Sandstreuen bei Straßenbahnen

Rund um die Technik der Bahn
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Ob die alten mehr geschleudert haben, dazu kann ich nix sagen, aber generell neigen Eisenbahnfahrzeuge eher zum Schleudern als Gummireifenfahrzeuge, außer natürlich Zweiwege-Fz bei Regen auf Schienen, das ist lustig.

Auf die Motoren geht´s hauptsächlich bei den E-Loks, die Drehstromer sollten nciht mehr so empfindlich sein, aber gut ist es auch nicht und bei der 218 geht´s dann eben auf´s Getriebe. Alles ist auch nicht hydraulisch, das Motoröl fließt nicht bis in die Räder.

Und seit dem 642 gibt´s ja auch immer mehr VTs mit mechanischem Getriebe.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Drehstromfahrzeuge sind in der Theorie wesentlich besser was Schleudern betrifft, zum einen weil man bei einem Drehstromfahrzeug (zumindest in der Standardausführung) mehr Zukraft am Rad übertragen kann als bei Schaltwerkern bevor es schleudert, zum anderen weil Drehstrommotoren prinzipbedingt nicht in der Form durchgehen können wie die bei Schaltwerkfahrzeugen genutzten Reihenschlussmotoren.

Dass das in der Praxis nicht unbedingt immer genauso sein muss wie in der Theorie ist natürlich ne andere Sache.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

Martin H. @ 28 Jan 2011, 17:50 hat geschrieben: hier noch zwei Bilder was Sanden in schleudernde Achsen anrichten kann, im Bezug auf die Schläge:

http://img716.imageshack.us/img716/7185/filephpj.jpg
http://img211.imageshack.us/img211/1369/filephp7.jpg
Ok, jetzt hab ich das auch endlich mal begriffen. Danke :)
Beste Grüße usw....
Christian


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chris232
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Beitrag von chris232 »

Dafür kann man mit 'ner herkömmlichen Lok trotzdem gefühlvoller fahren - einfach schon deshalb, weil man's viel besser merkt, *bevor* die Karre schleudert. Bei Drehstromfahrzeugen isses dann eher schon zu spät, und sooo toll is die ach so geniale Elektronik eben auch nicht. Kann jedenfalls kein gut kalibriertes Lokführergesäß ausgleichen ;)
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
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Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Boris Merath @ 28 Jan 2011, 20:13 hat geschrieben:weil man bei einem Drehstromfahrzeug (zumindest in der Standardausführung) mehr Zukraft am Rad übertragen kann als bei Schaltwerkern bevor es schleudert
Nein. Man kann sich mit einer (stufenlosen) Drehstromregelung nur viel näher an die Reibwertgrenze herantasten als mit einem Schaltwerk.
Die tatsächlich übertragbare Zugkraft bleibt gleich, sie ist ja vom Reibwert Rad/Schiene abhängig und nicht von der Antriebsart.

Gruß Michi
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Michi Greger @ 29 Jan 2011, 22:16 hat geschrieben: Die tatsächlich übertragbare Zugkraft bleibt gleich, sie ist ja vom Reibwert Rad/Schiene abhängig und nicht von der Antriebsart.
Doch, ist sie, weil mit Wechselstrom betriebene Motoren ein pulsierendes Moment haben, also im Fall von 16,7Hz-Wechselstrom 33,4 mal pro Sekunde zwischen 0 und maximalem Moment pendeln. Um ein vorgegebenes effektives Drehmoment und damit eine vorgegebene effektive Zugkraft zu erreichen muss daher die maximale Zugkraft größer sein als die effektive, während der Drehstrommotor in der heute am häufigsten gebauten Ausführung durch den Energiespeicher ein konstanten Drehmoment hat.

Im Durchschnitt kann man damit mit dem Drehstrommotor bei gleichem Reibbeiwert mehr Zugkraft an die Schiene abgeben - analog zum Thema Wechselspannung bzw. Gleichspannung beim Thema Isolation.

Bei Gleichstrombahnen gibt es diesen Unterschied aber natürlich nicht.

Dazu kommt, dass ein Reihenschlussmotor durchgehen kann, bei Abfall der Last (was beim Schleudern ja der Fall ist) also immer schneller dreht, während der Drehstrommotor prinzipbedingt nicht nicht schneller drehen kann als das ihn umgebende Feld, das aber ja von Seiten der Elektronik vorgegeben ist. Damit kann die Lok zwar schon schleudern, aber bei weitem nicht so heftig wie eine Reihenschlußmaschine. Dazu kommt dass bei einer Drehstromlok die Leistung deutlich schneller zurückgenommen werden kann als bei einer Schaltwerkslok.

Wie gesagt, das ganze sind theoretische Überlegungen, dass das von der konkreten Implementierung abhängig ist ist mir durchaus bewusst.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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