheiden, ob wir über das grundsätzliche Prinzip reden oder über einen speziellen Fall.
Vom Prinzip her hast du komplett recht!
Im speziellen Fall Mireo, sehe ich das nicht. Und im speziellen Fall Energiewende in Deutschland höchstens als ein (nicht besonders großes) Puzzelteil.
(Kleine Anmerkung: Du gehst in deinem Beispiel von unterschiedliche langen Stromspitzen aus, da hat der Wasserstoff bei der längeren Dauer natürlich Vorteile. Was du unterschlägst sind aber auch die unterschiedlichen Intensitäten der Überproduktion. Eine 1kW Wasserstoffanlage kann man natürlich sehr häufig auslasten. Eine 1GW Wasserstoffanlage wird halt ständig unter Halblast gefahren und wird damit schnell unrentabel.
Jetzt hängt es an der Prognose für den zukünftigen Stromsaldo. Plant man mit halbwegs regelmäßigen Spitzen sollte man auf Batterien setzen, plant man mit längeren Überschussperioden führt wenig um alternative Speicherkonzepte herum. Wie so oft ist es wohl weder schwarz noch weiß also denke ich mal es ist am vernünftigsten einen Mix anzustreben, vermutlich ohne die Prognosen zu kennen zwar mit einem Schwerpunkt auf Batterieleistung aber eben nicht nur.
Jetzt kommen wir langsam vom Wasserstoffmireo zur allgemeinen Energiepolitik.
Natürlich brauchen wir einen Mix, vor allem weil Batteriespeicherung endlich ist. Aber wird brauchen auch neue Konzepte den Verbrauch anzupassen.
Und natürlcih wird der Wasserstoff in diesem Mix eine Rolle bekommen. Aber aus Kosten- und Effizienzgründen keine tragende.
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Beitrag von Iarn »

Aus meiner Sicht hängt der Mireo schon mit der allgemeinen Energiepolitik zusammen. Solange man das ungelöste Problem längerer Überkapazitäten im Stromnetz auf sich zukommen sieht, macht es aus meiner Sicht schon Sinn sich gedanken zu machen, dass wenn man Wasserstoff nutzt, wie man den verwenden kann. Eine stationäre Nutzung sehe ich nicht als optimale Lösung. Wenn man den Aufwand von Power to Gas schon gegangen ist, dann macht es aus meiner Sicht schon Sinn sich Gedanken zu einer passendne Verwendungsmöglichkeit zu machen und ein Zug kann eine Lösung sein. Ich persönlich vermute eher der Druck bei der Luftfahrt wird höher sein, seil die nur mittels Power2Gas oder Power2Liquid zu einer C02 Neutralität kommen können.
Ich gehe davon aus, die DB ist hinreichend gut vernetzt im Energiesektor um zu sehen, da wird sicher in Zukunft was gefördert, man kommt evtl verbilligt an dne Wasserstoff und dann macht das für die auch Sinn, diesen Weg zu gehen.
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Beitrag von einen_Benutzernamen »

zu einer C02 Neutralität
Und die armen Pflanzen müssen alle Sterben!
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Beitrag von mapic »

einen_Benutzernamen @ 15 Dec 2020, 17:54 hat geschrieben:Und die armen Pflanzen müssen alle Sterben!
Genau. Die Pflanzen sind auf Millionen Jahre alten Kohlenstoff aus der Erde angewiesen, sonst sterben sie alle. :wacko:
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Beitrag von Hot Doc »

Iarn @ 15 Dec 2020, 16:34 hat geschrieben: Aus meiner Sicht hängt der Mireo schon mit der allgemeinen Energiepolitik zusammen. Solange man das ungelöste Problem längerer Überkapazitäten im Stromnetz auf sich zukommen sieht, macht es aus meiner Sicht schon Sinn sich gedanken zu machen, dass wenn man Wasserstoff nutzt, wie man den verwenden kann. Eine stationäre Nutzung sehe ich nicht als optimale Lösung. Wenn man den Aufwand von Power to Gas schon gegangen ist, dann macht es aus meiner Sicht schon Sinn sich Gedanken zu einer passendne Verwendungsmöglichkeit zu machen und ein Zug kann eine Lösung sein.
Da gebe ich dir gleich 3x Recht!

1. Das hängt sicher mit der aktuellen, aus meiner Sicht verfehlten, Energiepolitik zusammen. Durch die Offshoreanlagen macht man sich das Problem sogar noch größer. Die hängen mehr oder weniger an derselben Großwetterlage. Entweder kachelts, dann hat man im hohen Norden einen massiven Überschuss, oder es regt sich nix, dann gibts n Loch.
Gerade die regenerativen profitieren ungemein von dezentraler Energieerzeugung. Es ist eben selten überall kein Wind und überall keine Sonne (tagsüber). Aber die Bayern verhindern lieber jedes neue Windrad und sagar alte können häufig nicht erneuert werden, weil da eine neue Zulassung fällig würde.
Tatsächlich gibt es noch reichlich Potential für regenerative, ohne das diese Regulierung wirklich kompliziert wird und ohne dass man auf H2 zurückgreifen müsste.
Ich persönlich vermute eher der Druck bei der Luftfahrt wird höher sein, seil die nur mittels Power2Gas oder Power2Liquid zu einer C02 Neutralität kommen können.
2. Das sehe ich ähnlich. Hier ist das Gewichtsproblem deutlich "schwerwiegender" (kleines Wortspiel :P ) und damit kann man auch die Mehrkosten durch den erhöhten Energiebedarf pro verbrauchter kWh deutlich leichter wieder reinholen, weil man eben durch das ernorme Gewicht von Batterien deutlich mehr Energie insgesamt aufwenden müsste.
Ich gehe davon aus, die DB ist hinreichend gut vernetzt im Energiesektor um zu sehen, da wird sicher in Zukunft was gefördert, man kommt evtl verbilligt an dne Wasserstoff und dann macht das für die auch Sinn, diesen Weg zu gehen.
3. Das befürchte ich auch. Die Wasserstofflobby ist nicht gerade klein oder faul. Hier wird noch einiges gefördert werden, was auf dem Papier jetzt schon ziemlicher Quark ist.

Um den Bogen zurück zum Thema zu spannen. Schon als es um die neuen BOB-Züge ging war ja die Frage, welcher Antrieb sich wie sehr lohnt.
Auf dem Papier ist das klar. Am effektivsten ist der batteriebetriebene Zug, knapp dahinter die Elektrifizierung (die überholt irgendwann, wenn die Zugzahl weiter steigt, da die teuren Investitionskosten auf mehr gefahrene km aufgeteilt werden), dann kommt ein ganzes Stück teurer der Dieseltriebwagen und über 35% teurer der Wasserstofftriebwagen.
Quelle
Lohnend ist das (ungefördert) wirklich nicht. Wie gesagt, für Spezialanwendungen mag es eine Berechtigung geben. Mir ist es auch recht, wenn Siemens und die Bahn mit einem Mireo Erfahrungen für eben diese Spezialanwendungen sammeln. Als eigene Zuggattung ist der Mireo schon heute sinnlos. Es gibt bereits 3 wirtschaftlichere Alternativen, von denen 2 auch in Sachen Umweltverträglichkeit dem Wasserstoffzug nicht nachstehen. Der Batteriepreis wird weiter sinken. Das wird auch für den Wasserstoff gelten, aber nicht in dem Maße und der wird dabei auch nicht leichter pro kWh gespeichertem Strom, der Akku schon.
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bestia_negra @ 15 Dec 2020, 15:13 hat geschrieben:Ich stelle jetzt einfach mal die These in den Raum, dass die Frage "Was ist in einem Zug sinnvoller: Akku oder Wasserstoffantrieb?" NICHT im Bahnsektor entschieden werden wird.
Diese Frage stellt sich gar nicht, da der "Wasserstoffantrieb" ja auch nur ein batterieelektrischer Antrieb ist, der per Wasserstoff-Brennstoffzelle als "Range-Extender" nachgeladen wird. Das könnte man technisch genauso mit einem Dieselgenerator lösen, das würde halt die politischen Ziele ad absurdum führen. ;)

Die Entscheidung rein batterieelektrisch oder zusätzlich Wasserstoff ist alleine Frage welchen Aufwand es braucht, um welche Leistung/Betriebsstunden = Reichweite zu generieren. Das ist der Grund, warum die zusätzliche und damit immer unter'm Strich teurere Energiespeicherung über Wasserstoff in Pkw, Kleintransportern und Stadtbussen vermutlich eine Seltenheit bleiben wird und in einem Lkw, Überlandbus, Regionalzug, Schiff etc. aber kaum zu vermeiden sein wird. Wobei es ja nicht nur Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzellen gibt, es gibt auch welche die arbeiten z.B. mit Methanol und wie gesagt, es muss nicht unbedingt eine Brennstoffzelle sein. Man könnte hinter den Akku auch jegliche Art von Motor/Generator, Solaranlage bauen oder was auch immer im jeweiligen Anwendungsfall unterwegs den Akku nachladen kann. Aber Wasserstoff gilt halt momentan mal wieder als der ganz heiße Sch..ß und wird gefördert.
Hot Doc @ 15 Dec 2020, 21:10 hat geschrieben:Auf dem Papier ist das klar. Am effektivsten ist der batteriebetriebene Zug, knapp dahinter die Elektrifizierung
Der Fehler ist, dass man (typisch Reformbahn) davon ausgeht, dass Bahninfrastruktur nur für kleine Regionalzüge da ist und sich im Güterverkehr überhaupt gar nichts verändern muss oder in einem anderen Universium stattfindet. In der Quelle findet sich der Begriff "Güter" quasi nur im steuerrechtlichen Sinn. Sobald in einem Regionalbahnnetz, das mehr als nur einzelne Fahrten aufweist, auch nur ein einziger Güterzug auftaucht, ist die Elektrifizierung das einzig sinnvolle. Es bringt nichts nur auf die 15 Fahrtenpaare täglich mit ETA oder Brennstoffzellen-VT im Dauerleistungsbereich von 200 kW zu schauen, wenn 1,5 Fahrtenpaare in der 2-MW-Klasse vereinfacht gesagt ein mindestens gleich großer Kuchen sind. Oder bildlich gesprochen wird das Klima sicher nicht geschützt, wenn man isoliert feststellt, dass in Mühldorf je ein iLINT einen 628 ersetzen kann, wenn bei der Class 77 bei einer Fahrt so viel Diesel durchläuft wie bei zwei 628 am ganzen Tag und man für die auch keine Alternativen hat außer einer Stadler EuroDual, die aber ohne Fahrdraht auch weiter Diesel in rauen Mengen verbrennt.

Das gleiche, was für Diesel-Güterzüge gilt, gilt natürlich auch für schwere oder/und schnelle Reisezüge, man denke an den gedachten 612-Nachfolger, bei dem zusätzlich zur Einschätzung der BEG, dass Akku- und Wasserstoff im Allgäu wohl nicht ausreichend Leistung und Reichweite bringen werden, auch noch bedacht werden muss, dass man maximal 16 t Achslast zur Verfügung hat und damit Hybride wohl auch ausscheiden. (Sonst hätte man ja den ECE auch mit sowas fahren können ...) Und ich frage mich, was eigentlich noch übrig bleiben soll, wenn von den danach zu elektrifizierenden Strecken dann noch die abzieht, wo ein oft großer Teil des (sinnvollsten) Laufwegs bereits elektrifiziert ist und Hybride die Flotte unnötig teuer machen würden. Der kleine Rest ist dann so klein, dass als sinnvolles fahrdrahtunabhängiges Fahrzeug, das man wirtschaftlich = in Flottenstärke für Reisezüge beschaffen kann, gerade so noch ein kleiner Akku-Schienenbus auf der technischen Basis von Stadtbussen sein wird, der mit Vmax = 60 km/h Pendelfahrten auf kurzen Lokalbahnstummeln wie Aschau oder Waging durchführen wird. Auch im Güterverkehr wird man auf solchen Strecken allenfalls Einzelwagen zu befördern haben, da reicht dann ein Hybrid-Rangierhobel in den Abmessungen einer besseren Köf III, den man bei vielen Anschlussbahnen eh braucht, wo man z.B. unter Fahrleitung die Wagen nicht laden kann oder andere Gründe dagegen sprechen. NUR da braucht es eigentlich überhaupt im normalen Betrieb fahrleitungsunabhängige Fahrzeuge. ALLES andere ist zu elektrifizieren. Wenn man nicht immer krampfhaft irgendwelche Alibis suchen würde, um eine Elektrifizierung nochmal ein paar Jahre zu vermeiden, wären wir da eh schon weiter.

Der Wasserstoff-, Akku- und auch Hybridzug ist in Deutschland (!) eigentlich nix anderes als die "innermotorischen Maßnahmen" der deutschen Autohersteller bevor dann erwartbar doch kein Weg am Rußfilter (= zusätzliches Bauteil, kostet Geld, bäh!) vorbeiführte.
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Beitrag von Hot Doc »

Rohrbacher @ 16 Dec 2020, 16:44 hat geschrieben: Die Entscheidung rein batterieelektrisch oder zusätzlich Wasserstoff ist alleine Frage welchen Aufwand es braucht, um welche Leistung/Betriebsstunden = Reichweite zu generieren. Das ist der Grund, warum die zusätzliche und damit immer unter'm Strich teurere Energiespeicherung über Wasserstoff in Pkw, Kleintransportern und Stadtbussen vermutlich eine Seltenheit bleiben wird und in einem Lkw, Überlandbus, Regionalzug, Schiff etc. aber kaum zu vermeiden sein wird.
Da bin ich mir nicht so sicher und zumindest für den Regionalzug ist es (siehe ja auch deine weitere Argumentation) in den meisten Anwendungsfällen schlicht falsch.
Schon jetzt sind wir bei den sinkenden Batteriepreisen und gleichzeitig steigenden Energiedichten in einem Bereich, in dem ein Überlandbus oder ein Regionalzug mit Batterie nahezu immer das entsprechende Wasserstofffahrzeug schlägt. Noch mehr, wenn ein Teil der Strecke (und seien es nur wenige Meter im Großstadtbahnhof) schon elektrifiziert ist.
Selbst beim LKW kann man eigentlich inzwischen ausrechnen, wann in etwa der Elektro-LKW seine 4 Stunden + Pause mit Laden + 4 Stunden schafft ohne leer zu werden. Und die nächste Rechnung ist dann, wann das Konkurrenzfähig wird. Spoiler: so lang ists nicht mehr. In den Niederlanden hat mal ein Ministerium ausgerechnet, dass ca. 2028 der Wendepunkt wäre und E-LKW günstiger sind als Diesel-LKW bei 60.000km Laufleistung/a (bei mehr schon früher). Durch Steuer- oder Mautvorteile könnte dieser Punkt noch früher kommen. Ggf. auch durch eine höhere CO2-Steuer - da bin ich mir nicht sicher, inwieweit die eingerechet war. (Zudem würden sich gerade LKW für Wechselakkus geradezu aufdrängen, da man hier eigentlich kein Platzproblem hat.)
Der Fehler ist, dass man (typisch Reformbahn) davon ausgeht, dass Bahninfrastruktur nur für kleine Regionalzüge da ist und sich im Güterverkehr überhaupt gar nichts verändern muss oder in einem anderen Universium stattfindet. In der Quelle findet sich der Begriff "Güter" quasi nur im steuerrechtlichen Sinn. Sobald in einem Regionalbahnnetz, das mehr als nur einzelne Fahrten aufweist, auch nur ein einziger Güterzug auftaucht, ist die Elektrifizierung das einzig sinnvolle. Es bringt nichts nur auf die 15 Fahrtenpaare täglich mit ETA oder Brennstoffzellen-VT im Dauerleistungsbereich von 200 kW zu schauen, wenn 1,5 Fahrtenpaare in der 2-MW-Klasse vereinfacht gesagt ein mindestens gleich großer Kuchen sind.
Da geb ich dir völlig recht. Wenn man einen relevanten nahezu täglichen Güterverkehr auf der Strecke hat, sollte man elektrifizieren. Aber es gibt eben durchaus auch längere Netze, auf denen das nicht der Fall ist oder nur alle zig Wochen mal ein Güterzug-bummelt. Erstens kann man so einen Zug dann tatsächlich mit Wasserstoff statt Diesel betreiben - da macht das vielleicht mehr Sinn - und zweitens muss man halt, bis mal alles was Sinn macht elektrifiziert ist, andere Lösungen finden.
Oder bildlich gesprochen wird das Klima sicher nicht geschützt, wenn man isoliert feststellt, dass in Mühldorf je ein iLINT einen 628 ersetzen kann, wenn bei der Class 77 bei einer Fahrt so viel Diesel durchläuft wie bei zwei 628 am ganzen Tag und man für die auch keine Alternativen hat außer einer Stadler EuroDual, die aber ohne Fahrdraht auch weiter Diesel in rauen Mengen verbrennt.
Ich glaube über die Ecke Mühldorf brauchen wir uns nicht zu streiten. Dass man da Jahrzehnte den Ausbau verpennert hat, ist ja sonnenklar.

Um noch kurz auf das Thema Gewicht einzugehen. Der Batterie-Talent 3 (als 3-teilige Variante) sollte unter den 16t/Achse bleiben. (Zugegeben relativ knapp darunter.)

Gerade für überschaubar lange Stichstrecken oder Verbindungen zwischen 2 Hauptstrecken können sich solche Batteriezüge schon lohnen. Voraussetzung ist, wie du richtig anmerkst, dass es keinen nennenswerten Güterverkehr gibt. Aber da sehe ich so einige. Im optimalen Ladefenster (80% -> 20%) wird für den Talent eine gesicherte Reichweite (also mit Heizung im Winter) von 100km angegeben. Die Ladezeit (20% -> 80%) bei ca. 10 Minuten. Das kann man an den Wendepunkten meist locker einplanen. Unter Draht kann natürlich auch schon während der Fahrt geladen werden, so dass dann eine kürzere Stadtzeit benötigt wird, wenn die letzten paar Meter schon eine Strippe hängt.
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Beitrag von einen_Benutzernamen »

die politischen Ziele
CO2-Steuer
Sind einfach nur blinder Aktionismus um die Leute davon abzulenken die wahren Probleme anzugehen. Dafür nimmt man ein scheinargument her. Ein Unsichtbares Gas das zu einen bruchteil in der Atmosphäre vorkommt und ein unsichtbarer Virus den so gut wie niemand hat sind halt einfacher zu beschuldigen als die wahren Täter zu nennen.
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Beitrag von Iarn »

einen_Benutzernamen @ 16 Dec 2020, 19:25 hat geschrieben: Sind einfach nur blinder Aktionismus um die Leute davon abzulenken die wahren Probleme anzugehen. Dafür nimmt man ein scheinargument her. Ein Unsichtbares Gas das zu einen bruchteil in der Atmosphäre vorkommt und ein unsichtbarer Virus den so gut wie niemand hat sind halt einfacher zu beschuldigen als die wahren Täter zu nennen.
Stimmt die waren Probleme sind "Leute" wie Du.
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Beitrag von Hot Doc »

Du musst es aber auch immer und immer wieder wiederholen, damit du selber noch dran glaubst und auch auf keinen Fall in die Versuchung kommst, dein Geschwurbel irgendwie zu hinterfragen?!!!

Nur ein kleiner Vollpfosten. Nichts spezielles. Einfach ignorieren.
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Beitrag von Rohrbacher »

Hot Doc @ 16 Dec 2020, 18:23 hat geschrieben:Schon jetzt sind wir bei den sinkenden Batteriepreisen und gleichzeitig steigenden Energiedichten in einem Bereich, in dem ein Überlandbus oder ein Regionalzug mit Batterie nahezu immer das entsprechende Wasserstofffahrzeug schlägt.
Dann bist du wo anders als ich, denn ich kenne z.B. bisher keinen einzigen elektrischen Überlandbus. Jetzt nehmen wir mal als Beispiel einen gedachten Stundentakt Freising - Pfaffenhofen mit 35 km einfacher Strecke. Das sind mit zwei Umläufen 525 km pro Bus am Tag mit häufig 80 km/h (Luftwiderstand!) auf der Landstraße, ggf. noch einem Fahrradanhänger und das ganze in nicht ganz ebener Landschaft. Das ist schon deutlich mehr Energiebedarf als bei 50 km/h im Stadtverkehr mit viel Rekuperation. Jedenfalls hab ich noch keinen E-Bus für entsprechend mindestens 600 km Normreichweite auf der Landstraße gesehen. Und das ist auch der gleiche Grund, warum der iLINT eben die Brennstoffzellen hat, sonst wären die rund 1.000 km pro Betriebstag, die ein Regionalzug können muss, einfach nicht drin. Im Taktverkehr gibt's auch keine Ladepausen, sondern Kurzwenden.

Auch bei den Lkw sind alle bisherigen Prototypen (!) nicht wirklich für die Fernstrecke geeignet, sondern lediglich für den Zubringerverkehr ein paar Gewichtsklassen oberhalb des Streetscooters. Übrigens fährt auch ein Zustell-Lkw im recht eisenbahnlosen und nicht örtlich konzessionierten Stückgutverkehr am Tag bis zu 500 km und hat nicht die Zeit untertags den Akku zu laden. Die ganzen Bordsteinkanten an denen Waschmaschinen oder Einzelpaletten entladen werden, wird man schwer flächendeckend mit Lkw-tauglichen Schnellladesäulen ausrüsten können. Da tut sich freilich ein Schienenfahrzeug, das zwischendrin eine 15-kV-Leitung anzapfen kann, vom Gefühl her dann schon wieder leichter.
Hot Doc @ 16 Dec 2020, 18:23 hat geschrieben:Der Batterie-Talent 3 (als 3-teilige Variante) sollte unter den 16t/Achse bleiben. (Zugegeben relativ knapp darunter.)
Ist da das Gewicht der Neigetechnik (an die Mechanik für den Stromabnehmer im Fahrdrahtmodus denken) und einer fernverkehrsartigen Ausstattung schon drin? ;) Die "angestrebten" 100 km Batterie-Reichweite sind zudem relativ knapp und sicher nicht realistisch, um im bogenschnellen Betrieb die Allgäuer Berge rauf- und runterzufahren, entsprechend skeptisch ist die BEG in der Sache. Und wie lang halten die Akkus bei 15-20 Ladezyklen am Tag? Man kann natürlich z.B. Nickel-Eisen-Akkus o.ä. nehmen, die 1.000 Mal so viele Zyklen abkönnen, aber deutlich weniger Energiedichte haben als Lithium-Ionen-Akkus und schwerer sind.
Hot Doc @ 16 Dec 2020, 18:23 hat geschrieben:Aber es gibt eben durchaus auch längere Netze, auf denen das nicht der Fall ist oder nur alle zig Wochen mal ein Güterzug-bummelt.
Nimmt man die Verkehrswende ernst und verlegt tatsächlich vor allem auch Güter auf die Schiene, dann nicht. Wenn Dieselloks keine Option sein soll bzw. so selten werden, dass sich der Dieselunterhalt unter'm Strich nicht mehr lohnt (wie bei der Dampflok einst unterschreitet man irgendwann die kritische Masse), dann "muss" ab dem ersten Güterzug elektrifiziert werden. Auch im Personenverkehr wird die Zahl der Hersteller für VT ja immer geringer. Nach der derzeitigen Bestellflut könnte es sein, dass nach dem Auslaufen des LINT vielleicht auf für den schon kein Nachfolger mehr kommt. Beim 612 wird es ja sehr spannend.
Hot Doc @ 16 Dec 2020, 18:23 hat geschrieben:Gerade für überschaubar lange Stichstrecken oder Verbindungen zwischen 2 Hauptstrecken können sich solche Batteriezüge schon lohnen. Voraussetzung ist, wie du richtig anmerkst, dass es keinen nennenswerten Güterverkehr gibt. Aber da sehe ich so einige. Im optimalen Ladefenster (80% -> 20%) wird für den Talent eine gesicherte Reichweite (also mit Heizung im Winter) von 100km angegeben. Die Ladezeit (20% -> 80%) bei ca. 10 Minuten. Das kann man an den Wendepunkten meist locker einplanen. Unter Draht kann natürlich auch schon während der Fahrt geladen werden, so dass dann eine kürzere Stadtzeit benötigt wird, wenn die letzten paar Meter schon eine Strippe hängt.
Das ist allerdings ein Hybridzug! Zwei Antriebe sind gerade im gering frequentierten Verkehr oder wenn der fahrdrahtlose Bereich sehr kurz und die Flotte groß schon ein bisschen teuer. Beispielsweise macht es keinen Sinn im Regensburger Stern dutzende Triebwagen mit zusätzlichem Akkuantrieb auszurüsten, nur weil man von Plattling bis Eichstätt Stadt 5 km ohne Fahrdraht hat. Ebenso andersrum, wenn man z.B. auf der Gäubodenbahn zwischen Landshut und Bogen relativ wenig Fahrdraht hat und für eine kleinere Zahl an Reisenden in einem relativ kleinen Zug das komplette Aufgebot mit Fahrdraht, Trafo etc. zusätzlich zu den Akkus mitführt. 16 t Achslast, wir hatten auf der Strecke früher welche mit unter 10 t. Energetisch und auch ökonmoisch ist diese ewige Gewichtszunahme nicht so wirklich optimal. Und wie gesagt, ab dem ersten Güterzug "braucht" es, wenn man die Verkehrswende fertig denkt, eh den Fahrdraht.

Denkt man das alles durch, bleibt's dabei, fahrleitungslosen Betrieb ist dann allerhöchstens noch für Anschlussverkehr mit einteiligen Leichttriebwagen (mit denkbarem lokführerlosem Einzug-Betrieb) auf wohl dauerhaft güterzuglosen Strecken wie Aschau oder Waging.
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Rohrbacher @ 16 Dec 2020, 23:19 hat geschrieben: Dann bist du wo anders als ich, denn ich kenne z.B. bisher keinen einzigen elektrischen Überlandbus. Jetzt nehmen wir mal als Beispiel einen gedachten Stundentakt Freising - Pfaffenhofen mit 35 km einfacher Strecke. Das sind mit zwei Umläufen 525 km pro Bus am Tag mit häufig 80 km/h (Luftwiderstand!) auf der Landstraße, ggf. noch einem Fahrradanhänger und das ganze in nicht ganz ebener Landschaft. Das ist schon deutlich mehr Energiebedarf als bei 50 km/h im Stadtverkehr mit viel Rekuperation. Jedenfalls hab ich noch keinen E-Bus für entsprechend mindestens 600 km Normreichweite auf der Landstraße gesehen. Und das ist auch der gleiche Grund, warum der iLINT eben die Brennstoffzellen hat, sonst wären die rund 1.000 km pro Betriebstag, die ein Regionalzug können muss, einfach nicht drin. Im Taktverkehr gibt's auch keine Ladepausen, sondern Kurzwenden.
Die MVG sucht für die Ebusco und momentan zwei Mercedes Umläufe mit höchstens 200 Kilometern, und jetzt wo es wieder kälter wurde fuhr dann doch oft etwas aus dem Hause MAN...
Mehr als 200 Kilometer geht derzeit nicht zuverlässig, im Stadtverkehr.
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Rohrbacher @ 16 Dec 2020, 23:19 hat geschrieben: Dann bist du wo anders als ich, denn ich kenne z.B. bisher keinen einzigen elektrischen Überlandbus.
Wie wäre es damit: Wiki: BYD C9 Eingesetzt wurde er auch schon in Deutschland zwischen Frankfurt Flughafen und Mannheim. (Zugegeben mit nicht so rühmlichen Ende, da die Batterieladung ständig Zicken gemacht hat und man dann das Projekt eingestellt hat.)
Jedenfalls hab ich noch keinen E-Bus für entsprechend mindestens 600 km Normreichweite auf der Landstraße gesehen. Und das ist auch der gleiche Grund, warum der iLINT eben die Brennstoffzellen hat, sonst wären die rund 1.000 km pro Betriebstag, die ein Regionalzug können muss, einfach nicht drin. Im Taktverkehr gibt's auch keine Ladepausen, sondern Kurzwenden.
Ich hab auch nicht gesagt, dass es den einfach von der Stange gibt. Und ja, natürlich wirst du die Buslinie und wahrscheinlich auch die Regionalzuglinie finden, die immer pünktlich eine Kurzwende nach der anderen macht und dann musst du dir halt nen Wasserstoffbus kaufen. In der Regel reichen halt schon einige Minuten pro Wende wenn man genug Power an den Anschluss bekommt, um den Tag über durchzukommen. Und es gibt dafür ja auch genügend Systeme, die auch schon erfolgreich im Einsatz sind.
(Stromabnehmer, Ladekräne, Induktion...)
Wie schon geschrieben, ein Akku-Zug unter Draht braucht für 100km ca. 10 Minuten Ladezeit (bei Schnellladung).
Auch bei den Lkw sind alle bisherigen Prototypen (!) nicht wirklich für die Fernstrecke geeignet, sondern lediglich für den Zubringerverkehr ein paar Gewichtsklassen oberhalb des Streetscooters.
Tatsächlich wagt sich noch kaum jemand an die LKWs ran. Das liegt aber eher an der unsicheren Ladeinfrasturktur. Während die von dir genannten LKW meistens am Abend immer im selben Hof parken und dort aufgeladen werden können, ist dam beim Fernverkehr nicht der Fall. Rechnerisch ist das ja ziemlich einfach: Die maximale Lenkzeit sind 4,5h am Stück. Der LKW darf 80km/h fahren, also braucht man 360km gesicherte Reichweite plus eine gewisse Sicherheit. Dann muss man genug Leistung abrufen können, dass man in 45 Minuten das wieder zu 80% auffüllt. (Die zweite Lenkzeit darf nur noch 4h dauern, wenn ich recht informiert bin.)
Das Problem hier ist nicht der LKW oder die Batterien, sondern dass es einfach zu wenige Ladestationen mit einer solchen Leistung gibt.
Für den Zug oder Busverkehr ist das aber nicht relevant, da man hier ja die Ladestationen speziell für diese Linie einrichten würde. (Genau so wie man eine Wasserstofftankstelle einrichten müsste.)
Die "angestrebten" 100 km Batterie-Reichweite sind zudem relativ knapp und sicher nicht realistisch, um im bogenschnellen Betrieb die Allgäuer Berge rauf- und runterzufahren, entsprechend skeptisch ist die BEG in der Sache.
Spezialfall! Hab ich ja geschrieben, dass das dann durchaus sinnvoll sein kann. Nebenbei meine ich nicht, dass die Berge für den Akkubetrieb so ein Problem sind. Im Gegenteil. Solange der für bergauf reicht, muss man "oben" wahrscheinlich gar nicht so viel nachladen, um den Weg zurück sicher antreten zu können.
Und wie lang halten die Akkus bei 15-20 Ladezyklen am Tag? Man kann natürlich z.B. Nickel-Eisen-Akkus o.ä. nehmen, die 1.000 Mal so viele Zyklen abkönnen, aber deutlich weniger Energiedichte haben als Lithium-Ionen-Akkus und schwerer sind.
Länger als eine Brennstoffzelle. Ist auch in der verlinkten Studie zu finden. Akkutausch und Brennstoffzellentausch wurde mit in die Berechnung aufgenommen.
Wenn Dieselloks keine Option sein soll bzw. so selten werden, dass sich der Dieselunterhalt unter'm Strich nicht mehr lohnt (wie bei der Dampflok einst unterschreitet man irgendwann die kritische Masse), dann "muss" ab dem ersten Güterzug elektrifiziert werden.
Ganz am "Ende" gebe ich dir da Recht. Aber von welchem Jahr reden wir hier? Ich kann damit leben, wenn noch ein paar Jahre alle 2 Wochen eine Diesllok auf den (ich glaube nicht mehr genutzten) Anschluss in Miesbach(?) tuckert und den Kram nach München Nord schleppt. Womit ich schwerer leben kann, ist dass man niegelnagelneue Dieseltriebwagen für die gesamte BOB kauft, obwohl von vornherein klar ist, dass die den gesetzten Klimazielen entgegenstehen und eben auch noch 15-30 Jahre hier (oder wo anders) fahren werden. Und obwohl klar ist, dass das in keiner Rechnung die lohende Alternative ist. (Außer für den Betreiber ganz alleine im Ausschreibungszeitraum. Da ist es wahrscheinlich die logische Wahl.)
Das ist allerdings ein Hybridzug! Zwei Antriebe sind gerade im gering frequentierten Verkehr oder wenn der fahrdrahtlose Bereich sehr kurz und die Flotte groß schon ein bisschen teuer.
Eigentlich nicht. Die Antriebsenergie kommt weiter aus dem Akku. Der wird nur parallel über die Oberleitung geladen. (Ob das jetzt physikalisch so haltbar ist, darüber läßt sich sicher streiten.) Irgendeinen Trafo wirst du zum Laden sowieso im Zug brauchen. Egal, ob du von der Oberleitung oder mit der Haushaltssteckdose lädst.
Beispielsweise macht es keinen Sinn im Regensburger Stern dutzende Triebwagen mit zusätzlichem Akkuantrieb auszurüsten, nur weil man von Plattling bis Eichstätt Stadt 5 km ohne Fahrdraht hat.
Da geb ich dir Recht. 5km Draht sollte man mal eben irgendwo finden. Bei grob geschätzt 150km fürs Oberlandnetz schaut das vielleicht schon anders aus.
Denkt man das alles durch, bleibt's dabei, fahrleitungslosen Betrieb ist dann allerhöchstens noch für Anschlussverkehr mit einteiligen Leichttriebwagen (mit denkbarem lokführerlosem Einzug-Betrieb) auf wohl dauerhaft güterzuglosen Strecken wie Aschau oder Waging.
Dem Fazit schließ ich mich nur halb an: Dauerhaft nur auf güterzuglosen Strecken. Da bin ich dabei.
Bei einem Stundentakt oder weniger UND ohne Güterverkehr lohnt sich schon heute die Batterietechnik VOR der Stromleitung. Und das Verhältnis wird mit jedem Jahr und jeder Batteriegeneration besser.
O.g. Ausnahmen wie extrem kurze nicht elektrifizierte Abschnitte oder extreme Streckenbedingungen bestätigen die Regel.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Auch wenn ich mich jetzt nicht auf einteilige Leichtriebwagen als Grenze festlegen möchte, bin ich zu 99% Rohrbachers Meinung.

Ich sehe es kritische ein, zwei theoretische Studien als Grundlage herzunehmen für Thesen, wie das bei Stundentakt Batteriezüge schon heute vor der Stromleitung liegen. In der Theorie geht vieles, was in der Praxis dann doch zäher geht. In der Theorie fliegt die A400M und die Hummeln nicht, in der Praxis ist es anders herum. Theorien müssen auch validiert werden und da fehlt es bei der Batterietechnik an Datengrundlage was den Langzeiteinsatz angeht. Klar gibt es HALT (Highly Accelerated Life Test), aber am Ende sind bei neuen Technologien die Life Clye Kosten oft wesentlich höher als prognostiziert. Und da spreche ich aus eigener Erfahrung mit Life Cyle Cost Berechnungen von Großprojekten.
Ein anderer Effekt der mit rein spielt, aber oft unzureichend gewürdigt wird sind Skalen- und operative Effekte. Wenn ein Betriebswerk 7 elektrifizierte und eine unelektrifizierte versorgen muss, dann kann es bei der Fahrzeugwartung zu Vorteilen bei der Versorgung eines einheitlichen Fuhrparks kommen, dass sich selbst die Elektrifizierung einer Strecke lohnt, die sich unter anderen Umständen nie im Leben lohnen würde.
Der nächste ist eine operative Flexibilität. Umleitungsmöglichkeiten etc gegen selten in solche Kostenrechnungen ein, sind aber sehr wichtig. Wenn es in Memmingen ein Problem gibt, dann ist man über eine Oberleitung auf der Srrecke über Kempten dankbar etc. Dazu kommt und das ist bei geeigneter Betrachtung auch finanziell gut abzubilden die Tatsache, dass ich Betriebsreserven bei einem prinzipiell austauschbaren Fuhrpark ganz anders dimensionieren kann als wenn ich an einem Standort eine Wasserstoff, eine Batterie, eine Oberleitungs und eine Dieselstrecke angebunden habe und für alles getrennte Reserven aufrecht erhalten muss.
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Beitrag von Rohrbacher »

Hot Doc @ 17 Dec 2020, 12:51 hat geschrieben:Wie wäre es damit: Wiki: BYD C9 Eingesetzt wurde er auch schon in Deutschland zwischen Frankfurt Flughafen und Mannheim. (Zugegeben mit nicht so rühmlichen Ende, da die Batterieladung ständig Zicken gemacht hat und man dann das Projekt eingestellt hat.)
Das ist nominell ein Reisebus, kein Überlandbus, heute sagt man Regionalbus. Und auf der Autobahn rumfahren ist energetisch gesehen langweilig und wie du sagst, schon das hat nicht so recht geklappt. Mit etwa 320 km ohne Aufladen, selbst wenn das auch im Landstraßenverkehr wirklich zuverlässig und mit Haltestellen möglich wäre (was nicht so ist), ist der Bus trotzdem auch unter Optimalbedingungen mittags leer. Im Gegensatz zu einem Fahrzeug im Charterverkehr, fährt ein Bus im Taktlinienverkehr den ganzen Tag durch, schau dir die Fahrpläne an, die der MVV beispielsweise baut. Man will ja Fahrzeuge sparen. Statt einen Bus für 300.000 Euro, der den ganzen Tag fährt, je einen für vormittags und einen für nachmittags für zusammen 900.000 Euro ist auch mit Ökostrom weder nachhaltig noch wirtschaftlich. ;)
Hot Doc @ 17 Dec 2020, 12:51 hat geschrieben:Wie schon geschrieben, ein Akku-Zug unter Draht braucht für 100km ca. 10 Minuten Ladezeit (bei Schnellladung).
Niemand hat behauptet, dass das nicht geht. Nur dass man diesen Hybridbumms beispielsweise in keinen 612-Nachfolger reinbringen wird und 100 km in einigen Regionen auch bei weitem nicht reichen. Dann haben wir aus dem Grund das Allgäu irgendwann doch bis auf die Außerfernbahn und vielleicht den Zwickel nach Füssen vollelektrifiziert. Dann sind wir beim nächsten Punkt: In so einem Netz wird es nicht wirtschaftlich sein, dutzende Züge mit langen Zugläufen wegen dieses Zwickels zusätzlich mit Akkus auszurüsten, da wird ist der Fahrdraht schnell auch ohne Güterverkehr wirtschaftlicher. So kommt irgendwann eins zum anderen und dann sind (teilweise) fahrdrahtunabhänige Fahrzeuge einfach nur noch Schmarrn, auch wenn sie selbstverständlich funktionieren würden. Aber das tut eine Diesellok unter Oberleitung beispielsweise auch.
Hot Doc @ 17 Dec 2020, 12:51 hat geschrieben:Das liegt aber eher an der unsicheren Ladeinfrasturktur.
Nein, an der Leistungsfähigkeit. Wenn's schon bei einem Reisebus nicht klappt ...
Hot Doc @ 17 Dec 2020, 12:51 hat geschrieben:Die maximale Lenkzeit sind 4,5h am Stück. Der LKW darf 80km/h fahren, also braucht man 360km gesicherte Reichweite plus eine gewisse Sicherheit.
So kannst du bei einem zu besseren Praxistauglichkeit völlig überzüchteten E-Pkw wie einem Tesla rechnen, der auch beladen im Verhältnis nicht so viel mehr wiegt und in der Praxis nicht ansatzweise an der Vollastgrenze rumfährt, aber nicht bei einem Lkw, dessen Energieverbrauch je nach Streckenprofil und Beladungszustand erheblich um das mehrfache des Eigengewichts des Zugfahrzeugs abweichen kann. Du lädst ja nicht km, sondern kWh. Schon im Dieselbetrieb spricht man bei der Eisenbahn deshalb eigentlich nicht vom Verbrauch in l/km, sondern gibst eher den spezifischen Verbrauch in g/kWh als Vergleichswert an. Wenn an der 218 nix dranhängt, fährt die mit ein paar Kanistern Diesel erstaunlich weit, unter Last bewegt sie sich mit der gleichen Menge Sprit u.U. aber kaum vom Fleck. Das ist elektrisch selbstverständlich genauso bzw. wegen des höheren Wirkungsgrads sogar noch viel ausgeprägter.
Hot Doc @ 17 Dec 2020, 12:51 hat geschrieben:Aber von welchem Jahr reden wir hier?
Von keinem konkreten. Wir reden hier über eine Entwicklung, deren Geschwindigkeit davon bestimmt wird wie schnell und viel investiert wird und natürlich durch politischen oder marktbasierenden Murks natürlich auch jederzeit übersteuert werden kann.
Hot Doc @ 17 Dec 2020, 12:51 hat geschrieben:Eigentlich nicht. Die Antriebsenergie kommt weiter aus dem Akku. Der wird nur parallel über die Oberleitung geladen.
Wenn du keine 15 kV mit 16,7 Hz direkt und ungeregelt in den Akku jagen kannst, brauchst du neben einem Stromabnehmer auch einen Trafo und ein bisschen Regelungstechnik für diesen Vorgang und damit das gleiche als würdest du den umgeformten und modifizierten Fahrleitungsstrom direkt in die Fahrmotoren und Nebenverbraucher abgeben. Entsprechend ist der Talent-Hybrid, der aus der Oberleitung laden kann auch fähig, direkt damit zu fahren. Das ist ja im Grunde auch nur ein Lastmile-Akku. Die volle Leistung hat er garaniert nicht. Für nur eine Stunde volle Leistung müsste der Akku etwa 2,5 MWh haben. B-)
Hot Doc @ 17 Dec 2020, 12:51 hat geschrieben:Bei grob geschätzt 150km fürs Oberlandnetz schaut das vielleicht schon anders aus.
Auch da wären jetzt schon grobe 50% der Zugkilometer elektrifiziert. Nimmt man die Mangfallstrecke als vierten Ast dazu, ist es deutlich mehr. Und das Oberlandnetz kommt sowieso schon ohne auch nur einen Verkehrswende-Güterzug dort zu vermuten über den dichten Takt. Wer Altomünster und Wasserburg elektrifiziert, hat im Oberland keine Ausreden mehr, auch wenn es als Linienbündel immer so unangenehm viel ausschaut. Elektrifiziert man also alle Strecken mit geplantem Halbstundentakt entsprechend der Regel "Fahrdraht bei mehr als Stundentakt und/oder mehr als 628-Größe" bliebe nur Schliersee - Bayrischzell übrig. Und da greift dann wieder die Flottenregel, dass es keinen Sinn macht dutzende Fahrzeuge wegen dem Zwickel mit Akkus auszurüsten. Wie gesagt, geht man einfach mal das ganze Netz durch, kommt da eins zum anderen und dann komm ich als mittelfristigem Ziel und bester Wirtschaftlichkeit bei einer Vollelektrifizierung raus außer für Nebenbahnen

- ohne Güterverkehr,
- mit nur kleinen Fahrzeugen,
- geringer Geschwindigkeit,
- keine oder nur kurze Überschneidungen mit dem E-Netz,
- eher nur Stundentakt und
- dabei nicht mehr als 300 km Umlaufkilometer pro Tag.

Denn für mehr braucht's mindestens wieder den Wasserstoff und der Aufwand rentiert sich kaum, wenn man viel mehr Energie mit weniger Verlusten eigentlich einfach per Leitung ins Fahrzeug bringen kann und das Wasserstoff-Fahrzeug wegen der Seltenheit dieses Falls dann wieder Kleinserienkosten verursachen würde. Mir fällt auch gar keine Strecke ein, wo ich Güterverkehr eher ausschließen würde und gleichzeitig die Kriterien für den E-Betrieb nicht erreicht sehe. Vielleicht Günzburg - Mindelheim. Aber auch die wäre über Durchläufe oder die Flottenregel wieder dabei, wenn sie vollwertiger Teil der Ulmer S-Bahn wäre. Auch wenn die Strecke sicherlich eher am Schluss elektrifiziert wird. Zum Thema Güterzüge und Elektrifizierung sei auf die Strecke Rosenheim - Rohrdorf verwiesen, wo man wunderbar sieht, wie sich das "ab dem ersten Zug" zu rentieren scheint und zum Thema "kritische Masse" bzw. "Flotte" kann die Schweiz als Beispiel dienen.
andreas
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Beitrag von andreas »

könnte man eigentlich Akkubusse mit einer Straßenbahnoberleitung laden?
mapic
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Beitrag von mapic »

andreas @ 17 Dec 2020, 17:39 hat geschrieben:könnte man eigentlich Akkubusse mit einer Straßenbahnoberleitung laden?
Das würde nur im Stillstand gehen, wenn man zusätzlich noch ein Kabel als Rückleiter anschließt. Aber dann kann man auch gleich ganz übers Kabel laden.
Die Straßenbahn Oberleitung ist ja nur einpolig. Als Rückleiter dient die Schiene. Letztere fehlt dem Bus aber natürlich. Aus dem Grund bestehen O-Bus Oberleitungen auch im Gegensatz zur Straßenbahn aus zwei Drähten.
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Beitrag von Hot Doc »

Rohrbacher @ 17 Dec 2020, 16:28 hat geschrieben: Das ist nominell ein Reisebus, kein Überlandbus, heute sagt man Regionalbus. Und auf der Autobahn rumfahren ist energetisch gesehen langweilig und wie du sagst, schon das hat nicht so recht geklappt.
Der Bus hat auf der 75km langen Strecke irgendwie 115km pro Richtung verbfahren. Ich geh mal davon aus, dass der durchaus noch ein paar Zwischenhalte hatte mit entsprechenden Landstraßen- und Stadtverkehranteil (z.B. für den Stopp in Heidelberg). Für einen E-Motor ist die Autobahn energetisch das anspruchsvollste. Eine ständige relativ hohe Lastabfrage resultiert in viel Wärmeentwicklung und dadurch viel Kühl- und Regulierungsbedarf. Warum denkst du, dass die meisten E-Autos deutlich gedrosselt sind oder wenn dann die Vmax nur kurz ausfahren können?
Und geklappt hat es wegen technischen Problemen nicht, bei Paris betreibt Flixbus seit Jahren einen E-Bus ohne wesentliche Probleme auf einer 130km langen Strecke. Ist halt ein anderer Hersteller.
Mit etwa 320 km ohne Aufladen, selbst wenn das auch im Landstraßenverkehr wirklich zuverlässig und mit Haltestellen möglich wäre (was nicht so ist), ist der Bus trotzdem auch unter Optimalbedingungen mittags leer.
Ich diskutier ja gerne mit dir, aber einen gewissen Rest Realismus sollte schon noch vorhanden sein. Du hast von 525km pro Tag gesprochen. Wenn der Bus jetzt 320km schafft, dann kann er nicht mittags leer sein, wenn er sogar noch aufladen kann. Und warum ein zuverlässiges Nachladen an bestimmten Haltestellen nicht möglich sein soll, möchte ich bitte auch erklärt haben. Einige Städte machen das recht realistisch vor, wie das geht. (Ich hoffe, das sind nicht alles Attrappen?!)
Warum das jetzt an einer Haltestelle in Wien oder Genf funktionieren soll, aber in Rohrbach nicht, kannst du mir vielleicht erklären?!?
ABB hat ein System entwickelt bei dem schon wenige Sekunden pro Haltestelle und nur 3-4 Minunten an den Endhaltestellen reichen um die Batterien zu laden. Nantes hat das System bestellt und wird nur bei 13 von 50 Stationen eine Ladestation einbauen. Sollte dann ungefähr einem Überlandbus entsprechen, was den Ladeabstand angeht.
Niemand hat behauptet, dass das nicht geht. Nur dass man diesen Hybridbumms beispielsweise in keinen 612-Nachfolger reinbringen wird und 100 km in einigen Regionen auch bei weitem nicht reichen.
Ich hab auch nicht behauptet, dass Batterien für jedes Problem die Lösung sind. Und klar brauchen Techniken die für sich schon ein Quell von Problemen sind, wie die Neigetechnik, nicht einfach nur ein Augenzwinkern und schon fährt sich das mit Akkus. Das ist aber auch nicht das wesentliche Einsatzgebiet. Die 612er sind entwickelt worden, um längere Regionalstrecken von der Fahrzeit her interessant zu machen. Hier ist der Weg zur Elektrifizierung der einzig richtige.
Nein, an der Leistungsfähigkeit. Wenn's schon bei einem Reisebus nicht klappt ...
Die Leistungsfähigkeit war und ist nicht das Problem. Entschuldogung, aber das ist schlicht nicht korrekt. Es ist (noch) eine Preisfrage und eine Frage der Ladeinfrastruktur.
So kannst du bei einem zu besseren Praxistauglichkeit völlig überzüchteten E-Pkw wie einem Tesla rechnen, der auch beladen im Verhältnis nicht so viel mehr wiegt und in der Praxis nicht ansatzweise an der Vollastgrenze rumfährt, aber nicht bei einem Lkw, dessen Energieverbrauch je nach Streckenprofil und Beladungszustand erheblich um das mehrfache des Eigengewichts des Zugfahrzeugs abweichen kann.
Ach ja....klar gilt so eine Angabe im mit Vollbeladung, alles andere macht überhaupt keinen Sinn. Und den Berg in Europa zeigst du mir mal, den du 360km lang bergauf fahren kannst. Das sollte sich über die Strecke dann doch sehr ausmitteln. Da ist Gegenwing wahrscheinlich das größere Problem.
Ja, das erfordert u.U. ein bisschen Fahrtenplanung, dass du mit halbleerem Akku nich unten am Brenner stehst. Weil das bringt dir dann nichts, wenn du zwar in Bozen rechnerisch noch ein paar kWh im Akku hättest, die Rechnung am Brenner oben aber ins Minuns rutscht bevor du bergab wieder rekuperierst. Aber das ist mir heutiger Navitechnik absolut kein Problem.
Von keinem konkreten. Wir reden hier über eine Entwicklung, deren Geschwindigkeit davon bestimmt wird wie schnell und viel investiert wird und natürlich durch politischen oder marktbasierenden Murks natürlich auch jederzeit übersteuert werden kann.
Gut. Es ist aber für diese Diskussion sehr relevant, wann das der Fall sein wird! Wenn ich davon ausgehe, dass eine Elektrifizierung noch 30 Jahre dauern wird, dann brauche ich JETZT passende Fahrzeuge, die noch diese Zeit halten und dabei effizient und gleichzeitig umweltfreundlich sind. Wenn sie nur noch 15 Jahre dauert, dann wird das spannend. Fahr ich die Zeit noch mitm Diesel rum und was mach ich danach mit den Zügen? Wenn du denkst das klappt in den nächsten 5 Jahren, dann darfst du eigentlich überhaupt keine neuen Züge kaufen, bis die Strippe hängt.
Ich gehe (leider) für die allermeisten Strecken eher von den 30 Jahren aus. Zumindest werden wir dann noch immer Strecken haben die keinen Draht haben und auf denen trotzdem noch relevante Zug-km gefahren werden. Deshalb bin ich sehr dafür keine Dieseltriebzüge mehr zu kaufen, wo immer das technisch umsetzbar ist. Kosteneffizienter ist dann sehr eindeutig der Akku vor dem Wasserstoffzug.
Nicht mehr und nicht weniger möchte ich ausdrücken.
Wenn du keine 15 kV mit 16,7 Hz direkt und ungeregelt in den Akku jagen kannst, brauchst du neben einem Stromabnehmer auch einen Trafo und ein bisschen Regelungstechnik für diesen Vorgang und damit das gleiche als würdest du den umgeformten und modifizierten Fahrleitungsstrom direkt in die Fahrmotoren und Nebenverbraucher abgeben.
Korrekt. Aber wie möchtest du gerne Laden? Du schreibst die ganze Zeit, was aus deiner Sicht aus irgendeinem Grund nicht geht. Abgesehen davon, dass ich das meiste für vorgeschoben oder zumindest lösbar halte, höre ich keinen einzigen praktischen Vorschlag wie es gehen könnte.
Sorry, aber 40% des Schienennetzes elektrifiziert sich halt nicht in 3 Jahren von selbst.
Entsprechend ist der Talent-Hybrid, der aus der Oberleitung laden kann auch fähig, direkt damit zu fahren. Das ist ja im Grunde auch nur ein Lastmile-Akku. Die volle Leistung hat er garaniert nicht. Für nur eine Stunde volle Leistung müsste der Akku etwa 2,5 MWh haben. B-)
Was ist denn das bitte für eine Berechnung? Welcher Triebwagen fährt denn eine Stunde unter Vollast?
Auch da wären jetzt schon grobe 50% der Zugkilometer elektrifiziert.
Wenn ich recht informiert bin die rund 35km nach Holzkirchen und dann??? Kommt ein deutlich längerer Teil ohne Fahrdraht. Vor allem halt auf 3 verschiedenen Strecken.
Wie gesagt, geht man einfach mal das ganze Netz durch, kommt da eins zum anderen und dann komm ich als mittelfristigem Ziel und bester Wirtschaftlichkeit bei einer Vollelektrifizierung raus außer für Nebenbahnen
Mittelfristig. Genau. Wann ist dieses mittelfristig???

Um ein bisschen Fakten in die Diskussion zu bekommen:
Ich beziehe mich bei den folgenden Aussagen auf dieses Dokument.
Sehr schön zu sehen auf Seite 33 ist, dass es von den rund 1000 Nahverkehrslinien in Deutschland werden fast die Hälfte mit Dieseltriebwagen oder Zügen befahren. Rund 400 haben eine Streckenlänge von 100km oder weniger und bei den darüber gibt es noch einige, deren Streckenlänge ohne Draht unter den 100km liegt. Ich zähle aber nur wenige, bei denen die berühmten 5km fehlen. Meistens ist zumindest die halbe Strecke ohne Strom. Das ist kein Nieschenprodukt mehr oder eine Speziallösung. Hier werden wir, selbst wenn wir mit viel Schwung an die Elektrifizierung gehen, noch Jahrzehnte brauchen um fertig zu werden.

Wenn wir 2050 feststellen, dass wir auch noch die kleine Nebenbahn ohne Güterverkehr elektrifizieren müssen, dann soll mir das recht sein. Wenn wir feststellen, dass das mit dem Akku immer noch für einige Fälle eine gute Idee ist, auch.
Aber bis dahin so zu tun, als gäbe es Elektrifizierung oder nix, ist aus meiner Sicht nahe an einer Realitätsverweigerung.
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Beitrag von mapic »

Hot Doc @ 17 Dec 2020, 18:56 hat geschrieben:Wenn ich recht informiert bin die rund 35km nach Holzkirchen und dann??? Kommt ein deutlich längerer Teil ohne Fahrdraht. Vor allem halt auf 3 verschiedenen Strecken.
Wenn man tatsächlich die Zugkilometer betrachtet, dann hast du Recht. Aber die sind eigentlich irrelevant. Für die hier diskutierte Frage sind die Fahrzeugkilometer entscheidend. Abgesehen von ein bissl besserem Luftwiderstand ist es den drei Fahrzeugen, die in München losfahren nämlich vom Energieverbrauch her egal, ob sie das gekuppelt machen oder getrennt als drei seperate Züge.
Auf die 35 km nach Holzkirchen folgen dann nochmal 30 km bis Lenggries, 23 km bis Tegernsee und 40 km nach Bayrischzell. Es dürfte also schon ungefähr hinkommen, dass die Fahrzeuge im Oberlandnetz zu 50% unter Fahrdraht unterwegs sind. Es ist ja nicht so, dass die in Holzkirchen immer alle umdrehen würden und erst alle drei Äste befahren müssen, bevor sie wieder mal nach München kommen.
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Beitrag von andreas »

mapic @ 17 Dec 2020, 17:41 hat geschrieben: Das würde nur im Stillstand gehen, wenn man zusätzlich noch ein Kabel als Rückleiter anschließt. Aber dann kann man auch gleich ganz übers Kabel laden.
Die Straßenbahn Oberleitung ist ja nur einpolig. Als Rückleiter dient die Schiene. Letztere fehlt dem Bus aber natürlich. Aus dem Grund bestehen O-Bus Oberleitungen auch im Gegensatz zur Straßenbahn aus zwei Drähten.
vielen Dank für die Antwort :)
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Beitrag von Hot Doc »

mapic @ 17 Dec 2020, 19:15 hat geschrieben: Wenn man tatsächlich die Zugkilometer betrachtet, dann hast du Recht. Aber die sind eigentlich irrelevant. Für die hier diskutierte Frage sind die Fahrzeugkilometer entscheidend. Abgesehen von ein bissl besserem Luftwiderstand ist es den drei Fahrzeugen, die in München losfahren nämlich vom Energieverbrauch her egal, ob sie das gekuppelt machen oder getrennt als drei seperate Züge.
Auf die 35 km nach Holzkirchen folgen dann nochmal 30 km bis Lenggries, 23 km bis Tegernsee und 40 km nach Bayrischzell. Es dürfte also schon ungefähr hinkommen, dass die Fahrzeuge im Oberlandnetz zu 50% unter Fahrdraht unterwegs sind. Es ist ja nicht so, dass die in Holzkirchen immer alle umdrehen würden und erst alle drei Äste befahren müssen, bevor sie wieder mal nach München kommen.
Du hast natürlich insoweit recht.
Aber es kommt eben schon auf den Blickwinkel an. Ob sich eine Oberleitung lohnt hängt eben sehr vom gefahrenen Takt (noch genauer von den Pasagierzahlen) eines Abschnittes ab.
Der Abschnitt München Holzkirchen (mal angenommen er würde nur von den 3 BOB-Ästen befahren) wäre also 3x so schnell rentabel, wie jeder einzelne Teilabschnitt in die verschiedenen Täler hinein.
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Beitrag von mapic »

Hot Doc @ 17 Dec 2020, 20:05 hat geschrieben: Der Abschnitt München Holzkirchen (mal angenommen er würde nur von den 3 BOB-Ästen befahren) wäre also 3x so schnell rentabel, wie jeder einzelne Teilabschnitt in die verschiedenen Täler hinein.
Und auch der Effekt zeigt sich nur dann, wenn man die Fahrzeugkilometer betrachtet. Würde man nach den Zugkilometern gehen, dann wäre der Abschnitt nämlich nicht 3x so oft befahren, sondern genau so oft wie alle anderen Äste.
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Beitrag von Rohrbacher »

Hot Doc @ 17 Dec 2020, 18:56 hat geschrieben:Der Bus hat auf der 75km langen Strecke irgendwie 115km pro Richtung verbfahren. Ich geh mal davon aus, dass der durchaus noch ein paar Zwischenhalte hatte mit entsprechenden Landstraßen- und Stadtverkehranteil (z.B. für den Stopp in Heidelberg).
Wir brauchen im Regionalverkehr aber durchaus 600 km pro Betriebstag ohne nennenswerte Standzeiten. Wie gesagt, Taktverkehr mit 35 km und effektiver Fahrzeit von 50-55 Minute pro Betriebsstunde, 15 Stunden lang.
Hot Doc @ 17 Dec 2020, 18:56 hat geschrieben:Für einen E-Motor ist die Autobahn energetisch das anspruchsvollste. Eine ständige relativ hohe Lastabfrage resultiert in viel Wärmeentwicklung und dadurch viel Kühl- und Regulierungsbedarf. Warum denkst du, dass die meisten E-Autos deutlich gedrosselt sind oder wenn dann die Vmax nur kurz ausfahren können?
Wegen des Akkus, der muss gekühlt werden und zieht ungeheuer Strom, was auf die Reichweite und ggf. die Lebensdauer des Akkus geht.
Hot Doc @ 17 Dec 2020, 18:56 hat geschrieben:Ich diskutier ja gerne mit dir, aber einen gewissen Rest Realismus sollte schon noch vorhanden sein. Du hast von 525km pro Tag gesprochen. Wenn der Bus jetzt 320km schafft, dann kann er nicht mittags leer sein, wenn er sogar noch aufladen kann. Und warum ein zuverlässiges Nachladen an bestimmten Haltestellen nicht möglich sein soll, möchte ich bitte auch erklärt haben.
Obacht: Wir laden in den Akku (oder kippen in den Dieseltank) kWh und keine km. ;) Je nach Einsatzbereich können die kWh pro Kilometer und damit die Reichweite massiv variieren, viel stärker als in einem Pkw und beim E-Fahrzeug wegen des Wirkungsgrads viel stärker als beim Diesel. Das heißt aber, dass "bis zu 320 km" im Regionalverkehr auch nur 150 sein können. Ein Dieselbus verbraucht auf der Autobahn ungefähr 25 l, im Regionalverkehr je nach Geläuf 30-50 l. Da der Tank nicht größer wird, wenn's bergauf geht und mehr verbraucht wird, sinkt die Reichweite logischerweise.
Hot Doc @ 17 Dec 2020, 20:05 hat geschrieben:Ob sich eine Oberleitung lohnt hängt eben sehr vom gefahrenen Takt (noch genauer von den Pasagierzahlen) eines Abschnittes ab.
Die gängige Faustformel für reinen Regionalverkehr: Den ganzen Tag über mehr als ein Zugpaar pro Stunde = Fahrleitung aufhängen. (Siehe Altomünster, siehe Wasserburg.) Die Fahrgastzahlen haben nur indirekt Einfluss, weil die natürlich in der Regel mit über den Takt und die Fahrzeugkapazität entscheiden.
Hot Doc @ 17 Dec 2020, 20:05 hat geschrieben:Der Abschnitt München Holzkirchen (mal angenommen er würde nur von den 3 BOB-Ästen befahren) wäre also 3x so schnell rentabel, wie jeder einzelne Teilabschnitt in die verschiedenen Täler hinein.
Ja, im Prinzip. Es geht ja auch um die produzierten Zugleistungen. Bei den richtig schweren, schnellen Zügen mit hoherem Leistungsbedarf ist man schon bei einzelnen Fahrten dabei, im Regionalverkehr ab 622, 628, 648 sagt man eben, dass der Fahrleitungsbetrieb sich ab mehr als Stundentakt auf jeden Fall lohnen würde. Bei der Abwägung wie die Infrastruktur ausgestattet werden soll, zählt man die Fälle natürlich zusammen. Vereinfacht kannst du natürlich die am Tag verbrauchten Energiemengen oder noch einfacher einfach die "installierten Kilowatt" addieren. Hast du pro Tag nur "200 kW" auf der Strecke (z.B. einen einzigen Alibi-Triebwagen), dann wird sich die Elektrifizierung deswegen (was aber nicht heißt, dass es nicht andere Gründe geben kann) eher noch nicht lohnen. Hast du am Tag aber "3.000 kW" auf der Strecke, sieht die Geschichte energetisch anders aus, egal ob das mit einem einzigen Großdiesel mit einem Güterzug oder 15 von den kleinen Beispieltriebwagen erreicht wird. Oder beides. Letztlich geht's bei der Frage um Energie.

Wenn dementsprechend Wasserburg und Altomünster nach einem Angebotsausbau elektrisch betrieben werden, müsste man eigentlich auch im Oberland längst damit angefangen haben.
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Rohrbacher @ 18 Dec 2020, 01:06 hat geschrieben: Wir brauchen im Regionalverkehr aber durchaus 600 km pro Betriebstag ohne nennenswerte Standzeiten. Wie gesagt, Taktverkehr mit 35 km und effektiver Fahrzeit von 50-55 Minute pro Betriebsstunde, 15 Stunden lang.
Es wird aber auch immer mehr.... ;)
Wie schon geschrieben gibt es durchaus Systeme die solche Reichweiten erreichen können, selbst mit nur kurzen Stand- und damit Ladezeiten. Ich will gar nicht behaupten, dass das dann noch superbillig ist, aber über die Lebenszeit einer Busflotte kann sich das trotzdem rechnen.
Zudem ist deine Aussage (zuindest so wie sie hier rüber kommt) schon ziemlich gewagt, dass alle Regionallinien gerade mal 5 Minuten Wendezeit hätten und 15 Stunden durchgehend ohne Pause verkehren würden.
Natürlich wird es die eine oder andere Linie geben, die toptgraphisch besonders anspruchsvoll ist, kaum Wende- und Wartezeiten hat und wo auch keine vernünftige Stromversorgung oder in der Wende kein Platz zum Warten vorhanden ist, so dass das Laden und überhaupt der Einsatz von E-Bussen schlicht ein echtes Problem darstellt.
Beim gros der Linien sind die Stand- und Wartezeiten bei weitem ausreichend und auch die Topographie so, dass man mit einem Durchschnittsverbrauch rechnen kann.
Wegen des Akkus, der muss gekühlt werden und zieht ungeheuer Strom, was auf die Reichweite und ggf. die Lebensdauer des Akkus geht.
Richtig. Und deshalb halte ich die Aussage, dass der E-Bus auf der Autobahn (Luftwiderstand auch nicht vergessen) nicht wesentlich sparsamer unterwegs ist, als im Regionalverkehr, weiter für richtig. Beim Diesel schaut das anders aus.
Obacht: Wir laden in den Akku (oder kippen in den Dieseltank) kWh und keine km. ;) Je nach Einsatzbereich können die kWh pro Kilometer und damit die Reichweite massiv variieren, viel stärker als in einem Pkw und beim E-Fahrzeug wegen des Wirkungsgrads viel stärker als beim Diesel. Das heißt aber, dass "bis zu 320 km" im Regionalverkehr auch nur 150 sein können.
Jetzt wirds aber schon arg theoretisch. Klar, wenn du den ganzen Tag bergauf fährst, dann wirst du das schaffen. Und auch klar, wenn du im Winter den Bus leer von 0° auf 18° mit den Akkus aufheizt wahrscheinlich auch.
Außerdem finde ich die Argumentation ziemlich schwach. Die Reichweite "kann" variieren. Ja natürlich "kann" sie das. Aber das KANN man vorher durch Testfahrten herausfinden, wie sich der Verbrauch auf einer bestimmten Strecke verhält. Die Hersteller solcher Systeme sind da sehr entgegenkommend.
Ich sehe es übrigens nicht so einseitig, dass die Reichweite so viel mehr variiert als z.B. beim Diesel. Es sind nur andere Faktoren als beim Diesel. Ein fieser Berg ist z.B. für den Diesel ein Problem. Raufzu haut der Sprit raus wie nur was und runter muss der Motor trotzdem laufen, ggf. bekommt man den Verbrauch auf nahe Null, wenn man die Motorbremse gut einsetzt.
Der E-Bus braucht hoch vergleichbar mehr wie der Diesel, kann aber bergab wunderbar rekuperieren. Gerade Steigungen machen im Linienbetrieb, wo eine Steigung in die eine Richtung immer auch ein Gefälle in die andere ist (wichtig, weil das ist was anderes als die Urlaubsfahrt in den Bergen, wo man in aller Regel erst mal nur eine Strecke fährt) z.B. erstaunlich wenig aus.
Ein Dieselbus verbraucht auf der Autobahn ungefähr 25 l, im Regionalverkehr je nach Geläuf 30-50 l. Da der Tank nicht größer wird, wenn's bergauf geht und mehr verbraucht wird, sinkt die Reichweite logischerweise.
Da geb ich dir völlig recht. Ist aber beim E-Bus komplett anders.
Die gängige Faustformel für reinen Regionalverkehr: Den ganzen Tag über mehr als ein Zugpaar pro Stunde = Fahrleitung aufhängen. (Siehe Altomünster, siehe Wasserburg.) Die Fahrgastzahlen haben nur indirekt Einfluss, weil die natürlich in der Regel mit über den Takt und die Fahrzeugkapazität entscheiden.
Und mir wird vorgeworfen, dass ich zu pauschal argumentiere..... Ja, auch hier sind wir vom Prinzip einer Meinung. An diesem Punkt ist Kipppunkt, an dem die Stromleitung genau so kosteneffizient wird wie der Diesel. Da damit andere Vorteile einhergehen, war bisher die Regel, dass man in einem solchen Fall einen Draht spannen sollte.
Der Einsatz von Akku-Triebwagen änder nichts an dem Punkt zwischen Diesel und Oberleitung, aber er bringt zwei weitere Punkte ins Spiel:
1. Diesel gegen Akku: Der Akku lohnt sich überall da, wo er von der Streckenlänge/Reichweite sicher betrieben werden kann.
2. Akku gegen Oberleitung: Die Oberleitung lohnt sich erst wenn der Takt 1/h übersteigt.

Ich gebe zu, dass ist jetzt eine rein wirtschaftliche Betrachtung und natürlich vereinfacht. (Das Thema Güterverkehr hatten wir ja schon.)
Aber am Ende bedeutet das, dass man eigentlich keinen Dieselzug mehr betreiben sollte, wenn ein Akku-Zug das irgendwie hinbekommen kann. Und dass aber auch eine Oberleitung sich erst später lohnt, weil eben der Akkuzug noch deutlich kosteneffizienter ist, als der Diesel, so dass schon deutlich mehr los sein muss, bis sich die Strippe lohnt. (Oder eben anderer Verkehr wie Gütertransport oder Fernverkehr.)
Schade, dass du da mit keinem Wort auf die verlinkte Tabelle eingegangen bist. Die zeigt nämlich sehr deutlich, dass es in D eben Hunderte solcher Strecken gibt, die großes Potential dafür hätten.
...Letztlich geht's bei der Frage um Energie.
Darauf können wir uns einigen.
Wenn dementsprechend Wasserburg und Altomünster nach einem Angebotsausbau elektrisch betrieben werden, müsste man eigentlich auch im Oberland längst damit angefangen haben.
Darauf dann schon wieder nicht. Altomünster wird ins S-Bahnnetz eingegliedert, das ist ein äußerer Grund, der mit der Strecke und den Passagierzahlen an sich nichts zu tun hat.
Nach Wasserburg (ich habe jetzt den Takt nicht spontan im Kopf) hätte wahrscheinlich eine Akkulinie auch gut gereicht und wäre billiger gewesen. (Ich muss zugeben, ich weiß jetzt nicht, ob die Strecke auch anderweitig (Güterverkehr etc.) genutzt wird. ODer wird das auch in die S-Bahn eingegliedert als Express? Dann wäre klar, dass man sich dafür keine Splittergruppe ins Haus holt.
Die Linien der BOB sind dann doch noch etwas eigenständiger und auch etwas länger. (Ebersberg - Wasserburg 18km, Holzkirchen - Bayrischzell 40km)
Das Argument, dass du gegen mich bringst, dass man eben jede Strecke einzeln betrachten muss (Güterverkehr, Takt, Steigung, Fahrzeugpool etc.) gilt dann plötzlich nicht mehr, wenn es ums aufhängen von Oberleitungen geht, oder wie?

Zum Argument von Iarn, dass man theoretischen Zahlen nicht trauen sollte. Ja, das Problem sehe ich auch. Aber aktuell haben wir halt nur solche (aus meiner Sicht sehr sorgfältig zusammengestellten) Zahlen.
Klar kann es sein, dass im realen Betrieb Probleme auftauchen. (Aber das gabs bei Diesel- und E-Zügen durchaus auch schon.)
Trotzdem haben wir nur diese Entscheidungsgrundlage. Und beim Wasserstoffzug - gegen den ich hier ja argumentiere - ist es dasselbe Problem. Auch hier gibt es nur wenig Praxiserfahrung.
Gerade deshalb sollte man JETZT ordentliche Versuche mit einem kleinen Netz machen, damit man schnell belastbare Zahlen bekommt.
Mal hier und da einen Testzug mitfahren zu lassen, wird uns nicht wirklich weiter bringen.
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Beitrag von Iarn »

Hot Doc @ 18 Dec 2020, 12:15 hat geschrieben: ODer wird das auch in die S-Bahn eingegliedert als Express? Dann wäre klar, dass man sich dafür keine Splittergruppe ins Haus holt.
Ja so ist der Plan.
Zum Argument von Iarn, dass man theoretischen Zahlen nicht trauen sollte. Ja, das Problem sehe ich auch. Aber aktuell haben wir halt nur solche (aus meiner Sicht sehr sorgfältig zusammengestellten) Zahlen.
Für soetwas hat man in der Regel noch Risikoaufschläge für unreife Technologien, da man durchaus Erfahrung hat mit ähnlichen Problemen bei noch nicht ganz ausgereiften Produkten in der Vergangenheit hat und daraus Analogieschlüsse ziehen kann. Ein meiner Meinung nach sorgfältiges Vorgehen würde insbesondere beim Austausch von Komponenten und Instandhaltung im Rahmen des Riskomanagements Aufschläge bei noch relativ unreifen Systemen machen. ich kann der VDE Studie auch wenn sie sonst gut macht zu sein scheint, dies jetzt nicht entnehmen. Vielleicht ist da was im Zahlenwerk hinter den Kulissen aber ich bezweifel das ehrlich gesagt mit Blick auf die angesetzten absoluten Zahlen.
Und da komme ich zu dem Punkt wo ich die Studie inhaltlich als wirklichkeitsfremd ansehe, z.B. auf Seite 68 sind die Wartungskosten eines BEMU nur 5% über denen eines EMU. Mit Verlaub das erscheint mir wirklichkeitsfremd, dass ein Batteriezug welcher eine Kleinserie höherer Komplexität darstellt kaum Unterschiede in den Wartungskosten gegenüber einem voll ausgereiften elektrischen Triebwagen hat.
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Beitrag von Rohrbacher »

Hot Doc @ 18 Dec 2020, 12:15 hat geschrieben:Es wird aber auch immer mehr.... ;)
Nochmal nachlesen: Nö. Oder steht dein Betriebshof direkt am richtigen Linienende und Umleitungen kommen gar nie vor und ist mein Beispiel das Maximum, was pro Tag gefahren werden kann? ;)
Hot Doc @ 18 Dec 2020, 12:15 hat geschrieben:selbst mit nur kurzen Stand- und damit Ladezeiten.
Die haben wir aber nicht. Jedenfalls nicht planbar. Eine Verspätungsreserve oder Fahrerpause kann ich nicht zum Laden fest verplanen. Einen Dieselbus tanken dauert 15 Minuten und es gibt flächendeckend Tankstellen, dennoch macht man das in der Regel nicht untertags während der Betriebszeit irgendwann. Außer vielleicht in einem Umlauf, bei dem man mit Takt- und zusätzlichen Verstärkerfahrten linienübergreifend fährt. Da müsste man aber zurück zu den großen Bahnbusgesellschaften oder umlaufbezogenen Vergaben wie bei den DB-Subs. In Ausschreibungsnetzen wie im MVV und mittelfristig wohl flächendeckend, wo der eine (Gebraucht-) Bus von Unternehmen A nur vier Schülerkurse am Tag hat und der Bus von Unternehmen B den ganzen Tag im engen Takt rotiert, wird das schwer zu realisieren sein.
Hot Doc @ 18 Dec 2020, 12:15 hat geschrieben:Und deshalb halte ich die Aussage, dass der E-Bus auf der Autobahn (Luftwiderstand auch nicht vergessen) nicht wesentlich sparsamer unterwegs ist, als im Regionalverkehr, weiter für richtig.
Fakt ist, dass auf der Kombination Landstraße/Stadt im Linienverkehr deutlich mehr Energie verbraucht wird als beim Konstantfahren, selbst höherer Vmax, da die Energie eher für's Beschleunigen gebraucht wird weniger für's Halten einer Geschwindigkeit. Das gilt übrigens ganz besonders für die Eisenbahn, bei der dieser Unterschied besonders groß ist.
Hot Doc @ 18 Dec 2020, 12:15 hat geschrieben:Aber das KANN man vorher durch Testfahrten herausfinden, wie sich der Verbrauch auf einer bestimmten Strecke verhält.
Im Regionalverkehr kauft man keine Busse für eine einzelne Strecke und hat das ganze Fahrzeugleben nie Änderungen drin. Zumal Regionalbusse nebenbei auch im Charterbereich oder für SEV eingesetzt werden. Da kann ich nicht jedesmal einen Testlauf machen. Das Ding muss den ganzen Betriebstag auch fern vom Betriebshof durchhalten, zumal die den oft eh nicht sehen. Regionalbusverkehr ist sehr kostensensibel, weil man jenseits der Schülerzeiten oft wenig Leute über lange Wegstrecken fährt. Aber eben selten energieeffizient auf dem direkten Weg wie bei einem Fernbus, was durch den Bau von Umgehungsstraßen eh immer seltener geht, sondern mit häufigeren Geschwindigkeitswechseln.
Hot Doc @ 18 Dec 2020, 12:15 hat geschrieben:Ist aber beim E-Bus komplett anders.
Wie ist es denn? ;)

Wegen des höheren Energieverbrauchs im Regionalverkehr hat man z.B. den StÜLB O307 standardmäßig auf 240 PS ausgelegt, während im Reiseverkehr bei einem O302 noch Varianten mit 170 PS angeboten wurden, bevor die 100 km/h im Reiseverkehr dann immer mehr die Regel und die Reisebusse deutlich schwerer und damit nicht mehr 100% vergleichbar wurden. Bei der Eisenbahn ist das auch so, dass VT, die häufig anfahren, was ziehen oder/und auf steilen Rampen fahren sollen wie der Ne81, mehr kW kriegen als der für's eilzugmäßige Fahren mit gleicher Vmax gebaute Flachland-628. Oder auch ein 420-Vollzug, der mehr als doppelt so viel kW bekommen hat als die 141 samt vierteiligem n-Wendezug mit gleicher Kapazität. ;) Es ist eben nicht komplett anders. Außer dass die "Leistung" vom E-Fahrzeug ohne Fahrleitung mehr über den Akku (und die Brennstoffzelle) definiert und limitiert wird als über die Motorleistung wie beim Verbrenner. Das ist der wirklich entscheidende Unterschied.

In einem 300 l fassenden Dieseltank eines Linienbusses sind 2.940 kWh drin (9,8 kWh pro Liter), in den Münchner MAN-Elektros 480 kWh. Der Gesamtwirkungsgrad ist zwar höher, aber vom Tank/Akku bis zur Straße trotz der vor allem im Stadtverkehr gut nutzbaren Energierückgewinnung eben auch nicht 6,125 Mal so hoch. Die Bremsenergierückgewinnung im Stadtverkehr ist natürlich super, um mit erheblich weniger Energie "im Tank" zumindest bis mittags (siehe die erwähnten Betriebserfahrungen der MVG) das gleiche fahren zu können wie mit dem Dieselbus. Sobald du aber in Betriebsbereiche kommst, wo weniger rekuperiert wird, du die Energie, die du "getankt" hast, nicht teilweise mehrfach verwenden kannst, sondern in viel größerem Maß an Roll- und Luftwiderstand verlierst und gleichzeitig höhere Leistungen = mehr Energie abgerufen werden müssen, kriegst du mit dem Akku-Fahrzeug ein Versorgungsproblem. Deswegen wird selbst beim völlig "überzüchteten" Tesla, e-tron, EQC etc. die Vmax beschränkt und deswegen haben auch die Hybrid-Verbrenner außerhalb der Stadt kaum einen Vorteil, weil die Gelegenheiten, den Akku zu laden (außer über den Verbrenner und den Generator ...) im Verhältnis zur Gesamtfahrzeit viel geringer sind.

Regionalbusse sind ohne Brennstoffzelle nicht sinnvoll zu elektrifizieren, sonst würden ja irgendwelche Betriebe auch mal einen E-Citaro auch mal Überland einsetzen. Entsprechend wird sich die Busentwicklung in dem Bereich wohl auch teilen in vollniederflurige, reine Akku-Stadtbusse, wo man mit Reichweiten von 300-350 km pro Betriebstag schon recht nah am Bedarf ist und in Regional- und Reisebusplattformen mit kleinerem Akku und Brennstoffzellentechnik aus dem Lkw-Bereich, aus dem sich möglicherweise auch die Bahnindustrie bedienen wird. Auch wenn ich für Bayern den Bedarf an nicht fahrleitungsgebundenen Zügen ja langfristig als gering einschätze, ist das anderswo mit anderen Strukturen und Zielfahrplänen unterhalb des Stundentakts ja nicht automatisch genauso. Entwickelt wird ja im Prinzip für den Weltmarkt. Und da wirst du außerhalb von Zentraleuropa vielleicht nicht an jedem Punkt, wo ein Regionalbus oder Regionalzug laden müsste, überhaupt eine Stromversorgung vorfinden und aufbauen können/wollen.
Iarn @ 18 Dec 2020, 14:30 hat geschrieben:Und da komme ich zu dem Punkt wo ich die Studie inhaltlich als wirklichkeitsfremd ansehe, z.B. auf Seite 68 sind die Wartungskosten eines BEMU nur 5% über denen eines EMU. Mit Verlaub das erscheint mir wirklichkeitsfremd, dass ein Batteriezug welcher eine Kleinserie höherer Komplexität darstellt kaum Unterschiede in den Wartungskosten gegenüber einem voll ausgereiften elektrischen Triebwagen hat.
Vielleicht nicht, wenn man die Fahrleitungsanlagen miteinbezieht. Technologiestudien sollte man ja unabhängig davon machen wie die Kosten z.B. in Deutschland in der Praxis verteilt und an gewissen Stellen je nachdem welche Lobby die Regeln gemacht hat, künstlich schön- oder schlechtgerechnet werden. Ich habe ja schon öfter anklingen lasse, dass ich mir sicher bin ein vollintegrierter Konzern wie einst die Deutsche Bundesbahn, wo sämtlich Kosten des Bahnbetriebs zentral beim Entscheidungsträger direkt und unverblümt anfallen, Mühldorf oder das Oberland mit den heutigen Fahrleistungen längst aus wirtschaftlichen Gründen elektrifiziert hätte.
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