423-Kutscher @ 7 Sep 2004, 12:17 hat geschrieben:(...)
Etwas schlauere Fahrgäste kommen dann irgendwann auf den Trichter, das man ja das Fenster auch mit einer 5-Cent-Münze öffnen kann, andere beschaffen sich aus einem beliebigen Baumarkt einen Vierkant und nehmen den mit. Daß damit die Klimatisierung für die Miezekatze ist, stört dabei eigentlich niemanden, der Luftzug der entsteht ist zwar gesundheitsschädlich, wird aber eher als angenehm empfunden, und nicht zuletzt sitzen die Fahrgäste die die Fenster aufreißen sowieso nicht so daß sie den kompletten Luftzug abbekommen. Diese Beobachtungen stützen sich auf die Situation in München, aber ich denke mal das wird in anderen Städten kaum anders sein.
Dienstschicht 8344: Plochingen - Herrenberg - Plochingen - Herrenberg - Plochingen.
Erste Runde Langzug, zweite Vollzug.
Alle Fahrgastraumbelüftungen in Ordnung.
Beim V-Dienst des Langzuges sieben geschlossene, allerdings nicht abgesperrte Fenster zugesperrt.
Der Vierkant sechs dieser sieben Fenster stand um nur 45 ° verdreht, woher nur?
Bereitstellen des Langzuges in Plochingen. Beim Wechsel des Führerstandes ein Klappfenster geschlossen und verriegelt. Der einzige Fahrgast des Wagens saß - na wo wohl? Und beteuert, er habe das Ding nicht aufgemacht.
Abschlußdienst in Herrenberg, drei Klappfenster abgesperrt. Alle mit den um 45 ° verdrehten Vierkanten, wie der eine Stunde vorher in Plochingen übrigens auch.
Rückfahrt nach Plochingen, eine Einheit des Langzuges wird abgestellt. Der Abstellführer schließt und verriegelt zwei offene Fenster, beim zurückfahrenden Vollzug sind es ebenfalls zwei. Welche Stellung hatten die Vierkante? Nicht halbes und nichts ganzes, 45 ° natürlich.
Ankunft in Herrenberg, Abschlußdienst. Es sind bzw. waren drei Fenster geöffnet und eines zwar geschlossen aber nicht abgesperrt.
Nach dem Bereitstellen am Bahnsteig fällt beim Entlangblicken am Zug wieder ein offenes Fenster auf. Der bis dahin einzige Fahrgast der führenden Einheit (es sind noch 14 Minuten bis zur Abfahrt) sitzt genau an diesem Fenster, das gegenüber steht auch offen. Allerdings beteuert er, das Fenster sei zuvor schon offen gewesen und er habe an den (um 45 ° verdrehten) Vierkanten nichts gemacht.
Ankunft in Plochingen: Bei der Spitze des ankommenden Zuges zwei, beim Ende, welches abgestellt wird, ein Fenster offen, dafür zwei nicht verriegelt. Die Stellung der Vierkante brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
Fazit:
5:53 h Fahrgastverkehr mit ET 423, Zuglänge im Schnitt 2,5.
19 Fenster sind aufgeschlossen worden, drei davon wurden wohl nachdem sie irgendwer geöffnet hat von jemand anders wieder geschlossen.
Pro Kurzzug und Stunde werden also nach einer knapp sechsstündigen Zählung 1,374 Fenster aufgeperrt.
Rechnet man diese Zählung hoch, so würde eine 423-Einheit mit ihren 20 Klappfenstern genau 14,553 h (14 h, 33 Min, 9,47s) im Fahrgastverkehr benötigen, bis alle Fenster offen sind, wenn sie keiner zumacht.
Geschlossene aber nicht verschlossene Fenster müssen erstmal gefunden werden, schließlich glotzt niemand, außer einer, der bei einer Dienstschicht bewußt Strichliste führt, auf jeden Vierkant.
Beim Zusperren der Fenster kommt von Fahrgästen häufig die Frage, warum eigentlich. Mitunter übrigens auch sehr patzig.
Auch hier stellt man sich mit zunehmendem Maß die Frage, wo wir eigentlich hingekommen sind. Das Gehirn darf gern ausgeschalten werden, dafür darf getan und gelassen werden zu was man gerade lustig ist.
Unfaßbar...
Gez.
7. Bauserie.